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Nr. 165 47. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärtsstag 8. Boril

Privatisierung des Maismonopols.

Wie Händlerinteresse und Liebesgabenpolitik die Vernunft verfälschten.

allgemeine Maispreispolitik zu schwersten Befürchtungen Anlaß. Aehnlich wie sich im Beirat des Branntweinmonopols, der über die Uebernahmepreise und die Abgabepreise von Branntwein zu be­stimmen hat, landwirtschaftliche Erzeuger und industrielle Ver­arbeiter die Hände reichen, um auf Kosten des Reichs und der Steuerzahier hohe Uebernahme- und niedrige Verkaufspreise fest­zusetzen, werden sich im Maismonopol die Vertreter des Handels und der Landwirtschaft, die zusammen die absolute Mehrheit haben, sehr leicht über die Geschäftspolitik verständigen. Der Handel, der an der absoluten Preishöhe des Mais verhältnismäßig uninter­essiert ist, wird der Landwirtschaft den Weg zu einer ausgesprochenen Mais preistretberei freigeben, wofür die Landwirtschaft als Gegendienst das Geschäftsinteresse des Handels fördern wird. 3war hat der Ernährungsminister( jetzt ,, der" Landwirtschaft Schiele  ) das Einspruchsrecht gegen Beschlüsse des Verwaltungsrats, er wird sich aber hüten, bei der glänzenden" Zusammensetzung des Berwal­tungsrats von diesem Rechte Gebrauch zu machen.

Eine der noch unter der Kanzlerschaft Müller beschlossenen Die Interessentenherrschaft im Verwaltungs- und Maßnahmen zur Regulierung der landwirtschaftlichen Erzeugnis- Aufsichtsrat des Maismonopols gibt jedoch darüber hinaus für die preise war die Schaffung eines Maiseinfuhrmonopols an Stelle des Maiszolles. Die Roggenpreise waren in den letzten Wochen bis auf 140 m. pro Tonne, b h. 85-90 Pro3. des Vorfriegsstandes gesunken, und es bestand die Gefahr, daß angesichts der großen Maisüberschüsse in der ganzen Welt die Roggenpreise, die in einem engen Zusammenhang mit den Preisen für Gerste und Mais als Futtermittel stehen, noch weiter absaden. Die Verhinderung solcher ausgesprochener Katastrophenpreise liegt nicht nur im Interesse der Landwirtschaft, sondern auch der Ver­braucher. Das Maismonopol sollte nun die Aufgabe haben, die Roggenpreisregulierung von der Maisseite her zu unterstützen und zwar selbstverständlich nicht nur durch Steigerung der inländischen Maispreise in der Gegenwart, sondern ebenso durch Senkung der Maispreise in späteren Zeiten, wenn einmal eine unerwünschte Ueberhöhung der Getreidepreise die Interessen der Ver­braucherschaft bedrohen würden. Das Maismonopol sollte daher ein Baustein zu der von der Sozialdemokratie als richtig erfannten und angestrebten öffentlichen und gemeinwirtschaftlichen Getreidebewirtschaftung sein. Die sich überſtürzenden Ereignisse der lezten Tage haben jedoch

dem Maismonopol ein wesentlich anderes Geficht gegeben, als es im Interesse einer vernünftigen Getreidewirtschaft wünschens­wert wäre. Bei Verabschiedung des Maismonopols war ur= fprünglich vorgesehen, daß 51 Pro3. des Gesellschafts­tapitals in der Hand des Reiches bleiben. Als selbst­verständlich wurde außerdem angenommen, daß mit der Geschäfts­führung des Maismonopols nicht eine neue, erst zu schaffende Ge­schäftsstelle beauftragt wird, sondern daß diese zur Vermeidung einer Bersplitterung in die Hand der bereits bestehenden halböffentlichen, vom Staat tontrollierten Getreidegesellschaften gelegt wird.

Alle Fragen der Ausgestaltung des Maismonopols, die Busammensetzung des Verwaltungsrats usw. sollten in den Aus­führungsbestimmungen zum Maisgesetz geregelt werden. Der Entwurf dieser Ausführungsverordnung wurde im Reichstag erst am 27. März mittags bekanntgegeben. Dabei wurde von den sozialdemokratischen Abgeordneten sofort erkannt, daß dieser Entwurf des Reichsernährungsministers Dietrich in feiner Weise den früheren Plänen über die Ausgestaltung des Maismonopols entsprach. Der Reichsernährungsminister Dietrich war vielmehr den Einflüssen des Getreidehandels völlig unterlegen. Die jetzt von ihm vorgeschlagene Ausgestaltung des Maismonopols bedeutete nichts anderes als eine Auslieferung des Monopols an den Handel und die Landwirt schaft:

An dem Gesellschaftskapital des Maismonopols sollte nach den Blänen Dietrichs das Reich überhaupt nicht beteiligt feiit. Von 100 000 Mart Stammkapital sollten vielmehr dem Handel 65 000 M. und den landwirtschaftlichen Genossenschaften 35 000 m. übergeben werden. In dem 15köpfigen Verwaltungsrat der Gesellschaft sollten 7 Vertreter der Landwirtschaft, 3 Vertreter des Handels, im Aufsichtsrat fogar 10 von 14 Mitgliedern Handelsvertreter und 4 landwirtschaftliche Genossenschaftsvertreter sein. Weder Vertreter der Verbraucherschaft und der Mais ver­arbeitenden Industrie, noch Vertreter der öffentlichen Getreide­handelsgesellschaften sollten in den Verwaltungs- und Aufsichtsrat aufgenommen werden. Der Geschäftsbetrieb des Maismonopols sollte außerdem nicht den öffentlichen Getreidegesellschaften ange­gliedert, sondern getrennt werden.

Es ist nicht nötig, zu sagen, daß dieses Vorgehen des Reichs ernährungsministers Dietrich bei den sozialdemokratischen Reichs­tagsmitgliedern allergrößte Erregung hervorrief, denn es wurde offenbar, daß

der Ernährungsminister ein doppeltes Spiel getrieben hatte.

Der Vorwurf der 31loyalität, wenn nicht gar un ehrlichkeit kann daher dem früheren Ernährungs­minister nicht erspart bleiben.

Selbstverständlich ist die Sozialdemo fratie wegen diefer für sie unerträglichen Privatisierung des Maismonopols unter Ausschaltung öffentlich- gemeinwirtschaftlicher Gesichtspunkte sofort beim Reichsernährungsininister vorstellig geworden. Wenige Stunden später, d. h. bevor neue Verhandlungen aufgenommen werden konnten, war aber das Kabinett Müller gestürzt. Berhand­lungen famen nicht mehr zustande, und wohl der erste Re= gierungsaft des neuen Ernährungsministers Schiele war es, die von seinem Vorgänger ausgearbeitete Maisverordnung in Kraft zu setzen.

Schwere misbräuche des Maismonopols find jedoch nicht mur bei der Preisfestsetzung des Futtermais, sondern ebenso bei der Preisfestsetzung des Industriemais zur Herstellung wertvoller Nähr­präparate und von Stärfe, ferner bei der Preisfestsetzung von Brennmais möglich.

Der Preis des Puddingpulvers, des Kinderbreis und anderer in jedem Haushalt wichtiger Nahrungsmittel

wird ebenfalls durch den Maispreis bestimmt. Es ist noch nicht ver­geffen, daß es ebenfalls Herr Schiele war, der vor einigen Jahren durch Zollerhöhungen für Industriemais diese wichtigen Nahrungs­mittel verteuert hat, ohne daß die Landwirtschaft irgendwelchen Nuhen davon gehabt hätte. Bei der alten Vorliebe Schieles für die Kartoffelstärkeindustrie und bei der miß­

Erzwungene Banffusionen.

Die Lehren bei der Deutschen   Effetten- und Wechsel- Bank

Wir haben seit Jahren den Standpunkt vertreten, daß die Reinigungstrise im privaten deutschen   Banksystem noch bevorsteht und erst einsehen wird, wenn die Normalisierung in der übrigen Wirtschaft bereits große Fortschritte gemacht haben wird. Das vergangene Jahr war für die Banken durch das Zu­sammentreffen einer rückgängigen Welt- und Inlandskonjunktur, einer Börsentrise in Amerika   und einer völligen Kapitalmartt­stagnation in Deutschland   sehr schwer und scheint der Ausgangspunkt für die Reinigungsfrise im Bankgewerbe geworden zu sein. Die Fusionen, die 1929 erfolgt sind, die hundert privaten Bankpleiten des vergangenen Jahres sind Zeugen dieser Reinigung. Besonders für die Fusionen haben wir immer den Gesichtspunkt vertreten, daß sie kein Zeichen der Stärke, sondern ein Zeichen der Schwäche sind. Bei der Commerz- und Privat- Bank haben wir das deutlich gemacht, für die Deutsche Bank und Disconto- Gesell­schaft wird der für morgen zu erwartende Geschäftsbericht es wahr­scheinlich zeigen. Bei der Deutschen   Effekten- und Wechsel- Bank in Frankfurt  , die im vergangenen Jahre die Fusion mit der Deutschen  Vereinsbank vollzogen hat, ist der Notcharakter offensichtlich. Das zeigt der jetzt vorliegende Geschäftsbericht.

Die Deutsche Vereinsbank in Frankfurt   a. M. war bisher nur formell unabhängig von der Deutschen  Effekten- und Wechsel- Bank, in der bekanntlich auch Albert Hahn als Direktor eine entscheidende Rolle spielt, der als Geld- und Bank­Direktor eine entscheidende Rolle spielt, der als Geld- und Bant­theoretiker wohlbekannt ist. Von den neun Aufsichtsratsmitgliedern der deutschen   Vereinsbant gehörten nicht weniger als sechs zugleich auch den Aufsichtsrat der Deutschen   Effekten- und Wechsel- Bank Die Großattionäre der beiden Banken dürsten also identisch sein. Die Verschmelzung wird dadurch um so begreif­licher.

an.

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Wir haben nun die Bilanzzahlen der beiden Banken für Ende 1928 denen der Fusionsbank für Ende 1929 gegenübergestell Dabei ergibt sich feinerlei Fortschritt, sondern eine ganz erhebliche Reduktion der Geschäftszahlen trotz der Fusion Wenige Fusion und wir sagen wegen der Fusion. Die Bilanzsumme ist von 141 auf 103 Millionen zurückgegangen, die Kreditoren in der vereinigten Bilanz für Ende 1929 betragen nur 74,99 gegen 107,11 Millionen, was einem Rückgang um rund 30 Proz entspricht. Die Summe der laufend gewährten Kredite ist ebenfalls um genau 30 Proz., von 62,79 auf 41,48 Millionen gesunken. Wenn der Umsatz bei einem solchen Rückgang der Geschäftsziffern aber Don 7,96 auf 8,37 Milliarden gestiegen ist- moran wir zu zweifeln feinen Anlaß haben dann ist das Zusammenschrumpfen der Geschäftszahlen im wesentlichen nur aus Berlusten und Abschreibungen zu erklären. Der Uebergang von drei Filialen an andere Banten kann nur einen verschwindenden Bruchteil des Rückgangs in den Bilanzziffern erklären. Der Notcharakter der Fusion liegt hier klar zutage.

Das Maismonopol in seiner gegenwärtigen Form ist alles andere als ein organischer Baustein zur öffentlichen Getreide wirtschaft. Es ist den öffentlichen Getreidehandelsgesellschaften nicht ongegliedert, was bei dem engen Zusammenhang zwischen Roggen preis und Maispreisbildung zwangsweise zu Doppelarbeiten. wenn nicht zu einem ausgesprochenen Gegeneinander. arbeiten führen muß. Die Auslieferung der Geschäftsabteilung an den privaten Handel stellt eine offene Brüskierung der halb­öffentlichen Getreide handelsgesellschaften   dar. Bei dem außer ordentlich starten, wenn nicht ausschlaggebenden Einfluß des Handels auf die Geschäftsführung und Ausgestaltung des Maismonopols ift außerdem keinerlei Gewähr gegeben, daß einzelne Handelstreise, die im normalen Maisgeschäft nur mit geringen Verdienstspannen rechnen tönnen,

auf Grund ihrer Beziehungen zum Maismonopol un­gerechtfertigten Nutzen

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aus diefer öffentlichen Einrichtung ziehen. Der Betternwirt fchaft im Maisgeschäft ist dadurch Tür und Tor geöffnet. Der Handel felbft fagt hierzu in befanni selbstloser Weise( Herr Arthur Lehmann in der Getreidezeitung"): Gegen die Errichtung eines Maismonopols hat sich der Handel bis zuletzt aufs stärkste gewehrt, doch fonnte er sich nach Annahme des Gesetzes der Durch führung nicht entziehen und hat sich für den Ausbau zur Ver­fügung(!) gestellt. Dabei hat er die Stellung beansprucht, die er quf Grund seiner Tätigkeit verlangen konnte. Der Handel trägt jetzt in der Hauptsache das Monopol und wird es in loyaler(!) Weise durchführen."

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Es entsteht aber auch die Frage, ob die Fusion erfolg reid war.

Die Gewinnrechnung der fufionierten Deutschen   Effetten und Wechsel- Bant läßt eher einen mißerfolg als einen Erfolg der Rationalisierung erkennen, die durch die Fusion erstrebt wurde. Die Handlungsuntosten und Steuern sind zwar von 3,93 auf 3,44 Millionen zurückgegangen; das find aber nur 12 Broz. Rück­gang gegenüber einem Rüdgang der Kreditoren und Debitoren um rund 30 Proz. Der Reingewinn ist von 2,07 auf 1,57 Millionen gesunken. Di: Dividende beträgt 7 Broz. gegenüber 9 Proz. bei der Deutschen   Effetten- und 5 Bro3. bei der Deutschen Vereinsbant im vergangenen Jahre; die Dividende ist also angesichts des tapital. mäßigen starten Ueberwiegens der Deutschen   Effekten und Bedfel. Bant verschlechtert. Das Ergebnis der Fusion ist also bisher noch nicht günstig.

Wenn es auch nicht unerfreulich ist, daß die Deutsche Effekten­und Wechsel- Bank in der Direttion sparen will, so scheint der bis. herige Mißerfolg der Fusion doch noch auf andere Gründe zurückzuführen zu sein. Das Kapital der Deutschen   Effekten und Wechsel- Bank betrug 10 Millionen, das der Vereinsbant. 9 Millionen Mart; das Kapital der fufionierten Bant beträgt 15 Millionen. Wir

Dienstag, 1930

günstigen Einstellung gegen die Maisstärkeindustrie wird er sicher allen Einfluß geltend machen, um diese Industrie zu schädigen. Bereits jetzt hat die größte deutsche Maisstärkefabrik, das Maizena­Wert in Barby  , den Betrieb eingestellt. Wird Herr Schiele seine Politik der Nahrungsverteuerung so weit treiben, daß die Barbyer Werke endgültig schließen müssen und 500 Ar= beiter brotlos auf die Straße geworfen werden?

Wesentlich freundlicher dagegen dürfte die Einstellung des Ber­waltungsrats gegenüber der Brennmaisfrage sein. Mais wird in Deutschland   in denjenigen Gegenden zu Spiritus verbrannt, in denen seit altersher Brennereien bestehen, in denen aber das Kartoffelangebot gering und daher die Kartoffelpreise für die Brennereien zu hoch sind. Wir haben uns von jeher aufs schärffte gegen das Verbrennen von Mais gewandt, da hierdurch die unsinnige Verlustwirtschaft der Branntweinmonopolverwaltung nur verschärft wird zum Schaden derjenigen landwirtschaftlichen Betriebe im deutschen   Osten, die wirklich auf die Brennerei an gewiesen sind. Hier könnte das Maismonopol seine Liebe zur ostdeutschen Landwirtschaft zeigen, indem es die Maisabgabe für Brennzwecke überhaupt einstellt. Wahrscheinlich ist es allerdings, daß in diesem Falle die Interessen der oft deutschen  Landwirtschaft vor den Forderungen der Mais­brenner zurückgestellt werden, um diesen Berufsgenossen nicht die gute Laune zu verderben.

Durch die Illoyalität des früheren Ernährungsministers Dietrich und durch die einseitige Interessenwirtschaft des Landbundministers Schiele wird das Maismonopol zu Zwecken mißbraucht, die einer gesunden und vernünftigen Agrarpolitik direkt entgegengesetzt sind. Die Sozialdemokratie wird mit allen Mitteln gegen diesen Mißbrauch der an sich gesunden Idee des Maismonopols ankämpfen. Gerade das Maismonopol ist ein typisches Beispiel dafür, wie private Interessenten über die öffentliche Wirtschaft triumphieren, solange die Macht der Arbeiter­schaft im Staat nicht ausreicht, um alle Angriffe abzuwehren. Der Mißbrauch des Maismonopols fann die prinzipielle Stellung der Sozialdemokratie zur öffentlichen Wirtschaft und besonders zur öffentlichen Getreidewirtschaft in feiner Weise erschüttern, wohl aber muß er ein neuer Ansporn sein, die Macht der Sozialdemokratie auszubauen, um speziell die öffentliche Getreidewirtschaft im Sinne des sozialdemokratischen Agrarprogramms auszugestalten.

haben den Eindruck, daß das Kapital der Fusionsbant zu hoch angesetzt worden ist. Bei einem Rückgang der Kreditoren und Debitoren um 30 Proz. wäre ein neues Kapital von höchstens 12 Millionen Mart ausreichend gewesen. Die überhohe Festsetzung des Kapitals dürfte nur daraus zu erklären sein, daß man den Großattionären nicht zu wehe tun wollte, so daß sich der bisherige Mißerfolg aus dieser zwar begreiflichen, faufmännisch aber nicht statthaften Rücksichtnahme erklärt.

Für die Fähigkeit der Banten zur Wirtschafts­führung ist leider auch die Fusion in der Deutschen Effekten­und Wechsel- Bant fein besonders schlagt äftiger Beweis, wenn man auch vor der Rücksichtslosigkeit Respekt haben, muß, mit der man bei den Abschreibungen porgegangen zu sein scheint. Das läst wenigstens für die Zukunft noch Rationalisierungserfolge erwarten.

Die Ernte des Gummitrusts. Continental steigert Dividende von I auf 9 Prozent.

Die Continental Caoutchouc und Guttapercha schen Gummitrust mit einer fast monopolartigen Macht 2.-G., die sich durch ihre Aufsaugepolitik im letzten Jahr zum deut­eufgeschwungen hat, legt jetzt ihren Abschluß für 1929 vor.

Da das abgelaufene Jahr noch als llebergangszeit nach der Fusion mit der Peters Union sowie den Titanwerken zu gelten hatte, wurde allgemein feine Erhöhung der Dividende erwartet. Um so über­raschender wirkte die gleich sehr kräftige Steigerung der Dividende von 7 auf 9 Proz., die an der Börse auch sogleich mit raschen Kurssteigerungen quittiert wurden.

Allerdings hat die Gesellschaft auch im letzten Jahr denkbar Der ausgewiesene Reingewinn günstig abgeschnitten. Jahres nur ein sehr unvollkommenes Bild. So muß die Verwal von 4 Mill. Mart gibt von dem tatsächlichen Ertrag des Geschäfts­

tung im Geschäftsbericht selbst zugeben, daß das Unternehmen in­folge der sehr vorsichtigen Abschreibungspolitik und der im ver­flossenen Jahre erzielten Sondergewinne von 5,3 mill. Mart, die restlos zu Abschreibungen verwandt wurden, jezt ganz beson­ders start und finanzkräftig dastehen. Die Politik der Selbstfinanzierung tritt auch in der vorliegenden Bilanz sehr deut­lich zutage. So belaufen sich die Zugänge auf die Werts anlagen infolge der Verschmelzung mit Beters- Union und Titan­werfen auf 7,5 und die Zugänge für Neuanschaffungen auf 5,6 mil. Mart. Die Abschreibungen in Höhe von insgesamt faſt 10 Mill. Mark übertreffen aber die im letzten Jahr durchgeführten Betriebserneuerungen und die Kosten für Neuanschaffungen um fast das Doppelte, so daß zugleich mehr als die Hälfte des Anlagewertes der übernommenen Fabriten gleichfalls abge bildung, die im politischen Kampf das zweite Wort der Unter­schrieben werden konnte, Von mangelnder Kapital­nehmerparteien ist, ist bei diesem Unternehmen also nicht das ge­ringste zu merten.

Nach dem Geschäftsbericht hatten die Werke im letzten Jahr laufend gute Beschäftigung. Der Umsatz fonnte im ganzen gesteigert werden, ging dagegen beim Inlandsabsatz etwas zurüd, was hauptsächlich zu Lasten des Fahrradreifen­Geschäfts geht. Autoreifen wiesen dagegen sowohl für Ber­fonen wie auch für Laftwagen höheren Umsatz auf. Sämt­liche Abteilungen für technische Gummimaren hatten gleichfalls eine laufend gute Beschäftigung. Die Belegschaft stellte sich in den Betrieben, Büros und bei den Verkaufsstellen auf insgesamt 17000 öpfe.

Der Abschluß des deutsch  - österreichischen Handelsvertrages foll unmittelbar bevorstehen. Wie uns von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, find die Verhandlungen im besten Fluß.

Stiditofffynditat fertig. Seit vielen Wochen ging der Kampf um den Abschluß eines neuen Stidstoffsyndikats, in dem bekanntlich neben der J. G. Farben auch die Schwerindustrie, die Elektroſtic­stofferzeugung und die Gaswerte eine gemeinsame Preis- und Abe fagpolitif im In- und Auslande verfolgen. Auf eine Dauer von sieben Jahren, mit Wirkung ab 1. Juli dieses Jahres, ist bas Syndikat jekt wieder begründet worden. Wir kommen auf die Bedeutung des neuen Syndifats noch zurück.