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Bataillone des Bürgerkriegs.

Die Faschistenmilis versagt und wird militarisiert. Locarno  , im April 1930.

Die faschistische Miliz führt bekanntlich den Namen der frei willigen Miliz für die nationale Sicherheit". Der Eintritt war obligatorisch, die betreffenden Jahrgänge wurden vom Amts wegen eingetragen; daher der Name freiwillig. Sold wurde nur an den Tagen der Dienstleistung bezahlt. Der Bestand der Miliz beläuft sich auf rund 300 000 Mann und 13 000 Offiziere. Außer­dem gibt es ein hypothetisches zweites Aufgebot, das die Gesamtzahl auf 400 000 erhöhen sollte, aber diese weiteren 100 000 verfügen nicht über militärische Ausrüstung. Schließlich gibt es no 12 000 miligoffiziere ,, fuori quadro", die zur Dis­nom position stehen und avancieren, aber fein Gehalt bekommen, und 3000 Reserveoffiziere. Diese bewaffnete Masse, über deren Kosten für die Staatskasse noch nie eine durchsichtige Rechnungsablage erfolgt ist, rekrutiert sich, wie bekannt, ursprünglich aus den ,, Squadriften", aus jenen Schwarzhemden, die in den Jahren 1921 und 1922 sengend, mordend und plündernd über das Land hergefallen sind. Man hat in der Folge einen Teil der allzu start Vorbestraften ausgeschlossen, aber der Geist ist der gleiche ge­blieben: es ist eine Söldnerschar, die wegen ihrer Zusammensetzung und auch wegen der höheren Besoldung

dem stehenden Heere verhaßt

ist, die sich als Leibgarde des Ministerpräsidenten fühlt und der man im Krieg die Verteidigung gegen Fliegerangriffe zugewiefen hat, weil sie so zu Hause bleiben und ihre eigentliche Ver­richtung, den Spigeldienst an der inneren Front, versehen können. Nun hat sich aber wiederholt gezeigt, daß die Miliz auch nicht den Kämpfen der inneren Front gewachsen war. Als sie im vorigen Dezember bei Faenza   auf bewaffneten Widerstand stießen, liefen die dortigen Milizleute davon und holten die Karabinierte. Auch bei den Unruhen von Ariccia   bei Rom ergriff die Miliz das Hasenpanier. Bei den verschiedenen Aufständen in den Abruzzen leistete die Miliz der Aufforderung, gegen die Be­völkerung bewaffnet vorzugehen, überhaupt nicht Folge. Auf diese Art wurde man sich klar, daß das Regime eigentlich fein Mittel hatte, die Miliz zusammenzuhalten und zur Dienstleistung zu zwingen. Vor allem macht sie ihre territoriale Aushebung unzu­verlässig, sobald es sich darum handelt, im eigenen Ort einzu­greifen, auf die eigenen Frauen und Kinder zu schießen. Daher hat mun der hohe Rat eine grundlegende Aenderung in der Organi­sation der Miliz beschloffen. Es werden nunmehr

stehende Milizkohorten gefchaffen, deren Mannschaft sich zu zehnjähriger Dienstzeit verpflichten muß.

Diese Kohorten, in der Zahl von 78, werden etwa 30 000 Mann und einige 1100 Offiziere umfassen. Diese erhalten Solb, Be­freiung vom Militärdienst und werden nach vollendeter Dienstzeit bei der Vergebung von Staatsstellen allen anderen Be­werbern vorgezogen. Ihre Offiziere werden dauernd bezahlt, wie das auch heute under irgendeinem Vorwand für die meisten Milizoffiziere geschieht. Dagegen sollen die 12 000 Milizoffiziere ,, fuori quadro" abgebaut werden. Offiziell bezogen diese fein Gehalt; da man sie aber aus Sparsamteitsrücksichten abbaut, haben sie offenbar doch Gehalt bezogen. Hauptzmed der Reform ist, daß man diese stehende Miliz nach Belieben verlegen fann, so daß sie bei Unruhen mit der nötigen Brutalität gegen die einheimische Be­völkerung vorgeht. So, wie sie bisher war, hat sich die Miliz im inneren Rampfe nicht bewährt. Sie hatte teine militärische Schu­lung, Heidenangft, wo sie auf Widerstand stieß und versagte viel­fach, sobald sie gegen die eigenen Dorfbewohner vorgehen sollte. Die stehenden Mitizformationen werden dagegen als fliegende Bataillone des Bürgertriegs" überall hingeschickt werden, wo Italiener auf Italiener schießen sollen.

Streit um den neunten Planeten

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Instih u notieur mus 15 Jahre Giffgasfrieg.

In Kriegsberichten findet sich die folgende Notiz: Blasangriff: zum erstenmal von den Deutschen   gegen die Engländer bei ypern  angewandt am 22. April 1915. Quf 1 Kilometer Frontbreite un­gefähr 30 Tonnen Kampfstoff. Abblafen dauerte mur wenige Mi muten. 6000 Tote beim Gegner."

Damals wurden hauptsächlich lungenreizende Stoffe, wie Phosgen und Grünfreuz verwandt, die heute als veraltet gelten, da sie durch einfache Rohlefiltergasmasten zurückgehalten werden und daher eine verhältnismäßig geringe Wirkung auf eine gasdiszipli­nierte Truppe haben. In der folgenden Zeit hat man militärisch wirtfamere Stoffe erprobt. Man tann einerseits Reizstoffe an­wenden, die an sich nicht tödlich wirken, die aber zur Anlegung von mehr oder minder tomplizierten Gasmasten zwingen und so durch den Sauerstoffmangel die Widerstandskraft lähmen. Bon der Gruppe der Tränengase( Bromide) genügen 3/10 000 Milligramm in 1 Liter Luft, um das Anlegen des Gasschußzes zu erzwingen. Die Stoffe bleiben bis zu 30 Tagen im Gelände wirksam. Eine nach haltige Schädigung der Augen tritt angeblich nicht ein. Von der Gruppe der Niesgafe( Blaufreuz, Adamfit) genügen 0,03 Milligramm, um einen Menschen nach einer Minute in einen Zustand angstvoller Betlemmung zu versehen und ihn für etwa einen Tag lang tampf­unfähig zu machen. Diese Stoffe durchschlagen den gewöhnlichen Kohlefilter der Gasmasken. Die dritte Gruppe, militärisch die wichtigste, ist absolut schädlich. Senfgas( Gelbtreuz) und Lemifit greifen die gesamte Körperoberfläche an und rufen durch die Klei dung schwere Entzündungen hervor. Statt einer Gasmaste muß vollständiger Körperschutz angelegt werden, der die Bewegungsfrei heit behindert und dessen Sauerstoffvorrat beschränkt ist. Durch die Schwere hält sich das Senfgas wochenlang im Gelände. Es läßt sich durch zwei nicht ungefährliche Methoden unschädlich machen: durch Berstäuben wässeriger Thiosulfatlösung oder durch Anwendung von Chlorfalt. Chlorfalt muß gemeinsam mit einer temperaturherab­setzenden Flüssigkeit verwandt werden.

colidoun

Gleichzeitig mit der Erprobung und Entwicklung der Giftgas chemie ging die Vervollkommnung der Flugzeugtechnik vor sich. In einem fünftigen Krieg gibt es feine begrenzten Kriegsschauplätze und Frontlinien mehr der ganze feindliche Staat, seine Menschen- und Wirtschaftszentren find Angriffsobjekte. Flugzeuge fönnen jetzt ohne Unterbrechung Streden von zweimal 500 Kilometer( vom östlichen Frankreich   bis Dresden  , von Polen   aus über fast ganz Deutschland  und zurück) mit einer Stundengeschwindigkeit von 200 Kilometer zurücklegen. Sie fliegen in einer Höhe von 6000 bis 8000 Metern und sind daher relativ unzerstörbar. Die Flugzeuge haben ein Transportvermögen von 1 bis 2 Tonnen, fönnen also soviel Spreng­stoff tragen, wie der Ladung von einem Dutzend der stärksten Ar­tillerieprojektile des Weltkrieges( 42 3entimeter ,,, Dice Berta") ent­spricht. Damit lassen sich 10 bis 20 Großstadthäuser sprengen oder mit Brandbomben von zum Teil mur 2 Hektogramm Gewicht an 100 Feuersbrünste auslösen. Die Brand- und Brisanzbomben ar beiten zum Teil mit Verzögerungszündern. Sie bohren sich beim Aufprall tief in die Erde ein und explodieren erst nach 4 bis 36 Stunden. Die Präzision der Zielapparate der Aeroplane   ist so genau, daß eine Bombe aus einer Höhe von 6000 Fuß in den Schornstein eines Schiffes trifft. Aus der Kombination von Brand-, Brisanz- und Gasbomben ergibt sich die unverhinderbare, voll. tommene Zerstörung, die ein zukünftiger Krieg nach wenigen Stunden vollbringen würde.

Möglichkeiten nach allen Richtungen durchforscht 15 Jafyre Giftgasarbeit haben die chemischen und technischen der Zukunft wird teine Schüßengrabenmehelei fein, sondern eine der Krieg Todeswelle, der alles Leben erliegt. Die Bilanz von 15 Jahren Giftgastrieg sollte sein: fein Giftgastrieg, Krieg jedem Kriege! Gerda Weyl.

Die ftatistischen Angaben find der ausgezeichneten Broschüre Die modernen Kriegsmethoden und der Schuh ber Rivilbevölkerung" entnommen,( Berlag der Internationalen Frauenliga, Stuttgart  .)

Jeppe Aafjär, der Bauerndichter.

Der dänische Dichter Jeppe Aatiär ist im Alter von 63 Jahren am Serafchlag gestorben, als er in feinem Garten in Senle mit Garten. arbeiten beschäftigt war. Das dänische Bolf, das vor drei Jahren den 60. Geburtstag dieses Dichters feierte, und besonders die dänischen Arbeiter lieben und verehren ihn als einen der Shrigen, der als Dichter gemeinfam mit ihnen in der vordersten Reihe fämpfte.

Aeußerlich glich Jeppe Aatjär einem unterlegten aften Bauern von jenem derben Schlage, wie man ihn von Westfalen über Schles wig bis hinauf in die äußerste Spitze des dänischen Jütland  , dessen Sohn er ist, trifft. Die breite fantige Stirn jedoch zeigte unter der wallenden grauen Mähne eine Höhe und Rundung, die uns zuzu rufen scheinen: Achtung, hier wohnen besondere Dinge! Diese Stirn hat unseren Jeppe aus der Häustertate, vom Biehhüten fort­getrieben in die Kleinstädte, auf Abendkurse, in Boltshochschulen. Besondere Dinge hinter der Stirn das sind vor allem seine Lieder. Sie sind ummöglich zu übersehen, denn in ihnen ist die dänische Landschaft, ist der Bauer, wie er aus dieser Landschaft wächst und aus ihr seine Sprache schöpft. Nicht umsonst heißt einer der schönsten Gedichtbände Aatjärs Gesänge des Roggens". und nicht umsonst sind seine schönsten Gedichte in jütischem Platt geschrieben, das schon dem Kopenhagener so fern ist wie dem Berliner   das Mecklenbörgsch".

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Die Aestheten und studierten Literaturweisen in Kopenhagen  ( wie anderswo) schüttelten den Kopf über Aafjär und feine Profa. Seine Romane feien tendenziös, tadelt die offizielle Literaturtritit. Als Aaffär seinen ersten Roman schrieb und damit unerbittlich die Schleier von einer in der Stadt fabrizierten Bauernromantit riß, nannte man ihn sogar unfittlich. Da Matjär obendrein der Meinung ist, daß Rettung und neue Kultur dem Lande nur vom Sozialismus tommen fönnen, steht das Urteil fest: Begabter Schriftsteller; nur schade, daß er in seinen Büchern immer sozialistische Agitation treibt.

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Lehars  , Paganini  ".

Theater des Westens  .

Aatjär schrieb und redete nicht nur vom Sozialismus; er lebte ihn auch. Mit 19 Jahren mußte er ins Gefängnis, weil er in einer Rampfschrift angeblich Gotteslästerung(!!) gea trieben hat. Als Boltshochschullehrer befommt er Ermahnungen megen allzu sozialistischer Einstellung und fann sich nur an wenigen freiheitlich gesinnten Volkshochschulen halten. Aber er bleibt be geistertes Mitglied der dänischen Sozialdemokratie, denn er war der Meinung, daß der Dichter nicht über dem Leben und der Bewegung, sondern mittendrin zu stehen habe. Er war fein bequemer Partei­genoffe. Dichter haben ihre eigenen Gedanken und sind das Salz der Erde. Mandate und Posten lockten Aafjär nicht. Land und Bauerntum waren sein Element. Er zog von Dorf zu Dorf, hielt Vorträge und Borlesungen und holte sich dazu, wenn es sein mußte, die Knechte und Bandarbeiter selbst aus den Raten. Er sagte ihnen verdammt deutlich seine Meinung über Alfohol, Kartenspiel und Weibergeschichten, aber er mußte auch, wo der Schuh drückt. Der Didyter- Sozialist war Abgott dort hinten in der Heide, und die feisten Bauern auf den fruchtbareren Dftböden fürchteten sein Wirten. In Jente( Jütland  ), am Rande der Heide, hatte Aafjär einen Bauernhof gegründet, als ihm seine Bücher und Schriften genug Geld gebracht hatten. Ein Stückchen Sozialismus im fleinen sollte es fein, mit Gewinnanteil der Arbeiter, gemeinsamen Plänen und Werken und gemeinsamen Freuden. Aatjar mußte sehr gut. daß noch viel mehr zur Durchführung des Sozialismus gehört, aber er wollte ihn nicht nur preisen und predigen; er wollte ihn auch leben, soweit es eben ging. P. H.   Haupt.

Das war Jeppe Alafjǎr.

In den früheren Jahrgängen des Borwärts" find manche der Bauern und Häustergeschichten Aafjärs erschienen. Sein Roman ,, Gärende Kräfte" wurde vom Büchertreis" herausgebracht.

Die Insel der verlorenen Schiffe."

Mozartsaal

Die im Februar von dem Lowell- Observatorium   in Flagstaff  in Arizona   bekanntgegebene Entdeckung des neuen ,, transneptunischen Blaneten" hat in Amerita zu heftigen Erörterungen in der Ge lehrtenwelt Anlaß gegeben. Die Eriftenz des neuen Planeten, für den man ja bereits nach einem passenden Namen gesucht hat, scheint denmach doch nicht ganz so sicher erwiesen zu sein, wie man nach den ersten Meldungen hätte annehmen tönnen. Der Direktor des Lowell- Observatoriums, Dr. B. M. Slipher, erklärt zwar nachy wie vor, von der Existenz des von ihm entdeckten ,, neunten Planeten" fest überzeugt zu sein. Die angestellten Berechnungen ergäben die unwiderleglichen Beweise hierfür. Auch die Bahn des Planeten fönne man bereits bereden; fie sei start getrümmt und elliptisch. Die Entfernung des neuen Planeten von der Erde fönne man mit etwa 41,35 astronomischen Einheiten berechnen, eine Entfernung 41mal größer als die Entfernung der Erde von der Sonne. Dagegen hat ein anderer Aftronom, Professor Leuschner, der Leiter des Observatoriums der California- Universität, erklärt, bei dem neuen Himmelsförper tönne es sich unmöglich um einen Bla­neten handeln. Er gebe zu, daß der Körper eine Bahn habe, die außerhalb der Neptunbahn liege, es tönne fich aber höchstens um einen großen Asteroiden oder einen Kometen handeln. Die Masse, die der neue Himmelsförper nach den angestellten Berechnungen höchstens haben könne, fei zu gering, um die Abweichungen der Neptun- Bahn zu ertiären, die ursprünglich zu der Annahme von dem Hörer ins Ohr gehen zu laffen. Und Tauber, mit dem feltenen Schifferfage, bie schon seit Columbus Zelten sputt, tit hier zur Birt

Borhandensein eines transneptunischen Blaneten führten. Sowohl Brofeffor Beufchner wie auch der Princetoner Aftronomieprofessor Dr. John Steward messen trotz diesen bemerkenswerten Einschrän fungen der auf dem Lowell- Observatorium   gemachten Entdeckung die größte Bedeutung bei, da ste beweise, daß das Sonnensystem sich bedeutend weiter erstrecke, als man bisher annahm.

Albert v. Le Coq gestorben. Der bekannte Archäologe und Er­forscher Mittelafiens, Profeffor Albert von Be C.q, ist im Alter von faft 70 Jahren gestorben. Le Coq leitete seinerzeit die preußischen Turfan- Expeditionen, deren wertvolle Ausbeute sich im Besiz des Bölkerkundemuseums in Berlin   befindet. Nach langjähriger Tätig feit als Direttorialaffistent wurde er Direttor am Bölkerkundemuseum und bekleidete diesen Posten bis zum Jahre 1925. Wegen Erreichung der Altersgrenze trat er bann in den Ruhestand.

Karl Heinz Martins nächste Jnizenierung an der Boltsbühne, Theater am Bülowplat, wird, Julius Casar   fein.

Baluschet- Ausstellung. Der Verein Berliner   Rünler ber anstaltet in fämtlichen Räumen des Künstlerbanfes, Bellevueftr. 3, eine Gefamtausstellung ber Berle von Hans Balui et aus Anlaß feines 60. Geburtstages. Die Eröffnung findet am Donnerstag, bem 24., mittags

12 Uhr statt.

Ein wertvoller Fund in Aegypten  . Die gegenwärtig in Aegypten  weilende deutsche Ausgrabungsexpedition bat nach Meldungen aus Stairo bereits eine große Statue in ber vorgeschichtlichen Stadt Hermopolis   im mittleren Megypten etwa 50 Rilometer füdlich von Minie gefunden.

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Franz Behar, der Operettenkomponist, wird 60 Jahre alt. Mit Baganini" hat das Theater des Westens  " die Serie der Fest vorstellungen" eröffnet. Festvorstellungen es ist der bewährte Trid, jedes bißchen Sensation, das vielleicht ein äußerer Anlaß bietet, in die Rasse des Theaters zu leiten. Der Gefeierte dirigiert persönlich und nimmt die Huldigungen des Hauses entgegen, die unter tätiger Mithilfe der Claque die üblichen Dimensionen er. reichen; und in der Bause muß er, vom Bublifum umringt, im Foyer stehen und Autogramme produzieren. Die Aufführung zeigt das gewohnte Bild des Rotter- Theaters.

,, Baganini" mit Richard Tauber   in der Titelrolle. Eine Nummer daraus- ,, Bern   hab' ich die Frau'n gefüßt"

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ift

populär geworden; das Lied ist ein Einfall, wenn auch fein edler, und Lehar   hat eine unbestreitbare Meisterschaft, so etwas dem Gut seines Tenors, mit seiner unfehlbaren Musikalität und Gesangs tunst, hat es zu einer unvergleichlichen Birtualität gebracht, so etwas zu fingen- und immer wieder zu fingen nach dem Geschmack des Bublikums, das immer mehr in Stimmung tommt von Wieber­holung zu Wiederholung. Hier ist Operettenerfolg mit legitimen Mitteln, nichts ist dagegen einzuwenden. Und Vera Schwarz  findet in ihrer Rolle Gelegenheit, die Summe ihrer Borzüge Stimme und sicheres Können, blendendes Aussehen, Temperament­einzusetzen. Das Leichte, Luftige, Liebenswürdige, Tänzerische, nur am Rand der Handlung angesiedelt, ist durch Willi Stettner sehr angenehm vertreten- troß einer durchaus unzulänglichen Duett­partnerin. Im übrigen aber ist dieser Baganini" in der Reihe der Lehar- Operetten eine der schwächsten, ein wahrhaft erschreckendes Beispiel für den trostlosen Niedergang der Gattung. der die Nera Behar fennzeichnet. Wie hier durch miserablen Opernerja das größte Publikum in seinen Ansprüchen und Begriffen fyftematisch verbildet und verdorben wird, das ist ein beschämendes und trauriges Rapitel der deutschen   Theatergeschichte.

k. P.

tistischen Amtes geht hervor, daß die italienische Bevölkerung am Jfaliens Bevölkerung. Aus den legten Mitteilungen des Sta­31. Dezember 1929 die Zahl von 42 362 139 Personen erreicht hat. Davon leben gegenwärtig in Italien   41 508 000.

Die Boltsbühne hat für ihre Sonderabteilungen das neue Bert bon Friebrich Bolf Die Matrojen von Cattaro  " sur Uraufführung angenommen.

Der Tonfilm bringt allerlei leberraschungen nrit fich. Es find bereits auch früher ältere Filme neu bearbeitet worden, weil ihre Technik veraltet war oder weil man sie in einer neuen Besetzung zeigen wollte. Dieser große amerikanische   Reißer, der uns jetzt neu vorgeführt wird, erscheint deflariert als Tonfilm. Es werden aber nur die Begleitmusit, Geräusche( Sturm und Meeresbrandung), ein paar ganz furze Dialoge und Lieder geboten, leider zumeist auch in einer schlechten Wiedergabe.

Die Liebhaber der phantastischen Senfationen tommen bei dem Film immer noch auf ihre Rechnung. Es gibt einen virtuos gemach ten Schiffsuntergang und vor allem die fagenhafte Insel der vers maffen seit Jahrhunderten die Schiffe festhalten soll. Diese alte lorenen Schiffe im Sargassomeer, das mit seinen fabelhaften Tang­

bicht beleinander, und die beiden jungen Leute, er ein angeblicher lichkeit geworden. Schiffe ältester und neuester Bauart liegen hier Mörder, der von einem Polizisten begleitet wird, und fie guter Leute Kind, geraten nach ihrer wunderbaren Rettung in dieses Kultur weiterleben. Ihre Abenteuer mit dem brutalen Kapitän, feltjame milieu, in dem einige vierzig Menschen fern von aller ihre Verheiratung, die das Gesetz der Insel verlangt, und ihre wunderbare Rettung durch ein Unterseeboot ergeben die Spannungs­effette, die auch durch Unterwasser- Aufnahmen ausgebeutet werden. Der brave Held( Jason Robards  ) und der wüste Kapitän( Noah Beery  ) sind die Hauptpersonen, flantiert von einer Bande von Galgenvögeln, die sich sehen lassen kann.

Die Moral folcher Filmveranstaltungen beruht nach der Meining ihrer Hersteller darauf, daß der arbeitende Mensch im Film all das erleben will, was ihm sein eintöniges Dasein verjagt. aber gibt es mirlich nichts anderes, bas die Phantasie beschäftigen dow

tann?

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Sechs Personen fuchen einen Autor, Pirandellos feltsames Experimentierdrama, wird jekt im, heater in der Kloster. ftraße gespielt. Die Aufführung fann sich durchaus sehen laffen. Inszenierung wie Darstellung( Franz Sondinger   als Theaters direktor, Marie Borchardt als Mutter, Gertrud Kanig als Tochter) werden den Absichten des Dichters, der Spiel und Wirt.  lichteit gespenstisch mischt, durchaus gerecht.