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dup Reichsbanner auf der Wachtwolle

affed ale Rundgebung im Lustgarten gegen faschistische Diktatur 618

Zehntausende von Reichsbannerkameraden und Republikanern find gestern im Luftgarten aufmarschiert, um ihren Willen zu be­funden zum Schuße der Verfassung, zum Kampf gegen alle Ditia­turbestrebungen von rechts und links. Troh aller Sorgen dieser Tage sind die Republikaner   und das Reichsbanner mit ihnen kamp­fesmutig und lehten Endes fiegesgewiß. Sie wiffen, daß der An­sturm der Gefolgschaft Hitlers   und Moskaus   sich brechen wird an dem Wall, der die Republik   umschirmt, an dem Wall der Treue, des Glaubens, des Rechtes und der Freiheit.

Zeichen der Zeit gleichsam: dunkle Wolfen am Himmel, Regen, Unwetter liegt in der Luft. Aber das schredt die Republifaner nicht, in einmütiger Geschloffenheit das Gelöbnis für den Freiheitsstaat zu erneuern. Das Bundeslied Pulver ist schwarz, Blut ist rot, golden fladert die Flamme" erklingt. Der Gauvorsitzende

nimmt das Wort.

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Kamerad Stelling

In ernster Stunde hat das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold die Repulikaner Berlins   aufgerufen, damit sie warnend ihre Stimme erheben gegen alle, die da glauben, das deutsche   Volk in einen Bürgerkrieg, in eine Katastrophe hineintreiben zu können. Nach einem Wahlkampf, der an Lüge und Berleumdung, an Demagogie und Hezze alles bisher dagewesene weit in den Schatten stellt, ver­zeichneten wir ein gewaltiges Anschwellen jener Parteien, von denen die Demokratie verneint und eine Dittatur, eine Gewaltherrschaft erstrebt wird. In ihrer Gesamtheit sind die Wähler und Wähle­rinnen der Diktaturparteien ohne Zweifel nicht bereit, den ange­fündigten Bürgerkrieg mitzumachen. Aber trotzdem haben wir die Pflicht, die Augen aufzuhalten.

Schauen wir nach Desterreich, Finnland   und Polen  , wo die Freunde der Demokratie in hartem Ringen gegen offene oder verkappte Faschisten stehen.

Im stammverwandten Oesterreich, dem wir heute unsere be­sonderen Grüße entbieten, fordert der Heimwehr  - Innenminister offen 3um Staatsstreich auf. Wie steht es in Deutschland  ? In Thü= ringen und Braunschweig   haben die Nationalsozialisten in der Regierung festen Fuß gefaßt. In Sachsen   stehen sie vor den Toren der Regierung, in Mecklenburg- Schwerin   dif­tieren sie hinter den Kulissen, ihr großes Ziel von heute ist Preußen.

Gemeinsam mit Hugenberg und den kommuniffen wollen fie Preußen der Weimarer Koalition entreißen.

Um dieses Zieles willen schreden sie nicht davor zurüd, in die Reichsregierung einzutreten. Dann würden sie, genau wie beim Kapp- Putsch  , den früher feindlichen Mächten erklären, daß sie selbst­verständlich die von Deutschland   übernommenen Verpflichtungen aus Dem Versailler Vertrag und dem Young- Plan erfüllen würden, tro­dem sie im Wahlkampf als erste Forderung die Berreißung dieser Berträge aufgestellt haben und die Unterzeichner der Young- Ge= fage ins Zuchthaus schiden wollten. Hitler   selbst hat ja im Sun­bay Expreß" zugegeben, daß er vorläufig die sogenannten Sklaven­tribute weiter leisten werde. Wenn die Nationalsozialisten nach Meinung naiver Leute ihre Ziele auf legalem Wege erreichen wollen, wenn auf den feierlichen Schwur Hitlers   in Leipzig   hin­gewiesen wird, so erinnern wir daran, daß Hitler 1922 dem baye­rischen Innenminister das Ehrenwort gab, nie in seinem Leben einen Butsch zu machen und dieses Ehrenwort am 8. November 1923 ge­

brochen hat.

Im Dritten Reich soll die Straße ausschließlich den nationalen Deutschen   gehören. Wie diese Herrschaft über die Straße aussieht, das haben wir Jahre hindurch an Bluttaten und Gewalt tätigteiten erlebt. Niedrigster mittelalterlicher Rassenhaß soll sich breitmachen. Das wollen wir nicht.

Es gilt jeht um die Erhaltung der Demofrafie, um die Siche­rung der Verfassung, um den Schutz des Parlamentarismus zu fämpfen.

Diftatur bedeutet Knebelung der Meinungsfreiheit, Berstlavung der arbeitenden Menschen, rohe Gewalt der Herren", Zerstörung jeder Sozialpolitik. Nein, Bahn frei für die Demokratie, für die freie soziale Republik  ! Es sind die Toten, die uns nach den Worten Freiligraths zurufen:

,, steht gerüstet, seid bereit, o schaffet, daß die Erde, Darin wir liegen strack und starr, ganz eine freie werde, Daß fürder der Gedanke nicht uns stören tann im Schlafen: Sie waren frei, doch wieder jetzt und ewig sind sie Sklaven." Dann nahm der technische Leiter des Gaues,

Kamerad Neidhardt

das Wort. Er führte aus: Die überaus gespannte Lage, vor allem aber die offensichtlichen Vorbereitungen der durch den Wahlerfolg der Rechts- und Linksbolschewisten übermütig gewordenen Sturm haufen der Diktatur zwingen uns, auf ernste Möglichkeiten uns vorzubereiten. In dem Augenblick, in dem von irgendeiner Seite der Versuch zu einem gewaltsamen Bruch der Ver­faffung unternommen wird, treten wir auf den Plan.( Beifall.) Wir sind entschlossen, unseren Kampf mit geistigen Mitteln, aber, wenn es notwendig ist, auch mit physischen Mitteln zu führen.( Stürmische, langanhaltende Zustimmung.) Das Erfordernis der Stunde ist Bereitschaft. Ich erwarte von allen Kameraden die Bereitwilligkeit zum größten Opfer. Ich appelliere in dieser Stunde an das Gewissen und an das Ber­antwortungsbewußtsein der technischen Führer aller Grade, sofort noch einmal alle technischen Vorbereitungen für einen Ein­faz auf das Sorgfältigste zu überprüfen und dort, wo es notwendig ist, Fürsorge zu treffen.

Fort mit jeder Halbheit, fort mit jeder Schlafmüßigkeit! Denkt daran: Wir sind die Soldaten der Republik  ! Rameraben, feine Nervosität, aber Bachsamteit, Bc. reitschaft, Entschlossenheit! Eechs Jahre haben wir Reichsbannerleute dem jungen Boltsstaate die Treue gehalten. Heute geloben wir uns, den Kampf für die Demokratie und die Freiheit mit unseren Kameraden im Reiche zusammen in Ehren zu bestehen. Unseren unbeugsamen Willen bekräftigen wir, indem wir die Häupter entblößen und unseren Eid erneuern:

Deutsche   Republit, wir schwören: Lehter Tropfen Blut foll dir gehören!"

Fahnenmarsch ertönt. In mustergültiger Ordnung marschieren die Straßenweit nur Reichsbannerleute, nur Fahnen, nur der Klang der Züge der republikanischen Schuhwehr in ihre Bezirke zurück.

schiert

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Der Aufmarsch.

Das gleiche Bild wie immer, wenn das Reichsbanner mar= beherrschte die Straßen. Wehende schwarzrotgoldene Banner, träftig aufspielende Musik- und Tambourkapellen. Im festen Gleichschritt marschiert Gruppe auf Gruppe an den auf horchenden Spaziergängern vorbei. Der Klang der Fanfaren und Trommeln treibt die Berliner   an die Fenster. Das Reichsbanner marschiert.

Reichsbannerlieder. Bom Kleinen Tiergarten her marschierte der Kreis Westen an. Auch er meist eine stattliche Zahl begeisterter Kameraden auf. Im Norden traten die Reichsbannerleute in der Danziger Straße an und über den Senefelder- und Rosen­thaler Plaz geht's zum Lustgarten.

In vier großen Marschsäulen sind die Berliner   Reichsbanner­fameraden gesammelt und so marschierten sie auch im Luftgarten auf. Neben den Reichsbannerformationen marschierten Tausende, die ihre Sympathie mit der Schutztruppe der Republik   dadurch zum Ausdrud bringen wollten.

Im Osten treten die Kameraden am Bahnhof Stralau- Rum- Ein letzter Halt in der Breitestraße und dann marschieren die melsburg an. Gerade in diesen proletarischen Bezirken sind die Kolonnen in straffer Disziplin durch einen ungeheuer dichten Kor Reichsbannerzüge besonders lang. Das Gefläff der Kommunisten don von Republikanern im Lustgarten auf. Ein legtes Kommando verhallt unbeachtet. Im Süden treffen die Ortsvereine Kreuz- und in langen Reihen, die Fahnen vor Front, harren die Kame­berg, Neukölln, Tempelhof   und Treptow   am Dranienplatz zusammen. I raden auf die Parolen ihrer Führer.

Leichentransport aus dem Trümmerhaufen des Luftschiffes

Wiedersehen mit Moiffi.

Berliner   Theater:" Der 3diot" nach Dostojewski  .

Die Schauspieler Heinrich George   und Wladimir Sokolow   find bei ihrem Versuch, Dostojewskis berühmten Roman Der Idiot" in ein Schauspiel umzugießen, mit Bietät vorgegangen. Die Bearbeiter find ängstlich bemüht, ihm nirgendwo Gewalt anzutun, aber sie sind dazu gezwungen. Es ist technisch unmöglich, einen psychologisch durchdachten Roman von tausend Druckseiten an einem Theaterabend ven drei Stunden in dramatisierter Form auszuschöpfen. Sie haben daher den Ausweg gewählt, eine Auswahl der wesentlichsten Szenen des Romans zu treffen und man muß zugeben, daß fie dabei Geschick und gutes Einfühlungsvermögen beweisen. Die zehn Bilder atmen tatsächlich Dostojewstische Atmosphäre. Aber hier liegt der Keim des Mißlingens in der an sich großartigen Bearbeitung diese Atmosphäre ist uns zu fremd. Wir haben nicht wie beim Lesen die Beit, uns über die Dostojewskischen Menschen klar zu werden, die irgendwie seelisch zerrissen oder von einer dunklen Leidenschaft beseffen find. In den breit ausgesponnenen Gesprächen des Romans zerfasern sie ihre Seelen und suchen sich selbst für ihr Tun Rechen­schaft zu geben. Im zusammengedrängten Schauspiel verlieren die Worte den Charakter der Beichte, so daß die Handlungen unmoti­viert, unbegreiflich, absonderlich und krankhaft erscheinen. Die ge­schilderten Figuren bilden daher zwar interessante Studien, aber mir finden zu ihnen feine Beziehung, weder zu dem Fürsten Myschkin, dem Idioten", dem Märtyrer rer Nächstenliebe, noch zu der Dirne Natassia, die zwischen Stolz und Erniedrigung schwankend, drei Männer ins Berderben stürzt, noch zur Generalstochter Aglaja, die durch die Eifersucht auf Natassja das Verhängnis heraufbeschwört. Am nächsten steht uns noch der bäurische Rogoschin, dessen unsinnige Taten durch unbezähmbare sinnliche Leidenschaft zu Natassia erklär­lich werden. Es fehlt dem Drama der psychologische Unterbau, und übrig bleiben niederdrückende Bilder von der Besessenheit verkom­mener oder franter Menschen aus einer uns entlegenen ruffifchen Welt. Einige der Szenen atmen starke dramatische Kraft, mert­würdig matt wirkt im Gegensatz zum Roman nur der Auftritt von Natafijas Geburtstagsfeft, in dem alle Leidenschaften bis zum Bersten aufgewühlt sind.

Durch die zehn düsteren Bilder geht still und versöhnend der Träumer Myschkin  . Alexander Moissi   hat die rührende Kindliche feit, den vertrauenden Glauben an die Menschen, den brennenden Blick und das demütige, weltabgewandte Besen eines Heilands. Dieser entfagungswillige Schwärmer mit seinen müden, fast hilflosen Be­wegungen ist die personifizierte Güte. Das Schauspiel bildet den Rahmen für eine erschütternde, unirdische und unvergeßliche Leistung und erfährt durch sie allein seine Existenzberechtigung. Die übrigen Darsteller spielen in seinem Schatten, mit schwermütiger Dämonie Elisabet Lennart als Natassia, der leidenschaftgespannte Ro­goschin des Heinrich Heilinger  . Eindrucksvoll einige Charakter­inpen: Raoul Lange, Dtoo Brefin, Hans Blümner, Magnus Stifter, Johanna Termin. Unmöglich für eine Berliner   Bühne sind nur die drei Generalstöchter.

Masjutins dürftige Bühnenbilder sind bis zu einem Punkt stilisiert, an dem die Primitivität beginnt.

Am Schluß spendet das Publikum begeisterten Beifall für Moiffi und die Lennart. Dgr.

Josef- Plaut  - Abend der Bolfsbühne. Bom Lustigen das Luftigste" wird Josef Blaut am Sonntag, 20 Uhr, in der Singafademic vortragen. Starten

Die Häupter haben sich entblößt, der Schwur ift geleistet. Der( 0,80 M.) in den Berkaufsstellen.

Die französische   Tankstelle.

Die Aufführungsdaten der ersten gelungenen Tonfilme waren gleich die schwarzen Schicksalstage für viele bisherige Filmdarsteller. Ist doch die 3eit endgültig vorüber, wo nur ein schönes Lärchen und eine raffiniert zur Schau gestellte Körperlichkeit Trumpf sind. An den Tonfiimdarsteller werden wesentlich andere und meistens größere Anforderungen gestellt. Wenn nun auch, was durchaus nicht zu be dauern ist, manche lleberbewertung von Leistungen wegfällt, jo büst jedoch der zwangsweise national gewordene Film viel von seinem Reiz ein, da er uns mancher Vergleichsmöglichkeiten in künstlerischen Dingen beraubt.

Die Ufa   bringt nun, mas wirtschaftlich von Bedeutung ist, den Beweis, daß es durchaus möglich ist, einen Tonfilm in französischer Gaffung in Deutschland   herzustellen. Soll doch unter dem Titel Le Chemin du Paradis die in Deutschland   erfolgreiche Filmoperette Die Drei von der Tantst elle" in Frankreich  laufen. Lilian Harvey   und Olga Tscheche wa spielen mit gleichem Charme in der französischen   Fassung, und wenn Lilian französisch plappert, flingt es für unsere Ohren sogar sehr ange­nehm. Die drei Freunde werden diesmal von Henry Garat  , René Lefebre und Jaques Maury gespielt. Sie verförpern ihre Rollen genau so nett wie die deutschen   Darsteller, und gerade an diesem Film sieht man, wie ungeheuer wichtig der Regisseur ist. Wilhelm Thiele   führt bekannterweise eine äußerst geschmackvolle Regie, trotzdem aber darf diese nachgeahmte Operettenregie nie rich tunggevend für den ganzen Tonfilm werden. e. b.

Beamte und Besitz.

Der ADB. fordert gerechte Belastung.

Der Allgemeine Deutsche Beamtenbund, die frei­gewerkschaftliche Spigenorganisation der Beamtenschaft, veranstaltete am Sonntag in Berlin   eine große Protest tundgebung gegen die von der Regierung in Vorschlag gebrachte herabjeßung der Be­amtengehäiter. Das Vorstandsmitglied des ADB., Reichs­tagsabgeordneter D. Bölter, erklärte, daß die Beamtenschaft gern bereit sei, sich an den für die Erwerbslofen aufzubringenden Lasten zu beteiligen, daß sie aber eine einseitige Be­laftung der Beamtenschaft ablehne und fordern müsse, daß in erster Linie die leistungsfähigeren befizenden Schich­ten zur Finanzierung herangezogen werden müßten.

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