Einzelbild herunterladen
 

Arbeitsmaschine Mensch.

Rücksichtslose Ausnuhung durch die Unternehmer.

PP

1150

In einer start besuchten Bersammlung des Bundes dertech. nischen Angestellten und Beamten in den Germania­fälen" sprach Montag abend Profeffor Ermansti über das attuelle Thema: Rationelle Ausnutzung der Arbeits. maschine Mensch". d Bobom Bo]

Der zweistündige, lehrreiche Vortrag des bekannten russischen Ingenieurs bot nicht nur für den Techniker, sondern für jeden im Arbeitsprozeß Stehenden eine Fülle von Anregungen.

Grundprinzip der Rationalisierung der menschlichen Arbeitkraft ist, daß immer der rechte Mann am rechten Blaz steht. Daneben sind Borbedingungen für eine rationelle Wirtschaftsweise: technisch vollkommene Maschinen, gute Dispofitionen und einwand­freie Beschaffenheit der Betriebseinrichtungen. Die Kapitalisten ver­stehen unter Rationalisierung die uneingeschränfte, übermäßige Aus= muzung der menschlichen Arbeitskraft in ihrem Profitinteresse. Gegen diese

ihrer Gesamtheit. Es mus ng wendet sich die Arbeiterschaft in

eine bestimmte Grenze der

Intensität der Arbeitsleistung eingehalten werden. Alle Methoden, die normale Ausnuzung der menschlichen Arbeitskraft allein durch Messungen der Zeit mit Hilfe der Stoppuhr festzu­stellen, sind ungeeignet. Hierbei bleibt die eintretende Ermüdung des Menschen unberücksichtigt.( In nächster Zeit erscheint von Pro feffor Ermansti ein umfangreiches Buch über, Theorie und Pragis der Rationalisierung".)

Der Redner kritisierte auch die von dem deutschen Ingenieur Michel vertretene Theorie, die vielfach in den Betrieben für die rationelle Ausgestaltung zugrunde gelegt wird. Die ständige rüd fichtstoffltung die sichtslose fapitalistische Ausnutzung der Arbeitstraft muß dazu führen, daß die Menschen schon mit 36 bzw. 40 Jahren erschöpft sind. Die Zahlen reden eine sehr ernste Sprache. le

Darum wird auch die Frage einer Dernunftgemäßen Rationalisierung der menschlichen Arbeitstraft zu einem Teil des Klaffentampfes, den die Arbeiterschaft gegen ihre Ausbeuter führt. Während die Unternehmer nur unter An­Spannung aller Kräfte vollbrachte höchstleistungen als Norm gelten lassen wollen, muß es das Ziel der Arbeiterschaft sein, sich dafür einzusetzen, daß Mindestleistungen unter Berücksichtigung der physischen Einwirkungen zugrunde gelegt werden.

Die Rationalisierung darf nicht auf Kosten der Gesundheit von Millionen Menschen durchgeführt werden. Dagegen haben ins besondere die Gewerkschaften den Kampf zu führen.

Der Vortrag murde mit Beifall aufgenommen. Um alle Streit fragen auf diesem wichtigen Gebiet genügend klären zu können, wurde beschlossen, am Freitag im Illap" einen Distuffions. abend abzuhalten, wobei Professor Ermansti das Schlußwort

halten wird.

Die Nationen haben unterzeichnet.

Hyd

зворах

Michel, diesmal hast du es am leichtesten gehabt."

Der Lebenslauf eines Königs. Wie Achmed Zogu es dahin gebracht hat. gebracht hat.n

Wie Achmed Bogu es

zu

Der neue König von Albanien   ist in dem Ort Mati 1892 ge­boren. Die Familie 30gu gehörte zum sogenannten Adel genannten Adel den Begs( Großgrundbesizern). Ahmeds Vater hatte von den Tür ten den Titel Bascha" bekommen wie jeder tatkräftige" Groß­grundbefizer, der eine Gegend in Schrecken zu halten wußte, wie etwa die Raubburggrafen" im Mittelalter.

"

Als Kind mußte Ahmed Zogu   fliehen, um sein Leben zu retten, Sa ihn sein älterer Bruder Dichelal ermorden mollte, um sich so Achmeds Erbanteil zu sichern. Die Mukter schickte Achmed in Be­gleitung treuer Diener nach Konstantinopel  , wo er eine türkische lans at Bolfsschule besuchte. Nach dem Zerfall des ottomanischen Reiches schloß sich der in die Heimat zurückkehrende Achmed der jungen Na­tionalpartei an und ergriff während der großen Balkantrise für den Mbret Bied Partei.

Eine unterbrochene Ministerrede.

Die Abenteuer des tschechischen Verkehrsministers. Rajmann, der tschecho flomatische Bertehrs­minister, Mitglied der Gewerbepartei, führte türzlich eine De­monstration durch die Straßen von Brünn  . Er befahl Straßen­bahnern, diesen Zug vorüberzulassen. Da sich ein Fahrer weigerte, brüllte Najmann ihn an: Sie Die! Sie Dorftrottel!"

Der Straßenbahnfahrer forderte drei Polizisten auf den Minister festzustellen. Sie weigerten sich, da Najmann erklärte, er sei Berkehrsminister. Der Polizist weigerte sich jedoch, die weitere ministerielle Anordnung auf Stillegung des Straßenbahnverkehrs durchzuführen. Auf der Rüdfahrt nach Brag befuhr der Minister troz Berbots eine Straße, die repariert wurde, und er beschimpfte Arbeiter, die ihn am Weiterfahren hindern wollten. Diese Bor­gänge haben natürlich große Empörung hervorgerufen. Run nahm der Verkehrsminister in einer durch Rundfunt verbreiteten Rebe zu diesen Borfällen Stellung, doch war seine Rede fo aggressiv, daß die Rundfunkgesellschaft schnell den Strom abschaltete. Herrn Najmanns Ministerherrlichkeit ist im Berlöschen.

MMANDO

gaidol

13

dodmull

Achmed Zogu machte sich anheischig, mit seinen Leuten aus Mati den Aufständischen, die Dura330 belagerten, in den Rüden zu fallen und bekam dafür vom Prinzen Wied 4000 Napoleons  . Als er das Geld hatte, verständigte er sich mit den Rebellen und blieb untälig in Mati fihen. bl Die dem Prinzen Wied herausgelockten 4000 Napoleondors bil­deten den Anfang feines Vermögens.

ich

amilyats

uneinigte sich mit ihm, schickte ihm seine Frau zurüd und bedrohte die ganze Familie mit dem Tode.

Er vernichtete in Albanien   das ganze politische Leben, schickte alle seine politischen Gegner in die Verbannung und ebnete so seiner neuen Herrschaft den Weg, zu dessen beiden Seiten er Galgen pflanzte. Er beabsichtigt, nach seiner Thronbesteigung die Tohter des ägyptischen Königs Fu a d, der ein geborener Al­baner ist, zu heiraten und damit sein funkelnagelneues Gottesgnaden­fum vollkommen zu machen.

Blidt hin jeder Zoll ein König.

Aufschub.

Während am Sonnabend der feierliche Beschluß des Parlaments von Tirana   schon in alle Welt gedrahtet wurde, scheint es jetzt, als ob er noch gar nicht gefaßt morden wäre! Der Mailänder ,, Corriere Della Sera  "( Abendturier) berichtet nämlich aus Tirana  :

Die parlamentarische Prozedur der Berfassungsänderung nimmt mehr Zeit in Anspruch, als die Regierung angekündigt hat. Am Montag sind erst die Mandate der Abgeordneten bestätigt worden. Die Nationalversammlung ist damit beschlußfähig und kann jegt

entscheiden. Heute fällt die Sigung aus und erst am Mittwoch wird der Frage der Verfassungsreform und die Regimeänderung in Im Weltkrieg ergriff Achmed Zogu zuerst die Partei Ser. Angriff genommen. Man weiß noch nicht, ob die Ausrufung falls wird die Entscheidung noch diese Woche fallen und der neue biens. Als die Desterreicher Albanien   besetzten, schloß Achmed Zogus zum König in der gleichen Sizung erfolgt. Jeden Achmed Zogu diefen an und fügte den Serben auf ihrem Rüd­zug über Albanien   vielen Shaden zu. Später verband er sich wie. König am Tage seiner Ausrufung vereidigt werden. Janen minister Kosta, der von der Mehrheit als fünftiger Premierminister der mit den Serven, um gegen gute Belohnung den Desterreichern bezeichnet wird, hat in der Nationalversammlung dem einmütigen im Rüden Schwierigkeiten zu bereiten. Diese Vereinbarung mit Bogus Ausdruck gegeben. Achmed Zogu umd Serbien   fiel den Desterreichern in die Hände, unsch des albanischen Volkes" nach der Thronbesteigung Achmed Admed wurde verhaftet und nach Skutari   und von dort nah Bien gebracht, mo er einige Monate verblieb. Einen Augenblic schwebte er in Gefahr, ershoffen zu werden. Doch man zog vor, sich feine Unannehmlichkeiten in Albanien   zu schaffen, und so wurde er nach Mati gebracht und dort unter polizeiliche Aufsicht gestellt. 1918, beim Zusammenbruch, bedrohte Achmed Zogu mit Hilfe serbischer Komitatschi den Rückzug der österreichischen Truppen.

Nah dem Weltkrieg wurde ein Teil Albaniens   von italieni schen Truppen besetzt, unter deren Schuß sich in Durazzo   eine albanische Regierung bildete. Gegen diese Regierung ftellte in Berat   die albanische Nationalpartei eine Gegenregierung auf, einen Regentschaftsrat mit vier Personen. Sie fiegte, und Ahmed Zogu   wurde unter Suleiman Delvina Innenminister. Diese Regierung mußte nach einem Jahre zurücktreten. Achmed Zogu fuhr nach Italien  , tehrte nach einem Monat wieder nach Albanien  zurüd, wo er bald wieder Innenminister war.

Abermals zur Macht gekommen, entwidelte er eine solche Willfür und wandte so viel Gewalt an, daß er vom Parlament gestürzt murde.

Jeht griff er zum äußersten, ließ durch seine Leute im Wald Marmorafch zwei amerikanische   Touristen ermorden und verur­fachte so eine Regierungstrije. bafte

Das nächste Kabinett konnte sich nur eine Woche. halten, in der fürzesten Zeit folgt eine Regierung der anderen. Achmed 30gu stellarai wurde Ministerpräsident und Innenminister und ging fo gegen Barlament und Parlamentarismus   vor, daß ihn der Stubent Walter mit einem Schuß verwundete. Der Student entfloh, seine ganze Familie wurde ausgeroitet ausge

18Bisa Dénes von Mihaly  .

Der Erfinder eines überraschend einfachen, brauchbaren Fernsehgerätes, das gestatiet, bewegte Schwarzweißbilder sehr klar zu übertragen. Das Gerät wird auf der dies­jährigen Funkausstellung vorgeführt werden. Außerdem wird auch das bei Telefunken von Professor Karolus konstruierte Fernseh erät zu sehen sein.

Das Fest der Bolfsbühne, das am Sonnabend, dem 1. Sep. tember, in Treptow   stattfindet, wird durch drei Festzüge eingeleitet werden. Sie marschieren um 4% Uhr vom Engelufer, der Boddin straße in Neukölln und der Rigaer Straße om Often ab, um sich gegen 5% Uhr am Schlesischen Tor zu vereinigen Jeder Zug wird Gruppen mit etwa 250 Kostümierten sowie eine Reihe von Fest. wagen umfassen. Kinder bis zu zwölf Jahren werden auf Bast automobilen unentgeltlich im Buge mitgefahren, sofern vorherige Anmeldung im Sekretariat der Boltsbühne, Blag der Republit 7, erfolgt.

Die staatliche Kunstbibliother, Prinz- Albrecht- Str. 7a, ist nach erfolgter Instandsegung wieder werttäglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet.

Ludwig Hardt   lieft auf Einladung der Direktion des Deutschen Theaters am 9. September, vormittags, aus den Werken Tolstois zur Feier des 100. Geburtstages des Dichters.

en

Nach diesem Ans hlag zog sich Achmed Zogu von der Regierung und vom politischen Leben zurück und überließ seine Stelle feinem Schwiegervater, dem reichsten Beg Albaniens  , Schafted Werlagi, dem unumschränkten Herrn der ganzen Elbassangegend. In Birklichkeit herrschie aber hinter dem Rücken Berlazis Achmed 3ogu. Unter dem Schuß der Regierung Berlagi trachtete er, sich eine bewaffnete Macht zu schaffen, indem er eine Gendarmerie unter dem Kommando des gewesenen österreichischen Offiziers Ghillardi aufstellte und seine Anhänger mit Geld und Waffen verfah. Aber

Bolt und Nationalheer erhoben fich am 24. Juni 1924 gegen ihn und vertrieben ihn. Er floh nach Jugoslawien  . Sein Schwieger­vater, deffen Regierung gestürzt wurde, flüchtete nach 3tallen. Damals verlebten Belgrad   und Rom   die Flitterwochen des Römischen Batts", und fo war es möglich, daß Achmed 3ogu mit Unterſtügung Jugoslawiens   und der Zustimmung Italiens  , an der Spige gewefener Brangel Truppen, weldje von seinen Anhängern und seinem Bertrauensmann Ghillardi geführt wurden, in Albanien   einbrechen und sich nach einem Schredens regiment festlegen konnte.

Bor allem wollte er den Schwiegervater los sein. Er ver

Buchfultur.

Ausstellung im Kunstgewerbemuseum.

Der schöne" Bucheinband ist heute von dem, fachlichen" Einband faft ganz verdrängt. Nicht, daß Sachlichkeit nun Unschönheit bedeutet. 3n feinen, vielfarbigen Leinen oder Pappeinbänden präsentieren fich manche Erzeugnisse der Buchbindemaschine außerordentlich ge­schmackvoll. Aber die Persönlichkeit des Besizers und seine Ein­ftellung zu dem Buch kommt in dem Gewand eines Berfes faum mehr zum Ausdruck. Man stellt sich die Bücher so in die Bibliothek, wie fie der Verlag liefert. Das schöne", handgebundene Buch wurde ein Luxusgegenstand, der dem kleinen Mann für unerschwinglich gait. Ausstellungen von handgebundenen Büchern, deren hohe Breije man nur mit flüsternder Andacht auszusprechen wagte, verstärften diesen Eindruck.

Jetzt hat der Verein Meist er der Einbandkunst" eine Reichswanderausstellung ins Leben gerufen, die handwerklich gute und wohlfeile Bucheinbände zeigen will. Burzeit findet die Aus­stellung in Berlin   im Lichthof des Kunstgewerbemuseums, Prinz- Albrecht- Straße, statt und ist täglich von 9-15 Uhr unent geltlich zugänglich. Werkstätten und Kunstgewerbeschulen zeigen fier ihre Arbeiten. Oft stellt man erfreut fünstlerische Gestaltung bei sparsamſter Materialverwendung fest. Statt reicher teurer Ber­goldung schmüden wenige ruhige Ornamente das Buch. Gelegentlich gibt es dann aber wieder ein Schwelgen in foftbarem, Material, und Einbände, die etwa 100 Mart fosten, erschrecken den Beschauer. Aber eine ganze Reihe quier, gediegener Einbände halten sich in der Grenze von 4 bis 7 Mart.

Man möchte wünschen, daß der Kunstwille gerade für Einbände in diesen Preislagen besonders rege arbeite. Das ist ja auch der Sinn der Ausstellung: den Handeinband wieder populär zu machen. Man soll nun freilich das nicht so auffaffen, als müsse es der Ehrgeiz eines jeden werben, eine umfangreiche Bibliothet handgebundener Bücher zu befizen. Die maschinellen Einbände genügen in vielen, man darf ruhig sagen: in den meisten Fällen vollauf. Aber wohl ieder Mensch hat zu einigen Büchern ein besonderes persönliches Verhältnis. Er liebt sie, greift immer wieder nach ihnen, sondert sie von den übrigen ab. Sie werden viel gebraucht und müssen einen besonders dauerhaften Einband haben. Für diese Bücher wünscht man sich aber auch ein Kleid, das ihrer Eigenart angepaßt ist. Und hier fann die Ausstellung das Berständnis bei jedem Buchliebhaber dafür weden, wie er solche Bücher gut und preiswert binden lassen tann.

Mit der Freude am einzelnen Buch wird dann vielleicht auch die Kritif des Deutschen   am Buch geschärft. Er geht seinen Bücher besig öfter durch, um die ihm besonders wertvollen Werke auszuson­dern. Dabei dürfte ihm auch der Mut wachsen, gegen solche Bücher Stellung zu nehmen, die für ihn wertlos in den Regalen schlummern, S- z. und diesen unnügen Ballast rücksichtslos herauszuwerfen.

esglad