Abendausgabe
Rr. 552
B 275
45. Jahrgang
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Der Borwarts" erscheint wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgaben für Berlin and im Handel mit dem Titel„ Der Abend", Jllustrierte Beilagen Bolk und Zeit“ und„ Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Biffen"." Frauen. ftimme". Techni?"," Blid in die Bücherwelt" und Jugend- Borwärts
Donnerstag
22. November 1928
10 Pfennig
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Ausdehnung der Aussperrung
Erklärung der Gewerkschaften gegen die Unternehmer.
Bochum , 22. November.( Eigenbericht.) Regierungspräsident König- Arnsberg feilt mit, daß der Märfische Arbeitgeberverband zum 30. November folgenden Arbeitern gefündigt hat: in Haspe 5584, Herdede 412, Wetter 2392, Boele 1240, Bommern 65, Dahl 202, Bollinarstein 1239, Vorhalle 473, insgesamt 11 607.
Die Schloßfabrik Schröder in Bollmarstein, die Firma Cüding in Bollmarstein und die Firma Broude in Grundschettel mußten ab 12. November infolge der Auswirkungen und Aussperrungen wöchentlich zwei Feierschichten einlegen.
Internationale Solidarität. Englische Arbeiter lehnen Streifarbeit ab.
London , 22. November.( Eigenbericht.)
a New York tagenden Exekutive der Föderationsgewer?- foes briti Maschinen- und Schiffsbaues lag eine Informafion vor, wona., beabsichtigt ist, gewiffe ausländische Schiffe, die Infolge der Metallarbeiteraussperrung in Deutschland nicht repatiert werden fönnen, zweds Reparatur nach britischen Häfen zu haffen. Die Erekutivföderation beschloß daraufhin, den VerbandsDorfizenden der ihr unterstellten Gewerkschaften zu empfehlen, Weisungen an ihre Mitglieder ergehen zu laffen, wonach jegliche Arbeit an solchen Schiffen zu unterlassen sei.
Die Unternehmer für den Ruhrkrieg. Weil sie gegen Schlichtung find.
Effen, 22. November.( Eigenbericht.) Die Arbeitgeberperbände behaupten, daß es sich für die Arbeitgeber lediglich um die Lösung wirtschaftlicher Fragen handle. Die Metallarbeiterverbände weisen in ihrer Antwort darauf hin, daß schon jetzt der durch die unmotivierte Aussperrung der deutschen Bolkswirtschaft entstandene Schaden unendlich viel größer. ift, als die nach dem verbindlich erklärten Schiedsspruch zu zahlende höhere Lohnfumme für mehrere Jahre. Es sei auch völlig abwegig, die Gewerkschaften für die Verzögerung der Beilegung der Bewegung durch die Wahl des Rechtsmittels verantwortlich zu machen. Berantwortlich fei hierfür allein der Duisburger Arbeitsrichter mit seinem mangelhaften Urteil.
Nachdem die Metallarbeiterverbände dann die Praxis der Unternehmer, vertraulich geführte Verhandlungen der Deffentlichkeit zu unterbreiten, gebührend charakterisiert haben, fahren sie fort: Bei Beginn der Berhandlungen an vergangenen Sonnabend wurde allseitig anerkannt, daß für den Fall des Scheiterns der Berhandlungen die gemachten Vorschläge zurüd genommen würden, und als nicht bestehend zu gelten hätten. Das war eine durchaus annehmbare Grundlage für die Verhandlungsführung. In feinem Stadium der Verhandlungen erklärten die Gewerkschaftsbertreter, vom materiellen Inhalt des rechtsverbindlich erklärten Schiedsspruches abzugehen. Wenn die Unternehmer ein Eingehen der Gewerkschaftsvertreter auf vorgetragene Lösungsversuche im entgegengesezten Sine auslegen, so ist das ein Berlassen der Berhandlungsgrundlage und zugleich ein
Verstoß gegen Treu und Glauben. Die Verhandlungen find zwar jetzt noch nicht beendet, sondern nur bis zum Urteil zweiter Instanz ausgesetzt. Da das arbeitsgerichtliche Urteil erster Instanz zuungunsten der Gewerkschaften aussiel, die deutsche Volkswirtschaft aber und vor allem die Arbeiter durch die böllig unmotivierte Aussperrung Not leiden, so erklärten sich die Bewertschaftsvertreter unter Einbeziehung der Arbeitszeitfrage zu Berhandlungen zweds Beilegung des nicht von ihnen heraufbeschworenen und zu verantwortenden Konflikts bereit, nach dem eine juristische Formel gefunden war, die ihnen die Aus= tragung des Streitfalles ohne Beeinträchtigung des Rechtsstandpunktes ermöglichte.
war, sondern jederzeit geändert oder verworfen werden konnte.[ schaften schuld seien, wenn es nicht zum Friedensschluß gekommen Diese von den Gewerkschaftsvertretern gemachten und von den ist. Sie werden damit keinen Glauben finden, denn sie brauchten Unternehmern selbst anerkannten wichtigen Vorbehalte werden ja nicht auszusperren. in der Erklärung der Arbeitgeber abfichtlich verschwiegen; ein Verfahren, das der Beilegung des Konfliktes nicht dienlich ist. Es ist in diesem Zusammenhang nicht entscheidend, daß ein Ergänzungsvorschlag zur Lohnfrage von den Gewerkschaftsvertretern selbst ausging, die in dem äußerst schwierig beizulegenden Konflikt naturgemäß versuchen mußten, die geplanten beiden Lohnabkommen ateriell dem Schiedsspruch anzugleichen.
Das ist nicht gelungen. Die von den Arbeitgebern zugestandenen Lohnerhöhungen bleiben ziffernmäßig und auch hinsichtlich der Einstufung der Arbeiter weit hinter dem verbindlich erklärten Schiedsspruch zurüd. Sie erwiesen sich bei der vorbehaltenen Nachprüfung als vollkommen ungenügend, ja sie blieben sogar noch unter dem Angebot der Arbeitgeber Dom| 25. Oktober, dem Zeitpunkt vor Fällung des Schiedsspruches.
Infolge des Drudes der weiterverarbeitenden Industrie außer halb des Ruhrgebiets und der öffentlichen Meinung drängten die Unternehmer zu einem baldigen Abschluß. Sie, die den Wirtschaftsfrieden gestört hatten und sich
nicht einmal bereit fanden, über einen auf die Wiedereröffnung der Betriebe unter den bisherigen Löhnen bis zur Austragung des Rechtsstreits abzielenden Vorschlag auch nur zu verhandeln, mollen jetzt der Deffentlichkeit glaubhaft machen, daß die Gewerk.
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So will das Städtebauamt ihn umgestalten.
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die Absicht des Berliner Städtebauamtes, den Alexanderplat m seinem Grundriß und in seinen Bauten nach den Forderungen großstädtischen Berkehrs und städtebaulicher Schönheit umzugestalten, wurde im
Die Gewerkschaftsvertreter erstatteten noch am Sonnabend im fleinen Kreise von Funktionären Bericht über den Stand der Verhandlungen und teilten dann in der unter dem Vorsitz des Herrn Regierungspräsidenten tagenden Verhandlungskommission mit, daß eine zweite Lesung der Vorlage unter Erweiterung der Berhandlungskommission stattfinden müsse. Das wurde zugesagt, dabei aber von den Unternehmern die der ganzen Verhandlungsführung melle Dinge verhandelt werden könne. entsprechende Behauptung aufgestellt, daß nur noch über for
( Fortsetzung auf der 2. Seite.).
Bolles Geständnis des Täters.
Der Raubmord bei Lübars , dem am 23. Oktober der Malergeselle Paul Michalzit zum Opfer fiel, hat jetzt durch ein erschöpfendes Geständnis des Täters seine volle Aufklärung gefunden.
Der verhaftete Kuhmelter Alois Beder hatte die Bluttat zunächst so dargestellt, als ob er in Notwehr gehandelt habe. Die Mordkommission Braschwiz- Zapfe forschte nun dem Vorleben. des Verhafteten nach und stellte dabei fest, daß er seine letzte Arbeitsstelle unter besonderen Umständen hatte verlassen müssen. In Alt Karbe bei Breitenwerder( Neumark) war er Ende September als Melker angestellt. Seine Arbeitslust ließ zu wünschen übrig. Er trant aber gern, besuchte Vergnügungen und geriet mehr und mehr in Schulden. Damit er diese Schulden erst einmal abarbeitete, nahm ihm der Oberschweizer die Papiere ab. Da verübte Becker einen räuberischen Ueberfall auf einen Mann und verlegte ihn schwer mit einem Totschläger. Als der Verdacht auf ihn fiel, wagte er nicht, seine Papiere zurückzufordern, stahl dem Amtsvorsteher ein Fahrrad und flüchtete.
Sein ganzes Trachten war nur darauf gerichtet, neue Pa= piere zu bekommen. So traf er bei Schneidemühl seinen Weggenossen Michalzit, der sein Opfer werden sollte. Bei Lübars schritt er zur Ausführung seines schändlichen Planes. Michalzik führte mit beiden Händen sein Rad und erzählte von seinem Beruf. Becker ging links und machte mit der Hand in der Tasche einen schmalen Lederriemen zur Schlinge zurecht. Unbe-. merkt blieb er einen halben Schritt hinter M. zurück, warf ihm die Schlinge um den Hals und zog zu. Beim Ringkampf tamen beide zu Fall. Becker griff dem unter ihm liegenden M. mit seiner sehr starken linken Hand in die Haare und schlug ihm den Kopf mehrmals auf das harte Chausseepflaster. M. war nur betäubt, Becker aber hielt ihn schon für tot. Er schleifte den Körper nach der Wiese und begann ihn zu entkleiden und zu berauben. Unterdessen tam M. wieder zu sich und richtete sich auf. Jetzt griff Beder zum Messer und erstach den M.
Becker wird morgen dem Untersuchungsrichter vorgeführt mer. den. An einem der folgenden Tage wird die Staatsanwaltschaft voraussichtlich einen Lokaltermin am Tatert anberaumen.
Glückwunsch an Dr. Radbruch.
Reichskanzler Hermann Müller hat an den Reichsjustizminister a. D. Prof. Dr. Radbruch in Heidelberg nachstehendes Glückwunschtelegramm gesandt:
„ Es ist mir eine große Freude, Ihnen zugleich im Namen der Reichsregierung zur Bollendung des 50. Lebensjahres herzliche Glückwünsche zu übersenden. Ich gedente dabei gern. Ihrer erfolg. reichen Tätigkeit als geistiger Führer der Jugend und Ihrer Arbeiten, namentlich auf dem Gebiete der Straf= rechtsreform, und hoffe, daß Ihnen insbesondere in Ihrem akademischen Lehramt auch in Zukunft großer Erfolg und wahre
,, Vorwärts" berichtet. Die Stadtverordnetenversammlung wird in ihrer heutigen Sizung über den ihr vorgelegten Plan neuer BauAuch das wird jetzt von der Arbeitgeberseite einseitig auszu münzen versucht. Die Unternehmer wollten einen Vertrag mit fluchtlinien beschließen, der die bisher sehr unregelmäßigen Baulanger Baufbauer und sowohl wesentlich geringeren als fluchtlinien zur Hufeisenform abrundet und für alle Fuhr Befriedigung beschieden sein möge." auch anders abgestuften Lohnerhöhungen, als sie werte, mit Ausnahme der Straßenbahnwagen, den dann möglichen im Schiedsspruch vorgesehen sind. Sie schlugen ein provi: Kreisverkehr vorsieht. Man hofft, daß bei der Neubebauung des Plagrandes ein einheitliches Bild geschaffen werden kann, auf forisches, bis zur Entscheidung des Rechtsstreils durch das Reichsarbeitsgericht geltendes und ein definitives, alsdann in der Seite der Alexanderstraße eine geschlossene Wand vie Kraft zu setzendes Lolynabkommen vor. Auch diese erweiterte Verstödiger Gebäudefronten, auf der Stadtbahnseite zwei handlungsgrundlage wurde von den Gewerkschaftsvertretern für ihre den Eingang zur Rönigstraße betonende Hoch Berson anerkannt, da weder die Form noch die Auswirkung des bauten. Die Pläne hat Stadtbaurat Dr. Wagner zusammen materiellen Inhalts der beiden Lohnabkommen etwas Endgültiges mit Ingenieur Unglaube aufgestellt.
Die Unglückställe vom Mittwoch. Politische Raufbolde.
Berichte 2. Seite.