die Einreihung Ungarns als Mitkämpfer Italiens in einen Krieg gegen Südslawien — von weitergehenden Kombinationen britischer Reaktionäre gar nicht zu reden— erhält und v e r st ä r k t dauernd diese Gefahr. Herr B e» e s ch hat auch von der neuen Zeit gesprochen. Wir glauben schon/ daß dieser moderne Mensch sie versteht. In seiner Praxis bestätigt er das freilich nicht immer, so in seiner Gegnerschaft gegen die Selbstbestimmung Deutschöster- reichs. Aber Herr Mironescu sprach vom neuen Drei- b u n d. Und da spricht Herr Benesch vergebens viel, um zu versagen, der andere hört von alledem nur das Nein!
Arbeiterpartei und Palästina. Herbert Morrison begrüßt das jüdische Siedlungswerk. London , 22. Mai. (ITA.) Bei einem Poale-Zion-Empfang zu Ehren des Volkswirtschaft- lcrs R. H. T o w n e y aus Anlaß seiner Rückkehr aus Palästina hielt Herbert Morrison , der Vorsitzende der Exekutive der Arbeiterpartei, eine Ansprache, in der er ausführte: Wir begleiten mit großer Sympathie die Anstrengungen des jüdischen Volkes, seine Heimat in Palästina wieder aufzubauen, sowie den Versuch, einen jüdischen Staat erstehen zu lassen. Wir haben dieses Interesse bereits manifestiert, als noch Schwierig- keiten bezüglich der Annahme des Palästinamandats durch England bestanden. Auf der Brüsseler Konferenz der Sozialistischen Internationale begegnet« ich vielen Freunden, die sich begeistert über das Palästinawerk aussprachen. Einer von diesen war Herr Van- d e r v e l d e. In Palästina ist eine jüdische Arbeiterbewe- gung entstanden, die mit unserer Arbeiterinternationale»er- Kunden ist. Die britische Arbeiterpartei ist f r o h, zu wissen, daß sie eine Schwesterpartei in Palästina hat.
Aushungerungskrieg um Delphi. Vor neuen Maßnahmen des Hausbesitzers. Auf dem„Kriegsschauplatz' am Delphi- Palast in der K a n l st r a ß e hat sich in den letzten Tagen nichts verändert. Schneid mit seinen Mannen sitzt noch immer ohne Gas, Wasser, Elektrizität und Telephon in dem„eroberten" Palast, tonnte aber unt«r diesen Umständen sein Vorhaben, das Etablissement zu Pfingsten wieder zu eröffnen, nicht durchführen. Inzwischen ist sein Belagerer, Baumeister S e h r i n g, nicht müßig gewesen. Abgesehen von der Tatsache daß seine beim Kammergericht einge- legt« Beschwerde gegen die vom Landgericht II verfügte Auf- bebung des Konkurses noch schwebt, hat er für die nächste Zeit neue Maßnahmen vorbereitet, mit denen«r Schneid aus dem im Hand- streich genommenen Palast wieder zu vertreiben hofft. Es wäre wohl notwendig, für derartige Streitobjekte von Amts wegen«inen mit allen Machtbefugnissen ausgestatteten Treu- händer zu bestellen, bis von Gerichts wegen die Eigentums- Verhältnisse endgültig geklärt sind.
Kirche gegen Kri-gsrüsiung. Kundgebung der Angelsachsen. London , 22. ZNal. Die Blätter vcrössentlichen eine von den Führern der angli - konischen Hochkirche, der Ronconformistentirche Großbritanniens und der wichtigsten amerikanischen Kirchen unterzeichnete Kundgebung zugunsten des Friedens, der Einstellung des Rüstungs- Wettbewerbes und der Förderung des internationalen Schieds- gcrichtswesens._ Oer Pastor als Gchimpfbold. Er legt sich ins Vett. Der Pfarrer Hans Krieger aus Eschefeld hatte, wie wir berichteten, seinerzeit an den zum Tode verurteilten Ober- leutnant o. D. Schulz einen Brief geschrieben, der von der Gcsängnisverwaltung nicht ausgehändigt wurde, weil er beleidigend« Aeußerungen gegen die Republik enthielt. Pfarrer Krieger übergab darum seinen Brief dem Grafen Re oe n t- low, der ihn in seiner Zeitung der„R e i ch s w a r t" zum Abdruck brachte. Pfarrer Krieger setzte bei der Verösfentlichung dem Artikel ein Motto voran, in dem es hieß:„Die Helden ins Loch, die Schieber auf den Thron, das ist in Neudeutschland die Staatsraison." In dem Artikel behauptete er, daß die Republik ausgebaut sei auf Meineid und Hochverrot. Die Republikanische Beschwerde- stell« stellte gegen den Pfarrer S t r a f a n t r a g. Am 26. Januar wurde gegen den Pfarrer verhandelt. Er erhiell drei Monate Gefängnis. Gegen dieses Urteil hatte sowohl die Staatsanwalt- schaft wie auch der Angeklagte Berufung«ingelegt. Am 10. April sollte die Berufungsverhandlung sein, doch der Angeklagte war nicht zur Stelle. Der Termin wurde auf den 22. Mai verlegt, doch auch an diesem Tage war der Angeklagte nicht erschienen. Er hatte sich von einem Arzt bestätigen lassen, daß er Verhandlung s- unfähig sei. Sollte der schimpfende Pfarrer es etwa gar ein wenig mit der Angst bekommen haben, weil er sieht, daß nickst jede Beschimpfung der Republik mit einer geringen Geldstrafe endet?
Schwarzkopff-Wildaugewerkschaststreu Ein neuer„Sieg" per Moskowiter. Die Betriebsratswahl bei Schwartztopff, Wildau , brachte für den Deutschen Metallarbeiterverband ein erfreuliches Er- gebnis. Trotzdem die Kommunisten mit Flugblättern und selbst einberusenen Betriebsversammlungen sich redliche Müh« gaben, für ihre Sonderkandidaten zu werben, ist das Ergebnis für sie geradezu niederschmetternd. Während die Liste der freien Gewerkschaften 78S Stimmen auf sich vereinigte, erhielt die der Opposition nur 23ö Die Kommunisten erhalten von den elf Arbeiterratsmitgliedern nur zwei! Die Arbeiterschaft der Firma Schwartzkopff ist erfreulicherweise soweit gewerkschaftlich geschult, daß sie sich von den kommunistischen Ueberstundenschiebern nicht einfangen ließ.
'Der* Stepubllkauei- ftag in Sisenach nahm einen eindrucksvollen Verlauf. Es war eine gewaltige Kundgebung deutscher Arbeiter, Angestellten, Beamten und Akademiker und eine Demonstration für die soziale und demokratische deutsche Republik . Der ehemalige österreichische Staatskanzler Dr. Karl Renner und Preußens Innenminister Grzesinski hielten die Festreden, Unser Bild zeigt den Festzug auf dem Karlsplatz von Eisenach .
Rußland gegen Weltrevolulion!? Eine interessante Entdeckung der„Moskauer Rundschau."
Die Wahl des sozialistischen Parteiführers Leon Blum in den Generalrat des Departements Aude für Narbonn« haben die Rechts- Parteien angefochten. Nach den gesetzlichen Bestimmungen müßte Blum entweder in Narbonne wohnhaft oder dort zur direkten Steuer veranlagt sein, was nicht der Fall ist. Die Anfechtungsklage hat all« Aussicht auf Erfolg.
Seit Mitte Mai erscheint in der Hauptstadt der Sowjetunion eine deutsch geschriebene Wochenschrift, die„Moskauer Rundschau", die von dem früheren österreichischen Gesandten in Moskau , Lftto Pohl, herausgegeben wird. Die Wochenschrift trägt entschieden sowjetfreundlichen Charakter, was ja ganz selbstverständlich ist, da sie sonst im Bereich der Bolschewistenherrschaft nicht geduldet würde. Man wird daher von ihr auch nicht erwarten dürfen, daß sie sich jemals über die GPU . so scharf kritisierend äußern wird, wie sie es jetzt über die Berliner Polizei tut. Diese„Moskauer Rundschau" macht sich nun über die Auf- fasiung lustig, daß die Berliner Maikrawalle von Moskau ange- zettelt sind. Die Beweisführung, die sie anwendet, um diese Auf- fasiung zu widerlegen, ist außerordentlich interessant. Indem sie sich den Anschein überlegener Ironie gibt, schreibt sie: Die endlosen, Gesundheit und Nerven verzehrenden Studien und Berechnungen der Spezialisten der Technik und Volkswirt- schaft, all die Beratungen der Kollegien, Fachkongresse, Partei- konserenzen und gesetzgebenden Versammlungen, die sich mit der Aufstellung und minutiösen Durcharbeituna des Fünfjahr- plans der Sowjetwirtschaft beschäftigen, sind also als „Maskerade" anzusehen. Denn für den 1. Mai 1929 war ja von Moskau die Weltreoolution angesetzt, die befehlsgemäß in Neukölln ausbrechen sollte, wobei natürlich der ganze, auf inten- sivste Einsetzung aller vorhandenen materiellen und moralischen Kräfte basierte sozialistische Aufbauplan hätte in Fransen gehen müssen. Nun hat freilich niemand behauptet, daß Moskau für den 1. Mai die„Weltrevotzition" angesetzt hätte. Was behauptet wurde, ist etwas ganz anderes, nämlich folgendes: Die russische Kommu- nistenpartei will bei ihren Anhängern den G l a u b e n an die„Well- revolution" nach bolschewistischem Vorbild aufrechterhalten und findet es zu diesem Zweck stimmungsgemah nützlich, wenn gelegent- lich durch blutige Krawalle der Anschein erweckt wird, als sei die bolschewistische„Weltreoolution auf dem Marsche". Und weller wird behauptet, daß die deutsche Kommunistische Partei bei ihrer offenkundigen Abhängigkeit von der Moskauer Zentrale sich hüten würde, eine putschistisch« Taktik zu treiben, wenn sie dafür nicht aus die Zustimmung und Unterstützung Moskaus rechnen könnte. Well die Dinge so liegen, ist die Beweisführung der„Moskauer Rundschau" alles eher als durchschlagend. Nichtsdestoweniger ist sie sehr interessant. Geht sie doch von der vollkommen r i ch- tigen Voraussetzung aus, daß der Sowjetunion ein Sieg der sogenannten„Wellreoolution" keineswegs willkommen sein
könnte, weil durch ihn alle Pläne des wirtschaftlichen Aufbaues ,n Rußland über den Haufen geworfen würden. Diese Aufbauplän« basieren auf der Annahme, daß der wesentlich kapitalistisch« Eha- rakter der westlichen Länder nicht von heute auf morgen verschwinden kann, also auf derselben Annahme, von der auch die ganze Reform- arbeit der„dreimal verfluchten Sozialdemokratie" ausgeht. Ein mit Gewalt errungener Sieg der Kommunisten in einem der großen Industrieländer— mit dem natürlich ernstlich gar nicht zu rechnen ist— würde ein so furchtbares Durcheinander hervorrufen, daß darüber auch in Rußland all« Stetigkeit zum Teufel gehen und— wie die„Rundschau" richtig sagt—„der sozialistisch« Aufbauplan in Fransen gehen müßte". Soweit also dürfte die„Moskauer Rundschau" recht haben. Die Männer des Aufbaues in Rußland mögen für ihre Arbeit Ruhe und Stetigkeit und keine sogenannte„Weltrevolution" wollen. Um so verantwortungsloser ist aber dann das Treiben der in Moskau und anderwärts beheimateten Maulhelden, die mit der„Welt- revolution" ein leeres Spiel treiben und damit nicht nur Menschen- leben unbedenklich für nichts opfern, sondern auch die deutsche und die europäische Arbeiterbewegung auf das schwerste schädigen. LlGA.-Gewerkschaften und Rußland . Protest geaen Anrrkennunq. Washington. 22. Mai.(Eigenbericht.) Mathew Well, der Vizepräsident des Gewerkschaftsbundes, er- klärt in einem Brief an den Außenminister Stimson , daß die G« werkschaften die Politik der Nichtanerkennung Rußlands billigen. Die Föderation, so heißt es in dem Schreiben u. a., habe diese Hallung eingenommen, seitdem durch den Sturz der Regierung K e r e n s k i diese Frage akut geworden war. Es sei unoerkennbar, daß viele Einzelpersonen und Organisationen in Amerika von der neuen amerikanischen Regierung ein« Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Rußland erwarten. Der Vizepräsi- dent der Arbeiter-Föderation spricht jedoch in seinem eigenen und im Namen seiner Gewertschaftskollegen die Hoffnung aus, daß diese Auffasiung nicht der Wahrheit«ntsprichb Dies« Erklärung des nordamerikanifchen Gewerkschaftsführers — warum übrigens nicht der Präsident Green spricht, ist uns nicht bekannt— widerspricht u. a. den grundsätzlichen Fest- legungen der Sozialistischen und der Gewerkschafts-Jnternationale.
Teufel A'kohol. Oer Vater vom Sohn in Notwehr erschossen. Herford , 22. Mai. Ein Familiendrama spielte sich im benachbarten Dünne ab. Der Werkmeister Strathmann, der in betrunkenem Zustande nach Hause kam, fing mit seinen Familienangehörigen, die bereits im Bette lagen, Streit an. Er drang mit einem Messer auf einen Sohn ein, so daß ein anderer Sohn eine e r n st e B e» d r o h u n g seines Bruders annehmen mußte. Um ihm Hilfe zu leisten, holte er aus einem Nebenzimmer einen Revolver und richtete die Waffe auf seinen Vater, der sich jetzt gegen ihn wandte. Plötzlich krachte ein Schuß und der Vater stürzte tödlich getroffen zn Boden. Der Sohn wurde festgenommen.
Zwei Stunden Vergnügen... Moabit : Fundunterschlagung. Zwei junge Leute, ein Zwanzigjähriger und seine hübsche Freundin, die ihres unrecht- mäßigen Besitzes, der ihnen unerwartet zufiel, nicht froh wurden. In einer kleinen Wirtschaft entdeckt sie auf der Damentoilette eine wohlgesüllte B r i e s t a s ch e, aber sie hat nicht den Mut, den Fund zu bergen. Ihr Freund, drinnen im Lokal, ist robuster und weniger von Zweifeln geplagt— er holt die Brieftasche, steckt sie ein, und das Pärchen verduftet in Elle. Zu Hause wird In- ventur gemocht, die Brieftasche mit wertvollen Papieren verbrannt und das bare Geld-'— 410 M.— auf die Seite geschafft. Seit Monaten sind beide arbeitslos, und nun 410 M. auf einmal! Nun können sie sich wenigstens einmal ausleben! Sofort geht es zum Friseur, der den sämtlichen weiblichen Familienangehörigen die Bubiköpfe verschönern muß, und dann— hinein ins Vergnügen! Nachts entdeckt der Wirt des Lokals den Verlust seiner Brieftasche. Die Gäste alarmieren die Polizei, und der Ver- dacht lenkt sich auf das Pärchen, das so auffallend eilig am Nach- mittag« die gastliche Stätte verlassen hatte. Bereits zwei Stunden später sitzen sie beide aus der Polizeiwache. Sie gestehen ihr« Tat,
wenige Stunden hat ihr Glück gedauert, und das Geld kann zum größten Teil dem Wirte zurückgegeben werden. Sie wollen. sogar den Schaden widergutmachen und die im ersten Freuden- taumel verpraßte Summe zurückzahlen. Zu spät: Zwei Monate Gefängnis für ihn, der schon zweimal mit Be- währungssrist vorbestraft ist: ein Monat Gefängnis mit Bewäh- rungsfrist und SO Mark Geldbuße für sie. Beide nahmen das Urteil an._ Vom Zuge zerstückelt. Auf grauenvolle Weis« verübte in der vergangenen Nacht der 2Sjährige Arbeiter Gustav Brendel aus der Siegfriedstraße 22 in Neukölln Selbstmord. Der Lebensmüde überkletterte den Zaun des Bahndammes zwischen den Stationen Pichelsberg« und Spandau und warf sich kurz nach 24 Uhr vor die Räder eines heran- brausenden Zuges. Der schrecklich« Vorfall war vom Lokomotw- führer sofort bemerkt worden: der Zug wurde zum Halten gebracht, man fand ober nur noch die bis zur Unkenntlichkeit zer- stückelte Leiche des Unglücklichen. Di« Gründe, die B. in den Tod getrieben haben, sind noch unbekannt. * Ein aufregender Vorfall spielte sich am Hippodrom in der Näh« des Bahnhofs Tiergarten ab. Zwei Beamte einer Schupo- streife beobachteten aus einiger Entfernung, wie ein Mann An- stalten machte, sich zu erhhngen. Noch bevor die Beamten hinzu- eilen konnten, hatte sich der Selbstmordiandidat mit einer starken Schnur am Zaun des Hippodroms erhängt. Die Be- amten schnitten den Lebensmüden ab und brachten chn in bewußt- losem Zustand« zur Rettungsstelle am Zoo. Den Be- mühungen des Arztes gelang es. ihn ins Leben zurückzu» rufen. Sein Zustand war aber so bedenklich, daß er ins M o a, biter Krankenhaus gebracht werden mußt«. Wie die poli- zeilichen Feststellungen ergeben haben, handelt sich um einen SZjähri- gen Ernst W. aus der Winterfeldftraße. Aus einem Abschieds» schreiben ging hervor, daß W. wegen wirtschaftlicher N o t l a g« aus dem Leben scheiden wollt«.
Del Religlonskämpfen in Haiderabad(Brllisch-Jndien) sind mehrere Personen schwer verwundet und ein« getötet worden.