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Beinahe Räuber.

Wie sie vor ihrer eigenen Courage Angst befamen.

Auf der Anklagebant zwei junge Burschen: Hans N., 21 Jahre, Karl M. 19 Jahre. Auf der Zeugenbank zwei Eltern­paare: ein Maschinenbauer und Frau, ein Korbmachermeister und Frau. Die jungen Burschen sind megen versuchten Raubes an­geflagt; die Eltern find herbeigeeilt, um für ihre Jungen ein gutes Wort einzulegen.

,, Sie haben wohl den Jungen ein wenig zu lasch behandelt?" sagte der Vorsitzende zu Karis Bater. Aber gerade diefer Junge hat mir von allen meinen sechs Kindern in der Erziehung die meiste Freude gemacht, deshalb hat es mich ganz besonders ent täuscht" in Karls Augen stehen Tränen. Er war stets willig, gehorsam, niet verschwenderisch, hatte keine Braut, lieferte den ganzen Wochenlohn zu Hause ab und wußte nichts mit dem Taschen­geld anzufangen, das ich ihm gab."

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Auch Hans' Vater, der 59jährige Korbmachermeister, lobt die Führung seines Jungen. Er sei nur immer frant gewesen und sehr nervös. So ganz einfach liegen die Dinge mit diesem 21jährigen nun doch nicht. Er hatte bei seinem Bater Geld veruntreut, wollte nach Amerika  , tam aber nur bis Hamburg  , fehrte zu Fuß ganz verwahrlost ins Elternhaus zurück und wurde in vorläufige Für

forge genommen.

Was haite aber die beiden Jungen auf die Anklagebant ge­bracht? Es war eines Sonntags im Juli, da machten die beiden einen Bummel durch einen Rummelplay, suchten nachher ein Selbstbedienungslokal auf, beabsichtigten anfangs ein Kino zu be­suchen, entschieden sich aber schließlich für ein Straßenmädchen. Hier blieb ihr letztes Geld. Dann tamen fie ganz unerwartet für sie selbst auf die hirnverbrannte Idee, bei einem anderen Straßen­mädchen ,, Geld zu machen". Sie wollten zu ihr in die Wohnung, Karl sollte über sie herfallen und Hans ihre Handtasche an sich

nehmen.

Berlins   Unterwelt vor Gericht

Der Geächtete des Ringvereins.- Schmiede- Willy tritt in Aktion.

Beweisaufnahme zeigen. Schon die ersten Beugenaussagen sind voll Widersprüche. Das Interessante in dem Prozeß ist aber gar nicht der Fall Beŋer als solcher, sondern das Milieu der Berliner  Unterwelt.

Jm großen Schwurgerichtssaal des Alten Kriminalgerichts gab| Unter welchen Umständen der Schuß erfolgt war, wird erst die sich die Unterwelt Berlins   gestern ein Stelldichein; der Zuhörerraum war mit Männern und Frauen von schäbiger Eleganz gefüllt, und von den 23 Zeugen gehörte der größte Tell zu den Mitgliedern der Ringvereine und deren weiblichem Anhang. Mitglieder eines Ringvereins, nämlich des Norden", ist auch der 40jährige wegen Totschlags angeklagte Beyer, Tanzdielenkontrolleur und Straßenhändler, 17mal vorbestraft, darunter 13mal wegen Straftaten, die auf dem Gebiet der Gewalttätigkeit liegen. Auch sein Opfer Frank war Mitglied eines Ringvereins mit dem schönen Namen Humboldt".

Schon die äußerst vorsichtige Schilderung des Angeklagten führte in das eigentümliche Milieu der Berliner   Unterwelt mit ihren ungeschriebenen Gesetzen, mit den ebenso grausamen wie hart­nädigen Verfolgungen ihrer ehemaligen Mitglieder, ihrer Selbst­juft i 3, vor der sich niemand retten kann, der sich einmal unliebam gemacht hat. Die Ringvereine haben überall Ohren und Augen, Beyer hatte allen Grund, die Verfolgungen seiner ehemaligen find gewissermaßen allwissend und allgegenwärtig. Der Angeklagte Vereinsbrüder zu befürchten, und diese wußten, weshalb sie ihn verfolgten.

Der Angeklagte war 1924 dem Ringverein Norden beige­treten. Bereits 1927 fehrte er ihm den Rücken. Seitdem schworen ihm sämtliche Ringvereine grimmige Feindschaft, ins­besondere der Schmiede- Willi, sein Vereinsbruder. Ueberall, wo man Beyer traf, wurde mit ihm geftänkert, Lokalsperre über ihn verhängt; er wurde immer wieder ausgelauert und mit der Schußwaffe bedroht. 1928 verließ er das letzte mal das Gefängnis. Die Verfolgung seiner früheren Ringbrüder setzte sofort wieder ein. Es kam wiederholt zu Zusammenstößen und Schlägereien, zweimal wurde Beŋer in Berfahren wegen versuchten Totschlags verwickelt. Eine Schußwaffe trug er stets bei sich. Etwa im Jahre 1929 wurde die Lokalsperre gegen ihn aufgehoben. Das war nur eine Falle, sagte er vor Gericht.

Schmiede- Willis Todfeind.

Als sie in der Frankfurter Straße von einem Mädchen an­gesprochen wurden, gingen sie mit. In ihrem Zimmer eröffnete ihr Hans, daß er fein Geld habe; dann möge er sehen, daß er raus tomme". Hans machte einen Schritt zur Tür und sagte zu Kart: ,, Gehen mir." Statt einer Antwort versetzte dieser dem Mädchen einen Schlag ins Gesicht, betam es mit der Angst zu tun imd eilte dem Hans nach, der bereits die Treppe hinuntergestürmt mar. Die beiden liefen über den Hof, einen anderen Eingang hinauf und murden bald darauf festgenommen. Aus dem Hause heraus fonnten sie nicht, die Haustür war abgeschlossen. Am 21. März hatte Bener mit seinem Todfeind, dem Schmiede­Das Mädchen blutete aus Nase und Mund und hatte einen Zahn ein- darauf in ein anderes Lokal in der Ackerstraße. Sier rempelte er Willi, in einem Lofal einen heftigen Zusammenstoß. Er begab sich gebüßt. bald den einen, bald den anderen Gast an. Er drohte mit seinem Revolver, einem der Anwesenden versetzte er eine Ohrfeige. Als er etwas später zum zweiten Male das Lofal verließ, folgten ihm Schüsse; das Mitglied des Ringvereins Humboldt", Frant, brach etma fünf Personen, gingen auf ihn zu, und schon frachten zwei im Rücken tödlich verletzt zusammen.

Das Gericht sprach Karl frei. Es nahm an, daß er im legten Augenblick von seiner Raubabsicht zurüdgetreten sei. Hans wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Er tann auf seiner Arbeitsstelle, auf der er eineinhalb Jahr beschäftigt mar, wieder antreten. Nur eine Gefahr besteht: das Gericht hat ihm für den Rest der Strafe drei Monate hat er für Unter­juchungshaft verbüßt teine Bewährungsfrist zugebilligt.

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Entlastung für Frenzel.

Eine Belastungszeugin forrigiert sich.

In der letzten Verhandlung des Frenzel- Prozelfes

in Potsdam   find wiederum für den Angeflagten günstige

Aussagen gemacht worden, und zwar durch eine Zeugin, die in der ersten Instanz zu den Hauptbelastungs. zeugen der Anklage gehörte,

Es handelt sich um die Bernehmung der Kochlehrerin B. aus Bornim  , bei der Gertrud Frenzel Haushaltungsunter richt nahm, unt fich für ihre Stellung als Haustochter auf dem Gut in Maltershausen vorzubereiten. Nachdem diese Beugin ihre Aussagen wie in der ersten Instanz über das Berhalten Gertrud Frenzels und deren Erzählungen wiederholt hatte, meldete sie sich noch einmal zu Worte, um ihre Aussage zu ergänzen. Dabei

schilderte sie, daß Gertrud Frenzel ihr gestanden have, daß der Ange­

flagte in Fürstenberg den Versuch gemacht habe, sich ihr zu nähern, daß sie aber bei der Wirtin Schuß gesucht habe. Diese Aussage steht in scharfem Widerspruch zu den bisherigen Erflärungen Gertruds, die den Vorgang in Fürstenberg stets so geschildert hat, daß die Wirtin sie in der Nacht gegen 12 Uhr überrascht und die Zür geöffnet habe. Die Wirtin hat zwar sowohl in der ersten wie in der zweiten Instanz versichert, daß sie sich an diesen angeblichen Vorgang nicht im geringsten erinnern fönne und daß sie cine derartige bedeutungsvolle Beobachtung für ihr ganzes Leben in Erinnerung gehabt haben müßte, wenn sich derartiges wirklich ereignet haben würde.

Der Prozeß nimmt am Donnerstag seinen Fortgang, und zwar werden dann die 3eugen aus Maltershausen gehört, mo Gertrud Frenzel auf dem Gute längere Zeit als Haustochter be­schäftigt war.

Haftbefehle in Bernau  .

Am Freitag, dem 17. Oftober d. J., fand in Bernau   ein 3u fammenstoß zwischen Kommunisten und National sozialisten statt, bei dem mehrere Teilnehmer durch Schüße so verletzt wurden, daß zwei von ihnen zurzeit noch im Krankenhaus Bernau   daniederliegen. Dreizehn Personen wurden wegen des Verdachts, an der Schießerei beteiligt gewesen zu sein, von der Bolizei vorläufig festgenommen. Der Bernehmungsrichter im Bolizeipräsidium hat nunmehr gegen den Zimmermann Lessen thin, den Studenten Brandt, den Schmied Kupping, den Maurer Malzius und den Gärtner Bürger Haftbefehl wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs und der gefährlichen Körperverlegung erlaffen. Die übrigen wurden mangels dringenden Tatverdachts entlassen.

Der Hochmeisterplatz als Erholungsstätte. Der Hochmeisterplay in Wilmersdorf  , der in seiner gegenwärtigen Form dem zunehmenden Berkehr nicht mehr ge­wachsen ist, soll jetzt umgebaut werden. Durch Hinzunahme von Freiflächengelände sollen die Dämme verbreitert und ein besonderer Gleistörper für die Straßenbahn geschaffen werden. Damit der Blak auch als Erholungsstätte für die Anwohner dienen fann, wird das Gelände zwischen Cicerostraße, Paulsborner Straße, Bestfälische, Nestorstraße sowie dem Grundstück der Deutschen Reiche post zu einer Grünanlage ausgestaltet werden. Sobald der Magistrat die Mittel bewilligt hat, wird mit dem Umbau begomen

werden.

Sprecher für Proletarische Feierstunden. Nebungsstunde Donnerstag, 23. Dtober, 19% ihr, in ber Sophienschule, Bein meisterfir. 16/17. Alle Mitglieder müffen beftimmt und pünktlich anmefent fein

Wer erschoß den Bergwerksdirektor? Ein geheimnisvoller Brief im Kramer- Prozeß.

Halberstadt  , 21. Oftober.

Zu Beginn des zweiten Berhandlungstages gegen den Hei!-

gehilfen Koch wegen Ermordung des Bergwerksdirettors& ram er verlas der Verteidiger Rechtsanwalt Braun- Magdeburg einen Brief vom 19. Oftober, Darin beschwört ein Unbekannter den Darin beschwört ein lnbefannter den Rechtsanwalt, alles aufzubieten, um einen Justiz mord zu ver hindern. Er selbst habe Kramer mit einer Mauserpistole erschossen. Reue über seine Tat, habe er nicht. Mit vielen hundert anderen Arbeitern sei er durch Kramer ins Elend ge ftürzt worden und habe mit seiner Familie monabelang ge= hungert. Der Brief wurde zu den Aften genommen.

Kriminalkommissar Geißler Magdeburg berichtete über die an der Mordstelle vorgefundene Sachlage. Kriminalaffistent

Pistori- Magdeburg fagte aus, daß die Berfolgung der Spur mit einem Polizeihund nur 70 Meter möglich war, da bereits 12 Stunden seit der Tat vergangen waren und der inzwischen eingetretene starke Frost die Spur verwischt hatte.

Dann wurde die Ehefrau des Angetlagten in feiner Abwesenheit vernommen, die auf ihr Zeugnisvermeigerungsrecht verzichtet. Sie behauptet, von dem Angeklagten wiederholt schwer mißhandelt und mit dem Tode bedroht worden zu sein. An dem Mordabend sei ihr Mann nach 8 Uhr heimgekommen, so daß sie mit dem Essen auf ihn warten mußte. Später habe er sie veranlaßt, vor der Polizei auszusagen, daß sie zusammen, und zwar schon vor 7 Uhr, zu Abend gegessen hätten. Nach seinen wiederholten polizei­lichen Bernehmungen habe er ihr gestanden, daß er Kramer mit einem Gewehr erschossen und die Waffe dann, an eine Baumwurzel gebunden, in den Bach geworfen habe.

bibe de

Bildstatistisches Material im Unterricht.

Ueber die Anwendung bild statistischen Materials im Unterricht" sprach vor den Schülern der Karl- Mart­Schule in Neukölln Professor Neurat Wien. Der Vor­trag zeigte neue Wege zur Reform des Schulunterrichts. Das bild­statistische Material foll bis an die Grenze des praktisch möglichen im Unterricht angewandt werden. Die Wiener Arbeiterschulen haben es praktisch bereits bewiesen, daß dies durchaus möglich ist. Ueber­haupt, führte Neurat aus, werden hier neue Wege gezeigt, wie die sogenannten. Abendschulen, in denen junge Proletarier nach acht­stündiger täglicher Arbeit ihr Wissen zu vervollständigen suchen. Bisher waren die Abendschulen nur ein unzulänglicher Ersatz für die neunjährige Gymnasialschulzeit. Da das Pensum aber durch Anschauungsmaterial dem jungen Arbeiter leichter zugänglich gemacht werden kann als dem Gymnasiasten in der üblichen bisherigen Unterrichtsmethode, ist hier ein weites Tätigkeitsfeld geöffnet worden, das die Möglichkeit des vollen Ersatzes der Gymnasialschul­zeit durch Abendschulen in greifbare Nähe rüdt.

Funkwinkel.

Das Abendprogramm stand im Zeichen der furchtbaren haltung war abgesagt. Es wurden seit dem Nachmittag fortlaufend Alsdorfer   Bergwertstatastrophe. Ale heitere Unter­Berichte von der Unglüdsstelle gegeben, vor allem über den Stand ber Rettungsarbeiten: wohl für jeden Hörer an diesem Tage die wichtigste, wenn auch erschütterndfte Funtdarbietung. Ernste Musil, Rezitationen, Händels Nelson- Messe   traten an die Stelle des an gekündigten Unterhaltungstonzertes und der Uraufführung von Angermeiers Komödie Der Strich durch die Rechnung". Tes.

Antifa und Rotfront.

Ein Prozeß von grundsäglicher Bedeutung.

Vor dem Erweiterten Schöffengericht Neukölln hatten sich sechs kommunisten unter der Anklage des Vergehens gegen§ 4 des Republitschuhgefehes zu verant­worten.

fängnis, der an einer geheimen und staatsfeindlichen Verbindur.g Dieser Paragraph bestraft den nicht unter drei Monaten Ge fängnis, der an einer geheimen und staatsfeindlichen Berbindung bindung ist der Rote Frontkämpferbund   nach den Entscheidungen der teilnimmt, deren Bestreben die Untergrabung der ver­fassungsmäßigen Staatsform ist. Als eine solche Ver= Gerichte anzusehen, nach dessen Verbot bekanntlich die Anti­faschistische junge Garde ins Leben gerufen wurde. Ihre Mitglieder wurden auf den Klassenkampf und den Kampf für die Revolution vereidigt. In einer besonderen Kleidung mit blauem monstrationen in den Vordergrund, bis sie gleichfalls durch eine Ver­Hemd und Abzeichen der KPD.   trat die Organisation oft bei De­fügung des Polizeipräsidenten verboten und aufgelöst wurde. Wäh­rend einer kommunistischen   Antikriegsdemonstration waren von der Bolizei die sechs Angeklagten festgenommen, da sie unter ihren Erstmalig wurde in diesem Falle Anklage auf Grund des§ 4 des weißen Oberhemden das verbotene blaue Hemd der Antifa trugen. Republikschutzgesezes erhoben, da die Staatsanwaltschaft annahm, daß die Antifa nichts anderes als die Nachfolgerin des ver­botenen RFB. sei. In der Berhandlung brachten die Angeklagten für das Tragen der blauen Hemden die verschiedensten Entschuldi­gungen vor.

Das Gericht vertrat die Meinung, daß in dem blauen Hemd ein Uniformteil erblickt werden müsse, dessen Tragen selbst dann strafbar sei, wenn es sichtbar unter einem anderen Hemd gezeigt werde. Andererseits war das Gericht aber nicht der Ueberzeugung, daß die Verhandlung den Beweis dafür erbracht habe, daß die Antifa Nachfolgerin des RFB. sei und der§ 4 Anwendung finden müsse. Die Angeklagten wurden deshalb lediglich zu Geldstrafen von 60 M. und ein Jugendlicher zu 30 m. verurteilt.

Der Staatsanwalt hatte gegen alle je drei Monate Ge= fängnis beantragt.

Papfes 30 Prozesse.

Die Immunität des fommunistischen Reichstags: abgeordneten.

Nach berühmten Mustern hatte auch das kommunistische Kopf­

blättchen in Rottbus sich einen Reichstagsabgeordneten zum Sigredatteursauserfoten. Der Mann hieß Paptejas und unter dem Schutze seiner Immunität nahm das Blättchen tein; Blatt vor den Mund, sondern beleidigte frisch darauf los Landräte und Aerzte, Pfarrer und Gemeinderäte. Während der segensreichen Tätigkeit des Herrn Papfe im Reichstage hatten sich im Laufe der Jahre allmählich 30 Beleidigungsflagen angehäuft.

Der Reichstag   wurde aufgelöft. Mit der Immunität war es zu Ende. Herr Papfe mußte vor die Schranken des Gerichts. Gestern sollten die ersten neun Beleidigungsklagen ausgetragen

werden. Das ist es eben: sollten. Denn der nicht mehr immune Herr Bapte, der sich unter dem Schutze seiner Immunität so pampig gemacht hatte, 30g es vor, fernzubleiben. Trotz seiner Ver­dienste um das Kottbuser Blatt fehlte er auf der Kandidatenliste der Kommunistischen Partei und erfreut sich nun auch nicht mehr der

Immunität.

Es blieb dem Gericht nichts anderes übrig, als die Berhandlun­gen zu vertagen. Herr Papte, der auf seine Anwesenheit vor Gericht, wie sein Anwalt bekannt gab, feinen Wert legt, soll in Landsberg a. d. Warthe   fommissarisch vernommen, jämt= liche 30 Beleidigungsklagen sollen in einem Termin erledigt werden. Ber mag nun in Kottbus   der immune Nachfolger des nicht mehr immunen Herrn Papte werden?

57 640 Kirchenaustritte 1929.

Eine bezeichnende Statistit.

Auf Grund der bei den Berliner   Amtsgerichten abgegebenen Erklärungen vollzogen im Laufe des Jahres 1929 in der Reichshauptstadt 57 640 Personen ihren Aus­tritt aus der Kirche.

Diese Feststellung gewinnt durch die Ziffern über die Verteilung innerhalb der beiden Geschlechter besonderes Interesse. Die Zah! der Männer überwiegt bei weitem. Es ist der männliche Teil der Bevölkerung mit 33 199 oder rund 57 Proz. der Gesamtzahl wesentlich stärker an den Austrittserklärungen beteiligt als die Frauen, auf die nur 24 411 oder rund 43 Pro 3. entfielen. Diese Ziffern bieten eine Parallele zu den Feststellungen bei den ver schiedenen Wahlen. Immer stimmte ein höherer Prozentsatz von Frauen für die kirchlich eingestellten Parteien, das Zentrum, die Deutsch nationalen und den Christlich- Sozialen Volksdienst.

Was den Anteil der einzelnen Ronfessionen an der Zahl der aus der Kirche Ausgetretenen betrifft, so entfallen auf die evangelische Kirche 50 491 Personen( 28 997 Männer, 21 493 Frauen), auf die römisch- katholische Kirche   6570( 3824 Männer, 2746 Frauen), auf die jüdische Gemeinde 579( 378 Männer, 201 Frauen), auf die sonstigen Religionsgemeinschaften eine Person.

Mutter und Kind unter den Rädern der U- Bahn.

Auf dem Untergrundbahnhof nie stürzte sich gegen Mitter­nacht die 25jährige Frau Elisabeth Richter mit ihrem zweijährigen Töchterchen Anna vor die Räder eines einfahrenden Zuges. Mutter und Kind wurden schwerverlegt ins Westendfrantenhaus ge bracht. Der Verkehr auf der Untergrundbahn war eine halbe Stunde gestört.