1931
Der Abend
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Nr. 364
B 182 48. Jahrgang
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• Agenten der Konterrevolution
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Der kommunistische Arbeiterverrat am Pranger
Die sozialdemokratische Betriebsobmän 1 ner Konferenz in Berlin faßte gestern folgende Entschließung:
Die zahlreich beschickte Bertrauensmännerfonferenz der Berliner Betriebe erblickt in der Beteiligung der Kommunisten an dem schwarzweißroten Boltsentscheid der deutschen Konterrevolution einen Berrat an der Arbeiterklasse.
Die Betriebsobmänner werden dafür Sorge tragen, daß die Belegschaften aller Berliner Betriebe und Werk: stätten dem Voltsentscheid fernbleiben.
Das Bündnis des„ toten" Kavallerie generals Thäl mann mit dem Faschistenhäuptling Adolf Hitler und dem chemaligen Kruppdirektor Hugenberg lehnen die klassenbewußten Arbeiterinnen und Arbeiter Berlins ab.
Der schmähliche Arbeiterverrat der Kommunisten bom August 1931 ist das größte Verbrechen, das jemals dem Proletariat angetan wurde.
Die Kommunisten betätigen sich als Avantgarde der deutschen konterrevolution. Sinmeg mit diesen Arbeiterverrätern! Hinein in die Sozialdemokratische Partei !
In der Diskussion auf der gestrigen Betriebsfunktionärversamm: lung fritisierte Hauschild, daß gegen die Kapitalflucht und die ständigen Kreditabzüge vom Auslande nicht schon vor Monaten Gegenmaßnahmen getroffen wurden, die den Zusam
menbruch der Kreditwirtschaft verhindert hätten. Die Geldverteue rung in Deutschland wirke sich schon jetzt für die Betriebe, die in größerem Umfange auf Russenaufträge angewiesen sind, verheerend aus, da die Finanzierung unmöglich sei.
Der Redner geißelte die Teilnahme der Kommunisten am Bolfsentscheid als das größte Verbrechen, das je an der Arbeiterschaft begangen wurde.
Eine große Anzahl Aufträge sei zum Beispiel seinem Unternehmen entgangen, da die ausländischen Besteller samt und sonders erflärten, erst den Volksentscheid abwarten zu wollen. Tausende Don Arbeitern. werden aufs Pflaster geworfen, weil die KPD . mit der schwarzweißroten Reaktion marschiert. Der Redner schloß mit der Aufforderung, zwischen den Betriebsräten und der Führung eine häufigere und engere Fühlungnahme herzustellen. Franke polemifiert in längeren Ausführungen gegen Tarnoms Wort vom Erben und Arzt des Kapitalismus ". Sommerfeld legte besonders Wert auf eine planmäßige Erziehung von Kräften in der Arbeiterbewegung, die allen Anforderungen einer staatlichen Wirtschaftskontrolle gewachsen seien.
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Eine Anzahl weiterer Redner rechnete auf das schärfste mit dem kommunistischen Berrat an der Arbeiterschaft ab und bezeichnete das Vorgehen der KPD. - Zentrale als übelste Speichel= Iederei. Es wurde rücksichtslose Aufklärung der breitesten Massen über dieses schamlose Berhalten gefordert.
In seinem Schlußwort unterstrich Genosse Naphtali noch mals in großen Zügen, welche unmittelbaren und in das System eingreifenden Aufgaben von der Arbeiterklasse zu bewältigen sind. Er Schloß unter lebhafter Zustimmung mit der Aufforderung, daß jeder an feinem Plage sowohl bei der Durchtämpfung der vielfach undankbaren Tagesaufgaben wie bei dem Ringen um die großen fyftemändernden Ziele seinen Mann stehen müsse..
Außer der Entschießung zum Bolfsentscheid, die an anderer Stelle des Blattes veröffentlicht ist, wurde folgender Antrag angenommen:
,, Die Versammlung der Betriebsfunktionäre der SPD. fordert, daß bei der Bantenkontrolle die Arbeiterschaft entscheidend beteiligt fein muß. Die Reichstagsfrattion wird beauftragt, diesen Antrag bei der Regierung zu vertreten."
Otis Belegschaft gegen den Volksverrat.
In der gestern vom Betriebsrat einberufenen Betriebsversammlung des Berfes Otis" in Berlin N., die je zur Hälfte aus Sozialdemokraten und Kommunisten bestand, referierte Genosse Dressel vom Bezirkssekretariat über die gegenwärtige Wirtschaftslage und den Bolfsentscheid, wobei er den Arbeiterverrat der Rommunisten auf das schärfste geißelte.
In der Distuffion erhielten auch zwei betriebsfremde Kommunisten das Wort, von denen der erste kommunistische Redner sich unter allgemeinem Schmunzeln der anwesenden Sozialdemokraten mit den Ausführungen des Genossen Dressel identifizierte. Als er nichtsdestoweniger, um zu einem guten Schluß zu kommen, zur Beteiligung am Boltsentscheid aufrief, wurde diese Aufforde rung mit hohngelägter quittiert. Eine Reihe von
Bootskatastrophe auf der Havel
Drei Personen ertrunken, darunter der Opernsänger Paul Hansen
Auf der Havel , unweit Gatow , fenterte in der vergangenen Nacht ein mit sieben Personen besettes Motorrennboot. Drei Insassen, darunter der Opernsänger Paul Gerhard Hansen aus der Leibnizstraße 30 in Charlottenburg , fanden den Tod im Wasser. Die übrigen Verunglückten konnten gerettet werden.
Das nächtliche Unglück auf der Havel hat sich nach den bisherigen Ermittlungen folgendermaßen abgespielt: Der Klubhafenmeister Mag Kirsten vom Rupenhorn- Club am Stößensee hatte zusammen mit zwei Bootsleuten des Klubs und einem Chauffeur noch in später Stunde in dem Tourenschnellboot eines Klubmit gliedes eine Fahrt unternommen. In einem Restaurant in Gatow traf Kirsten den ihm bekannten Arzt Dr. Jante aus Gator mit seiner Frau und den Opernfänger Paul Gerhard Hansen. Gegen 2 1hr tam man überein, auf der Havel gemeinsam noch eine Nachtfahrt zu unternehmen, die so verhängnisvoll enden sollte. Bom Ufer war nur das Geräusch der starken Motoren zu vernehmen. Plötzlich, eine Viertelstunde nach dem Start, hörte ein Segler an einer Anlegestelle unweit Gatow von der Mitte des Stromes her laute Hilferufe. Der Mann machte sein Beiboot flott und fuhr in der Dunkelheit auf die Stelle zu, von der einen Mann, der in voller Kleidung verzweifelt mit den Wellen er die Rufe gehört zu haben glaubte. Es gelang dem Segler,
fämpfte, in sein fleines Boot zu ziehen. Inzwischen waren auch andere Wassersportler auf den Unglücksfall aufmerksam geworden, und es gelang ihnen, den Klubhafenmeister Kirsten, den Bootsmann. Schwand und den Chauffeur Treste, die sich durch Schwimmen über Wasser gehalten hatten, zu retten. Bon den übrigen Insassen, der 31jährigen Frau des Arztes Jänke, dem Opernsänger Hansen und dem Bootsmann Hermaun Bartel aus Rugenhorn war feine Spur mehr zu entdecken.
To
Telephonisch war in der Zwischenzeit die Spandauer Feuerwehr alarmiert worden, die sofort mit mehreren Spezialfahrzeugen und dem Feuerlöschboot an die Unglücksstätte eilte. Im Scheinwerferlicht und im Scheine der Fackeln wurde die Unfallstelle mit Suchfeinen abgefischt. Nach kurzer Zeit gelang es, die Zeichen der
Frau und des Sängers zu bergen. Die Suche nach dem Bootsmann, dagegen blieb erfolglos.
Von der Kriminalpolizei find die Ermittlungen über die Ur sache des folgenschweren Unglücks eingeleitet worden. Danach scheint es, daß das Boot infolge der starten Belastung in einer Kurve voll Wasser schlug und dann gefentert ist. Das Boot sackte ab und die Verunglückten rangen verzweifelt im Wasser. Nur dem Umstand, daß der Unfall gleich bemerkt worden ist, ist es in der sind. Hauptsache zu danken, daß nicht mehr Menschenleben zu beklagen
Weiter sehr warm und schwül, die Temperaturen werden vermutlich zwischen 24 und 30 Grad Wärme liegen.
sozialdemokratischen Diskussionsrednern brandmarkte das schamlose| wird. Für eine grundlegende Aenderung des zur Zeit herrschenden und verräterische Verhalten der Kommunisten auf das schärfste und Witterungscharafters liegen Anzeichen jedoch bisher nicht vor. Die forderte die anwesenden kommunistischen Arbeiter auf, diesen Ver- Voraussage lautet: rat nicht mitzumachen. Das zielklare und energische Auftreten unserer Genossen hatte den Erfolg, daß mit allen gegen wei Stimmen folgende Entschließung angenommen wurde: Die am 5. August abgehaltene Belegschaftsversammlung der Firma Ofis nimmt mit Entrüffung Kenntnis von dem verräterischen Berhalten der kommunistischen Partei zum Bolfsentscheid. verpflichtet sich, am fommenden Sonntag der Abstimmung fernzubleiben.
Gewitter rückt an!
Trotzdem weiter sehr warm und schwül.
Unter dem Einfluß westlicher Winde ist die Temperatur im Laufe des Vormittags von 31 Grad Wärme um 8 Uhr früh auf 26 Grad gefallen. Es ist damit zu rechnen, daß unser Gebiet von der Gewitterfront, die in Westdeutschland schon erhebliche Niederschläge gebracht hat, schon in den nächsten Stunden erreicht
스
So macht es,
brav!
So siehste aus!
Nein
Ja O
wer durch Terror zur Zeilnahme am Bolfsentscheid gezwungen wird!
In der Gegend von Mehlem , Rolandsed, Oberwinter und Remagen ging ein furchtbarer Wolkenbruch nieder, der über dreiviertel Stunden dauerte und mit schwerem Hagelschlag verbunden war. Bei Mehlem ist auf der Eisenbahnstrecke ein Dammrutsch entstanden. Alle Züge mußten zwei Stunden auf freier Strecke liegen. Die Gemeinde Mehlem war vollständig ohne Licht, wodurch die Rettungs- und Bergungsarbeiten sehr erschwert wurden. In Unkelbach , Kreis Ahrweiler , sind sieben Wohnhäuser und Scheunen von den Wassermassen fortgeriffen worden. Biel Bieh wurde abgetrieben. Die Menschen konnten sich nur mit fnapper Not retten. Die Wassermassen erreichten eine Höhe von ein bis zwei Meter und führten Bauholz, abgerissene Bäume, Hausrat, Schutt und Geröll mit sich. Die Feuerwehren aus der Umgegend wurden alarmiert und sind noch um Mitternacht mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Die Nachrichten aus dem Unglücksgebiet find sehr spärlich, so daß die Folgen des Unwetters im einzelnen noch nicht übersehbar find.
Am Mittwochabend gingen über Stuttgart schwere Gewitter mit Wolkenbrüchen nieder, die in vielen Stadtteilen, be= sonders in der Altstadt und in den östlichen Vororten zu schweren Hochwasserschäden führten. Die Straßen der tiefer gelegenen Stadtteile glichen reißenden Strömen, die Pläge verwandelten sich in Seen. In verschiedenen Straßen wurde das Pflaster auf. gerissen. Die Feuerwehr ist die ganze Nacht hindurch mit dem Auspumpen von Kellerräumen und Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Beim Alten Schloß wurden durch herabstürzende Baumäste die elektrischen Leitungen zerstört, so daß dieser Stadtteil in Dunkel gehüllt wurde.
In Chikago fam es nach der Ermission von arbeitslosen Negern zu biutigen Zusammenstößen zwischen mehreren tausend Regern und der Polizei. Auf beiden Seiten wurde scharf geschossen. Von den Negern wurden drei Personen getötet. Die Polizei hatte vier Schmerverwundete. Außerdem wurden zahlreiche Personen leicht
nerletzt.