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Ich weiß nicht, verehrter Herr Bruder, ob Sie die land. lichen Patronatsverhältnisse der freien Kirche ein menig aus eigener Anschauung fennen. Der Rittergutsbe. figer, der als Batron der Kirche den Pfarrer berufen hat und der in allen firchlichen Angelegenheiten auch dann das ausschlaggebende Wort zu sprechen hat, wenn er( und so ist es jetzt vielfach) zu den firdlichen Lasten, Kirchensteuern usw. wegen angeblicher Einfom­menlofigfeit in, feiner Weise mehr beiträgt, ist natürlich der Führer oder Gönner des Stahlhelms.

Clemente, die dagegen Stellung nehmen, werden in seinem Dorfe nicht geduldet,

und die gelegentliche Spendung ungeheurer Mengen von Freibier überzeugt auch die anfänglich bedenklicheren Gutsarbeiter von den Vorteilen eines Rachefrieges und von der Selbstlosigkeit ihres jeu, dalen Arbeitgebers. Der Pfarrer, der nicht mitmacht, wird bereits bedenklich von der Seite angesehen. Von dem Tage an, an dem der Pastor und sei es auch nur im fleinen Kreise pazi

fiftijdje Gedanken vertritt, beginnt für ihn der Aufenthalt in der Gemeinde unerträglich zu werden. Der jest wohl in allen Landkretsen vorhandene reisoffizier, der ja auch für die moralische Behrhaftmachung zu sorgen hat, ist bald von de: Gefährlichkeit des Betreffenden unterrichtet; und Gutsbesize:, Kriegerverein und Stahlhelm halten es für ihre vaterländische Pilicht, den Vaterlandsfeind zu verdächtigen und ihn zu isolieren.

Die Möglichkeit, in einer anderen Gemeinde von neuem und nun vorsichtiger anzufangen, ist ihm verwehrt. Das Kon fistorium hat durch den Superintendenten   längst erfahren, daß er ungeeignet ist und sich mit seinen Gemeinden nicht steht, kommt ihm also bei seinem Wunsche nach Bersezung nicht entgegen. Ein anderer Kirchenpatron verzichtet, sowie er von demselbigen die entsprechende Aufklärung erhalten hat. So bleibt er weiter in den allen Berhältnissen, die ihn zermürben, und die Sache, der er dienen mollte, wird bei dem Fehlen jeglicher Resonanz doch nicht gefördert. Aehnliche Erwägungen und Erfahrungen bestimmen gemiß piele Brüder im Amte zur Zurüdhaltung ober geben manchem von ibnen, ihnen felbft vielleicht unbewußt, eine porteilhaftere Drien tierung. Geistig überragende und führende Männer werden fich natürlich, wie Sie selbst, verehrter Herr Bruder, einen geeigneten und angemessenen Birkungsfreis zu erobern wissen, aber für den Durchschnittspfarrer heißt es auch hier, auf eigene Mei­nung zu verzichten.

Bitte, tämpfen Sie weiter für unser Baterland und für uns!

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- beinahe gelungen-"

Grundfäßliches zu einem Reichswehrbeleidigungsprozeß.

Rebafteur des sozialdemokratischen Volkswillen" in Singen a. H., Bor dem Schwurgericht in Sonstanz hatte sich der politische Genosse B. Schildbach, wegen Beleidigung durch die Presse zu

auch bei größter Unbefangenheit aus fehtar Saut nicht heraus. Hin zufommt, daß der Laienrichter nur zu oft oder fast immer sich nur als Laien betrachtet, sich von dieser Befangenheit dem Richter gegenüber niemals befreien kann, und diesem daher blindlings folgt.

verantworten. Er hatte als Rebatteur ein Telegramm des Ber  : Sozialistenpartei und Gewerkschaften.

finer Tageblatts" übernommen, und zwar unter Quellenangabe, nach welchem der Erbpring Johann Leopold von Sachsen- Co­burg- Gotha in das Reichswehrbataillon in Meiningen  eingestellt werden sollte, was aber nicht gelungen sei; darauf habe eingestellt werden sollen. Dieses Komplott märe beinahe ge er unter einem Pjeudonym in das Bataillon in Donaueschingen  eingestellt werden sollen. Dieses Romplott märe beinahe ge lungen". Bei Dußenden republikanischer Zeitungen, die die Nach. Iungen". Bei Dugenden republikanischer Zeitungen, die die Nach­richt ebenfalls übernommen hatten, erfolgte nichts. Nur dem Redakteur Schildbach wurde der Prozeß gemacht. Der Kommandeur von Donaueschingen   fühlte fich beleidigt durch die Borte ,, beinahe gelungen", weil dadurch gefagt fet, er felber hätte pflichtwibrig persucht, den Brinzen einzustellen. Der die Anflage vertretende Staatsanwalt nannte dies jogar eine schmere Beleidigung". Das Urteil lautéte auf 50 m. Geldstrafe und Beröffentlichung des Urteils.

Nach§ 186 des RS1GB. enthielt die Nachricht tatsächlich eine Mitteilung, die bisher noch weislich nicht wahr gemesen ist, denn nicht in Donaueschingen  , sondern in Meiningen   wäre die Einstellung beinahe gelungen. Eine Mitteilung aber, die den Kommandeur des Donaueschinger Bataillons verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzumürdigen geeignet ist", was erst die Strafforderung des§ 186 erfüllen würde, enthält der Artikel nicht; deshalb tommt der§ 192 ebenfalls nicht in Frage. Der§193 bestimmt aber, daß Aeußerungen, welche zur Wahr­nehmung berechtigter Interessen gemacht werden, nur dann strafbar sind, wenn daraus eine Beleidigung hervorgeht". Also Wahrung berechtigter Interessen, ohne damit eine Beleidigung zu verbinden.

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Es gehört nun schon ein besonders empfindlich ausgebildetes Gefühl dazu, in den beiden Worten ,, beinahe gelungen" eine Be­leibigung zu erbliden, oder sogar eine schwere Beleidigung". Wenn aber das beinahe gelungen" in bezug auf Donaueschin gen eine Beleidigung des Kommandeurs darstellt, die nur mit Gelingen in Meiningen  , woselbst der Erbprinz durch Ein­50 Mart gefühnt werden kann, dann ist das tatsächliche trag in die Listen fachlich aufgenommen war, eine Beleidigung der Republif. Eins bebingt das andere. Nachdem nun der Redakteur verurteilt ist, müßte der Reichsanwalt die Klage wegen Beleidigung der Republik   gegen alle jene erheben, die den Koburger Erbprinzen in die Listen der Reichswehr   aufgenommen haben.

Der Brief spricht für sich. Er ist der Ausdruck der Gewissensnot eines, Mannes, der unter dem Druck der Behältnisse den Kampf aufgegeben hat. Das Milieu, das hier gezeichnet ist, fennt man aus den erst fürzlich erörterten Ber­Die Berurteilung fann nur dann verstanden werden, wenn man hältnissen in Arensdorf es findet sich aber in den meisten annimmt, daß die Gesezesparagraphen ohne Anlehnung an das östlichen Gemeinden wieder. Feudaler Gesinnungs- Leben nach ihrem totftarren Sinn ausgedeutet wurden und ohne Leben nach ihrem totftarren Sinn ausgedeutet wurden und ohne terror duldet feine opponierende Geistlichkeit. Kämpfer- Anerkennung des Willens, daß damit dem bestehenden Staat ge naturen, die dagegen aufbegehren, müssen ihre Laufbahn dient werden sollte. opfern, müssen, wollen sie sich mehren, sich anonym an die Deffentlichkeit wenden und dürfen dabei nicht einmal den Ort ihres Birkens verraten, sonst werden sie die Folgen ihrer Opposition noch stärker zu spüren befommen.

Man braucht sich dann nicht mehr darüber zu wundern, daß in der protestantischen Geistlichkeit die militär fromme, dem Feudalismus   unterwürfige Durch schnittlichkeit dominiert.

Aber gibt es feine Stelle, die den unter dem Gesinnungs terror stehenden Geistlichen zu ihrem Recht verhilft?

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Bieviel Einwohner zählt Citauen? Aus Kowno   wird gemeldet: Nach statistischen Mittellungen zählt der litauische Staat insgesamt 2 225 520 Einwohner, tavon wohnen im eigentlichen Litauen  2116 418 Personen und im Memelgebiet   139 102 Personen. Die Bevölkerungsdichte beträgt auf einen Quadratkilometer in Litauen  398, im Memelgebiet 57 Perfonen. Was jedoch am Interessantesten märe, verschmeigt diese amtliche Statistit, nämlich, wieviel von diesen Einwohnern wirkliche Litauer sind und wieviel Beißruffen, Polen  , Juden, Letten und Deutsche.

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Madame Pompadour  ."

( Großes Schauspielhaus  .)

In welche Lage aber fommt bei solcher Auslegung die Preffe, deren Streben und Aufgabe ist, öffentliche und fogar ftaats­erhaltende- Geschehnisse zur Sprache zu bringen! Ihr ganzes Wirken ist durch einen solchen Spruch unferbunden, denn nur in den allerfeltensten Fällen hat die Bresse von vornherein die etwa gefeilich rechtsfräftigen Unterlagen eines Beweises. Die Frage, ob ein Staatsanwalt in diesem Falle es nötig hatte, dem Antrag auf Bestrafung zu entsprechen, foll außerhalb dieser Betrachtung stehen.

Wäre aber diese Anklage nach dem alten Schmur= gerichtsverfahren mit 12 Geschworenen erledigt worden, die allein ohne berufsrichterlichen Beistand die Frage ist der Ange­flagte fchuldig?" zu beraten gehabt hätten, so wäre die Frage be= stimmt verneint worden. Im neuen Schmutgerichts­verfahren, wo der Berufsrichter bei der Beratung ebenfalls den Borsiz führt, geschieht es zu feich, daß die Laienrichter sich der rein juristischen Paragraphenansicht anschließen und dem juristischen Wort unterliegen. Dabei braucht gar nicht berüd­sichtigt zu werden, ob der Berufsrichter dem Angeklagten oder seiner Tat gegenüber befangen oder nicht befangen ist; denn der Berufs. richter ist von vornherein von seiner Meinung überzeugt und fomit

,, Die schöne Helena  ."

( leiropol Theater.)

Frau Massary   fucht zunächst behutsam und beinahe unsicher Diese Operette ist, was wir unsterblich nennen. Der Stoff ist es, das hat er durch drei Jahrtausende bewährt, und die Musit den Beifall der 3000 Leute in den Zirfusrängen. Sie ist befangen, lebt seit mehr als sechzig Jahren, in ihrer liebenswürdigen Frech fie muß sich erst ,, warm" spielen. Dann aber spielt sie fich frei undheit, in der Verwegenheit ihrer Rhythmen schlägt sie alles, was sich mit zärtlichster Freude nur nach ihrer eigensten Natur. Bei allen, die ihre Partner sind, spürt man noch den Drill, die Manier, die Methode, auch wohl die Finesse, mit der sie sich herausstellen. Frau Massary   beherrscht ihre Operettentunft aber mit einer fast über­irdischen Grazie. Eie bemüht fid) scheinbar gar nicht, es ist die Bellendung.

Lep Falls ,, Madame Pompadour" Pompadour" darf im Großen Schauspielhaus als Bilderrevue aufgeführt werden. Man hüte sich aber banor, nun jede Operette einfach eine große Operetie" zu nennen und dann als Manegeftüd aufzudonnern. Ob­wohl die Farben der Sternfchen Defcration entzückend find, leidet der Bühnenmeister darunter, daß er die Mammutbühne ver fleinern muß. Die Operette paßt selten für solche Riesenbühne, auch wenn man sie wegen der Reklame als große Operette bezeichnet. Charret's Revueftil für die Operette ist teine glückliche Neuerung, er ist eher eine Bergröberung. Das Genre tönnte noch mehr herunter­tommen, als es schon entartet ist. Für die Madame Pompadour  erfindet der Bühnenmeister Auswege und Wirkungen, die man nicht als peinlich empfinbet. Es steht 3. B. ein föniglicher Schreibtisch auf der Bühne, der Echreibtisch gleicht aber einem ameritanijchen Riefenbillard und Ludwig XV.   geht auf dieser Parkettfläche spazieren wie ein Afrobat auf der Tanzfläche. Das ist gelegentlich luftig an zusehen, doch es gelingt nur einmal. Man merkt bald, daß der ungeheure Raum sich schwer füllen läßt. Regisseur und Bühnen­meister müssen Trids ersinnen, um die Leere auszufüllen. Trics find nicht immer sehr erlesen. Ludwig XV.   fommt z. B. nachts von der Jagd. Er hat die Hirschheze abblasen lassen, um schleunigst zu der töniglichen Maitreffe ins Bettchen zu schliipfen. Es war wohl auch nicht Ludwigs XV. Gewohnheit, bei solcher Ge legenheit mit einer ganzen Hundemeute und zahlreichem Lakaien­gesinde in das Boudoir der Maitresse einzubringen. Und man bernimmt Bosaunenblasen aus allen Eden des Riesenhauses, wenn die Pompadour endgültig ihren König genasführt und ihre Lieb­linge beglüdt hat! Charrell hat sich das als eine großartige Schluß­apothecle mit Märchenstimmung gedacht. Aber das Ganze fommt eher dem barbarischen als dem guten Geschmad nahe.

Die

Jantuhn fingt flott, famos und nicht zu schmalzig den Grafen, der beinahe in das fönigliche Bett gelommen wäre. Westermeyer und Lotte Berdmeister tanzen, fingen, blöden und knurren das ulfiaste Paar. Picha erscheint einige Male als Polizeiidiot auf der Bühne, und man darf über einen Komiter laden, Der Sie groteste Selte der Spezies Troitel föstlich charat. terisiert.

Und immer wieder ble Maffara! Sie ist als Bánfel fängerts, Länzerin, Liebhaberin und weibliche Diplomatin eine Rarität, die sich der kritischen Betrachtung entzieht. Man dankt ihr ohne Einwände, man ist nur entzüdt,

M. 5.

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Debatte auf dem Pariser Parteitag.

Paris  , 28. Dezember.( Eigenbericht.)

Ist der Parteitag auch vollkommen einig über die Außenpolitik, so gibt es dech Meinungsverschiedenheiten über das Verhältnis der Partet zum Gewerkschaftsbund, der CGT. Deren ehemaliger Genc­raffekretär Dumoulin beflagte sich, daß das vor einigen Wochen veröffentliche Programm der CGT. nicht revolutionär ge= nug fei, mas schon dadurch bewiesen sei, daß die bürgerliche radikale Bartei fich fofort darauf gestürzt habe. 3iromfti er­flärte dazu, es sei ein vergebliches Bemühen der CGT., die Ge­werffchaften in die fapitalistische Gesellschaft einzugliedern. Mon­tague vom Vorstand der CBI. erwiderte, da die Gewerkschaften die Aufgabe hätten, die soziale Lage des Arbeiters nach Möglichkeit 3 bessern, müßten sie sich mit der Frage der Nationali fierung wie der Hebung der Produktion, und der Löhne befassen. Sie müßten mit der Wirklichkeit ständig in Kon=

taft bleiben.

Leon Blum   gelang es schließlich, die unerfreuliche Diskussion abzufchließen. Er sagte, zwischen Arbeit und Kapitalismus   fönne es Berföhnung nicht geben, aber die Gewerkschaften feien ein un­entbehrlicher Teil der proletarischen Kampffront.

Indischer Boykott.

Gegen die britische Berfassungsfommission.

Condon, 28. Dezember.

Die lezzie Sigung der Nationalen Föderation in Indien   wurde durch den Präsidenten Bahadur Sapru in Bombay   eröffnet. Sie befaßte ich ausschließlich mit der englischen Berfaffungs­fommission für Indien  . In der Rede des Präsidenten heißt es, daß die indischen Liberalen nicht nur die Kommission als solche ablehnen, sondern auch ben Geist, aus dem heraus die Regie­rung von Indien   und da englische Barlament die Kommission ins Leben gerufen haben. Er erhoffe ein Indien  , das aus einer Reihe föderierter Staaten bestehe, deren Beziehungen zueinander wohl abgegrenzt feien und daß unter der Aegide der englischen Krone Indien   als gleichberechtigtes Mitglied des briti­schen Weltreiches dastehe und nicht mehr vom Ministerium für Indien   abhänge, das sich das Recht anmaße, für die Inder eine Art Vorsehung spielen zu wollen. Nach dreistündiger Erörterung nahm der Kongreß eine Entschließung an, wonach die Verfassungs­tommission auf das schärffte bontottiert werden soll. Unter der allindischen Liga der Mohammed aner beftchi Streit, ob die Kommiffion von ihnen bontottiert werden soll oder nicht. Es wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß die verschiedenen Gruppen gesonderte Kongreffe abhalten.

Hitler   abfomplimeafiert. Unter Hinweis auf die allmählich ein­sezende Borbereitung der tommenden Wahlen wurde das preußische Staatsministerium in einer Kleinen Anfrage eines Reden in öffentlichen Wahlversammlungen in Preußen wenigstens nationalsozialistischen Landtagsabgeordneten erfugt, Hitler   das während der Zeit der Wahlvorbereitungen zu erlauben. Minister des Innern lehnt jedoch in seiner Antwort die Aufhebung des Redeverbots für Hitler, für das die Gründe wiederholt mitgeteilt worden sind, ab.

Der

Der Warschauer Redakteur Nowaczynski, auf den der gemeldete Anschlag verübt wurde, ist Nationaldemokrat, d. h. Reisler. Er wird recht oft wegen seiner persönlichen Angriffe attackiert.

literarischer Revueautoren, gehören zur Zunft der Intellektuellen. Für den Farbentaumel des Kunstgewerblers bieten sie ja, mas bieten fie als Ausgleich? Em Feuerwerk von Geist und Biz, eine feffe Zeitfatire. Ach, sie sehen die Welt durch die Scheiben des Bohemiencafés und glauben, so einen luftigen Querschnitt durch die Gegenwart zu bringen. Die jüngste Literaturgeneration, die Deta­denz, Starallüren, die preußische Justiz, Aetherwellenmusik, die Reichswehr  , das sind die Themen, mit denen fie einen Theater= abend, bestreiten wollen. Mehr ist ihnen nicht eingefallen. Und wenn wenigstens in dem zusammenhanglosen Nebeneinander von Couplets ein zündender Funke sprühte! Auch das nicht. Alle Szenen find zu lang, viele sind geframpft, manche sind albern. les ist dick aufgetragen, und doch ist das Ganze dünn bis zur Langeweile. Darüber tröstet nicht die handfesteste republikanische Gefinnung hinweg. Lidtblicke in dem enttäuschungsreichen Abend find ein paar musikalische Einfälle des Friedrich Holländer  , ter Schwung ber Weintraub Jazzfapelle und Annie Mewis, die ihre Lieber mit unerhörtem Schmiß hinlegt. Die

Seeler- Holländersche literarische Revue ist ein zusammengeschluderter Bolterabendult für eine größere Familie. Diese Familie schien sich gestern im Theater am Kurfürstendamm   versammelt zu haben. Das Bublifum quietschte und schrie vor Vergnügen auch bei den dümmsten Szenen. Die Familie der Berlin  - W- Intellektuellen iſt nur flein. Was werden die anderen sagen? dgr.

seit Jahrzehnten bei uns als Operette breit macht. Operette immer­mir wollen die Sache nicht zu wichtig nehmen; auch diese war eine Umufierangelegenheit ihrer Epoche und ihres Milieus. Das damals Zeitgemäßeste der Musi? die Verhöhnung Meŋerbeers und der Großen Oper hat für uns seinen Sinn verloren. Und der griechische Königstrottel mit seiner verfommenen Sippschaft, so wie Meilhac und Halévy   sie auf die Bühne stellen, das war da mals, im faiserlichen Frankreich  , gewiß eine frappierend luftige Sache. Aber wenn Pallenberg, der unvergleichlich fläglich fomische König Menelaus  , an sein Thrönchen geklammert, fein un widerstehliches Macht Euren Dred alleene!" ins johlende Barkett bringt uns nicht nur dieses wahrhaft königliche Wort in Erinnerung, schleudert( wie einft, in Reinhardis Orpheus", als Jupi"), dan daß wir nicht mehr die Operettenbühne nötig haben, um Konge gezeigt zu bekommen, wie sie sind; tas haben sie bei uns alleene gemacht. Und die Antike? Wie fern muß sie dem heutigen Erläuterungen näher gebracht wird wie die im Programmheit. Metropoltheater Bublifum gerückt sein, dem sie durch Der Verband Deutscher Kunstgewerbevereine hat auf einem zur Stunde ein bißchen unzeitgemäß geworden; für ihre Aufführung, Also, bie Schöne Helena" ist, trok ihrer Unsterbichkeit, Delegiertentage in alle fich mit allen Fragen beschäftigt, die für Also, bie Schöne Helena  " ist, trog ihrer Unsterbichkeit, feine Stärkung und Einordnung in das Gesamtwirken deutscher Werk­das liegt im Wesen der Operette, bedürfte es ihrer( longenialen) Erneuerung aus heutigem Zeitgeist. Die anonyme Theaterbirektion hat die Sache teils zu schwer genommen, teils fidh zu leidy, gemacht. Der Grundton Ler Aufführung ist: Brovinz von gestern. Das zwischen großen Opernnamen( und leistungen) aus dem heutigen Berlin  : Schillings, Offenbachs Landsmann, wenn auch fro33i; Karl Aagaard Deft vig.( Nur er bat gelegentlich nicht gerade fünstlerisch verwandten Blutes; Violetta de Offenbachische Momente.) Und als Hintergrund Ludwig Rainers, des Bhaniafiebegabten, Bühnenbilder. Doch zur Kemzeichnung des übrigen Niveaus: Kurt Gerronne als Calchas.

Intellektuellen Revue.

( Theater am Kurfürstendamm  .)

K. P.

Der Revue, der finnbetörenden Draie der Prachtentfaltung, wirft man Uebermaß an Aeußerlichkeit, Mangel an Geist und sonst noh allerhand vor. Die siebzehnbildrige Revue Bei uns um die Gedächtniskirche rum des Theaters am Kur fürstendamm ist feine folde Taradeschau. Kein Pomp und fein foftspieliger Aufwand, fein Aufmarsch berückender Frauen beine, feine Tiller, Sunshine, Indfon- Girls, furz, fein Augen schmaus. Denn bie Berfaffer Moriz Seeler  , Leiter der Jungen Bühne, und Friedrich holländer, musikalischer Berater

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Dresden  , vertrat die Notwendigkeit einer Mitarbeit des Kunstge= kultur von Bedeutung sind. Akademiedirektor Prof. Karl G03. Erzeugung. Angenommen wurde eine Antragsreihe der sächsischen werbes an der Typisierung und Mechanisierung auch der deutschen bandes( aller Vereine im deutschen Sprachgebiete) wird angestrebt.­Vereine, die u. a. fordert: die Errichtung eines Gesamt.eutschen Ber­Die Typisierung wie der individuellen Arbeit ist gleiche Aufmerk­des Durchschnittes, Unterdrückung des Minderwertigent Es ist famkeit zu schenken. Den besten Neuen die Bahn frei. Hebung an der beruflichen und persönlichen Ertüchtigung der Jugend mit­zuarbeiten. Den Willen und das können zur Wertarbeit beim Erzeuger, das Berständnis für sie beim Verbraucher in weitesten Kreisen zu weden und zu fördern ist Hauptaufgabe der Zusammen­arbeit. Die Leitung des Verbandes hat fünftig eine Geschäftsstelle, der ein kleiner Ausschuß zur Seite steht. Zum Geschäftsführer murde Bildhauer M. Pfeiffer- Quandt, Plauen   i. V., gewählt. Den Aus= schuß bilden Prof. Groß. Dresden  , Prof. Jochem, Hannover  , Pfeiffer­Quandt, Plauen   i. V., K. Siebenfreund, Danzig  , und F. R. Wilm, Berlin  .

Darwins Tochter gestorben. Im Alter von 84 Jahren ist am Weihnachtsabend in London   Henriette Derwin aus dem Leben ges schieden, die Tochter Charles Darwin  , die dem großen Vater bis zu ihrer im Jahre 1871 erfolgten Berheiratung eine treue Mit­arbeiterin gewesen war. Sie war felne Sefretärin und leistete ihn bei der Stilisterung feiner Arbeiten wertvolle Dienste, da es Darwin oft an der übersichtlichen Anordnung seiner Saptonstruktionen fehlen ließ. Henriette Darwin hat auch selbst unter dem Titel Emma