Einzelbild herunterladen
 

Leo Friedjung: Sozis im Dorf!

Eine Wahlgeschichte aus der Vorkriegszeit

Wir fuhren zusammen in der Straßenbahn, eine Wahl Obstgärten nachzusehen, saßen in der niederen Hütte des Stein­persammlung war unser Ziel. Lydia seufzte: Das gibt doch immer, flopfermichels zehn arme Häusler und ein paar Knechte zusammen eine Menge Arbeit, so eine Wahl!"

Bas mollt ihr euch schon beflagen", sagte Genosse Paulsen und schaute vom Manuffript seines Referats auf, in dem er noch rasch einige Meldungen der Abendpresse notiert hatte. Bor zwanzig Jahren war es eine Menge Arbeit und damals tam noch die Gefahr dazu. So eine Dorfversammlung zum Beispiel...

Erzähle mal!"

"

Bereitwillig steckte Baulsen das Manuftript weg und erzählte. Als wir das erstemal in das Dorf famen, jagten sie uns mit Hunden davon. Nur auf dem Feld trafen wir einen alten Stein­flopfer und der jagte uns, wir müßten das nächste Mal mährend der Kirchzeit kommen, da sei kein Mensch im Dorf. Das taten wir Denn auch.

Der Pfarrer sprach in der Kirche ebenfalls von den Wahlen. Die Gozis wählen, das heißt, sich dem Antichrist verschreiben!"

donnerte er und sah scharf auf die kleinen Häusler im Unterdorf,

denn die Großkopfeten vom Oberdorf waren in dieser Beziehung nicht der Sünde verdächtig. Der alte sechzigjährige Steinklopfer­michel meinte dazu: Bei den Wahlen, da kann jeder machen, was er will", und die um ihn herumfaßen, ebenso verhuzelt und ab­geradert wie er, ebenso fadenscheinig und nach Gemeindearbeit riechend wie der Michel, nickten mit den Köpfen.

Eben hatte der Pfarrer den lieben Gott als freiwillinen Wahl­helfer der konservativen Partei bemüht, da wurde der Gottesdienst gestört. Man hatte uns gesehen und ein zwölfjähriger Bauern bursche riß die Kirchentüre weit auf und schrie:" Die Sozis find wieder im Dorf und haben Flugblätter ausgeteilt."

Fassungslos schauten die Bauern ihren Pfarrer an, denn so einfach weglaufen, mitten im Gottesdienst, das durfte Soch nicht sein. Und sie hatten doch den Sozis versprochen, sie würden ihnen mit der Heugabel den Heimweg zeigen, wenn sie noch einmal fich im Dorf sehen ließen. Da hatte der Pfarrer auch schon die Predigt mit rajchem Entschluß geendet und sprach das Gebet. Die Orgel fegte ein und laut und feierlich schallte es durch den Raum: So nimm denn meine Hände und führe mich Einige der jünge­ren Großbauern drückten sich vor dem letzten Vers bereits zur Seitentür hinaus.

Nach einem genau festgelegten Plan wurde nun mit Hilfe der Knechte und halbwüchsigen Burschen das Dorf abgeriegelt. Wo sind sie denn, die elenden Stadtkerle?" fauchte der Anführer, ein Oberinspektor vom Gut, der im Vorstand des Kriegervereins den Lon angab.

Im Oberdorf sind die Sozi umanandgeschlichen", sagte der Bub des Steinklopfermichels. Ich hab' fie im Unterdorf gesehen", bäffte die dreizehnjährige Nandl. Du damische Kuh, im Oberdorf sind sie. Nicht wahr, Hannes, im Oberdorf?"

Ja, der Hannes hatte sie auch im Oberdorf gesehen. Nun, ein Junge fieht immer besser als ein Mädel, und wenn es erst zwei Jungen sind, da stimmt's, dachte der Oberinspektor. Er dirigierte also seine Schar ins Oberdorf.

Während nun hier jede Scheune und jedes Haus durchsucht murde und man dann dazu überging, die zahlreichen Hecken und

und hörten den Arbeitern aus der Stadt zu. Wie der Stein. flopfermichel diese Bersammlung zuwege gebracht hatte, das war sein Geheimnis, jedenfalls hatte er ohne Wimperzucken die Sünde auf fidh   genommen, schon während des Gebets die Kirche zu ver­lassen, den Choral hatte er sich ganz geschenkt.

Ihr habt von den hohen Zöllen so wenig wie die Arbeiter", flaubte ich mit einfachen Worten den Häuslern auseinander, worum es sich handelte in diesem Wahlkampf. Ihr wollt feinen Krieg führen und müßt mit uns Sozialdemokraten gegen die Vermehrung der Rüstungen fämpfen. Euch nützen die Vertreter der Groß­agrarier im Reichstag   nichts."

,, Das wissen mer schon", sagte ein junger Knecht, der erst fürz­lich aus der Stadt vom Militärdienst gekommen war. Aber es ist so schwer hier im Dorf, seine Meinung zu haben und etwas zu sagen."

Bei der Wahl fönnen euch die Bauern nicht in den Zettel schauen. Für den Landtag, bei der öffentlichen Wahl, könnt ihr's ja nicht riskieren, aber zum Reichstag, da könnt auch ihr sozial demokratisch wählen."

Wie fommen wir nun mit unseren Flugblättern ins Ober­dorf?" fragte ich dann.

Der Bub des Steinklopfermichels fam. Ich hab' die ganzen Bauern ins Oberdorf geschickt, da suchen sie euch mun."

"

Die Häusler   lachten. Die Flugblätter, die laßt ihr ruhig bei mir", sagte der Steinklopfermichel. Bir werden schon dafür sorgen, daß sie an die richtigen Adressen kommen. Aber jetzt macht's, daß ihr aus dem Dorf hinauskommt, denn mit der Garde ist nicht gut Kirschen essen. Wenn euch die nicht erwischen, putzt sie der Gutsbesizer nach Strich und Faden ab. Der Hannes foll ihnen sagen, er hat sie an der Mühle gesehen", wandte er sich an feinen Buben. Und du führst die Herren sofort durch den Hinte­ren Grund, direkt am Rittergut vorbei, da werden sie am wenigsten suchen."

Es war ein prächtiger Bursche, und er führte uns raidh auf den Weg zum nächsten Dorf, das für uns ungefährlicher zu be­arbeiten war", fügte Genoffe Baulsen hinzu.

Ob es heute wohl viel anders aussieht in dem Dorf?" fragte Lydia.

,, Doch ja, es hat sich sehr vieles geändert. Wir haben einen Ortsverein mit fünfzig Mitgliedern im Dorf, und der Bub des Steinklopfermichels ist Borsigender. Bei der letzten Reichstagswahl haben wir den deutschnationalen Kandidaten zum ersten Male aus. gestochen. Und diesmal hoffen wir auf noch mehr."

..Wann fährst du hin?"

Nächste Woche halte ich dort eine Wahlversammlung ab." Was sagt denn nun der Pfarrer zu diesem Einbruch in seine Hürde?"

Der ist erheblich ruhiger und vernünftiger geworden in den zwanzig Jahren, die verstrichen sind. Heute predigt er nicht mehr gegen die Sozialdemokratie von der Kanzel. Sein Kollege im Nach bardorf dagegen, der macht es immer noch."

Auch dem wird man es noch beibringen .Sicher wird man bas!"

Gesellschaftliche Kuriosa

Die menschliche Gesellschaft ist gut eingerichtet. Wir haben Gefeße, Recht, Wissenschaft, wir haben Sprache, Kunst, Literatur und wir haben sonderbare Gewohnheiten,

Sonderbare und schöne Sitten, die ein großes Buch füllen tönnten. Da wir aber feine wissenschaftlichen Bedanten sind, soll hier nur mit einigen Worten angedeutet werden, daß unsere Gesell schaft eine Fülle von Rudimenten aufweist, ebenso wie unser Körper. Man soll nur an den Steiß des Menschen denken, oder an die Be­haarung, die Lanugo der Neugeborenen, an den Blinddarm, an die Brustwarzen der Männer und dergleichen mehr.

Der Organismus der Gesellschaft bewahrt ebenso wie physiolo­gische Organismen solche Funktionen, Organe, welche im Stadium der gegenwärtigen Entwicklung ganz überflüssig und völlig finnlos

geworden sind.

Man erzählt die Anekdote, welche den faiserlich- österreichischen 3opf bloßstellen soll, daß man einst eine Bache neben den Bulver­turm gestellt hatte, und die Mache wurde tagtäglich Jahrzehnte lang auf denselben Plag fommandiert, obzwar der Bulverturm schon längst abgetragen worden mar. Die fonservative Neigung einer jeden Gesellschaft läßt solche Rudimente blühen, aber da Sprachen, Sitten, Einrichtungen nach Ort, Land, gesellschaftlichen Klassen, ethnographischen Kreisen verschieden sind, sind auch die Rudimente sehr verschieden.

England aber bleibt doch das wahre Vaterland der sinnlosen Einrichtungen. Ein amerikanischer Schriftsteller fagte einmal über England, daß es das Land wäre, mo nichts weggeworfen wird, wo nicht nur Familienbilder aufbewahrt werden, sondern auch alte Kon­Jervendosen, Rußschalen, leere Flaschen, gebrauchte Kleider, sogar ab­genugte Schuhe. Und wahrhaftig ist das öffentliche Leben von England von unverständlichen Sonderbarkeiten überfüllt und es ist jogar eine große Literatur entstanden, welche diese aus dem geschicht lichen Ursprung zu erflären beabsichtigt.

Eine Menge der finnlos erscheinenden Sitten schart sich um das parlamentarische Leben. Meistens sollen aber diese nur die Un­abhängigkeit des Parlaments von der Königlichen Macht verfinn­bildlichen. Zum Beispiel wird das Parlament nor einer jeden Session noch heute, zur Erinnerung an die Gun- Fawkes- Ver­schwörung im Jahre 1605, durch die königliche Wache ,,, Yeomen of the Gard", mit brennenden Handlampen durchsucht, obzwar das Ge­bäude im vollen Lichte des Festes schwimmt. Auch die Sitte, daß feine einzige Tür des Parlaments während einer Sigung gesperrt werden darf, trägt den Stempel der Erinnerung an diese Ber­schwörung.

Die Rechtspflege ist auch ein fruchtbarer Boden der Sonderbar feiten. Im Mittelalter war die Ventilation der Kerker wahrscheinlich nicht besonders, und um den penetranten Gestant dem Richter, der die Rechtsprechung in der Zeit durchführte, erträglich zu machen, stellte man vor ihn eine Base blühender Blumen. Noch heute steht vor einem jeden englischen Richter eine Base Blumen, obzwar die großen Fenster der Berhandlungsfäle dies wirklich schon längst über­flüffig machen.

25. Lebensjahr."

Frauenkampf für das Wahlrecht

Die deutschen Frauen, die jetzt wieder einmal ihr Wahlrecht ausüben dürfen, machen sich zu wenig flar, daß sie damit ein Vor­recht befizen, das nicht allen ihren Schwestern in der Welt zuteil mird. Es gibt noch so manches Land, in dem die Weiblichkeit mit Aufbietung aller Kräfte um die politische Gleichberechtigung mit dem Manne ringt. Die japanischen Frauen haben soeben erst einen Teilerfolg erzielt, indem den Frauen über 35 Jahre das attive und passive Gemeindewahlrecht zugestanden worden ist. Die Französin hatte aber noch nicht einmal soviel erobert, und eine Bariser Zeitung bemerkt dazu, daß wohl die Französinnen immer noch um das Wahlrecht tämpfen werden, wenn es die Frauen der Papuas schon längst befizen.

Im Altertum, in dem die Frauen so streng aus der Deffentlich­feit ferngehalten wurden, entwarf der große Spötter Aristo­ phanes   ein tolles Wunschbild, indem er in einem seiner Lust­spiele die Frauen eine Volksversammlung abhalten und wählen ließ. Aber diese Dichtungsszene blieb eine Utopie. Im Mittelalter herrschte der Grundsay, daß die Frau nicht nur in der Kirche, sondern auch im Staate zu schweigen habe. Merkwürdigerweise war es ge rade das heute so rückständige Frankreich  , in.dem zuerst Frauen mahlberechtigt wurden, aber nur auf Grund der feudalen Standes­rechte. Im 17. Jahrhundert hatten die Damen des Adels und die Aebtissinnen das aftive Wahlrecht für die Generalstaaten  " und sie fonnten jogar für die Versammlungen der Provinzstände als Mit­glieder gewählt werden, wie dies z. B. bei der berühmten Brief­schreiberin Mme. de Sévigné   der Fall war. Als die Französische  Revolution die Freiheit der Menschenrechte verkündigte, hätte eigent­lich den Frauen, die einen so starken Anteil an der Bewegung nahmen, das Wahlrecht von selbst zufallen müssen. In der von Condorcet   entworfenen Verfassung, die der Konvent billigte, murde es ihnen auch zugestanden. Aber dieses Gesetz trat niemals in Kraft, und so endete die Freiheit der Frauen mit der Revolution, bevor sie noch begonnen.

In den späteren revolutionären Bewegungen wurde dies Frauenrecht immer wieder auf die Fahnen geschrieben, und nach 1848 sollte in den Grundrechten" der Weiblichkeit wenigstens das Recht zu politischer Mitarbeit gegeben werden. In Desterreich er­hielten die Frauen menigstens das aktive Wahlrecht für die Ge­meindevertretung, und damit war dies Recht für die Desterreiche­rinnen grundsäglich anerkannt. Aber dieses Privileg blieb ver­einzelt, und es waren nur wenige Staaten, die dem Beispiel Defter­reichs folgten. 1869 gewährte der nordamerikanische Staat Wŋo­ming seinen Frauen das volle Wahlrecht, aber er scheint das nur getan zu haben, um für sich damit Reklame zu machen. Dann er­freuten einige australische Staaten ihre Bürgerinnen mit diesem Geschenk, und in Norwegen   wurde nach heftigen Kämpfen im Jahre 1897 Frauen mit einem bestimmten Einkommen und verheirateten Frauen, deren Männer dasselbe Einkommen versteuern, das Ge­meindeftimmrecht zugestanden.

Unterdessen war in England der Kampf um das Frauenstimm recht entbrannt. Der Vorfämpfer dieser Bewegung war der Philo­soph John Stuart Mill  , dessen Ausführungen sich übrigens auch einige deutsche Gelehrte, wie Snbel, anfchloffen. In Frankreich  trat der jüngere Werandre Dumas in einer eigenen Schrift für das Frauenstimmrecht ein, aber sein Ruf verhalte ungehört. In Großbritannien   wurden einzelne fleine Erfolge erzielt; so erhielten 1880 die Hauseigentümerinnen und später alle weiblichen Steuer­zahler das Stimmrecht; in Schottland   wenigstens das Gemeind stimmrecht in einer Anzahl von Städten. Dann begann die Sturm­zeit der englischen Frauenbewegung, in der die Suffragetten", angefeuert durch das edle Vorbild der Prophetin Susan B. An­ thony   mit allen rechtsbrecherischen und gewaltsamen Mitteln vor­gingen. Angeführt von der Frau Pankhurst  , deren Andenfen jekt durch ein Denkmal geehrt worden ist, störten sie Versamm lungen, marfen Bomben, vernichteten Kunstwerte, ließen sich ins Gefängnis werfen und führten dort den Hungerstreit durch. Dieser heroische und oft groteste Rampf hat seine Wirkung nicht verfehlt, indem England nach dem Kriege ebenso wie Deutschland   das all­gemeine Frauenstimmrecht eingeführt hat.

Türkisches Familienbad

Ein Schauspiel, das vor dem Kriege noch völlig unmöglich und unvorstellbar gewesen wäre, spielt sich jetzt in den warmen Sommermonaten an den fern des Bosporus   ab. Das Schwimmen wird von dem türkischen Sport sehr gefördert, und bei der Nähe des Meeres ist auch das Baden unter der Bevölkerung von Kon­ stantinopel   beliebt geworden. Das Familienbad ist zu einer Ein­richtung geworden, die für das türkische Leben immer größere Be­deutung erlangt. Einmal fommen beim gemeinsamen Baden die verschiedenen Gesellschaftsklassen, die sich früher streng voneinander sonderten, in nähere Berührung, uno sodann schlingt das Familien­bad auch enge Bande um Männlein und Weiblein, so daß die durch den Islam geschaffenen Gegensätze zwischen den Geschlechtern mehr und mehr verschwinden. Die Schwinimer sehen ihren höchsten Ehrgeiz darin, die Dardanellen zu durchqueren. Dieje Tat, die der sagenhafte Leander vollbrachte, um zu seiner geliebten Hero zu gelangen, galt im Altertum für eine außerordentliche Sport­leistung, und auch Byron mar deswegen noch berühmt. Heute werden die Dardanellen ziemlich oft durchschwonnen. Die Ent fernung ist nicht groß, aber die Strömung sehr schwer zu über. minden, und von 24 amerikanischen Studenten, die die Durch­schwimmung der Dardanellen kürzlich unternahmen, führten fie nur vier glücklich durch.

Der Farbenrechfel der Tintenfische Die im Meere lebenden Tintenfische vermögen ihre Farbe noch viel mehr zu verändern als das berühmte Chamäleon. Offenbar haben die Tintenfische den Farbwechsel ganz in ihrer Gewalt, denn werden sie sofort auf felfigem

Es besteht das Recht des Coroner, womit ihn Edward I.   be­fleidet hatte, jeden Todesfall, bei dem der Verdacht eines Mordes oder unnatürlichen Todes besteht, untersuchen zu dürfen. Und es geschah im Jahre 1901, daß die Nort- Western- Railway- Company wegen einer Mumie aus Beru auf Schadenersah verklagt wurde, und das Gericht verweigerte das Urteil, bis der Coroner die beschädigte Mumie untersucht hatte. Und wahrlich hat der Coroner die viel tausendjährige Mumie betreffend, folgendes festgestellt: Die in Rede stehende Frau wurde am 15. April am Laftbahnhof tot auf­gefunden und die Spuren eines gemaltsamen Todes find nicht flar zu erkennen. Die Beiche gibt feinen Anlaß, ein Verbrechen zu ver­muten. Die verstorbene Unbekannte war wahrscheinlich um ihr Solch ungewollter Humor beweist am besten, wie tonservativ Gerichte, der Lam Courts stehen, hielten einft im 13. Jahrhundert unsere Mitmenschen find, mit welcher Starre Gefeß und Recht gehand dunkelgrau usw. Aber auch jede Gemütserregung, Beutegier, Reid, die Ritter des Templarierordens ihre Uebungen ab. Im Jahre 1235 habt werden. geschah es, daß das Roß des sehr ehrwürdigen Ritters Walter Le Brun zwei Hufeisen verlor. Ein Wanderschmied tam vorbei und legte die Hufeisen wieder an, wofür er die Erlaubnis erhalten haben foll, sich am Blage eine Schmiedewerkstatt zu eröffnen. Er zahlte sechs Hufeisen und 61 Nägel als 3ins. Später ist der Platz in den Besitz der Stadt London   übergegangen, und seit 700 Jahren über­reicht der städtische Anwalt unter entsprechenden Feierlichkeiten jährlich sechs Riesenhufeisen und 61 Nägel dem Remembrancer, dem Bertreter der föniglichen Schatzkammer.

3um Beispiel: Am Plaze, wo jetzt die düsteren Gebäude der

Die Sicherheit der Stadt London   murde einst von den be­waffneten und uniformierten Knappen der englischen Feudalherren des öfteren gefährdet, weshalb der Rönig mit einem Erlaß den fremden Dienern das Tragen der Uniformen innerhalb der Stadt verboten hatte. Dagegen befahl er den städtischen Angestellten und föniglichen Ministern schwarze Dienstkleidung zu tragen. Seitdem erhalten die höheren Beamten und die Mitglieder des Ministeriums jedes Jahr am 4. Dezember noch heute 4% Ellen schwarzes Tuch, mas verbunden mit besonderen Festlichkeiten einem jeden durch den Vertreter der Stadt London   überreicht wird.

Bir könnten die Beispiele bis in die Unendlichkeit fortsetzen. Nicht aber nur in England, im historischen Baterlande der Kuriosa, sondern überall merden wir solche Rudimente finden. Und wir unterwerfen uns diefen Sitten, mir nehmen sie als für uns bindend entgegen, und bemmen damit unseren freien Willen, unseren Maren Blid. Stefan Szende  .

Das feltsamste Tier. Wie englischen Blättern aus Bomban berichtet wird, ist ein deutscher Naturforscher namens Kibler mit dem seltsamsten Tier nach Europa   unterwegs, das bisher gefunden wurde. Er hat vier Exemplare diefes überaus feltenen Geschöpfes, das noch nie nach Europa   gebracht worden ist, in Neu- Guinea   er­beutet. Das Tier, das etwa 60 3entimeter long ist, hat einen Vogelschnabel, Stacheln wie ein Stachelschwein, einen Beutel mie ein Känguruh, lebt unterirdisch wie ein Maulwurf, legt Eier, aber nährt die Jungen an der Mutterbrust und paßt sich der Temperatur mie ein Reptil an. Das sonderbare Vogel- Säugetier Reptil" hat den wissenschaftlichen Namen proechidna nicroaculata erhalten.

Zorn, Furcht, Liebesleidenschaft, offenbart fich fofort im wechselnden, blitzschnellen Farbenspiel. Es ist, als ob jemand den Inhalt eines Farbenfastens über den nadlen, mattgelbgrau schillernden Tierleib ausgegossen habe. Alle Abtönungen des Regenbogens leuchten auf und verschwinden ebenso schnell wieder; Wolfen und Streifen, Flecke und Zeichnungen verschiedensten Umfangs, verschiedenster Stärke und verschiedenster Tinten huschen in unendlicher Abwechslung über die Haut. Bis zu zehn verschiedenen Farben sind schon an dem gleichen Tiere innerhalb fürzester Frist festgestellt worden. Schauspiel erklärt sich durch die leichte Reizbarkeit und außerordent­liche Ausdehnungsfähigkeit der in der Haut der ziemlich nervös veranlagten Tintenfische eingelagerten großen Farbstoffzellen, die sich blizschnell auf das 60fache ihres Umfanges ausdehnen und ebenso rasch wieder zusammenziehen fönnen.

Das

Säulentafteen. Eine eigenartige Pflanzenart sind die Säulen. fafteen Meu.Merifos, die die gewaltige Höhe von 20 Metern er­reichen. Die Blüten werden bis 20 Meter lang und ſizen so dicht an dem Säulenstamm, daß fie ihn vollkommen bedecken. Die Stämme felbft merden bis zu Meter did