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Der unmögliche Minister.

Reudell unter Beleuchtung.

Zu den grotestesten Erscheinungen am politischen Himmel ge­hört ungweifelhaft der deutschnationale Herr von Reudell aus der Neumart. Das von ihm noch immer verwaltete Reichsministerium

des Innern wird gegenwärtig im Haushaltsausschuß des Reichstags fritisch durchleuchtet. Besonders der Abg. Sollmann( Soz.) nahm sich den Etat dieses unmöglichsten aller Minister vor. Soll­mann hob hervor, daß in feinem der letzten Jahre die Kultur. aufgaben fo vernachlässigt worden sind wie in diesem! Ent gegen dem ausdrücklichen Wunsche des Reichstags sind für Er ziehungsbeihilfen wieder nur 600 000, zur Förderung der auf sittliche ebung, besonders der Jugend, gerichteten Be­strebungen wieder nur 300 000 m. eingesetzt. In demselben Haus strebungen wieder nur 300 000 m. eingesetzt. In demselben Haus. haltsplan finden wir

für Patronenerfah der Reichswehr   1 Million Mart. usgaben, für Kohlen und Heizöl bei der Marine 17 Millionen M.! e Studentische Wirtschaftshilfe soll entgegen den Bersprechungen ffer Parteien von 3,3 auf 3 Millionen M. herabgesett erden. Die Sentung des Fonds zur Betämpfung des logolismus von 1,8 auf 1,4 millionen und die Verminde ung des Titels Behebung der Notslände in der deutschen Kunst" on 200 000 auf 100 000 m. charakterisieren die Kulturpolitik dieser egie.ung! Die fehlenden Summen könnten bei der Technischen Not­fe und dem Reichstommissariat zur Ueberwachung der öffentlichen Orbung eingespart werden.

Was ist geschehen, um eine Revision der Geschichts­hulbücher im Geiste des deutschen   Boltstums und der Völker­öhnung, würdigere republikanische Schulfeiern am 1. August, Unterricht in der Geschichte der Reichsfarben Schwarzrotgold herbeizuführen? Gesetzgeberisch hat das Ministerium m vergangenen Jahre vollkommen versagt. Das Schulgesetz ist gescheitert, obwohl man glaubte, durch die Entlassung des sozial­emokratischen Staatssekretärs Schulz die Bahn zur Verabschiedung cines firchlichen Gefeßentwurfs freigemacht zu haben.

Das einzig Positive dieses Regierungsjahres ist de Tatsache, haß die Republit schon start genug ist, um auch monarchistische Reichsminister ertragen zu fönnen. Irgendein wegweisendes Gefeß ist nicht zustande gekommen.

Sollmann wandte sich direkt an Keudell mit der Frage, welche Rechtsauffaffung der Reichsverfassungsminister über die Auswir fungen des Diftaturparagraphen 48 der Verfassung habe, und er forderte eine deutliche Erklärung dahin, daß die An­wendung dieses Paragraphen für Verfassungsänderungen als aus. geschlossen zu erklären sei. Weiter fragte Sollmann, ob es richtig sei, daß man sich im Reichsministerium des Innern mit den Bor bereitungen der Wiedereinführung von Titeln und Orden beschäftige. Reichsminister v. Reudell, so schloß Sollmann nicht ohne Humor, ist in der Deffentlichkeit fehr häufig, aber noch selten zu seinem Borteil genannt worden. Ein Teil feiner Mißgriffe erflärt sich aus seiner rein parteipoliti. then Berfonalpolitit. Diese deutschnationale Personal­politit darf nicht vergessen werden. Auch daß sie von den übrigen Roalitionsparteien gedeckt worden ist, muß in Erinnerung bleiben.

Berlin   in Angst!

Ein Film ohne Schauspieler.

Rechtlose Frauen"- Titania- Palast  .

darum verzweifelte Borfämpfe ausfechten und sogar aufeinander gewohnt ist vor der Kamera zu spielen, gibt sich freier und fast ebenso schießen, ist aus dem Filmrepertoire allgemein bekannt. Jede Hand- echt und erdverbunden, besonders ein Amerikaner, der immer auf lung, die sich auf dieses Thema aufbaut, entbehrt von vornherein Wahrheit des Kostüms, der Haltung und der Geste den Hauptatzent origineller Prägung. Hier, in den Rechtlosen Frauen" legt. Aber der Film erscheint durch das Mitwirken der Bewohner liegen die Dinge aber anders, denn die Handlung bleibt Nebensache, authentischer, und ferner klafft tein Bruch zwischen Hauptdarsteller das Milieu ist allein für die Wirkung entscheidend.

Daß sich Bater und Sohn um dieselbe Frau bemühen, daß sie| Sinne war dies nicht notwendig, denn ein begabter Darsteller, der

In den weltabgeschiedenen Tälern der südlichen Alleghannberge hunderte bewahren. Weder Auto noch Gisenbahn, noch industrieller leben Ansiedler, die noch heute die Lebensformen vergangener Jahr­Unternehmergeist haben diesen Teil der Vereinigten Staaten   der modernen Kultur erschloffen. Die Männer sonnen sich, fizzen am Ramin, gehen auf die Jagd und tun sonst absolut nichts, während die Frauen den Boden bestellen und alle schweren Arbeiten verrichten müssen. Man tann nicht lesen, nicht schreiben, man tritt mit der Außenwelt in feine Berührung, man lebt in feinen Blockhäusern, die in einem einzigen Raum, Wohn-, Schlafzimmer, Küche, Stall und Borratsraum be­herbergen. Ueberall herrscht die denkbar größte Primitivität, das Leben verläuft in den alten, ausgefahrenen Gleisen, aber die Men Leben verläuft in den alten, ausgefahrenen Gleisen, aber die Men­

und Chargen.

Wie benehmen sich nun diese urwüchsigen Gestalten vor dem sich hindösen, wenn sie langsam durch den Wald stiefeln oder ge Aufnahmeapparat? Am besten sind sie in der Ruhe, menn sie vor dankenlos an der Pfeife lutschen. Die Wirklichkeit übertrumpft die Kunst, denn diese ungeschminkten, schwer beweglichen Menschen wirken beinahe wie für den Film zurechtgeschminkt und wie auf scharf umrissene Typen stilisiert. Ein schwarzer Mann läuft da umher, der jedem Desperadodarsteller als zu gewagt erscheinen würde, dazu eine Serie wundervoll unwahrscheinlich beragter Greise. | Die Frauen sind scheu und gedrückt, arme, gequälte und stumpfe Wesen, aber hin und wieder zeigen sie eine erstaunliche Berinner lichung, um die fie mancher Star beneiden tönnte. Selbstverständlich ändert sich mit den Darstellern auch die Technik des Films. Es

Eine Siedlerfamilie

schen sind frei und unabhängig und fennen feine wirtschaftlichen| fehlt das Uebermaß an Großaufnahmen, die heute schon zur Un Sorgen.

Ein Film, der nur einen Ueberblid über die Lebensverhältnisse biefer Hinterwäldler vermittelt, fönnte bereits interessieren, aber Rulturfilme programmfüllenden Charakters find beim Publikum wenig beliebt, deshalb verknüpft der Regiffeur Karl Brown mit ber Milieuschilderung eine durchaus schematisierte Handlung. Der Sohn eines diefer Bauern sehnt sich aus der erbrückenden Enge heraus, er lernt lesen und steigt auch am Ende mit seinem Mädchen

leidlichkeit geworden sind, da die psychologische Ausdeutung eines Affetts notgedrungen fortfallen und man sich mit dem schematischen Ausdrud begnügen muß. Leidenschaftliche Erregung fann nur on­

gedeutet werden. Deshalb erscheinen diefe primitiven, gerade im Gefühlsmäßigen verankerten Wesen feltfam talt und überlegen. Ste erledigen jeden Affekt mit gefchäftsmäßiger Rühle, fie tennen feinen Ueberschwang, keinen Ausbruch, weil sie ihn nicht öffentlich darstellen fälschen. Menschen tönnen, weil sie innerlich gehemmt sind. Und hierin scheint dieser

Ein Generalleutnant befürchtet Gasangriff. Bon der Sorge geleitet, wie sie jeder alte Militär empfindet, dem die Felle weggeschowmmen sind, sprach in einem Bortrag im Behrverein ein Generalleutnant a. D. Schwarte über Berlin   im Gas- und Luftkrieg". Kaum 70 Mannen und Frauen waren zu diefem aktuellen Thema gekommen, was eigentlich für den einst in Glanz und Wonneganz" umstrahlten Wehrverein recht beschämend ist, zu den Kulturmenschen ins Tal. Die Vereinigten Staaten befizen auf dieser primitiven Kulturstufe sind nicht imstande, ihre Affekte Der alte Generalleutnant mußte wenigstens in seinem strategija Primitiven um den Lebensunterhalt wird nicht mehr gezeigt, Kart derart virtuos zu beherrschen. Nur eine große Ausnahme ist vor.

und militärtechnisch interessanten Vortrage seine Befürchtungen an die richtige Adresse zu richten: an die deutschen   Spießbürger" und thre Bertretungen in der Regierung und im Parlament. Sie follten fich an Rußland   ein Beispiel nehmen, das bei einem Manöver in Odessa   mit einem richtiggehenden Gas­angriff auf die Bevölkerung losgegangen wäre, nachdem es natürlich vorher den Leuten Gasmasken ausgehändigt habe. In Mostau und Leningrad   fänden allmonatlich Gasalarme statt und dort erhalte jeder Einwohner fogar Gasmasten auf Abzahlung. Die Haus. befizer müßten gassichere Unterstände in den Kellern bauen und eigentlich follten sich auch die Berliner   Hausbefizer zu solchen Ein­richtungen bequemen. In Frankreich   wären 15 Millionen Gas masten in den gefährdeten Grenzbezirken unter der Bevölkerung perteilt worden. In London   diene die Untergrundbahn als Unterschlupf. Aber wie sieht es in Deutschland   aus? Es hat von

Brown begnügt sich mit einer Andeutung des ,, happy end  ".

Die schematisierte Handlung ist jedoch letzten Endes durch die Primitivität dieser Menschen bedingt und ferner dadurch, daß teine Schauspieler in dem Film mitwirten. Die Bewohner selbst spielen auch die Hauptrollen. Im filmdramaturgischen

und un­gehemmt, daß man den Verdacht nicht los wird, hier spielt jemand aus Hollywood  . Im ganzen: ein Film, der bis zur letzten Szene intereffiert, der fern vom Artistischen tatsächlich etwas Neues bringt. Eine andere Frage allerdings, ob dieser Weg weiter beschritten F. S. werden kann.

Berühmte Bilderdiebstähle.

Jelnem ihn im vorigen Jahr bei dem Luftfahrtabkommen einge Sammlerleidenschaft und Verbrechen.- Wie gestohlene Bilder verkauft werden.

räumten Recht des passiven Gasschutzes bisher feinen Gebrauch ge­macht, denn es wäre für solche Dinge fein Sinn vorhanden, die Regierungen und Barteien verbrächten die kostbare Zeit im gegen­feitigen 3ant. Eine Stunde nach der Kriegserklärung, die mir den Umständen nach immer zu gewärtigen hätten, würden ganze Flieger. Staffeln über Berlin   ihre tod- und feuersprühenden Geschosse ab­verfen, für die wir feine Abwehrmittel befizen. Bier Flugzeuge ints und vier Flugzeuge rechts, die Wilhelmstraße hinauf, genügten, m mit Elektrobomben das ganze Regierungsviertel in Brand zu sehen. In Frankreich   hätte man vorbeugend die Regierungsstellen bezentralisiert, in London   sogar bei dem letzten Manöver ganz auf bas flache Land verlegt. Alle Rationalisierung der Wirtschaft, die Bergrößerung der Städte, die Elektrifizierung der Bahnen usw. biete in Deutschland   große Angriffsflächen für einen Luftkampf.

Mag auch eine solche Jules- Berne- Phantasie, die uns die furcht barsten Schrecken tünftiger Kriege an die Wand malt, in all diesen Dingen der Wirklichkeit nahe tommen, der Bortragende felbst wußte fein Mittel dagegen bis auf das der passiven Abwehr durch Gas masten. Er war sogar so gemütvoll, zu sagen, er hätte 1918 ganz gern den Berliner   Arbeitern einen Bombenangriff der feindlichen Flieger gewünscht.

Durch Draht und Funk.

Ein Sturmangriff französischer Artilleristen auf Straßenpaffanten hat in Troyes   viele Zivilisten verlegt, manche davon schwer. Als eine Abteilung des 306. Ar­tillerieregiments von der Hilfeleistung bei einem Brand zurückkehrte, glaubte der Leutnant aus der Menge einen Schimpfruf gehört zu haben. Er sprang unter die Menge, um seinen Beleidiger zu suchen. Da es darob einen Auflauf gab, pflanzte die Abteilung die Bajonette auf und eröffnete einen regelrechten Sturmangriff!

Auf Ramtschatta ereignete sich ein startes Erdbeben und zugleich der Ausbruch dreier Bulkane, die zwei Tage lang Flammen und Usche ausspien. Die Eisdecke auf dem Fluß Kam­tichatta ist gebersten; die Behaufungen der Jäger wurden zerstört.

I

Der große Bilderdiebstahl in der Cadolzburg   durch den Berliner   Kunsthändler Lippmann ist eins der verwegenften Ver­brechen, das die Kunstgeschichte zu verzeichnen hat. Entwendungen von Gemälden aller Art sind durchaus nicht selten, und meist werden sie von Sammlern ausgeführt, die an irgendeinem Stüd ein großes Interesse haben. In diesen Fällen handelt es sich meist um wenig Aufsehen erregende Kunstwerke, so daß die Deffentlichkeit fich mit ihnen nicht beschäftigt. Einmal hatte eine derartige Sammelleiden. schaft ein schweres Berbrechen zur Folge,

denn im Jahre 1834 beging ein Marseiller Sammler Thirby einen Mord,

um sich die für einen Antauf eines Bildes notwendige Geldsumme zu verschaffen. Da es sich um einen hochgeachteten Mann handelte, so kam niemand darauf, wer dieses Verbrechen begangen hätte und ber Sammler erfreute sich fünf Jahre lang des Befizes des Bildes. Aber nach dieser Zeit wurde er von Reue veranlaßt, fich selbst der Bolizei zu stellen und ein Geständnis abzulegen. In vielen Fällen ist allerdings die Gewinnsucht schuld an den Bilderdiebstählen. Zwar ist es schwer, ein berühmtes Bild, beffen Raub sich verlohnt, an den Mann zu bringen, da es im allgemeinen bekannt ist, und der Dieb sich durch den Verkauf selbst verraten würde. Trotzdem aber ist es oft genug gelungen,

derartige Bilderdiebstähle lange Zeit geheimzuhalten. 3u den berühmtesten Verbrechen dieser Art gehörte der Raub des Bildnisses der Herzogin von Devonshire von Gainsborough. wurde im Mai 1876 ausgestellt und von Tausenden bewundert. In der Nacht vom 25. zum 26. Mai verschwand es auf rätselhafte Weise. Als am Morgen die Wächter die Ausstellung öffneten, hing der Rahmen noch an feiner alten Stelle, das Bild war aber heraus­geschnitten. Erst 25 Jahre später wurde es im Jahre 1901 in Amerita entdeckt, und zwar durch einen Kenner namens Pat Sheedy. Go lange fonnte auch dieses berühmte Gemälde unentdeckt bleiben. Sheedy brachte es nach England zurüd.

nach Amerika   gebracht. Aber die Diebe wagten lange Zeit nicht, das in der ganzen Welt bekannte Gemälde zu verkaufen. Nachdem Gras über das Verbrechen gewachsen war, brachten sie es für 20 000 Dollar an den Mann. Es ging durch mehrere Hände, bis endlich William Shaw das Bild wiedererkannte und es nach Spanien  zurücksandte. Die Kathedrale von Sevilla   hatte eine Belohnung von 50 000 Mart ausgefeßt, die aber der ehrliche Mann nicht annahm. Im Jahre 1907 wurde die berühmte Aufrichtung des Kreuzes" von van Dyd aus der Notre- Dame- Kirche von Courtrai   geraubt. Das größte Aufsehen erregte der Diebstahl der Mona Lisa von Leonardi da Vinci im Jahre 1911 durch Beruggia. Dies Gemälde wurde dem Louvre nach einiger Zeit wieder zurückgegeben. Es fnüpfte sich befanntlich an diesen Diebstahl ein großer Streit,

ob es sich um eine echte, oder um eine falsche Mona Lisa   handele. Ein Pariser   Kunsthändler will angeblich die echte besigen, während die des Louvre falsch sein soll. Es ist aber mit Hilfe der Röntgen­strahlen nachgewiesen worden, daß das gestohlene und wiedergegebene Bild das allein echte war. In der Reihe berühmter Bilderdiebstähle ist noch die Entwendung des Rembrandtschen Paulus aus dem Stutt­garter Museum im Jahre 1922 zu erwähnen. Es war klar, daß sich die Diebe nicht lange ihres Besizes freuen konnten, da dies Gemälde zu berühmt ist, als daß es unerkannt in der Welt untertauchen könnte. Tatsächlich kam es auch nur bis London  , wo es für einen bedeutenden Preis verkauft werden sollte. Die Polizei machte aber dem Geschäft ein Ende und schickte das Bild wieder nach Stuttgart   zurüd.

Jm Theater am Schiffbauerdamm geht als nächste Bremiere Galsworthys Regie: Bittor Schwannele, Bühnenbilder: Bigarettenfasten in Ezene. Edward Suhr.

CEC

Otto Klemperer   hat den Antrag erhalten, in den Monaten Auguft und September zwölf Orchesterfonzerte in Buenos Aires   zu dirigieren. hat diesen Antrag abgelehnt. Auch den Antrag, die fommende Doernfaison in Buenos Aires   au leiten, hat Siemperer schon vor einiger Zeit abgelehnt. Karten ausverkauft. Zu dem am Sonnabend, dem 10. Märg. ftath griffen.

Ein ähnliches Schicksal hatte der berühmte Murillo in der Stathedrale von Sevilla  . Auch er wurde aus dem Rahmen geschnitten und findenden Konzert des Jungen Shores find bereits sämtliche Starten ver