Einzelbild herunterladen
 
Gounovenö 25. Februar 1925
Unterhaltung unü AAssen
Vellage des Vorwärts
Der Totengräber. Von Maxim Gorki  . Ms ich dem Kirchhosswächter Badriogin d« lang ersehnt« Harmonika   schenkte, preßte er er war einäugig und struppig seine rechte Hand fest aufs Herz, schloß freudestrahlend sein einziges, gutes und manchmal unheimliches Auge und jagt«: .Aech ch.. SBor Aufregung bekam er kaum Luft, schüttelte den kahlen Kops und bracht« dann mit einem Atemsloß heraus: Wenn Sie mal sterben, Lexej Maximytsch, och, wie ich aber sKr Sie sorgen will!" (Er nahm sein« Harmonika   sogar mit, wenn er Gräber auszu- heben hotte, und wenn er von der Arbeit müde war, spielle er sich mit Genuß leise«in« Polka. Er nannte ste manchmal mit sran- aostsch�m AkzentTrain- blanc", sonst aber auchDreck-Brand'. Das war gas einzige Stück, das er spielen konnte. Einmal spielte er sogar, während ganz in seiner Nähe der Priester einen Totensegen hielt. Als die Zeremonie zu Ende war, rief dieser Bodriagin herbei und schnauzt« ihn an: Du beleidigst ja die Verstorbenen, du Vieh!" Bodriagin beklagte sich mir gegenüber: Das war ja natürlich nicht schön von ihm getan, aber innner- hin. wie tonn er denn wissen, was«inen Toten kränkt?" Roch seiner Ueberzeugung gab es kein« Hölle. Die Selen der guten Menschen fliegen eben nach dem leiblichen Tode in das reine" Paradies, di« Seelen der Sünder dagegen bleiben im Leid« und wohnen in den Gräbern, bis der Leib der Fäulnis verfällt. Dann haucht die Erde die Sele aus, in den Wind, und der Wind zerweht sie in den fühllosen Staub." Als man di« Leiche der kleinen sechsjährigen Nikolajewa, die ich sehr gern gehabt, dem Grabe übergeben hatte uid alle anderen den Kirchhof verlosten hatten, bemühte sich Kostja Bodriagin. der gerade den Lehmhügel des Grobes mit der Schaufel glättete, mich zu trösten. Sei nicht traurig, Freund! Wer weih, vielleicht spricht man auf jener Welt mit anderen Worten, bester als wir, sroher. Diel. leicht spricht man aber auch gar nicht und spielt nur Violoncello." Musik Lebte er wie närrisch und konnte in der bedenklichsten Weise alle» andere darüber vergesten. Wenn er tu der Ferne di« Klänge einer Militärkapelle hört« oder einen Leierkasten oder ein Klavier, dann wurde er sofort ganz Ohr, reckte den Hals in der Rich- tung, aus der di« Töne kamen, legte die Hände auf den llkücken und blieb wie angewurzelt stehen: dabei riß er sein dunkles Auge weit aus, als hörte er mit ihm. Das geschah manchmal mitten auf der Straß»: zweimal riß ihn eil Pferd um, und oft zogen ihm die Droschkenkutscher«ins mit der Knute über, wenn er wie verzückt dastand, ohne ihr« warnenden Zuruf« zu hören, ohne die Gefahr .zu bemerken. Er suchte das zu erklären: Wenn ich Musik höre, ist mir immer so, alz fauje ich auf den Grund de« Fluss  «» hinab." Er hatte ein Verhältnis nnt der Kirchhofsbettlerin Sorokina, einem ewig betrunkenen Weibsbilde, dos etwa fünfzehn Jahre älter mar als er. Er selbst war an di« vierzig. Weshalb läßt du dich mit dieser Person ein?" fragte ich ihn. 3a wer tut ihr denn je etwas Gutes? Doch niemand außer mir. Ich mache gern denen eine Freude, die so gar keine mehr haben! Ich selber habe doch keinerlei kunmier, da versuche ich eben, fremden Kummer zu stillen." Wir führten dieses Gespräch unter einer Birke stehend, wäh­lend gerade«in micrwo rieter Ium'ploßregcn niederrauscht«. Kostja wand und drehte sich mit Gemiß unter de» aus seinen kahlen eckigen Schädel niederprasselnden Tropfen und murmelte: Ich habe das so gern, wenn m«n Wort eine Trän« trocknen kann." Er litt anscheinend an Magenkrebs  , sein Atem war faulig wie Leichengeruch er konnte nichts esien, hatte dauernd Erbrechen. Aber er arbeitete wacker und lief immer nergnügt auf dem Kirchhof her- um. Cr starb eines Tages beim Kartenspiel, als er gerade mit dem anderen KirchhofswächterSchafskopf  " spielte. cMlt Trtaubni« di, Malii-Birlagi, BcrNn, dcr di--ifammeltcn W-rk- ton Maxim Eorki herausgibt, de« BandeCrlebniffe und Begegnungen" cnt- nommen.)
Künstliche Kühlung." Wie allgemein bekannt, hat die Wärmetechnik mit Bezug auf Heizung von Gebäuden gerade in den legten Iahren sich zu außer- ordentlicher Vollkommenheit entwickelt. Heute gibt es Heizanlagen, durch die ganze Strahenvicrtel von einer Zentrale aus erwärmt werden. Im Winter ist alles das lxi der manchmal sehr strengen Kälte für uns eine Wohltat. In mollig erwärmten Eisenbahnzügen reisen wir durch das Land. In mollig erwärmten Theatern, Kinos, Kon- zertsälen usw. ergötzen wir unseren Geist. Aber bei uns in Europa  hat man im Sommer zuzeiten großer Hitzewellen eigentlich noch wenig getan, um den Menschen, sei es bei der Arbeit, sei es im Theater, im Restaurant, in der Versammlung oder sonst wo Kuh- tung und Schup gegen dl« Hitze in ausreichendem Maße zu schasse». In dieser Beziehung sind uns die Amerikaner, denen ja allerdings die Hitzewellen häufig viele Plagen und Sorgen bereiten, weit voraus. Die amerikanischen Ingenieure haben sich schon seü «nchreren Iahren mit dem Problem der Kühlung von Gebäuden besaßt, und im vergangenen Sommer hat man auf diesem Gebiete sehr gute Erfolge gezeitigt. Vor allem Hot man sich mit der Küh- lung großer Theaterräume besaßt.- Fast alle bcsteren Lichispiel- Häuser in den cmerikanischcn Städten bieten nunmehr auch bei heißestem Wetter dem Besucher einen kühlen und angenehmen Aufenthalt. Die dazu benötigten Kühlanlagen sind nun wie folgt eingerichtet: Di« Luft wird durch einen großen Saugfücher durch einen Raum gezogen, in welchem aus Hunderten von Zerstäubern eine Wolke eisgekühlten Masters in die Luft hineingeblasen wird. Do- durch lveeben drei Wirkungen erzielt: Die Kondensierung entfernt ollen Ucberschuß an Feuchtigkeit, durch welche die Lust im Freien ja häusig an heißen Tagen so schwer und drückend wird. Zugleich wird aller Staub entfernt, und drittens wird die Luft gekühlt. Die so vorbereitete Luft verläßt die Zerstäubungskcmmer mit einer Temperatur, hie für den Theaterroum zu niedrig ist. Darum wird ihr eine gewiste Menge warmer Luft durch automatisch konlrol- lierte Zufuhrrohre beigefügt. Ein Taiiafächer zieht die so ge- mischte Lust durch Metallrohre bis zur Decke des Theaterraumes. In genauen Zwischenräumen sind dort Verteiler angebracht, durch' deren Wirkung die abgekühlte,' reine Luit langsam über das Pu- Wikum fozufcgen ausgegossen wird. Ein Zugwind entsteht nicht. Schließlich wird die Lust durch Oefsnungen im Fußboden unter den Sitzen wieder«ntsernk.
Die Uerba-Mate Südamerikas  .
Von Friedrich Raöczwill.
Nach Entdeckung der Gestade des Rio de la Plato wurde den Patres der Gesellschaft Jesu Paraguay   und Misiones  , also das subtropische Wald- und Steppenland zwischen Rio Paraguay   und Parana, zur Bestedelung angewiesen, das sie in kurzer Zeil zum blühenden Kulturmittelpunkt Südamerikas   mochten. Di« Kolonisatoren bemerkten, daß die eingeborenen, Verhältnis- mäßig hochstehenden Guarani  - und Tupisindianer beständig Blätter eines bestimmten Strauches oder Baumes kauten, eben der Perba- iviate Hex Paraguayensis D. C. Aquifoliaceae), die dort in den üppigen Urwäldern zwischen dem!8. und 30. Grad wild, vorkommt. Die Patres lehrten nun ihre Schutzbefohlenen, aus den Blättern mrd kleinen Zweigen der erwähnten Ilexart stck, einen Tee zu de- reiten, wobei das hierin enthallene, nerv" rbclebend« und ver- douungfördernde Alcaloid- Matein auch, aber weniger Mühsam aufgeschlossen wurde. Die Perba- Mate besähigte di« vorwiegend aus Jagd und Sammeln der Waldfrüchte angewiesenen Indianer, ohne Ermüdung Strecken zurückzulegen, die den Europäern einfach fabelhaft erschienen. Rasch lernten daher Spanier und Portugiesen diesen Jungbrunnen nach Gebühr schätzen, und auch heut«»och ist das erste nach dem Aufstehen morgens, daß die mit silbernem Saugrohr versehene Kalebasse(Zierkürbisschole) mtt glühendheißem Mate die Runde macht, sei es im Hause, am Lagerfeuer oder wo auch immer. Mate ist der unzertrennlich« Begleiter des Haupt- sächlich von einer riesigen Fleischration lebenden Eentauren der Pampas, des nervenstarken Gauchos, des Gambusinos in Pata- gomen und Feuerland. Der eilige Rc's ende, in der Ferne einen einsamen Rancho erspähend, tut etwas Mate in seine Kalebasse und läßt sie, ohne vom Vferd« zu steigen, von irgendeinem An- wesenden mit heißem Wasser füllen, um sofort, nachdem er die Hiß« mit Hitze vertrieben Hai, die Reise fortzusetzen. Kurzum: ein Leben ohne Maie ers�eint den Bewohnern jener Gegenden un- denkbar. Es ist das Elixier, dem sie ihre oft außerordentliche Lang. lebigkeit zu verdanken glauben, und nichts vermißt der Süd- amerikaner nach seiner Ankunft hier mehr als seine geliebt« Ferba-Mat«. Zwar gelang es schon den Iefniten, die damals in jenen Zonen nnt unermüdlichem Eifer und durch Beharrlichkeit errungener großer Sachkenntnis Borbildliches schufen, Kulturen des gerade wie Kakao sehr anspruchsvollen Urwaldsohnes anzulegen, indes ging dies« Kenntnis später wieder verloren, so daß immer aufs neue förmliche Expeditionen ausgerüstet werden mußten, um die Grund- läge für den so heiß in des Wortes wörtlichster Bedeutung begehrten Labetrunk herbeizuschaffen. Fanden die Perbateros nun endlich einen Perbabestand, so wurde er noch all den Mühen in unvernünftigem Raubbau um so schonungsloser geplündert, wodurch die Bäume natürlich oft eingingen, so daß die Perba immer seltener und das Suchen immer mühseliger," so gefährlicher wurde. Mit primitiven Mitteln wiirde die Mate an Ort und Stelle geröstet und nahm hierbei den charakteristischen, von ih»en eingefleischten ssreimden geschätzten Rauchgeschmack an. Dem Neuling schmeckt die Mate zunächst eiaentümlich, wie es uns ja fast mit allen später unentbehrlichen Dingen geht. Airch die Art des Trinkens erscheint ihm komisch, indes bald sieht er«in, uelch«ine» Sckxitz die Nach- kommen der Eonquistadoren in ib�em Raiionalgetränk besitzen, und er wird, wie dies«, überzeugter Matetriuker.
Bald erkannte man, daß das Fehlen mancher Altersbejchwerdcu wie Gicht, Podagra  , im Mutterlande scheinbar unvermeidlich, seine Ursache im Matelrinken haben mußte, da diese Geißein der Mensch hcit selbst im zwischen Küsten- und Hochkordillere belegenen Längs- tai von Chile   unbekannt blieben, trotz der ihm eigenen gewaltigen Temperaturstürz«, die manch nrngem Leben durch Lungenentzündung ein rasches Ende bereitet haben Wohl kein Südamerikoner oder heimgekehrter Deutscher   ver- säumt, uns auf dies köstliche Geschenk der subtropischen Sonnen küche aufmerksam zu machen, das zwar schon längst von berühmten Gelehrten aller Kulturvölker als äußerst wichtig für die mensch ltche Gesundheit geschätzt wurde und wird auch in der Deutschen  Arznei laxe fehlen dieMate folia" nicht, indes, weil es bis in die jüngste Zeit hinein schon schwierig war, ihren Eigenbedarf zu decken, behielten die Südamerikaner in leicht verständlichem Egois- mus diesen Schatz für sich, und an nennenswerte Ausfuhr der Mate war nicht zu denken, trotzdem immer und immer wieder von be- rufener Seit« auf ihre Vorzüge hingewiesen wurde. Diese Vorzüge bestehen einmal darin, daß Mate nur ein Fünf- zehntel bzw. ein Zehntel soviel Tannin enthält wie grüner oder schwarzer Tee und nach dem Urteil erster ärztlicher Kapazitäten und der allgemeinen Erfahrung harnsäuretreibend wirkt, wodurch sich heilende und vorbeugende Wirkung bei Rheuma  , Gicht, Ischias, Migräne und sonstigen Harnsäureablogerungen mit Folgeerschei- nungen erklärt: andcrerseils wirkt sie mild abführend, daher all- gemein gesundheitsfördernd, indem sie Selbstvergiftung des Or- gonismus durch zu lange im Körper belasten« Auswurf- und Ab- fallstoffe hindert, übermäßigem Fettansatz vorbeugt und Hämor» rhoidalleiden lindernd und heilend beeinflußt. Wie bekannt,' enthalten China  - und der meist getrunkene Een- lrmtee etwa doppelt soviel Kosfein wie Kasse«, weshalb man auch sagt, wer Kaffee nicht vertrögt und dafür T«« trinkt, treibt den Teufel mit Beelzebub aus. So wenig nun schwacher Tee. mäßig genossen, und gelegentlich ein« gute Taste Kaffee einem gesunden Menschen schaden fühlt man sich doch noch deren Genuß wie neu geboren, so bleibt für diejenigen, deren Konstitution durch irgendwelche Einslüste geschwächt ist, nur der schon im alten Mexiko  geschätzte, keineswegs immer stopfend« Kakao, tofseinfrei« Malz- oder Kornkoffe« übrig. Können die Betreffenden nun ein anregen- des Getränt schlecht missen, so ist ohne jeden Zweifel Perba Mate die bestmögliche Lösung. Dem sich zeitweise, wenigstens für Südamerika  , zur empfind- Uchen Kalamität ausgewachsenen Perbamangel gründlich abgeholfen zu haben, ist vornehmlich Verdienst unserer deutschen Landsleute, die in Paraguay   und im Notionalte rritorium Misiones  , einer dcr schönsten Gegenden Argentiniens  , außer sonstigen Subtropen- pflanzen auch die besonders pfleglich zu behandelnde Perbo-Watc anbauen und so nicht nur den Bedarf Südamerikas   sicherstellten trinken doch selbst die meisten Kasfeepslanzer Mate, sondern auch zu unserm Heil dsren Ausfuhr ermöglichten. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die von deutschen Bauern gewonnene Mate durch ein rationelleres Trocknungsverjahren nur den ihr eigenen und keinerlei Rauchgeschmack mehr hat, womit sie auf Verlangen aller- dings auch geliefert wird. Die Pslanzungsmate ist der wild wachsen- den zudem an Güte überlegen.
Operationen bei unseren Großvätern. Vor der Erstndung des Chloroforms und des Acthers, durch die es möglich wurde. Operationen vorzunehmen, ohne daß der Patient etwas davon fühlte, war jede Operation eine unoergleich. liche Meiüchsnquälevei. Zwar weiß man aus dem Altertum, daß damals vor Operationen die Kranken betäubend« Getränk« bekamen, wodlirch der Schmerz der Operation, wenn auch nicht ausgehoben, so doch zum mindesten stark gemildert wurde. Aber zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit ist man offenbar von dieser Methode abgekommen, und noch im Deginn des vorigen Jahrhunderts hatten die Kranken das zweifelhaft« Vergnügen, jeden Schnitt fühlen zu wüsten. Aus den Erinnerungen der menschlich-mps'mdend«, Ver- treter der Chirurgie jener Zeit tönt immer wieder das Bedauern über die Dualen der Lrankm. Es liegt auf der Hand, daß viele Chirurgen versuchten, durch möglichst schnelles Operieren die Leiden des Patienten zu miBern. Kam es doch bisweilen vor. daß operierte Patienten infolge des unerträglichen Schmerze bald nach der Operation, ja, beinahe»r- plötzlich, verstärken. Zu den Anhängern der schnellen Operations- Methoden gehörte der sranzösifche Chirurg Roux, der alle eng- lisch«» Chirurgen einer nutzlosen und für den Patienten qualvollen Langsamkeit bei der Vornahme ihrer Operations, beschuldigte. Andere Chirurgen wiederum sprachen sich auf das entschiedenste gegen jede Eile in der Operation aus: die Vervollkonmnmng der chirurgischen Technik sei bei schnellen Operationen unmöglich, er­klärten sie. der Eingriff fit unsicher, ungewiß und gefährlich, und infolgedessen gingen enzeln« so weit, daß sie sich zu Verteidigern des entgegengefcßten Prinzips erklärten, indem sie behaupteten, daß eine Operation um so mehr Aussicht auf Erfolg habe, je lang- famer sie vor sich gehe. Zu den berühmtesten Chirurgen der damaligen Zeit gehörten Gräfe in Berlin   und Langedeck in Göttingen  , der später in Berlin   sein« größten Triumphe feiern konnte. Grase glänzte durch seine angeborene Gewandtheit und geroiste technische Hano- grisse, Lanzenbeck imponierte durch seine genaue Kenntm» dcr Aiultomie. Er ist der Erfinder der Operationsmethode, die jedes gewaltsame Einschneiden vermeidet und das Messer nur zugartig wie«inen Violinbogen führt, was ihn nicht hinderte, stch ge- legentlich bei einer Amputation durch einen zu schneidigen Mester- zug ins eigene Lein zu schneiden. Sein Gegensatz war Prosestor Textor in Würzburg  :«r hatte das Prinzip der Langsamkeit bis zum Extrem durchgeführ'. und fem« Hörer erlebten oft genug folgendes Beispiel: Der Pro- fessor, der ein Bein amputieren will, stößt sein langes Mester so zögernd und langsam als nur möglich von vorn her durch die Muskdn d» Schenkels. Das so hineingesteckte Messer bleibt imu in dieser Stell«, und dcr Profestor beginnt seinen Zuhörern zu er- klären, welche Richtung er dem Mester zu geben, wie weit er es einzustoßen gedenk« usw.
Nachbcm er hieraus einen Lappen hevausgeschnttten, ganz nach Maß und so langsam wie möglich, beginnt er aufs neue, seine Er- örterungen über die Bildung eines zweiten Lappens. Dabei wc.rdcl er stch mehrmals mit der Mahnung an sein Audiwrium:So muß man operieren, meine Herren!" lind das alles geschah, wie der berühmte Chirurg P> r o g o f f, einer der bekanntesten der da- maligen Zeit, betont, ohne Anwendung schmerzaushebender Mittel und unter dem Jammergeheul dar Märtyrer der Wistenschast oder, richtiger gesagt, des hirnlosen Doktrinarisnncs.
Das älteste Berliner   Druckwerk. Das Jahr 1540 bat drei Werke im Berliner Verlage des Druckers Hans Weiß entstehen scheu, von denen am(5. März ein Exemplar aus der AuktionDas alte Berlin  " bei Paul Graupe   zum Ausgebot kommt. Es Ist die Kirchenordnung des Kurfürsten Joachim II.  , zu deren Druck Weiß aus Wilkenberg. wo er viele Lutherdrucke halte erscheinen lasten, von Joachim nach Berlin   berufen war. Diele rcformatorische Kirchenordnung, ein stattlicher Ouartbond von fast 300 Seiten, mit Wappenholzschuitten, Notendruck in Holzschnitt usw., ist inhaltlich»ich typographisch von gleich l>ohen, Werte. An die Kirchenordnung schließt sich der Katechismus oder Kinderpredigt", dann solgt ein AbschnittVon dem Gebrauch der heiligen hvchwürdigcn Sakramente, auch von den Zeremonien, so dabei gehalten, und anderen Kirä)cnübungcn, dre in Unserm Äursürstcntum und Landen abgetan oder beHallen werden sollen". Der Tätigkeit des Druckers Weiß in den Jahren 1540 1547(er starb wohl schon 1543) hoben in neu'rer Zeit Schwenke und Voullieme eine oufNärende Untersuchung gewidmet. Nach dem Eingehen der Werkstall von Weiß gründete erst im Jahre 1574 Leonharb Ihurneißer wieder«ine Druckerei in Berlin  . Welches Tier brüllt am laulesten? Bei der Frage nach dem stimmkrästigsten Tier denkt man zunächst an den Löwen  , dessen Ge­brüll so laut und unheimlich klingt, daß man unwillkürlich den König der Wüste für den Besitzer der kräftigsten Stimme hält. Doch gibt es ein Tier, dessen Brüllen die Tonkrast der Löwenstimme noch weit übertrisst. Es ist dies ein riesiges Rind, der in den ausge- dehnten Wäldern der Bergländer Indiens   einheimische Gaur(Bc>s gaurus), der im ausgewachsenen Zustand drei Meter lang und fast zwei Meter hoch wird, so daß chn an Größe unter den Landsäuge- tieren nur noch der Elefant übertrifft. Dieses Riesentier besitzt eine Lunge, die sechsmal so groß Ist wie die des Löwen  . Wenn der Gaur losbrüllt, so klingt sein« Stimme so gewallig. daß man sie mit keiner anderen Tierstimmc auch nur annähernd oergleichen kann. Das Gebrüll des Gaur klingt um so unheimlicher, als er oft mitten in der Nacht brüllt, well es seine Gewohnheit ist, nur nachts zu weiden. Dem Menschen ist der Gaur verhällnismäßig sellen gefährlich und auch nur dann, wenn er sich angegriffen glaubt. Sein Fleisch schmeckt wie gutes Rindfleisch und ist in Indien   sehr geschätzt. Ein neuer Kanarienvogel. Aus der englischen Nationalschqu von Käsigvögeln die im Londoner   Kristallvolall eröfsnet wurde. befinden sich 3845 Vögel aller?lrt, deren Wert mit 3 Millionen Mark angegeben wird. Di« größle Zahl stellen die Kanarienvögel, und unter ihnen erregt besondere« Aufsehen eine neue Art. di« au» der Kreuzung zweier Kanari enooael von verschiedener Spezies er- ziell wurde und den Namen.Gloucester-PhaiUosie" trägt.