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Heinz Jacobs: Schiff in Seenot Jiddisch- eine deutsche Sprache

Bierzehn Fischfutter lagen im Hafen von Leegerfiel an den Troffen. Bierundachtzig Augenpaare starrten von Zeit zu Zeit in den düsteren wolfenverhangenen Himmel Würde sich das Wetter aufklären oder fam ein Sturm auf? So fragten sich zweiundvierzig Fischerleute. Brot und Erwerb hingen von der Gunst oder Un­gunst des Betters ab. Und die Fischzeit war nur furz. Zu rasch war der Sommer dahin und der Herbst brachte wilde Südwestwinde, die die Nordsee   in einen fochenden Herenfefsel verwandelten. Dann schäumten die Springfluten in aufgepeitschten Brechern über den Deich; dann bogen sich die Pappeln, die den Eingang zum Fischer dorfe säumten, und der Wind heulte in flagenden Tönen durch die Löcher des Glockenturmes. Dann zeichnete die Angst scharfe Linien in die Gesichter der Fischerfrauen, und manche Hand wand sich zitternd im Gebet um den Ernährer, der draußen schußlos der Ge­malt der gierig brüllenden Gee preisgegeben war. Das Jahr brachte hier mehr Sturmnächte als an anderen Stellen.

Klaas de Bur, der Eigner des Kutters Saturn", warf noch einmal einen Blick nach oben. Dann rief er seinen beiden Madern zu: Matt de Lienen los; is halbe Lide!" Mit verwunderten Augen sahen die beiden jungen Leute ihren Schiffer an. Dann warfen sie schweigend die Trossen los. Klaas selbst, warf den Roh­ölmotor an, und bald erbebte der fleine Kutter unter den Stößen der Maschine. Die anderen Fischer, die in Gruppen zusammen standen, wandten sich rasch um, als das Geräusch des Motors an ihre Ohren flang. Offensichtlich wollte Klaas ausfahren. Heino Stud, der Befizer des besten Rutters, sprang in großen Schritten nach der Stelle, wo Klaassens Fahrzeug lag, und rief den Schiffer an: ,,,

Klaas, wullt du utreisen?

Jo", tönte die knappe Antwort zurüd. ,, Blief binnen, Klaas," warnte der andere ,,, wie friegt Storm." Aber Klaas de Bur zudte nur die Achsel. Wußte denn Heino Stud nicht, daß er eine frante Frau zu Hause hatte, die ihm viel Geld toftete? Er mußte hinaus, wenn andere sich schonen fonnten. Er mußte Gelb verdienen. Ein Hebeldrud ließ die Schraube im Waffer heftig schlagen. Langsam glitt der Kutter aus dem Hafen, während die zurückgebliebenen Fischer ihm nachsahen. Es war halbe Flut,

zwei Uhr nachmittags.

In stetiger Fahrt gegen die auffommende Flut war der Kutter ,, Saturn" rasch an die Fanggründe gekommen. Klaas drosselte den Motor und ließ den Hamen, das Schleppnes, aussehen. Der erste Street begann. In dieser Zeit hatten die drei Fischer ein wenig Ruhe. Sie mußten warten, bis das Netz voll war. Klaas de Bur schickte seine beiden Helfer nach unten. Er selbst wollte oben auf den

Haman achten.

wenigen Sterne, die spärlich am Himmel schimmerten, und auf sein Orientierungsvermögen verlassen, um den Weg zum Hafen zu finden. Als die Fischer etwa zwei Stunden gefahren waren, jezte Regen ein. Die Brise hatte sich bedeutend verstärkt. Ab und zu wuchs der Wind zur. Dann peitschte der Regen fast wagerecht in die Gesichter der Seeleute, die längst den dicken Delrock übergezogen hatten. Die an­fangs glatte See hatte ein anderes Gesicht bekommen. Weiße Schaumkronen bedeckten ringsum das Meer. Der Kutter mußte seinen Bug oft in die See bohren; so diesig war der Wind schon ges worden. Klaas ließ das Netz einholen, denn trocknen fonnt es bei dem Regen doch nicht. Die Lufen hatte er bereits festzurren lassen, fonnte doch leicht ein überkommender Brecher die Deckel mitnehmen. So steuerte Klaas de Bur mit sturmflarem Rutter auf Leegerfiel zu. Mehrere Stunden waren vergangen. Noch immer sang der Del­motor sein Lied. in den Sturmwind hinein. Bom Hafen war nicht das geringste zu sehen. Da merkte Klaas, daß er die Drientierung verloren hatte. Er hätte längst daheim sein müssen. Mit wenigen Worten verständigte er seine Leute. Jan. der ältere der beiden Ge­hilfen, nahm aus dem Nachthaus die Raketenpistole und ließ einen roten Stern in den nächtlichen Himmel ziehen. Gespannt durch drangen die Blicke der drei Fischer das Dunkel. Doch von der Küste war nichts zu sehen. Kein Lichtzeichen deutete darauf hin, daß ihr Signal wahrgenommen wurde. Noch eine Rafete verlöschte im Dunkel. Wieder nichts. Da entschloß sich Klaas de Bur, einen anderen Kurs zu nehmen. Er wußte, sie würden bei bleibendem Kurs auf die Sandbänke kommen und stranden. Lieber wollte er den Sturm draußen über sich ergehen lassen, als sein Schiff herum zureißen. Der Wind hatte sich gedreht und trieb das kleine Fahrzeug im Verein mit der Flut der Küste zu. Da ließ sich Klaas treiben. Von Zeit zu Zeit lotete Jan mit der langen Kursstange die Wasser­tiefe, denn bei geeignetem Grund wollte Klaas den Sturmanter aus­werfen. Den Motor hatten die Fischer völlig abgedrosselt. Der Rutter jagte unter dem gewaltigen Druck des Sturmes wie rajend dahin. Klaas ließ die Schwimmwesten anlegen. Er selbst band sich am Ruderholmen fest. Mit unwiderstehlicher Gewalt trieb das Brecher flatschten über die Bad. Die Fischer waren in steter Gefahr, fleine Schiff auf die der Küste vorgelagerten Bänke. Schwere über Bord gespült zu werden. Klaas de Bur gab sich und sein Schiff

verloren

turn" vor der Küste entlang. Mit unverminderter Stärke heulte der Mitternacht war vorüber. Immer noch trieb der Kutter Sa­Südwest über die kochende See dahin. Aber der Kutter bot den Gewalten Trozz. Noch stand Klaas de Bur angebunden am Ruder. Die beiden Jungen waren im Nachthaus. Plöglich gewahrte Klaas am Horizont einen Lichtschimmer. Im Nu verschwand der Schein Mit halbe Fahrt durchschnitt das kleine Fahrzeug die graugrüne wieder. Mit weitgeöffneten Augen starrte der Fischer in die Dunkel See. Der Fischer hatte sich am Ruder niedergelassen und betrachtete heit. Da. jetzt wieder das Bligen. Das fonnte nur ein Leucht von Zeit zu Zeit den dunkler werdenden Himmel. Schwere Wolfenfeuer fein. Jetzt blinkte das Feuer wieder. Erregt riß Klaas feine bänke ballten sich dort oben zusammen. Die Nacht fonnte Sturm Uhr heraus. Er zählte gierig die Gefunden, in denen das Feuer nicht bringen. Ein Blick auf das Schiffsbarometer bemies Klaas, daß blinkte. Danach konnte es nur der Feuerturm von Braßmerfiel sein. das Wetterglas stetig fiel. Windstille trat ein. Dumpf flang das Sollten sie denn so weit abgetrieben sein?... Mit heiferer Stimme Geräusch des Motors über das meite Basser. schrie der Fischer: ,, Ja.. Jan... fumm rut!" Mehrmals mußte er schreien. Der Sturm verlöschte die wilden Rufe fast in seinem Munde. Endlich hatte der Gehilfe den Schrei seines Schiffers ver nommen. Rasch verständigte Klaas ihn, und sofort erschien Jan mit der Leuchtpistole wieder an Ded. Rafete um Rafete stieg rot zischend empor. Jetzt nur nicht abgetrieben werden, dachte Klaas. Mit un menschlicher Kraft drückte er das Ruder immer wieder herum. Das Blinkfeuer mar fem Ziel. Da... stieg an der Rüfte ein roter Stern hoch. Man hatte sie entdeckt. Noch ein Stern und noch einer. Die Beute würden lommen. Die Glode heraus! Lautent. Noch eine Rakete steigen lassen! Zitternd vor Aufregung feuerte Jan die Pistole ab. Dann schlug er wie wahnsinnig die Glode.

Es war Zeit, das Netz einzuziehen. Klaas rief die Leute. Nach einiger Mühe war der Hamen gehoben. Die zappelnden Fische er gossen sich über das schmale Ded. Während der Hamen wieder aus­gefeht wurde, machten sich die drei Männer daran, den Fang unter Ded zu bringen. Jegt war feine Zeit übrig. Ein Street nach dem ondern wurde gemacht, und jeder brachte reiche Beute. Borttarg perrichteten die Fischer ihre Arbeit. Das Steuer hatte Klaas an gebunden, so daß der Kutter stets gleichen Kurs fuhr. Sie fischten langs der Küfte von Friesland  .

Die Dunkelheit war längst eingebrochen, als Klaas de Bur das Fischen einstellte. Er hatte seine Reise. An zmeihundert Rorb lagen unter Ded. Der Motor sang wieder sein volles Lied, als der Rutter eine tnappe Bendung beschrieb, um heimwärts zu steuern. Ein Ein leifer Bind tam von der Küfte her auf. Au dem Zahlen Maste des Fischfutters hing das feuchte Netz zum Trodnen. In der leichten Brise flatschte es gefpentisch an den nadien Maft hin und her. Kein Lichtschimmer brang über die dunkle See. Klaas mußte sich auf die

Nach einer halben Stunde tauchte aus dem Dunkel der Umriß eines großen Motorrettungsschiffes auf. Minuteníang harte Arbeit; dann lag der Rutter im Schlepp des Rettungsbootes. Und nach schwerer Fahrt durch die Küstenbrandung gelangten die beiden Schiffe in den schüßenden Hafen von Braßmerfiel. Klaas de Bur hatte über den blanten Hans" triumphiert.

Der Sport und die deutsche Sprache

Von Theodor Lessing  ( Hannover  )

Es ist eine alte Sache: Die Herzen der Böller glühen auf den Sport- und Spielplägen. Wir armen Ritter vom Geist fönnten noch so viel Gutes schaffen, tönnten noch so brav arbeiten, fein Denter, tein Dichter wird jemals so viel goldenen, so viel grünen Lorbeer heimtragen wie der Meister des Refords im Boren, im Wettlauf, im Motorradrennen.

Es gibt Hunderttausende, die nie ein Buch lesen, aber mit brennenden Stirnen jedes Sportereignis verfolgen. Da zeigt sich denn ein Widerspruch. Je nationaler, je vaterländischer der Sport­flub sich gebärdet, um so schrecklicher verhunzt er seine Muttersprache. Er fämpft vielleicht und fämpft oft mit Recht gegen das Fremd mortwesen, aber übt selbst eine viel schlimmere Sprachverhunzung. Es gibt deutsche   Turn- und Sportzeitungen, die feine Bälschmorte dulden und doch eine Art Deutsch   sprechen und schreiben, zu deren Berständnis en neues Wörterbuch nötig wäre, da sie für den ein­fachen Berstand unverständlicher ist als irgendein Fremdwort. Im folgenden wurden einige solche Blüten deutschen Sportgeistes zu­sammengestellt. Eine einzige Nummer einer Zeitung vereinigte diesen Blütenhain. Ich verspreche die Krone von Europa   demjenigen, der, ohne ein Sportsmann zu sein, diesen geheimnisvollen Jargon versteht und imstande ist, die Säße wörtlich und klar verständlich ins Englische   und Französische zu übertragen.

1. Schmieder fonnte das Leder nicht über die Latte bringen. Santa aber ließ den Kopf über die Seile hängen, während Röse­mann 188 Pfund in den Ring brachte."

Ich grüble und grüble. Ist von Menschen, von Pferden die Rede? Und was tun und treiben sie da?

2. Marwede, ein ganz ausgefochter Ringfuchs, wurde durch Hartmann nach rechts und links wirkungsvoll herausgefordert, aber landete zu guter legt einen glänzenden Rinnhafen."

Ein fluger junger Mann fragte, ob der Fuchs nicht besser ein­gefocht werde und warum er herausgefordert wird, nachdem er doch schon ausgefocht hatte und wie er dann zuletzt es noch fertig bringt, Kinnhaken ans Land zu ziehen.

3. Schmieder mußte bei seiner viel zu offenen Kampfweise die ziemlich langsamen Geraden und Hafen Santas einsteden. Erst ein fürchterlicher Schlagwechsel in einer neutralen Ede, bei dem Rösemann allerdings der Nehmende war, löste rauschenden Beifall. Dem Siegenden winten goldene, filberne und Erzplaketten. Gulbranson oder Heine müssen das zeichnen: Schmieder steckt die langsamen Graden in die Tasche. Rösemann nimmt in der neu: tralen Ede einen Wechsel entgegen und die Plaketten winken.

4. Albrecht Dürer   wurde um einen Kopf geschlagen, während Hartmann gegen Meier glänzend rettet.

Um messen Kopf wurde der Dürer geschlagen und mer rettet mas? 5. Ottensen   mußte auf eigenem Plaze eine Niederlage hin­nehmen und wird wohl den bitteren Gang des Abweges antreten müssen. Die Ottenser wußten, worum es ging. Union   errang einen Versuch. Minerva wird auf eigenem Plaze wenig Umstände mit den Potsdamern machen.

den Weg zum Abweg? Wieso kann man Bersuche erringen? Und Was heißt das? Wußten die Ottenser, wo es rum ging in welch ein Weib diese Minerva!

6. Kleefeld ging ebenso wie Linden verschiedene Male hart an Erfolgen vorbei. Auf eine Vorlage des rechten Läufers fonnte Kirsen unhaltbar zum zweiten Tor einschießen. Die legten zehn Minuten sahen die deutschen Sieger im Drang nach vorn. Werber siegt hoch. Unermüdlich wirft Müller immer wieder seine Stirn nach vorn. Besonders gefiel der Eddreiviertel, wobei sich der Rechtsaußen bewährte, der der Jugend entnommen, zum ersten Male mitwirkte.

Das ist nun schon ganz mystisch! Der vorbeigehende Kleefeld, der auf Vorlagen schießende Kirsey; der Drang nach vorn; Müller, welcher hinten einen Sturm trägt und der Rechtsaußen, den man der Jugend entnommen hat.

7. Der Berliner   Schlittschuhklub mit Bahn am Steuer und Nägele an der Bremse holte die schnellste Zeit des Tages heraus. Teilung der Punkte und teilweise überraschendes Abschneiden ein­zeiner Mannschaften zeigte sich auf der ganzen Linie.

Offenbar: Probleme der nichteuklidischen Mathematik.

eigentümlicher Zweig des deutschen   Sprachftammes t das Jiddische oder das Judendeutsch  , die Boltssprache der Juden wird. Dazu kommen aber noch 3 Millionen Auswanderer, allein in Osteuropa  , die hier von rund 9 Millionen Menschen gesprochen in den Bereinigten Staaten über 2 Millionen, so daß annähernd

vier Fünftel aller Juden der Erde diese Sprache benutzen, die an Bedeutung alle anderen jüdischen Sondersprachen, wie das Juden­ spanisch  . Judenpersisch usw., weit übertrifft. Professor Heinrich Meyer- Benjen betont in einem Aufsatz der Preußischen Jahre bücher", daß dieses Jiddisch unverkennbar echtes Deutsch ist, aber nicht von der neuhochdeutschen Schriftsprache ausgeht, sondern auf mittelhochdeutscher Grundlage beruht. Früher gab es ein Juden­ deutsch  , das von den deutschen   Ghetto- Juden gesprochen wurde, und der Knabe Goethe, der sich so lebhaft für Sprachen interessierte, hat auch das Judendeutsch erlernt und sogar einiges in diesem wie das bekannte Fragment einer Judenpredigt Idiom dichtet. Aber diese jüdisch- deutsche Sprache erlosch seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts, als die Juden sich immer mehr in die allge meine Kultur eingliederten.

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So ist heute nur das Ost- Jüdische lebendig, das man wieder in wei Hauptdialekte trennt, die als Litauisch und Polnisch bezeichnet werden. Das unterscheidende Merkmal des Jiddischen, das es vorz Deutschen   unterscheidet, liegt nicht in der Grammatik, sondern in dem Borischaz, der viele semitische Bestandteile enthält. Diefe hebräischen und aramäischen Worte find an Zahl nicht größer als die Lehnwörter, die sich in anderen Sprachen finden, aber sie treten besonders scharf hervor, obwohl sie lautlich dem Sprachchorafter Ferner sind in zunehmendem Maße Lehnwörter angepaßt sind. aus dem Slawischen aufgenommen worden. Trotzdem ist das Jiddisch eine deutsche Sprache, und zwar entzückt sie den Sprach freund, denn sie lebt im Munde des Volkes.

,, Am Jiddischen   tommt uns so recht zum Bewußtsein," sagt der Verfasser ,,, was es bedeutet, daß unser geliebtes Neuhochdeutsch als Kanzleisprache entstanden ist und Jahrhunderte der Zucht und Der erquidende Tyrannei von Schulmeistern ausgeliefert war. Hauch quellfrischer Natürlichkeit, der den Reiz der Mundart ause macht, weht uns auch, und vielleicht in noch höherem Grade, aus entstanden ist, hat das Jiddisch doch schon früh literarische Ber dem Jiddischen entgegen." Obwohl es als gesprochene Boltssprache mendung gefunden. Es wurde zunächst für religiöse. Schriften benutt, erscheint aber bald auch in der weltlichen Literatur. Das ist die metrische Uebertragung eines englischen Romans. Etwa erste jüdisch- deutsche   Buch erschien 1507 zu Venedig   im Drud und chenso alt ist die älteste Handschrift einer Dichtung in Reimpaaren Der Artushof". Die Ueberlieferung erlischt im Laufe des

18. Jahrhunderts, doch nahm die jiddische Literatur seit 1860 einen erstaunlichen Aufschwung und besitzt eine Anzahl bedeutender Dichter, wie Mendele Moicher Sfurim, J. L. Perez  , Schalom Asch  und andere. Sie hat auch einen reichen Schahz m Volksliedern.

Können Sie rechnen?

Wir faßen eines Abends zusammen und langweilten uns. Da fragte Müller, wer von uns besonders gut rechnen könnte. Wir andern drei lächelten Müller mitleidig an, meil wir uns bessere Rechner dünften als er. Nun", sagte Müller, einer von euch soll auf dieses Papierblatt eine vierffellige Zahl schreiben." Lehmann schrieb lächelnd: 2980.

Jetzt werde ich", fuhr Müller fort, auf diesem zweiten Papier­streifen die Summe schreiben, die herauskommen muß, wenn zwei von euch unter die erste Zahl eine meitere vierstellige Zahl schreiben und ich ebenfalls zwei beliebige vierftellige Zahlen dazufügen darf!" Er schrieb auf ein zweites Papierblatt eine Zahl und legte bas Blatt auf den Tisch. Nun schrieb Meier unter jene erste Zahl 6137, und am Schlusse sah die Rechnung so aus:

Lehmann Meier

Müller

Ich Müller

2980

6137

3862

4551

5448

Das Ergebnis mar 22 978. ir bliften auf den Zettel, den Müller auf den Tisch gelegt hatte. Darauf stand: 22 978. Müller hatte alfo richtig prophezeit. Bir zerbrachen uns lange den Kopf, mie diese Rechnung zustande gefommen fein fonnte. Endlich famen mir darauf. Lehmann hatte zuerst 2980 aufgeschrieben. Müller hatte von dieser Summe 2 abgezogen, so daß 2978 blieben. Dieser neuen Summe hatte er die 2 vorangestellt, so daß die Zahl un 22 978 lautete. Diese Zahl schrieb er auf seinen zweiten Zettel Meier schrieb 6137. Müller setzte eine scheinbar gleichgültige Zahl darunter; in Wirklichkeit setzte er aber die Differenz darunter, die die letzte vorangegangene Zahl zu 9999 ergänzte, aiso 3862. Denn: 6137 und 3862 ergeben 9999.

Ich schrieb unter Müllers 3ahl eine beliebige andere vierstellige Zahl, nämlich 4551, und als Müller wieder eine scheinbar gleich gültige Zahl darunter sette, war es wieder mur eine Ergänzung zu 9999, denn 4551+5448 9999.

Als das Ganze dann zusammengestellt wurde, ergab sich die 3ahl 22 978. Das Kunststüd wirkt sehr verblüffend und wird auch. wenn man recht sicher und scheinbar ganz gleichgültig arbeitet, überall beträchtliches Erstaunen weden. Man fann dieses Experi ment mit ganz beliebigen Zahlen mer weiß wie oft wiederholen.

Anfelma Heine

Es hat in Berlin   seit Rahel, von Varnhagens 3eiten immer geistig hochstehende Frauen gegeben, die Künstler. Gelehrte und Männer der Bewegung in ihren Bann zogen und durch ihre Persön lichkeit oft weitergehende Wirkungen ausübten als andere, die selber schöpferisch hervortraten. Zu diesen Frauen ist auch Selma Heine  zu rechnen. Sie fam erst 1896 nach Berlin  ; geboren war fie am 18. Juni 1855 in Bonn   als Tochter eines Universitätsprofessors und hatte dann bis zum Tode ihrer Eltern in Haile gelebt. Sie hatte die Gabe, anderen helfen zu können und mit anderen Menschen mitzuerleben. So hat sie vor allem auch im Lyzeumklub, dem Zentrum der fortschrittlichen bürgerlichen Welt, mitgewirkt und bis zu ihrem Tode der am Sonntag erfolgte trotzdem sie selbst leidend und schwach geworden war, allem Geistigen ihre Anteil­nahme gewahrt.

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8. Eine Schwimmsport treibende Dame wendet sich gegen die Sitte, daß die Frauen im Verein der Berliner   Wasserfreunde Schminke auflegen mit den folgenden Säßen: Ich frage die Schwimmer: Was würdet Ihr tun, wenn ein Jüngling, dem die Schminke über das Gesicht läuft, durch Euer Becken schwimmen wollte? Er flöge bei Euch achtkantig hinaus. Wir Frauen aber fönnen leider nicht auf eine solche Selbsthilfe zurückgreifen. Ihr Bruder Karl Heine hat sich als Regisseur des natura Ja, das ist nun mal der Unterschied des weiblichen und männlistischen Dramas, besonders durch seine Ibsen- Gastspiele, um die lichen Bedens. Entwicklung des deutschen Theaters verdient gemacht. Anfelma hat Sie hatte felbft vielfach am literarischen Leben teilgenommen. vieles in der Welt geschaut, und so hat sie aus ihren Reisen und Erlebnissen mancherlei fünstlerisch gestaltet. Wie ihr Bruder fam auch sie vom Naturalismus her. Es gibt elfäffische Romane von ihr, Die verborgene Schrift", sie hat finnische Novellen" ges schrieben. Bis ins dritte und vierte Glied" ,,, Mütter", Fern von Baris" meisen schon durch ihren Titel auf das Stoffgebiet hin. Bor fünf Jahren schrieb sie ihre Erinnerungen Mein Rund­gang". Sie hat ihn erst jetzt beendet, nachdem ihr Kreis von ehemals fich schon längst zerstreut hatte,

9. Weltmeister Thunberg schlug seine Gegner über fünf­hundert Meter. Aber Inobed schlug furze Serien auf den Körper und landeten einen unten Leberhalen. Hänisch ließ sich gegen sein befferes Borgewissen in der letzten Runde noch einmal auf eine Reilerei ein.

Mein schlechtes Borgewissen mahnt, dieses Deutsch   ruhig zu ver schlucken, denn sonst kommt Inobed und schlägt auf mir Serien und landet linke Leberhaken.

Und so etwas lesen täglich Miionen, und es ist oft ihre einzige Seelennahrung. Ist es ein Wunder, daß wir langjam perblöden?