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Abendausgabe
Nr. 64 B 32
45. Jahrgang
Wöchentlich 70 Pfennig, monatlich 3, Reichsmart, im voraus zahlbar. Unter Streifband im In« und Aus« land 5,50 Reichsmark pro Monat. * DerVorwärts� mit der illustrier« ten SonntagsbeilageDol! und Zeit" sowie den Beilagen.Unterhaltung und Wissen",aus der Filmwelt". Stadtbeilage'..Frauenstimme', .Der Kinderfreund'..Iugend-Bor- wärts",Blick in die Rücherwelt", Kulturarbeit' und.Technik" erscheint wochentaglich zweimal, Sonntags und Montags einmal.
P> Berliner   Sowsblatt
Oiensiag ?. Februar 1.928 10 Pfennig
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Herr Luther sucht Versorgung. Marx   wollte ihn zum Präsidenten der Preußenkasse machen!
Reichskanzler Marx   sucht eine Versorgung für Herrn Luther, die ihm mehr eintrögt als feine Reichskanzler- Pension. Er hat den Versuch gemacht, bei der preußischen Regierung durchzusetzen, daß Herr Luther zum Prä- sidenten der Preußischen Zentralgenossen- s ch a f t s k a s s e ernannt würde. Dieser Versuch ist schon im Keime erstickt worden, Herr Marx hat sich bei den preuhi- jchen Zentrumsministern einen Korb geholt. Herr Marx wollte also, daß Preußen die Freimachung, des ihm zustehenden Sitzes im Lerwaltungsrat der Reichs-! bahn mit der Auslieferung der Preußenkasse an einen V e r- trauensmann des Bürgerblocks bezahle! Der bisherige Präsident der Preußcnkasse mußte gehen, da seine Kreditpolitik die Großagrarier begünstigte und zu unhaltbaren Zuständen in der Landwirtschaft führte. An seine Stelle Herrn L u t h e r zu setzen, den neuen Vertrauens- mann der Schwerindustrie   das ist ein Plan, der die Eni- Wicklung des Herrn Wilhelm Marx   zum getreuen Fridolin
des Besitzbürgerblocks kennzeichnet. Er strebt nach dem Ruhm,, Reichskanzler der Plutokratie zu sein! Dieser Plan ist so töricht, wie brutal. Die Preußen- rcgierung, die eben dabei ist, die Richtlinien ihrer Politik in der Preuhentasse durchzusetzen, denkt nicht daran, dies Institut einem Frondeur vom Schlage Luthers auszuliefern.! Sie hat ebensowenig Anlaß, sich um die Garantierung des ehemaligen Reichskanzlergehaltes für 5ierrn Luther zu be- mühen. Daß Herr M a r x sich so lebhaft um die Versorgung Luthers kümmert, läßt tief blicken. Es zeigt, daß der Grund,: warum die Regierung Marx auf das Urteil des Staats- gerichtshofs pfeift, nicht in einer Rechtsüberzeugung zu suchen ist, sondern lediglich in der Tatsache, daß noch keine Kompen- sation für Herrn Luther gefunden werden konnte! * Das Abschiedsgesuch des bisherigen Präsidenten der Preußen-! kasi« liegt vor. die formelle Ernennung Dr. Kleppers zum Präsidenten steht unmittelbar bevor.
Austritt aus der KPD  . Abschiedsbrief des Vorsitzenden des Arbeiierfportkartells Groß-Verlin.
Der Vorsitzende des Arbeitersportkar- t e l l s Groß-Berlin, Robert Oehlschläger, der bisher der kommunistischen   Partei angehörte, hat seinen Austritt aus dieser Partei erklärt, indem er an die Bezirksleitung der KPD. unterm 2. Februar folgenden Abschiedsbrief sandte: Mit dem heutigen Tage geb« ich meine fast neunjährige Mit- gliedichast in der Kommunistische» Partei auf. Ist mein Glaube an die Mission der Partei(djan im Jahre 1923 wankend geworden, so ist er dann im Lause der solgenden Jahre gänzlich geschwunden, hinzu kommt noch die mir gönzlich onver- siälidliche Einstellung der Partei zur Arbeilersporibewegung, der ich seit über ZO Jahren als Funktionär angehöre. Als ehrlicher Mensch halte ich es für meine Pflicht. Euch als Bezirksleitung meinen Austritt mitzuteilen, damit Ihr sofort einen anderen Bürgerdeputierten für das Stadtamt für Leibes- Übungen bestimme» könnt. Meine Mission als Bürgerdeputierter der KPD  . Berlins   ist damit zu Ende und ich lege das Amt in Eure Hände zurück. Ich hoste, daß ich durch meinen Austritt aus der Partei unser sonst persönlich freundschaftliches Berhältnis nicht ändert, wie auch an meiner freundschaftlichen Einstellung zum proletarischen Ruß- land sich trotz meines Austrittes aus der Partei nichts ändern wird. Mit Arbeitersportlergruß Frei Heil! gez.: Robert Oehlschläger. Oehlschläger hat bald darauf dem Bezirksvorstand der sozialdemokratischen Partei die Absicht kundgegeben, der S o- zialdemokratie, der er vor seiner Kommnnistenzeit schon 26 Jahre angehörte, wieder beizutreten. Die Vorgänge, die sich in einer Reihe von Arbeitersportvereinen infolge der kommunistischen sogenannten Propaganda ab- spielten, haben zweifellos den Entschluß Oehlschlägers zur Tat reifen lassen. Obschon die kommunistische Bezirksleitung über die B e- dcutung des Austritts Oehlschlägers nicht im Unklaren ist, teilt sie davon in ihrer Presse nichts mit. Dafür bringt dieRote Föhne" ober in großer Aufmachung und in photographischer Wiedergabe die Austrittserklärung eines in weitesten Kreisen unbekannten bisherigen Sozialdemokraten, namens Wilhelm Richter aus Steg- litz(jetzt in Wittenau  ), der sich stolz alsParteireferent" be- zeichnet, und in dem Schreiben zum Ausdruck bringt, daß seine Versuche,die Partei zu reoolutionie- r e n". ohne Erfolg geblieben seien. Dieser Herr Richter ist allerdings in früheren Iahren gelegentlich als Redner in Parteiversammlungen zugelassen worden. Trotzdem hatte er den Geschmack, im August o. I. in der..Roten Fahne" eine Erklärung gegen die »sozialdemokratische Parteileitung zu ver- öffentlichen und sie mitWilhelm Richter, Steglitz  (SPD  .) P a r t e i r e f e r e n t" zu unterzeichnen. Im April hatte er gar die Stirn, beim Bezirksvorstand den Ausschluß der Genossen G r z e s i n s k i und Zörgiebel zu bean- tragen. Da er mit diesen närrischen Versuchen, sich zur Geltung zu bringen, bei der Sozialdemokratie keinen Erfolg hatte, und auch ein letzter Versuch vom Dezember, wieder
als Redner in Parteiversammlungen zugelasien zu werden, fehlschlug, hat er jetzt endlich offiziell den Weg zur KPD  . gefunden, zu der ihn sein Herz sicher schon längere Zeit ge- zogen hatte. Es besteht kaum noch ein Zweifel, daß Herr Richter sich auch vorher schon, wenn auch vergeblich, als kommunistischer Spitzel in der Sozialdemokratie versucht hat. Die Säuberung bei den Kommunisten. KpO.- Opposition gegen das Dementi. Die Mitteilung des SuhlerV o l k s w i l l e n". des Reichsorgans der KPD.  -Opposition über die Säuberung der diplomatischen und 5)andelsmissionen Sowjetrußlands von Kommunisten ist dementiert worden. DerV o l k s m i l l e" crtlört demgegenüber: Gegenüber diesem lächerlichen und jämmerlichenDementi" erklären wir nochmals, daß wir alle unsere Angaben auf- r e ch t e r h a l t e n. Die Durchführung des Erlasses wurde zunädzst In Wien  , da man dort bei einer so schwachen Sektion keine Wider- stände fürchtete, und in Paris   gleich nach Ankunft de, neuen Bot- schosler» begonnen. Im Laufe des Monats Januar wurden z. B. in Wien   bereits eine ganze Reihe von Kommunisten nicht nur ge- kündigt, sondern vom Dienst enthoben und ihre Posten neu besetzt. Die Empörung In den beteiligten Kreisen der KPOe. war aber(aus finanziellen Gründen, die wir hier in der Oeffentlichkeit nicht weiter behandein wollen, aber den Redakteuren der KPD.   jederzeit mitzuteilen bereit find) sehr groß. So wurden, wie wir schon meldeten 2 ZK.-Milglieder nach Berlin   geschickt, wo mit Hilfe und Unterstützung des deutschen   ZK. verhandelt wurde. um eine Rücknahme der Entlassungen zu erzielen. Wagt dieRote Fahne" diese Tatsache etwa zu bestreiten? Es wurde auch ein Kompromiß erreicht, daß die Entlasstingen vorlönsig eingestellt werden, die Entlassenen aber draußen bleiben, die Verbleiben­den«inen Revers unterschreiben, daß sie sich nicht politisch betätigen werden. DerVolkswille" stellt schließlich eine Reihe von Fragen, aus denen wir die solgenden wiedergeben: Ist es wahr, daß die Kündigungen von Kommunisten in Wien  und Poris mit der Motivierung erfolgten. ,chie außen- politisch- Lage hat sich so verschlechtert, daß Kommunist«« in den Vertretungen eine zu große Belastung sind?" 3fi es wahr, daß man auf Laadon, Schanghai uf. verwies? Ist es wahr, daß man erklärt, in Paris   die Kommunisten abbauen zu müssen, da man sich dazu nach dem Kall   RatomskI ver- pflichtet(1) habe?" Die vomVolkswillen" wiedergegebenen Einzelheiten sind so bestimmt, daß sie nicht erfunden sein können. Es stimmt also: Sowjetrußland maßregelt Kommunisten wegen ihrer kommunistischen Parteizugehörigkeit.
Dr. Köster blickte am Montag aus ein« fünfjährige Tätigkeit als deutscher Gesandter in Riga   zurück. Di« lettländische Presse widmet ihm aus diesem Anlaß anertennende
Die Hilfsaktion für Ostpreußen  . 75 Millionen und weitgehende Maßnahmen. Amllich wird bekannt gegeben: Mit Rücksicht auf die durch die Friedensverträge geschaffene e..�igartige wirtschaftliche Notlage Ostpreußens   war im Dezember v. I. in gemeinsamer Sitzung des Reichs- und des preußischen Stcatsministeriums die Notwendigkeit von Hilfsmaßnahmen für diese Provinz grundsätzlich airerkannt worden. Nach den inzwischen gepflogenen Beratungen mit den Vertretern der ostpreußischen Wirt- schaft hat heute eine neue gemeinschaftliche Beratung der beiden Kabinette volles Einverständnis über die Hilfsaktion ergeben. Die Aktion zerfällt in ein System von einzelnen Maßnahmen, zu denen insbesondere auch die Erleichterung der Aufnahme einer größeren Anleihe gehört. Aus Mitteln des Reiches und Preußens wird für das laufende Jahr ein Betrag oon73Mil- lionen Reichsmark vorgesehen, wovon das Reich SO Mil­lionen, Preußen 15 Millionen bereitstellen wird. Weiter ist vorgesehen: Eröffnung neuer e r st st e l l i g e n R e a l t r c d i t e zu günstigen Bedingungen, Umwandlung der drückenden hohen Personalschulden der Landwirtschost in langfristigen zwei st elligen Hypothekenkredit. Besonder« Kreditmaßnahmen für kleinbäuerliche Besitzer, Pächter. Siedler usw.. und weitere Maßnahmen zur Erhaltung des Besitzes, sowie zur Stärkung der ostpreußischen Industrie. Zur Senkung der öffentlichen Losten wird das Reich durch Entgegenkommen bei den Reichs st euer» und andere Entlastungsmoßnahmen, Preußen durch Erleichterung der Schul- lasten und Realsteuern beitragen. Schließlich wurden die Vorschläge für eine besonder« Berück- sichtigung Ostpreußens   auf dem Gebiete des E i s e n b a h n g ü t e r- verkehr? geprüft und anerkannt. Die Hilfsmaßnahmen werden unverzüglich verwirNicht werden.
Verlust für das Deutschtum." Ein deutscher Junker verkaust sein Land an polen  . Der Junker Joachim von Bethmann Holl weg hat seine 5784 Hektar große Herrschaft in der ehemaligen Provinz Posen   an die polnische Bank R o l n y verkauft. Von der in Polen   erscheinendenDeutschen Rund- s ch a u" gestellt, versuchte sich dieser Gesinnungsfreund der Deutschnationalen hinter seiner finanziellen Notlage und pol- nischen Zwangsmaßnahmen zu verstecken. Darauf ant- wortet dieDeutsche Rundschau": Bon Kennern der Sachlage wird bestritten, daß Herr von Vethinann-Hollweg diesen aus nationalen Gründen völlig unverständ- lichen Bcrkauf tätigen mußte. Das Kreditproblem wäre zu lösen ge- wesen, wenn de« Eigentümer, der sich wohl mehr Im Ausland«, als aus seinem Grund und Boden aufhielt, die wirtschoslssührung an- anderen Händen anvertraut hätte. Die Agrarreform belastete das Gut in den Jahren 1926 und 1927 mit je 809 Morgen Parzellierung?- abgäbe. Das ist«in Verlust, desicn Berechtigung wir wegen des polonisierendez Charakters der Agrarreform nicht anerkennen; aber dieser Verlust bedingte nicht den Verkauf der ganzen Herrschaft. Andere Gutsbesitzer, große und kleine, haben unier schwierigeren Berhältnissen dem Geschick Trotz gebolen. Zu solcher Selbsthilfe, wie sie Herr von Vethinann-Hollweg für sich erwählte, darf bei unlerem harten Kamps um den Boden nur der greifen, dem sonst nicht zu Helsen   ist. Hier aber war Hilse möglich, wnen ihre Form auch un- bequem erschien. DieKreuz-Zeitung  " gibt den Sachverhalt unter der UeberschriftEin neuer Verlust für das Deutschtum" wieder und bemerkt dazu: Auch wir können diesen neuen schweren Verlust an deutschem Grundbesitz in der ehemaligen Provinz Posen  , der gleichzeitig mit der Entlassung von zahlreichen deutschen   Beamte» und Arbeiterfamilien verknüpft sein wird, nur schmerzlich bedauern. In dem Junkerblott nehmen sich diese nationalen und sozialen Töne einigermaßen putzig aus. nachdem die Oeffent- lichkeit vorher wochenlang mit der Junkerparole bombardiert wurde: Staatstredlt oder Agrarstreit Ostfn'edensverhandlungen unbestimmt. polen will Ort und Zeitpunkt festsetzen. Warschau  , 1. Februar.(Eigenbericht.) Die in der Auslandspresse verbreitete Sownoer Meldung über die bevorstehende Ausnahm« der polnisch-litauischen Verhandlungen in A o p e n h o g e n am 25. Februar wird heule von der offiziösen Epoka" dementiert. Das Blatt stellt aus Grund maßgebender Informationen fest, daß noch dem gegenwärtigen Stand de» Voten- Wechsels zwischen Polen   und Litauen   die F e st s e h u n g des Orkes und Zeitpunkte» der polnischen Regierung zufällt, die sich hierzu »ahrscheinlich noch t» der lausende» Woche äußer« wird.