Das Eigentumsrecht am künstlerischen Werk. Verhandlungen des Internationalen Autorenkongreffes.
Die Berner Konvention zum Schutze des künstlerischen Eigen- tums wurde im Jahre 1886 gegründet, um dem Künstler und seinem Werk in der ganzen Kulturwelt wirtschaftlichen und geistigen Schutz zu schassen. Mit den Iahren entstanden immer neue Probleme, die einen weiteren Ausbau der Konvention forderten. Dieser Not- wendigkeit wurde bereits im Jahre 1908 Rechnung getragen. In- zwischen ist aber für die Künstler wieder eine wesentlich veränderte Situation geschaffen. Eine Tagung der Berner Union, die im Mai dieses Jahres in Rom stattsinden soll, wird sich eingehend mit dieser neuen Lage beschästigen müssen. Der internationale Bund der Autorengesellschaften, die ConkSätration internationale des societäs d'auteurs-et compositeurs, hat es sich als Hauptaufgabe für seine gegenwärtige Tagung in Berlin gesetzt, die neuaufgetauchten Fragen für die von ihm vertretenen Kreis« zu klären, um der Tagung in Rom entsprechende Vorschläge unterbreiten zu können. Bisher wurden im wesentlichen drei wichtige Dinge behandelt! die Sicherung des Künstlers in geistiger und materieller Beziehung bei Bearbeitungen und Uebersetzungen, die Einziehung von Tantiemen, besonders im Ausland, und die Stellungnahme zur gesetzlichen oder Zwangslizenz. Die beiden Abteilungen des Kon- gresses, die Vertretung der Bühnenautoren und die der übrigen Autoren hielten über die ersten Punkte getrennte Sitzungen ab, da die Probleme auf diesen Gebieten für beide Gruppen verschieden sind. Man war sich natürlich auf beiden Seiten vollkommen einig, daß das Recht des Künstlers an seinem Werk gewahrt bleiben müsie. Uebersetzungen und Bearbeitungen dürfen nur mit seinem Willen und Einverständnis vorgenommen werden. Die Abteilung der Bühnenautoren kam u. a. zu dem bemerkenswerten Entschluß, die Mitglieder der betreffenden Organisationen aufzufordern, alle Angaben zu machen, um die Wahl der besten Uebersetzer zu ermög- lichen. Wenn das so verstanden werden kann, daß nach Möglichkeit schlechte Uebersetzer ausgeschaltet werden sollen, ohne daß aber andererseits neue begabte Kräfte ferngehalten werden, so wäre dieser Entschluß zu begrüßen. Schwere wirtschaftliche Schäden erwachsen den Autoren be- sonders aus einer unzureichenden Regelung der Tantieme- fragen in den verschiedenen Ländern. Es zeigte sich in der Aus- spräche, wie häufig durch ungünstige gesetzliche Bestimmungen aus- ländische Autoren benachteiligt werden. Di« ungnügende Erfassung oller Tantiemepflichtigen schädigt die gesamten Autoren. Ein Vor- schlag Dr. Ludwig Fuldas, dafür zu stimmen, daß Listen aller Theateraufführungen in einer Zentralstelle gesammelt werden sollen, bei der sich die Autoren informieren können, wurde angenommen.
Eine interessant« Debatte entspann sich über die Frag« der gesetzlichen Lizenz. Dr. Kopsch von der Genossenschaft Deut. scher Tonsetzer legte in einer Red« dar, daß das wesentliche für den Künstler der Schutz seines Werkes in geistiger Hinsicht sei. Unsere gegenwärtig« Gesellschaftsordnung macht darüber hinaus einen Schutz in wirtschaftlicher Hinsicht nötig. Mit dem künstlerischen Schassen hat dieser im Grunde gar nichts zu tun. Jedes Kunst- werk findet seine Erfüllung erst dann, wenn es sich in der Gemein- schaft auswirken kann, und zwar in der Form, wie es der Künstler beabsichtigt hat, also nicht verstümmelt oder im wesentlichen ver- ändert. Dieses geistige Recht schützt das tschechoslowakische Gesetz in vorbildlicher Weise auch noch über den Tod des Schöpfers hinaus. Der Kampf um sein wirtschaftliches Recht ist dem Künstler auf- gezwungen worden. Dr. Kopsch sieht die beste wirtschaftliche Siche- rung des Künstlers in einer gesetzlichen Lizenz. Jedes Wert soll also der Ausführung, Vervielsältigung und sonstigen Verbreitung frei stehen, wenn ein angemessener, von den Künstlervereinigungen fest- gesetzter Betrag dafür entrichtet wird, und der Urheber gegen un- zuveichende künstlerisch« Form der Verbreitung keinen Einspruch erheben kann. Damit wäre das Verlegermonopol gebrochen, und durch Klage vor den ordentlichen Geridsten könnte der Künstler gegen jeden Mißbrauch mit seinem Werk vorgehen. Diese Aus» führungen, die Dr. Kopsch an«inigen Beispielen deutlich machte, fanden lebhaften Widerspruch bei der Versammlung. Abgesehen von einigen Mißverständnissen richtete sich der Widerspruch hauptsächlich gegen die Tatsache, daß durch solche gesetzlichen Bestimmungen der Künstler zum Teil das frei« Versügungsrecht über sein Werk ver» lieren würde. Selbst die in der besten Absicht erlassenen Gesetze bleiben Zwangsbestimmunaen, die sich nur allzu leicht gegen den weniden können, den sie schützen sollen. Es wurde daher gegen die Stimmen der Genossenschaft der Deutschen Tonsetzer eine von Lud» wig Fulda eingebrachte Entschließung angenommen, die— auch im Sinne der deutschen Dichterakademie— für die völlige Freiheit des Künstlers seinem Werk gegenüber eintrat. Dr. Kopsch hatte, um seinen entgegengesetzten Antrag zu be- gründen, darauf hingewiesen, daß in bezug auf die Rundfunk- Verbreitung ja schon eine Art Zrvangslizenz bestände, deren üble Auswirkungen die Künstler bereits zu fühlen bekommen hätten. Nur durch ein« weniger weitgehende gesetzliche Li.zenz, der die Künstler zustimmen würden, könnt« verhindert werden, daß wie im Rundfunk, so im Lauf« der Zeit auch auf anderen Gebieten die Künstler gegen ihren Willen durch Zwangslizenz vergewaltigt würden.
Bauer in Not— aber weshalb? Ein Borspiel deutschnationaler Wahlagitation. Unter den Flugblättern, die jetzt von der deutschnationalen Partei in großen Massen hinausgeworfen werden, befinden sich zwei, deren Inhalt für sich spricht. Das erste ist auf den bekannten Ton gestimmt:'.Land in Not! — Die deutsche Landwirtschaft ist am Ende ihrer Kraft, wir Deutschnationale oerstehen die Sprache der Bauern, also Städter und Bauern stimmt deutschnotionol." Man wundert sich: waren es nicht die Deutschnationalen, die die Agrarpolitik der Regierungen seit der Reichsgründung bis zum Kriegsende, aber auch seit den Wahlen von 1924 bis 1928 in ent- scheidender Weise beeinflußt haben? Haben sich nicht gerade deshalb auf dem Lande in ganzen Provinzen die Bauern von der deutschnationalen Partei getrennt? Ja, der Bauer ist in Not, weil er von der falschen Land- Wirtschaftspolitik zugunsten der Großagrarier seit Jahrzehnten um den Ertrag seiner Arbeit betrogen wurde— von den Deutschnationalen! Das werden sich Städter und Bauer bei diesen Wahlen merken. « Doch zuweilen überfällt selbst einen Deutschnationalen unver- sehcns die Ehrlichkeft und gibt der tradftionellen Agrarierdemagogie den berühmten Dolchstoß in den Rücken. In einem zweften Flug- blatt rühmt sich diese Partei, sie, nur sie und niemand anders hätte die Beamtenbefoldungsreform gemacht. Das stimmt nun aufs Wort. Deutschnationale und Rechtsblock haben alle Besserungsanträge abgelehnt, haben den unteren und mittleren Beamten selbst das Notwendigste vorenthaften, um die Generalspensionen mit heiligem Eifer vor jeder Minderung zu schützen.— Darauf können sie wirklich stolz sein.
Oer Chefredakteur klagt... Die„Deutsche Tageszeitung" vor dem Reichsgericht. Der frühere Chefredakteur der deutschnationalen„Deut- schen Tageszeitung", Hillger, klagt schon seit Iahren gegen den Verlag des genannten Blattes auf Gehaltszahlung in Höhe von 40 900 M. Im Jahre 1922 war Hillger von dem Reichsland - bundführer R ö s i ck e an die„Deutsche Tageszeitung" mit einem jahrlichen Gehalt von 20 000 M. berufen worden Nach dem Tode Rösickes entstanden zwischen dem Verlag und Hillger schwere Differenzen, so daß Hillger fristlos entlassen wurde. Er sollte zu wenig Werbeschriften für die„Deutsche Tageszeitung' vom � Stapel gelassen und sich noch andere Verstöße gegen den Verlag ' haben zuschulden kommen lassen. Hillgers Ansprüche wurden von der 19. Zivilkammer des Landgerichts in Berlin anerkannt. Die„Deutsche Tageszeitung" sollte für zwei Jahr« 37 000 M. zahlen. Auch das Kammergericht entschied sich in diesem Sinne. Der dritte Zivilsenat des Reichsgenchts hob dagegen das Urteil der Vorinstanz auf und verwies die Sache am Dienstag zur noch- m a l i g e n Prüfung an die 25. Zivilkammer des Landgerichts Berlin zurück._
Raubüberfälle in Sieglitz. "y.e Täter durch eine Zivilperson festgenommen. Zwei Raubübersälle wurden in der vergangenen Nacht gegen 2 Uhr in einem Zeitraum von kaum 20 Minuten fast >n der gleichen Stelle in Steglitz verübt. Die Räuber, w�i junge Burschen aus der Provinz, wurden, dank der kalt- Gütigen und überlegten Handlungsweise eines Feinmechanikers, namens Hein, dem dafür der Dank der Oefsenl- lichkeil gebührt, nach längerer Jagd eingeholt und festgenommen. Als sich der 27 Jahre alle Josef S. aus der Neuendorfer Straße zu Lichterfelde nachts auf dem Heimweg befand, stellten sich ihm plötzlich an der Eck« der Birtbusch- und Fraunhoferstraß« zwei Männer entgegen. Der eine schlug ein« Pistole auf ihn an und bedrohte ihn unter dem Rufe„Hände hoch!" mit Erschießen, sobald er einen Laut von sich gebe. Der zweite versetzte ihm im selben Augenblick mit einem Gummiknüppel einen Schlag über den li.nken Arm und raubte ihm dann seine Barschaft und Wertsachen. Ohne ihm weiter etwas anzutun, ließen die Wegelagerer den Ausgeplünderten hierauf laufen. Während er sich zur Polizei begab, um den Ueberfall mitzuteilen, kam gleich darauf em Kontorist vom Iungfernstieg in Lichterfeld« den gleichen Weg. Nur einige hundert Schritte von der ersten Ueberfall- stelle entfernt sielen die beiden Räuber ihn in der- selben Weise an. Der mit der Pistole in der Hand drohte ihm, daß er ihn sofort über den Haufen schießen werde, wenn er schrei«, oder sich auch nur umdrehe. Auch ihm wurden die Uhr, eine silberne Streichholzschachtel und das Porte- r, onnaie geraubt. Das war an der Ecke der Birtbusch- und Breitestraße. Der Koirtorist ging ober, als die Räuber sich ent- fernten, nicht gleich weg, blieb vielmehr noch stehen und piff, um st) vielleicht in der einsamen Gegend dock) noch den einen oder den anderen Passanten aufmerksam zu machen. Ein Feinmechaniker Kurt Hein aus der Albrechtstraße in Steglitz hörte die Pfiffe und kam heran. Da wandten sich die Räuber wieder um, griffen jetzt die beiden mit ihren Gummiknüppeln an, liefen dann aber doch davon. H. verfolgte sie unauffällig, nahm ein Auto und benachrichtigte einen Wächter und einen Schupobeamten. Diese stiegen zu ihm in den Wagen und fuhren mit ihm hinter den Flüchtigen her, bis sie sie an der Innsbruck «? Straße einholen konnten. Nunmehr schrie man den Räubern �in energisches„Hände hoch!" zu. Die beiden waren so überrascht, daß sie sich ohne Wider st and ergaben. Auf der Wache des 171. Reviers leugneten sie zunächst, legten aber endlich ein Geständnis ab. Sie wurden festgestellt o!s ein 28 Jahre alter Rudolf Meier und ein 23 Jahre alter Walter Rahls. Beide sind vor einiger Zeit aus der Provinz nach Berlin gekommen, da sie arbeitslos waren, nächtigten sie' in Herbergen und im Asyl, den Tag über machten sie Bettelfahrten durch Groß-Berlin, zuletzt durch den Westen. Von dem erbettelten Gelds kauften sie sich eine Pistole und jeder einen Gummiknüppel. vm jich mit Gewalt Geld zu verschaffen.
Erstaufführungen der Woche. Mittwoch. Komödie:„Die Kassette." Theater in der Klosterstraße:.2X2---5."— Donnerstag. Renaissanee-Theater:„Krankheit der Jugend." — Freitag. Renaissanee-Theater:„Tempo Tausend" <23 Uhrj.— Sonnabend. Staatsoper UnterdenLinden: „Die Zauberflöte ."— Sonntag. Staatsoper Unter den Linden:„Die Meistersinger."— Montag. Staatsoper lluter d«t» Lind«»: �osenkaoaller."
Der Opernumbau ist vollendet Pressebesichtigung des renovierten Innenraumes. Das kaum noch- Glaubhafte wird Taffache: wir stehen vor der Wiedereröffnung der Staatsoper Unter den Linden. (Wörllich: am Kaffer-Franz-Iosef-Platz.) Zwei Jahre ist's gerade her, daß hier zum letztenmal gespielt worden ist. Nur eine Woche— eine Woche fieberhafter Arbeit noch— trennt uns von dem Abend, an dem das Haus der Oesfentlichkell übergeben werden soll. Gestern ist es dem prüfenden Auge der Presse überantwortet worden. Ueber die Veränderungen des Aeußeren— unerfreuliche Der» änderungen bis in das Stück Berliner Stadtbild, von dem das Thcatergebäude ein beherrschender Teil ist— darüber ist genug ge- schrieben und einstweilen wohl genug g«tlagt worden. Aber woraus es ankam, das war der inn«r« Umbau; soweit das Bühnenhaus in Frage kommt, ist es beinahe ein Neubau geworden. Alle erdenk- lichen bau- und feuerpolizeilichen Sicherungen sind geschaffen, die Bühneneinrichtung, die Beleuchtungsanlage ist das Modernste, Voll- kommenste, was sich träumen läßt— versichern die Verantwortlichen,
Ein Arbeiter als Gelehrter. Ludwig Ho ff mann, ein Former der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, ist im Nebenberuf Prähistoriker. Er hielt kürzlich vor ernsten PL issenschafllern einen hochgelehrten Vortrag über seine Forschungen, der großes Interesse fand.
und man glaubt es ihnen aufs Wort, es ist ja eigentlich kein Wunder, obgleich«s ein technisches ist, wie diese Bühne, ganz oder in Teilen, zehn Meter in die Höhe, zehn Meter in die Ties« fährt: dazu ver» schiebbare, versenkbare Seitenbühnen: dazu der Anbau der neuen Hinterbühne, Dekorationsmagazine, Aufzüge von riesenhaftem Aus- maß— alles, was im beengten Raum des allen Hauses immer dringender gefehlt hat. Ein halbes Dutzend plastischer Bühnenbilder, jedes eine Last von vielen Zentnern, lassen sich jetzt, nebeneinander. übereinander gebaut, fertig in Reserve halten, bereit, im Wechsel von Minuten auf die Bildfläche, also in das Blickfeld des Publikums gerückt zu werden. Unvorstellbar, wie sehenswerte Vorstellungen ihm hier geboten werden können. Aber von der Arbell, die geleistet worden fft. vom Millicmcnwert dieser Arbeit ist es nur der kleiner« Teil, des man ficht; der iwposauters. schwierigere— das unter-
irdische Fundament— bleibt unsichtbar, und das Grundwasser, von dem es umspült wird, soll es ewig bleiben. Der Zuschauerraum fft kaum verändert, nur die Akustik, für die viele gefürchtet hatten, soll— noch besser geworden sein: nach dem Urteil der Generalmusikdirektoren tn dem probeweise mit Reichs- wehr besetzten Hause. Aber alle Gerücht« von erheblichen Umge. staltungen sind im Guten wie im Bösen übertrieben. Man hat durch geschickte Raumausnützuny im Parquett 147 Sitzplätze, im ganzen Haus ein Plus von 228 Plätzen gewonnen, das ist alles. Das Ge- samtbild ist dasselbe geblieben— richtiger, es ist im wesentlichen wieder hergestellt: sozusagen neu einstudiert. Auch die Prunkloge der Hohenzollern , Gott seis gedankt, erstrahlt in altem Glanz: aber ein Deckengemälde, das sie schmückte— oder eigentlich nicht mehr schmückte, denn es war von einer dicken schwärzlichen Schicht über- zogen, ist nun freigelegt. Acht Kilogramm Schutt hat man herunter- gekratzt: Staub und Moder von Generationen. Und hier hat Wilhelm der Prächtige gethront, und er ahnte nicht, daß es«ine alte Schmutz. kruste war, di« sich über seinem begnadeten Haupt wölbte. Der Umbau hat es ans Licht gebracht. Klaus Pringsheim.
patachon -Revue. Beba-palast-Atrium. Das lustige Paar des Langen und Kurzen(in Firma Pat und Patachon) fleht man— von Zeit zu Zeit, nur nicht alle zwei bis drei Monate— gern mal wieder, auch in einer Wiederaufnahm«, die man noch nicht kennt.(„Pat und Patachon auf hoher See") Sind die beiden schon als urkomische Luftschiffer oder in einem Unterseefilm ausgetreten? Nein? Na, schön, diesmal wer- den sie auf dem Meere als halbe Wasserleichen aufgegabell und nun von dem Steuermann arg gepiesackt. Abenteuer in Bilbao bringen da» nötige weibliche Wesen an Bord, und ein kluger Trick sorgt dafür, daß der Rohling von Steuermann in Respekt oersetzt wird. Aber dann wird ernst aus dem Ulk: der Kleine, der sich als Todesboxer ausgegeben hat, muh in den Ring. Aber siehe da: sein langer Freund und sein eigener Grips sorgen dafür, daß er siegreich aus der Patsche hervorgeht. Weil die Revuen in den dafür bestimmten Theatern nicht mehr ziehen, gehen die Filmtheater jetzt auch dazu über. Das Atrium hat sich eine eigene Revue zugelegt. Rolf Roeder zeichnet für Text und Musik. Sie gibt mit größerem Apparat ungefähr dasselbe wie die großen Revuen. Es gibt Girltänze und Postromantik, eine nicht üble Satire auf die Straßenbahn, große Ausstattung(rechte Mädchen als Orchideen stilisiert), Leute, die nicht singen können. Und dann: einen fabelhaften Tanz- und Musikgroteskkomiker: Jockmann D.
Hilde Schewior gab im Schwechtensaal„Soloszene n". De» Gesamteindruck dieser Ausstattungsrezitationen kann man in zwei Worte zusammenfassen: schlimmster Kabarettkitsch. Den unaus- sprechlich zarten Abschiedsbries an Johannes aus Kurt Hamsuns „Viktoria" las Htlde Schewior in Dorstadttheateraufmachung und mit Dorstadttheatermanieren, süßlich als Schwindsüchtige hingegossen, tn Decken gewickelt, mit diskreten Hustenanfällen. Auch die anderen Bilder zeigten primitiostx naturalistische Aufmachung. Hilde Sche- wior hätte sich einmal nur Poette Gilbert auf dem Podium ansehen sollen: ob sie dann nicht ihre Darbietungen schamrot unterlassen hätte? Dabei sieht sie entzückend aus, so entzückend, daß Lion Feuchtwanger. der im Zuschauerraum saß, ihr gewiß die Derkitschung seiner„Bal- lade der Lauretta Fnnt" verzieh. Und mitunter, sehr stlten freichtich, wußte Hilde Schewior auch tiefere seelische Töne zu treffen: so in der kleinen Szene„Unterwegs", als armselige, glückersüllte werdende Mutter. Ob doch eine Schauspielerin in dieser ehemaligen Tänzerin steckt? Aber sie wird wahrscheinlich dorthin gehen, wohin sie ihre tiefste Sehnsucht treibt: zum Film. Z— z. Vera Sfaronel veranstaltet am 29., 12 Uhr mittaa«, im Renaissance- Theater e ne Tanzmatince mit teilweise neuem Programm unter Mit- Wirkung der Kammergruppe Storonel-Triimph. ?lu» Anlaß des 70. Sedurlstoge» de» Prof. Siegfried VchS veranstaltet die Staatliche Hochlchule sür Musil ein ftesltonzert am LS., 19»-, Uhr. Zur Ausführung gelangen KrawlatwnSkantaen von I.<S Vach(Erjlaussührungen) und ooir Pros. Och« bearbeitetet deutsche LolkSlleder.