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r. 555 45. 3ebraena

Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Das Schicksal einer Weltstadt.

Berlins Wohnungsbauproblem.- Verträge von Wagner und Gropius  .

Bei einem Empfangsabend des Bundes deutscher Architekten Sprachen Stadtbaurat Dr. E. Martin Wagner   über Berliner  Bohnungsbauprobleme und Prof. Walter Gropius   über den Berliner   Wohnungsbau.

Dr.- Ing. Wagner fezte feinem Bortrage die Erkenntnis Boraus, daß die heutige Bohnungsnot nur durch ein langjähriges finanziell gesichertes Wohnungsbauprogramm befämpft werden törne. Nach dem com Berliner Amt für Stadtplanung fertig. gestellten Beförderungsplan fann Berlin um 1990 etwa 10 Millionen Einwohner zählen. Man rechnet damit, daß dieser Bevölkerungs­

Zuwachs mit 40 Proz. in fünfstödigen, mit 17 Bro3. in vierstödigen,

scheiden haben. Er habe früher die Hoffnung gehabt, daß man da: gegen etwas tun könne. Jekt, wo er selbst Beamter sei, müsse er diefe Hoffnung aufgeben, der Wohlfpruch im Baugewerbe würde wohl auf lange Zeit hinaus nod) heißen:

Instanzen und nicht verzweifeln!

Dr. Wagner forderte eine straffe Konzentration, auch bei den Behörden müßte eine 3entral stelle vorhanden sein, der man im Intereffe des Ganzen auch in einer demokratischen Republit ge wiffe diftatorische Machtbefugnisse zubilligen fönnte. Er schloß feinen Vortrag, indem er erflärte, daß Wohnungsreform auch Verwaltungsreform sei.

Sonnabend, 24. November 1928

Die Bauausstellung.

Der Magistrat ftimmt dem neuen Vertrag zu.

Der Berliner   Magistrat hat dem neuen Vertragsentwurf für die Durchführung der Deutschen Bauausstellung zwischen der Stadt Berlin   und dem Verein ,, Bauausstellung" zugestimmt. Durch diesen Bertrag tritt der Verein ,, Bauausstellung" seine Rechte aus feinem bisherigen Bertrag mit der Stadt Berlin   an die gemeinnütige Ber­ liner   Messe, Ausstellungs- und Fremdenverkehrs- GmbH. ab. Für diese Gesellschaft, der die Geschäftsführung der deutschen   Bauaus­stellung nunmehr obliegt, übernimmt die Stadt weiter die Bürg­schaft für ein Darlehn in Höhe von 5 Mill. Mart. Die Gesellschaft verpflichtet sich jedoch, spätestens fechs Monate nach der Eröffnung der Bauausstellung zur Rückzahlung dieser 5 Mill. Mart. Im Zu­sammenhange mit der Durchführung der Bauausstellung hat der Magistrat weiter die Ausgestaltung des sogenannten Zwischen­geländes nach einem neuen Entwurf des Stadtbaurats Dr. Wagner und Prof. Poelzig beschlossen. Die hierzu erforderlichen Kosten in der Jahre 1929 und 1930 bereitgestellt.

mit 16 Broz in dreistöckigen und mit 27 Proz. in 3meistödigen daß Städtebau Arbeit im Hinblick auf die Zukunft sei. Die Here Höhe von 8% Mill. Mark werden je zur Hälfte durch den Haushalt Häusern untergebracht sein wird. Der Wohnungsbau Berlins   wächst in das platte Land hinaus und damit erfüllt sich

das Schidfal einer Weltstadt,

die mit dem Schicksal und den Kulturaufgaben anderer Beltstädte nicht verglichen werden kann. Die neue Weltstadt muß auf gefodert fein, muß Licht und Luft haben, fie muß Stadt und Land in fich vereinigen. Heute aber baut Berlin  noch nach gänzlich veralteten Landes- und Ortsgesehen eine viel­ftödige Mietshausstadt auf. Flachfiebelungen größeren Stils find feit der Vollendung der Großsiedlungen der Gehag in Brig  und Zehlendorf   nicht mehr gebaut worden. Die Umstellung vom Hochbau zum Flachbau bedarf jahrelanger Borbereitungen. Ent­weber werden diese Borbereitungen getroffen, oder aber die Grund­lagen der Entwicklung Berlins   müssen durch einen neuen Bauzonen plan geregelt werden.

Normalisierung und Typifierung

stellungskosten einer Berliner   Durchschnittsvolkswohnung find gegenüber den Friedenspreisen auf etwa 180 Broz, die Bau verzinsung auf 200 bis 250 Broz. gestiegen, so daß eine solche Wohnung, die ohne öffentliche Beihilfe finanziert wird, das Drei- bis Dreieinhalbfache der Friedensmiete toftet. Löhne und Gehälter aber haben noch nicht das Doppelte der Friedenshöhe erreicht. Daher sind

auch die mit Hauszinssteuermitteln gebauten Wohnungen noch zu teuer.

Das wirtschaftliche Grundproblem des Bohnungsbaues ist to zu einem finanzpolitischen Problem geworden. Nur der Organisator und der Techniker, die die Aufgabe haben, die Geld­entwertung zum Teil durch erhöhte Leistung wettzumachen, fönnen den Weg zur Lösung zeigen. Das kann geschehen durch Einfüh rung wirtschaftlicher Bauverfahren mit Hilfe der neuen technischen und wissenschaftlichen Mittel und Zusammen­fegung von Bauvorhaben zu Großfiedlungen und durch sorg faltige Arbeitsvorbereitung vor und während der Wohnungen verbilligen den Wohnungsbau, senten den Miet­des Baues mit dem 3iel, eine wirtschaftliche Betriebsform zins. Ungeheuerlich groß erscheinen die Vorteile, die die Groß einzuführen, die durch Ausschaltung von Leerfäufen billigend siedlung für die moderne Ausstattung der Wohnung mit Woh wirkt, und durch planmäßige und eine einhtliche nungsergänzungen, wie Kindergarten, Kinderkrippen, Kinderspiel- Lösung der städtebaulichen und sozialen ragen plägen, zentrale Warmwasserversorgung, zentrale Radioanlagen, unter Einbeziehung von Zwischenlösungen für die Uebergangszeit, zentrale Wäschereien, Sonnenbäder, Gelasse für Fahrräder, Motor die aber die zukünftigen Berhältnisse nicht verbauen dürfen. Jede räder und Autos bietet. Leider aber werden diese Vorteile heute Berliner   Bauordnung habe die vorherige bisher in sozialer nicht ausgenutzt, fogar in den Streifen der Fachleute, die um ihre Hinsicht überboten, aber auch die letzte trägt noch zu sehr das Stellung besorgt sind, entstehen diesem Gedanken Gegner. Dabei Beichen eines aftuellen Rampfes zwischen Spetulation perlangt eine rationalisierte Produktion viel mehr Stopfarbeit als und Dbrigteit statt einer weit in die Zukunft weisenden Zen das heutige primitive Häuserbauen. tralidee. Im Gegensatz zu Baurat Dr. Bagner dürfe man nicht die Frage stellen: Hochbau oder Flachbau, sondern

Stadtbaurat Wagner wandte sich sehr energisch gegen die Aleinstwohnung, mann fönne es nicht verantworten, zu den 410000 Kleinft wohnungen von Stube und Küche, die Berlin   heute schon befigt, noch meitere 114000 folcher leinstwohnungen hinzuzufügen, wie sie heute auf Grund ber Rachfrage perlangt werden.

Der joziale und wirtschaftliche Aufstieg des Berliner   Arbeiters merbe schon in zehn Jahren es unverständlich erscheinen laffen, daß man folche Bohmungen baute. Das Bedürfnis nach Kleinsimoh tungen müßte aus den mehr als hinreichenden Beständen an At mohnungen befriedigt werden. Das fönne durch innere Ilmfieblung 11 geschehen. Die Wohnungspolitif, die mir heute treiben, jezt sich in Baumerte um, die drei Generationen überbauern merden. Solch eine Politit aber verträgt es nicht, auf der Gamblage von Tages notständen aufgebaut zu merden. Sehr ironisch fennzeidmete Baurat Dr. Wagner bie Unvernunft der portriegsmäßigen Baulanderfchließung. Das Bauen an fertiggestellten Straßen vermindere zwar die Gesamtkosten in etwa 5 Broz, aber benn man um dieser Ersparnis willen ganz unverständige Bau­Hluchtpläne bestehen ließe, dann handelte man wie jemand, der sich vor dem Kriege einen Schnittmusterbogen faufte und sich jetzt danach einen Anzug fertigen lassen wollte. Zarm Schlusse seiner Aus­führungen setzte sich der Vortragende mit den zahllosen Instanzen auseinander, die über die Genehmigung eines Bauprojektes zu ent­

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Soldat Suhren  .

Roman von Georg von der Vring  .

Copyright 1927 by J. M. Spaeth Verlag, Berlin  . Danach schmieg er den ganzen Tag. Wir fuhren über Erfurt  , aber es war Nacht. Wir fuhren die südliche Strecke, da war ich froh, denn nie und nimmer fonnte ich Lifa hier begegnen. Am dritten Tag waren wir schon in Bolen.

In Bolen gibt es einen Bahnhof, wo wir für einige Stunden anhalten und den Zug verlassen dürfen. Neben der Station steht ein Kramladen, eine Jüdin mit billigen Ohrringen an den gepuderten Baden verkauft dort Butter en die Goldaten. Eisenbolz nimmt den Trinkbecher mit und schöpft heimlich aus dem Zucerjad. Andere folgen seinem Beispiel, holen auch billigen Zucker. Eine Biertelstunde päter sehe ich die Häne gegenüber auf einer Holzveranda ligen und mit Damen Raffee trinten, eine Zigarre in der Hand, die über die Brüstung hängt. Sein Stottern fällt den Damen nicht auf, seine Taschen sind voll Zucker.

In dem mageren Getreide vorm Haus fizen dreißig Soldaten und verrichten ihr Bedürfnis, den Blick auf kleine Mohnblüten oder auf die Hyane gerichtet. Hinterm Korn­feld steigt ein Mann vom Kirschbaum. Es ist Albering. Er fehrt mit mir zum Zuge zurüd und sagt: Hier sind die Kirschen wie Effig fauer, man muß sie in Kunsthonig be­erdigen."

Ich dachte: Auch die Krambude des Juden mit der blaffen und feiten Tochter, auch das verdreckte Getreide am paar Früchten, auch das Land, und wie es fich flach und baumlos hinausstreckt bis an den Horizont

Land.

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es ist mein

Hochbau und Flachbau.

wir müssen dem Flachhaus, wo es angebracht ist, die raffiniertesten mitteln, aber an das Großhaus durch Sicherung weiterer Mittel der Technit zur Vereinfachung seiner Bewirtschaftung ver­Hausabstände und durch Bepflanzung der Dächer. und Terraffen, Gärten und Spielpläge unmittelbar beranbringen, fo baß das Erlebnis der grünen Ratur ein täg liches und nicht nur ein Sonntagsereignis würde. Die Grundlinie für eine Abänderung der Bauordnung in diefem Sinne forbert: gleichen Lichteinfallsmintel für alle Bauhöhen, feine Festlegung der Bebauungshöhen, sondern mir der Ausmuzungsziffern und Einsegen einer Städtebau tommission, die unter Borsiz des Stadtbaurats von Berlin  die Durchführung im Sinne eines einheitlichen Stadtbildes über­macht. Brof. Gropius   ist nicht der Ansicht, daß die heute ge­bauten Kleinstwohnungen einmal überflüffig sein werden, fie fämen später für zahlungsschwache Jungverheiratete, für alleinstehende Mütter mit Kindern und für ledige Berfonen, deren Bedürfnisse heute überhaupt nicht erfaßt werden, in Frage. Prof. Gropius  forderte ebenfalls ein auf Jahre ausgedehntes Bauprogramm. Nur dann lasse sich ein planmäßiges Arbeiten, das die sozialen Forde rungen der Bevölkerung berücksichtigt, ermöglichen.

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grub. Ein Käfer verflog fich ins Abteil, die Pfeife der Ma­schine schrie auf und ich faß und dachte an meinen lieben Freund, der irgendwo in diefer grünen Ebene, durch die der Bug sich hinrollt, sein Grab hat. Ich dachte an feine leichtsinnigen Patrouillen gegen den Feind, von denen man mir erzählt hatte, und hätte sein mögen wie er. Sein Tod war eine flare Sache: er ging mit der brennenden Zigarette am Stacheldraht spazieren, schlank mie ein Gott, ein er­habenes, sich selbst total vergeffendes Wesen der Erde. Eine Rugel zerschlug feinen Kopf, deffen Schläfen und Stirn ich in manchen Stunden angesehen hatte. Wie war es nur möglich, das Leben so unwichtig zu nehmen? Es ist mir rätselhaft, aber ich bewundere diesen Tod beim Spaziergang vor den Linien. In diesen Gedanken schlief ich ein.

Nachts rangierte unser Zug stundenlang auf einem großen Bahnhof. Es mußte Komel sein, mir standen nicht auf, denn wir fühlten, daß wir bald das Abteil würden ver­laffen müssen und bedauerten es. Sahen wir doch wieder die beunruhigenden Gestalten unserer Vorgesekten vor uns aufwachsen und den ewigen Befehl ausstoßen: Marsch! Ruß­ land   war groß, und wir würden wohl nie an sein Ende ge= langen. Wieder fielen wir in Schlaf, und der Zug rollte. Es mar schon Morgen, als er auf einer fleinen Station hielt. Der Himmel mar trübe, und ein feiner falter Regen stob. Ueberall flang der Ruf der Unteroffiziere: Aussteigen!

Wir waren bereit, fletterten mit unseren Sachen aus

den Türen und sammelten uns unweit des Stationsgebäudes neben einem naffen Kornfeld, wo schnell Zelte gebaut und meitere Befehle abgewartet wurden. Leutnant Brause ging zur Station, die Feldküche gab Reis aus, und mir zogen uns mit den dampfenden Geschirren in die langen Belte zurüd, die nach der regenabgewandten Seite offen gelassen waren, zur Rechten lagen die Zeltreihen der andern Kompanien wie lange gelbe Sandbünen. Dort standen andere Feldküchen, die ebenfalls Reis ausgaben und einen kleinen schwarzen Es tönnte nicht ärmer sein. Es fönnte nicht mehr ge- Rauch auf die entfernten Felder mehen ließen. Geradeaus Debt werden als durch mich. am Bahnhof lub man Pferde aus, Mohr, Berta und alle die andern, Gruppen von Offizieren standen herum. Näher zu uns her unter einer windzerfurchten Birte bewegten sich geflüchtete Bauern um ein abgetriebenes Gespann. Bei ihnen war eine schwangere Frau, die stundenlang die Birke nicht verließ. und der der Bind das offene schwarze Haar über die Schultern zerrte und durchnäßte. Einige von uns erfannten unter den Offizieren einen Brinzen. Es war ein

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Am vierten Tag waren wir schon in Bolhynien und fahen links und rechts vom Bahnförper die flachen Wiesen der Burgniederung fich ausbreiten, mo hier und da der ind in Roggenpierede schlug. Am Abend dieses Tages rollte der Zug über die rote Bugbrüde, und nun umgab uns mieder die ungeheure grüne Ebene, die fich in Nacht ver­

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Die Stadtverordnetenversammlung wird sich bereits in ihrer nächsten Sigung mit der Borlage beschäftigen. Einzelheiten über das der Vorlage beigefügte ausgearbeitete Pro­gramm der Ausstellung werden in Kürze mitgeteilt werden.

Die gefälschten Statuen.

Berliner   Museen nicht geschädigt.

Zu den Meldungen aus Mailand   über die Aufdeckung von Fälschungen anfifer griechischer und florenfiner Kunst­werke wird mitgeteilt, daß in Berliner   staatlichen Sammlun­gen derartige Falschstüde nicht angetauft worden sind. Die Fälschungen find bereits vor etwa drei Jahren von den Sachverständigen erkannt worden. Was die dem Meister Giovanni Pisano   zugeschriebene florentinische Holzstatue der Madonna mit dem Kinde" betrifft, die in doppelter Ausfertigung an die Museen von Cleveland   und Berlin   verkauft worden sein soll, so ist diese Statue, die ein sehr schönes und interessantes Kunstwerk dar­stellte, tatsächlich vor Jahren von einem bekannten Berliner   Kunst­händler, der sie als echt erworben hatte, dem Kaiser- Friedrich- Mu­feum angeboten worden. Das Museum lehnte jedoch den Kauf des Kunstwertes ab, das ursprünglich von zahlreichen Kennern und Kunstliebhabern als echt angesehen wurde. Die Statue, deren Echt­heit damals dann umstritten blieb, blieb noch eine Weile auf dem Berliner   Kunstmarkt, verfdywand dann aber plößlich, so daß der jezige Befizer nicht mehr festzustellen ist. Die Fälschungen wurden seinerzeit durch die Kunstgelehrten, die sich bereits auf ihrem im Jahre 1926 in Zürich   stattgefundenen Kongreß mit der Angelegen beit der florentinischen Fälschungen beschäftigte, durch einen ganz eigenartigen Umstand aufgedeckt. Man entdeckte nämlich, daß ge­miffe Statuen, bei denen man einen Berdacht hegte, mit Figuren eines Gemäldes des Meisters Simeoni Martini Aehnlichkeit hatten, das in dem Florentiner Museum hängt. Auch bei anderen angeblich florentinischen Holzbildwerken, die alle aus der gleichen Fälscher­werkstatt staminten, bemerkte man dann, daß auch sie kopien von Gemäldefiguren befannter florentinischer Meister dar­stellten. Die Fälschungen waren sehr geschickt gemacht, obwohl doch schließlich einige Stilwidrigkeiten den Fälschern zum Verhäng nis wurden, die man jetzt angeblich auch in Italien   als solche erkannt hat. In Italien   setzten sich nämlich zahlreiche Kunstgelehrte in missenschaftlichen Beröffentlichungen für die Echtheit dieser Holz­plastiken ein. In der Zwischenzeit haben bereits verschiedene ameri­fanische Museen, die getäuscht worden waren, die Werke zurüd­gegeben und große Prozesse wegen der Kaussummen ge­führt. An der Aufdeckung dieser Fälschungen, die bereits vor Jahren für die Berliner   Kunstgelehrten feststanden, hat besonders der frühere Mitarbeiter Geheimrat Bodes, Dr. Ballentiner, der jetzt das Mu­

sehr junger Mensch, faum sechzehn Jahre, von überschlanker Geftalt, die dünnen Beine in Zeuggamaschen gemidelt. Er bewegte sich schlendernd über einen Laufroft zu den Flücht­lingen hin, wo wir ihn einen Augenblid genau sehen fonnten. Ein österreichischer Soldat, der, eine durchnäßte Dede überm Kopf, vor unserm Zelt stand und mit Lurtjebam und Hahn plauderte, lächelte eins übers anderemal, indem er über die Schulter zum Prinzen hinzwinferte: Mir ham a vo dera Sorin."

Pferdebegräbnis.

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In der Nacht fiel Regen. Ich ermachte, vom Ungeziefer gequält, ging ans Fenster und stand einem verbogenen Mond gegenüber, der die weißen Rauchwolken der Brandstätte zer­teilte. mie das Messer eines Schlächters Därme zertrennt.

Morgens aber beim Antreten vor verregneten Blumen­zäunen wärmt die Sonne unfere Rücken. Noch mehr!- wir haben ,, wieder mal Schwein gehabt": die 4. Kompanie ist zum Wegebau kommandiert. Während im Osten dumpfer Geschüßdonner rumort, werden wir mit Spaten ausgerüstet und sodann neben der Turister Landstraße in langen Ab­ständen aufgestellt. Die Straße führt von der Station über eine baumlose Ebene ostmärts zur Front und weiter über Kiefilin nach Luzt. Durch die starken Regengüsse ist sie zu Schlamm aufgeweicht, von den fahrenden Kolonnen zer­schnitten und nach Bedarf verbreitert morben. Sie ist eine Schlammbahn von 100 Meter Breite, die wir mit unseres Stiefeln durchwaten, und über deren schadhafteste Stellen mir uns verunreinigen, bis die Unteroffiziere uns an dem Ort, wo wir gerade stehen, zur Arbeit antreiben. Unweit der Station liegt mitten in der Straße ein totes Pferd. Albering, Hahn und ich erhalten den Auftrag, den Kadaver zu beseitigen.

Es ist ein Rappe mit einer meißen   Bläß, wir umstehen ihn und merken, daß er bereits stinkt. Er mag schon tage­lang hier liegen, tiefe Kolonnenspuren laufen links und rechts an ihm vorbei, so daß er auf einer länglichen Infel ausgestreckt zu sein scheint, die die Form einer Spindel hat. Die Haltung, in der er verendet ist, drückt eine starte Unruhe man hat das Gefühl, daß er demnächst wieder zu empörten Leben erwachen wird. Die Beine sind krampf­artig ausgestreckt, nur der Fuß des einen Borderbeines macht einen Knid und freuzt das andere. Der Leib ist geschwollen und auch die Zunge, die grünlich aus dem Maul heraus­hängt, und auf deren Spitze sich blutige Flecken befinden.

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( Forthegung folgt.)