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Geheimnisvolle Gasvergiftungen. Drei Arbeiter erkrankt. Sit«fner LuxusschuhfabririnderWaßmannstraß» «krankten gestern mehrere Arbeiter und Arbeiterinnen unter g e» heimnievollen Vergiftungserscheinungen. Drei von ihnen mußten in dos Krantenhauq gebracht werden. Der Unfall ereignete sich in einer Werkstatt, in der G u m> mierungsarbeiten vorgenommen werden. Inmitten ihrer Tätigkeit verloren plötzlich drei Beschäftigt« die Besin» nung und sanken zu Boden. Die Bewußtlosen wurden zur nächsten Rettungsstelle gebracht, wo der Arzt bei dem Ajährigen Arbeiter Erwin K i e n e l e aus der Blumenstr. 78, der Sliährigen Arbeiterin Erna Grimm aus d«r Lichtenberger Str. IS und der IQjäljngen Frieda Ianuzewfki aus der Andreasstr.<1 schwere Gasvergiftungen seststellte und die sofortig? Ueber- sührung in das Krankenhaus am Fricdrichshaln anordnet«. Die Erkrankten befinden sich außer Lebensgefahr. Nach den bisherigen Feststellungen scheint eine Benzolga»» Vergiftung vorzuliegen. Die Benzolgas«, die der Gummi» kösungsmasse entströmten, fanden wahrscheinlich nicht genügend Ab» zug und führten die Vergiftungen herbei.
2000 MeierErnährungsfilm". Sin gelungenes Wagnis. Da» medizinifch-kinemotographifche Universitätsinstitut. Berlin  . Eharitt, hatte zur Besichtigung eine» Films geladen, den es im Auf- trage der Ausstellungslcitung für die Ausstellung»Die Ernährung' aufgenommen hat. Bor der Vorführung(Ki Films hielten die beiden Autoren. Profesior Dr. B i cke l und Ernst D e g n« r, Lorträg«. deren Inhalt hier wiedergegeben werden fall, da sie für die Be» urtellung des Film» wesentlich sind. Professor Nickel sprach über die Bedeutung de» Film» für den Auzstellungsbesucher. Er führte aus: Wer ohne Aorkenntnisf« die Ausstellung besucht, kann den logischen Gedankenaufbau, der dem .yaupttei! der Ausstellung, nämlich dem wissenschaftlichen, zugrunde liegt, unmöglich verstehen. Er kann auch nicht die Fülle der Einzel» Helten, die dort geboten werden, gedanklich richtig einordnen. Da stch der Film wie die ganze Ausstellung an das große Publikum wendet, da» alle Stufen der BUdung umfaßt, so mußte die Dar- itellung der wissenschaftlichen Probleme an Vorstellungen und Ge» chankengänge anknüpfen, die' jedem geläufig sind Dies« Ausgab« erfüllt der wissenschaftliche Teil der Ausstellung kaum, da er mehr Kenntnisse voraussetzt, als man von dem vurchfchnittsbefucher er» warten darf. Der Film schafft ihm die Möglichkeit. Er setzt ihn sogar in den Stand, bei unsystematischer Besichtigung die Einzelheiten richtig aufzufassen. Allerdings verlangt der Film vom Zuschauer gespannteste Aufmerksamkeit und geistiges Nocharbeiten. Der zweit« Autor, Ernst Degner. der erste Assistent am Medizmisch-kinematographischen Universitätsinstitut, behandelte da» THemaTechnik und Methode des volkstümlichen Lehrsilms', wobei er sich mit der Frage des Lehrfilms grundsätzlich auseinander- fetzte. Daß der Lehrsilm, �fo sag!« er. noch nicht die Bedeutung er- langt hat, die er seinem Wesen nach oerdient, hängt mit der merk- würdigen Frage zusammen, ob er eine Spielhandlung gestalten soll »der Vicht  . Der Kinotheaterbesitzer oerlangt gewöhnlich eine Spiel- Handlung. Er fürchtet, mit einem nur lehrhaften Film seine Kunden da» Theater der Konkurrenz zu treiben. Das ist ein« nicht ganz verständliche Ansicht. Wir wissen aus der Schule, daß man die inter- efsantest« Geschichte ledern erzählen und den trockensten Gegenstand fesselnd gestalten kann. Der Lehrfilm soll ein breite» Publikum über irgendein Gebiet de» exakten Wissens unterrichten. Allerding» war tfi«in Wagnis, einen über 2000 Meter langen, also abendfüllenden volkstümlich-wisienschaftlichen Film über ein so sprödes Gebiet wie Ernährungsphysiologie ohne unterhaltendes Beiwerk zu drehen. Für die Verfasser haben aber keine Bedenken bestanden. Der Film still Kenntnisse vermitteln. Es ist den Bearbeitern gelungen, die ganz« Ernährungslehre erschöpfend darzustellen, die einer bildlichen Gestaltung schwer zugänglich ist. well e» sich um Begriffe und um theoretische Gedankengänge handelt. Um den Film und damit die Ernährungslehre verstiiudlich zu machen, haben die Bearbeiter ganz einfache, jedem geläufige Vergleiche gewählt. So ist etwa das Leben mit einer Flamme verglichen. Ein ganzer Teil des Films trägt den Titel:Die Maschin« des menschlichen Körpers'. Wir lernen aus dem Film, daß der Organismus die eingeführten Rah- rungsfwffe verbrennt, wie der Brennstoffbedarf nach Kalorien berechnet wird, daß ein mäßig arbeitender Mann pro Tag etwa 2S00 Kalorien verbraucht. Wir erfahren ferner, daß außer Brennstoffen auch Baustoffe für den Körper nötig sind. Als Nichtärzt« sind wir erstaunt, daß auch die Genuß- und Ballaststoffe, die den Körper un- verdaut wieder verlassen, wichtig sind. Wir werden über das jüngst« Kind der Ernährungelehre, über die Vitamine, genau informiert. Der ausgezeichnete Film wird täglich.zweimal, um 4 Uhr und um 7 Uhr, den Ausstellungsbcsuchern kostenlos gezeigt. Die Aus- stellungsleitung sollte dafür Sorge tragen, was bisher leider nicht ge­schehen ist, den Besuchern offiziell die vorherig« Besichtigung de» Films anzuraten._ Sprii-Weber vor Gericht. Im Kleinen Schwurgerichtssoal, an der selben Stelle, an der vor zwei Iahren der Spritweberprozoß drei Monate lang verhandelt worden war, begann heute vor der erste» Großen Strafkammer des Landgerichts l, unter Vorsitz vo» Langerichtsdireltor Fielitz die Be- rufungsoerhandlung, die wiederum zwei bis drei Monate dauern wird. Am Pfingsisonnabend, dem 7. Juni 1924, war das große Spritlager in Stahndorf in den Vormittagsstunden in Brand aufgegangen. Zur Zeit, als der Brand ausbrach, befanden sich nur Hermann Weber und sein jüngster Bruder Adolf, sowie ein Arbeiter, der sich aber in dem Augenblick außer- hall» des Gebäudes aufhielt, in dem Spritlagcr in Stahnsdorf  . Hermann Weber gab den Inhalt des abgebrannten Lager» auf IL Millionen Liter Sprit an und erhielt 300 000 englische Pfund, gleich rund 6 Millionen Mark. Versicherungsentschädigung ausgezahlt. Er behauptete, daß kurz vor dem Brande ungeheure Transportzüge mit Sprit angekommen feien, während in der Nach- barschaft niemand diesen Riesentraneport beobachtet hat. Das Ge- richt" hatte auch nur eine Höchstmenge von 300 000 Liter angenommen. Da» Ergebnis der Houptocrhandlung hat den Verdacht der Brandstiftung und dos Versicherungsbetruges, be» gangen von dem Angeklagten Hermann Weber, in keiner Weife ab- geschwächt. Es haben sich eine Reihe von Tatsachen«rgeben, die mit Notwendigkeit auf Hermann Weber als den Brandstifter hin- weifen. Dennoch konnte kein lückenloser Beweis, daß eine ander« Möglichkeit ausgeschlossen sei. erbracht werden, weshalb in diesen Punkten Freisprechung«folgen mußte. Die Staatsanwalt» s ch ä f t will aber für die Durchführung ihrer Berufung neue B«- »eismittel gegen Hermann Weber für dt« Brand- stistung und den Versicherungsbetrug vor der Strafkammer erbringen. Allein die Verlesung des ersten Urteil»-, das M7 enggedruckte Ouartfeiten umfaßt, wird länger als eine Woche in Anspruch nehmen, so daß erst dann in die eigentliche Verhandlung eingetreten werden kann. Da» Hauptinteresse der BerufungsoerhÄSlung wird sich um die Drag« drehe», ob Hermann Weber fein Spritlager in
Ein PotsdamerMusterbetrieb". Das Bordell in derMeho".
Vor dem poksbamer SchSffeagericht spielke stch eiue(Be- richlsverhandluug ab. die Einblicke in einen höchst fellsamen Fabrikbelrleb«öffnetet Der öbjährige VIeister der JJofo- damer mechanischen holzbearbeilungssabrik.Vleho' stand vor dem Richter, um sich wegen tällicher veleldigung der Arbeiterin Grete S. und der Arbeiterin Klara B. zu veraniworten. Die Verhandlung, die uuler Ausschluß der Oefsenlltchkeil stattfand, enihüllle Zustände au» dem velriebe. wie sie ähnlich in diesem Gerichlesaal wohl»och nie aärlerl worden sind. Die Zeugin Klara B. bekundet unter Eid, daß stch der Angeklagte khr bei der Arbeitsaufnahme sofort in unsittticher Weife genähert habe. Dann habe er ihr aesagt, daß es in der..Meho"wie zu Ha"se' zugehe. Es gibt nur Vater und Mutter, Sind und Tochter. Wie diese»zu Haufe' aussah, schildern die Zeuginnen unter Eid. Die jungen, meist hübschen Arbeiterinnen arbeiteten ofiSZStun- den durch, d. h.. sie blieben die Nacht im Detrieb«. tranken. schliefen, tranken wieder, so daß fle morgen» um 8 Uhr. al» die ne"« Schicht zum Dienst antrat, zum Teil betrunken unter den Tischen lagen. Von Sozialeinrichtungen war überhaupt nichts zu spüren. Die Arbelterinnen schliefen in dem Betrieb bis Mittag ihren Rausch aus. Der Chef der Firma, Karl Bern- Hardt, und die Mitinhaberin,«in Fräulein Elfert' au» Berlin  , vlieben auch die Nächte dort im Betrieb. Nach Aussagen der Arbelterinnen kam es in der Fabrik des Nachts zu wüsten Szenen. Di» Mädel wurden geküßt und umarmt. Eine Zeugin bekundet, daß sie sofort nach der tätlichen Beleidigung ihre Papiere verlangt hätte. Diese wären ihr aber erst nach 14 Tagen aus-
gehändigt worden. Der Chef Hab« ihr erklärt:Mach, daß du rauskommst, Lepinfki, öffnen Sie die Tür.' Eine Zeugin bezeich- net dieMeho' als einen bordellartigen Betrieb. Weiter kam zur Sprache, daß man in derMeho' nur solche Mädel ge- duldet habe, die den Männern gefällig waren. Die Löhne waren äußerst niedrig, und noch heute schweben Klagen wegen Nichtobliefe- rung von Krankenkastenbeiträge«. Mit einer sechzehnjährigen Ar­beiterin ist der Angeklagte in ein Weinrestaurant gegangen und später in«in geheimes Hotelzimmer. Diese Sechzehniahrige wurde von dem Angeklagten etwas näher auf den Wadenumfang unter. sucht. Ein Potsdamer Kriminalbeamter bekundet unter Eid, daß mehrere Personen, die er in dieser Sache vernommen habe, den Betrieb als ein« Schweinerei bezeichnet bätten. Ei» Arbeitcr habe die.Meho' a l» Puff bezeichnet. Die meisten Mädchen seien den Verführungen in der Fabrik unterlegen. Die Arbeiter. die der Kriminalbeamte vernommen hatte, bezeichneten den Betrieb «benfalte als eine Schweinerei ohnegleichen. Der An- aeklagt« selbst äußerte sich sehr wenig zu den Vorwürfen, ja, er bezeichnelie die Arbeiterinnen als lügenhaft und gehäsiig. Leider sind der Chef und die Mitinhaberin nicht als Zeugen geladen. Sie befanden sich zu Anfang der Verhandlung im Zuhörerraum, ver­ließen dann ab« den Saal, als die Oeffenllichkeit ausgeschlossen wurde. Als i*an st« nachträglich als Zeugen vernehmen wollte. waren beide aüs dem Gerjchtsgebände fort. Der Staot''c'nwnlt beantragt« im Fal� der Grete S. die Freisvrechung und im Falle der Arbeiterin Klara% einen Monat Gefängnis. Der Ver- teidiger Rechteanwa'll Dr. L? n y- Potsdam bean«roate in erster Linie Freisprech'mg chiw. milde Bestrafung. Das Urteil lautete auf 3 00 Mark Geldes ras«. Die feine Firma ist inzwischen verkracht. i 4. 1
Stahnsdorf   selbst angezündet hat oder ob der Brand auf Kurzschluß zurückzuführen ist. Das Gericht hakte seinerzeit an. genommen, daß er die englischen Derstcherungsgesellschasten nach- rräglich durch zu hohe Angabe der verbrannten Spritmengen be- trogen Hab«. Er war wegen fortgesetzter aktiver Bestechung und Betrüge» in einem Fall« zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis und 20 000 Mark Geldbuße verurteilt worden.
Oievesfrechheii. Während die Wohnung ohne Aussicht war! Endlich wurden Einbrecher erwischt, die ganz planmäßig w verschiedenen Sladwlerkeln. besonders lm Westen, dle Markt- stunden ausnuhten. In denen die Hausfrauen beim Einkauf waren und dle Mahnungen ohne Aufficht standen. Gestern arbeiteten sie wieder im Nordwesten in der Franklin- straße. Die Hausfrau, die unerwartet heimkehrt«, be- gegnete ihnen, zwei Mann, auf der Treppe, als sie mit Paketen herunterkamen. Sie fand die Wohnungstür unoerfchlosten, während sie vorher abgeschlossen hatte, schöpft? daher Verdacht und eilte den beiden nach. Auf ihre Hilferufe nahmen Passanten die Verfolgung auf. ergriffen beide und übergaben sie der Polizei. Diese stellte sie fest al» einen 43 Jahre alten Artisten Robert P e t e r s o n und einen 40iährigen Watter Vlaschke. Die Beut« wurde ihnen wieder ab­gejagt. Plaschke besaß noch mehrer« hundert Mark aus dem Erlös von früher gestohlenem Gute und eine Anzahl Ausweis« mit falschen Namen. Nächtlichen Besuch hatte ein Kriminal- kommissaramvärter vorgestern in der Sophie-Charlotten-Straße. Ein Einbrecher war über die Feuerleiter auf da» Dach geklettert und dann bei ihm durch ein Fenster In die Wohnung im 4. Stock eingestiegen. Bevor er mit einem Packen Buche» und Kleidungsstücken den Rückweg angetreten, hatte er mitten im Zimmer Papier   aufgeschichtet und angezündet. Da» Feuer war aber gleich wieder erloschen, ohne weiter um sich zu greifen. Der Dieb war ein 20 Jahre alter Kutscher Erich L., der bei seinen Großeltern In derselben Straße wohnt. Als diese sahen, was ihr Enkel nach Hause mitgebracht hatte' und dann von dem Einbruch hörten, trugen sie die Sachen gleich zurück. L. behauptete, er habe keinen Brand anlegen wollen, sondern das Papier nur angezündet, um in dem Zimmer besser sehen zu können. Er scheint g e I st l g nicht normal zu sein und wird auf seinen Zustand untersucht werden. Erhebliche Beute machten unbekannte Verbrecher in einer Villa am Hohenzollerndamm. A« der Rückseite des Gebäudes liegt ein abgelassener klein« See. Von dort her kamen die Verbrecher. Im Garten hockten sie einen Baum ab und wuchteten mst ihm die schwere Jalousie hoch, die sie dann festklemmten. Durch Eindrücken einer Scheibe verschafften sie sich Einlaß, und stahlen vier Perserbrücken und ein« Mena« schweres Tafelsilber mit dem MonogrammA". In den Morgenstunden fand man In einem naben Gebüsch zwei der Teppiche wieder, die die Einbrecher dort »«steckt hatten, um sie später abzuholen.
Hamburg   übertrug die erste Sendung des Zyklus2000 Jahre Parlament', der als jutikszenischer Vortrag im Programm bezeichnet wird, auf den Berliner   Sender. Dieser erste Abend heißt.Cicero'. Zuerst ein einleitender Vortrag, der die politischen und kulturellen Verhättnisse am Ende der römischen Republik   darlegt, und dieser Vortrag ist beinahe länger als das Spiel selbst, das Hans Boden- fiedt oerfaßte. Um die bekannte erste katilinarische Rode Ciceros hat Bodenstedt eine Andeutung von Dialog und Sprechchöre ver- faßt, dazu eine kurze Erwiderung Catilinas. Der Hauptakzent liegt allein auf der Rede. Bodenstedt selbst Hütt sich zurück. Sein» Arbeit deschränkt sich auf Einwürfe, wodurch er die Rede dramatisch steigert. Die- Sendung ist weniger künstlerisch orientiert als kulturhistorisch, trotzdem sich der letzte Sprechchor und das musikalische Finale be- dentlich der Opernwirkung nähern. Was will dieser Zyklus zeigen? Vielleicht, daß die rednerischen Mittel immer die gleichen waren, wenn man von zeitbedingten Ausdrucksformen absseht, und dann zeigt diese Sendung, welche große dramatische Kraft, welch« tunst- volle Steigerung in der Rede des Römers liegt, sogar noch in der Interpretation von Erich Ziegel  , der dem Cicero einen Pastoralen Ton verleiht und ihn manchmal im Stil eines Heldenoaters reden läßt. Allerdings mildert er die Rede vorsichtig und erreicht durch kluge Beherrschung seiner stimmlichen MUtel starken Ausdruck. Den Abend beschloß Gtegemann mit einem gepflegten Vortrag von Beethovens Cello-Sonaten in G-Moll.»Aus der Peripherie Berlins,  ' diefer Titel läßt etwa eine Schilderung zener Außen- bezlrke ahnen, wo Straßenbahnen und Autobusse aufhören, wo die Stadt ollmählich ihren Charakter verliert und in das flache Land übergeht. Wss dies deutet auch Rudolf Großmann   kurz an. Dazu gibt er einen Vergleich zwischen Berlin   und Paris  , zwischen dem Sokalpatriotismus de» Parisers und der skeptischen Haltung de» Berliners. Großmann zeigt dt« grundverschiedene Einstellung des Künstlers und überhaupt des Bewohners von Paris   und von Berlin  , und er bedauert dos Fehlen einer Berliner   Lyrik. Das ist alles sehr schön und gut gesagt, aber es wangett an Zusammen- hängen. Der kurze Vortrag, impresssonistisch hingeworfen, reiht einige Tatsache» zu willkürlich aneinander. F. S.
Die gefqlschien Pässe. Eine Geschichv mit Hindernissen. Herr Kaplan war in Rußlackd ein reicher Holzhändler, als das Verdienen unt« den Bolfchewiki ckvzu riskant wurde, wanderte«r aus. Im Jahre 1923 sah ihn Berlin   in seinen gastlichen Mauern »Herr Kaplan nebst Familie waren staaten-, aber nicht mittellos. War m� dem letzteren die Voraussetzung zum Wiederausbau des Holz- gefchpfls gegeben, so stand dem die Staatenlosigkeit hindernd im Weg. Hn Polen boten sich Herrn Kaplan Wälder zum-Kause: als Staatenlos# war ihm aber die Grenze gesperrt. Wo also einen Paß hernehmen? Und gar einen solchen, der für Polen   besonders gut geeignet war. Da kam z. B. ein tschechoslowakischer Paß sehr gelegen und so erhiett Herr Woytolowsti. der Geschäftsführer des Herrn Kaplan, den Auftrag, für feinen Chef, dessen Sohn und für sich selbst die tschschoHowatische Stoatsangehörigkett zu besorgen. man versah ihn mtt dchn nötigen Kleingeld und mit Lichtbildern. Woytolowski wandte stch an seinen Bekannten Beatus, dieser führte ihn mit seinem Bekannten Pinkowski zusammen, der sich seinerseits an seinen Bekannten Bauer wandte. Während Pinkowski für Spesen 3 0 D o l l a r erhallen hatte,»«langte Bauer bereits ISO Dollar. Dafür besorgte er tatsächlich drei tschechische Pässe. Es hieß darin, daß ihre Besitzer in Warnsdorf inder Tschechoflowakei geboren seien: Leglaabigungsoernwrk und Stempel waren echt. Di« Eigentümer der neuen Pässe hatten gegen sie nichts einzuwenden. Jetzt waren nur noch polizeilicher Sichtvermerk, die Unbedentlichteitsbescheinigüng des Finanzamtes, und das polnisch: Visum erforderlich und Herr Kaplan konnte nach Polen   reisen, um dort seine Wälder in Empfang zu nehmen. Auch hier wußte Pin  - lowski Rat. Den polizeilichen Sichtvermerk verschaffte der Polizei­betriebsassistent H., den Unbedenklichkeitovermerk erhielt man vom Finanzamt Charlottenburg  . Alles schien in bester Ordnung. 2a passierte ein Unglück. Ein gewisser R.. der den Unbedenklichkeit»- vermerk eben erst erhallen hatte, wurde aus dem Wege zu Pin- kowski wegen einer anderen Paßsälschungssache verhaftet: iv seiner Angst versteckte er die drei Pässe zwischen den Polstern des Wagens. R. wurde aus dem Polizeipräsidium entlassen, die Pässe lagen aber zwischen den Polstern eines Autos. Cr meldete feinen Berlust der Polizei, dies« fahndete nach dem Auto, fand die gefälschten Pässe und händigte sie den Eigentümern au». Kaplan machte mit seinem Sohn und seinem Geschäftsführ« eine Geschäftsreise nach Polen  , die Fälscherband« setzte aber ihr« Tätigkeit fort, bi» st« eines Tages ein- gelocht wurde. So kam auch die Paßangelegenheit Kaplan ans Tageslicht. Das war lm Jahre 1924. Herr Rubinlicht hat sich unterdes im Untersuchungsgefängnis das Leben genommen. Herr Pinkowski und der ungetreue Beamte w"rden zu schweren Strafen verurteilt. Herr Kaplan war aber nach Paris   verzogen und mußte sich vor einigen Togen vor dem Schöffengericht. Berlin-Mitte zu- sammen mit seinem«ohn wegen Pnßsälscbimq verantworten. Außer ihm saßen noch acht Angeklagte auf der Anklagebank. Der Staats- anwall beantragte zwei Jahre Zuchthaus. Der lftsahrige Kavlan beteuerte felne� Unschuld und das Gericht sprach ihn, feinen Sohn und sämtliche übrige Angeklagt« frei mangels Beweises. Gegen drei der Angeklagten wurde das Verfahren eingestellt, da fie bereits wegen der Paßfälschungen einmal verurteilt worden waren.
Kreier Eintritt in die Staatlichen Museen Aber nur für Schulen. Auf Anordnung des Kultusministeriums wird in Zukunft auch an den Zahltagen für Schüler, die die Staatlichen Museen in ge» schlossener Führung und mtt einem Lehrer, der einen Ausweis besitzt. besuchen wollen, ein Eintrittsgeld nicht mehr berechnet. Der freie Eintritt gilt für Angehörig« oller deutschen Schulen, auch von aus- wärts. Bisher mußten Schüler bei solchen Führungen 10 Psenylge bezahlen das ist fortgefallen, da der Betrag so ohnehin gering ist und die Einkassierung nur zu Schwierigkeiten führt«. Für aryie Kinder von Volksschulen und dergleichen ist>a«in Groschen oft genug ein Hindernis, eine Bildungsstätte aufzusuchen. Für Proletarier, die über die Schuljahre hinaus sind, gilt aber eben- so oft dasselbe. Wann wird dos Kultusministerium stch entschließen, den Besuch der Staatlichen Museen allgemein freizugeben?
Dle Frllhfahrsausstelluug d« Akademle da Künste am Pariser Platz ist auch am Himmelsahrtstage von 10 bi» S Uhr geöffnet.
Vo rb e u g e n d bei Neigung zu Gicht, Rheumatismus  usw. Fiehlngerlersindst&'Ie. Berlin   SVU Schtecberger Str. 16a. Tel. Uuov#66-61