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Englische Textilindustrie droht.

500 000 Arbeiter vor der Aussperrung.

Condon, 22. Juni.  ( Eigenbericht.)

Die Unternehmerorganisationen der Baumwollspinner Großbritanniens   haben am Freitag befchloffen, die Lohntarife zu tündigen und gleichzeitig eine 12,82 prozentige Herabjegung jämtlicher Löhne zu fordern.

Bon dem Vorgehen der Spinnereibejizer wird eine halbe Mil­lion Arbeiter betroffen. Da mehrere führende Tegfilarbeiter die Forderungen der Unternehmer bereits als unannehmbar bezeichnet haben, ist mit einer allgemeinen Aussperrung der britischen Baumwollspinnerei- Arbeiter in vier Wochen zu rechnen, falls die Unternehmer an ihren Forderungen fefthalten sollten.

Rechtsanspruch auf Gratifikation. Reichsgerichtsurteil zugunsten der Bankangestellten.

Im Reichstarifvertrag mar der Anspruch auf die Weihnachts­gratififation veranfert. Der Reichsverband der Bankleitungen als Tarifpartei hatte sich gegenüber der anderen Tarifpartei verpflichtet, ben Mitgliedern ber Arbeitgeberorganisation zu empfehlen", fämte lichen tarifgebundenen Angestellten am 15. Dezember 1928 ein halbes Monatsgehalt als Sondergulage zu gewähren. Das Landesarbeitsgericht hat aus diesem Sachverhalt eine recht fiche, wenn auch außertarifliche Bindung bergeleitet. Es handelte fich in dem Streitfalle um tie frühere 2eipziger Stabibant, die in Liquidation treten mußte. Die Angestellten mußten st än big mehrarbeit leisten und wurden besonders angestrengt. Um so mehr erstaunt waren sie baher, als beim Jahresschluß die Bank megen schlechter Geschäftslage die alljährlich gewährte Weihnachts gratifitation ablehnte.

In der Urteilsbegründung des Landesarbeitsgerichts wurde be­sonders erwähnt, daß die Angestellten mit der Gratification ge­rechnet und auch ihre Lebenshaltung danach eingerichtet haben.

Die Beklagte legte gegen das Urteil, das sie zur Zahlung ver­pflichtete, Revision ein.

Das Reichsarbeitsgericht wies die Revision als völlig unbegründet zurück. Aus den Entscheidungsgründen geht folgendes hervor:

Durch die alljährliche Zahlung der Gratififation fam im Aus brud, diese auch fünftighin an alle Angestellten zu zahlen. Andern falls hätte die Beklagte, wenn sie es nicht so verstanden wiffen wollte, zum Ausdrud bringen müssen, daß die Gratififation nur eine Aus­nahme darstellen sollte. Da sie das nicht tat, tonnien die Ange= ftellten in der Annahme sein, daß die Gratifitation immer gezahlt mird. Es trat also die stillschweigenbe Bereinbarung ein. Aus diesem Grund ist der Anspruch der Kläger berechtigt.

Mit drei Kindern in den Tod.

Die Trunffuchts- Tragödie eines Baters.

In Danzig   erregt der furchtbare Abschluß einer Trinter­tragödie die Deffentlichkeit. Auf eine Anzeige von Nachbarn drang gestern die Kriminalpolizei in die Bohnung des Arbeiters Paul Neumann ein und fand dort Neumann sowie feine drei Kinder im Alter von drei, fieben und neun Jahren tot in ihren Betten vor. Die Nachforschungen ergaben, daß Neumánn am Sonnabend gegen 11 Uhr betrunken nach Hause gekommen ist. Er hat dann die Kinder, die noch nachts auf der Straße spielten, in die Wohnung ge­nommen, hierauf im Schlafzimmer den Arm der Gaslampe abge­schraubt und den Gashahn geöffnet. Es wird angenommen, daß er die Tat mit Besinnung ausgeführt hat. Die Frau des Reumann, die fich schon färgere 3eit im Krankenhause befindet, und ein viertes Kind, das feit dieser Zeit bei Berwandten unter­gebracht ist, find der Ratastrophe entgangen.

Die Reinhardt Festspiele in München  .

Tag Reinharbt ist mit seiner Truppe auf vier Wochen in München   eingezogen, unb bie Festspiele nahmen ihren Anfang mit Schillers Rabale und Liebe" im dichtgefüllten Residenztheater, dem einzigartigen Rototohaus Cuvilliers, mo fich offizielle und namhafte Bersönlichkeiten ein Stellbichein gaben. Eine meisterhafte Spielleitmg ließ bei den ergriffenen Zuschauern auch jene Gegner. schaft verstummen, die aus sofalpatriotischen Belangen Berliner  Geftfestspiele durch monatelange Debatten zu vereiteln fuchte Frei von theatrafikhem Bathos blieb der Schwung des Schiller ichen Jugendwerkes unangetastet und eminent wirksam für die Gegenwart einer doch total veränderten Zeit. Natur aus erster Hand bot der 75jährige Hugo Thimig   als alter Miller und ihm zur Seite feine Tochter Helene Thimig  , die als Louise Schillersche Sentenzen und Tiraden wie teine zweite in Gefühl aufzulöfen ver­Stanb. Ebenso glaubhaft gestaltet waren die Baby Milford der Lift Darvas und der groß angelegte Präsident Friedrich Rayßlers. Rabinettftüde eigener Herkunft bildeten der Kalb des humoristi. fchen Gülftorff und die alte Millerin der Ida Wüst  . Für den er­trantten Baul Hartmann sprang Albert Fischel vom Münchener  Staatstheater in letzter Stunde ein und zeigte sich rasch und spürbar gefördert durch Reinhardts erlösende Leitung. Barscheinlich wird aber Hartmann zu Büchners Danton" erscheinen können, den man Im Brinzregenten Theater geben wird, der feit jeher für Schau spiele akustisch und fünstlerisch mißglückten Riesenhalle. Ob Rein­barbt auch diese Unmöglichkeit durch Einbau einer Borderbühne be­

zwingen wird?

Fragen des Tonfilms.

Man experimentiert weiter.

Gestern fand im Universum eine Pressevorstellung statt.| Tonfilm in dem Stadium frühester Entwicklung befindet, muß doch in der die Klangfilm- Gesellschaft ihre neuesten Versuche auf dem betont werden, daß es für den Zuschauer findisa mirtt, wenn ein Gebiet des Tonfilms vorführte. Zur Beruhigung erhigter Gemüter Riesentopf genau dieselbe Tonstärte entwickelt wie ein zartes murde erklärt, daß die deutsche Technit augenblicklich auf derselben Knabenköpfchen. Möglich, daß hier Ansätze zu einer neuen Kunst­Höhe steht wie die viel gepriesen und angeftaunte amerikanische.| form vorhanden sind, die, ebenso wie die des stummen Films, die Der Tonfilm bedeutet heute für die meisten Menschen in erster Boraussetzungen der Wirklichkeit jouverän verneint, Jeßt sieht man Linie ein technisches Experiment, und über die Technik vergißt man, nur die Fehler und man lacht über die Naivität, wenn man sich daß diese Neuerwerbung in der Filmfunft auch fünstlerische Fragen nicht von dem Glanz einer ficherlich epochemachenden Erfindung aufrollt, an die bisher niemand gedacht hat, vor allem nicht die blenden läßt. Jedenfalls wäre es Zeit, daß sich die leitenden Götter amerikanische Produktionsleitung. Man fabriziert eben luftig darauf des Tonfilms mit diesen Fragen auseinandersetzen, vorausgesetzt, los, fucht nach Absatzgebieten, und damit ist die Angelegenheit er, daß sie Verständnis genug dafür haben, und wenn sie es nicht ledigt. Selbstverständlich ist es unmöglich, aus den vorgeführten haben, sollen sie abdanten. Die Notwendigkeit darf nicht verfannt Skizzen jede ist höchstens 300 meter lang fich ein Bild von werden, daß der Tonfilm auch fünstlerische Probleme und nicht nur einer zufünftigen fünstlerischen Form zu bilden. Diese Verfuche technische bietet. Neben den Ingenieur muß jetzt der Künstler treten. haben nur rein technischen. Wert.

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Die Vorführung beginnt mit einer Bhantasie aus Hoffmanns Erzählungen  ", also mit einer Schallplattenwiebergabe durch Laut. sprecher. Sonderbar, daß in großen Räumen der Ton immer wattiert flingt, daß er jedenfalls nicht den echten Charakter erhält wie im Kopfhörer. Und dann folgen Studienaufnahmen mufitali fchen und rezitatorischen Charakters. Das Klavier behauptet sich am besten, es behält seine spezifische Färbung, und die Töne fommen unverzerri heraus. Sogar feinere Nuancen find möglich. Anders dagegen verhält es sich mit der Sprech- und Singstimme. Berglichen mit den Aufnahmen der ersten Zeit haben diese neuen Reproduktionen an Intensität gewonnen, aber es ist trotzdem noch immer problematisch, llebergänge und feine Schattierungen, die ein Lied oder ein Gedicht bei dem Bortrag verlangen, zu reprodu zieren. Ein Frestoverfahren, das bis jetzt für stillere Sachen nicht angewendet werden kann. Der Bajazzoprolog" würde sich bei­Der Bajazzoprolog" würde sich bei spielsweise ganz gut in dieser neuen Art ausnehmen, aber ein Lied von Schubert oder Schumann?

Und hier zeigen sich auch sofert die künstlerischen Probleme des Tonfilms. Man ist vom stummen Film an die Großaufnahme gewöhnt. Sie ersetzt gemissermaßen das Strefcendo der Mufif, die Stärke der Tongebung bei einer Rezitation, sie ist die psychologische Ausbeutung eines Borganges im stummen Film. Anders dagegen liegen die Dinge beim Sprechfilm. Wenn hier ein Sänger irgendein Lied oder eine Arie fingt, so bleiben Rhythmus, Intensität und Ausdrud durch die Angaben des Romponisten festgelegt. Sieht man eine Tonfilmsfizze mie bie Jm tiefen Reller", gesungen von dem Bassisten der Lindenoper, Emanuel Lift, so fragt man sich, warum wird hier ganz willkürlich die Bildeinstellung gewechselt? Tatsäch lich erscheint dieser Bildwechsel durch nichts gerechtfertigt, jedenfalls nicht durch den Charakter des Liedes. Man zeigt den Sänger ab­wechselnd in Großaufnahmen oder im Glanzporträt, weil man eine Berbindung mit den Traditionen des stummen Films sucht, meil man nicht plötzlich filmisch auf einen Standpunft zurückkehren möchte, den man etwa vor zwanzig Jahren innehielt.

Die Bildgröße des Sängers wechselt, hingegen nicht die Ton stärke, mit der er fingt. Produktionsleiter und Regisseur, die vom Film herkommen, fönnen faum diese musikalischen Dinge in Rech  nung stellen, und Aufnahmediktatoren, die beides beherrschen, so wohl das Musikalische wie das Filmische, und außerdem Künstler bis in die Fingerspigen sind. fönnen vielleicht mit einem Telestop auf dem Monde gesucht werden. Immer zugegeben, daß sich der

Volfsbühnentagung in Danzig  .

Gute Resultate im letzten Jahr.

Am Donnerstag wurde in den Räumen des Friedrich- Wilhelm­Schüßenhauses in Danzig   die 10. Boltsbühnentagung eröffnet. Zur Aufgabe hat sie sich geftellt, einen Beitrag zur Klä rung ber zurzeit wichtigsten Fragen um das deutsche Theater zu liefern. Unter dem Hauptthema: not und Gesundung des deutschen Theaters" follen namhafte Rebner die Auffaffung der Boltsbühne gegenüber den Hauptproblemen in der deutschen  Theatermelt begründen.

Am ersten Abend hielt die Begrüßungsrede der Berbands. vorfigende und der Staatssekretär a. D. Kurt Baate. Er sprach zuerst über das alte beutsche Danzig   und seine Beziehungen zur deutschen Kulturgemeinschaft. Dann gab er einen historischen leber blid über die Entwicklung des deutschen   Theaters, über die Ein beziehung der breiten Boltsschichten in diesen Kunstbezirk.

Schillerschereynsti,

Alfred Mayer.

Sommerfest der Lebensgemeinschaftsschule.

Die 308. Gemeindeschule, weltliche Sammelschule, hält am Sonntag, dem 23. Juni 1929, nachmittags 3% Uhr. ihr Sommer­feft ab. Programm: Tänze um den Maibaum; Lied und Spiel; Till Eulenspiegel  ( Aufführung der Schulentlassenen); Fadelzug. Festplatz: Baradenschulgrundstück am Leopoldplay, N. 65. U- Bahn: Leopoldplay. Elettrische: 5, 15, 25, 27, 28, 128, 29, 68, 168.

Auf die Rede des Verbandsvorsitzenden folgten zahlreiche Be­grüßungsansprachen, unter anderen die des sozialistischen Senators rc3nnsti, des Borsitzenden der Freien Voltsbühne Danzig  . Er brachte zum Ausdrud, daß die Danziger Tagung des Bolts bühnenverbandes ein deutlich sichtbares Beichen für die fulturelle Verbundenheit der Freien Stadt Danzig   mit dem deutschen Volle sei. Er erblickte in der Boltsbühnenidee die beste und schönste Platt form, auf der sich alle Deutschen  , ohne Unterschied der Partei und Weltanschauung, finden können. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands   ließ durch Staatssekretär Heinrich Schulz   dem Ber fonal des Danziger Stadttheaters Grüße bringen. Nach diesen Be grüßungsansprachen wurden die Glückwunschtelegramme verlesen. Unter anderem hatte auch Reichsminister Severing, Reichsminister Wirth, der preußische Kultusminister Becker und fast sämtliche Ruftusministerien Deutschlands  , sowie die Bruderorganisation der Volksbühne in Oslo  , Bergen und Stockholm   Erfolg gewünscht.

Der erste Verhandlungstag brachte zuerst den Geschäfts­bericht und darauf Debatten über die Filmfragen. Als Ergebnis eingehender Beratungen wurde festgestellt, daß auf diesem Gebiet die Initiative zweckmäßig nicht bei der Verbandszentrale, sondern bei den örtlichen Organisationen bleiben müsse. Besonderes Interesse bringt der Verband auch dem Problem des Tonfilms entgegen. Man widerlegte die vielfach aufgestellte Behauptung, daß sich der Bolksbühnenverband um die Bildung einer besonderen Boltsbühnen. jugend oder um die Propagierung des Dilettanten bemühe. Als eines der erfreulichsten Ergebnisse des Berichtsjahres wird die Tat fache verbucht, daß die deutsche Boltsbühnenbewegung beispielgebend für das Ausland gewirkt hat. Trog ber ideellen und materiellen Schwierigkeiten hat sich die Zahl der Volksbühnenvereine um zehn 3eichen für die innere Gesundung der Boltsbühnenbewegung.

Es folgt dann ein Ausschnitt aus dem amerikanischen   Sprech­film Mothers Boy", der in Amerifa und England großen Erfolg haben soll. Die angelsächsischen Böller scheinen eben vor dem Tor der Erkenntnis zu refidieren. Folgendes geschieht auf der Szene: In einem engen Blockhaus stehen sich fünf Menschen gegen über, die aufeinander lostrompeten; Gott sei Dant nur in englischer Sprache. Bildhaft stammt die Szene aus dem Jahre 1910, und menn man Pessimist ist, bestimmt aus dem Jahre 1905. Die Schau­spieler bewegen sich mit dilettantischen Gebärden, die auf der Bühne durch ihre Körperlichkeit eventuell wirken tönnten, hier im Film jedoch völlig verpuffen. Minutenlang wird ein unbewegtes Bild gezeigt, auf dem die Schauspieler ganz unfilmische Mund­equilibristik treiben. Der Regiffeur macht sich das Leben leicht- und warum soll er es nicht und überträgt eine Theaterszene einfach ins Filmbild. Daß das Theater dreidimensional und bunt ist, wird mit herrischer Bewegung übersehen. Nur ein paar Augen­blide so unwiffend zu sein, wie dieser Filmregiffeur, mürde para­biestsche Unschuld bedeuten. Das Atkustische dagegen fommt stellen­meise ganz hervorragend heraus. In einer Szene wird ein Heiis­armeechor vorgeführt, der sich aus deionierenden alten Männlein und Weiblein zusammensetzt. Und darüber schwebt, scharf umrissen, wirklich eine technische Meisterleistung erreicht, wenn Problematik des augenblicklichen Standes in Betracht zieht.

die Stimme eines mufifalischen und strahlenden Tenors. Hier ist man die

Es kommt darauf an, daß sich Schriftsteller von Rang für den Tonfilm intereffieren, und daß dadurch der entsegliche Stitsch, Ser sich breit zu machen scheint, aus der Welt geschaffen wird. Kein Mensch will Worte hören wie etwa: My Darling, J love you" ( Mein Liebling, ich liebe tich), oder andere hübsche Courts- Mahle­riaden. Betriebsame Produktionsleiter des Tonfilms müssen sich mit Künstlern in Berbindung setzen, damit ein vielleicht verheißungs voller Anfang nicht versandet. Schon heute wirtt es fast wie eine Erlösung, wenn man hört, daß eine große amerikanische   Filmfirma in der nächsten Saison eine Reihe von hochwertigen stummen Filmen Deröffentlichen wird. Klare Scheidung ist notwendig zwischen stummen Filmen und Sprechfilmen! Daß sich heute die Filmproduktion der ganzen Welt in wilder Nervosität befindet, zeigt nur, daß die leitenden Weihnachtsmännlein sich niemals Ge­danken über die künstlerische Form des Films gemacht haben. Ganz ausgezeichnet der Geräuschfilm. Eine Aufnahme zeigt den ver schiedenen Rhythmus der Büge auf einer großen Fernzugstrecke. Es gelingt, die flangliche Individualität eines jeden Zuges einzu­fangen.

,, Bater, ich flage dich an." Primus- Palaft.

F. S.

UNS

Die Spielfilmtofthappen, die bislang aus Italien   zu famen, verdarben uns ziemlich gründlich die Freude an italienischer Filmfunft. Sie stroßten von einem berart hohlen Pathos, daß sie auf uns lächerlich wirften. Anders stand es mit den Kostümfilmen. So war&. B. Cleopatra, die Herrin des Nils", der erste Monu mentalfilm, der Jahre hindurch in vielen Städten der Welt Neu­aufführungen erlebte; während der römische Chriftusfilm sich nicht mur die Kirchen eroberte, sondern auch ein gutes Geschäft auf dem Weltmartt war. Tum erlebt wieder ein italienischer Kostümfilm seine Berliner   Uraufführung. Er ist genau so naiv gemacht, wie es von 20 Jahren angebracht war. Durch jede Szene flingt erfreut Seht, das fann das Theater nicht bieten. Ich übertrumpfe bas Theater!" Aber diese Notwendigkeit des Ausspielens der belebten Massenszenen ist längst vorüber, der Film ging eigene Wege und die Italiener scheinen diese Wege verfehlt zu haben.

Diesmal flechten sie recht willkürlich ein Spiel um Beatrice Cenci  . Die wirkliche Beatrice Cenci  , deren Schicksal schon oft dramatisch behandelt wurde, ist angeblich von ihrem eigenen Vater entehrt worden, weshalb fie, im Bunde mit Stiefmutter und Bru der, ihren Vater ermordete. Alle drei am Morde Beteiligten sind am 11. September 1599 in Rom   hingerichtet worden. Laut Film manusfript von Luciano Doria verläuft die Geschichte freilich wesentlich anders und Beatrice  , die an dem Tode ihres Baters gänzlich unschuldig ist, wird im letzten Augenblick vom Schaffott errettet.

Der Regisseur B. Negroni ist störend verliebt in Einzelheiten. Ohne eine Begründung auch bloß leise anzudeuten, schildert er alle Renaissancemenschen als schön gekleidete Sadisten. Dabei stolzieren die teuersten Kurtisanen von Rom   in der Aufmachung der Revue­Girls von heute. Aber sie sahen sicher anders aus, als die gut durchtrainierten, legten Endes doch noch immer natürlichen Mädels des 20. Jahrhunderts. Maria Jacobini   und Raimondo van Riel   verraten eine gewisse Schulung durch andere Re­giffeure und sind daher im Spiel zurückhaltend.

Amerikanischer Filmgeschmack.

e. b.

Das Ergebnis einer amerikanischen Rundfrage über die belieb­testen Filme und Stars des Jahres 1928 zeigt, wie sehr verschieden boch der Geschmad des amerikanischen   Bublifums von dem unseren ist. Als die erfolgreichsten Filme des Jahres werden genannt Ben Hur"," Die große Barade"," Der König der Könige". Chap fins großer Film Birtus" steht erst an 13. Stelle. Auch die

Sechs Kontinente fprechen für den Frieden am Sonntag, 11 Uhr, bei der Feierstunde in der Boltsbühne, die den cffiziellen Austlang bes Frauentongreſſes bilbet: Europa  ( rau 31 a 3), Gübamerita( Dr. Berta Buy), Asien  ( Fri. Kitamura), Auftralien( Mr. Ruby Rich). Der Sprechchor der Boltsbühne weitere auf 284 mit insgesamt 500 000 Mitgliedern erhöht, das beste Bopularität der Filmstars ist recht verschieben von der bei uns, don führt eine Dichtung von Cleonore Maitomita auf, unter Regie von Albert Florath  . Mitwirkende Lina Lossen  , Lothar Müthel  , Elsa Wagner  , Alerander Rödert und andere Mit glieder des Staatstheaters. Die Beranstaltung gipfelt in der Huldi qung der Fahnen aus 45 Ländern vor der Idee des Friebens. Karten erhältlich im Kongresbureau bei Kroll und an der Theater taffe bei Tiek am Alexanderplat. Wegen der starken Nachfrage seitige Beforgung zu empfehlen,

Die Moderne Galerie Wertheim, Boßstraße 24, bat beute ibre Aus. ftellung Alfred Stubin" geschlossen. Am 27. b. M., nachmittags 5 Uhr, ere öffnet fie eine Ausstellung moderner, deutscher Grabbit, die vornehmlich Werke von Bedmannt, Feininger  , Hedel, Hofer, Kandinsky  , Nolde, Bechstein und Schmidt- Rottluf zeigt. In den Räumen der alten Grabbit wird gleich. gettig eine Stodettion englischer und französischer Farbftiche ausgestellt.

ben Frauen stehen nicht etwa Greta Garbo   oder Laura la, Plante an erster Stelle, sondern Clara Bow  , Colleen Moore  , Bébé Daniels  und Dolores del Rio. Bon den Männern werden bevorzugt: Lon Chanren, Tom Mig, John Gilbert  , Harald Lloyd, Emil Jannings  , dort drüben immer noch als literarisch" verschrien, folgt erst an 15. Stelle vor Chaplin, Adolf Menjou am 47., Conrad Veidt   on

69. Stelle.