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Frau Schneider Crémieux.

Wege zur deutsch  - französischen Berständigung.

Unter den Aufpizien der Deutsch  - Franzöfifchen Gesellschaft hielt gestern abend Frau Schneider Crémieur einen Vortrag über die Pariserin. Und wie schon der Borsitzende der Gesell schaft, Herr Grautoff, als 3rred dieser Beranstaltung und seiner Borgänger das Ebnen der Wege zur deutsch   franzö sischen Verständigung bezeichnet hatte, so wuchs auch die Plauderei der Frau Schneider- Crémieur über den vorgezeichneten Rahmen hinaus,

Die Zahl und die Qualität der Persönlichkeiten, die aus Frant reich zu uns fommen, beweisen, daß die deutsch  - französische Ber­ständigung in Frankreich   mehr als ein Regierungspro. gramm geworden ist: sie gehört auch in der besten Gesellschaft" zum guten Ton. Das ist in Frankreich   unendlich viel.

Daß Frau Schneider- Crémieur ganz natürlich in die hohe Politik hinüberglitt, lag also auch an der Atmosphäre, aber nicht weniger an der Persönlichkeit der Rednerin, in deren Familie die Politit Tradition ist und das ist für Frankreich   besonders bemerkenswert -die die erste Bizepräsidentin der radifaljogialen Partei ist, einer Partei, die die schärfste Gegnerin des Frauenwahlrechts ist!

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Die Zuhörer, die mit reichem Beifall dantten, erhielten den Eindruck einer ungewöhnlich flugen und liebenswürdigen Persönlich­teit. Sie im Dienst des Berständigungsgedantens zu finden, ift Gewinn.

Reichsbanks und Reichsbahngehälter.

Eine Antwort der preußischen Regierung.

Auf eine Anfrage im Preußischen Landtag über die Bezüge der Direttoren der Reichsbant und Reichsbahn hat die preußische Regierung eine Antwort erteilt, in der es heißt:

,, Die preußische Staatsregierung hat auf die Festsezung der Bezüge der Mitglieder des Direktoriums der Reichsbank und der Reichsbahn sowie deren Verwaltungsrat teinen Einfluß. Nach den Angaben, die das Reichsbantdirettorium über die Bezüge seiner Mitglieder gemacht hat, gehen die in der Anfrage angezogenen Ziffern für die Dienstbezüge des Präsidenten und der übrigen Mitglieder des Reichsbankdirektoriums weit über die tatsächlich ge­zahlten Beträge hinaus. Eine Zahlung von Abfindungen bei dem Ausscheiden aus dem Dienste erfolgt nicht. Die Tätigkeit des Präsidenten und der übrigen Mitglieder des Reichsbankdiref= toriums bei der Golddiskontbant erfolgt ohne jede Bergütung oder irgendeine sonstige Entschädigung.

Das Gesamteinkommen des Generaldirektors der Deutschen Reichsbahngesellschaft einschließlich Auf­mandsentschädigung beträgt weniger als 100 000 Reichs. mart, das der übrigen sieben Vorstandsmitglieder ein Drittel und weniger, als in der Kleinen Anfrage angenommen worden ist( in der Anfrage war von 150 000 Reichsmart die Rebe). Die Bezüge der Verwaltungsratsmitglieder bleiben ebenfalls wesentlich hinter dem vermuteten Betrage zurüd, immerhin find fie höher, als es sonst bei staatlichen Gesellschaften ähnlicher Art üblich ist. Da der Berwaltungsrat international zu­sammengesetzt ist, sind die Bezüge in einer Höhe festgesetzt worden, wie sie auch sonst bei internationalen Gesellschaften gezahlt werden.

Sobald die ausländischen Mitglieder des Berwaltungsrats aus scheiden, ist es angebracht, auch bei der Bemessung der Bezüge der Mitglieder des Berwaltungsrats der Deutschen Reichsbahngefelt schaft die für deutsche Berhalthille gebotene Spar famteit night außer acht zu laffen. Der gleiche Maßstab wird auch für die Gehälter der Mitglieder des Reichsbankdirektoriums und der sogenannten leitenden Beamten der Reichsbahngesellschaft anzulegen fein. In diesem Sinne beabsichtigt sich die preußische Staatsregierung mit der Reichsregierung in Verbindung zu setzen.

Vandervelde über Belgisch- Kongo. Standalöse Zustände enthüllt.- Jaspars schwache Antwort Brüffel, 26. März. Am Dienstag richtete der sozialdemokratische Parteiführer Bandervelde im Barlament an die Regierung eine Anfrage wegen ihrer Politif im Rongogebiet Bandervelbe wies darauf hin, daß im Kongogebiet die Ausbeutung der Arbeitstraft planmäßig auf die Spitze getrieben merde. Mit diesem System hätten die verantwortlichen Stellen schwersten Mißbrauch getrieben. Den Werbern, die eingeborene Arbeiter anwerben, zahle man Kopfprämien. Gegenwärtig gebe es am Kongo  450 000 eingeborene Arbeiter. Unter diesen Schwarzen trieben die Rommunist en mit Erfolg eine rührige Propaganda. Die Sterblichkeitszahl unter den schwarzen Arbeitern sei sehr groß und erreiche 1,28 bis 1,44 vom Tausend.

Die Flottenkonferenz.

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FLOTTENKONFERENZ

Meine Herren, mir scheint, daß wir nicht recht voran fommen."

Young- Plan in Frankreich   gesichert.

Sozialisten stimmen für die Krönung ihres Friedenswertes".

Paris  , 26. März.( Eigenbericht.)

Jur Debatte über den Young- Plan, die am Donnerstag in der Kammer beginnt und voraussichtlich zwei Tage dauern wird. haben sich bereits 16 Redner gemeldet, darunter die Sozialisten Leon Blum  , Auriol und Grumbach, die radikalen Abgeordneten Herriot  , Bergery und Bonnet und die Ueberpatrioten Marin, Mandel, Dubois und Franklin- Bouillon.

Die Bank befize eine derartige Fülle von Vollmachten, daß fie, ge= Stüßt auf ihre gewaltigen Kapitalmassen, vielleicht eine Rredit­Inflation hervorrufe, die Einmischung außereuropäischen Kapitals in Europa   begünstige und die Finanzpolitik der ihr gegen­über aus Mangel an Kontrolle ohnmächtigen Regierungen durch­freuze. Diese Möglichkeiten seien prattisch nicht zu befürchten, denn einmal sei die Bant verpflichtet, mit den Zentral- Noteninstituten Blum erklärt heute im Populaire", warum die französischen   zufammenzuarbeiten, mur furzfristige Kredite auszugeben und immer Sozialisten für den Young- Plan stimmen werden, obwohl Tardieu liquide Mittel für die Sicherheit der nächsten Zahlungstermine zu selbst am Dienstag wieder triumphierend in den Wandelgängen er. unterhalten. Dafür dürfe sie weder Noten ausgeben, noch sich die flärt habe, er fei jeht sicher, dant der auswechselbaren Majorität bei irgendwelchen Unternehmen zu sichern suchen. Mit all Linksmehrheit über eventuelle Stimmenausfälle der Rechten diesen Einschränkungen sei der Bant jede Möglichkeit genommen, glücklich hinwegzukommen. glüdlich hinwegzukommen. Die Sozialisten dächten feineswegs fich als ll eberbant" zu betrachten. Denn nirgends fönne fie daran, erklärt Leon Blum  , Tardieu ihr Bertrauen auszusprechen. eine Politik weit genug treiben. Vor allem tönne fie, da ihr das 3m Gegenteil, fie mißtrauten ihm aufs äußerste und hielten ihn Afzept- Kreditgeschäft verboten sei, teinen Kredit schaffen, sondern für unfähig, aus dem Young- Plan alles nühliche herauszuholen. mur Kredit geben. Die wichtigsten Gefahren einer selbständigen Aber bei der Ratifizierung des Young- Planes, der die Krönung Politit der Reparationsbant feien damit beseitigt, doch bestehe der Friedensbemühungen der sozialistischen Internationale natürlich immer noch eine gewiffe: Zone der Unsicherheit". Aber im lehten Jahrzehnt darstelle, gebe die Regierung und ihre Rechtsschließlich könne die Bant auch so viel gutes leisten, daß fie schließ mehrheit den Sozialisten endlich die langerfehnte Anerkennung. Alles, fichals fünftiges finanzielles Rüdgrat" der europäischen   Staaten. was gut und gerecht am Young- Plan   fei, fei sozialistischen Geistes, vereinigung bestehen bleiben könne. Abschließend spricht sich der Berichterstatter nochmals für die jei sozialistisches Wert. Außerdem fei der Boung- Plan in Deutsch­Denn diese Rati­land auf Antrag einer sozialistisch geleiteten Regierung und mit Ratifizierung des Young- Blanes aus. starter, hauptsächlich aus Sozialisten bestehender Mehrheit an filation fei, fomohl eine nationale wie eine internationale n p ta menbigtett". genommen worden.

Auch die Radikalen für den Young- Plan.

Paris  , 26. März.( 21) Die radikale Kammergruppe hat mit 33 gegen 11 Stimmen bei 15 Stimmenthaltungen befchloffen, für die Ratifizierung des Young- Plans einzutreten.

Der Bericht des Auswärtigen Ausschusses.

Paris  , 26. März.( Eigenbericht.)

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Der der Tardieu- Gruppe angehörende Abg. Gignour, Chef redakteur der Journé Industrielle", hat am Mittwoch seinen Bericht über den Young- Plan an die Mitglieder der Finanzkommission der Kammer verteilt. Der Bericht ist ein umfangreiches historisches Doku­ment von nicht weniger als 50 Druckseiten, der die ganze Geschichte vom Dawes   zum Young- Plan noch einmal ausführlich behandelt. Gignoug erklärt, daß der Young Plan, trozdem er Frant­reichs Anteil an den deutschen   Zahlungen um jährlich durchschnittlich 300 Millionen gegenüber dem Dawes- Plan   vermindere, vorteilhafter sei, weil er die restlose Berwandlung der politischen Reparations­schuld in eine Handelsschuld vollziehe und er die Mobili­rantie des deutschen   Kredits ermögliche. Gewiß hätten einige deutsche Politiker, vielleicht aus Ueberzeugung, vielleicht auch nur aus Oppor­tunismus, von einer Revision des Young- Blanes gesprochen. Aber an eine böswillige Zahlungseinstellung Deutschlands   sel faum zu denken.

Auch der belgische Kammerabgeordnete Drts, Mitglied des Genfer   Mandatsausschusses, hatte gegen die belgischen Ausbeutungs maßnahmen Einspruch erhoben, ebenso die katholischen und evange­lischen Bischöfe und Missionare. Bandervelde forderte die Entierung der ungeschützten deutschen   Zahlungen unter voller Ga­fendung eines parlamentarischen Untersuchungs. ausschusses ins Kongogebiet.

Ministerpräsident Jaspar antwortete, die belgische Regierung laffe es sich angelegen sein, die Art und Weise, wie am Kongo   die schwarzen Arbeiter geworben würden, beständig zu prüfen; die Re­gierung habe Maßnahmen getroffen, um auch die Schwarzen der Errungenschaften der Neuzeit und der Freizügigkeit teilhaftig merden zu lassen. Aber einstweilen sei noch ein gewisser 3wang notwendig.(!) Immerhin habe man bereits der bisher betriebenen überſtürzten Industrialisierung Einhalt geboten, und auch die zonen weise Arbeiterwerbung sei bis auf weiteres eingestellt worden. Eine eingehende Untersuchung über die wirtschaftliche Lage des Rongogebietes fei eingeleitet, und die Ergebnisse würden alsbald veröffentlicht werden.

Luther   stellt sich vor. Rundreise Rom  - Paris- London.

Paris  , 26. März.( Eigenbericht.) Reichsbantpräfident Luther   ist am Dienstag auf seiner Rund­reife nach den Hauptstädten der am Young- Blan intereffierten Mächte von Rom   fommend in Paris   eingetroffen. Er wurde vom Gouverneur der Bant von Frankreich  , Morea, begrüßt, mut dem er am Mittwoch eine ausführliche Unterredung haben wird. Am Donnerstag reist Dr. Luther nach London  .

Araber verhandeln in London  . In London   traf eine Ab ordnung von sechs Araberscheichen ein, unter denen sich auch der Großmufdi von Jerusalem   befindet, um die Forderungen der Araber Balästinas dem Staatssekretär für die Dominien zu unterbreiten. Wie verfautet, wird die Errichtung einer palästinijchen demokratischen Nationalregierung vorgeschlagen, die aus Arabern und Juden gemein­

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Denn Deutschland   habe in der Inflation seine flüssigen Mittel ver­zehrt und lebe heute von Krediten. Es sei daher an der Aufrecht erhaltung dieses Kredites durch restlose Erfüllung des Young Planes interessiert. Im übrigen fönne man nicht oft genug pieberholen, betont der Berichterstatter weiter, daß die Budgetlage Deutsch  lands relativ gefund oder zumindest heilbar" fei, während die Tresorlage immer wieder durch eine Bolitit der Sorglosigkeit bedroht" sei und daher Hilfe auf dem Anleihe­wege erfordere.

Ein besonders ausführliches Kapitel gewährt der Berichterstatter der Internationalen Zahlungsbant, dem umstritten­ften Punkt" des Young- Planes. Er erklärt dazu einleitend, daß, wer die Kommerzialisierung der politischen Reparationsschuld wünsche, auch das Mittel dazu, die Zahlungsbant annehmen müsse.

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Meine Schwester und ich  ".

Lustspielerfolg im Komödienhaus.

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Ueber dem Komödienhaus strahlt felt Monaten ein Glücks. stern. Auch das Stück des Theaters Meine Schwester und ich" von Berr Berneuil- Benazky wird ein Strienerfolg werden. Es ist ein charmantes Epiel von der Liebe mit einem bißchen Romantit, mit vielen luftigen Einfällen und mit anspruchslos leichter Mufit. Die übermütige Laune der Darsteller steckt das Bublifum rettungslos an. Soviel hat man schon lange nicht im Theater gelacht wie gestern,

Dgr.

Neue Schlappe der Regierung Tardieu. Paris  , 26. März.( Eigenbericht.).

Die Regierung Tardieu blieb am Mittwoch in der Kam mer im Laufe der Debatte über das Getreidegesez wieder einmal mit 277 gegen 310 Stimmen in der Minderheit. Die Abstimmung betraf einen 3 ufagantrag zum Regierungsentwurf, welcher das Kriegsministerium zur Verhinderung fünftlicher Kon­junkturen verpflichten sollte, Getreide und Mehl im Werte von 200 Millionen Franken aufzutaufen und vorrätig 312 halten, um dadurch eine Stetigkeit der Getreipreise zu sichern. Der Landwirtschaftsminister und der Berichterstatter der Kommission legten gegen den Antrag schärfsten Protest ein. Die Kammer nahm ihn trotzdem an. Dann wurde auch die Regierungsvorlage on­genommen.

So sieht Frankreichs   Abrüffung aus.

Paris  , 26. März.( Eigenbericht.)

Der Senat hat am Mittwoch nach der Erlebigung des Kolonials budgets mit der Beratung des Kriegsbudgets be gonnen. Der Berichterstatter Mathieu suchte zu beweisen, daß Grant reich, obwohl es sein Kriegsbudget in diesem Jahre wieder um 250 Millionen Franten erhöht hat, eine aftive Abrüstungspolitit(!) betreibe, da der Mann ichaftsbestand des Heeres gegenüber der Borfriegszeit um nicht weniger als 44 Prozent zurüdgegangen fei. Er ver. schmieg allerdings, daß die Zahl der Berufsfoldaten seither um rund 100000 Mann gewachsen ist.

Der Vorsitzende der Armeekommission der Kammer, Lebrun, fonnte es sich nicht versagen, wieder einmal das Märchen von den 400000 tadellos ausgebildeten und auss gerüsteten deutschen   Soldaten" aufzutischen, die eine permanente Gefahr für Lothringen   und das Grenzgebiet im Kriegsfalle darstellten. Er verlangte daher die schleunige Ber­abschiedung des von der Kammer bereits genehmigten Mobil­machungsgesetzes durch den Senat.

Fliegerbomben auf Dörfer.

Repreffalien in Französisch- Indochina  .

Paris  , 26. März.( Eigenbericht.)

Der oberste Kolonialrat von Indochina   hat in einem Tele­gramm an den Präsidenten der Republit, die Regierung, Kammer und Senat gegen die unmenschlichen Repressalien protestiert, die von Polizei und Militär wegen der Meuterei in Den Ban unternommen worden sind. Mehrere Dörfer wurden u. a. mit Fliegerbomben belegt, wobei zahlreiche Einwohner, dar­unter Frauen und Kinder, getötet worden sind,

Unter den Begleitern Gandhis   ist eine anstedende krant heit ausgebrochen, so daß bereits neunzehn Erfrankte auf Trag bahren mitgeführt werben