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Mittwoch 19. Februar 1930
Unterhaltung unü Wissen
Beilage des Vorwärts
3)urch Aliens SSu Sven Medim 65. Qeburlslag
Sven Kein», der schWcdisch««ntdeckiinssreisenb«, feiert em 19. Sc bruar feintu. Eeduristaq. Sgcnn er on diesem Tag« auch fern in Air.'» niiP  ,!oedcnlt seiner dbtJVft doch die Wissenschaft und die literarisch Znteresücrte Welt. Der Korscher befindet sich»ur Zeit am seiner, menl'chlichex Toraussscht nach, bedeutendsten?eise in Asien  . Zur Nachre 1SÄ> besann lr in Pelina die ardht« Erpedit.on»Isaminenzu. steilen, die!e nach Znnerasleu auiaebrochen ist. Erbirterter Wider» stand der chrnessschen ZZceieruna ivar>u ilberivind'n. Aus Gcanern n>u-dcn die tlb nesen Kreunven und KiirdcrerN des Plane», sa»u Teilnebmcrn an der.Schweb sch-Deutsch  -sshinesischen Asien.Erpedit.on". Sven Lochia lrk da» Buch Wer diese» arokÄailie Korschunasüntec nclunen imaelädr 72 Wissenschaftler und Dutztude von cinqeborellcn Selsern nckrnen au ihm teil, der Tross besteht aus unaefähr AS Käme. Iml erst vor kurzem bei seinem deutschen Tesamtverlcacr ff. A Srochhaus, kt tuis, erscheinen. E« heißt:.Auf großer ffa h r t". Me nc �rvcd it. on durch die Wüste Evdi 1327128. Der folgende Ab» schnitt ist dmtans. Am 8. Dezeotbex lief der Weg zunächst nach Säten und Süd- niesten. In einer ÄZmmmung erhob sich eine einzeln stehende pyra- lssidensörmige kleine. Kuppe mit einem Steinhaufen an ihrem Fuß. 7Mt einemmal hörte der üppig« Pflanzemvuchs auf, und wir ritten furch«in eigenartige, gerade ansteigendes Tal. das kaum 100 Meter breit war. Schwarze mächtige Berge sielen zu beiden Seiten' steil ,u der ebenen. Talsohle ab. Di« Landschaft war erhaben, aber düster. Das Tal weitete sich dann,, wir zogen durcy eine natürlich« Pforte zweier mit Steinmalen gekrönter kleiner Erhebungen und erreichten einen sehr unwirtlichen Lagerplatz, wo sich weder Wasser noch Weide fand und der Brennstoff spärlich war. Der Verbrauch uou Wasser zum Waschen oller Art wurde daher verboten, und auch die Küche erhielt d* Mahnung, zu sparen. Die Hunde mußten mit dem Spülwasser vor lieb nehmen, aber konnten sich an dem Schnee- vhadlos halten, der hier und da noch in Streifen. lag. Am Abend bot sich uns ein Schauspiel, das ich nie vergessen werde. Im Osten hörte man in der Ferne den alten wohlbekannten Hlang der Karawanenglocken, die im taktfesten, feierlichen Rhythmus nns immer näherkämen. Sm, Hummel und ich gingen hinaus, um en nächtlichen Zug vorbeiziehen zu sehen. Der Dollmond goß sein silberweißes, kaltes Licht über die Wüst«. Schon um 8 Uhr chatten wir 12 Grad Kälte, aber der Wind hatte sich gelegt. Wie Schatten fruchten die ersten Kamel« auf. Mächtig und majestätisch schritten sie in ihrem ruhigen, würdigen Gang dahin, und ihre Lasten waren nut und gleichmäßig auf ihren Packsätteln verteilt. Alle Karawanen- ieute gingen zu Fuß. Die Stimmung war bezaubernd. Unzählige Male hatte ich dieses Schauspiel schon gesehen, aber ich konnte es immer wieder sehen. 2lm nächsten Morgen ging es weiter auf der Via dolorosa  «Leidensweg) der Kamel«. Ein furchtbarer Westwind drang mir durch Mark und Bein, und ich sehnte mich nach dem Lager TXXII. Glück hatten wir nur 14 Kilometer bis zu einer offenen Quelle, l eren Eisschollen von leidlicher Weide umgeben waren. Am Feuer.} >13 schon zwischen den Zelten brannte, unterzog mich Dr. Hummel einer ersten Untersuchung und stellte sogleich mit unbeirroarer Sicher» heit die Diagnose: ein neuer Gallcnstcinanfall. Er verordnete mir -stche zunächst für heute und morgen Mein Einspruch fruchtete nichts. Unter temin Umständen wollte ich den Marsch der Kara- iaane aufhalten, zumal da unsere Lage kritisch, unsere Kamele müde waren und unsere Lebensmittel zur Neig« gingen. Im Lager lSXXII einen Tag zu bleiben, tat uns keinen Eintrag: Wasser und Weide waren besser als gewöhnlich. Ich wurde daher sogleich zu Bett ge° bracht und wie ein kleines Kind gehegt und gepflegt. Während des Ruhetages langte eine mongolische Karawane aus 'ltv-hfi an der Quelle an. Sie beförderte Graupen und Mehl nach Dschasakw-han. Bor zwei Tagen waren sie mit Rortns Kolonne ntsainmengetroffen und erzählten, daß diese heute, am 10. Dezember, ei der Quelle Sebistei drei Tagereisen südwestlich von hier lagern wollte. Diese Nachricht war wohltuend, denn ich'war etwas in Sorge um die Kolonne gewesen, die durch unbekannte Gegenden zog. Seit mehreren Tagen ging der ganze Stab zu Fuß, auch die C hinesen. Da die Kräfte unserer Kamele immer mehr abnahmen und fast täglich ein neuer Märtyrer zurückblieb, mußten wir ihre Tragkraft schonen und auch die Reitkaniele als Lasttiere verwenden. Die Mongolen, die nicht gewohnt sind zu gehen, ritten noch, und ich i',ronte wie gewöhnlich in meinemM astkorb Dr. Hummel schritt an meiner Seite, als wir am 11. Dezember um K!9 Uhr aufbrachen. Die Luft war still und der.Himmel bewölkt. »iach einem zweistündigen Marsch befahl er Halt, zündet ein prasseln- .es Feuer an und bettet« mich in Pelze auf dem weichen Sand. Sch haste solch« Gallensteinschmerzen, daß er mir eine Einspritzung i-on Morphium und Koffein gab, die wie ein« Befreiung wirkt«. Jolle zwei Stunden blieben wir am Feuer liegen, und als wir dann :n den Spuren der andern wetterzogen, saß ich nicht gerade sehr »icher aus meinem hohen schaukelnden Reittier. Nie habe ich mich io sehr noch dem Lager gesehnt. Wir legten 20,6 Kilometer zurück, und ich zeichnete wie bisher die Marschroute. Endlich erblickten wir m der Ferne den Rauch eines Lagerfeuers und landeten schließlich bei. den Unsrigen. Meine Jurte stand schon fertig da, und ich bezog meinFeldlazarett". Am Abend bracht« Dr. Hummel seinen Schlafsock,. seine Pelze i.nd übrigen Sachen in meine Jurt«, um mich pflegen zu können, irenn es nötig würde. Als wir am Tage darauf in der gewohnten Weise hinter unserer Zkarawan« herzogen und nur noch 2 Kilometer van unscrm Läget entfernt waren, das die Nummer LXXIV trug, erblickten mir gegen die Sonne zwei Gestalten, di« uns rasch entgegenkamen. Der ein« mar Larson. der ander« Nonn! E« war uns eine große Freude, Rorin wohlbehalten zu sehen und zu hören, daß Bergman und von Marschall on der Quelle Sebistei knapp 50 Li nach Südwesten lagerten. Im Lager LXXIV, wo es kein Wasser gab und di« Weide Hstecht war, blieb Nonn über Nacht bei uns. Es galt jetzt, meinen armen Leib in irgendeiner Weise an die Quelle Sebistei zu be. fördern, wo alles: Wasser, Weide und Brennstoff vorhanden war und wo der Arzt mit unnachgiebiger Entschiedenheit zwei Wochen Ruhe süx seinen Patienten forderte. Ebenso bestimmt verbot er mir zu reiten, da der wiegend« Gang des Kamels meinen unruhigen Gallensteinen offenbar nicht bekömmlich war. Aber wie in aller Well sollte ich nach Sebistei kommen wenn -ch nicht gehen konnte und nicht retten durste! Irgendein Gefährt gab es hier natürlich nicht und konnte mtt dem geringen Borrat an Holz, den wir mllhatten, auch nicht angefertigt werden. Der Wassermangel zwang uns schon am folgenden Morgen, zur Qaette Sebistei weiterzuziehen. Professor Siu machte den Lorfchlag,
aus Zettstangen und Kistenbrettern einen Schlitten herzustellen. Der könnt« entweder von Kamelen oder von Männern gezogen werden. Aber Larson erklärte, ein solches Fahrzeug würde infolge des stelm- gen Bodens schon nach zwei Kilometer erledigt sein. Er selbst war für eine Tragbahre, die von mer reitenden Mongolen auf ruhigen Kamelen getragen würde. Ick) versicherte jedoch, daß ich durchaus keine Lust hätte, ein solches Flugzeug zu besteigen, das jeden Augen- blick Gefahr lief, entweder zwijchen den vier Kamelen zerquetscht oder, wenn die scheuenden Tiere nach vier verschiedenen Richtungen zogen, ausoinandergerissen zu werden. Dann brach der 13. Dezember an, ein Tag, der in der Chronik meines Lebens mtt drei Sternchen bezeichnet werden soll. Er ist ein« meiner teuersten Erinnerungen, denn er schenkte mir«inen der größten und schönsten Beweise von Freundschaft und Opferwillig. kett. die ich je erfahren Hab«. Ich glaube auch, daß meine Gesähr- len sich des 13. Dezembers erinnern werden das eine ist jedenfolls sicher, daß sie nie vergessen werden, wie schrecklich schwer ich wat und wie wunderlich'es sich ausnahm, einen lebenden Mann über di« totenstille Wüste Gobi   zu tragen. Um 5�10 Uhr brachen wir aus. Draußen»artete sine eiserne Bettstelle. An den beiden Längsseiten waren zwei zusammen- gebundene Zellstongen befestigt. Das Bett bestand aus dem Schlaf- sack und einigen Kissen. In Kaschmirstieseln, Katzensevpelz und Mütze legte ich mich darauf und wurde mit dem großen Schafpelz zugedeckt. Die Bahre mtt allem Zubehör wog mindestens ebensoviel wie ich selbst. Gut vierzig Kilo lasteten auf jeder der Schullern, die mich trugen. Sobald ich wi« eine Mumie eingehüllt war, trat die erste Trägermannschast an Ihre Plätze; Heyder und Hummel, Rorin und von Massenbach hoben auf ein gegebenes Zeichen die Bahre auf ihre Schuttern   und setzten sich in Bewegung. Nach acht Minuten trat Malle Lama an Heyders Stelle, während die andern drei Herren nur die Schullern wechfaUen. Dann griffen neue Träger zu: Lieberenz und sein Diener Charly sowie der Mongole Dschang- sun. Der Marschtakt und das Gewicht machten es notwendig, daß all« sieben Minuten gewechfell wurde. Wir hatten also zwei Mann- schaften, die einander ablösten, so daß jeder Träger sieben Minuten trug und die nächsten sieben Minuten frei ging. Ich hatte mein« Uhr in der Hand und befahl Hall, wenn die Zett um war. Ich machte auch Tageduchaufzeichnungen in meine Kladde, ganz wie gewöhnlich. Die mongolische Mannschaft verstand nicht, im Takt zu gehen. Aus ihren Schullern waren die Bewegungen ruckweise ungleich. Ich hatte das Gefühl größerer Ruhe und Sicherheit, wenn die vier Europäer wieder unter di« Bahre traten.
£emminge im./Innrntieb Die Landwirtschast der nordischen Länder steht mtt großer Be- sorgnis dem Sommer eptgegen. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß wieder ungezählte Scharen von Lemmingen über das Land herfallen werden. Was soll da aus der ganzen Ernte, dem Korn. Früchten und Gemüsen werden? Der Lemming ist jene große Maus, die wohl durchschnittlich nur 12 Zentimeter mißt, die aber häufig zu der Größe einer kleinen Hauskatze heranwächst sie ist oben braungelb mit dunklen Flecken: Unterseite. Pfoten und Schwanz sind sandgelb und die infolge ihrer Größe und der Mossenhoftiokeit, mit der sie auftritt, alles vernichtet. Sie kommt von den höheren Gebirosregionen und den gefrorenen Morast- flächen der Tundren, wo sie unter Steinen oder Moos ihre Höhlen baut, in Massen in die Niederungen. Nur für den Lappen ist ihr Fleisch eßbar, und das auch nur alp Rotbehelf in Hungerjahren. D:« bösen Anzeichen, die sie ankündigen, sind einmal der milde Winter; serner treffen bereits ihre unvermeidlichen Vorboten ein, ihre Feinde, die Raubvögel, die, von sicherem Instinkt geleitet, schon jetzt auf sie warten, um eine unbarncherzige Jagd auf sie zu machen: die Bussarde, alle Eulenartcn, von der schneeweißen Nord- landseul« an bis zur großen Adlereule, die Habichte, Falken und Sperber. Trotz der erbarmungslosen Jagd, di« Habicht? und Bussard« am Tage, die Eulen in der Nacht ausüben, bleiben so viele Lemminge am Leben, daß eine Abwehr für und durch den Menschen we- nigstens bis jetzt unmöglich gewesen ist. Ei« kommen nicht in jedem Jahr in gleichen Massen, aber in einzelnen Jahren, wie 1007, 1012, 1022 sind in Lappland  , Norwegen  , dem nördlichen Schweden   Tau- sende von Quadratmeilen von ihnen verwüstet worden: 1007 sind sie sogar bis Dänemark   vorgedrungen. Sobald sie eimnal die Ab- hänge und Schluchten der Berge verlassen haben, ist alle», was sprießt, ist jedes grün« Blatt vernichtet, die Borke von den Bäumen genagt, der Busch �kahl gefressen. Zluch die Todfeindschaft der mordenden Raubvögel kann das nicht verhindern. Wie diese unter den Lemmingen aufräumen, haben gerade jene furchtbaren Jahre gezeigt: man hat damals beobachtet, daß infolge der reichen Beute die Habichte, Bussarde, Eulen damals zwei- bis viermal mehr Junge ausbrüteten als gewöhnlich. Der Bauer mit Hunden und Katzen ist vollständig machtlos: mit der Katze nehmen es die großen Lem- minge überdies auf. Sobald sie ein« Gegend verwüstet haben was sehr schnell geht setzen sie ihren Verwüstungsfeldzug fort. bis sie zum Meer kommen, und da sie gute Schwimmer sind und breite Flüsse überschwimmen können, stürzen sie sich achtlos in di« See. Langsam ermatten sie, um schließlich unterzugehen; aber im nächsten Jahr sind wieder neue Lemminge da und, nach einiger Zeit der Ruhe, sogar wieder die furchtbaren Massen. Der weil'- lich« Lemming wirft in jedem Jahr acht bis zchn Junge.
iftuiifi SSauer:
Wlein Xumpenmann ermähll
Die Leute stellen sich unseren Beruf viel zu einfach vor. ,. Lumpenmann", das ist schnell gesagt. Aber was meinen Sie, was wir für Fachkenittniss« haben müssen! Altpapier ist Altpapier. Das ist richtig. Da gibt's nicht viel Unterschiede. Aber bei den Lumpen gibt es sehr viel Unterschiede. Das Minderwertige ist Schrenz: das sind hauptsächlich Seiden- und Teppichlumpen. Dann kommen Lumpen aus Tuch, aus Baumwolle, aus Putzlappen, aus Wolle, und es kommt weiter darauf an, ob es sich um feine oder grobe Stoff« hondslt. Es gibt Kollegen, die können mit verbundenen Augen in einem Lumpensack herumwühlen und können Ihnen ganz genau sagen, welche Stofsarten sie in den Fingern hatten. Dann die Metalle und Felle. Da müssen wir auch ganz genau di« verschiedenen Arten unterscheiden können. Na, Lumpen. Metalle, Felle, Flaschen: das sind alles schon die besseren Sachen, di« kriegen wir nicht alle Tage. Der Hauptartitel ist Papier  . Die Leute rechnen ja heute so genau und fragen erst herum, wer das meist« zahll." In dem sogenanten besseren Vierteln ist's dabei noch schlimmer als in den Arbettervierteln. Gestern fragte mich eine Frau, was ich ihr für«in« Zinkwanne gäbe. Ich bot ihr 10 Mark. Da hätten Sie bloß hören sollen, wie die Frau mich angefahren und beschimpft hat! Di« Lumpenhändler wären alle Spitzbuben, Betrüger und Gauner. Bruch, warf st« die Tür zu. Ader nun überlegen Sie mal, daß ich an der Wann« höchstens 2 Mark 50 verdient hätte. Und da hätte ich sie noch zerschlagen, ausladen, abtransportieren, abladen müssen. Mehr als solch eine Wanne kann ich auf meinem Wagen auch gar nicht fortschasfen. Der Arbeitstag wäre also für mich vor- über gewesen. Ueberhaupt das Publikum! Es kommt immer ganz daraus an, wie die Leute in Stimmung sind und wie sie Zeit haben. Manche sagen, daß sie nur on alt« Lumpenmänner oerkausen. Dann die Unzuverlässigkeit! Bor ein paar Tagen hielt mich eine Frau aus der Straße an. Sic hätte soooviel Papier? Ich sollte morgen um 11 mal dort und dorthin kommen. Ich mache mir am nächsten Morgen auch extra den Weg. Da ist natürlich niemand da und ich kann wieder abdampfen. Mit der Zeit bildet sich selbstverständlich ein Kundenkreis heraus. Ich habe jetzt so fünfzig, sechzig Kzauz- Haltungen, von denen ich genau weiß, daß sie ihre Abfälle für mich aufheben. Am meisten ist bei Umzügen und Todesfällen zu erben. Wenn Sie da mal was hören sollten...!" An wen ich meine Waren verkauf«? An den Produktenmittel- Händler..Sie müssen nämlich wissen, daß ich zwar dem Namen nach ein sogenannter freier Händler bin und auch mein Umsatzsteuerheft habe. In Wirklichkeit bin ich aber bloß ein Angestellter, und so wie mir gehl's in Berlin   noch ungefähr 5000 anderen Lumpenmännern oder Produktenkleinhändlern, wie wir offiziell heißen. Ich kriege frühmorgens vom Mittelhändler meinen Wagen, die Moll« wi« wir sagen, gestellt und S bis 10 Mark Ladegeld. Wir leben ja alle von der Hand in den Mund und 95 Vroz. von uns könnten ohne Lade- qeld bestimmt nicht auf Tour gehen. Der M'ttelhändler verlangt von uns, daß wir den gesamten Einkauf an ihn abliefern. Manchmal wird gemogelt und gewisse Sachenoerschetten" wir auf eigene Faust. Aber das darf der Mittelhändler nicht merken, sonst heißt's: Wenn du mir nicht alles gibst, aller Freund, dann brauchst du mir von morgen früh an überhaupt nichts mehr zu geben! Ra. wenn ich so ein halb mer, um vier bei meinem Mittelhändler ettttrudele,
dann ist der Tag für mich noch nicht zu End«, dann geht das Sortieren los. Wenn ich hochwertige Lumpen zu den weniger wert- vollen leg«, da sagt der Mittelhändler kein Wort, aber Sie sollen mal sehen, wie er in Schwung kommt, wenn er etwa unter allen Strümpfen, die er mir höher bezahlen muß,«in bißchen Schrenz findet!" Wissen Sie, das größte Elend bei uns ist: Unsere Branche ist übersetzt. Es gibt viel zu viel Zwischenhändler, und je weniger einer wirklich arbeitet, um so mehr will«r verdienen. Beim Papier ist's einfach. Wenn der Mittelhändler einen Waggon zusammen hat, verkauft«r ihn an Joses Schimck, der den Markt vollständig be­herrscht und di« Preise diktiert. Aber die anderen Produkte gehen oft durch fünf, sechs Hände, ehe ste an Ort und Stelle sind. Wir haben jetzt einen Jnteresseiwerein der Produktenkleinhändlcr ge° niündet und unser Ziel ist es, frei von den Zwischenhändlern zu werden. Aber das ist leichter gesagt als getan. Auch wenn sich immer je ein-Dutzend zusammentun wollten, um auf eigene Faust zu arbeiten: es fehtt uns am Betriebskapital, um anzufangen. Was» denken Sie. wieviel Ich die Woche verdiene? Sechzehn bis Zipanzig Mark. Gestern habe ich meiner Frau ganze 50 Pfennig abliefern können. Heute komme ich vielleicht aus drei Mark. Wenn ich ganz großes Glück habe, springen auch einmal 15 Mark an einem Tage heraus. Aber davon träumt man dann noch ein halbes Jahr. Mir mal neue Kleidung anzuschaffen: daran kann ich nicht denken. Was ich auf dem Leibe trage, das habe ich alles aus meiner Molle gefischt. Ob wir auch weibliche Kollegen haben? Das schon. Aber nicht viel. Für Frauen ist unser Beruf im allgemeinen zu beschwerlich. Wir müssen bei Wind und Wetter unterwegs sein, müssen den Einkauf auf di« Moll« fcbleppen, müssen die Molle stundenlang ziehen: das hält ja mancher Mann nicht aus. Am besten haben wir uns noch in der Inflation gestanden, da war jeder Putzlappen,, jedes Povier- fchnitzel ein kleines Wertobjekt. Aber heute... Ein trauriges Brot. das Lumpensammeln, das können Sie mir glmstien..
Da» Gebiß im Magen. Es handelt sich hier nicht etwa um einen Unglücklichen, der sein künstliches Gebiß versehentlich verschluckt hat, sondern um Säugetiere, die ganz ordnungsgemäß ihre Zähne im Magen haben. Es sind, wie die.Leipziger Illustrierte Zeitung  " erzählt, di« Schuppentiere, eine sieben Arten umfassende Ordnung von Tieren, di« sich zeitlebens ohne Zähne behelfen müssen. Seil same, uns überlebt. anmutende Gestatten sind es, die mit ihrem Kleid ans tannenzopsenartig angeordneten, beweglichen Hornschippen mehr an gewisse Ech'enarten als an Säugetiere, erinnern. Sie leben in West, und Südafnka, Indien  , Südchino, auf Ceylon und den Sudaninjeln. Ihre Kleidung besteht in Ameisen. Termiten und anderen Insekten, deren Chttinpan-er unzerkleinert in den Magen gelangt und an diesen die höchsten Anforderungen stellt. Er ist für leine besonder« Ausgabe ausgerüstet, indem«r in seinem vorderen Teil innen mit einer aus derben Zellcnpläitchen zusammengesetzten Hornhcmt versehen ist, wahrend der hinti"»« Magenteil einen k»r-«n engen Schlauch bildet, in dem zwei Reihen zackiger Harnzähne gegeneinander arbetten. So unrd die oberflächlich zerschrotet« und mtt dem Sekret der wenigen Maaendrüsen getränkte Nahrung gründlich durchgekaut, bevor sie'dem Darm zur Ausnutzung Sberaüt- wartet wird.