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Gericht über die Kirchenreaktion. Proletarisches Kirchenvolt als Anfläger in Karlsruhe  .

In Karlsruhe   murde, wie wir einem ausführlichen Bericht der Mannheimer Boltsstimme" entnehmen, vor dem Verwaltungs­gerichtshof der evangelischen Landeskirche die Klage Pfarrer Ederts gegen den derzeitigen Kirchenpräsidenten und den hinter ihm stehen­den Oberkirchenrat verhandelt. Die Vorgeschichte dieser Klage ist die Geschichte eines durch viele Jahre hindurch zäh geführten Kampfes

der badischen Kirchenbehörden

Der Tag der Märzgefallenen

Wallfahrt zu den Gräbern am Friedrichshain  

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Es ist wie ein Symbol: Auf die Gräber der Märzgefallenen der Gewerkschaften: Der allgemeine Eisenbahnverband, Ortskartell von 1848 im Friedrichshain  , die heute Wallfahrtsziel aller freiheitlich Gesinnten in Organisationen und Belegschaften sind, scheint die strahlende Senne eines ersten wahrhaft schönen Borfrühlingstages hernicder, während unter dem Laub und unter den Zweigen letzte Beugen des Winters, schmelzender Schnee, liegt. Es muß doch Frühling werden in Deutschland  !

Man geht durch die Reihen der Gräber, jener Männer, die von der Reaktion als Landfremde, als Abschaum und Auswurf und als nichtstuer noch nach ihrem Tode beschimpft wurden und lieft die Berufsbezeichnungen: Zimmergeselle, Kattundrucker, Schmiedelehr. ling, Seidenwirtergeselle, Handlungsdiener, Maschinenbauer usw. Auf einem Grab, dessen Inschrift verwittert ist, fann man nur noch Stückteile lesen:... Gefelle... Freiheit... Recht."

Berlin   der Af21, die Belegschaft der Berliner   Müllabfuhr, die Ar­beiter der Lindcar- Fahrradwerke, Lichtenrade  . die Konsumgenossen­schaft, die freigewerkschaftlichen Kollegen der Deutschen Niles werke, die die Inschrift wählen: Ihr fämpftet für die Revolution, die Revolution im Munde der Schreier ist Berrat an Euren Taten." Der Kranz der Sozialistischen Arbeiterjugend Kreuzberg, Wedding  , Prenzlauer Berg  , den Rämpfern von 48 gewidmet, schmückt das danebenliegende Grab eines Jugendgenossen, der im November 1918 fiel. Einen würdigen Kranz entsandte das Bezirksamt Friedrichs­ hain  , unter dessen Obhut der Ehrenfriedhof steht.

gegen die aufsteigende religiös- jozialistische Bewegung innerhalb der Kirche und den diese Bewegung repräsentierenden Mann. Die Kirchenbehörde hatte Genossen Edert verboten, in politischen Versammlungen zu sprechen und ihn vorläufig des Amtes enthoben. In der Karlsruher   Verhandlung sollte die Kirchen­behörde den Beweis erbringen, daß ihr Verhalten gegen Eckert nicht parteiisch, milltürlich, schifauös und rechtswidrig war und ist. Der Lauf der Verhandlung hat keinen Augenblick über die große Um die Mittagsstunde nimmt der Zustrom der Besucher politische Bedeutung des Streitfalls hinwegtäuschen lassen: allen zu und immer neue Kränze mit roten und schmarzrotgoldenen im winzigen Saal war es bemußt, daß zwar die Klage den Namen Schleifen werden niedergelegt. Um gegen alle Zwischenfälle gerüstet des Pfarrers Ecerts trägt, daß sie aber die Klage der Hundert- Bom frühen Morgen an steht am Eingang eine Fahnen zu sein, hat der Arbeitersamariterbund in der Nähe des Friedhofes tausende religiöser Sozialisten in der evangelischen Kirche ist. Im mache des Reichsbanners Schwarz Rot Gold, eine Station eingerichtet, Das Grab des Unbekannten Anilig des Kirchenpräsidenten Wurth saß die ganze in der Ber  - Bezirk Friedrichshain  . Zwischen 8 und 9 Uhr tommen die ersten Mannes hat der 5. Kreis Friedrichshain   der Berliner   Sozial­gangenheit stedengebliebene Kirche mitsamt der engstirnigen Kirchen Kranzdeputationen. Der Parteivorstand der deutschen   Sozialdemokratie geschmückt. Auf der Schleife feines Kranzes steht: Wir bürokratie auf der Anklagebant. Erstmalig in der Geschichte der demokratie hat schlicht und eindringlich einen Kranz Den Bor fagen es dennoch! Hoch über der Gruft lebt Deine unsterbliche deutsch- evangelischen Kirche trat das proletarische Kirchentämpfern der Republif" gewidmet, mährend der Bezirksverband Seele!" Auf dem Kranze des 154. Bezirks der Partei( Weber­volf offen und bewußt als Antläger auf. Freiligraths aufrüttelnde Mahnung der Toten an die Lebenden gestraße) stehen die drei kurzen Worte: ,, Wir fämpfen meiter." Die wählt het: Belegschaft der Vorwärts- Buchdruckerei hat für ihren Kranz die Verse gemähli:

Die Berhandlung dauerte fünf Stunden. Temperament voll und scharf mar die Anilagerede des Genossen Dr. Diet: Man wolle jetzt so tun, als ob der politische Kampf erst mit Eckert und erst jetzt in die Kirche gekommen fel. Aber an den Daten läßt es sich flar nachweisen, daß der Kampf gegen die religiösen Sozialisten und ihren Führer, die plötzlich in das be schauliche Dasein der beiden abwechselnd regierenden firchenpolis tischen Gruppen eingedrungen waren und so die Ruhe der Kirchen­bürokratie empfindlich gestört hatten, solange nicht aufgenommen wurde, solange die Revolution geistig noch nicht völlig liquidiert mar. Mit dem Jahre 1924, mit dem Anbruch der Stabilisierung, änderte sich die Haltung der Kirchenbehörde und die mißliebige Revolutionserscheinung murde immer mehr ein Objekt der schärfsten Bekämpfung. Heute ist es so weit, daß man den entscheidenden Schlag zu führen gewillt ist.

Derselbe Kirchenpräsident, der am 18. Januar eine schwarzweiß­rote Fahne aus dem Dienstgebäude heraushängte, verbietet heute dem Führer der religiös- sozialistischen Bewegung jede öffentliche politische Tätigkeit.

Aber so gut, mie man von einem Pfarrer verlangt, daß er sich der Würde des Amtes bewußt sei, so gut, ja doppelt und dreifach muß ein Kirchenpräfident sich dieser Würde bewußt sein und wissen, daß es nicht angeht, an einem Gedenktage des Staats als Privatmann die kleine schwarzweißrote Fahne herauszuhängen und als Kirchen­präsident die große Schwarzrotgoldene Fahne nicht zu hiffen. Es gehe, so erflärte man, nicht an, daß ein evangelischer Pfarrer im Mittelpunkt politischer Leidenschaften stehe, und so zur logischen Ursache" etwaiger Zwischenfälle werde. Aber die Tapfer­

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und das

feit Ederts wendet sich gegen die Nationalsozialisten soll unterbunden werden. Man begründet: Es gehe nicht an, die Kirche in die Händel der Welt zu verstriden", und stellt sich blind bagegen, daß die Kirche seit 1931 Jahren in die Händel der Welt bagegen, daß die Kirche seit 1931 Jahren in die Händel der Welt verstridt ist. Diese Aussprüche zeugen von einem Beariff der Nachtwächterkirche. Eine jebendige Kirche aber müßte stolz darauf sein, Massenführer in ihren Reihen zu haben, in einer Zeit, in der mirtliche Volksführer so bitter fehlen. Im weiteren weist Dr. Dick die firchen- und verfassungsgeseßliche Rechtswidrigkeit des Borgehens des Kirchenpräsidenten nach und beantragt die Aufhebung der gegen Edert in letzter Zeit erlaffenen Maßnahmen.

Der Bertreter der firchlichen Behörde, Oberkirchenrat Dr. Friedrich, behauptete, daß Lein Pfarrer so fchonend(!) behan­delt worden sei, wie Edert, denn man habe Rücksicht darauf ge nemmen, daß er Sozialist und Führer der religiös- sozialistisches Gruppe ist und weil man sich der Behauptung nicht verschließen vollte, er würde die der Kirche entfremdeten Maffen wieder in die Kirche zurüdführen. Die Kirchenbehörde habe das Aufsichtsrecht über ihre Beamten.,

Die Kirche sei fein foriologisches Gebilde, das geschaffen, gehalten und erhalten werde durch Menschen

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sondern einzig und allein durch Gott  . Die Kirche ist nach seiner Ansicht die Kirchenbehörde. Der Kern seiner juristischen Ausführun gen war der Sag: der Pfarrer ist unbedingt Beamter und hat seinem Dienstherrn zu gehorchen. Als aber ein Paragraph angeführt wird, der besagt, daß auch den Beamten ihre persönliche Ge finnung und Meinungsäußerung unbeschränkt verbleibt, da ver­mandelt sich plötzlich der geistliche Beamte wieder in einen Geistlichen, auf den diese Bestimmung nicht zutrifft...

Im Anschluß daran sprach Genofie Edert. Starfen Eindrud machte er, als er der Auffassung des Bertreters des Oberkirchenrats nan ter Dienstpewalt der Kirche und der beamtenähnlichen Stellung der Geistlichen seine eigene Auffassung von der Kirche als der Ge meinschaft der Menschen, die dem Reich Gottes zustreben, entgegenstellte, als er von der lebenden, dem Volk verbundenen Kirche spiach, die von seinen Freunden erstrebt werde, und als er die Bindung durch das Gewissen, die er allein als Pfarrer aner­kennen könne, als die stärkste Bindung hinstellte, die es für ihn überhaupt gebe.

Das Gericht wird das Urteil schriftlich den Parteien zustellen. Es wird mindestens eine Woche währen, bis über das Urteil etmas neröffentlicht werden kann.

Weingartner dirigiert in Paris  !

O steht gerüstet, seid bereit, o fchaffet, daß die Erde,

In der wir liegen, strad und starr, ganz eine freie werde. Redaktion und Verlag des Vorwärts der Kranz der 3eitung der Arbeit schmüdt bas Grab eines Arbeitsmannes aus Berlin   haben ihrer Kranzschleife diese Inschrift gegeben:

Unser Wahlspruch spät und früh Freiheit und Demokratie.

Ihnen beiden Ehr' und Sieg, Ehr' und Sieg der Republif.

Es kann die Freiheit ihre Macht. nicht fiegreich heut entfalten, weil Rassehag und Niedertracht das Arbeitsvolt noch spelten.

"

Der Zentralverband der Steinarbeiter Deutschlands   hat mahnende Worte Friedrich Eberts   an das Proletariat, n Einigkeit u fämpfen" als Infárift gewählt. Weiter feien folgende Kranz penden erwähnt: Belegschaft der Bötzow- Brauerei, der AEG. Trep­tom, von Bergmann- Rosenthal, der Brauerei Schultheiß- Bazen hofer, das technische Personal der Druckerei Rudolf Mosse  , der Orts ausschuß Berlin   des ADGB.  , der Einheitsverband der deutschen  Eisenbahner, der Allgemeine Deutsche Beamtenbund, Deutsche Bau­hütte, Arbeiter- Raucherbund und die Angestellten der Ortskrankens

Prächtige Kränze mit schwarzrotgoldenem Schleifenschmud haben der Gauvorstand des Reichsbanners Schwarz­Rot Gold und menige Gräber entfernt das Reichsbanner Fried richshain gespendet. Bald fommen die Vertreter der Betriebe und taffe Berlin  .

Volksbühne und Kroll- Oper

In letzter Stunde

Der Vorstand der Bolfsbühne hat noch gerade zur rechten Zeit,| angemessene Entschädigung der Volksbühne. Die Voltsbühne ist nach the der Landtag das endgültige Bort spricht, das Material zur Beurteilung des Vergleichs zwischen Staatsverwaltung und Bolts­bühne für den Fall einer Schließung der Kroll- Oper zusammengefaßt. Es werden darin der Vertrag vom April 1923 und feine Borgeschichte largelegt, das gute Recht der Volksbühne auf Entschädigungsgericht, das bei Ablehnung des Bergleichs nach dem Bertrag von 1923 ansprüche erwiesen und die angeblichen Begünstigungen der Bolts

bühne miderlegt.

Im Schlußwort wird die ganze Situation noch einmal zu sammengefaßt:

Die Volksbühne fämpft nicht gegen die Fortführung der Kroll Oper. Sollten die staatlichen Organe aber zu dem Beschluß kommen, den Kroll- Betrieb einzustellen, so tann das nicht geschehen ohne

Fra Diavolo  " im Tonfilm.

Ufa  - Palaff am 300.

Das Plakat verleitet zu einem Mißverständnis. Tino Battiera als Fra Diavolo   selbstverständlich erwartet man eine Verfilmung der populären Oper, deren Titelrolle der beliebte Sänger noch vor furzem in Berlin   mit glänzendem Erfolg dargestellt hat. Italienische Begebenheit aus dem 18. Jahrhundert, frei nach der Oper vor Scribe und Auber", verkündet zum Ueberfluß das Programm. Welch seltsame Gewissenhaftigkeit, diese Berufung auf ein Original, das ersichtlicherweise nicht zugrunde liegt. Von Scribe   ist so wenig wie von Auber   zu merken. Nur die Person ihres romantischen Helden fehrt im Film wieder: Fra Diavolo  , der eble Räuber der revolu tionären Legende, Sohn der Abruzzen, Todfeind der herrschenden Gewalten, Freund und Retter der Unterdrückten.

Boltserhebung, Sturz des Königtums von Neapel  , Sieg der Republik  , das alles wird gezeigt. Ja, in der Tat, überraschendes Zugeständnis an freiheitliche Bublifumsinstinkte die Revolution triumphiert, und als einziges Opfer eines pompos in Szene gesetzten Feuergefechts fällt der fönigliche Polizeichef, Sinnbild der ge­schlagenen Obrigkeit. Aber von den Ideen und Idealen der Revolution, vom Drud des Regimes, das ihr erflegt, bekommt man nichts zu spüren. Der italienische Boltsheld Fra Diavolo   bleibt als Gestalt matt und blaß, fo matt wie die Geschichte dieses Aufstandes in Pescara  , die ohne inneren Elan, ohne Willen zu sozialer Dramatik feineswegs aufregend verläuft. Immerhin gibt es, zwischen Her fömmlichkeiten der historischen Aufmachung, ein paar hübsche Episoden und landschaftlich reizvolle Bilder.

Selbstverständlich mußte die Attrattion des Operntenors für den Film ausgenügt, die von ihm vertörperte Rolle feinen Mitteln an­gepaßt werden. Battiera, stattlich und verführerisch als Der Fall Weingartner ist erledigt. Die Direktion der Konzert- und sein Freiheitslied, das sich als Leitmotiv durch die Handlung Räubertapalier, rebel wenig, fingt viel, stimmlich in allerbester Form, vereinigung Pasdeloup war beim Polizeipräfekten vorstellig gezieht, weckt lauten Beifall. Auch sonst ist, in stummen Szenen, der worden. Dieser erklärte ihr, die Regierung habe nichts gegen die Pläne Mufit breiter Raum gegeben; Guiseppe Becce hat sie mit feiner der Vereinigung einzuwenden, während der heiligen Woche zwet, technischen Sicherheit geschrieben, sehr geschickt vor allem im Illustra Konzerte mit Weingartner zu veranstalten. Einigermaßen überrascht tiven. Durch sympathische Natürlichkeit und Ausdruck der Haltung liest man in dem von offizieller Seite ausgegebenen Kommuniqué, fällt Brigitte Horney   auf, Heinrich Heilinger   interessiert als die Regierung habe niemals die Konzerte Weingartners verboten, Persönlichkeit, Ernst Stahl- Nachbaur   macht, wie immer, gute fie habe lediglich ihre Verschiebung empfohlen. Als der Polizei Figur. präfett damals benachrichtigt wurde, daß zu den beiden ange­fündigten Konzerten viele Bläge von extremen Elementen getauft worden feian, über deren Absichten feinerlei 3upeifel bestünden, hätte fie die Bereinigung ersucht, Weingartner abzuraten, die Konzerte zu dirigieren. Dieses Ersuchen sei Weingartner im Sinne der Be­ruhigung und niemals in imperativer Form übermittelt worden.

Die deutsche nationalistische Bresse hat natürlich den Fall Wein­gartner meidlich ausgenügt, obwohl er gar nicht mehr deutscher  Staatsangehöriger ist. Der Ausgang zeigt aber, daß in Frankreich  die nationalistische Meute zum Schweigen gebracht werden tann und daß die Regierung gegen die Straße auftreten kann. Der Fall Remarqué   bei uns ist viel blamabler,

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K. P.

und wen verurteilen Sie?"

Berliner   Theater. Stoffhunger! Borgänge aus der Wirklichkeit, bekannte oder un­bekannte Prozesse werden ausgegraben, mehr oder minder flüchtig dialogisiert, und das Theaterstück ist. fertig. Auf Formung und Durchdringung des Stoffes tommt es nicht mehr an. Der Stoff, die Tatsache genügt. Es ist die Zeit der Fälle". Das Kino erobert das Theater, das Drama mird zur Reportage. Möglichst viel Stoff! Möglichst interessanten und aktuellen Stoff! Die alte Form löst

ber Ueberzeugung ihrer Leiter bei dem mit der Staatsverwaltung vereinbarten Bergleich, der jetzt der Entscheidung des Landtages unterliegt, in ihrem Entgegenfommen bis an die äußerste Grenze gegangen. Man darf mit Sicherheit annehmen, daß das Schieds­liber die Ansprüche der Boltsbühne zu befinden hätte, eine für die Bolfsbühne sehr viel günstigere Entscheidung treffen würde. Aber die Leitung der Volksbühne möchte im Hinblick auf das alte und auch für die Zukunft erhoffte freundschaftliche Zusammenarbeiten. zwifchen den Staatsbehörden und der größten gemeinnügigen Be­fucherorganisation alles vermeiden, was die Gegensätze verschärfen tönnte, und hat deshalb dem Vergleich vom Dezember 1930 31­gestimmt

sich auf, und sie findet feinen Erjah. Das Drama ist nur noch ein Szenarium, das Schauspieler und Regie mit Leben erfüllen sollen.

Alfred Hera og mimmt die Aften eines Prozesses und macht Ehe. Der Mann, Säufer und Herumtreiber, gibt seinen Beamten­daraus ein Theaterstück. Der Fall alltäglich. Eine unglückliche posten auf, wird Vertreter und gerät immer tiefer in Verschuldung, tümmert sich nicht um seine Familie, die nicht weiß, wovon fie lebenz soll. Ein uneigennüßiger Freund unterstützt die Frau. Die Scheidung wird eingeleitet. Da die Wohlfahrt der Frau das Kind nehmen will, vergiften sich Mutter und Tochter mit Gas, merden aber im letzten Augenblid gerettet. Das Gericht verurteilt sie zu zwei Jahren Gefängnis mit Bewährungsfrist. Der Prozeß spielte sich tatsächlich ab.

In fünf Szenen rollt die Handlung ab. Herzog   befißt den Sinn für das Theater, für Wirtungen von Situationen. Er baut fie technisch gut auf, er treibt die Handlung zu starten Entlabungen, er wird am Schluß fogar zum Anfläger gegen ein überaltertes Gejez. Damit endet er aber seine Arbeit. Ein Einzelfall, der sich in der Wirklichkeit ereignet hat, wird gegeben, doch er bleibt in dieser Ge­staltung ein Einzelfall, er ist nicht zu typischer Bedeutung erhöht. Andererseits bemüht sich Herzog nicht, die Figuren zu Menschen mit individuellem Gesicht zu formen. Die Menschen haben nur Be­deutung, fo weit fie mit dem Fall" in Verbindung stehen. Nicht Menschen erleben Schicksale, sondern in dem Fall" find Menschen verwickelt. So sieht ein Reporter und fein Dramatiker. Das Unter­haltungstheater wird attualisiert, es fehrt zur Wirklichkeit zurück, das Drama gibt aber mehr als bloße Wirklichkeit.

Herzog   nennt sein Stück eine Komödie. Das ist es nicht, eher ein Schauspiel mit eingelegten duermezzi. Es ist auch leine Komödie in dem Sie, daß die Relativität der Borgänge aufgebedi mird. Friß Staubtes schwankt zwischen Komödie und Schauspiel. daß drenie das Geschehen untermalt. Die Aufführung ber Spiel. gemeinschaft Berliner   Schauspieler unter der Regie Birklichkeit verantert. Renée Stobrawa   ist die Frau, von Manche Typen erscheinen übertrieben, andere find völlig in der echtem Schmerz beseelt, ohne jemals pathetisch zu werden, und Georg 3ohn stellt einen geradegewachsenen, ursprünglichen Menschen hin.

t.

Elisabeth Bergeer als Alkmene   in Giraudour Amphi tryan 38 erzielte bei der Schauspieler- Nachtaufführung am Dienstag stärtiten Erfolg. Die ble Götterpelt parobierende und die französische   Tradition der ungetreuen Frau einmal auf den Kopf stellende Figur ber in ihrer 3rdischkeit und flugen Fraulichfelt fo entzückende Götterliebste ergößt aufs hächste. Da Elisabeth Bergner  sich mit diesem Stüd auf eine Tournee durch Deutschland  , Stan­dinavien, Holland   und die Schweiz   begibt, findet die letzte Auf­führung am Mittwoch, dem 25. März, statt.

Das Stegliger Schloßpart- Theater Hat am Sonntag feine forten fchließen mijen Db es unter einer neuen Direktion wieder geöffnet werden fann, itcht noch nicht fest.