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BERLIN  Mittwoch,

15. Februar

Der Abend

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Nr. 78

B 39 45. Jahrgang.

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Der Bürgerblock in Scherben.

An der Schulreaktion gescheitert.- Auf der Suche nach den Schuldigen.

In den letzten Zügen.

zur ab Reichs

Im Reichstag trat heute vormittag 10 1hr der interfraktionelle Ausschu schließenden Stellungnahme schulgeset in Gegenwart der Minister von Keu bell und Hergt wieder zusammen. Nach kurzer Beratung wurden um 10,30 Uhr die Verhand Iungen für gescheitert erklärt und der Aus. schuß ging auseinander.

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Auch die Situng der Fraktionsführer mit den Ministern Dr. Brauns, Curtius und Schäzel brachte feine abschließenden Ergebnisse. Heute nachmittag tritt das Kabinett zusammen, um über die weiteren Schritte zu beraten, über die im Kreise der bisherigen Regie­rungsparteien noch große Unklarheit herrscht. Klar ist man sich nur darüber, daß der Bürgerblock ar.

Zu Ende blamiert

Die Hingabe des Reichsministers von Kendell und unserer Ausschußmitglieder an dieses Werf, alle Bemühungen des Borfißenden des Interfraktionellen Ausschusses, alle Bereitwilligkeit der Deutschnationalen Volkspartei   entgegenzukommen, find ver der Deutschnationalen Volkspartei   entgegenzukommen, find ver­geblich gewesen. Die Schwierigkeiten, die in der Sache selbst befonders auch in der Verschiedenheit der Volksschulverhältnisse in Deutschland   liegen, hätten überwunden werden können. Aber die Deutsche Volkspartei   hat fich fortgefeht in Gegensatz zu den drei anderen Regierungsparteien gestellt und im Laufe der Zeit eine immer unfreundlichere und unnachgiebigere Haltung gegen das Ge­fetz eingenommen.

Die Fraktion Mumm tröstet ihre Anhänger im Lande schließlich damit, daß die Parole der Schulreaktion den Wahl­fampf beherrschen und auch im nächsten Reichstag   den ersten Play einnehmen müsse.

An das Reichswehrministerium! Einige Fragen und die Antwort?

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Bor einigen Tagen war die Uraufführung des zweiten Teiles des Ufa- Films Der Weltkrieg". Es wurde mitgeteilt, daß zu den Aufnahmen amtliches Materialaus de m Kriege verwendet worden sei. Wir richten nun an das Reichswehrministerium, das die zuständige Stelle sein dürfte, folgende Fragen:

1. Wo werden die während des Krieges hergestellten Film­aufnahmen aufbewahrt?

2. Welche amtliche Stelle verfügt über dieses Material? 3. Hat die Ufa   dieses Material geliehen oder wurde es ihr vertauff?

4. Was hat die Ufa   für die Ueberlaffung des amflichen Film­materials aus dem Kriege bezahlt?

5. Können auch andere Privatleute dieses amtliche Kriegsfilmmaterial leihen oder erwerben?

6. Welchen Mitteln im Etat fließen die Einnahmen aus derartigen Filmgeschäften zu?

7. Besteht Aussicht, daß durch die geschäftliche Verwertung des amtlichen Kriegsfilmmaterials ein wesentlicher Teil der beim Phoebusgeschäft entstandenen Untoften" hereinkommt?

Wir erwarten, daß sich das Reichswehrministerium eben­so deutlich wie ausführlich zu diesen Fragen äußert. Sollte es dafür nicht zuständig" sein, so sind die anderen noch in Be tracht kommenden Reichsstellen zur Beantwortung eingeladen.

Etat des Reichspräsidenten. leber  

den letzten Brief Hindenburgs war bekanntlich das Zentrum wenig begeistert. Es gab allerhand spiße Bemerkungen, und schließlich verdichtete sich die friegerische Stimmung zu einem Gerücht, das eifrig durch die Wandelhalle des Reichstags getragen wurde. Dieses Gerücht behauptete, daß das Zentrum zum Etat des Reichspräsidenten   folgende Aenderung beantragen werde:

Rapitel....

Briefpapier und Schreibutensilien..... fünftig wegfallend.

Aus dem Inhalt:

Die Sachverständigen im Prozeß Krant  . Im Elternhause des Krank.

Die Buhlerin des Königs. Sport vom Tage.

hat sich Herr v. Keudell, der verhinderte Bater des Reichsschulgesetes.

Riesenkampf der Metallarbeiter.

Keine Furcht vor Aussperrung.  - Der Beirat des Metallarbeiterverbandes sagt:

Weiterkämpfen!

Stuttgart  , 15. Februar.( Eigenbericht.) Krach im Krantz- Prozeß.

Der erweiterte Beirat des Deutschen Metall­arbeiterverbandes nahm in einer ausführlichen Besprechung Dr. Frey legt Berteidigung nieder.- Verhandlung vertagt. heute zum& ampf in Mitteldeutschland   Stellung. Er

beitsunfähig geworden und gesprengt ist. Klar ist faßte die Meinung aller Organisationsvertreter in einer Entschließung

man sich auch ferner darüber, daß eine Verschiebung der Neuwahlen bis in den Herbst eine Unmöglich. feit geworden ist.

Keine Klarheit besteht aber noch über den Termin der Reichstagsauflösung und über die Frage, ob das Kabinett formell demissionieren und sich dann bis zur Wahl mit der Führung der Geschäfte betrauen lassen oder ob es auch ohne diese Formalität als Geschäfts­ministerium weiterregieren soll. Einstweilen besteht die Absicht, die Verhandlungen über den Reichshaushalt zu Kontingentieren, damit der Etat noch vor der Auflösung erledigt werden kann.

Die Regierung will zu diesem Zwed im Laufe des Nachmittags mit der Opposition Fühlung nehmen. Gar feine Rede fann davon sein, daß das Reichsschulgejek, wie es Graf Westarp will, in seinem unfertigen Zustand noch vor den Reichstag   gebracht wird.

Ganz unwahrscheinlich ist auch die Erledigung des neuen Hindenburg  - Programms, d. h. des Liqui­dationsschädengesetzes und der Hilfsmaßnahmen für die Landwirtschaft, weil die Regierungsparteien auch in diesen Fragen von der Einigkeit sehr weit entfernt find. So geht es im Grunde nur noch darum, in welcher Form die allernotwendigsten Reste, d. h. Etat und Nach tragsetaterledigt werden sollen, bevor der Reichs tag aufgelöst wird. Frühjahrswahlen sind unbedingt ficher.

Deutschnationales Klagelied.

Angesichts des Scherbenhaufens den der arbeiterfeind liche Bürgerblod heute darstellt, läßt die deutschnationale Reichstagsfraktion heute ein Klagelied über ihren Mißerfolg ertlingen. Sie versichert.

zusammen, in der es u. a. heißt:

Der erweiterte Beirat erkennt die Maßnahmen an, die vom

Borstand beim Ablauf des seit März 1927 gültigen Cohnabkommens in der Metallindustrie Mitteldeutschlands   getroffen wurden, nachdem die Unternehmer jede Lohnerhöhung ablehnten und der Schlichter einen völlig unzureichenden Schiedsspruch fällte.

Der erweiterte Beirat spricht den im Kampfe befindlichen Kol­legen Mitteldeutschlands   und Sachfens feine Solidarität aus. Die neuerlich vom Gesamtverband Deutscher   Metallindustrieller an­gefündigte Gesamtaussperrung der deutschen   Metallarbeiter ist eine Bedrohung der ganzen Bevölkerung, um dadurch den berechtigten Anspruch der Arbeiter auf Sicherung ihrer Lebenshaltung und Teil­nahme an der fteigenden Ergiebigkeit der deutschen   Produftion niederzuschlagen.

Diese Ankündigung der Metallindustriellen ist zugleich eine Schädigung der deutschen   Wirtschaft, mofür die Unter­nehmer die Verantwortung zu tragen haben. Der Deutsche   Metall­arbeiterverband fieht den Maßnahmen der Metallindustriellen mit größter Ruhe in dem Bewußtsein entgegen, daß feine Cohnfor­derungen berechtigt sind und zugleich im wohlverstandenen Jnfereffe der gesamten Wirtschaft liegen. Der erweiterte Beirat er­wartet, daß die kollegen den ihnen aufgezwungenen& ampf in der gleichen mustergültigen Weise fortseßen, bis die Unternehmer zu einem die Arbeiter befriedigenden Abschluß bereit sind.

An die Gesamtmitgliedschaft richtet der erweiterte Beirat die Aufforderung, diese Zeit der zunehmenden Sämpfe zur Gem.nnung der noch abfeits stehenden Metallarbeiter zu benutzen, damit dem Unternehmertum in allen Bezirken eine gefchloffene, organisierte und disziplinierte Arbeiterschaft gegenüber­gestellt werden tann.

3m ranh- Prozeß fam es heute mittag während

der Bernehmung des Oberlehrers Seemann wegen Be­

anstandung einer Frage durch den Vorsitzenden zu einem schweren Zusammenstoß zwischen diesem und Rechtsanwalt Dr. Frey. Nach der Vernehmung des Sachverständigen Prof. Spranger erbat Rechtsanwalt Dr. Fren eine Pause, da­mit er zu Erklärungen des Gerichts, die fich gegen sein Ber­halten wandten, Stellung nehmen könne. Nach Wiederein­fritt in die Gerichtsverhandlung verlas Rechtsanwalt Dr. Frey eine Erklärung, in der es u. a. hieß, daß er die vorher abgegebene Erklärung des Gerichts nicht allein für ungewöhnlich, fondern für unbegründet halte. Der Vorsitzende habe des Verteidigers Verhalten in einer Form gerügt, die für ihn als Angehörigen des Anwaltstandes als beleidigend zu betrachten sei. Er sehe teine Möglich­feit mehr, das Amt des Verteidigers fortzu­führen und lege es deshalb nieder.

Das Gericht vertagt die Weiterverhandlung auf 11 Stunden, damit der Angeklagte sich einen neuen Verteidiger bestellen kann.

Der Wikinger bleibt in Haft!

Wie bekannt, befindet sich in Magdeburg   seit einigen Monaten ein gewisser Wäninger in Untersuchungs­haft, der die in Preußen verbotene Wiking- Organi | sation froh des Verbotes fortgesetzt hat. Gegen seine Verhaftung hatte Wäninger Beschwerde eingelegt. Diese Saftbeschwerde ist jetzt von der Magde­ burger   Straffammer IA als unbegründet zurüd­gewiesen und damit das Vorliegen eines dringenden Tat­berdachts gegen Wäninger erneut bestätigt worden.