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Morgenausgabe

Лr. 339

A 173 45. Jahrgang

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Der Borwärts" eridheint wochentag lich zweimal, Sonntags unb Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin  und im Handel mit dem Titel Der Abend", Illustrierte Beilagen Bolt und Zeit" und Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Wissen"." Frauen timme". Technit", Blid in die Bücherwelt" und Jugend- Borwärts".

Vorwärts

Berliner   Boltsblatt

Freitag

20. Juli 1928

Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.

Die ein pattige Nonpareillezetle 80 Pfennig. Reflamezeile 5.- Reichs mart Kleine Anzeigen" das lettg brudte Wort 25 Pfennig( zulässig zwet ettgebrudte Borte), edes weitere Bort 12 Bfennig. Stellengesuche das erste Bort 15 Biennig, ebes weitere Wort 10 Pfennig. Worte über 15 Buchstaben zahlen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Belle 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnenten Zeile 40 Pfennig. Anzeigen­annahme im Hauptgeschäft Linden ftraße 3, wochentagl. von 81%, bis 17 Uhr.

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Staatsstreich in Aegypten  .

Der König hebt die Verfassung auf und errichtet die Diktatur.

& airo, 19. Juli. Durch eine königliche Verfügung, die heute abend her ausgegeben wurde, ist die parlamentarische Ver. fassung auf die Dauer von drei Jahren und, falls es die Umstände notwendig machen, auch auf eine längere Zeitdauer außer Kraft gejekt worden. Auch der Art. 15 der Verfassung, der die Pressefrei heit zusicherte, ist auf unbegrenzte Zeit aufgehoben. Die Verfügung ist unterzeichnet von allen Mitgliedern des Kabinetts und dem König Fuad. Dieser übernimmt die gesetzgebenden Rechte, die durch königliche Verfügung mit Gesetzeskraft ausgeübt werden. Diese Maßnahmen sind auf Grund eines Briefes getroffen worden, den Ministerpräsident Mohammed Mahmud Pascha an den König gerichtet hat, und in dem er den König um die Aufhebung der parlamentarischen Regierungsform an fleht. 3 Grund für sein Ersuchen wird die allge meine Verwirrung angegeben, die durch die Wafd. Partei erzeugt worden sei. Versammlungen der Wafd­Partei sind in ganz Aegypten   verboten worden. Ausge­dehnte Polizeimaßnahmen, an denen sich auch Militär be

Hölz.

Der Schlußstrich unter die März- Aftton.

teiligt, sind getroffen worden, um Ruhe und Ordnung brechen der Kommunisten an der deutschen   Arbeiterschaft. aufrecht zu erhalten.

Es ist ein Va- Banque Spiel schlimmster Art, das der Schattenkönig Fuad ristiert hat. Die Mehrheit des neugewählten Barlaments stand hinter der Wafd- Partei unter Führung Nahas- Bascha. Das ägyptische Volk wird sich mit diesem Gewaltstreich um so weniger ab finden, als damit lediglich England gedient ist.

England trägt die Hauptschuld an diefem Berfassungsbruch, denn es hat durch seinen Ein­spruch gegen jene Gefeße, die die Bolts- und Parlaments­mehrheit wünschte, jenen Konflikt heraufbeschworen, aus dem sich der König Fuad feinen anderen Ausweg mehr wußte, als den offenen Staatsstreich. Durch Flottendemon= als den offenen Staatsstreich. Durch Flottendemon ftrationen vor Alexandrien   und andere Drohungen hat die tonservative Regierung Englands den von ihr finanziell abhängigen König zu diesem verhängnisvollen und verwerf lichen Entschluß geradezu getrieben. Wieder einmal hat sich die Tory- Regierung als die größte Gefahr für die inter­nationale Demokratie und für den Weltfrieden erwiesen.

Weitere Verhaffungen in Merifo.

Telegrammzenfur wieder aufgehoben.

Megito- Cify, 19. Juli.

Wie offiziell mitgeteilt wird, ist in Berbindung mit der Ermor­dung Obregons noch ein Anzahl weiterer Personen ver­haftet worden. Die Identität und die Gesamtzahl der bisher Berhafteten wird nicht bekanntgegeben. Der neu­ernannte Polizeichef Jerfiche lehnte es ab, weitere Informationen zu geben, bevor die Untersuchung beendet ist. Die nach dem Attentat verhängte 3enfur der Preffetelegramme ist inzwischen wieder aufgehoben worden.

Bisher noch Ruhe.

London  , 19. Juli.

Wie aus Merito- Stadt gemeldet wird, hat der Sonderzug mit der Leiche General Obregons in den heutigen frühen Morgenstunden Guadalajara   passiert. Auf allen Stationen wurden dem Sonderzug militärische Ehren erwiesen. Meldungen cus allen Teilen des Landes besagen, daß die Ruhe bisher nirgends gestört worden ist.

" Mexikanische Mentalität."

Die deutsche Zentrumspreffe hatte es seit einigen Mo­naten für richtig gehalten, in dem Kampf zwischen Re­gierung und der Kirche in Merito vorbehaltlos Partei für die merikanischen Katholiken zu ergreifen, die sie als Opfer einer grausamen Verfolgung bezeichnete. Es ist noch in Erinnerung, daß von Zentrumsfeite sogar versucht worden ist, die merikanischen Angelegenheiten in den deutschen   Reichstagswahlkampf hineinzuziehen.

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Nach der Ermordung von Obregon hat sie zunächst von vornherein bezweifelt daß sich der Täter von religiöfen Fanatismus hätte leiten laffen. Auch nachdem die Beständnisse des Mörders diese naheliegende Vermutung zur Gewißheit haben werden lassen, schreibt die ,, Germania  ", folche Aussagen seien

,, nicht ernst zu nehmen; denn wer die merikanische Justiz kennt, der weiß, daß ihre Methoden nicht weit von der sowjetrussisen entfernt find, welche bekanntlich im Schachty  - Prozeß die merf. würdigsten Geständnisse zutage gefördert haben."

Nach diesem letzten, reichlich gequälten Versuch, einen offenfundigen Tatbestand abzustreiten, ringt sich die Ber mania" zu einem erfreulichen Befenntnis durch: Auch wenn der Mörder unbeeinflußt erflären würde, im Namen Chrifti gehandelt zu haben, so beweist dies nichts für irgendeine geistige Urheberschaft der katholischen Kirche  , hat doch& B. 1810 der Briefter Hidalgo unter dem Schlachtruf Guadalupe Bittoria" mit dem Symbol der hl. Jungfrau von Guadalupe und dem Kreuz Chrifti in Händen die Massen zum Auf­stand gegen die bestehende Ordnung aufgerufen, der zugleich ein Aufstand gegen bie Kirche war. Merikanische Mentalität läßt sich nicht mit europäischen   Mahstäben meffen."

Na alfo! Endlich tommt die 3entrumspresse zu jener Einsicht, die sie u. E. schon viel früher in der Behandlung der meritanijchen Angelegenheiten hätte zeigen sollen.

Man glaubte, mit dem Schlagwort Kirchen­verfolgung in Merito" eine für die gesamte katholische Kirche  nügliche Agitation betreiben zu fönnen. Allmählich scheint aber den einsichtigen Kreisen etwas schwül zu Mute zu werden, menn fie lesen, was alles im Namen des Königs Christus" brüben in Merifo begangen wird.

Hoffentlich wird sich auch in Zukunft die Zentrumspresse bei der Behandlung dieser Frage stets daran erinnern, daß ,, meritanische Mentalität sich nicht mit euro­ päischen   Maßstäben messen läßt." Mehr wollen wir einst­weilen von ihr gar nicht verlangen. Denn diese späte Er­fenntnis trifft den Kern der Sache und dürfte auch ge­nügen, um aus dem politischen Kampf in Deutschalnd jenen merikanischen Zantapfel auszuschalten, der uns gerade noch

fehlte!

Löwensteins Leiche gefunden.

3m Fischerboot nach Calais   gebracht.

Boulogne  , 19. Juli. Die Leiche des belgischen Finanziers Löwenstein ist

von einem Fischerboot nach Calais   gebracht worden.

Die Leiche Löwensteins wurde, wie ergänzend be­richtet wird, auf der Höhe von Kap Grisnez, etwa zehn Meilen von der Küste entfernt auf dem Wasser treibend aufgefunden. Die Leiche, die bereits start in Verwesung übergegangen war, trug am Handgelenk eine Er. rennungsmarke mit dem Namen und der Adresse Löwensteins. Die Polizei von Calais   hat die Leiche vor­täufig in Verwahrung genommen.

Starter Kursrüdschlag. Verlauf: Glanzstoffwerte insgesamt bis auf 50 Broz. niedriger, auch andere Spezialmerte sehr matt." So melbete eines der maßgebenden Berliner   Börsenblätter am Abend des 5. Juli. Der Mittagsbericht aus der Londoner City verkündete eine außerordentlich starke Erregung und hohe Kursverlufte. An den internationalen Börsen von London  , Amsterdam  , Paris  , Berlin   und internationalen Börsen von London  , Amsterdam  , Paris  , Berlin   und Brüssel   war ein schlimmes Gewitter niedergegangen. Der belgische Bantier Baron Alfred Löwenstein hatte am Abend des 4. Juli, wie er es schon oft getan hatte, auf dem Flugplatz Croydon sein Pripat flugzeug bestiegen, um nach Brüssel   zurückzukehren. Wenige Stunden später meldete der Führer des Flugzeuges in Dünkirchen  , daß der Banfier verschwunden sei.

Man wollte weder an Unglücksfall noch an Selbstmord glauben. Man vermutete, das Flugzeug sei unterwegs niedergegangen, um den Banfier abzulegen, ein riesengroßer Börsencoup fei geplant. Man suchte nach der Leiche und fand keine Spuren.

-G

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tommt

Heute 15 Tage nach der Sensation des 5. Juli eine turze Meldung, daß ein Fischerboot seine Leiche nach Calais  brachte. Das Rätsel aber, ob ngdsfall, sb Galbfmerb, wirb niemals gelöst werden.

Mag Hölz   ist aus dem Zuchthaus entlassen. Damit ist der Schlußstrich unter die Märzaktion des Jahres 1921 ge­30gen worden, unter eines der größten geschichtlichen Ver­Der Mann, der in den blutigen Tagen des März 1921 als Partisan der KPD. in Mitteldeutschland   kämpfte, ist von der fommunistischen Partei als Reflamefigur gebraucht worden, so lange er im Buchthaus saß. Propanda mit Max Hölz  ! Er ist gestern zu einer Reklamekundgebung der KPD. ge­schleppt worden. Nachmittags um vier Uhr las man in einem kommunistischen   Abendblatt: Auch heute morgen be­fand sich hölz noch im Zustande vollständiger seelischer Zer­rüttung...." Tut nichts um acht Uhr schleppten sie ihn in den Lustgarten. Reklame!

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Wofür? Für die glänzende Amnestiepolitik der KPD  . die erst lebhaft wurde und gleich die Bollamnestie auch für Fememörder verlangte, als der Zentraleprozeß die ehren­werten Mitglieder der fommunistischen Zentrale bedrohte? Für den Sieg des Gedankens der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit, die die Kommunisten in den Tagen des Schachty  - Prozesses so herrlich bewiesen haben? Oder gar für die Politik der Märzaktion von 1921?

Ein anderes ist die menschliche Tragödie Hölz  , ein anderes der politische Fall. Der Lärm, den die Kommunisten um den entlassenen Hölz veranstalten, zwingt dazu, den politischen Fall Hölz und damit das Verbrechen der März­aftion von 1921 scharf herauszustellen.

Es gab eine Zeit, in der die fommunistische Partei von Hölz sehr scharf abrückte. Es war die Zeit, in der der über­ragende Einfluß Rosa Luxemburgs in der kommunistischen  Partei noch nachwirkte. Mar Hölz hatte im fächsischen Bogt­land eine Räuberdiktatur aufgerichtet. Er war der Held einer armen, noch politiffernen Bevölkerung, für die der edle Räuber, der den Reichen nimmt und den Armen gibt, die ausgleichende Gerechtigkeit darstellt. Die kommunistische Partei hat damals noch recht gut begriffen, daß die Aktionen von Mag Hölz alles andere als revolutionär waren, daß sie die Massen von politischer Erkenntnis abziehen mußten, sie hat die Taten von Hölz   als eine Gefahr für die Arbeiter­bewegung und für sich selbst angesehen. Damals spielte Heinrich Brandler   mit dem Gedanken, selbst Polizei zu spielen gegen Hölz  , um die Bahn frei zu machen für die kommuni­stische politische Propaganda im sächsischen Vogtland. 1921 wieder auf. Er führte in Mitteldeutschland   Krieg auf Mar Hölz tauchte während der Märzaktion des Jahres 1921 wieder auf. Er führte in Mitteldeutschland   Krieg auf eigene Faust. Die Märzattion, ein bewaffneter Aufstand kommunistischer Arbeiter, erfolgte auf Befehl der führenden Männer der Exekutive der kommunistischen Internationale. Die kommunistischen   Arbeiter des mitteldeutschen Industrie­gebiets wurden in den Tod gejagt, weil die schwere Lage Sowjetrußlands- Zusammenbruch der Brotversorgung, Zusammenbruch im polnischen Kriege, Kronstädter Aufstand  -den Sinowjew   und Genossen nahelegte, die Karte der tommunistischen Revolution in Deutschland   auszuspielen. Sie glaubten, durch die Auswirkung des Londoner   Ultimatums und durch einen fommunistischen Putsch in Deutschland  würde die Weltrevolution wieder in Fluß fommen.

In der deutschen   kommunistischen   Partei vollzog sich in dieser Situation ein Machtkampf. Die Tattif des Offenen Briefes  ", der Versuch, durch ein Einheitsfrontmanöver die. sozialdemokratischen Arbeiter für die kommunistische Partei zu gewinnen, war fehlgeschlagen. Das Manöver war gar zu durchsichtig gewesen. Ein linter Flügel, der von Moskau   aus organisiert worden war, drängte in der Richtung zum Butschismus nach Bakuninschen Muster vorwärts. Auf die Braris des Einheitsfrontmanövers folgte die Braris der revolutionären Offensive. Unter dem Einfluß der Mos­tauer Sendboten zwei ehemalige ungarische Volks­tommiffare wurde die fommunistische Zentralleitung in ein verbrecherisches, echt bafuninsches Abenteuer gerissen. Während die Rote Fahne" täglich zur Bewaffnung der Arbeiterschaft, zum Pfeifen auf das Gesetz, zum bewaffneten Aufstand rief, begann die Serie der Dynamitattentate, der lodspigelmäßigen Provokationen, befohlen und organisiert von Mitgliedern der kommunistischen   Zentrale. Um die. eigenen Anhänger aufzuputschen, veranstaltete man Dynamit aftenate gegen fommunistische Parteibetriebe, wobei man be mußt das Leben von fommunistischen Parteiangestellten aufs Spiel fezte. Inzwischen schrie die ,, Rote Fahne" über die fonterrevolutionären Schurken, die mit Dynamit gegen tommunistische Betriebe fämpften.... Die politische und moralische Verlumpung triumphierte. Aus der Tiefe trat das Lumpenproletariat hervor und drang in die Reihen der irre­geführten fommunistischen Arbeiter ein. Mostau hatte seinen Butsch. Die Opfer fielen.

Noch in den Tagen des Butsches hat die fommunistische Zentrale eine Scheibelinle amiben ber fommuntikhen Bartel und Mar Holz gezogen. Zmbers nach dem Putih, afs ber Bragis der revolutionären Offensive das theoretische