Fünf
Umwelt, Anlage und Erziehung
In der Berliner Universitätstindertlinit fand, sürzlich ein Rongreß von Aerzten und Pädagogen ftatt, auf dem die wichtigen Fragen ,, ind und Umwelt, An. fage und Erziehung" behandelt wurden. Geheimrat Czerny hob in seinen einleitenden Worten hervor, daß der Arzt und besonders der Kinderarzt einen Einblick in die Probleme der Erziehung haben muß; denn der Arzt ist der erste, zu dem die Mutter geht, wenn ihr am Rinde etwas auffälit". Der Arzt muß taher über das Seelenleben des Kindes, über Heilpädagogit, über Erziehungsfehler genau so Bescheid missen mite über die förperlichen Gefahren, die dem Kinde drohen. Die Aerzte für die pädagogischen Probleme zu interessieren und eine Zusammenarbeit zwischen Heilfunde und Pädagogik anzubahnen, war die Aufgabe des Kongreffes, auf dem man neben befannten Schulmännern die Leiter von Erziehungsheimen und viele Schulärzte erblickte.
Autorität oder Freiheit.
Dr. Wichmann vom Religionspädagogischen Institut Berlin entwickelte das Thema Begriff und Umfang der er ziehung. Der Bortragende fieht in einer Einmirkung auf das Bersönliche des Kindes die Aufgabe der Erziehung, er hält deshalb eine starte Autorität für notwendig. Diesem Standpunkt trat Professor Adolf Jensen , der verdienstvolle Gründer der Berliner Rütfi- Schule( Reukölln), in außerordentlich be achtenswerten Ausführungen entgegen. Die Erziehung joll nicht auf die Persönlichkeit des Kindes von außen ein wirken, sondern GeTegenheit zum Aus mirten geben. Biel mehr Freiheit ist in Schule und Erziehung notwendig, damit sich die schöpferischen Kräfte des Kindes entfalten fönnen. Dies fann geschehen durch die Erziehung in der Gemeinschaft zur Gemeinschaft". An Beispielen aus der Praxis zeigte Jensen die Ueberlegenheit der ..neuen" Schule, die alle Kräfte des Schülers entwickelt, über das alte System, das durch eine Fülle von Einzelanforderungen die Selbständigkeit des Kindes erdrückte.
Sehr wichtig ist die Frage, welchen Anteil Bererbung und 11mwelt( Milieu) an der Entwicklung des Jugendlichen haben. Sind es etwa die Lebensverhältnisse, die so viele Kinder nervös oder pinchopathisch werden lassen, oder handelt es sich hier um eine nererbte Anlage? Ueber die wissenschaftlichen Forschungen zu diesem Broblem berichtete Professor Freiherr von Verschuer vom Kaiser Wilhelm- Institut für Anthropologie in Berlin Dahlem . Das wesentliche Hilfsmittel ist die 3 willingsforschung. Es gibt 3millinge, die aus einem Ei entstehen, die also die genau gleiche Erbanlage befizen, und solche aus zwei Eiern, die also erbverschieden sind. Man tann nun zum Beispiel erbgleiche 3millinge beobachten, die im Laufe ihres Lebens in ganz verschiedene Immelt gefommen sind und feststellen, ob fie förperliche oder feelische Ber schiedenheiten aufweisen. Ist dies der Fall, so müssen die entftandenen Unterschiede allein auf den Einfluß des Milieus zurüd geführt werden, da ja die Anlage in diesen Fällen dieselbe ist. Diese michtigen Forschungen stehen noch im Anfang; es ist zu hoffen, daß fie zu Ergebnissen führen, die auch für die Pragis von Bedeutung sind.
Eine Reihe von Vorträgen befaßte fich mit der Frage, wie man die Intelligenz eines Kindes feststellen tann; dies ist michtig, um die für das Kind geeignete Schulgattung auswählen zu tönnen. Professor Wolfgang Köhler ( Berlin ) sprach über das Wesen der Intelligenz" und zeigte die Schwierigkeiten bei dem Versuch festzustellen, worin intelligentes Verhalten" beruhe. Besonders interessant waren die Vergleiche aus der Tierpsychologie, die er heranzog; Professor Köhler hat befanntlich die berühmten
Berjuche über die Intelligenz der Menschenaffen ausgeführt. Ueber den Wert der Intelligenz- und Eignungsprüfungen, die besonders in Amerita start verbreitet sind, waren die Ansichten geteilt. Während die einen solche Prüfungen ablehnen, weil sie zu fabrikmäßig" find, glauben die anderen, daß man durch vernünftige Anwendung dieses Berfahrens ein richtiges Bild von der Begabung geminnen fann. Sehr eingehend wurde das Problem der nerpöfen und psychopathischen Kinder behandelt; hier interessierten die Berichte aus der Pragis, die von einer Reihe von Fachleuten gegeben wurden.
Das verwahrloste Kind.
Das heute besonders start umfämpfte Gebiet der Zwangs. erziehung für Dermabrlofte und gefährdete Kinder und Jugendliche behandelte Obermagistratsrat Knaut vom Landesjugendamt Berlin . Er entwickelte die großen Schwierig feiten, mit denen die Fürsorgeerziehung zu fämpfen hat. Da die Jugendämter wissen, daß die Einmeijung in die Zwangserziehung einen schweren Schlag für die betroffenen Eltern und Kinder be deutet, sucht man mit Recht mit der Fürsorgeerziehung möglichst lange zu marten und man greift nur in den verzweifeltesten Fällen zu diesem Mittel. Dadurch tommt es, daß sich in den Anstalten nur sehr schwierige Fälle anhäufen, bei denen die Berwahrlosung oft einen sehr hohen Grab erreicht hat. Die erzieherische Beeinflussung ist dann oft nicht mehr möglich. Der Redner schilderte auch das Milieu, aus dem die Fürsorgezöglinge zum großen Teil stammen. In 70 bis 80 Broz der fälle tommen diese Unglücklichen aus pöllig zerstörten Familien. aus denen die Jugendlichen geradezu herausgedrängt werden. Die so allein und ohne Schutz Dastehenden finden dann Anschluß an zweideutige Kreise, durch die eine weitere Vermahrlosung gefördert wird. 90 Proz der weiblichen 3öglinge haben vor Cinmeisung in die Anstalt öffentlich oder heimlich Prostitution ge trieben, 60 Proz. der männlichen Infassen betätigten sich homosexuell. Gehr viele dieser entgleisten Jugendlichen finden Aufnahme in radikal politischen Bewegungen, wo sie nach amtlichen Feststellungen nft als Stoßtruppführer Berwendung finden. Dazu eignen sie sich, weil sie bedenkenlos und verwegen sind. In der Anstalt zeigen diefe 3öglinge dann eine außerordentlich feindselige Einstellung gegen den Staat, so daß fie selbst dem mohl meinensten Erzieher Mißtrauen entgegenbringen. Obermagistratsrat Knaut, der selbst in der Fürsorgeerziehung an verantwortlicher Stelle steht, gab zu, daß vielfach Fehler in der Erziehung gemacht wurden, er gab aber immer wieder zu bedenken, wie schwierig die hier porliegende Aufgabe ist. Eine Reihe wohldurchdachter Bor schläge zur Verbesserung stellte er zur Distussion; er wies darauf hin, daß auch die Auswahl der richtigen Erzieher heute fehr schwierig ist.
New York , 21. März. Die sozialistischen und Arbeitergewerkschaften überschwemmen zur Zeit Regierung und Behörden mit Denkschriften über das Arbeitslofenproblem in den Bereinigten Staaten und berechnen die gegenwärtige Zahl der Arbeitslosen auf fünf Millionen. Da jedoch feine offiziellen Statistiken geführt werden, ist es sehr schwer, diese Angaben nachzuprüfen.
Um so notwendiger wäre die amtliche Zählung der Arbeits lofen. Die Ueberschwemmung mit Denkschriften wäre sicher nicht gefommen, wenn nicht die Arbeitslosennot sich ausgebreitet hätte.
Wenn der Winter milde war...
müssen die Bergleute im Frühjahr feiern. Duisburg . 21. März.
In einer Versammlung von Bertretern der Bergwerksgesellschaft Diergardt Mevissen und des Betriebsrats der in Duis. burg Neuentamp liegenden Schachtanlagen der Gesellschaft erflärte die Verwaltung, daß fie am 1. April 300 Arbeitern zum 15. April wegen Abfahschwierigkeiten fündigen müffe.
Die Genehmigung der Demobilmachungsbehörden sei nachgesucht, aber noch nicht erteilt. Der Betriebsrat hält die beabsichtigte Entlassung nicht für begründet und mill sie mit Unterstützung der Behörden und der Gewerkschaften verhindern.
FUNK UND
AM ABEND
16.05 Armin T. Wegner : Im Faltboot über den See Genezareth . 16.30 Deutsche Frühlingslieder im Laufe von 500 Jahren. 17.30 Zwillinge und Doppelwesen.( Dr. Johannes Holtfreter.) 18.00 Das neue Buch.
18-10 Programm der Aktuellen Abteilung. 18.30 Herbert Ihering : Boulevard- Kultur. 19.00 Unterhaltungsmusik..
20.00 Frühling der Großstadt"( Zusammenstellung: Alfred Mühr )( Mitw.: Agnes Straub , Ernst Busch , Alfred Mühr u. a.).. 21.00..Gegenwartskomponisten."
22.30 Dr. F. Anders: Kartenspiele, Anschließend Abendunterhaltung( auf Schallplatten).
Königs wasterbauses.
16.00 Direktor Dr. Paul Ladewig: Grundsätzliches zur Lehrerbücherei. 16.30 Nachmittagskonzert van Leipzig . 17.30 Mersmann: Gespräche über Musik,
Die Tagung brachte auch auf vielen anderen Gebieten wertvolle Anregungen, und es ist zu wünschen, daß dem Problem der Erziehung und vor allem der großen Frage nach der sozialen Fürsorge für die gefährdete Jugend immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet 17.35 Dr. Kurt Neu: The Möglichkeit der Kapitalbeschaffung für industrielle wird. Dr. S. Weinberg.
Ein Tanzabend der Dresdener Balucca- Schule wird heute, Freitag, den 21. März, 20 Uhr, vom Bolfsbildungsamt Kreuzberg im Orpheum, Hasenheide Ede Graefeftraße, ver anstaltet. Zur Borführung gelangen Einzel- und Gruppentänze. Die Begleitung führt Herbert Trantow , Dresden , aus.
Wetter für Berlin : Nach flarer falter Nacht wieder Bewölkungs. zunahme und etwas milder. Für Deutschland : Im Süden und Südosten noch heiter, sonst meist moltig, verbreitete Nachtfröfte.
Unternehmungen.
18-20 Prof. Dr. Dietrich: Besinnliche Viertelstunde. 18.40 Englisch für Fortgeschrittene.
19.05 Dr. med. Kaufmann: Die Frau.
19.30 Wissenschaftlicher Vortrag für Aerzte.
20.00 Von Leipzig : Reichskundgebung zum Tag des Buches. 20.50 Konzerthaus Stettin : III, Chorkonzert
Berantwortl für die Redaktion: Bolfgang Sajwarz, Berlin ; Anzeigen: Th. Glade, Berlin Berlag: Borwärts Berlag. m b S., Berlin . Drud: Borparts Bude bruderei und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co. Berlin SB 68. Lindenstraße& Sierzu Beilage.
Wirtschafts- Woche
Satus
K
B
G
Bierbecher.
Sonnabend, den 22.
Glas
0.35 0.22 0.18 Weingläser mit grünem Fuß 2 Stück 0.48 Weingläser do. Schliff Sonne 2 Stück 0.95 Rotweingläser Likörgläser.
B
00
0.55 0.48 0.45
6 Stück 0.85
Likörgläser a. grünem Fuß 0.48 0.32 0.22 Glasschalen Preßglas 0.50 0.38 0.25 0.10 0.08 0.06 .0.28 0.22 0.78 0.48
Glasteller
Butterglocken
99
Käseglocken
99
Salz- u. Pfefferstreuer im Karton 2 Std. 0.35
Porzellan
Dejeuners 5 teilig 2.65 2.10 Gedecke 2 teilig 1.10 0.85 Tassen m. Untertasse gold 0.25 weiß 0.12 Kaffeeservice 9teilig 4.85 4.25 3.75 Kaffeeservice 16 teilig 9.75 9.25 8.25 Teller 19 cm gold 0.25.. bunt 0.22 Abendbrotteller Feston gold... 0.38 Eẞteller tief und flach. 0.48
•
Sätze 3 teilig gold 1.30. weiß 1.25 1.10. Kaffeekannen weiß 0.75 0.60 0.48
•
•
bis Sonnabend, den 29. März 1930
Platten Porz. 52cm2.10 450ml.75 43cml 40
Steingut
9
Teller glatt, tief und flach Teller glatt. 19 cm Teller gerippt. tief und flach. Teller gerippt, 19 om
Wirtschaftsartikel
Tafelwaagen
9
. 14.00 11.50 9.50
Brotschneiden Rundmesser 12.25 10.00 9.00
0.12 Reibemaschinen
. 0.09 Mandelreiben. .0.14 Fleischmaschinen 0.10 Wandkaffeemühlen Satz Schüsseln 6teilig bunt 1.35, weiß 0.95 Schoßmühlen Satz Schüsseln 7 teilig, weiß 1.40 Waschservice 5 teilig. 7.50 5.25 3.95 Waschbecken 1.25 0.90 Kaffeebecher 0.10
0
9
Emaille
9
Schmortöpfe grau... 0.98 0.75 0.65 Schmortöpfe neublau, 1.10 0.85 0.75 Maschinentöpfe m. Ring, w. 1.15 0.95 0.80 Kasserollen mit Stiel, grau 0.70 0.60 0.48 Kasserollen neublau Wasserkessel grau Schüsseln flach
S.S. S. Gestelle Konsole mit Maß Wandschoner weiß Brotbüchsen. Brotkörbe
Milchtöpfe bunt 0.28 weiß 0.18 0.14 0.10 Eimer 28 cm grau
EBservice 23 teilig.. 36.00 27.50 EBservice 77 teilig 112.00 108.00 89.00
•
4
Tabletts mit Linoleum. Besteckkästen
2.40 2.25 1.75
•
1.50 1.15 0.80
•
6.75 5.50 4.25
5.25 4.50 4.25
4.75 3.25 2.95
9
2.65 2.25
0.85 0.50 0.45
Aluminium
Schmortöpfe Satz 5 Stück Maschinentöpfe Kasserollen mit Stiel Wasserkessel Flötenkessel. Milchkannen. Konsole mit Maß
10 50 8.25
0.85 0.75 0.65
.
•
0.85 0.75 0.60
.
B
•
3.40 2.90 2.50
2.25
•
1.95 1.60 1.35
0.95
Stahlwaren
1.35 1.00 0.90
Dessertbestecke Ebenholz 1.30 0.95 0.85
•
0.80 0.65 0.55
.
.
·
2.50 2.25 1.95
•
0.75 0.65 0.48
1.45
0.95
Bestecke Ebenholz
.
1.45
O
9.00 8.00 7.00
Brotmesser.
9
0.90 0.70
0.90 0.78 1.15 RoBhaarbesen 2.25 Roßhaarhandfeger .. 0.55 0.45 Kleiderbürsten
19
Eimer 28 cm neublau
Mülleimer mit Fuß, weiß. Müllschaufeln
Vorführung der Wel- Bil- Ko Blitzkocher
O
1.70 1.30 0.95
Borstenwaren
.. 4.00 3.25 2.95
9
2.10 1.90 1.65
2.25 1.65 1.45
RENHAUSER
S., Oranienstraße 164-65 Charlottenburg, Rosinenstr. 4 N., Reinickendorfer Straße 21