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Uralszeff.

Welch vortreffliche Reklame war einst Korruptionsgekläff! Und nun tönt da solch ein Name, dies Geraune, dies infame: Uralszeff!

Welche Märchen, welche Mythen waren einstmals in betreff Barmat lustig auszubrüt n! Nunmehr- Gott soll uns behüten: Uralszeff!

Stets war nur die Republike schuld an jeglichem Skandal. Jetzt Gewisper: Stieke, stieke! Leise ächzt noch die Musike: U... Ural  ...

Schiebung, Wucher, Korruptionen! Wollust, Wollust, der Radau! Leise! Fünfzig Go dmillionen... Die das Geld verpulvert, wohnen: D N. V.!

Kommt es nun zu einem Ausschluß Dietrich, Seelmann Kompagnie? Wie, Ihr Herren, wär' ein Autguß Ihres Untersuchungsausschuß? Möchten Sie?

Jonathan.

Ingolstadt   protestiert...

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Wir erheben Flammenden Protest gegen das Schandwort Sunden babel"

Babylon

Der Oberbürgermeister

Wir erheben feierlichen Protest gegen das Schandstück Pioniere

in Ingolstadt

Der Oberbergermeis

Proletarier und Bauherren.

Von Hans Bauer.

In einer politischen Monatsschrift habe ich die Frage gefunden:| Münster   hat irgendein Bischof, Werner von Habsburg, den Gi.. Wer hat das Straßburger Münster   gebaut? Aber niemand braucht sich zu ängstigen, daß er hier, in Ermangelung erbaulicheren Stoffes, mit einer höchst unaftuellen architektonischen Fachfrage be helligt werden soll, für die er gewiß nur ein mäßiges Intereffe auf­brächte. Jene Zeitschrift will mit der Aufwerfung der Frage keiner baugeschichtlichen, sondern vielmehr einer politischen Theorie zu Leibe rücken.

Wer hat das Straßburger Münster   gebaut? Der Margismus, so wird gesagt, gäbe zur Antwort, daß die Arbeiter dies getan hätten und daß der Wert ihrer Arbeit ihnen zum größten Teil von den Unternehmern gestohlen worden wäre. Wahrheit aber sei, daß die Arbeiter das Münster   nur gemauert hätten, gebaut jedoch wäre es worden von den Architekten und ,, in übertragener Bedeutung" eigentlich auch nicht von ihnen, sondern von großsinnigen Auftrag gebern". Nicht also die Maurertätigkeit der Arbeiter habe den in dem Begriff Straßburger Münster   verkörperten Wert geschaffen, sondern der Bauwunsch des Auftraggebers" und allenfalls noch die Baukunft der Architekten, die keineswegs fremden Arbeitsertrag geraubt, sondern umgefehrt, einen Teil des eigenen an die Arbeiter abgegeben hätten, damit diese leben könnten.

Und da hätten wir, aufs Zivile abgestimmt, die schönste Barallele zu jenem politischen Heroentult, der die ganze Weltgeschichte auf die Initiative von Fürsten  , Generälen und allenfalls von einigen prominenten Geistlichen und Professoren zurückführt. Paradog, was bei solcher Betrachtungsweise heraustommt. Die Pyramiden zum Beispiel, die tunstvollen Roloffe, deren welthistorische Eigenart feineswegs auf ihrer architektonischen Idee, sondern ausschließlich auf der Unsumme von Mustelarbeit beruht, die in ihnen aufgespeichert ist und auf dem Leid gepeitschter und gepeinigter Stlaven, die wandern durch die Jahrtausende, belastet mit dem Namen irgend­eines Ramses. Von der heiligen Bafiluskirche in Moskau   berichten die Lerika und Geschichtsbücher, daß Iwan der Schreckliche   sie ge­baut" habe, nur weil dieser gekrönte Gottesgnadenschuft den Bau einem Architekten in Auftrag gab, den er übrigens später blenden ließ, damit er niemals wieder ein zweites Wert von gleicher Bracht

vollenden könne.

Ludwig I. von Bayern ,,, der Kini", lebt im Bürgerfinn fort als der Erbauer zahlreicher Brachtpaläste, und zu unserem Straßburger

stein gelegt und irgendein Kardinal von Lichtenberg ist während der wichtigsten Zeit des Baues der Träger des ,, Bauwunsches" gewesen: also sind sie beide, diese unwichtigen Zufallspersönchen, deren ganzer Borzug ihre hohe Geburt gewesen sein dürfte, mit dem Namen eines weltberühmten Doms verknüpft. Wie borniert, solcher Namens­fetischismus! Die großsinnigen Auftraggeber", wer sind sie anders, als, im besten Falle, von blinder Gesellschaftsordnung bevorzugte Durchschnittsmenschen, die ganz zufällig, aus ganz äußerlichen Gründen, in den Besitz von Befehlsgewalt gefommen waren und denen allenfalls, sofern ihnen nicht zum Vorwurf zu machen ist, daß sie unproduktives Pruntzeug errichten ließen, statt nüglicher Wohn­häuser... denen allenfalls als Berdienst anzurechnen ist, daß sie gegenüber dem in der Atmosphäre ihrer Zeit schlummernden ,, Bau­wunsch" tein Hemmnis bildeten.

Beim Architekten liegt die Sache ein wenig anders. Man wird nicht sagen dürfen, daß der geistige Leiter für einen Bau unwichtiger sei als einer seiner Arbeiter, man wird nicht einmal sagen dürfen, daß er nicht wichtiger sei als dieser. Aber das eben ist typische Bürgerlichkeit, aus dem durchaus abschäzbaren Berhältnis, in dem der Urheber einer geistigen Idee zu ihren Berwirklichern steht, eine Unvergleichbarkeit herauszudestillieren.

Sozialist sein, heißt längst nicht, den Wert der Persönlichkeit unterschäßen. Auch uns ist natürlich der einzelne Mensch, Karl Marg zum Beispiel, wichtiger, als der Drucker seiner Werte. Aber wir wissen sehr genau, daß es auch ohne Karl Marg einen Margis. mus geben würde. Jener formulierte zuerst, was Hunderttausende dumpf dachten, was früher oder später einmal hätte formuliert werden müssen. Er war seiner Zeit voraus, aber er war nur der tommenden Zeit Deuter, nicht ihr Schöpfer.

Wer hat das Straßburger Münster   gebaut? Ei, das dreizehnte und vierzehnte Jahrhundert haben dies getan, und es hat sich diese Zeit der Muskelkraft, der Geschicklichkeit und des Fleißes nie ge­nannter und der Vergessenheit anheimfallender Arbeiter bedient sowie einiger talentierter Baumeister, die das architektonische Wissens­gut vergangener Geschlechter gut in sich aufgenommen hatten. Die Herren großfinniger Auftraggeber" aber, in Gestalt von Bischöfen und Fürsten  , die hätte der Teufel holen sollen, wenn sie dem ,, Bau­wunsch" des Jahrhunderts ihre Dummheit entgegengesetzt hätten.

ngolstadt

Neuer Staat

neues Recht.

Senatspräsident Freymuth in der Humboldt Hochschule.

Besser tonnte sich die Humboldt- Hochschule gar nicht als zeit| fie ihren geliebten Maler nicht. Aber es ist für sie gesorgt; tann gemäße und zeitnotwendige Boltshochschule dokumentieren als durch sie doch an der Seite eines unermeßlich reichen Mannes in Nizza  ben an den Eröffnungsabend ihres diesjährigen Sommersemesters, an der weilen. der, Senatspräsident des Rammergerichts A. Freymuth den Fest­vortrag hielt. Kein schöngeistiges Thema, das ein wirkungsvolles Lockmittel für die Hörer gewesen wäre, wurde behandelt, sondern eins, das mitten in die Fragen, in den Kampf des Tages hinein­griff. Neue Weltanschauung- neues Recht" hieß der Titel des Vortrags.

und Babylon schließt sich an!

Wirkung des Bombenattentats.

Ein Beschluß des indischen Parlaments. Neu- Delhi, 11. April.

Die gesetzgebende Versammlung beschloß heute unter dem Bor: fiz von Patel, daß der Gesetzentwurf über die öffent liche Sicherheit, dessen Beratung den Anlaß zu dem Bomben. attentat gebildet hatte, nicht weiter beraten werden soll.

Der Präsident verlas eine Mitteilung des Bizetönigs, daß er morgen in der Versammlung das Wort ergreifen werde.

Ungarische Patrioten. Berfolgung ungarischer Staatsbürger in Angora. Eine Interpellation.

Budapest  , 11. April. Im Abgeordnetenhaus erregte heute eine von dem sozial­demokratischen Abgeordneten Malasits eingebrachte Anfrage an die Regierung Aufsehen, die sich mit der Verfolgung ungarischer Arbeiter in der Türkei   befaßte. Die Betreffenden sind wegen angeblicher kommunistischer Umtriebe verhaftet worden, und zwar soll die Anzeige bei den türkischen   Behörden von dem ungarischen Generalkonsulat in Angora ausgegan­

gen sein.

Der Interpellant erhob die vom ganzen Haus mit lebhafter Be wegung aufgenommene Anflage,

daß um die ungarischen diplomatischen Vertretungen in der Türkei   sich ein Klüngel von Abenteurern ungarischer Staats­angehörigkeit angesammelt habe,

die ihre Existenz zum Teil in der Weise bestreiten, daß sie von den in der Türkei   beschäftigten ungarischen Arbeitern private Steuern erheben und, wo ihnen die Zahlung verweigert wird, damit drohen, daß sie die Betreffenden bei der Polizei an= zeigen würden. Bei der erwähnten Anzeige wegen tommu nistischer Umtriebe handle es sich ebenfalls um einen

Racheart enttäuschter Expreffer.

Eine ganze Reihe dieser verdächtigen Individuen besitze von der ungarischen Gesandtschaft ausgestellte Ausweise. Es befänden sich unter ihnen eine Reihe berüchtigter weißer Terroristen, darunter einer der Urheber des Bombenanschlags auf das Elisabeth. städter Kasino in Budapest   im Jahre 1922 und einer der Mitschul­digen an der Ermordung der sozialdemokratischen Redakteure So­mogyi und Bacso.

Minister des Auswärtigen Dr. Walto erflärte in seiner Ant­wort, daß er die Angaben des Redners der ungarischen Gesandtschaft in Angora zur Kenntnis bringen und für eine Abschaffung der geschilderten Mißstände sorgen werde.

Der Redner stellte fest, daß die alte Weltanschauung und mit ihr der alte Rechtsbegriff vorüber feien, wenn fie auch abbruchreif zum Teil bestünden. Die alte Weltanschauung war die vom Obrig teitsstaat mit seinen Lehren, daß Gewalt stärker sei als das Recht und daß infolgedessen der Krieg als letzte Lösung in den Fragen der Politit zu gelten habe. Von dieser Auffassung ist nichts übrig geblieben. Das Ergebnis des Krieges hat die Menschen ernüchtert. Weder Befiegte noch Sieger haben Nugen aus ihm gezogen. Riesige Menschenverluste, Inflation, Arbeitslosigkeit gab es auf beiden Seiten. Der Kapitalismus war der einzige wirkliche Sieger in dem grauenvollen Kriege.

Daß man nicht schon während des Films wegläuft, verdankenbined die Manuskriptschreiber Anna May Wong  . Sie ist eine fabel- 79/ 900 hafte Darstellerin. Knapp bemessen ist jede Geste, stets ist sie ein­druckssicher, nie aufdringlich. Man kann nicht anders, wie mit dieser Künstlerin fühlen. Man vergißt, daß sie spielt. Frappierend ist die Beherrschung der Sprache der Augen und der Hände. Tilla Garden gibt ihre Gegenspielerin. Sie ist lieb, aber im Bergleich mit ihrer großen Partnerin zu nichtig. Fred Louis Lerch   ist der liebenswürdige junge Mann, dessen Gesicht gelegentlich Zorn und Schmerz verschönen. Heinrich Gärtner   bietet als Photo­graph reine Kunst. Richard Eichberg   hat als Regisseur die für einen Publikumserfolg sehr wichtige Routine. Seine Massen­Szenen sind voll Leben, er versteht es, die Darsteller gut herauszu= stellen und die eingeschobenen Einzelaufnahmen unterbrechen weder Rhythmus noch Stimmung des Gesamtwertes. Er ist enorm ge= schickt im Wechsel der Bilder. Für eine Anna May Wong   aber ist er zu klein. Er ist ein glänzender Regisseur dieser üblichen Techielmechtel- Filme, die große Chinesin jedoch gehört in ein an­deres Milieu.

Filmfrife in Frankreich  .

e. b.

Die Weimarer Verfassung   hat die ungeheure Umwälzung, durch bie die größte Kriegsmacht der Erde plöglich aufhörte zu sein, durch die Throne und Thrönchen über Nacht verschwanden, in das ge= schriebene Wort gepreßt: Die Staatsgewalt geht vom Bolte aus. Der Vortragende zeigte, wie für alle wesentlichen rechtlichen Folgerungen aus dieser neuen Weltanschauung in der Weimarer Verfassung   bereits der Keim gelegt wurde. Unsere Rechts: entwicklung soll in dem neuen Strafgesetz dahin streben, ihr nahe zu kommen. Daß die Todesstrafe fällt was wahrscheinlich ist abgebrochen. Die für die nächste Beit geplanten Darbietungen wäre gewiß eine Verbesserung im Sinne der neuen Weltanschauung, ebenso die Modernisierung des Strafvollzugs.

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allem der über den Landesverrat, der die Möglichkeit bietet, im Falle Andere Paragraphen bergen dagegen schwere Gefahren, vor Denn- und das ist das schlimmste: der alte Geist lebt noch in vielen eines Krieges Tausende von Pazifiſten ins Zuchthaus zu sperren. Richtern wie in vielen Boltserziehern. Nicht was die Worte sagen, sondern wie sie ausgelegt werden, ist der Grundfehler unserer heu­tigen Rechtsprechung. Nicht was die Richter durch Beweise erkennen, sondern was sie von dem Angeklagten je nach seiner politischen und weltanschaulichen Einstellung glauben, bestimmt die Gerichts­urteile. Ehe hier feine Aenderung im Geist der Richter eintritt, wuchert das alte Recht unter der Decke des neuen fröhlich weiter. Dieser lehrreiche, temperamentvolle Vortrag war nicht nur ein Bekenntnis dieses Dozenten er war ein Bekenntnis der Humboldt Hochschule zur neuen Weltanschauung. Der Hörer in der Aula des Dorotheenstädtischen Gymnasiums, auf die feierlich das Bild des Reichspräsidenten Hindenburg aber nicht das kleinste Bild des ersten Reichspräsidenten Ebert   herabsah, zeigten, daß sie die Anschauungen des Redners voll teilten, und spendeten ihm leb­haften Beifall.

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Großstadtschmetterling".

Titania Palaft und Universum.

Tes.

Das Manuskript dieses eigenartigen Schmetterlings ist einfach unerträglich. Es berichtet wieder einmal von den reichen Leuten, die im Nichtstun nicht verlumpen, sondern zu den hochkultivier testen Edelmenschen heranblühen. Immer wenn irgendein armes Menschenfind in Not ist, tommt ein elegantes Auto vorgefahren und siehe da, der Retter steigt aus. Im Film trieft alles von helfenwollen, Güte und Höflichkeit. Trotzdem fiegt indirekt ein Trogdem fiegt indirekt ein Lump, der die Chinesin andauernd verfolgt. Seinetwegen bekommt

In Abwehr des neuen französischen   Filmgesetzes über die reich vertretenen amerikanischen Filmgesellschaften nunmehr ihre Kontingentierung der ausländischen Filmeinfuhr haben die in Frank­geschäftlichen Beziehungen zu den französischen   Lichtspielbühnen amerikanischer Filmneuheiten, die Vermietung amerikanischer Filme sowie die Reklameverträge mit den französischen   Zeitungen wurden der Einigung zwischen französischen   Lichfspielbühnen und amerikani­rückgängig gemacht und bis zur Abänderung des Filmgefeges und Vertretungen in Frankreich   ihr Personal entlaffen. schen Filmherstellern verschoben. Gleichzeitig haben die amerikanischen  

Frankfurt   a. M. bewirbt sich um Bruno Walter  ?

Wie verlautet, will die Stadt Frankfurt   a. M. Bruno Walter  , der sich von der Berliner Oper mit einer Fidelio"-Aufführung verabschieden wird, den Posten eines Generalmusikdirektors, dem die musikalische Leitung des Opernhauses und die Museumskonzerte unterstehen sollen, anbieten.

Olaf Gulbranffon Profeffor der Münchener Akademie Dem Zeichner und Maler Olaf Gulbransson  , dem bekannten Mitarbeiter des" Simpliziffimus", ist dem einstimmigen Vorschlage des akademischen Kollegiums entsprechend eine ordentliche Profeffur für Zeichnen und Malen an der Akademie der bildenden Künste  vom 1. Mai 1929 an übertragen worden.

Bolfsbühne. Das Studio der Schauspieler des Theaters am Bülom. plaz beranialtet am 14. April, vormittags 11, Uhr, die Erstaufführung des Jalubowski Dramas Josef von Eleonore Saltowska. Das Patronat der rollen find beschäftigt: José Almas, Grete Bäd, Dora Gerson  , Ernst Aufführung hat die Liga für Menschenrechte übernommen. In den Haupt­Ginsberg, Friedrich Gnak. Rolf Gunold, Ernst Karchow  , Fris Klaudius, Arthur Mainzer  , bof Mans, Sigmund Nunberg, Fränze Roloff, Armin Schweizer, Friz Staubte, Erich Thormann.

Die Zeichnungen und graphischen Arbeiten Wilhelm Leibls werben nicht, wie bisher geplant, in der Galerie Matthiesen, sondern zusammen mit den Gemälden des Meisters in der Alademie der Künste, Pariser Plat 4, ge­zeigt. Die Eröffnung der Ausstellung findet am 13., mittags 12 Uhr, vor geladenem Publikum statt. Bon 2 Uhr ab ist fie allgemein zugänglich.