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Credit Berlin sendet:

Kein Generalintendant/ Neue Lesebühne Berfonen kommt einer Hörspielaufführung besonders entgegen. Man fann mur immer wieder betonen: die Berliner   Funtstunde ist in der letzten Zeit dazu übergegangen, die Sende bühne cls eine Art theoretisches Problem zu behandeln, dem man Sendebühne der Berstand her den Weg zur lebendigen Entwicklung finden mit Tüsteleien näherzufammen vermag. Aber nie wird ein flügeln fönnen; der zeigt sich nur dem fünstlerischen Gefühl aufnahmebereiten und aufnahmefähigen Ohr. Theorien sind für die fönnen; der zeigt fich nur dem fünstlerischen Gefühl und dem Kunst manchmal recht bequem, aber sie sind immer unfruchtbar; fie

Der Direktor der Reichs- Rundfunkgesellschaft, Dr. Kurt Magnus, trat in einen Rundfuntvortrag den Gerüchten entgegen, Die von einer bevorstehenden grundsäglichen Neuordnung im deut­ichen Rundfunkwesen wissen wollen. Besonders die Bermutung, daß ein Generalintendant zum zentralen Bunft des heute dezentralisierten deutschen Rundfunks gemacht werden solle, taucht in letzter Zeit immer wieder auf. Es war zu begrüßen, daß diese wich fige Frage von offizieller Stelle far und unmißverständlich beant­wortet wurde. Dr. Magnus erklärte, die Schaffung einer General­

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engen ein, fe verstoßen, was nicht in the Syftem poßt. Die Funk fiunde hat nicht einmal die Entschuldigung, daß ihre Senbespiek Theorien einer irregeleiteten Liebe zum Hörspiel entspringen; mur der Wunsch nach Vereinfachung hat sie hervorgebracht. Für die Lefebühne spart man Broben die Besebühne spart man Broben- was allerdings dann gelegentlich feiner Rede abſtoppen mußte, um sich erst wieder im Manuskript zur Folge hatte, daß ein sonst guter Sprecher mitten im Schwung zu orientieren. Der Berliner   Sender hat auch auf dem Gebiet der allererster Linie zur geistigen, zur fünstlerischen. Es ge Sendebühne die Berpflichtung zur Repräsentation, und zwar in nügt dafür nicht, flangvolle Schauspieler und Dichternamen auf­beweifen, ob er seine Aufgabe erfaßt hat oder nicht. zubieten. Erft an der Verwertung dieser Kräfte fann ein Genber Tes.

intendanz für den deutschen Rundfunk rönne nicht in rage Rechtsfragen des Tages pfänbende Gläubiger jetzt der Beklagte. Dieser wandte mun

fommen, da auch der beste Mann an dieser Stelle eine nur reprä sentative Figur darstellen müßte, falls die geistige Freiheit der deutschen Sender durch ihn nicht eingeengt merden solle. Diese geistige Freiheit aber sei den Sendern unbedingt nötig, damit in gefundem Bettbewerb die einzelnen Sendegesellschaften miteinander um immer weitere Bervollkommnung der einzelnen Darbietungen und der Funk­programme ringen fönnen. Das heiße jedoch nicht, daß die einzelnen Besellschaften sich völlig voneinander abschließen müssen 3m Gegenteil sei Programmaustausch oft 3medmäßig und not­mendig; außerdem feien einzelne Aufgaben nur gemeinschaftlich von allen Sendern durchzuführen. Diese Erkenntnis habe allerdings zu gemissen 3entralisierungsmaßnahmen geführt.

Augenblicklich haben sich Berlin  , Breslau  , Königsberg und Leipzig  , Frankfurt  , Stuttgart   und Köln   zu Arbeitsgemeinschaften zusammengeschlossen; auch Münden   und Hamburg   geben bisweilen ihre Darbietungen an andere Sender weiter. Dieser Programm austausch bedeutet aber nicht eine Abschwächung der künstlerischen Leistungen der einzelnen Sender; im Gegenteil, er foll Kräfte dafür frei machen, da er ja eine Arbeitsentlastung darstellt. Die vielfache Einstudierung gleichartiger Darbietungen wird dadurch ver­mieben; die Zeit, die jeder einzelne Sender für solche Proben und Borbereitungen aufwenden müßte, kann der Borarbeit für andere Werke zugute tommen. Außerdem sind die künstlerischen Mittel auf die einzelnen Sender nicht gleichmäßig verteilt. Manche Sendestadt ist infolgedessen gar nicht in der Lage, jeden Tag ein cigenes meri nolles Programm( Dr. Magmus gebrauchte das Wort erstklassig, aber wohl fein Rundfunkhörer wird heute noch so anspruchsvoll sein) zu bieten. Wird von solcher Sendestadt aus ein Großfender bedient, der infolge seiner Reichweite besondere repräsentative Be­deutung hat, so besteht die Notwendigkeit, ihn mit tünstlerischen Darbietungen aus anderen Städten zu verforgen. Werte von allge­mein intereffierendem Charakter sollten überhaupt nur von dort übertragen werben, wo die besten fünstlerischen Mittel dafür zur Berfügung stehen. Schon diese Erkenntnis zwingt zu einer regen Zusammenarbeit im Programmaustausch.

Aber hier ist eine Grenze gezogen; feine Gesellschaft darf durch Den Programmaustausch in ihrer geistigen Haltung be einträchtigt oder in ihrem fünstlerischen Streben gehemmt wer­den. Vor allem darf nicht die Einheitlichkeit der Programmgestaltung der einzelnen Sender darunter leiden. Denn nicht das Rundfunk­programm ist das beste, das die besten Einzelleistungen aufweist. sondern jenes, das die größte Geschlossenheit zeigt. Deshalb ist eine geregelte Zusammenarbeit für den Programmaustausch notwendig. Solche Gemeinschaftsarbeit tann mit Erfolg nur in Gruppen, feines falls aber gleichzeitig für alle Sender geleistet werden. Anders steht es mit der Uebertragung wichtiger aftueller Greig uisse, an denen natürlich hörer aller Sender teilnehmen möchten und die infolgedessen auch nach Möglichkeit von dem gesamten Rund funt übernommen werden. Aber in jedem Fall handelt es sich nur imm vermaltungstechnische Zentralisationen, durch die die geistige Dezentralisierung in feiner Weise angetastet wird. Der Brogrammaustausch und die dafür bestimmten Darbietungen werden pon den Intendanten der betreffenden oder durch den von ihnen ge­mählten Programmausschuß gemeinfom beraten. Diese Form hat fich bewährt, und es ist nicht beabsichtigt, davon abzugehen.

Auch von geplanten Umorgan fotionen von Rundfunkfommiffariat und Rundfunkleitung erflärte Dr. Magnus nichts zu wissen. Es sei auch, wie er fagte, mit irgendeiner grundlegenden Henderung der heutigen Rundfunkorganisation faum zu rechnen. Selbstverständlich feien fleinere organisatorische Berschiebungen nicht ausgeschlossen, da der Rundfunt ja heute noch immer im Werden, in der Entwid fung begriffen sei

Es wäre unfinnig, dieser eindeutigen Auskunft mit Zweifeln gegenüberzutreten und hinter dem einschränkenden Schlußfaß, der eine Selbstverständlichkeit ausdrückt, einen diplomatischen Doppelsinn zu vermuten. Zu folchen Auslegungen seiner Aeußerungen hat der Direktor der Reichs- Rundfunkgesellschaft bisher feine Veranlassung gegeben. Hoffen wir also, daß die seit einigen Monaten durch geführte verwaltungstechnische Zusammenarbeit auf einzelnen Ge­bieten das bringt, was man sich von ihr verspricht: Steigerung des geistigen und des fünstlerischen Gehalts der Senbeprogramme.

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Berlin   hat seinen Hörern in der vergangenen Woche zum ersten mal die neue ,, esebühne gezeigt. Bor der Aufführung wurde den Hörern mitgeteilt, daß solche Werke, die eine Umdeutung für die Sendebühne nicht zulaffen, an diesen Befeabenden" gebracht werden sollen. Gesprochen wurde heb bels Tragödie Gnges und sein Ring". Weshalb sie als Sendespiel ungeeignet ist, wird das Geheimnis der Funkstunde bleiben. Jede wesentliche Einzelheit der dramatischen Handlung wird in dieser Tragödie nämlich erzählt: der Zauber des Ringes, die tragische Schulb des Gnges, selbst der Ausgang des Zweikampfes zwischen Gnges und Kandauies. Dieser Zweikampf sieht in Hebbels Dichtung so aus: Nach einem Dialog zwischen den beiden Freunden, in dem inter stärker der tragische Ausgang fich vorbereitet, steht als Regiebemerkung Gefecht, während deffen sie sich links verlieren." Dann folgen nody zwei Säge: Gyges: So mehre dich!

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Thoas: Er fällt! Der lekte Heraflide fiel! Dieser Dichtung hätte man also, um sie als Hörspiel brauchbar zu machen, feinesfalls Funfisches aufpfropfen" müsien; so wie sie ist, nur mit ben aus zeittechnischen Gründen notwendigen Kürzungen, stellt sie geradezu ein Musterbeispiel jener Klassischen Dichtungen dar, die unstande sind, ein echtes, unmittelbares Horbild auszulösen. Hebbel   zeichnete seine Gestalten gerade in diesem Drama faft überdeutlich im Wort, um die für den modernen Menschen sonst faum verständliche Handlungsweise der Rhodope psychologisch zu erflären. Wenn nach den einführenden Worten zu diesem Drama die volle Gestaltung und Cherafterisierung ber Hauptpersonen nicht Aufgabe der Lefebühne sein tann. so hatte diese theoretische Fest­stellung zu dem Wert feine praktische Beziehung. Im Gegenteil, Hebbel   fordert hier menschliche Teilnahme für die einzelnen Gestalten und um dieser Teilnahme willen Interesse an der Handlung; nicht tiefe, allgemeingültige Weisheiten will die Tragödie vermitteln, son­bern eine antite Sage anschaulich machen. Die geringe Anzahl der

Anfechtung eines Vertrages

hofften und zu seinem Lebensunterhalt notwendigen Gewinn abwarf, Ein Geschäftsmann, dessen Lebensmittelgeschäft nicht den er­wollte sich eine neue Existenz gründen, und bedurfte hierzu eines fleinen Rapitals von 1000 art. Er wandte sich deswegen an feinen langjährigen Freund, der ihm gegen lleber eignung verschiedener Möbelstüde das Kapital gab, und mit ihm einen Vertrag dahin abschloß, daß die Möbel im Befih des Geschäftsmannes verbleiben, und ihm folange zur leihmeisen Benugung überlassen bleiben sollten, bis er das Kapital an den Geldgeber zurückgezahlt haben würde. Dieser Bertrag entsprach den Vorschriften des§ 930 des Bürgerlichen Gesetzbuchs  , der vorschreibt, wenn der Eigentümer in Besitz der Sachen verbleibt, muß zwischen den Vertragschließenden ein Rechtsverhältnis vereinbart werden, durch das der Erwerber den mittelbaren Befiz erlangt. Dieser Borschrift war durch die Vereinbarung eines Leihverhältnisses genügt. Der Vertrag mar also rechtswirksam.

Kurze Zeit nach Abschluß des Bertrages murde der Geschäfts­mann megen einer früheren Schuld von einem Gläubiger verflagt und zur Zahlung verurteilt. verflagt und zur Zahlung verurteilt. Der Gläubiger betrieb bie 3wangsvollstreckung und ließ die dem Gelbgeber gehörigen Möbel Pfänden. Bergeblich forderte dieser den pfändenden Gläubiger auf, die Pfandstücke freizugeben, er mußte zu einer Klage auf Freigabe der Möbel schreiten. In diesem Prozeß war also der

Das neile Buch

Haus- und Wohnungsbau

Hier sind zwei Bücher, die den gleichen, sehr zeitgemäßen Zwed verfolgen: Minderbemittelten zu einer billigen und geschmackvollen Wohnung zu verhelfen. Das Buch von dem Münchener   Stadtbaurat Guido Harbers  : Das Kleinhaus, seine Kon­struktion und Einrichtung( München  , G. Callmen, 6.60 M.) ist mit über 200 sehr instruktiven Abbildungen, mit Tabellen und bis ins einzelne gehenden Berechnungen ausgestattet und greift meiter aus. Es gibt eine Reihe ausgezeichnet durchdachter Typen freistehender Kleinhäuser von 4 bis 8 Zimmern zum Preise von 6000 m. bis 15 000 m. und weist auch eine große Auswahl fehr billiger und praftischer Möbel nach, so daß man sich danach wirklich in einem Eigenhaus mit Gärtchen billiger einrichten tönnte als in der üblichen Etagenwohnung gleichen Umfangs, mindestens in Berlin  . Der einzige Nachteil des Buches ist der, daß es ganz und gar aus der Münchener   Bau- und Möbelpragis heraus geschaffen ist und für

Bettleridee

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gegen die Klage folgendes ein: Er behauptete:

1. der Vertrag sei nur zum Schein geschlossen, das Geld sei gar nicht gegeben worden;

2. der Vertrag verstoße gegen die Vorschriften des Anfechtungs­gefezes und sei von den Bertragschließenden in der beiden Teilen befannten Absicht geschlossen worden, andere Gläubiger zu benad}- teiligen.

Den ersten Einwand fonnte der Kläger   dadurch widerlegen, daß er eine Quittung seiner Banf vorlegen fonnte, nadh meldjer er an dem Lage des Bertragsabschlusses dort 1000 m. abgehoben hatte.

Was den zweiten Einwand anbetrifft, fo mußte dem Kläger nachgewiesen merden, daß er im bewußten Zusammenwirten mit dem Schuldner den Billen gehabt hatte, andere Gläubiger zu benachteiligen. Denn es genügt nicht, daß der Schuldner seine anderweiten Verpflichtungen fannte, es muß dem Geldgeber nach­gewiesen werden, daß auch er kenntnis davon hatte, und durch den Vertrag die Ansprüche anderer Gläubiger vereiteln wollte. Diesen Nachweis fonnte der jetzt Betlagte nicht anders führen, als daß er dem Kläger   den Eid zuschob.

Der Kläger   leistete den Eid dahin, daß er nichts von den Schulden seines Freundes gemußt und nicht die Absicht der Benach­teiligung anderer Gläubiger gehabt hatte.

So wurde der Anfechtungseinmand für unbegründet erklärt, und der Beklagte zur Freigabe der Möbel verurteilt. Margarethe Falkenfeld.

norddeutsche Berhältnisse leider mir als anregendes Beispiel, nicht als unmittelbarer Ratgeber zu benutzen wäre; ganz abgesehen von unseren unnatürlichen Bodenpreisen, die so hübsche und billige Lösungen wie in Bayern   vorläufig faum zulassen.

Bon größter und liebenswürdiger Ueberzeugungskraft sind die Ratschläge, die Werner Gräff   in dem schlichten Büchlein 3wed mäßiges Wohnen für jedes Einkommen" ( Botsdam, Müller und Kiepenheuer) gibt. Selbstverständlich stehen die fleinen Einkommen dabei im Vordergrund, und es ist vor allem auf die übliche Etagenwohnung in der Großstadt Bezug genommen. Man kann als Sinn des Ganzen den Titelaufbrud zitieren und Wort für Bort unterschreiben: Dieses Buch schafft Klarheit über die Grunderfordernisse des Wohnens, warnt Sie vor Uebertreibung und lehrt Sie, das Geld so auszugeben, daß Sie den höchstmöglichen Nutzungswert dafür erhalten. Es gibt Ihnen hundert gute Tips und überdies: Wertzeichnungen für Ihren Tischler!" Es fann allen, die fich mit oder ohne schon vorhandene Möbel usw. billig. prattijd) und geschmackvoll einrichten wollen, nicht warm genug als Beitfaden empfohlen werden. Aus eigenster Erfahrung fann ich die Güte aller Anweisungen von Gräff volkommen bestätigen; es ist schon eine Freude, diefes flare, präzise, ins Schwarze treffende Deutsch zu lesen. Paul F. Schmidt.

WAS DER TAG BRINGT

ERZÄHLT VON YORICK

Auf dem Bauernhofe erscheint ein Tippelbruder. Noch ehe er Kopf. Aber der Bettler läßt sich nicht abschütteln. Er sagt befcheiben: dazu kommt, bittend die Hand aufzutun, schüttelt der Bauer den ,, Geben Sie mir doch ein bißchen Getreide."

Der Bauer stutt: Getreide? Sie meinen wohl Brot?" Nein. Getreide."

Bauern find sparsam. Sie sparen am Gelde, darum geben fie oft fein Almosen, sie sparen an 3eit, darum machen sie sich ungern die Mühe, ein Brot zu bestreichen. 2ber fo'n bißchen Getreide,

wovon die Scheune voll ist-

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Nehmen Sie sich man einen Arm voll!" Der Kunde nimmt fid sein Bündel Roggen oder Gerste und manchmal auch Weizen und perläßt unter Danksagungen und dem Lächeln des Bauern den Hof. Draußen steht ein kleiner Handwagen. Darauf liegt schon eine ganze Menge Getreide. Das neu erbettelte fommt hinzu Abend hält der Bettler mit einem hochbepackten Wagen vor der nächsten Mühle. Manchmal hat er zwei Zenter, manchmal auch nur einen, des öfteren drei und vier; manchmal zahlt ihm der Müller zehn Mart, manchmal zwanzig.

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und am

Dies geschieht zur Zeit in Mitteldeutschland  . Wie einfach die Idee, wie einfach ihre Durchführung, wie beglückend ihr Erfolg für den armen Teufel!

Statistik eines Lebens

Eine teine unscheinbare Zeitungsmeldung hat ihren Weg Don Amerita nach Europa   gefunden. Sie hatte keinen Sender und tein Kabel zur Verfügung wie die Berichte der Bank- und Petroleum­fürsten, denn sie handelte nur von einem bedeutungslosen Lohitboten emer amerikanischen Eisenbahn. Der Mann hat nicht einmal eine heroische Tat vollbracht, teinen gemordet, feinen gerettet: sondern er hat sich etwas ausgerechnet. Nämlich daß er in seiner fünfunddreißig jährigen Tätigkeit als Raffierer einhundertundfünfzigtausend Kilo­meter zu Fuß zurückgelegt hat mithin viermal um die Erde ge­laufen wäre, wenn wenn ihn eben sein Beruf nicht an den kleinen Ort gefesselt hätte, in dem er die Löhne zu überbringen hatte. Ist das nun ein Reford? In einer Zeit, die mit Lichtjahren rechnet und mit Taufenden von PS? Nein, es ist mehr als ein Reford; es ist eine Erfenntnis. Wie viele Taufende von Kaffierern find in ihrem Arbeitsleben ebenso viele und mehr Kilometer ge­wandert, gehaftet, gehumpelt; aber noch teiner hat sie gezählt; noch feiner feinem Hasten und Humpeln einen Sinn gegeben, eine Aus­deutung, wie dieser.

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Der ist meinetwegen am 1. August in die Banf gegangen, um Lohngelder abzuholen, und hat sich dabei gesagt: Heute bin ich also zum dritten Male in Kairo   Wenn ich übermorgen dem Schaffner Miller seine Lohntüte übergebe, merde ich schon bei den Pyramiden fein. Und wenn er am 23. Dezember Feierabend machte, hat er festgestellt, daß er heuer das Weihnachtsfest etwa in Kristiania   ver­bringt. Der Schrittzähler, den er mit sich führte, hat seinen Schritten

mehr als Zahl, hat ihnen Weite und Bert gegeben. An ihm vor­über raften die Lokomotiven der Gesellschaft, der er diente, in die cber was brauchte er sie? Wo sie hinwollten, war er längst gewesen. ernen, von denen er träumte; er benugte sie nicht, er ging zu Fuß, Er ist ein armer Teufel und bereist die Welt auf seine Art, und das ist die bessere... so lange man eben ein armer Teufel bleibt...

Der Mann hat erklärt, er wolle noch so lange im Dienst bleiben, bis er ein fünftes Mal die Welt, seine Belt, umlaufen hat. Das flingt ein bißchen nach Reflame oder Spleen; aber es ist beides nicht. Es ist mehr als Schrulle. Dieser Lohnbote in der kleinen amerikanischen Stadt ist, wie wir alle, im gewaltigen Schauspiel des Lebens nur zum Statisten bestimmt. Er aber hat den Schritt vom Statisten zum Statistiker getan. Das ist schon viel. Denn die Zahlen, die man als troden verschreit, haben ihm die Achtung vor der immensen Größe der eigenen Lebensleistung verschafft; und damit die Erkenntnis von den Ansprüchen, die er und seinesgleichen an die ungerecht verteilte Welt zu stellen haben; und also hat seine Methode feine Schritte nicht nur richtig gezählt. fondern auch richtig gelenit,- und es ist recht und billig, daß die Nachricht davon sich über die ganze Welt verbreitet hat. Wochenragout

Dem Wiener Schriftsteller Gener war das Kanapee gepfändet worden. Er erhob Einspruch, weil ihm das Kanapee unentbehrlich sei. Das zuständige Gericht entschied sich indes dahin, daß die Muse eine sehr anspruchslose Dame sei und ihre Besuche nicht auf dem Kanapee abzustatten pflege und daß sonach ein Kanapee zur Aus­übung schriftstellerischer Tätigkeit nicht vonnöten fei. Fortan wird fich also Herr Gener von der Muse am Schreibtisch besuchen lassen

müffen.

Es hat seine Tüden, Schönheitsfönigin zu sein; man hat seinen Beispiel hat man den eben errungenen Thron wieder abnehmen Kummer mit den Untertanen! Dem Fräulein Paris zum wollen, weil sich herausstellte, daß sie uneheliche Mutter war. Hier fiegte aber gottlob das Spießertum nicht; vielmehr wurde die Königin in ihrer Würde belassen und dem Schönheitstronprinzen ein Bater in Gestalt der Stadt Paris   gegeben, die das Kind adoptierte. Weniger gut ging es der türkischen Schönheitskönigin, die ihres Zeichens Lehrerin war; sie murde von ihrer vorgesezten Behörde wegen ihrer Teilnahme an dem Wettbewerb entlassen. Beshalb hat man sie micht lieber als Fachlehrerin für Kosmetik beschäftigt?

In Budapest   erschos fich ein Straßenbahnschaffner; er tat es nach Dienstschluß, aber ohne vorher feine Uniform ausgezogen zu haben Das zog ihm den 3orn feines Direttors über das Grab hinaus zu; kurz nach der Beerdigung wurden die Beamten zusammen­gerufen und ihnen eröffnet, daß Selbstmord in Uniform von jetzt ab ftrift verboten sei, und zwar wegen des Schadens, den das dem Staate gehörige Kleidungsstüd dabei zu nehmen pflege. Die Erben Zuwiderhandelnder sollen fünftighin die Uniform zu ersezen haben. Das Gemütvolle scheint nicht die starke Seite der Budapester Straßenbahndirektion au jein!