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Beilage Mittwoch, 17. Juli 1929
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Eßt Sojabrot: Von Dr. Julius Moses Die Grundsage einer erfolgreichen Sozialpolitik ist eine gesunde und ausreichende Dolksernährung. Aufgabe der Ernährungswissen- schast und der für die Ernährung zuständigen Behörden muh es sein, eine ausreichende, besonders eiweißhaltige Nahrung für die Bevölkerung sicherzustellen. Heute noch wie früher wird die über- wiegende Mehrheit des deutschen Volkes in der Hauptsache mit ftor - toffeln und Brot ernährt, ohne daß man bisher vermocht hat, diese beiden Nahrungsmittel gehaltreicher zu gestalten: die Zusammen- setzung dieser Grundnahrungsmittel ist unvollkommen, da sie einseitig nur die Zuckerstosfe und Kohlehydrate berücksichtigt. Wenn man die katastrophale Ernährungslage weiter Volkskreise in Betracht zieht— man denke an den Speisezettel eines Arbeiters aus dem Ruhrgebiet , an die eigentlichen Hungergebiete wie Walden- bürg und das Erzgebirge — so erkennt man, daß die Ernährung?» wisienschast vor großen und für das deutsche Volk vitalen Aufgaben steht. Bisher ist man trotz aller Anstrengungen nicht weiter- gekommen. Seit fast einem Jahrhundert hat sich an der Zusammen- setzung unserer Nahrungsmittel nichts geändert, nur daß— besonders durch den Krieg verursacht— eine außerordentliche Knappheit und Verteuerung vieler wichtiger Rohstoffe eingetreten ist. Die sonst so findige Wisienschast, die uns im Krieg allerlei Ersatzstoffe be- scherte, hat es leider noch nicht fertig gebracht, wirklich neue Wege zur Dolksernährung zu zeigen. Wenn man nun eine durchgreifende Veränderung der Er- nährung der Masien herbeiführen will, so muß man versnchen, die Nahrungsmittel, die Hauptsächlich in Frage kam mm, soweit zu ver- besiern, daß sie hochwertiger werden als bisher. Das ist natürlich nur bei jenen Nahrungsmitteln möglich, die eine solche„Aus- wertung" zulasien. Da die Kartossel hierbei völlig ausscheidet, bleibt dos Brot, das heut« für die breiten Massen das„Nahrungs- mittel" im wahrsten Sinne des Wortes ist, denn mangels anderer Nährmittel muß dos Brot den größten Teil der Ernährung decken. Die Erhöhung des Nährwertes des Brotes, besonders die Steige- rung feines Eiweißgehaltes— bei gleichem Preis— muß angestrebt werden. Dieses Ziel ist heute erreicht— durch die Verwendung der Sojabohne. Die Sojabohne, seit Jahrtausenden bei Millionen arbeitender Menschen in Japan und China als Haupteiweißträger bekannt, hat sich in den letzten Iahren auch in Europa eingebürgert, nicht so sehr wegen ihres außerordentlich hohen Eiweißgeholtes, sondern wegen ihres starken, Mprozentigen Oelgehaltes. Bis vor kurzem hatte man die Tatsache nicht beachtet, daß wir in den restlichen 80 Pro;, der Sojabohne ein in gleicher Vollkommenheit einzig da- stehendes Nahrungsmittel haben. Der Eiweißgehalt des vom Oel losgelösten Sojamehls betrögt durchschnittlich 50 Proz., wobei zu bemerken ist, daß dieses Eiweiß jedem anderen natürlichen Eiweiß volltommen gleichwertig ist, und vom Organismus fast restlos aus- genutzt wird. Don wissenschaftlicher Seite hat sich der große Physiologe und iErnahrungsforscher Gehetmrat R u b n e r besonders für den Zusatz des eiweißreichen Sojamehles zum Brot eingesetzt, um das Soja- eiweiß in großem Ausmaß für die Volksernährung nutzbar zu machen. Das sogenannte Rubnerbrot ist das erste Brot, das in seinem ganzen Aufbau von den bisher hergestellten Brot- gottungen insofern sich unterscheidet, als es die Kohlehydrate und Zuckerstosfe, die im bisherigen Brot überreichlich vorkommen, gegen- über einem erhöhten Eiweißgehalt zurückdrängt. Wir haben im Rubnerbrot ein Volksnahrüngsmittel, dos in bezug auf Nährwert höherwertig ist als das traditionelle Brot, ohne daß hierdurch dos Aussehen oder der Geschmack verändert wird, ja wir können sagen. daß auch der Geschmack wesentlich verbessert wurde. Da auch der Preis keine Erhöhung erfährt, die Bekömmlichkeit des Brotes ge- steigert wird und das Rubnerbrot sich wesentlich länger srisch erhält als gewöhnliches Brot, können wir feststellen, daß das erstrebte Ziel der Brotoerbesserung heute bereits erreicht sst. Auch andere Wissen- schaftler von Rang setzen sich mit Begeisterung für das Rubnerbrot ein. So hat der bekannte Natianalökonom Prof. Carl Oppen- he im er wiederholt auf die volkswirsschaftlich« Bedeutung des Rubnerbrotes hingewiesen. Er betonte, daß das Sojamehl als Eiweißquelle und als Energiequelle für den Menschen das billigst« unter ollen Nahrungsmitteln ist. Professor Rubncr Hat mit der Sojabohne als Brotzusatz ver- schieden« Versuch- angestellt, über die er folgendermaßen berichtet: „Dieses Sojaeiweiß läßt sich ausgezeichnet verwenden, um das Rogqenmehl weil über den Eiweißgehalt de» Weizen» zu bringen: das Sojgeiweiß wird leicht verdau«, der Sonsnmen» erhält also beim Drotgenuß mehr Eiweiß als früher, und dieser Zuwachs ' ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gleich wertvoll." Ueber die Oualilät des Sojabrotes erklärt Rubner: „Ein tadelloses Brot, das Heller ist als die gewohnten Brote. das locker ist und sich außergewöhnlich lange frisch erhält, läßt sich durch Mischen von ganz bestimmten Mengen Roggenmehl mit Weizenmehl und Sojaeiweiß erzielen." Ferner: .Das Sosaeiweiß ist nicht etwa dazu bestimmt, dem Ar- beiter von seiner sonstigen Eiweißration etwas zu entziehe» oder sein« sonstigen Lebens- und Ernährungsgewohnheite» zu be- einträchtiqcn oder gar einzuengen, vielmehr soll aus diese Wesse seine Nahrung mit gutem, hochwertigen Eiweiß angereichert werden, und das haben heutzutage noch unendlich viel Menschen dringend nötig." Diese Ausführungen des Altmeisters der Physiologie und Er- nährungswissenschaft zeigen klar, welche Bedeutung der Ausatz von Sojamehl zum Brot für die Volksernährung Hot. Zu bedauern ist nur, daß man in Deutschland so spät aus dieses Problem aufmerk- sam geworden ist. In anderen Ländern ist man lange schon über das erste Stadium hinaus. Besonders Italien hat sich intensiv mit der Verwertung des Sojamehles in Form von Brot für die Volks- ernährung beschäftigt. Die italienische Regierung hat in einem eigenen Buch ihre Erfahrungen publiziert. Man ist dort sogar soweit gegangen, offiziell die Frage zu erörtern, jedem Brotmehl Sojamehl zuzusetzen, well man sich durch eingehende Untersuchungen, besonders bei der Soldatenernährung, davon überzeugt hat. wie hoch dieser billige Elweißzusatz zu veranschlagen ist. Man darf wohl verlangen, daß Dsusschland nicht mehr hinter anderen Staaten in dieser Beziehung zurückstehen darf, denn das Eiweißproblem ist das für die Ernährung wichtigste Problem. Man macht in Europa die größten Anstrengungen, um sich durch eigenen Sojaanbau von der bisherigen einzigen Bezugsquelle, der Mandschurei , unabhängig zu machen. In Deutschland werden UN verschiedenen Orten Anbauoerfuche mit.der Sojabohne unter-
In London tagt vom 8. bis 13. September der III. Inter - nationale Kongreß für Sexualreform auf sexual- wissenschaftlicher Grundlage, der von der Weltliga für Sexualreform veranstaller wird. Bon englisch -amerikanischer Seite werden an dem Kongreß teilnehmen: Oliver Baldwin , der Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten, selbst Mitglied der Arbeiterpartei und des Unter- Hauses, die Dorkämpserin für Frauenrechte Sylvia Pankhurst , H. G. Wells. Bernard Shaw , Upton Sinclair , Arnold Bennett , Laurence Housman , Somerset Maugham . Hugh Walpole , der Historiker Lytton Strachey . sowie die Wissenschaftler Corr-Saunders, Lowes Dickinson , I. C. Flügel, Huxley, Maynard Keynes und Bertrand Russell . Aus Deutschland , Rußland und Skandinavien haben sich bereits viele Gäste angemeldet. Di« Zusammensetzung der Teilnehmerliste deutet schon daraus hin, daß es sich nicht um einen sachwisienschaftlichen Kongreß handelt, sondern um eine Tagung populärwissenschastlich-sogiologsscher Natur. Als Themen sind vorgesehen: das Problem der Ehe und Ehescheidung, die Fragen der Geburtenregelung, der Abtreibung und der Un- fruchtbarmachung und die nicht nur in Deutschland akute Frage des Rechts einer Zensur bei Publikationen, die sich mit dem Geschlechts- Problem befassen. Referieren werden unter anderem: Magnus H i r s ch f« l d über Sexualwissenschaft, der durch sein Buch bekannt geworden« amerikanische Richter Lindsay über Äomeradschafts- ehe und Bernard Shaw über Zensur und Sexualität. Der Generalsekretär des Kongresses, der bekannte Londoner Frauenarzt Dr. Norman H a i r e, der sich augenblicklich in Berlin aufhält, hotte die Liebenswürdigkeit, einem unserer Vertreter eine Unterredung zu gewähren. Das Gespräch bezog sich vor allem auf die Frag« der Empfängnisverhütung und der Geburtenregelung. Die Gesetzgebung ist in England ungefähr die gleich« wie in Deutschland . Zluch dort ist eine Schwangerschaftsunterbrechung nur erlaubt, wenn der medizinische Befund es unbedingt erforderlich macht. Uebsrtretungen des Gesetzes werden womöglich noch strenger bestraft als in Deutschland , was natürlich nicht verhindert, daß dg? Gesetz in England genau so übertreten wird wie bei uns und daß Gewisienlose, die weder ihrer persönlichen Eignung noch ihrer Vor- bildung nach dazu befugt sind, die Abtreibung zu einem Gewerbe machen. Wenn trotzdem die Frag« der Abtreibung in England nicht die Roll« spielt wie in Deutschland ,— man kennt dort einen Kampf gegen den Gebärzwongporagraphen kaum— so liegt das daran,— und das ist der große Unterschied— daß man dort allgemein auf dem Standpunkt steht, daß Verhütung besser al» der künstliche Eingriff ist. Die Sache jenes zu einer sachlichen Ueberlegung unfähigen Muckertums gegen die Propagierung der Geburtenregelung durch vorbeugende Mittel war in jenem Augenblick verloren, als im Jahre 1876 die Gerichte Ann« Besont und Bradlaugh wegen einer Publikation über Präventivmittel zu einem half pcnny seinem halben Pfennig) Geldstrafe verurteilten. Das war mehr als ein Freifpruch, es war eine moralische Rechtfertigung und seit jener Zeit wqgt man die Gerichte nicht mehr mit derartigen Dingen zu belästigen, denn in England gibt man sich nicht gern der Lächerlich- keit preis. Sind nun in England jene Kresse, die gegen die Geburten- regelung ankämpfen, ausgestorben? Nein, das kann Herr Dr. Haire nicht behaupten. Zwar operiert man dort nicht, wie es bei uns•» gewissen Kreisen beliebt ist, mit nationalen Argumenten, religiös- ethische Motiye spielen aber immerhin noch eine, wenn auch geringe Rolle. Daß ine Anhänger der römisch-katholischen Kirche aus dieser Seite führend sind, ist nur natürlich, da sich die Katholiken — wenn wohl auch kaum mit Recht— durch kirchliches Dogma ge- bunden fühlen. In der angelsächsischen Staatskirche sind es dagegen Geiflliche in hoher Stellung, die sich lebhaft für die Geburten- tontrolle einsetzen. So sst Domherr Inge von der St. Pauls- kirche ein Freund der Eugenetik. Und niemand nahm Anstoß daran, als sich auf einem Kirchcnkongreh im Jahre 1921 Lord Dawson, der erste Arzt des englischen Königs, für eine Regelung der Geburten einsetzte, wie überhaupt in England Aerztc von Ruf in der Frage der Regelung führend sind. Dr. Haire hat mit zehn der bedeutendsten Aer.zte Englands eine» Sammelband herausgegeben(Some more medical views on birth-ontrol; Einige medizinische Ansichten über die Geburtenregelung), der sich niit der Frage der Empfängnis- Verhütung beschäftigt. Die Ncumaltusianische Gesellschaft unter
Leitung von Drysdale und die Gesellschaft für Stiftung der Ge- burtenregelungsstellen treten öffentlich für die Kontrolle ein. Das zeigt schon, daß die Verhütung der Schwangerschaft für England ein ernstes Problem ist, das jenseits des Klassen- und Parteigeistes behandelt wird. Aber auch die Praxis ist in England liberaler als in Deutschland . Einen Gesetzesparagraphen, der die öffentliche Anpreisung von empfängnisverhütenden Mitteln unter Strafe stellt, kennt man dort nicht. Die Vorbeugungsmittel in de« einschlägigen Geschäften öffentlich auszulegen. ist gang und gäbe. In der Leicester Square in London kann man derartiges— in dezenter Weise natürllch— in den Auslagen sehen. Darüber hinaus ist man in England dazu über» gegangen, die Geburtenregelung in ein systematisches Fahrwasser zu leiten. Schon im Jahre 1921 richtete Frau Dr. phil . Marie Stop es, keine approbierte Aerztin, aber eine Praktiterin, deren Ruf, eine der ersten Spezialistinnen auf diesem Gebiet zu sein, inzwischen über England hinausgedrungen ist, in London die erste Stelle für Eheberatung und Ge- burtenregelung ein.(Berlin hat jetzt auch derartige Stellen, wenn sie auch jüngeren Datums sind.) Noch in demselben Jahre gründete Dr. NormanHaire in London eine zweite Beratungs» stelle. Es ist bei diesen beiden Stellen nicht geblieben. Filialen der Beratungsstelle von Dr. Haire findet man heut« schon zwanzig, so in Oxford , Cambridge , Birmingham und Man- chester. Wer finanziert die Stellen? Wie der größte Teil des Fürsorge- wesens, so werden auch die Beratungsstellen aus privaten Mitteln unterhalten, wie ja überhaupt in England die Charity, die private Sozialfürsorge, einen ganz anderen Charakter hat wie bei uns. Ein Versuch, die Verstaatlichung der Beratungsstellen herbeizuführen, vom Oberhaus, dem Hause der Lords— sehr bemerkenswert— gutgeheißen, scheiterte vorläufig an der Opposition des Unterhauses. Dr. Norman Haire hat seine Houptberatungsstell« großzügig ausgebaut. Neben der Beratungsstelle besteht dort ein« Abteilung für Säuglingsfürsorge, eine Abteilung für S cht» an- gerenfürsorg« und eine für künstliche Höhensonne. mit der Mütter und Kinder nach Bedarf behandelt werden. Dr. Haire ist der Ansicht, daß dieser Aus- und Aufbau auch infofern zweckdienlich ist, als jene, die eine gewisse Scheu haben, eine Stelle aufzusuchen, deren öffentlicher Zweck die Empfängnisverhütung ist, den Weg in das Institut leichter finden, wenn es die Form eines allgemeineren Ambulatoriums angenommen hat. Die Beratungsstellen dienen vor allem den Minderbemittelten.� (Die Bemittelten ziehen es vor, sich an den Hausarzt zu wenden.)- Pfarrer, Aerzte und die Wohlfahrlspslegerinnen der einzelnen Polizeireviere(auch diese keine beamteten Persönlich- keiten, sondern aus privaten Mitteln bezahlt), schicken ihre Klien- tinnen dorthin. Es wird dann von Fall zu Fall besprochen, ob und aus welchen Gründen die Empfängnisverhütung ratsam ist, und praktisch geholfen. Dr. Haire ist der Ansicht, daß bei einer der- artigen Durchführung der Geburtenkontrolle die Möglichkeit frühzeitiger Heirat und damit einer natürlichen Ein- «ngung der Geschlechtskrankheiten gegeben ist Er glaubt, daß— für England zumindest— daraus Gefahren für die Bevölkerungsbewegung nicht entstehen, daß im Gegenteil eine vernünftige Geburtenkontrolle den Ausstieg der Bevölkerung nur günstig beeinflussen kann. Er hol Fälle beobachtet, in denen ein Ehepaar, das aus irgendwelchen Gründen zur Verhütung übergegangen war, nach einiger Zeit die Stelle aufsuchte, um sich über die Herbeiführung einer Schwangerschaft Rats zu holen. Und diese Fälle sind nicht einmal so selten: praktssche Beispiele dafür, daß die Stellen keineswegs zu einer allgemeinen Schwangerschaftsmüdigkeit führen, sondern nur die Geburtenfolge vernünftig regeln. Als Beispiel dafür, wie wenig eine hohe Geburtenzahl mit einer außerordentlichen Bevölkerungszunahme zu tun zu haben braucht. führte Herr Dr. Lgire Frankreich an. Obwohl die Geburtenzahl in England niedriger ist als in Frankreich , hat England einen be- deutend größeren Bevölkerungsüberschuß, weil die Kindersterblich- keit in England viel niedriger ist als in Frankreich .
nommen. In Oesterreich, Ungarn, Südslawien und Rumänien haben die Regierungen die Anbauversuche im weitesten Maße unterstützt. Amerika produziert nach wenigen Jahren des Anbaues heu»« schon erheblich« Mengen und auch in A r g e n t i n i e n werden dies- bezüglich große Anstrengungen gemacht. Auch in Deutschland ist die Produktion von Sojabrot nach dem Rezept von Professor Rubner begonnen worden. Der üblichen Mischung von Raggen- und Weizenmehl wird ein Zusatz van etwa 19 Proz. Sojamehl beigefügt. Dieses Brot ist— wie wir uns durch längere Zeit an dauernden Genuß überzeugt haben-- wohl- schmeckend, leicht verdaulich— und was das wichtigste ist— be- sonders nahrhaft. Selbst jenen Menschen, die das gewöhnliche Brot nicht vertragen können, bekommt das Rubnerbrot ausgezeichnet. Nicht allein vom Standpunkt der Dolksernährung ist das Rubnerbrot willkommen zu heißen: auch die landwirtschaft- l i ch e n Kreis« haben ollen Grund, sich für die Verwendung des Sojamehles zu interessieren, da selbst schon geringe Mengen von Sojamehlzusotz die Verwendung ausländischen Weizens für die Brot- bereiwng überflüssig machen und einen größeren Absatz von ein- heimischem Roggenmehl zur Folge haben, so daß der Roggenanbou, der in Deusschland an erster Stelle steht, noch intensiver erfolgen könnte. Betrachtet man also die Frage des Sojabrotes unter diesen ver- schiedenen Gesichtspunkten, so kann man hier den seltenen Fall fest- stellen, daß— was sonst fast nie geschieht— die Interessen der Verbraucher und der Produzenten Hand in Hand gehen. Der Verbraucher bekommt ein hochwertiges, eiweißreiches billiges Nahrungsmittel, auf der anderen Seite erhält die Landwirsschaft durch die Verwendung von Sojamehl sine starke Förderung des Roggenanboues und eine Beschränkung der Weizeneinfuhr. Da die
Sojabohne wegen ihres hohen Oelgehaltes und ihres Reichtums an Lecithin in der deutschen Volkswirtschaft an sich nicht mehr zu ent- behren ist, so könnte die restlose Verwendung des Sojamehles zu Nahrungszweckcn ganz neue Aussichten in volkswirtschaftticher Hin- ficht eröffnen, ganz abgesehen von den neuen Möglichkeiten, die sich für die Landwirsschaft aus dem Anbau von Soja ergeben. Es liegt nun an den berufenen Faktoren in Deutschland , das so lange Versäumte wieder gut zu machen. Dös Ernährungsministe- rwm und der Reichsausschuß für Ernährungsforschung müssen sich unbedingt systematisch mit der Sojasroge beschäftigen und die Wege finden, aus denen das Sojabrot in Deusschland Volksnahrüngsmittel wird. Sie müssen dafür sorgen, daß diese Errungenschaft in weitestem Ausmaß im Interesse der Volksgesundheit der Allgemein- hell nutzbar gemacht wird. Indien unter der Geißel der Malaria. Das Roß-Institut und das Institut für Tropenkronkheiten in London haben soeben den Bericht der Kommission veröffentlicht, die zum Studium der Malaria Indien besucht Hot. Der Bericht schildert dje Situation in den düstersten Farben und illustriert die Lage durch einige eindrucksvolle Beispiele. Danach wird die Bevölkerung von Bombay, besonders die in den Fabriken beschäftigten Arbeiter, aufs schwerste von der Malaria heimgesucht. In Ceylon sind zwei Drittel der schönen Insel tatsächlich unbewohnt und unbewohnbar infolge der Malaria und der Nachkriegsschäden. Und volkreiche Städte der ostindischen Präsidentschaft Bengalen sind aus dem gleichen Grunde zu der Bedeutungslosigkeit von fieberverseuchten Dörfern herab- gesunken. Stattliche Landhäuser beherbergen hier als einzige In- fassen heute nur noch Wildschweine und Leoparden. In der Stadt Birnagar wurde die Einwohnerschaft in wenigen Jahren von rund 80 000 auf 2300 Köpfe durch die Malaria reduziert.