Oer Tonfilm leiht beim Theater
Von Hans Taussig
Der Film steht, seit e» den tönenden und sprechenden Film gibt, wieder ganz am Ansang. Zwar sah man zu Beginn der neuen Periode noch Versuche, einem neuen, eigenen Stil zum Durchbruch zu verhelfen, zwar bemuhten sich die„Avantgardisten" um eine Hebung des ollgemeinen Niveaus zugunsten eines höheren Am sehens einer schon stark mihkreditierten Unterhaltungsindustrie— aber die Geister derer, die vor den Behörden den Film zum Kultur- gut— vor der unliebsamen Kritik aber ihn zur Ware stempeln, Uiten das nicht. Et« sahen in den Bersuchen, Linie und Stil in ihre Geschäfte zu bringen, den Ruin der Industrie, und arbeiteten da- gegen. Dies in kurzen Umzügen die Gründe, warum wir in jedem zweiten Lichtspielhaus„Drei Tag« Mittelarrest",„In Wien Hab' ich einmal ein Mädel geliebt" und„Der Schrecken der Garnison" sehen können. Man kann«in Uebel nur dann beheben, wenn man es an seiner empfindsamsten Stelle packt. Von allen Tonfilmen, die uns die letzt« Zeit servierte, hott« kein einziger das, was man früher mit„filmischer Eigenheit" bezeichnete. Ueberall wurden Anleihen gemacht: bei der Posse, beim Schwank, bei der Oper, bei der Operette. Kurz: der Tonsilm leiht beim Theater. Er steht also ganz am Anfang. Dreiunddreihig Jahre eigener Arbeit, die der stumme Film für sich und die Hebung einer eigenen Art, einer selbständigen Kultur leistete, hat die plötzliche Invasion einer immer noch recht zweifelhaften„Kulturerrungen- schaft", des Tonfilms, rettungslos vernichtet. Von den bahn- brechenden Arbeiten eines Lupu Pick , eines Karl Grüne gibt es nur noch den Namen, die gute Erinnerung. Heute— imitiert man das Theater. Es sei festgestellt, daß die bisherigen Versuche, den Stil des Theaters, der Kammerbühne, auf die Leinwand zu verpflanzen, nicht und nur zum Teil geglückt sind. Man ahmte eben nach— ohne sich richtig an die Gründe und inneren Ursachen zu hallen, dyien das Theater seine eigene Linie verdankt. Ob es die größere Vergangenheit ist— oder die Art der Mitarbeiter—, das sei hier nicht untersucht. Es muß aber auch für die begeistertsten Verfechter neuerer„Tonfilmkultur" peinlich bleiben, wenn sie sich bei der auf- merksamen Begutachtung eines neuen Tonsilms der Tatsache bewußt werden, daß man ein Stil-Konglomerat geschaffen hat, ein unsicheres Tappen zwischen Theater und stummem Film, eine Unzulänglichkeit, hervorgerufen durch die Unfähigkeit der Väter der Sache. Die Filmleut« sind zu neunzig Prozent alle vom Theater ge- kommen. Die Schauspieler, die Regisseure— und, soweit sie künstle- rischen Ehrgeiz haben, auch die Produzenten. Die Zeit aber, die fortschreitende Entwicklung des Films zu einer eigenen Kunstgattung, hat einen neuen Stamm Schassender herangebildet. Die Leute nämlich, die sich heute als„Avantgardisten" bezeichnen, und die, denen wir die ersten eigenwilligen Schöpfungen aus dem Gebiete
des Tonfilms zu verdanken hatten. Leute nämlich waren da an der Arbeit, denen der Ballast der Theatererfahrung fehlte. Die aber, die vom Theater gekommen waren, und in einer langen Reihe von Iahren umlernen mußten, die nämlich in Bildern denken und in Pantomimen Geschehnisse aufzeigen muhten, standen zu Beginn des Tonfilms vor der angenehmen Ueberrafchung, alles das aussprechen lassen zu können, was man bisher in„Titeln" und „Briefen" bringen mußte. Von dem, was man einen geschliffenen Dialog nennt, hatten diese Herren nur die wenigste Ahnung. Dann kamen die Autoren. Auch unter ihnen zuerst diejenigen, die sich bei Beginn der neuen Epoche zuerst auf ihr« Theater- Vergangenheit besannen. Es entstanden die schwachen Nachahmungen bühnenwirksamer Reißer, kammerspielhafter Dialog- und Konver- sationsstücke, die im Hinblick auf den oft zweifelhaften Zustand der Tonapparaturen im Tonfilm naturgemäß den letzten Rest ihrer Wirkung einbüßen mußten. Den größten Teil hatten sie schon bei der„Umarbeitung" verloren. Es wäre an sich gegen die Konservierung guter Bühnenstücke durch den Tonbildstreisen dann nichts zu sagen gewesen, wenn man die Vergangenheit des Kinos nicht mitgemacht hätte. Aber— man hat sie erlebt— man hat die wundervollsten Ostcnbarungen pantomimischer Schaukunst gesehen, und ist am Verzweifeln, wenn man die krampfhaften Bemühungen des Tonfilms sieht, die daraus abzielen, das Theater seiner letzten Offenbarungen zu berauben. Vorläufig allerdings besteht zu einer begründeten Befürchtung keinerlei Aussicht: das Theater ist vorläufig und auch in weitaus absehbarer Zeit nicht durch den Tonsilm zu ersetzen. Und, selbst wenn uns die nicht rastende Technik einen plastischen und einen duftenden Film bescheren würde, dann von der vollendeten Ablösung des Theaters durch die Technik zu sprechen, dürfte auch den Begeistertsten unter den Enthusiasmierten als eine grenzenlose Blasphemie erscheinen. Was schließlich den Begriff„Kunst" betrifft: der stumme Film war eine. Weil er es durch eigenes Ringen, ohne die Zuhilfe- nähme einer stofffremden Ergänzung, zur Vollendung gebracht hatte. Die niusikalische Unterhalung darf hier nicht als zum Film ge- höriger Bestandteil des stummen Films bezeichnet werden: wenn dem Ohr zu tun gegeben wird, dann ist der größte Hauptzweck der musikalischen Filmuntermalung erfüllt. Die Musik darf aber nie Selbstzweck werden! Der Tonfilm— Kunst? Nein. Vielleicht wird er es einmal — vielleicht, wenn sein« Köpf« nicht mehr in der„allgemeinen Wirtschaftslage", sondern in sich selbst die Gründe de» schlechten Geschäftsganges der Kinos suchen. Da aber dieser Fall niemals eintritt........
Sachverständige über Scheuen. Schluß der Beweisaufnahme im Beleidigungsprozeß Wehl. Der letzte Tag der Beweisaufnahme im Beleidigungsprozeß Frau W e y l gegen den Redakteur des kommunistischen Montags- -blattes Frey brachte Sachverständigengutachten. Professor B o n d i. Leiter des Iugendgefängnisses in Eisenach , berichtete von den Besorgnissen, die in der Fachöffentlichkeit seit langem in bezug auf Scheuen bestanden hatten. Im allgemeinen müsse gesagt werden, daß bei Entstehen von Revolten neben einer Verhetzung von außen noch gewisse Unzuträglichkeiten innerhalb der Anstalt und die Unfähigkeit der Erzieher hinzukommen müssen. Es sei richtig, daß die Berliner Fürsorgezöglinge ein be° fonders schwieriges Material darstellen: man sollte sich aber hüten zu sagen, sie seien nicht erziehbar. Mag sein, daß es bei der Scheuener Revolte in einem bestimmten Augenblick erforderlich ge- wesen sei, den Jungen bewaffnet entgegenzutreten. Die Mißhand- lungen, die hinterher stattfanden, müssen aber unter allen Umständen aufs schärf st e verurteilt werden. Vollkommen unzulänglich sei u. a. die Behandlung der Beschwerden von Fürsorgezöglingen. Was die Berichterstattung durch den Obermagistrat Dr. Knaut in der Fachgruppe betrifft, so sei sie vollkommen ungenügend gewesen. Man hatte auch nicht das Gefühl, daß im Falle Scheuen vom Landes- jugendamt durchgegriffen worden wäre. Direktor Krebs vom Lindenhof erklärte als Sachverständiger, er müsse als Leiter der Aufnahme- und Verteilungsanstalt des Landesjugendamtes sagen, daß die Zahl der psychopathi- schen Jugendlichen in den letzten Iahren außerordentlich z u- genommen habe: Im Jahre 1930 betrug sie ungefähr V2 Proz. sämtlicher eingelieferter Jungen. Die Zöglinge werden auch verhält- nismähig spät in die Fürsorgeanstalt gegeben. In der Regel find es junge Leute, die eigentlich ins Gefängnis gehörten und an die man mit den üblichen Mitteln der Fürsorgeerziehung schwer heran- kann. Die jungen Leute selbst würden eine Gefängnisstrafe vorziehen, da sie hier Arbeitsbelohnung erhielten und auch mehr rechtliche Ga° rantien besitzen. Erschwert wird die erzieherische Arbeit durch die zroßen Gemeinschaftsgruppen, wie durch das Fehlen an modernen Jrziehern. Dem Landesjugendamt sind die Dinge einfach über den Kopf gewachsen. Hinzu kommt, daß verschieden« der Anstalten sich weigern, Berliner Jungens aufzunehmen. Die Verteilung der Psy- chopathen in normalen Anstalten führt aber zu Ungelegenheiten: gerade nach Scheuen wurden vom 1. April 1029 bis zum Februar 1930 38 Jungen hingegeben, von denen 20 PsychoxVthen waren. Direktor Straube war nicht imstande, mit zwei Landwirten und einem Gärt- ner mit den Jungen fertig zu werden. So wird er allmählich zu seinem Prügelsystem gekommen sein. Direktor Schlosser von der Anstalt Braunsberg in Sachsen schilderte u. a. eingehend, welch schweren Stand er selbst im Laufe des letzten Winters dank der systematischen Agitation der Kommu- nisten durch Flugblätter, erlogene Beschwerden. Demonstrationszüg« vor der Anstalt usw. gehabt hatte. Trotzdem ist es bei ihm nicht zu einer Revolte gekommen, dagegen wohl in vier anderen sächsischen Anstalten. Es hinge eben vieles von dem Leiter und den Erziehern der Anstalt ab. Auch Direktor Schlosser verurteilt mit aller Entschiedenheit da» Prügeln von Zöglingen. Den Gutachten der Sachverständigen ist nichts hinzuzufügen. Die Leitsätze der Arbeiterwohlfahrt zur Reform de« Fürsorgewesens haben sich u. a. mit aller Entschiedenheit gegen das Prügeln in Für- forgeanstalten gewandt und den Ausbau de» Beschwerderechts der Zöglinge gefordert. Es wird dafür zu sorgen sein, daß diese Grund- sätze auch tatsächlich- verwirklicht«erden.
Sühne für die Salzsäure. Oer Zwanzigjährige zu 1 Lahr Gefängnis verurteilt. Da» tandgerlchl III»erurleilke den zwanzigjährigen X.. der am 4. Oktober vorigen Jahres in den Kaffee der Mutter einige Tropfen Salzsäure goß. wegen versuchten Totschlag» zu einem Jahr Gr- fängnl» unter Anrechnung der Untersuchungshast und Zubilligung einer Bewährungsfrist bl» ISZZ. Der Haftbefehl wurde ausgehoben. Wohl niemand wird dos Urteil des Landgericht» als zu milde empfinden. Die liebevollen Aussagen der Eltern des Jungen ließen keinen Zweifel darüber, daß sie das Ganz« als schlechten Streich be- trachten und von sich aus dieTatniezurAnzeige gebracht hätten. Der Junge war, nachdem er vom Vater, wie er selbst sagt«, ein« tüchtig« Wucht erholten hatte, wieder brav und gehorsam ge- worden, er lebte glücklich mit den Eltern und gab sich die größte Mühe, das Geschehene gutzumachen. Da wurde er ganz unerwartet für all« von einem Kriminalbeamten abgeholt und ine Gefängnis gesperrt. Der Bater hatte die Unvorsichtigkeit begongen, den Kaffee mit der Salzsäure auf einen Rat des Apothekers ins Polizei- Präsidium zur unentgeltlichen Untersuchung übergeben. Als man hier die Salzsäure entdeckte, veranlaßte man ihn. gegen seinen Willen Anzeige zu erstatten. Wozu die Untersuchungshast erforderlich war. obgleich weder Fluchtverdacht noch Verdunkelungsgefahr vorlag, bleibt Geheimnis der Polizei» und Justizbehörden. Gerade sllr diesen infantilen Jungen, dem, um mlt dem Iugendgerichtsgesetz zu sprechen, die Einsicht in die Ettafbarkeit seiner Handlung gefehlt hatte, kann die Tatsache, daß er nun doppelt vorbestraft ist, einmal wegen de» Diebstahl» von 500 M. bei seinem Onkel und das ander« Mal wegen versuchten Totschlages, im Leben vielleicht noch verhängnisvoll werden. Da» Hugenberger Abendblatt hält die Strafe zu mild«. Es nennt den Angeklagten mit vollem Namen und stellt damlt die unglücklichen Eltern an den Pranger, die mit Tränen in den Augen darum gebeten haben, den Namen nur ja nicht zu veröffentlichen.
Vit Toten von Avalen. 2000 Trauergäste. Das Begräbnis der in Adalen getöteten Demonstranten ist un- gestört verlaufen. Den Leichenzug bildeten 12 000 Arbeiter. In Stockholm ruht« fünf Minuten lang die Arbeit in den Fabriken und jeder Verkehr auf den Straßen. wahrscheinlich wird in Sldalen die Apbeit noch Pfingsten wieder airfgenommen werden. Die Kammunistenparole eines längeren Proteststreiks ist nicht befolgt worden: einige Kommunistenführer, auch ein frisch eingetroffen« Sowjetbürger, sind verhaftet worden.
Jaule Variamenlariee. Das tschechoflawokifch« Abgeordnetenhaus gl'nehmlgt� die Aufnahme einer Auslandsanleihe von 1800 Millionen Kronen(200 Mill. M.). Die In t e r« s s e l o fi g- k e! t war so groß, daß die Sitzung mehrmal» unterbrochen werden mußte, da die gemeldeten Redner der Regierungs- Parteien nicht anwesend waren. In Posen wird demnächst ein Denkmai für Präsident Wilson enthüllt werden, das der Klanierkünstler und erste Staatspräsident Polens , P a d e r e w i k i, gestiftet Hot. Die Witwe Wilsons will zu der Feier nach Posen kommen.
Vagabundenkunst. Eine zweite Ausstellung im.Sturm" zu Berlin . Die Vorfeier zur zweiten Vagabunden-Kunstfchau bestand in der Zertrümmerung des Glostastens mid ihrer programmatischen Zeichnung durch einen Nationallsozialisten. Dieser hoffnungsvolle Knabe hotte fein„Fronkfoldatenherz" durch jene Proletcnzeichnung beleidigt gefühlt: der tapfer« Frontkämpfer war 19 Jahre, bei Kriegsend« sechs Jahre alt. So reagiert die Geistigkeit des Dritten Reichs auf die Kunst der wahrhaft Aermsten! Die Vagabunden haben in zwei Parterrezimmern Bayreuther Straße 39, unmittelbar am Wittenbergplatz, als Gäste von Herwarth Woldens unermüdlichem„Sturm" ausgestellt. Ihre frühere Schau, vor zwei Jahren war Begleitmusik des„Ersten europäischen Daga- bundentreffens" in Stuttgart , von Tombrock mit Gregor Gog zu- jammengebracht. Dieser sorgte auch für den Anschluß der„Künstler- gruppe der Bruderschaft der Vagabunden" an die Assoziation revo- lutionärer bildender Künstler Deutschlands . Es geht nun einmal heute nicht ohne Organisation, selbst bei den freien Vögeln der Land- straße nicht mehr. Aber das ist in diesem Fall kein Schade. Hans Tombrock , der in der Zeitschrift„Der Vagabund" etwas von der Entstehung ihrer Ausstellung erzählt, trifft hier auch den Sinn ebenso ihres Zusannneiifchwsse» wie ihrer Schau. Es hat übrigens unter ihnen auch stet» Künstler gegeben, die ihr Talent im Kampf um Ihr trockenes Brot benutzten. Aber natürlich nicht diese Austragskunst ist ausgestellt, die sich an die Ideologie des mild- tätigen Bürgers wendet, sondern ihr eigentliches, ihr revolutionäres Wollen. Die Landstraße lehrt anders sehen als Akademie und Stadtatelier. Was uns diese Autodidakten zeigen, die bisweilen allerding«, wie Z. B. der höchst begabte Josef Möhler, in einer Malschule hospitiert haben, ist eine erschütternd« Sptegewng des Lebens der„Verdammten dieser Erde": ärmster Tagediebe, Ge- fangen«?, Krüppel: der„Erniedrigten und Beleidigten". Entsetzlich In der Wahrhaftigkeit ihrer Aussage: und nicht selten von betracht- lichem Wert einer selbst errungenen Form. Dies ist das wirklich ergreifende Erlebnis der gedrängt kleinen Ausstellung: der Aufschrei der getretenen Kreatur findet seine gegebene Kunstform, jenseits aller Erfahrungen unserer Akademien. Die stärkste, oft unheimliche Viston ist bei dem Zeichner Mahl er, der bedeutendsten Erscheinung, dem prachtvollen Holz- btldner L e s v i e w, einem Russen der Ukraine , bei der struppigen Lebensgröße von T o in b r o ck, Realismus von wüchtiger Gestalt bei S a g o r s k 1: unheimlich gekonnte Miniaturmalerei bei Hübsch- m a n n- E n g e l h a r d t. So viel Individualismus im eisernen Ring einer uneriiittlichen Lebensvorbestimmung ist ein Zeichen künstlerischer Kraft, die diesen Bekenntnissen au» der Tiefe erst ihren Wert gibt. P. P- Sch.
„Spuk um Mitternacht". Marmorhaus. Eine amerikanische Groteske bester Art. die ihre Wirkungen durch«ine logisch solgerichtige Uederspitzung der Situationen er- zielt. Die Komposition ist fabelhast. Die Szenen im Nachtschnell- zug oder in der Gespenstervilla mit ihrem Wirrwarr an Handlung. mit ihrem Wirbel de, Witzes können kaum übertroffen werden. Die Hauptdarsteller sind Laurel und Hardy. Man kennt diese Schauspieler al» Dick und Dos aus einer Reihe von stummen Grotesken, die früher im Beiprogramm liefen. Eine Duplizität der Fäll« wie Fix und Fax oder Pat und Patachon , Narren des Glücks, die beinahe Fortuna ? Gewand ergreifen, aber am Schluß weiter dem Gott Dalles opfern müssen. Der eine be- greift nie, der andere sofort, und beide treffen sich im entscheidenden Moment: nämlich beide rechnen sich den Erfolg aus, und er müßte eintreffen, wenn da» Leben nur vernunfttnäßigen Gesetzen folgen
würde. Doch«ine Bananenschöle, über dl« man stolpert, oder irgend- eine andere Bagatelle läßt den ganzen stolzen Bau einstürzen. Da» Obsekt hat seine Tücken, die niemand im voraus ahnen kann. . Laurel und Hardy sprechen auch deutsch. Eine Textierung er- scheint nicht als notwendig, da der Witz und die Handlung aus der sichtbaren Situation erstehen. Aber diese geradebrechte. Sprache er- höht die komischen Wirkungen, steigert sie und wird zu einer netten Dekoration. Im Beiprogramm ein entzückender Mity-Maus-Film, ferner ein amerikanischer Zeichnerwitz, der wie die Parodie aus amerikanisches Tempo wirkt und endlich ein Versuch zum abstrakten Film, der ein musikalisches Thema durch Linien und Figuren illustrieren möchte. F. Sch.
Lupu-pick-Gedachtnis-Feier. In der Kamera Unter den L i n d e n, die eine ganze Woche hindurch in anerkennenswerter Weife Filme von Lupu Pick gespielt hatte, wurde in der Nacht vom Donnerstag auf Freitag von der D a ch o eine Gedächtnisfeier für den so früh verstorbenen bedeutenden Schauspieler und Regisseur abgehalten. Bei Orgelklängen eröffnete Dr. E ck a r d die Feier, die dem Künstler und Menschen Lupu Pick galt, dem die organisierten Film- schaffenden unendlich viel zu verdanken haben. Lupu Pick war einer der seltenen Menschen, die nicht von der Hast unserer Tage angesteckt wurden, er hatte Zeit für sein Schaffen, er hatte aber auch Zeit, anderen Menschen zuzuhören, und das war so besonders wertvoll. Pick war einer der Wenigen, die an die künstlerische Möglichkeit des Films glaubten. Pick war ein verinnerlichter Mensch, der unentwegt an der seelischen und geistigen Vertiefung der Filmkunst arbeitete. Ausschnitte aus seinen Filmen„Silvester",„Das Haus der Lüg e",„Die letzte Droschke" und„Napoleon " be- wiesen dann, wie er, trotz überholter Technik, noch heute zu allen spricht. Ihm war die Technik nur notwendiges Hilfsmittel, nie verlor er sich in technische Spielereien, er suchte sowohl bei be° deutenden wie bei kleinen Menschen immer das Menschliche und bei jeder Handlung das, was Ewigkeitswert hat. Der Regisseur Pabst, der in der Dacho der Nachsolger des Verstorbenen wurde, betonte in seiner Gedächtnisrede, daß wir, die wir unter dem Fluch unserer Zeit, dem Tempo leiden. Minuten der Besinnlichkeit haben müßten. Lupu Pick war derjenige, der den Mut zum Verweilen hatte. Er liebte die Menschengestaltung, er war der Erste, der vom Filmtitel los wollte(wie sein Werk „Scherben" beweist), er war sein eigener bester Schauspieler, weil er den Mut zum Ausspielen hatte. Damit sein Name lebendig bleibt, hat die Dacho eine Stiftung ins Leben gerufen, durch die alljährlich ein in die Zukunft weisendes Wert mit dem Lupu-Pick - Preis ausgezeichnet werden soll.>'
Rückgang der deutschen Bucherzeuguno. Eine Fota« der schlechten Wirtschaftsvcrhästnissc ist auch der Rückgang der Bücher- erzeugung. Wie im„Buchhändler-Börsenblatt" mitgeteilt wird, Hot die Unternehmungslust des Verlages stark nachgelassen. Das geht au» den Produktionsziffern der ersten drei Monate 1931 im Ber - gleich zu derselben Zeit des vorhergehenden Jahres hervor. Während 193(1 in diesen drei Monaten 3317 Neuerscheinungen verzeichnet wurden, waren es von Januar bis Mörz 1931 nur 3074, das ist also ein« Abnahme um über 7 Proz. vi««rohe Berliner kunsiavsstellung im Schloß Bellevu« bleibt an beiden Pjingltseiertagen von 10—7 Uhr geöffnet. Die TrdbZahrsousffkUung der Akademie der«dnste am Pariser Platz ist auch an beide» Psingstscicriagen geöffnet. Die BeiiichSzeiten am Pffngst- soiiiiabend und an den Feiertagen sind von 19 bis 2 Uhr. Otelia Riclo, eine der besten lvanffchen Overnsängerinnrn. deren Glanz- rollen die Aida, Manon und ToSca waren, starb heut« früh in Madrid .