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Ozeandampfer in Geenot.

Auf ein Riff gelaufen.- Paffagiere gerettet.

Die New- Yorker Dollar- Line teilt mit, daß ihr Dampfer ,, President Garfield  ", der 81 Pasia­giere an Bord hat, auf das Matanilla- Riff auf der Höhe der Bahamas   gelaufen sei. Er befinde sich nicht in unmittelbarer Gefahr.

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Der Dampfer ,, Panemerica" meldete um 5 Uhr nachmittags, daß er den Dampfer President Garfield  " erreicht hat und versucht, dessen Passagiere zu übernehmen. Zwei Schlepper find von Florida   zur Unfallstelle ab­

gegangen.

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Nach einer weiteren Meldung befindet sich das Schiff nicht in unmittelbarer Gefahr. Alle an Bord befindlichen Passagiere sind von dem Dampfer, Panamerica" übernommen worden. Auch die Bost des President Garfield  ", der sich auf einer Beltvergnügungsfahrt befand, wurde von der Panamerica" auf genommen. Der Grund für den Unfall ist nicht bekannt. Zu der Meldung über die Rettung aller Reisenden des Dampfers ,, President Garfield  " wird noch ergänzend berichtet, daß die Ueber­nahme der Menschen und des Gepäcks bei ruhiger See erfolgte. President Garfield  " sizt noch fest, aber er hat kein Leck, so daß feine Gefahr besteht. Die 150 Mann Besaßung sind noch an Bord. Verschiedene Schlepper sind unterwegs, um das Schiff abzuschleppen.

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Den Toten der Revolution. Eine Gedentfeier der Sozialistischen Arbeiterjugend. ,, Bir gedenten der Toten der Revolution in einer Feierstunde", so lautete für den Sonntag nachmittag die Einladung der Sozia­listischen Arbeiterjugend Groß- Berlins in den Mercedes­Palast in Neukölln,

Es wurde eine Feierstunde, ernst, würdig, von fünstlerischer und ethischer Höhe. Die Meditation aus Massenets Thais leitete ein, der gemischte Chor Groß- Berlin, Mitglied des Arbeitersängerbundes, sang unter der sicheren Leitung von Georg Oscar Schumann den russischen Trauermarsch und Nobels Morgenrot. Dann sprach die Reichstagsabgeordnete und alte Kämpferin Mathilde Wurm  dem Gedenten der Revolutionsopfer. Nicht nur Eisners, Haases, Liebknechts und Rosa Luxemburgs gedachte sie, sondern aller Kämpfer um zur Vorlesung von Briefen und Bersen Liebknechts und Rosa Luremburgs überzuleiten. Freiligraths Bedruf und Brüder zur Somme  , zur Freiheit" bildeten den Abschluß der schönen Feier. An der Orgel saß Ernst Kallipte, die Bioline spielte Konzert­

der Revolution, die damals fielen. Ein ernstes Musikstück ertönte,

meister Erich Socha.

Tragödie auf der Havel  .

Goethe- und Leffing- Jahr in Braunschweig  .

Eröffnung und Ausstellung. Faust auf der Bühne

Die Eröffnungsfeier wurde am 19. Januar, 11 Uhr, durch die Begrüßungsansprache des Oberbürgermeisters der Stadt Braun­ schweig  , Dr. Trautmann, eingeleitet. Erschienen waren der Reichs innenminister Severing als Vertreter der Reichsregierung, der braunschweigische Minister für Bolksbildung, Sievers, der Präsident der Goethegesellschaft, Professor Dr. Petersen, Vertreter der Länder, der Städte, der wissenschaftlichen und künstlerischen Vereinigungen Deutschlands   sowie zahlreiche Vertreter der Presse des In- und

Auslandes.

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der

Die Goethegesellschaft in Weimar   und die Städte Braunschweig  | Theaterzettel aller Jahrhunderte zeigen die Eroberung der Bühne und Wolfenbüttel   haben ihre hohe tulturhistorische Mission mit durch den Faust. An den historischen Faust erinnern Geräte, die an schönem Gelingen erfüllt. Ein großes tünstlerisches Werk ist ge- Herenmesen und mittelalterliche Alchemie erinnern. Das Puppen­schaffen, ein Wert, reich an Kulturwerten und Kulturgütern. Der spiel Fauft findet seine Verkörperung in den Faust und Mephisto erste Tag hat gezeigt, daß das deutsche Volf, auch in seiner mirt puppen. Lichtbilder nach den Faustgemälden Prof. Kaempfers, schaftlichen Notlage, die geistigen Kräfte zu wecken weiß. Das Wert Landschaft- und Architekturbilder der Faustfage, Zeichnungen an der großen deutschen   Dichterheroen, Goethe und Lessing  , ist lebendig Fauststätten, seltene Dr. Faust darstellende Stiche aus dem 16. bis geworden. 18. Jahrhundert, zwei alte niederländische Gemälde von Thomas, Wink, die ein alchemistisches Atelier und die Herenküche darstellen, viele an Fauft erinnernde Harzmotive fünden von der Vergangen heit szenischer Gestaltung des Faust. Ein ganzer Raum ist der Klingemannschen Aufführung in Braunschweig   gewidmet Uraufführung vor 100 Jahren. Theaterzettel, Regiebuch, Bildnisse, Szenenbilder, Originalbriefe von Goethe, Zelter, Lied und anderen sind vertreten. Mit Ergriffenheit und Andacht betrachten wir das aufgeschlagene Faustmanuskript mit der Handschrift Goethes  . Das Goethe- und Schillerarchiv in Weimar   stellte in dankenswerter Weise manchen fostbaren Schatz zur Verfügung, so die Originalzeichmungen Goethes vom Jahre 1810. In weiteren Räumen befinden sich land. Pradtwerke ersten Ranges sind die großen Modelldefo­Szenenbilder, Modellbühnen von den Aufführungen in Deutsch  rationen der Walpurgisnacht zu Wilbrands Wiener Faustinize nierung( 1883), Bossarts in München  ( 1875), Grubers in Breslau  ( 1876). Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Bühnenmodelle, o des Harzer Bergtheaters und des Marktspiels in Wernigerode  , des Urjauſt im Heidelberger   Schlosse. Faust auf dem Kriegstheater, Corinths Faustgestaltung, Wander- und Schattenbühne, Mufit zum der geistigen Neugestaltung zeigen die Faustpläne von Adolphe Faust, Faust als Oper und in der bildenden Kunst künden von der Mannigfaltigkeit der Ausstellung. Den Faust der Zukunft, die Idee Appia, die Bühnenentwürfe der Düsseldorfer Akademie, die Pläne Boetzigs für die Inszenierung im Berliner   Großen Schauspielhaus. England und Frankreich   wie auch Rußland   haben wertvolles Ma­terial geliefert. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft metteifern in der künstlerischen Gestaltung des Faustproblems. Die Ausstellung gibt ein großes Bild deutscher Kultur- und Theatergeschichte und hat internationale Bedeutung. H. Leonard.

Oberbürgermeister Dr. Trautmann führte aus: Das Jahr 1929 foll beherrscht werden von dem Gedanken an die beiden Großen: Leffing, dem Wegbereiter, und Goethe, dem Erfüller. Unser Goethe- und Leffingjahr soll ein Sinn= bild sein des Suchens unseres Volkes nach ge= steigerter Geistestultur. Unser Goethe- und Leffingjahr, das die ewige Jugend der unsterblichen Werte jener Großen von neuem offenbart, ist zugleich ein Fest der deutschen   Jugend. Sie, die als rechte Jugend begeisterungsfähig und fritisch, zerstörend und aufbauend ist, sieht in den Faust" ihr eigenes Wesen und denkenden und dennoch von glühendem Idealismus durchdrungenen erkennt in Leffing das Vorbild des aufrechten, furchtlosen, scharf­Mannes.

Der braunschweigische. Minister für Volksbildung würdigte Leffing als Kämpfer neuer Ideen. Die Ausstellung Faust auf der Bühne wurde vom Reichskunstwart Dr. Redslob eröffnet. Nach dem Rundgang durch die Ausstellung, der Besichtigung der Reichsinnenminister Severing hielt die Begrüßungsrede. Faust. und Leffingstätten in der Stadt Braunschweig  , dem Festmahl, geistige Krönung in der Festaufführung Goethes Faust", erster dem Orgel und Harfenkonzert im Dom, fand der erste Tag seine Teil, in neuer Einstudierung und Ausstellung mit Carl Ebert  , Berlin  , als Fauft und Friz Balt, Berlin  , als Mephistopheles. Die Auf­führung war ein fünstlerisches Ereignis ersten Ranges.

In der Ausstellung Faust auf der Bühne", der großen Schöpfung des Privatdozenten Dr. Nießen und seines Mitarbeiters Dr. Lörges vom Theaterwissenschaftlichen   Institut der Universität Köln  , ist ein Material zusammengetragen, wie es bisher noch feine effantes Bild deutscher   Kultur- und Theatergeschichte ist hier erftan­den. In der ersten Abteilung ist das Boltsbuch Dottor Faust" Dom Anfang des 17. bis Anfang des 19. Jahrhunderts vertreten.

Ein Bater bei der Rettung der Zochter ertrunten. Große Aufregung verursachte am Sonntagnachmittag ein un- Ausstellung eines einzelnen Bühnenwertes gezeigt hat. Ein inter­fall bei Schildhorn unter den dortigen Besuchern. Auf der Havel   waren Schlittschuhläufer, darunter ein Vater mit feiner siebenjährigen Tochter, als plötzlich das Eis nachgab und der Bater mit der Tochter in Gegenwart der am Ufer stehenden Mutter einbrach. Mit Hilfe der Mutter, die ihrer Tochter einen Stod zureichte, gelang es, durch Unterstüßung des schmim­menden Vaters die Tochter auf das Eis zu ziehen und sie zu retten. Bersuche, auch den Bater zu retten, mißglückten, weil ständig das is durchbrach und die am Ufer Stehenden feine Rettungs­Gegenstände hatten. So mußte der bedauernswerte Mann angesichts Jeiner verzweifelten Frau hilflos ertrinken. Die Leiche des Vaters fonnte noch nicht geborgen werden.

Etwas später hätte sich beinahe ein ähnlicher Unfall er­eignet. Als in der Dunkelheit mehrere Schlittschuhläufer über die­jelbe Stelle fuhren, brachen auch sie ein. Doch gelang es in diesem Falle noch rechtzeitig, Hilfe herbeizuholen.

Die Leffing- Feier der Volksbühne.

Die Leffingfeier der Volksbühne begann mit Mufit. Ein Haydnsches Quartett wurde gespielt. Die Töne flagten und jubelten. Das Gewirr der Melodie löste sich so sinnvoll auf wie ein Lessingsches Epigramm. Dann sprach Ministerialrat Grimme zu der Bolts­bühnenjugend über Leffing: Leffing, der tapfere Mann, Lessing, der fleißige Ausklopfer verstaubter Perücken, Leffing, ungebeugt vor staatlichem Absolutismus, Leffing gegenwärtig in jeder wertvollen Aktualität seiner Zeit und unnachgiebig, wenn die Unbedeutendheit und Aufgeblasenheit des Gedankens beseitigt werden sollte. Es war eine herzhafte Rede, der man viele Hörer, auch aus den Kreisen der

Die Wolfenbütteler   Leffing Ausstellung. Sonntag nachmittag wurde hier die zweite Ausstellung des Goethe- Leffing- Jahres, Leffing und feine 3eit", in der Halle der Bibliotheca Augusta  , an der Lessing lange Jahre mirfte, eröffnet. 3wischen Lorbeer und flackernden Kerzen war die Totenmaste Lessings aufgestellt. Nach einem Orgelvortrag begrüßte Bürger­meiſter Enserth die Versammlung im Namen der Lessing  - Stadt Wolfenbüttel  . Es folgte eine Besichtigung der Ausstellung, die ein lebendiges Bild von Leffings Leben und Wirken gibt, unter beson­derer Berücksichtigung seiner Bibliothekarzeit in Wolfenbüttel  .

Ein Wohltäter der Blinden. Profeffor Giler gestorben.

Der berühmte Berliner   Augenarzt, Professor Silex, ist Sonn­tagnachmittag 2 Uhr gestorben. Ein Herzleiden hatte ihn monate­lang ans Bett gefesselt. Sileg besaß einen Weltruf als Augenarzt und unterhielt lange Jahre hindurch die größte operative Augen­pragis in Berlin  .

Bis zum Kriege 1914 mar Siler als Augenarzt schon weltbe­rühmt, besonders durch seine Operationen, so daß aus allen Ländern Patienten zu ihm kamen. Ebenso strömten von allen Seiten die

Der Roman der Lieblingsfrau Salomos Schulmeister  , gewünscht hätte. Denn hier wurde der selige Mann jungen Studenten der Augenheilkunde zu ihm, und die Zahl seiner

Daily Mail" gibt eine Meldung des ägyptischen Blattes ,, Al Mokattam" mieder, monach in Jerusalem   eine Grabstätte mit der Mumie der ägyptischen Lieblingsfrau des Königs Salomo   ent­dect morden sein soll. Die Grabfammer soll an Pracht die des Tutanchamon noch übertreffen. Sie soll mit Gegenständen von wunderbarer Schönheit und von großem Wert gefüllt sein. Die Mumie liegt danach in einem goldenen Sarge und ist in mit Edel­steinen verzierte Deden gehüllt. Mit der Mumie ist eine hebräische(?) Papyrusrolle begraben worden, die von Salomo   selbst geschrieben fein soll und die Tugenden seiner Lieblingsfrau rühmt. Bapyrus zufolge ist die Frau Salomos  , die aus Memphis   stammte, im 36. Jahre seiner Herrschaft gestorben und unter ihrem Balaste begraben worden, nachdem sie sich für ihren Mann geopfert hatte". Der Papyrus berichtet weiter, daß König Salomo aus Liebe zu ihr und in Anerkennung ihrer Treue und Selbstaufopferung ihr eigen händig die herrliche Krone aufs Haupt gesetzt habe, die ihm von seinem Bolte am 25. Jahrestage seiner Thronbesteigung überreicht

morden mar.

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Weiter berichtet der Papyrus: Drei Monate vor dem Tode der Lieblingsfrau sei Amento, der Vater der Frau Salomos  , aus Aegypten   gekommen, beladen mit Geschenken, aber in der geheimen Absicht Salomo   vom Throne zu stoßen und das Land im Namen des Königs von Aegypten   in Besitz zu nehmen. Eines Tages ersuchte Amento um eine Privatunterredung mit Salomo  , nachdem er vorher jeiner Zochter Moti befohlen habe, Salomos   Wein zu vergiften.

Der Papyrus schreibt: Als Moti   eintrat, Becher und Bein tragend, argwöhnte ich feinen Berrat, obwohl ich bemerkte, daß fie totenbleich war. Als Moti den Wein in die Becher goß, be­merkte ich, daß Amento seine Hand nicht nach seinem Becher aus­streckte. Trotzdem hob ich, noch immer ohne Argwohn, den Becher an meine Lippen. In diesem Augenblick entriß mir Moti, die neben mir stand, den Becher und tranf den Wein selbst. Einige Minuten blieb sie stehen. Ihr Bater floh mit einem Schrei der But aus tem Zimmer. Kurz darauf sant Moti sterbend in meine Arme. Der tüdische Amento versuchte, sich zu vergiften; aber seine Tochter Moti, meine geliebte Frau, rettete mein Leben unter Aufopferung ihres eigenen.

Diese ganze munderschöne Geschichte dürfte eine der vielen Er­findungen sein, mit denen die englisch  - amerikanische Breffe ihre bibel. eifrigen Leser von Zeit zu Zeit erfreut. Hebräische Papyri gibt es nicht. Und wer wollte ihn in Jerusalem   entziffern. Zudem brauchte ein ägyptischer König nicht diese Romantit des Giftbechers, um Salomo   zu befeltigen. Palästina mar ja lange unter ägyptischer Hoheit.

Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin   und Um­gegend.( Nachdr. verb.) Troden und meist heiter, nachts falt, am Tage Temperaturen bei Null, schmache Südwestminde. Für Deutschland  : Ueberall troden und nieffach heiter mit Neigung zu Bodennebeln. Im Often strenge Rachtfrößte.

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nicht eingefargt, sondern von neuem mit Spezereien gesalbt, daß der Duft seines Geiftes uns wohlgefällig erquide.

Ernst Ginsberg   las aus Lessings Werken vor: Biogra­phisches, moralisch zugespiztes. Es wurde der einsame Mann ge­zeigt, der in Gehaltenheit die großen Schmerzen und Enttäuschungen seiner Eristenz erlitt. Schließlich spielte man Die Juden" von Lessing  , geschrieben 1749, inszeniert von Günther Start. Es ist das Stück, das den Nathan" irgendwie vorbereitet. Es ist das Stüd des zwanzigjährigen Weltfreundes, der nicht dulden will, daß eine Nation oder eine Rasse verfolgt werde, nur meil sie nicht zur traditionellen Religion gehört. Es ist ein fröhliches Stüd. Es wird darinnen geliebelt und leichtfertig geschwäßt. Die Kammerzofen und die Lohndiener reden eine muniere, gar nicht demütige Sprache. Langmeilig, gespreizt und geftelzt reden eigentlich nur die hohen Herrschaften. Und in diese furioje Welt wird der noble Reisende verschlagen, dem es vergönnt ist, einen noch nobleren christlichen Gutsbefizer aus den Räubertrallen zmeier Spizbuben herauszu­hauen. Sind die Strolche richtige oder verkappte jüdische Wege­lagerer? Große Frage: Nein, sie sind nur jüdisch maskierte, gut chriftlich getaufte Phrasenräuber, und wer fie entlarvt, das ist der tapfere, tugendhafte, für die Hand der edlen Baronin christlichen Geblütes durchaus geeignete Jude. Das schrieb nun der zwanzig­jährige Leffing, als er gut gelaunt war, trotzdem er nicht viel zu fressen hatte. Er stellte sich, kaum daß sein Kopf ordentlich zwischen den Schultern saß, sofort auf die Seite der Berachteten. Seine ersten literarischen Arbeiten waren ,, Rettungen" verkannter Talente. Seine erste moralische Arbeit war die Rettung einer verkannten Tugend.

Die Feier der Berliner   Leffing- Hochschule. Die Reihe der aus Anlaß des 200. Geburtstages Leffings in Berlin   geplanten Feiern wurde am Sonntag mittag mit einem von der Leffinghochschule im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes ver­anstalteten Festakt eröffnet, an dem der Reichskanzler und weitere Bertreter der Regierung, der städtischen Behörden, der Hochschulen, der Akademie der Künste, der Literatur, Wissenschaft und zahlreiche Freunde und Verehrer Lessings teilnahmen. Brofessor Friedrich Gundolf   von der Universität Heidelberg   hielt den Festvortrag, in dem er ein großangelegtes Lebensbild des Dichters, Kritikers und Rämpfers Gotthold Ephraim Lessing   entwarf. Beffing habe aus der überlegenen Freude des echten Streiters gestritten und das Schauen und Simmen selbst zur Febde gemacht. Er habe gegen die Bor­urteile, Dogmen, die religiösen Aengste und alle Phantasiegrenel gekämpft, er habe die Aufflärung als einen Att des Gehens, Deutens und Erfennens genommen, und für zwei große Ideale, für Freiheit und Wahrheit, verbleibe er in Deutschland   der Freiheits­held, den man auch heute noch brauche.

Affiftenten wuchs mit jedem Jahre. Als der Krieg ausbrach, richtete Sileg in seiner Klinik für die ihm von der Militärbehörde einge­lieferten Kriegsblinden eine besondere Schule ein, die heute noch besteht und die der ganzen deutschen   Blindenwelt eine neue Richtung gegeben hat, so daß tatsächlich Siler als der wahre Bater der neu­zeitlichen, Blindenbewegung und Blindenberufsfürsorge anzusehen ist. Seiner großen Menschlichkeit und seinem wahren Mitgefühl ist es zu verdanken, daß Tausende von Blinden, die noch vor dem Kriege unselbständig in den Anstalten und ihren traurigen Heim­stätten lebten, jetzt als vollwertige Menschen unter den Sehenden leben und arbeiten. So hat dieser große Mann nicht nur Tausenden von Menschen ihr Augenlicht zurückgegeben, sondern quch denen, denen nicht mehr zu helfen war, ein neues befriedigendes Leben geschaffen. Die vielen Beweise der Anerkennung und Liebe der leidenden Menschheit, die er gelegentlich seines 70. Geburtstages am 20. März v. J. erhielt, sind der beste Beweis für die Größe dieses Menschenfreundes. Eine seiner schönsten Eigenschaften offen­barte er in dem Bestreben, seine Patienten stets in derselben Weise zu behandeln, ob sie reich oder arm waren, ob Fürsten   oder Ar­

beiter.

Chaplins Carmenparodie.

Titania- Palast  .

Auch das Genie schläft manchmal; von diesem Geschick ist Chaplin nicht verschont geblieben. Man hätte diesen alten Film ruhig ruhen lassen sollen, anstatt ihn nachträglich noch auszugraben. Die Parodie ist ziemlich falopp gemacht( auch die Kopie ist veraltet) und geht über die übliche amerikanische groteste Spaßmacherei mirgends hinaus. Chaplin hat natürlich ein paar gute Einfälle, besonders wenn er die Fechterkunststücke im Stile Fairbanks   verulft und das ganze Heldentum degradiert. Aber im ganzen ist sein Don José nicht viel mehr als eine Zusammenstellung seiner früheren Methoden. Nur einmal scheint er Ernst zu machen, wenn er Carmen mordet- aber er nimmt dann schleunigst alles zurück: es war nur Scherz, der Dolch nur Attrappe.

Biel   wirksamer und origineller ermiesen sich in dem sonst etwas Matinee Taubers breitgeratenen Barietéprogramm dieser Marionetten, die eine Varietévorstellung mit ihren Ueber­akrobaten voller Luftigkeit vorführten.

Ein Leffing- Preis Hamburgs  .

T.

Die Stadt Hamburg   beabsichtigt, einen Leffing- Preis zu stiften, der 15 000 Mart betragen und alle drei Jahre, zum ersten Male 1930, verliehen werden soll. Als Preisträger sollen Dichter, Schrift­

Die Berliner Bauausstellung erit 1931. Der Eröffnungstermin Berliner   Bauausstellung ist auf Bunsch der Bauwirtschaft bis zum Frühjahrsteller und Gelehrte in Betracht kommen, deren Werke eine Weiter­1931 verschoben worden.

bildung der deutschen   Proja bedeuten.