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Rr. 473 45. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Der Ruf nach dem Leben.

Von der Arbeit des Selbsthilfebundes der Körperbehinderten.

Stellt uns ein in die Reihen der Arbeitsmenschen, be-| dauert uns nicht, fränft uns vor allem nicht durch milde Gaben!" so lautet der unsichtbare Spruch über diesem Hause. Und drinnen? Das sind feine Berzweifelten, Hilflosen, die das Schicksal und sich selbst beflagen. Helfer find fie, aus eigenster förperlicher Not zehnfach sehend geworden für das Schidfal ihrer Gefährten.

Der Selbsthilfebund der Körperbehinderten, der im Jahre 1919 gegründet wurde, bezog vor etwa zwei Monaten Jein neues eigenes Heim im Südosten der Stadt, in der Schmidstraße 8a. Die Mitglieder seßen sich aus Angehörigen aller möglichen Berufs- und Bevölkerungsschichten zusammen. Ar­beiter, Handwerker, Studierende auch eine Studienrätin ist bar unter faufmännisch und fünstlerisch Gebildete. 1200 Mitglieder find es heute. Wenig, allzuwenig," meint der Vorsitzende der Berfiner Geschäftsstelle; die legte Gebrechlichenzählung ergab eine Biffer von 400 000 Personen in Deutschland  .

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,, Nur nicht den Gedanken aufkommen lassen: Du bist nuglos in der Welt! dann ist auch schon all das Schwere überwunden," sagt der Mann, der die Geschäftsstelle leitet und er berichtet über sein eigenes Schicksal:

Als Sohn eines Rohlenarbeiters in Danzig   geboren, verlor er im jugendlichen Alter infolge Arthritis( Gelenfversteifung) die Geh­traft Fünfzehn lange Jahre lag er in einem kleinen Zimmer mit der einzigen Aussicht auf einen öden, fahlen Hof. Ein lebendig Later, niemand zur Freude und jedem zur Last. Später tam er dann nach Berlin  , er schloß sich dem Bund an und heute ist er ein Freudiger, lebensbejahender Mensch geworden, der in seiner Arbeit, feinen Schidfalsgefährten hier und im Reich Mittel und Wege zu weisen, volle Befriedigung gefunden hat. Er besucht die verschiedenen Ortsgruppen im ganzen Reich, hält Bersammlungen ab, sucht Rat­heischende auf und er fdhredt vor feinem noch so befdmerlichen Wege zurüd. Auch alle anderen, bie hier in der Geschäftsstelle tätig sind, haben über der Sorge um das Wohl ihrer Schicksalsgefährten das eigene Schidjal vergessen gelernt...

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Da ist die Fürsorgerin, der die Erledigung aller schrift lidhen, telephonischen und mündlichen Anfragen obliegt. Täglich fammen zwischen 8 und 15 Besucher, die etwas auf dem Herzen baben. Der eine benötigt einen Selbstfahrer oder sonst ein törper liches Behelfsmittel, ber andere holt fich Rat in einer Berufsfrage, dort gilt es wieder eine Unstimmigkeit juristischer Natur ausz!!- gleichen und so fort. Täglich so und so oft spielt sich hier ein Repitel unerbittlichen Schidsals, leidvollsten Menschentums ab. Eben hat die Fürsorgerin einen besonders traurigen Fall zur Bearbeitung: Es handelt sich um eine reisende Künstlergesellschaft, die auf den Jahrmärkten ihre Borstellungen gibt Der Vater ist ein alter Mann von über sechzig Jahren, seine beiden Kinder find Förperlich schmerbeschädigt sie leiden an Muskelschwund   und bedürfen dringendst der Fürsorge. Nachdem die Leute feinen feffen Wohnsiz haben, werden sie in jedem Ort, deren Wohlfahrtspflege fic um Hilfe bitten, mit ihrem Anliegen abgewiesen mit der Begrün­dung der Nichtzuständigteit. Der alte Mann will sich vor Ver­zweiflung das Leben nehmen, die beiden schwertranten Mädchen missen nicht aus, noch ein. Dies ist nur ein einziger Fall, heraus­gegriffen aus der Fülle der vielen, allzu vielen. Dann ist da noch eine Buchhalterei, wo drei Buchhalter die verwaltungstech nischen Arbeiten leiften, und ein Schreibmaschinenzimmer zur Erledi­gung der schriftlichen Arbeiten; auch die Schreibmaschinen werden Don Körperbehinderten bedient und zur Bereinfachung für eine An­gestellte, die bloß eine Hand mit vier Fingern hat. wurde von einem anderen Beschädigten eine ebenso einfache wie praktische Erleichte

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Der Fall Carrier.

Von Tristan Bernard  . ( Etasig berechtigte Uebersetzung von N. Collin.) Ich war von dem ersten Eindruck, den Herr Galoin auf mich machte, sehr befriedigt.

nung der Schreibweise durch automatische Bewegung des Umschalte tafters durch ein als Pedal verwendetes Stückchen Holz konstruiert. In der Weißnähwerkstätte werben Frauen und Mädchen im Maschinennähen und Handsticken unterwiesen und nach beendeter Lehrzeit praktisch beschäftigt, in der Druckerei werden Drucksachen für eigenen und fremden Bedarf hergestellt. Außerdem arbeitet eine große Zahl von Heimarbeitermnen und Arbeitern auf den ver­schiedensten Gebieten. Reizende kunstgewerbliche Gegenstände, wie Handarbeiten, Malereien, Einlegearbeiten, Zeichnungen usw. werben verfertigt. Häklerinnen, die mit dem Munde arbeiten, liefern sier liche Tischdekorationen, gestickte Kissenplatten werden mit den Füßen hergestellt, kunstvolle Intarsien irbeiten, mit den Armstümpfen ge­arbeitet, Malereien mit den Füßen nollführt, usw. Mühevollst ver­fertigte Kunstwerte, denen zäher Fleiß und bewunderungswürdige Energie ganz besonderen Wert verleiht.

Durch möglichst vielseitige Ausgestaltung der Lehrlings wertstätten soll das Arbeitsgebiet und die Arbeitsverwendungs möglichkeit all dieser Menschen erweitert und vor allem individuali. fiert werden, um den Ausgleich der Gemeinsamkeit mit den gefunden Mitmenschen zu schaffen, durch Aufnahme in ihre Reihen.

Fabrikbrand im Norden.

Schwierige Löscharbeiten.

C. K.

Gestern nachmittag war die Feuerwehr mit einem starten Aufgebot von Löschzügen in der Gerichtstraße 23, im Norden Berlins  , mit der Bekämpfung eines gefährlichen Fabrikbrandes stundenlang beschäftigt.

Auf dem Grundstüc Gerichtstraße 23, dem sogenannten In= duftriehof", sind mehrere vierstödige Fabrikgebäude, in denen Firmen verschiedener Branchen ihre Werkstätten haben. In der vierten Etage des Quergebäudes befindet sich die Metallmaren fabrit von Jastrom, die fich u. a. mit der Fabritation pon lefironplatten befaßt. Aus bisher noch ungeklärter Ur­fache brach hier in.einem Lagerraum turz nach 15 Uhr plötzlich Feuer aus, das sich mit großer Schnelligkeit ausbreitete. Auf den Beim Großfeueralarm" rüdten sechs Löschzüge aus. Eintreffen der Wehren stand ein Teil des vierten Stod: merts des Quergebäudes und des Seitenflügels in Flammen. Das Feuer fand an Elettronplatten, Holz: geftellen, Badmaterialien ufm. reiche Nahrung. Durch startes Wassergeben aus mehreren Schlauchleitungen stärksten Ka­libers gelang es unter großen Schwierigkeiten, nach ziemlich zwei stündiger Tätigkeit den Brandherd zu lokalisieren. Der Brand der Eleftronplatten mußte durch Aufwerfen von Sand erstict werden.

Die Auträumungsarbeiten dauerten bis gegen 19 Uhr Der Schaden ist sehr hoch und mir zum Teil durch Bersicherung gededi.

Morgen 3la". Eröffnung!

Die., la" Berfin 1928, Internationale Luftfahrt- Ausstellung, die vom 7. bis 28. Oktober d. 3. auf dem gesamten Aus ftellungsgelände am Kaiserdamm stattfindet, wird morgen, Sonntag vormittag, 10 Uhr, in Gegenwart eines großen Kreises von Ehrengästen aus allen Teilen des öffentlichen Lebens nach einer Begrüßung des Herrn Oberbürgermeisters Böß durch eine Ansprache des Herrn Reichsverkehrsministers von Guérard dem Verkehr über­

tommen. Ich konnte noch nicht alle Fragen an Sie richten, die Sie mir vielleicht beantworten könnten. Deshalb wird es mir sehr angenehm sein, Sie bei der Hand zu haben, damit ich, wenn es nötig ist, weitere Einzelheiten über Larcier und alles, was feinen Fall betrifft, von Ihnen erfahren fann. Man denkt nicht gleich an alles, was man wissen muß. Es fällt einem erst nach und nach ein."

Herr Galoin gab mir diese Antwort nicht, um sein System besonders zu preisen. Er sagte es aus Höflichkeit, um nicht als verschlossen und geheimnisvoll zu gelten und um zu zeigen, wie seine Arbeitsmethode war. Nachher bemerkte ich aber doch, daß er nicht alles fagte, sondern eine Menge Vermutungen verschwieg. Er hat mir dann später erklärt, weshalb er fich nicht immer über seine Mutmaßungen äußerte: nämlich weil er fürchtete, daß die Mißbilligung oder die Ungläubigkeit seines Zuhörers ihn irreführen könnte.

Es war ein brünetter fünfunddreißigjähriger Mann, der einen langen Bart hatte und das Haar zurüdgebürstet trug. Ich lasse mich in meinen Eindrüden bei Beurteilung von Männern durch den Schnitt ihres Bartes und ihres Haares beeinflussen. Ich finde darin analoge Anzeichen, mie die Graphologie fie liefert, mit dem Unterschied, daß meine Be­obachtungen sozusagen unbewußt find. Instinktiv habe ich ,, Man spricht Dinge por jemand aus," sagte er ,,, man Mißtrauen gegen Männer, deren Frisur zu gepflegt. deren hat eine Idee, und die Berson, der man sie anvertraut, scheint Scheitel zu genau gezogen ist. Es scheint mir, daß sie tein nicht derselben Ansicht zu sein. Man fragt sich dann nicht, anderes Interesse als diese ein wenig tindische Beschäftigung hat diese Person auch überlegt, bevor sie ihre Mißbilligung haben. ausdrückte, sondern man wird unwillkürlich durch ihre Hal­So ziehe ich einen nicht gestikten Bart, ein rafiertes Getung beeinflußt, und gibt dadurch zuweilen sogar seine Idee ficht jener gesuchten Mode des Spitbartes und des Baden auf. Das ist natürlich nicht richtig."

bartes vor.

12.

Das saubere und mohlgepflegte Gesicht Herrn Galoins hatte nichts Anmaßendes.

Als er mich fah, fagte er ganz einfach: Ich bin der In fpektor beim Sicherheitsdienst, ich hörte, Sie wollten mich Sprechen."

Er zog nicht wichtig ein Notizbuch aus der Tasche, um sich 2nmerkungen zu machen. sondern bat nur, ihm alles zu er­zählen, was ich non dem Touler Verbrechen und von Marteau mußte.

Von Zeit zu Zeit schüttelte er den Kopf, nicht mit der Bürde eines Bapstes, sondern mit der Befriedigung eines Mannes, der eine für seine Untersuchung wichtige Einzelheit

Bermerit.

Ich glaube, daß er seinen Beruf fiebte, und es fchien etwas ganz Selbstverständliches, daß er mit Leib und Seele dabei war Er fragte mich, ab ich die Absicht hätte, nach London   zu gehen und fegte mir, daß er es nicht für nötig erachtete, und ich mir diese Unbequemlichkeit eriparen fönnte. Aber als er merkte. daß mir an dieser Reise viel lag, meinte er: Schließlich ist es mir ebenso recht, wenn Sie mit

Ich fragie Herrn Galoin, mann wir nach London   fahren mürden, aber es war ihm unmöglich, vor dem übernächsten Tage um vier Uhr abzureisen.

Bar es nicht sehr unflug, Marteau einen zu großen Bor sprung zu geben? Herr Galoin antwortete mir, daß er sich darüber feine Sorgen machte. Diese Sicherheit flößte mir um so mehr Vertrauen ein, als er sonst die Dinge nicht so bestimmt auszusprechen pflegte.

So trafen wir uns denn am übernächsten Tage um vier Uhr im Zug nach Boulogne  .

Blanche und ich freuten uns sehr, mit einem Detektiv reifen zu können. Mit jener reizenden Indiskretion der Mit jener reizenden Indiskretion der Frauen, die man so leicht entschuldigt, stellte sie ihm Fragen über sein Leben.

Herr Galoin erzählte ganz offen, daß er Verwalter in einem Gymnasiumsinternat gewesen sei und dort Unannehm. lichkeiten gehabt hatte... Er fonnte eine Summe, die er Be­der Kasse entnommen, nicht zurzeit zurückerstatten. fannte hatten die Angelegenheit zu ordnen. Er hatte seine Stellung als Verwalter verloren, aber denselben Freunden verdantte er, daß er zuweilen beim Sicherheitsdienst gegen Bezahlung arbeiten konnte.

Sonnabend. 6. Oftober 1928

geben. Während der Eröffnungsfeier, die ab 10 Uhr auf alle deut­ schen   Rundfunksender übertragen wird, wird ein größeres Flug­zeuggeschwader der Deutschen Verkehrsfliegerschule über dem Aus. stellungsgelände kreuzen.

Die Ausstellung steht bereits am Sonntag, völlig fertiggestellt, bis abends 10 Uhr dem Publikum zur Besichtigung offen; auch die Original ,, Bremen  ", das erste deutsche Flugzeug, das den Ozea von Ost nach West überquerte, ist bereits zu besichtigen

Der Zeppelin Amerikaflug.

Fahribereit ab Mitte nächster Woche.

Der erste Führer des Luftschiffes, Kapitän Lehmann, ertiärie, man fei zurzeit damit beschäftigt, die Berbesserungsarbei= ten in den Mannschaftsschlafräumen des Luftschiffes durchzuführen. Wenn diese Arbeiten sowie das Straffziehen der Hülle des Luftschiffes beendet und andere kleine Berbesserungs arbeiten vorgenommen sein würben, werde mit dem Füllen des Luftschiffes begonnen werden, das wohl am Dienstag abend beendet sein dürfte, so daß bis Mittwoch das Schiff fahrtbereit wäre. Nach Abschluß der fleineren Verbesserungsarbeiten werde aller Wahr­fcheinlichkeit nach am Donnerstag nochmals eine mehrftündige Wertstättenfahrt stattfinden, die sich aber nur auf die Um­gebung von Friedrichshafen   und den Bodensee   erstrecken dürfte. lleber die gegenwärtige Wetterlage erklärte Kapitän Lehmann, daß in den nächsten Tagen äußerst günstiges Wetter zu erwarten sei. Das gegenwärtig über dem Daean liegende Tief habe sich weiter nach Often verschoben und dürfte heute schon über dem Kanal sein.

Die Annahme von Karten und Briefen für die lleberfahrt nach Amerika  , für deren Einsendung als letzter Termin bisher der & Oktober vorgesehen mar, ist nunmehr bis zum legten Augenblick nerschoben worden. Es fönnen also noch bis zum Mittwoch, dem 10. Oftober, Karten und Briefe aufgegeben werden.

D011

der

New Yort, 5. Oktober.

7

Die bevorstehende Amerifafahrt des Graf Zeppelin erregi hier das größte Interesse. Die Blätter berichten ausführlich über die Fahrtvorbereitungen. Aus Lakehurst wird gemeldet, daß die Marineluftstation für den Zeppelin getroffenen Empfangsvorbereitungen beendigt find. Es sind Maß­nahmen zur Aufrechterhaltung der Ordnung getroffen, da gewaltige Massen Schaulustiger erwartet werden. Die Marinestation Phila delphia hält zur Hilfeleistung bei der Landung mehrere hundert Matrosen in Bereitschaft. Es sind auch Borbereitungen für die schnelle Verteilung der Post des Luftschiffes und für die Unter­bringung feiner Besatzung in die Wege geleitet. Marinebeamte aus Washington werden Dr. Edener in Lakehurst offiziell begrüßen.

Spur der vermißten Siebzehnjährigen.

Bon der vermißten 17 Jahre alten Margot Liebenom ist bereits eine Spur gefunden, die woh! bimmen kurzer Zeit zur weiteren Aufklärung führen wird. Die Eltern des Mädchens erhielten pon dessen Hand gestern eine in Berlin   aufgegebene Bost­farte, auf ber es mitteilt, daß es morgens um 8 1hr nach Köln  am Rhein   abfahre. Dort wohnt eine Dame, die die Familie im Riefengebirge fennengelernt und die Margot eingeladen hat, fie- in Köln   einmal zu besuchen. Diese Einladung ist der Familie bekannt. Die Tochter hat aber zu Hause nichts davon gejagt, daß sie thr gu folgen beabsichtige. Daß das Mädchen eine Fahrkarte zum D- Zug gelöst hat, ist festgestellt worden.

Das Schraubenflugzeug in Köln  .

Köln  , 5. Oftober.

Das Schraubenflugzeug des spanischen   Fliegers La Cierna, das vor kurzem den Kanal überflog, ist heute nachmittag 17,20 Uhr auf dem Flugplatz in Köln   glatt gelandet. Zum Empfang des Fliegers waren auch Oberbürgermeister Dr. Adenauer sowie der spanische Konjul auf dem Flugplatz erschienen.

Bier Jahre übte er diesen neuen Beruf aus, in dem er schon einige sehr wichtige Dienste geleistet hatte. Eine Fälscherbande war von ihm entdeckt worden, und in der sehr verwirrten Buchführung einer großen Firma hatte er klar heit geschaffen.

Ich fragte ihn, ob es beim Sicherheitsdienst wirklich außergewöhnliche Detektivs gäbe.

Er erwiderte mir, daß sich intelligente Leute darunter befänden, die ein wenig zu sehr von sich eingenommen wären und zweifellos nicht alle die scharfsinnigen Eigenschaften be­fäßen, die sie zu haben glaubten. Aber trotzdem hatten fie eine hervorragende Fähigkeit, die Leute zum Sprechen" zu bringen.

Anfangs fehlte mir diese Gabe in meinem neuen Be­ruf," sagte Herr Galoin. Ich wagte nicht, mit Leuten zu reden, ich fürchtete immer, indistret zu sein, wenn ich fie ausfragte... Dann habe ich mich daran gewöhnt. Schließ­lich habe ich mir jezt angeeignet, die Fragen so zu stellen, daß die Leute, die ich ausfrage, mir gern Antwort geben. Das lernt man durch die Gewohnheit.

Blanche drückte ihre Bermunderung aus, daß er einen Bollbart trug. Wie fie meinte, ließe sich dadurch weniger leicht eine Beränderung im Aussehen vornehmen.

,, Dazu habe ich bisher felten Gelegenheit gehabt," er­widerte Herr Galoin. Bis jetzt hatte ich noch feine Auf­träge, die mich zwangen, meine Eigenschaft als Kriminal­beamter zu verbergen, ich verstehe es auch nicht, mich zu ver­fleiden, und man würde es mir bald anmerken. Ich habe immer einen Bart getragen. Mein Geficht fällt weiter nicht auf, ich möchte fogar sagen, es ist banal, wenigstens glaube ich fein Spizelgesicht zu haben."

Bir drei waren allein in unserem Abteil. Der Zug fuhr mit großer Schnelligkeit den Abhang von Chantilly   herunter. Herr Baloin hatte feinen steifen Hut abgenommen und mit einer Müze vertauscht. Um seine Zeitung zu lesen, hatte er sich in eine Ede gefeßt. Blanche und ich sahen von unseren Plägen aus den Beamten neugierig an.

Galoin?"

Blanche fragte ihn gerade: ,, Sind Sie verheiratet, Herr Er legte die Zeitung beiseite, lächelte ein wenig über die Indiskretion meiner Freundin und sagte dann: Nein, gnädige Frau"

Blanche fühlte sehr gut die Bedeutung dieses Lächelns ( Fortsetzung folgt.) und errötete; aber fie tat, als ob sie es nicht mertte.

1.

H

PIEL