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Mittwoch

22. Mai 1929

Unterhaltung und Wissen

Walther Harich  : Die Maus

Das ist eben die Frage: Wie weit haben wir Menschen es ver­standen, überhaupt auf dieser Erde eine Rolle zu spielen? Wir denken, eine sehr große, weisen auf unsere Riesenstädte, auf die hunderttausende Areale von bestelltem Boden hin, auf die strombar gemachten Flüsse, die durchtunnelten Gebirge. Wir glauben, in der Familie der Lebewesen mindestens so etwas mie der große Onkel zu sein, der gewaltig mit Riesenfchritten über die Schöpfung dahin­schreitet. Jede Familie hat einen solchen gewaltigen Onfel, der über Schicksal, Berufswahl, Heirat von Nichten und Neffen entscheidet. ( Mehr als der Papa gemeinhin, wenn nicht der Papa zufällig der große Onkel selber ist.) Aber ich bezweifle sehr, daß wir in der Familie der Geschöpfe dieser große Onkel sind. Es ist immer die Frage, ob Berlin   von den lumpigen vier Millionen Menschen, oder nicht vielmehr von einigen hundert Millionen Ratten bewohnt wird. Wer will da entscheiden? Wir haben Berlin   gebaut. Aber wer weiß, ob die Ratten unter der Erde nicht viel mehr an Gängen, Tunneln, Plägen, unterirdischen Seen und Grotten, wahren Domen und Erdfrazern geleistet haben? Sie tragen wenigstens die Erde, aber fragen unsere Wolfentrazer etwa die Bolten? O Hochmut! Was Hochmat? Nein, Hochstapelei. Nein, wir stapeln ja eben gar nicht so furchtbar hoch, wie die Ratten vielleicht tiefstapeln. Also sagen wir: o Größenwahn der Menschheit!

Wir tun so, als wären alle Geschöpfe für uns da. Nicht nur, daß wir sie essen und schlachten, nein, mir glauben geradezu, daß die Mücken nur für unsere seidenbestrumpften Beine, die Bienen nur dazu da wären, um beim Frühstück auf der Beranda um unsere Honigbrote zu sumsen. Es ist Größenwahn, zu glauben, daß die Fliegen die Aufgabe hätten, uns beim Nachmittagsschlaf zu ärgern und sich ausgerechnet immer auf unsere Glaze zu setzen, Schmetter linge und Hummeln haben uns eben auf dem Spaziergang zu um­Ich

ihr in einen Behälter mit Wasser fallen. Wir brauchten nun ja tein Wasser hineinzutun, die ganze Falle nur so als Transportmittel be­nußen. Ein grüner Wagen gewissermaßen, der aber unseren Gast in die Freiheit futschieren sollte. Wir fahen uns die Falle an. Es ging. Nur war es nötig, daß man in dem Augenblick, in dem die Maus hineinplumpst, diesen Wafferbehälter mit einem Pappdeckel etwa zudeckte. Aber es war im ganzen Haus fein Spec zu finden, so sehr mir die Speisekammer auch um und um drehen mochten. Halt!" sagte ich auf einmal ,,,, es muß noch ein Stück Leberwurst da sein, mit Speckstückchen drin." Und das war das Richtige. Es war ja nur noch ein Zipfel, und mehr als zwei kleine Speckstückchen fanden wir nicht, obwohl ich mit einem Messer die Masse durch und durch wühlte. Es war zu wenig.

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,, Ob sie auch Burst frißt," fragte meine Frau. Ich war der Ansicht, daß sie es tun würde, und so briet nun meine Frau wir nahmen noch ein Stüd Butter dazu die Wurst mit den Speck würfeln. Ein herrlicher Geruch verbreitete sich im ganzen Haus. Endlich waren wir fertig. Ich nahm einen Bigarrenfiftendedel, Schnitt ihn zurecht, um ihn im gegebenen Moment über den leeren Wafferbehälter zu decken, sobald die Maus in die Falle gegangen fein sollte. Ich übte es unten dreimal, dann gingen wir hinauf, um die Maus zu beföstigen und zu ihrer Freiheit zu fangen.

Aber sie war nicht mehr dort. Durch die offene Tür war sie hinausgerutscht und durch das offene Korridorfenster entkommen Wie fannst du auch bei diesem Wetter das Korridorfenster auf lassen!" schnauzte ich. Was soll die Maus mit ihrem leeren Magen

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Beilage des Vorwärts

bei diesem Wetter draußen?" Und wir standen da mit unserer Kunst, d. h. der gebratenen Leberwurst. Es war wirklich schlimm. Wir löschten das Licht, wir hofften immer noch, daß sie wieder zur Harfe greifen und sie schlagen würde. Aber sie war wirklich weg, ganz weg.

Betrübt sahen wir am anderen Morgen, daß das Wetter nicht besser geworden war. Sturm und Regen umtobten das Haus. Weit konnte die Maus nicht gekommen sein. Und wirklich, auf einmal, einige Stunden später, sehen wir sie auf dem Gesims an den Fenstern vorbeilaufen. Dreimal lief sie herum. Wir legten die Wurst, nachdem wir sie noch einmal aufgebraten hatten, vor das eine Fenster auf das Gesims. Es mußte draußen duften wie bei Kempinski. Wir warteten, aber feine Maus ließ sich sehen, obwohl der Tisch gedeckt war. Auch bei den anderen Fenstern tam sie nicht mehr vorbei. Am nächsten Tag fanden wir sie tot im Garten liegen. Der Sturm hatte sie zerschlagen, der Regen hatte, fie vernichtet. Sie war gerade gestorben und vom Gesims heruntergefallen, während wir ihre Wurft aufbrieten..

Bielleicht scheint das kein besonderer Vorfall. Aber wir jeden­falls standen ergriffen. Die große Lebensmelodie rauschte vor uns auf. War hier nicht ein Sinnbild des Lebens selber Gestait ge­worden? War das Leben nicht etwa so?! Man stirbt, während die Wurst gebraten wird, an Ermattung! Ja, so ist das Leben!

Man fann es nicht immer ändern. Aber wir machten uns doch Vorwürfe, daß wir die Tür und das Fenster in der Nacht offen­gelassen hatten, durch die das Tierchen in sein Verderben stürzie. Wir begriffen die Lehre, die das Schicksal uns geben wollte: Man darf nicht nur gut fein, man muß auch schlausein, sonst nützt alle Leberwurst nichts. Seitdem hat uns keine Maus mehr besucht. Da haben wir's nun.

gwirren, was7 34 fage aber: im Gegenteil. Bir Menigen find Henni Lehmann  : Bildende Kunst   in Alt- Berlin

in einer geradezu lächerlichen Minorität. Wir alle tennen Hummeln und Schmetterlinge, aber wie wenig Hummeln und Schmetterlinge fennen uns? Wissen wir, ob nicht bei ganzen Hummelstämmen, wie sie vielleicht auf einer Wiese in dem großen Walde leben, das Gerücht wie eine dunkle Sage geht: einmal habe eine Hummel so ein großes ungeschlachtes Wesen auf zwei Beinen getroffen? Aber das ist schon lange her und taum zu glauben? Nein, wir müssen nicht immer alles auf uns beziehen. Wir spielen eine ganz geringe Rolle. Bon Hunderttausenden von Mäusen bricht nur vielleicht ein mal eine in unsere Speisekammer ein, während wir so tun, als ob es das einzige Geschäft der Mäuse wäre, von unserer Milch und unferem 3uder zu najchen.

Ich empöre mich über diesen Größenwahn, ich mache ihn nicht mit. Ich springe nicht mit Flöhen und Gewurm der Nacht, das fidh abends um meine Lampe sammelt, um, als ob es mir gehöre. Mein Borbild bleibt fener türkische Hauptmann, mit dem ich einmal im Kriege auf der Eisenbahn zufammen fuhr. Bir tamen aus Maze donien, und es war noch vor der großen Entlausungsanstalt. Damit jei unser Reinlichkeitszustand furz bezeichnet. Wir deutschen Offi­ziere fragten und judten uns, ohne der leicht verletzlichen Tierchen zu gedenken, wir riffen uns die Waffenröcke auf und warfen die fleinen Passagiere, nur weil sie nicht bezahlt hatten, rücksichtslos zum Fenster hinaus. Was aber tat unser türkischer Bundesgenosse? Gorgsam nahm er eins um das andere ab und setzte es in den Gang des Wagens, wobei er noch die Fenster schloß, um nicht Zugluft zu erregen. Dieser heroische Mann und sein Beispiel haben erst das rechte Berhältnis meiner fleinen Person zu dem gewaltigen be wohnten Universum bei mir wieder hergestellt.

Rein, Herr Seher! Erlauben Sie, es ist tein Drudfehler: Die lleberschrift heißt ganz richtig die Maus. Sie brauchen es nicht zu forrigieren. Dies alles ist ja nur eine notwendige Bor­hemertung, damit der Leser nicht erstaunt und sich ungefähr vor­stellen kann, wie es ist, wenn ich nun auf meinem Lebenswege einer Maus begegne. Ich bin da ganz ehrlich und konsequent. Ich rufe da nicht die Köchin oder gar den Kammerjäger. Dann würde ich ja zur Kategorie jener Menschen gehören, die. es nicht übers Herz bringen, ein Reh zu schießen, aber Rehbraten sehr gern verspeisen. ( Leider gehöre ich zu dieser Kategorie. Aber Mässe schmecken ja

nicht.)

Um nicht töten zu müssen, hatten wir den Borbesitzer unseres Häuschens sehr genau ausgefragt, ob vielleicht Mäuse drin wären. Aber es waren wirklich keine drin. Und es tamen auch feine während Wochen und Monaten. Aber eines Rechts hörte ich ein verdächtiges Geräusch. Es traßte an den Tapeten, nagte am Holz und spielte schließlich die Harfe in den Spiralfeldern der Matraze. Und draußen tobten Sturm und Regen ums Haus. Keinen Hund hätte man hinausschicken mögen. Ich wedte meine Frau und knipste das Licht an. Da sahen wir sie fizen. Sie faß zierlich vor dem Hochgebirge unserer Stiefel und schnupperte. Offenbar hatte sie Hunger und prüfte das Leder auf seine Eßbarkeit. Aber sowie sie sich beobachtet fühlte, schnellte sie sich in eine Ecke unter den Schrant, war ganz unhörbar und fam nicht wieder hervor.

,, Wir müssen ihr etwas zu effen geben," sagte meine Frau. ( Sie hat zwar den türkischen Hauptmann nicht gesehen, aber ich habe sie bekehrt.) Nein," meinte ich, ich glaube, fie will jetzt schlafen. Wir wollen sie nicht stören." Und ich fnipfte ganz voi fichtig das elektrische Licht wieder aus. Aber sowie es dunkel mar, begann sie wieder mit dem Kragen und dem Harfefpielen. Es war auf die Dauer unmöglich, zu schlafen, aber das schlimme war, auch der Maus schien der Aufenthalt in diesem Zimmer unmöglich. Sie fletterte mit ihren fleinen Füßen die Wände hoch und raschelte wieder herunter. Wie leicht könnte sie sich etwas tun, und im übrigen, auch wenn Mäuse die Wände hochgehen, haben sie sicher lich ihre stärksten Gründe dafür. Sie hatte gewiß furchtbaren Hunger. Siehst du," sagte meine Frau ,,, ich hätte ihr gleich etwas zu efsen besorgen sollen." Aber ich glaubte, doch auch schließlich das menschliche Recht neben dem des Tieres behaupten zu müssen. Gut," sagte ich, fie soll ja etwas bekommen, aber zugleich möchte ich sie aus dem Zimmer, ja, wenn es geht, aus dem Haus heraus haben."

,, Es wird uns schon etwas einfallen," meinte meine Frau, und wir zogen uns Schlafröde an und gingen in die Küche hinunter. Eigentlich wußten wir beide schon, was uns einfallen würde: Unten in der Speisekammer stand eine Maufefalle. Wir waren ganz un­perfehens zu ihr gekommen, weil ein solches Instrument eben 3 einer vollständigen Aussteuer gehört. An sie dachten wir. Natürlich mürde man sie irgendwie unschädlich machen. Die Maus sollte bet

Die gegenwärtige Ueberschau in der Ausstellung des Vereins| stände. Einmal soll er neben Anton von Werner  , dem Berliner   Künstler läßt Namen wieder lebendig werden, die in Atademiedirektor und Darsteller offizieller Maffenzusammenfünfte, meiner Jugend ständig flangen.

Steines Malers Schöpfungen waren in Reproduktionen jeder Art so überall heimisch wie die Bilder Gustav Richters, por allem das Bild des Italienerknaben, sein Selbstbildnis und das feiner schönen Kinder. Richter fonnte sein Schönheitsideal verwirk­lichen, unbekümmert durch petuniäre Sorgen, wie sie auch damals manche der bedeutendsten Künstler bedrängten. Er war verheiratet mit der sehr vermögenden Tochter des Komponisten Meyerbeer  , deffen Witwe noch hochbetagt in einer der Tiergartenstraßen wohnte, und er selbst führte ein vornehm zurückgezogenes Leben. Seine Porträts gaben nur solche Gestalten wieder, deren Schönheit ihn fünstlerisch zur Verklärung lockte. Ganz anders Gussow, der, mifchen den jüngeren Künstlern stehend, schon durch sein großes

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gesessen und stizziert haben. Werner suchte in seiner Tasche einen Gummi, um etwas auf seiner Zeichnung zu radieren und zu ver bessern. Was, Sie haben' nen Jummi?" soll Menzel im Tone tiefster Berachtung gefragt haben. Der Gummi" tam für ihn, bei dem jeder Strich saß, nicht in Betracht.

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Als Schluß meiner Erinerungen möchte ich erzählen, daß nichts damals größere Sensation in Berlin   machte als die Erwerbung des Böcklin Bildes Die Gefilde der Seligen" für die Nationalgalerie. Ganz Berlin   teilte fich in zwei Lager gegenüber diesem phantastisch Neuen, das die einen glühend lobten, die anderen scheußlich und absurd fanden.

Schüleratelier, wohl das damals befuchtefte Berlins  , teine Bhantafie Ihm krauelte Napoleon   den Kopf verflärung gelten ließ. Er bildete die. Wirklichkeit, möglichst ohne Butaten, nach und verlangte gleiches von seinen Schülern. Jede Guffom war technisch Form mußte durchmodelliert" werden. interessiert, probierte allerlei Malmittel aus, schrieb selbst ein Buch Maltechnische Mitteilungen", eine bestimmte Art turzer breiter Borstenpinsel wurde allgemein unter dem Namen Gussow Binsel" verkauft. Gussom nahm auch weibliche Schüler an, wir Frauen batten damals nicht allzuviele Gelegenheit zu fünstlerischer Aus­bildung. Die Berliner Akademie verschloß den Frauen ihre Tore, da nach einem Gutachten des Lehrkörpers von den für Männer und Frauen gemeinsam erteilten Attunterricht eine fittliche Ge­fährdung" befürchtet wurde!!!

Außer den teuern Privatateliers bot nur die Zeichenschule des Vereins Berliner   Künstlerinnen Gelegenheit zu einer umfassenderen tünstlerischen Ausbildung für Frauen.. Hier leitete die Porträt­laffe einige Jahre der unvergeßliche junge Schweizer   Stauffer Bei ihm begann auch Käthe Kollwig, damals 17jährig, ihre Bern, dessen tragischer Tod viel zu früh sein Schaffen beendete. tünstlerische Studien. Die Landschaftsklasse der Künstlerinnenschule leitete Scherres, dessen lleberschwemmung in Ostpreußen  ", die die Rationalgalerie befigt, damals alle Welt begeisterte. Heut will fie mir recht glatt und leer erscheinen. Scherres war auch persönlich endlich minutiös durchgeführten Bleistiftzeichnungen fopieren, ein im Unterricht uninteressant. Im Winter ließ er seine eigenen un­Birkenbäumchen zum Beispiel, bei dem jedes Blättchen einzeln ge­zeichnet war; im Sommer zeichnete man im Part des Schlosses Bellevue ebenso ängstlich kleinlich.

der Aeltere, der ebenfalls sehr gefeiert wurde. Er hatte ein großes Beit anregender war der Stillebenmaler René Grönland Schülerinnenatelier in der Anhaltstraße. Sein künstlerisches Ideal war das Stilleben der altholländischen Meister, und er stellte den Schülerinnen sehr feine Stilleben, vor allem mit Früchten und. Aehnlichem, die aus dem Hellen in das Dunkel abgeschattet wurden, also einen absoluten Gegensatz zu der damals kampfbereit auf­tretenden Bollichtmalerei bildeten. Grönland   war der stärkste Raucher, den ich je tannte. Wenn man mittags fein neben dem Schüleratelier gelegenes eigenes betrat, so war der Fußboden, der am Morgen jungfräulich rein gewesen war, in weitem Kreise mit 3igarettenstummein bedeckt, es mögen an einem einzigen Morgen mehr als hundert gewesen sein. Grönland   erzählte sehr amüsant, fo entfinne ich mich, wie er die Hochzeit Ludwig Pietschs, des bekannten Kunsttrititers der Bossischen Zeitung", schilderte, die stattgefunden hatte, als sie beide noch richtige fünstlerische Zigeuner waren. Grönland   war Trauzeuge, nach der Trauung bestieg man eine Droschte zweiter Güte und fuhr zu einem renom­mierten Weißbierlofal. Dort nahm man das Hochzeitsmahl ein in Gestalt von Bellfartoffeln und fauerem Hering. Dazu tranf man eine Berliner   Weiße, aber eine Weiße mit Schuß", fügte Grönland  hinzu. Der Schuß" war vermutlich als Ertragenuß zu Ehren der Feier gedacht. Grönland   gab auch von der ganzen künstlerischen Belt Berlins   besuchte sehr amüsante Künstlerfeste, das Erscheinen der jungen Agnes Sorma   war die Sensation auf einem dieser Feste.

Menzels Persönlichkeit ist ja viel beschrieben worden, ebenso wie sein Werf. Mir will es scheinen in der Erinnerung, als habe uns jungen Menschen den bei weitem stärksten Eindruck sein Bild des Eisenmalzwerts" gemacht, das uns zum ersten Male eine Apotheose schaffender Arbeit in tünstlerischer Formung wie eine Offenbarung brachte. Man erzählte zahllofe Anekdoten von Menzels trockenem Sumor. Er war ja einer der sichersten Zeichner, die es gab, studierte auch in Einzelzeichnungen fleine und kleinste Gegen

Im Heft 2 des Jahrganges 1929 brachten die Mitteilungen aus der Vogelwelt" eine Rotig, wonach in Brighton   ein Papagei im Alter von 170 Jahren gestorben sein soll. Nach den Ueberlieferungen soll der Marschall Massena   sein erster Besitzer gewesen sein. Man fagt, der gelehrige Papagei, der die Namen pieler Schlachten mußte, habe damals Napoleon   ergözt. Der letzte Besizer des Tieres( falls es sich wirklich um das gleiche handelt) war der Kapitän Christian Roofing in Brighton  , dem er, als er seinen täglichen Spaziergang mit ihm machte, von der Schulter gestoßen wurde, auf die Straße fiel und durch Ueberfahrenwerden, endete.

Er gehörte dem Marschall Massena  , und Napoleon   hatte ihn gern, diesen Bapagei. Sein Herr lehrte ihn die Namen von Schlach. ten aussprechen, damit er Napoleon I.  , dem großen Feldherrn, schmeichle und ihm gefalle.

Und du, Papagei, du plapperst sie nach, diese Schlachtnamen, lernten, daß alles Heil des Vaterlandes und das Wohl des ein­genau wie wir Kinder es in der Schule taten, nur daß wir dabei zelnen Menschen von dem Ausgang der einzelnen Schlachten ab­hängig sei. Napoleon  , er, der die Allmacht selber war, er trauelte dir den Kopf. Du warst ihm Freund, er spielte mit dir zur Er gestürzter Größen. Du faßest ihm gegenüber mit all deiner charak holung von dem fleinlichen Gefläff des Neides und der Mißgunit teristischen Papageieneifersucht. Napoleon  , er ging sicher behutsamer mit dir um als mit den menschlichen Größen der Erde. Napoleon  , er war, getragen von der Massenpsychose, in der Hoffnung auf der große Mutige. Höchstwahrscheinlich aber hat er vor der Schärfe Ruhm und in der lockenden Aussicht auf Brandschahungsmöglichkeit, deines Schnabels so etwas Aehnliches gefannt wie Angst. Ja, Angst, die ein strafwürdiges Verbrechen war bei seinen armen Soldaten, erwachten. wenn sie aus dem Rausch des Raufboldes zum Seelenmenschen

Du überlebtest deinen Marschall- Herrn, du überdauertest den Ruhm und den Fall des großen Korjen. Du wechseltest Besizer nach Besizer, du warst ein Freund, ein Renommiergegenstand, ein Kamerad, je nachdem es sich gerade traf. Du hast dich über Kinder­geschrei und Hundegebell fast zweihundert Jahre lang geärgert und haft es dadurch doch nicht aus der Welt geschafft. Du ließest dir von Dielen den Kopf traueln und warst letzten Endes doch die herbe Surückhaltung selbst, du bliebst der Erote.

Du hast nur nach deinem Futter und deinem Behagen getrachtet, haft 170 Jahre hindurch keinen Idealismus gekannt. Das fönnte fein Mensch ertragen, denn der Mensch braucht hohe Ziele und Pläne, um sich selbst ideal und gut vorzukommen. Dein andauern­des leberleben betrachtete deine Umgebung beinahe für einen Zu stand der Heiligkeit. Und wenn dein legter Besizer, der Kapitän Christian Roofing, mit dir auf der Schulter durch Brighton   ging, dann staunte man nicht nur in Ehrfurcht, sondern man redete auch vom Tode und von der Unendlichkeit. Du aber hattest in deinem Papageienherzen überhaupt tein Endlichkeitsgefühl und wurdest trotzdem ein Opfer des Verkehrs. Erna Büsing.

Bitamine in den grünen Pflanzen. In der Landwirtschafts Schule des Staates Michigan   haben Jon B. Chrift und Marie Dye Versuche mit Tierfütterungen gemacht, um den verhältnismäßigen Nährwert grüner und gebleichter Pflanzen zu ermitteln. Sie be­war, daß grüne Pflanzen den gebleichten vorzuziehen sind. Man nugten dabei Salat, Kohl, Sellerie und Spargel. Das Ergebnis glaubt, daß eine Beziehung zwischen dem Blattgrün und dem Bitamin A besteht.