Der Abend
Erideint taglio aufer Sonntag& Sugleich Abenbausgabe des Vorwärts. Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 m. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin SW 68, Lindenstr.3
Spalausgabe des„ Vorwärts"
10 Pf.
Nr. 76 38
46. Jahrgang.
#nzeigenpreis: Die einfpaltige Ronsareillezett 80 Bf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Zarif. Bokfchedtonto: Vorwärts- Berlag 6. m. b... Berlin Nr. 37536. Fernsprecher: Doubef 202 bis 207
Der Höhepunkt des Winters.
Zu den Källesorgen tommen für die Weltstadt Berlin jeht auch noch die Schueejorgen. Der gegen Miffernacht einsetzende Schneefall hat die ganze Nacht hindurch angehalten und dauert auch heute noch fort. Die Temperaturen lagen etwas höher als in den Bortagen. Die tiefste Temperatur der Nacht war in der Innenstadt 19 Grad, in den Außenbezirken 19% Grad. In den Morgenstunden ffieg das Thermometer auf 14 und im Laufe des Bormittags auf 10 Grad. Bei dieser an sich noch immer sehr tiefen Temperatur bleibt der Schnee selbst in den verkehrsreicheren Straßen liegen. Die städtische Straßenreinigung und die BetriebsLeitung der Berliner Straßenbahngesellschaft begannen bereits in der Nacht mit den Abwehrmaßnahmen gegen den Schnee.
Die Straßenreinigung erhöhte ihr Stammpersonal von 3000 Mann durch Neueinstellungen auf 5000 und ließ sämtliche Wertehrsstraßen bestreuen.
Gegen Morgen wurden auch die Schneepflüge eingesetzt. Die Straßenbahn stellte sofort nach Eintreten des Schneefalls die Salzstreuwagen in Betrieb und ließ nach Schluß des Berkehrs die Strecken durch Arbeitswagen befahren, um eine Bereifung der Gleise zu verhüten. Weiter wurden besondere Kolonnen ausgesandt, die ständig die Weichen kontrollierten. Der Frühverkehr ließ sich dank dieser umfassenden Abwehrmaßnahmen ohne Berzöge rungen durchführen. Auch in dem Stadt- und Borortverkehr der Reichsbahn tam es nirgends zu Stockungen, da hier ebenfalls fämtliche Borkehrungen zum Schuge gegen den Schnee getroffen
worden waren.
Allerdings treffen die Fernzüge auch heute vormittag noch mit größeren Berspätungen hier ein, doch beruht dies weniger auf Störungen durch Schnee, als auf die bereits in den Letzten Tagen aufgetretenen Störungen durch den Frost.
Ein Fremdling in der Konferenz.
Ein unbekannter Journalist nimmt an einer Beratung teil.
In der Mittwochftkung der Sachverständigen waren
die Sachverständigen erstaunt, unter sich ein nubefanntes Gesicht zu sehen. Man glaubte, der Fremde gehöre zu einer ausländischen Abordnung. Erst im 2aufe der Beratungen fiel es einem französischen Sefretär ein, den unbekannten Sachverständigen nach seinem Ramen zu fragen. Auf das Natürlichste der Welt ant oortete er, daß er die Presse vertrete. Ge han delte sich um einen ausländischen Journalisten, der tags zuvor in Paris eingetroffen war. Sein guter Glaube war offensichtlich. Man bat ihn höflich, hinauszugehen. Gegen den Reparationsoptimismus.
Paris , 14. Februar.( Eigenbericht.)
In der am Mittwoch stattgefundenen Sizung der Reparations: Konferenz soll die Debatte schon bis in Einzelheiten vorgedrungen fein. Die alliierten Sachverständigen hätten die deutschen Delegier. ten dazu gebracht, die Differenzen aufzuzeigen, ebenso ihre eigene Auffaffung und den letzten Bericht des Generalagenten Barker Gilbert. Dr. Schacht habe an Hand zahlreicher Statistiken die optimistischen Ansichten Parfer Gilberts, namentlich hinsichtlich der Zölle und der Einnahmen aus der Tabak-, Bier- und Zuder fteuer lebhaft fritisiert. Dr. Schacht habe dabei den Antrag gestellt, daß nicht nur die Höhe der künftigen Annuitäten, sondern auch ihre Revisionsantrag gestellt.
Höhepunkt des„ Polarwinters" überschritten. 3a hI vermindert werden müsse. Damit ist also offiziell der deutsche
Wenn nicht alle Anzeichen trügen, dann ist der Höhepunkt dieses Winters des Mißvergnügens" mit seinen Bolarerscheinungen endgültig überschritten. Die ausgiebigen Schneefälle, die heute fast in allen Teilen Deutschlands , insbesondere aber in Schlesien , eingesezt haben, rühren von einem Tiefdruckgebiet her, das von Italien über Ungarn nach Polen zieht. Unser Gebiet bleibt ständig auf der Rückseite dieses Tiefdruds, infolgedessen drehen in Deutschland die Winde zurzeit von Ost über Nord nach West. Voraussichtlich wird dieser Schneefall noch bis zum morgigen Freitag anhalten, worauf das nordöstliche Hochbruckgebiet wieder wirksam werden wird, ohne aber wieder den abnormen Frost wie Anfang dieser Woche zu bringen. Die Temperaturen dürften sich bei bedecktem Himmel im allgemeinen nicht viel über minus 10 Grad bewegen. Obgleich also ein eigentlicher Wetterumschlag noch nicht zu erwarten ist, macht sich von Tag zu Tag die Stärtere Sonnenbestrahlung bemerkbar. Das Eigen artige an diesem Winter ist nach Ansicht der Meteorologen die außerordentlich geringe Aktivität des Golfstromes, der zwar Island Frühlingswetter bringt, auf die Temperaturen des europäischen Festlandes dagegen überhaupt teinen Einfluß ausübt. Auch sonst zeigen fich augenblicklich ganz merkwürdige Witterungserscheinungen. So ist beispielsweise auf der Schneetoppe gestern die Temperatur plötzlich um 11 Grad gestiegen, so daß es dort oben in 1600 Meter Höhe bedeutend wärmer ist als in dem umgebenden Flachland. Diese merkwürdige Tatsache ist darauf zurüďzuführen, daß mit dem von Italien her vorbeiziehenden Tief wärmere, also leichtere Luft auf die von Norden her kommenden, tiefgehenden falten Luftmassen aufgleitet und so in entsprechender Höhe wärmere Temperaturen hervorruft. Aehnliche Erscheinungen werden augenblicklich auch bei Flügen in größerer Höhe beobachtet, während sonst dort oben im Gegenteil gerade die Kälte erheblich zunimmt.
Kälteschutz bei der Verkehrs A.-G.
Eine Kältezulage für Außenarbeiter.
Gestern fanden zwischen der Direktion der Berliner Bertehrs-- G. und dem Deutschen Verkehrsbund Verhandlungen statt über die Mittel, die zu ergreifen sind, um die bei der Berkehrs-.- G. im Außendienst Beschäftigten gegen die abnorme und anhaltende Kälte zu schützen.
Die Direktion teilte den Vertretern des Personals mit, daß sie beschlossen habe, den Fahrern und Schaffnern der Straßenbahn und der Aboag wie auch allen anderen im Außendienst Beschäftigten, also den Bahnwärtern der Straßenbahn, den Oberleitungs- und Gleisbauarbeitern usw. eine einmalige Rälte= gulage von 10 Mart zu gewähren. Diese Kältezulage soll evenForthegung auf der 2. Seite.)
Wie der Petit Parifien" mitteilt, sei in der gestrigen Situng schon die Rede davon gewesen, daß die Konferenz sich nach Berlin begeben könnte, um sich durch direkten Augenschein von der wirtschaftlichen Lage Deutschlands zu überzeugen. Augenblicklich ist aber an einen derartigen Reisebeschluß nicht zu denken, da die allgemeine Aussprache noch in ihren Anfängen steckt.
Der Generalagent für die deutschen Reparationszahlen, Parker Gilbert, ist wiederum von der Grippe befallen worden, und hat sich am Mittwoch wieder zu Bett legen müffen.
Die gepumpte Urgroßmutter. Desperados im Kerker.
Berichte 2. Seite
Lebenshaltung der deutschen Arbeiter.
Die Gentung bedroht die der englischen Arbeiter. Anfrage im Unterhaus.
2ondon, 14. Febrnar. Im Unterhaus fragte Rennie Smith den Schahfangler, ob er im Zusammenhang mit den Reparations. verhandlungen die Folgen in Betracht ziehe, die eine Verschlechterung der Lebenshaltung der deut. ichen Arbeiter für die Lebenshaltung und den Arbeitsmarkt in England haben würde, und ob er dem Haus irgendwelche Vorbehalte, die er in dieser Hinsicht zu machen gedenke, mitteilen könne.
Im Namen des Schakkanzlers erwiderte Unterstaats. sekretär A. M. Samuel: Wenn der Bericht des Sachver ständigenausschusses mit seinen Vorschlägen für eine end. gültige Regelung der Reparationsfrage den interessierten Regierungen vorliegt, wird er von der britischen Regierung im Lichte aller in Betracht kommenden Erwägungen geprüft werden. Bis dahin darf nicht angenommen wer den, daß eine mit der deutschen Zahlungsfähigkeit ver einbarte Erfüllung der Reparationsverpflichtungen irgendwelche ungünstige Wirkungen auf die Lebens haltung und den Arbeitsmarkt in England haben wird.
Auf eine weitere Frage erwiderte Samuel, der Schat fanzler sei nicht in der Lage, den Zeitpunkt vorher. zusagen, zu dem der Bericht der Sachverständigen fertig sein werde.
Brüffel, 14. februar.
Die internationale Bereinigung der Böllerbundsägen beschlos unter dem Vorsitz des Grafen Bernstorff, den Rongreß am 20. Mai in Madrid abzuhalten.
Ein Borschlag der ungarischen Vertreter zugunsten einer Revision des Vertrages von Trianon wurde an den Untersuchungsausschuß überwiesen.
Auf der Tagesordnung der Kongreffe der Böllerbundsgesell schaften steht die ständige Minderheitentommiffion und das Berfahren zur Revision von Verträgen.
Das Rathaus von Leyden , eins ron den allesten Baurverken Hollands , wurde am Dienstag von einer Brandkatastrophe heimgesucht. Die oberen Stock. rerke und mit ihnen Bilder ton Rembrandt und Vermeer , richtige historische Dokumente und Akten reurden vernichtet. Die Seuerwehr halle, bei minus 239rad.einen schrie rigen Stand, Bald rear.- Ironie des Winters das brennende Rathaus in einen feenhaften Eispalast verwandell.