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Spalter-Fiasko in Breslau  . Ziegler holt Polizei gegen Sozialdemokraten.
Volksmacht üb« Hilserding spricht vi J. St. Leipzig. 6. Oktober.  (Eigenbericht.) In der Aussprache erklärt Dr. C r a n e r(Deutscher   Werk- meist erverband), daß die Unternehmer jetzt das Absinken der Konjunktur ausnutzten, um gegen die Sozialoersicherung Swrm zu laufen: Wir wollen keine Fürsorge, die man grundsätzlich auch auf der Gegenseite bejaht, sondern den Rechtsanspruch. Die Verteidi- gung der Angestelltenoersicherung ist um so schwieriger, als in- folge des Widerstandes der bürgerlichen Angestelltenverbände seinerzeit unsere Forderungen aus Ausgestaltung der Leistungen gescheitert sind. Fritz Schröder(Z d A.) unterzieht die Notverordnung vom 5. Juni, besonders soweit sie die sogenannt« Arbeitslosenhilfe regelt, einer scharfen Kritik. Die Reichsregierung lade ihre Verantwortung auf den Vorstand der Reichsanstalt ab und holte die Angelegenheit damit für sie erledigt. Die Selbstverwaltung der Reichsanstolt werde zu einer Lebensfrage, wenn es sich bei der llmgsstoltung der Gesellschaft um ein« Lenkung der Arbeitskräfte handele. Jetzt könne man nicht von einer Krise der Selbstverwallung der Reichsanstalt sprechen, denn eine Selbswerwaltung existiere dort überhaupt nicht. Im übrigen wären es die falschen, die arbeitslos sind. Man müsse die Unternehmer der Schwerindustrie arbeitslos machen, dann würden sich die finanzpolllischen und sozialpolitischen Fragen gleich regeln lassen.(Lebhafter Beifall.) Lüdemann von den Schiffsingenieuren erhebt Be­schwerde über die Ausnahmegesetzgebung, unter der das Schisfahrts- personal heute immer noch stehe, und zwar sowohl hinsichtlich des Arbeitsvertrogs, der Betriebsrätegesetzgebung, als auch der Arbeits- zeit und in anderen Fragen der Sozialpolitik. Fossil von der Internationalen Artistcnloge bringt für die Artisten ähnliche Beschwerden vor. Die Artisten seien wohl lohnsteuerpslichtig, aber rechtlich vollständig autzerholb der Sozialpolitik gestellt. Man nehme von ihnen Beiträge, man ziehe von ihnen Lohnsteuern ein, aberkenne aber ihre Eigenschaft als Arbeitnehmer. Die Frage des paritätischen Arbeitsnachweises müsse endlich bereinigt werden. Man müsse gegen die korrumpierten und korrumpierenden wilden Privatoermittelungen mit scharfe» Strafbestimmungen vorgehen. Das Referat.Hilferdings. Heute morgen begann Genosse Dr. H i l f e r d i n g sein Referat Gesellschastsmacht oder Privatmacht über die Wirtschaft", dem der gesamte Kongreß und eine starke Zuhörerschaft mit angespanntester Aufmerksamkeit folgte. Wir haben alle das Empfinden, begann Genosse Dr. Hilfer- ding, in einem ungeheuren Schicksal Objekt, Opfer, aber auch Ge- stalter zu sein. Hilferding   zeichnet zunächst in großen Strichen die historische Entwicklung des Kapitalismus in den letzten 60 Iahren auf. 1870 war die Periode bürgerlicher Revolution und der Grün- dung von nationalen Staaten abgeschlossen. Es folgte dieser Periode eine solche der Stagnation, die erst in den neunziger Iahren be- endet war.' Die Herrschost der Bourgeoisie stabilisierte sich. Immer mehr wurde die Staatsmacht in den Dienst des Kapitals gestellt. Es folgte dadurch ein« Aenderung in der Struktur durch Errichtung hoher Schutzzollmauern, hinter denen sich das nationale Kapital organisieren konnte. Gleichzeitig entwickelten sich die Aktiengesellschaften, was wiederum eine Förde- rung der Konzentration des Kapitals mit sich brachte, unterstützt durch die technische Entwicklung. Das Aktienkapital wurde immer mehr zum Vehikel der kapitalistischen   Konzentration und damit der Bankenkonzentration, weil die Privatbanken nicht mehr mit ihren Kapitalien ausreichten, um die emporwachsenden Aktien- gesellschaften zu sinaizzieren. Daraus entstand ein Zusammensassungsprozeß zwischen Banken, und Industriekapital. Der Grundsatz der freien Konkurrenz genügte nicht mehr. Je größer die fixen Kosten wurden, desto gefährlicher wurde die freie Kon-
r die Wirtschast r dem Asa-Kongreß kurrenz, besonders in Zeiten der Depression. Daher vollzog sich immer mehr eine Verständigung des Industriekapitals und es ent- standen M o n o p o l i n d u st r i e n. Diese Entwicklung wurde ge- fördert durch die Banken. In dieser Periode organisierte sich das Monopol der nationalen Industrie. Es folgt« die wachsende Be» deutung des Kapitalexports. Wenn z. B. Kanada für 10 Mit, liarden Weizen exportierte, erhielt es dafür Kapllol zum Ausbau seiner Häfen usw., was wiederum die Kaufkraft in den europäischen  Industrieländern Kanadas   steigert«. Durch diesen Kapllalexport wurde die Kapitalmacht aber interessiert an starken Staaten, um das exportierte Kapital zu schützen und um Einfluß in den Ländern zu gewinnen, wohin das Kapital exportiert wurde. Daraus entstand das, was wir Imperialismus nennen. Damit war ober der Liberalismus preisgegeben, und so kam man zur ultima ratio, zum Weltkrieg. Nach dem Kriege setzte der Kampf um die Staatsmacht ein und es schien daher, als begänne ein« liberalistisch« Auffassung der Unternehmer zuzunehmen, weil die Unternehmer verlangten, der Staat soll nicht in die Wirtschaft eingreifen, ein« Auffassung, die sie vorher nie geteilt haben. Leider ist die Wirtschaftsgeschichte des Krieges nie geschrieben worden. Es schien nach dem Krieg«, als ob durch eine außerordentliche Prosperität. die Schäden d«s Krieges schnell geheilt würden. Aber die Gewalt des Krieges hat ungeheure Verschiebungen innerhalb der nationalen und der inter  - nationalen Wirtschaft hervorgerufen, die sich jetzt zur Wellkrise ent- wickelt haben, in der erst die Liquidation des Krieges sich vollzieht. Der Krieg hotte zur Folge eine große Ausdehnung und Intensi- vierung der Agrarwirtschaft, u. o. mit Hilfe der chemischen In- dustrie und der technischen Umwälzungen. Das hatte zur Folge, daß die Agrarpreise außerordentlich sanken. Während in Deutsch- land der Weizenpreis 200 Mark beträgt, beträgt er an der Küste von Konoda nur 80 Mark und im Innern Kanadas   sogar nur bis 40 Mark. Eins ähnliche Entwicklung hat sich auf den Rohstoff, markten vollzogen. Der Metollbedarf war durch den Krieg außerordentlich gesteigert. Diese Element« der Ueberproduktion zu- sammen mit den technischen Errungenschaften, die in Europa   erst im Jahre 1924 eingeführt wurden, haben zu einer aoßerordeaklichen Steigerung der Produktion geführt. Diese Produktionssteigerung halle wieder eine Steigerung der fixen Kosten zur Folge. Hinzu kam die technische Entwicklung, die wissenschaftliche Organisierung der Betriebe, die Einsparungstechnik besonders auf dem Gebiete der Heizindustrie. Diese Rationalisierung also, die wisien» schaftliche Produktionsorganisierung in Verbindung mit dem tech- nischen Fortschritt war ein weiteres Element der Krise. Der Krieg brachte aber auch die Industrialisierung der Agrarstaaten. was eine völlige Verschiebung der internationalen Arbeitsteilung zur Folge hotte. Dazu kamen die Währungswirren, die wiederum, da der international« Maßstab als Wertmesier fehlte, zu Fehlinvestitionen, zu Fehlleitungen des Kapitals, geführt haben. Es entstand die Illusion, durch ein« ständig erweiterte Produktion einen stets erweiterten- Absatz aus dem Weltmarkt zu gewinnen. Zu diesen Elementen gesellte sich ein wachsender Nationa- lismus durch die Schaffung neuer Staaten und neuer Grenzen. Diese Entwicklung mußte zu einer ganz großen Krise führen. Man hat außerdem in den kapitalistischen   Ländern versucht, zerstörtes Kapital durch Kopitaleinfuhr wettzumachen. 1913 betrugen die An- lagen Europas   in den Dereinigten Staaten von Amerika   10 bis 20 Milliarden Mark. Dogegen Hollen die Dereinigten Staaten in Europa   nicht ganz 114 Milliarden Mark angelegt. Nach dem Kriege betrugen die Kriegsschulden Europas   an die Vereinigten Staaten 4« Milliarden Mark, dazu kamen die neuen Anlagen. Während des Krieges hatte außerdem Amerika   die 10 bis 20 Milliarden Mark europäischer Anleihen zurückgeschafft und im Auslände für etwa 50 Milliarden Mark Kapital angelegt, wovon 10 bis 13 Milliarden Mark in Europa   gegenüber nur 114 Milliarden Mark vor dem Kriege.
Breslau  , 0. Oktober.  (Eigenbericht.) Die Sozialistische Arbeiterpartei   der Rosenfelld-Seydewitz hat am Montagabend in Breslau   ihr erstes öffentliches Fiasko erlitten. Man hatte mit Flugblättern unter mißbräuchlicher Ver- wendung des Namens der Sozialdemokratie zu einer B e r s a m m- l u n g eingeladen. Als Referent war Ziegler angekündigt. Da die erdrückende Mehrzahl der Besucher nur aus SPD.  - Ge- nassen und Rcichsbanncrleuten bestand, ließen die Ein- bcruser die Polizei holen. Darauf verließen die Sozialdemo- kratcn den Saal und übrig blieb zusammen mit Ziegler ein klag- lichcs Häuflein von knapp zehn Anhängern der abgesplitterten Gruppe. Der Versuch, mit betrügerischen Machenschaften sozialdemokratische Mitglieder zu gewinnen, ist in diesem ersten Fall völlig mißlungen. Die Sozialdemokratie holt in Breslau   bereits zum Gegenschlag« aus. Am Mittwoch finden überall Distriktsoersammlungen statt. Bei dieser Gelegenheit sollen alle unsicheren Funktionäre durch neu« ersetzt werden. Das von der Opposition entwendete Parteieigentum wird demnächst eingeklagt. Gegen die Gpoliung. Stettin   und Chemnitz   stehen fest zur Partei. Stettin  , 6. Oktober.  (Eigenbericht.) Eine vollzählige Versammlung des Erweiterten Vorstandes und der Abteilungsleiter der SPD  . Groß-Stettin erörterte gestern die Vorgänge innerhalb der Partei und nahm einstimmig folgende Ent- fchließung an: Der Erweiterte Vorstand und die vollzählig versainmellen Ab- teiwngsleiter der SPD  . Groß-Stettin stehen geschlossen hinter dem Beschluß des Part«iausschusses vom 22. September 1931. Sie er- achten die freie Meinungsäußerung innerhalb der Partei durch diesen Beschluß in keiner Weise gefährdet, sie verurteilen alle Bestrebungen, die eine Spaltung der Partei und abermalige Schwächung der Ar- beiterklasse zur Folge haben. Die Einheit und Aktionsfähigkeit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands   ist die Voraussetzung für die in der gegenwärtigen Situation notwendige Aktivierung ihrer Politik im Dienste des arbeitenden Volkes. Ehemnih, 6. Oktober.  (Eigenbericht.) Eine äußerst stark besuchte Versammlung der SPD  . Groß-Chemnitz nahm nach eingehender Aussprache über die jüngsten Vorgänge in der Partei mit überwältigender Mehrheit eine Entschließung an, in der die Abkehr von der Tolerierungspolitik gefordert und der feste Will« zur Aufrechterhaltung der Einheit der Partei bekundet wird. Der Bezirksvorstand der SAJ. Ehemnitz-Erz- g e b i r g e stellte sich einstimmig hinter eine Entschließung, in der die Spaltung der Partei aufs entschiedenste verurteilt wird. Löwenstein referiert in Lichtenberg. In Lichtenberg referierte in einer kreismitgliederver- sammlung Genosse Dr. Kurl Löwen st ein über: Der Kampf um dos System Brüning. Zuerst nahm der Vortragende Gelegenheit, zu den Ausschlüssen von Genossen aus der Partei seinen Standpunkt dahingehend zu präsentieren, daß es keinem Mitglied in der Partei erlaubt werden kann, entgegen Beschlüssen der Partei einen gegensätzlichen Standpunkt zu propagieren. Parteivorstand und Ausschuß haben sich entschieden für Meinungsfreiheit eingesetzt, und die ausgeschiedenen Genossen haben auch von diesem Recht ausgiebig Gebrauch gemacht. Es darf aber innerhalb der Partei keine Sonderorganifation geben, wenn man eine Spal- tung vermeiden will. wie schmerzlich der Verlust jedes einzelnen Mitgliedes ist, muß doch alles auf die Einheit der Partei eingestellt werden. Der Ausgang der Hamburger Wahlen ist sehr lehrreich und schmerzlich, weil die Nazipartei erheblich an Stimmen Zugewinnen konnte. Noch dem 14. September 1930 war es unsere geschichtliche Aufgabe, eine Naziregierung zu verhindern, um Schlimmeres zu ver- hüten. In der Folgezeit ist gut gearbeitet worden: die NSDAP  . hat sich ober inzwischen legalisiert und Anschluß an die sozialreaktio- i.ären kapitalistischen Kreise gefunden, dieser Block bestimmt der Regierung die Richtung, die sich in einer Verschärfung der sozialen Reaktion äußert. Die Agitationsmethoden der KPD  . und der Nazis können wir nicht befolgen; bei uns muß der Sozialismus prak- tisch sichtbar sein. Wir leiden unter einer ileberbelastung mit Verantwortung. Das ehrt uns sehr, Ist ober auf die Dauer nicht zu ertragen. Unser Kampf gegen das System der Not- Verordnungen muß merkbor sein, er darf nicht durch eine dauernde Tolerierung der Regierung behindert werden. Wir müssen mehr angreifen und nicht immer verteidigen. Nach kurzer Debatte erklärt Genosse Löwenstein: Die Einheit der Partei muß uns über alles gehen, eine Schwächung muß ver- mieden werden. Wer in der Partei steht, richtet sein Verholten danach ein, und er läßt sich nicht hinausbugsiercn. Eine in diesem Sinne gehaltene Entschließung wurde an- genommen, und die Versammlung schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf die Einheitsfront der Partei. Dmgeldey braucht Polizei. Gegen feine nattonalfozialistifchen Freunde. kiel  , 6. Oktober.  (Eigenbericht.) Der Führer der Deutschen Bokkspartei, Reichstagsabgeordneter Dr. D i n g e l d e y, sprach gestern abend hier in einer öffentlichen Versammlung über die FrageWo ist die Rettung?" In seinen: Vortrag entwickelte er dieselben Gedankengänge, die er tags zuvor auf dem Prooinzialpartcitag des Landesverbandes der Deutschen Bol-kspartei in Schleswig   vorgetragen halle. Im Gegensatz zu der Schleswiger Kundgebung verlief die Kieler   Versammlung, zu der sich zahlreiche Nationalsozialisten eingefunden hatten, so unruhig, daß während der letzten Ausführungen des Redners Polizei geholt wurde. Als.die Versammlung entgegen der Ankündigung, in der freie Aussprache zugesagt war, unmittelbar nach der Rede Dingel- deys geschlossen wurde, veranstalteten die Nationalsozialisten stür- mische Kundgebungen, in denen sie freie Aussprache oder Rückgabe des Eintrittsgeldes verlangten. Ein Nationalsozialist, der eine An- spräche zu halten versuchte, wurde von der Polizei daran gehindert. Während sich die. Mitglieder der Deutschen Volkspartei   entfernten. blieben die Nationalsozialisten noch im Saale und stimmten ihre Parteilieder an, bis die Polizei zur Räumung des Saales schritt.
Sturm auf Fensterscheiben. planmäßiges Vorgehen gegen Berliner   Zeitungsfilialen. Nachdem erst kürzlich die Schaufensterscheiben dervorwärts"- Filialen In der lllrechter Straße und in der Provinzstraße in Reinickendorf   in den späten Abendstunden von link»- oder rechts- radikalen Gegnern durch Sleinwürfe zerkrümmerl wurden, ist gestern nacht zwischen 23 und 24 Uhr ein planmäßiger Fensterslurm aus über zwanzig Filialen der Ullstein- und Scherl-Presse erfolgt. Fast in ollen Stadtteilen wurden die Fensterscheiben der be- treffenden Verlage durch Stockhiebe eingeschlagen otuir durch große Ziegel- und Feldstein« eingeworfen. In einigen zertrümmerten Schaufenstern wurden Steine gefunden, die in Flugzettel ein- gewickelt waren. In diesen Zetteln wurde gegen das Verbot der Roten Fahne" und desRFB." protestiert. In anderen Fällen sollen die mutmaßlichen Täter unter Schmährufen auf dieJuden- presse" die Steine geschleudert haben. Zu ihren Vandalenfahrten benutzten die Fensterstürmer Fahrräder, Motorräder und in einem Falle sogar«in P r i o a t a u t o. Die Vorfälle spielten sich in den meisten Fällen so schnell ab, daß die Täter ungehindert flüchten konnten. In Reinickendorf   und im Norden Berlins   wurden von Passanten Gruppen von drei bis sechs Radfahrer beobachtet, die zweifellos für die Steinwürse in Frage kommen. Die Verdächtigen fuhren bis dicht an die Filialen heran, schleuderten mehrere Steine und machten sich dann in schneller Fahrt aus dem Staube. In der Potsdamer Straße   gelang es einem Polizeibeamten in Zivil,«inen Täter festzunehmen. Der Anschlag galt hier der Scheibe einer Ullsteinftliole. Es handelt sich um einen Stellmacher Albert Post aus der Steinmetzstraße. P. behauptete, porteitos zu sein. Nach Mitternacht   hörten die völlig sinnlosen Zerstörungen auf. Vom Polizeipräsidium waren in der Zwischenzeit an die Reviere Anweisungen ergongen, die Zeitungsfilialen in allen Stadtvierteln unter besonderer Beobachtung zu hallen.
In Sevilla   ist unter syndikalistischer Führung ein Generalstreik ausgebrochen. Am Montag wurden wiederholt Polizeipatrouillen von den Dächern herab beschossen. Vier Beamte wurden schwer ver- letzt. Alle Geschäfte sind geschlossen. Wetter für verlin: Sehr mild und zeitweise heiter, südlich« Winde. Für Deutschland  : Im Nordwesten wolkig, im übrigen Reiche. abgesehen van Morgennebsln, ziemlich Heller, am Tage allgemein sehr mild.
Selbstmord im Theater. Schristfieller erschießt sich während der Vorstellung. Paris  , 0. Oktober.  (Eigenbericht.) Bei der Erstaufführung eines Stückes über General Boulanger  kam es am Montag in einem Pariser Theater zu einem Aufsehen erregenden Zwischenfall. Zu Deginn des letzten Aktes erhob sich im ersten Rang«in Herr und rief mit lauter Stimme:Man stirbt nicht bloß aus Liebe, sondern auch aus Berzweiflung!" und schoß sich ein« Kug«l in den Unterleib. Im Publikum entstand eine Panik. Die Untersuchung ergab, daß der Mann ein Schrift- steller namens Debray ist, der einen der Autoren des auf- geführten Stückes für feine literarischen Mißerfolge verantwortlich macht._
Leichenschänder. Die Toten ausgegraben und zerstückelt. helsingfors  , 6. Oktober. Die Herkunft der vor einigen Wochen in einer Quelle bei Helsingfors   gefundenen Leichenteile konnte inzwischen teilweis« fest- gestellt werden. Es hat sich herausgestellt, daß es sich um ein furch:- bares Verbrechen handelt, das höchstwahrscheinlich der Kirchhof- angestellte Saarenniemi ausgeführt hat. Saarenniemi Ist bereits verhaftet, aber noch nicht polizeilich vernommen worden. Inzwischen sind über 40 Gräber geöffnet worden, bei denen man Leichenschändungen der ver- schiedensten Art festgestellt hat. Bei vielen Leichen fehlen Köpfe, bei anderen nur Finger der rechten Hand. Da sich auf dem Kirch- Hof etwa 40 000 Gräber befinden, ist die Aufklärung des Ver- brechen? äußerst schwierig. Der polizeilichen Untersuchung wohnen zahlreiche Helsingforser Einwohner bei, deren verstorbene Ange- hörige auch in dem Leichenhaus, das Saarenniemi unterstand, gelegen haben.
Verlängerung der Hamburger Herbstserie» au» Ersparnis. gründen. Ersparnisgründe zwingen dazu, die Herdstferisn für die der Hamburger Oberfchulbehorde unterstellten Staatsschulen bis zum 21. Oktober zu vei längern. Die Ferien für die Pilichtberufsfchulen werden gleichfalls bis zu diesem Datum verlängert.