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zuhalten und zum Johannisplatz abzudrängen Bolizei war nicht! zur Stelle fam man, da die Nazis nicht von der Stelle wollten, und von gemeinen Beschimpfungen zu Anrempeleien und Täflich­feiten übergingen, ins Handgemenge. Nazis vermendeten Gummi­fimüppel, Meffer, Drahtzange, Trommelstöde, Querpfeifen und Zeitungshalter, die man aus den Lofalen mitgenommen hatte, als Baffe. In der Abwehr griffen die Reichsbannerspielleute zu ihren Trommelstöcken, sonst aber gebrauchte man nur seine Fäuste. Und die konnten zufassen. Für einige der großfchnäuzigen SA und SS. Leute gab es eine ganz gehörige Tracht Prügel. Auf beiden Seiten gab es leichte Kopf­verlegungen. Ein Reichsbannermann in Zivil wurde von einem Nazi mit dem Messer in die hand gestochen. Den Messerstecher tonnte man leider nicht faffen. Der ganze Haufen der Nazis wurde zum Johannisplatz abgedrängt. Das Reichsbanner bildete quer über den Eingang der Bachstraße und Wagnergasse eine lose Kette, um die Nazis vom Gemertschaftshaus abzuhalten und das Eintreffen der Polizei abzuwarten. Als aber der schimpfende und tobende Haufen geschlossen auf die Kette der Reichsbannerleute vorgehen wollte, formierte das Reichsbanner ,, Sperrfette". Und da konnte man etwas sehen! SA.   und SS.- Leute ( also Jenaer Hitlersche Elite), machten zum größten Teil im Nu fehrt und rissen aus wie die Hasen! Die Sperrfette des Reichsbanners drängte alles in die Johannisstraße ab und machte furz vor dem Eichplah halt. Endlich kam ein einzelner Polizei­beamter, notierte die Zeugen. Polizei, die dann mit mehreren Beamten eintraf, nahm weitere Zeugennotierungen vor und trieb die Nazis, die schon allergrößtenteils auf die Aufforderung hin Straße frei! Weitergehen!" fofort ausgerissen waren und täglich und matt ,, Deutschland   erwache!" riefen, auseinander. Das Reichs­banner zog geschlossen ab. Dann erst traf das Ueberfall= Pommando ein!

Auch an den folgenden Tagen gab es zusammenstöße. Darüber berichtet das Wolffbüro:

,, Die Zusammenstöße, die sich in den letzten Tagen im Stadt­innern zwischen Reichsbannerleuten und Nationalsozialisten ereignet haben, halten noch immer die Gemüter in Aufregung.

Eine Verschärfung ist dadurch eingetreten, daß sich an dem Auf­marsch der Nationalsozialisten vor dem Gewerkschaftshaus auch Berliner beteiligt haben, und zwar Angehörige des Stoß­trupps 33, der 30 Mann in schwarzen Uniformen nach Jena  enffandt haben soll."

Die Arbeiter in den thüringischen Arbeiterstädten lassen sich nicht terrorisieren!

Hafenkreuztreiben in Neumünster  .

Neumünster  , 7. November.  ( Eigenbericht.) Die hiesige Nazitaserne ist zu einer Gefahr für die ganze Stadt geworden. Die mit schweren Handstöden bewaffneten SA.- Leute unternehmen planmäßige Ueberfälle auf Straßenpassanten und, da sich die Führer der Kommunisten und Nationalsozialisten einander zu gut fennen fie waren bis vor gar nicht allzu langer Zeit zusammen in einer Partei-, find Schlägereien zwischen den beiden Gruppen an der Tagesordnung. Die städtische Polizei scheint nicht in der Lage zu sein, dem Treiben cin Ende machen zu fönnen, meshalb in der Bevölkerung immer fauter nach einem Kommando der staatlichen Bolizei gerufen wird. Das letzte Opfer der Nazis war ein Arbeiter, den 10 GA.- Leute überfielen und solange schlugen, bis er bewußtlos liegen blieb. Als dann die Banditen zu ihrer Kaserne zurückkehrten, begegneten fie einem zweiten Trupp, der gerade auf dem Ausmarsch begriffen war. Einer von den Schlägern schrie ihnen zu: Er ist tot!", morauf die tazis in ein lautes Gelächter ausbrachen. Wenn nicht balb rüd sichtslos durchgegriffen wird, werden sich in Neumünster   mit Sicher. heit ähnliche Zustände entwickeln wie in ben Julitagen.

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G. Konzentration in Schlefien.

Breslau  , 7. November.  ( Eigenbericht.) In der schlesischen SA. Privatarmee Adolf Hit lers spielen fich im Augenblid merkwürdige Dinge ab, die schärfftes Eugenmerk von republikanischer Seite erfordern. Seit einigen Tagen merden um Breslau   herum sowie in verschiedenen Kreisstädten Mittelschlesiens nationalistische Trupps zusammen gezogen. An diesen Konzentrationsbewegungen nehmen über raschenberweise nicht nur ortsansässige oder schleftfche National

fozialisten teil,

fondern sogar aus Sachsen   und aus noch weiter entfernten Teilen Deutschlands  

adult Spenden für die Winterhilfe. star

Hugenberg

AKtie

Ueberall rege Spendertätigkeit. Herr Hugenberg spendet einige Affienpatete, die er für ebenso wertvoll wie die Landbankaftien hält.

Brüder Sass

Die Brüder Saß spenden einen meisterhaft nachgeahm­ten fünftlichen Fingerabdrud.

Katzenellenbogen

A

Reinhart

Die Herren Kahenellenbogen und Reinhart spenden ein Faß Schultheißbier. Leider hatten die edlen Spender den Inhalt vorher ausgetrunken, es blieb nur das leere Faß.

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Diesen Spenden gegenüber spielte die Hilfstätigkeit der übrigen Bevölkerung nur eine bescheidene Rolle!

Der Rechtsbruch von Brest  - Litowst

Bom Appellationsgericht festgestellt.

Warschau  , 7. November.  ( Eigenbericht.) Auf die Beschwerden der seinerzeit in die Feftung Brest  - Litowst verschleppten polnischen Oppositionsführer hat das Appellationsgericht in Warschau   entschieden, daß der Untersuchungsrichter Demant damit unrechtmäßig gehandelt hat. Ebenso wird es ihm als Schuld angerech net, daß er von der Tatsache der Mishandlung der Ge­that fangenen unterrichtet war, trobem aber fein Protofoll darüber aufgenommen hat.

Die selbstverständliche Folgerung aus dieser Ent scheidung, nämlich die sofortige Enthehung Demants bom Dienst und feine Stellung bor hos Disziplinargericht. t noch nicht gezogen.

Pilsudstische Gerichtsreform.

Warschau  , 7. Rovember.( Ost- Expreß.)

minister Michalfomiti, gewesener Staatsanwalt gegen die Gefangenen Einer Abordnung des Richterverbandes erklärte der Justiz von Brest  - Litomst, daß eine Suspenbierung ber un abfezbarteit ber Richter notwendig sei, um Ber sönlichkeiten aus bem Gerichtswesen zu entfernen, bie moralisch nicht auf der erforderlichen Höhe stehen oder mit ftaatsfeinblichen Organisationen Berbindung unterhalten. Auf die

Tatsache eindeutig erwiesen, daß das Regierungslager in den Oppo fitionsparteien hauptberufliche Propofateure unterhalte. Die innere Lage Polens   habe in der letzten Zeit immer mehr zur Vers tönne bie Berbindung unter ben Bölfern aufrechterhalten. Der einsamung Polens   geführt, denn nur die Demokratie Brest  - Prozeß und die sogenannte Befriedungsattion in der traine im vorigen Jahre haben die Bande Polens   zu ben Demokratien des Westens fast vollkommen gelöst.

Die Haushaltsvorlage ist nur ein einziger Dispositionsfonds für die Regierung. Die Sozialistische Partei mirb teine bände­rungsvorschläge einbringen, ha biefe angesichts biefer Regierungs­mehrheit boch zmedlos mären.

Der Doppelmarschall.

Pilsudski fgl. rumänisch

Der polnische Dittator ist bei seinem furzen Besuch in scher Gebräuche. So war boch z. B. Bilhelm II. englischer Feld­Heeres ernannt worden. Das ist eine Wiederholung altmonarchi Rumänien   vom Rönig Carol II.   zum Marschall bes rumänischen marschall und russischer Admiral oder umgefehrt. Während diese monarchistischen Rinterligchen aber die Monarchtsten nicht gehindert haben, ben Krieg ihrer Bölter zu entfeffeln mobel schließlich mehrere gesalbte Häupter, mit dem Heimtrieger Frid gesprochen, zu Schaben gelommen find find Polen   und Rumänien   durch ein Zu seinen Zweden gehört die

-,

werden, wie einwandfrei festgestellt werden tonnie, Hafentreugler Disziplinargerichte fei fein Berlaß, da sie bie schulbigen Richter allzu Sicherung der einverleibten russischen Gebiete, nämlich der Länder

per Rad und auch in Radfahrer- Kolonnen herbeigeschafft.

Wie mit Sicherheit festgestellt wurde, werben die S2. Trupps in der näheren Umgebung Breslaus   auf einzelnen Gütern unter gebracht und faserniert. Haupttonzentrationspunkte sind die Drte Schleibniz, Kreis Dels, Beisterwig, Kreis Ohlau, und Nimfau, Kreis Neumarkt. Auf diesen Gütern werden die S.- Leute in voller Uni­form innerhalb geschlossener Räume, zum Teil aber auch auf offenem Gelände im Egerzieren, Schießen, usheben von Schüßengräben, Geländeübungen in Schüßen. fetten gebrifft und weiter ausgebildet. Sehr beliebt find lebungen in der Nacht. Auf dem Gute Schleibniß sind etwa 200 Mann untergebracht. Die Gutshöfe werden streng abgesperrt. An den Toren stehen Posten, die jedem Fremben den Zutritt ver­wehren.

Gleichzeitig mit diesen Bürgerkriegsvorbereitungen entfalten die Nazis mieber eine starte Versammlungsaktion. Ihre Führer halten. in Schlesien   Brandreben, die alles bisher Erlebte überbieten. In namsiau erklärte ein Nazirebner, der Oberpräsident Lüdemann möge schleunigst feine Sachen paden und abziehen. Lüdemann trage auch die Schuld an dem Tode des SA.- Mannes Mar Gohle aus Namslau, von dem die National­fozialisten bekanntlich behaupten, daß er von den sozialdemokra­tischen Mordbanditen ermordet wurde. In Wirklichkeit aber war

Gohle in betrunkenem Zustande vom Wagen gestürzt und an den Folgen seines Unfalles gestorben. Lüdemann, meinte der Nams­

lauer Naziredner meiter, möge nicht mehr lange warten.

Wenn die SA. an seine Tür flopfe, um feinen Kopf abzuholen, werde er feine Zeit mehr haben, um im Flugzeug zu ver­schwinden.

In Frankenstein führte der nationalsozialistische Gauleiter Brüdner in einer überwiegend von Großbauern besuchten Ber­fammlung aus, in der Zeit vom 9. bis 15. d. M. habe sich jeder mann bereitzuhalten, da ein Kommunistenputsch bevorstehe.

Self wann ift WIB. nazi- offizlös? MTB.   verbreitete am Sonnabend einen Bericht aus Halle, in dem die wiedergelehrte Ruhe an der Universität festgestellt und in Zusammenhang mit der strengen Disziplin der Korporationen" gebracht wird. Dann wird moch barüber berichtet, wie der Kampf auf legalem Wege auf breiterer Basis durchgeführt werden soll. Diese Objektivität des Wolff- Bureaus gegenüber den studentischen Radaubrüdern ist geradezu rührend.

nachfichtig behandeln.

2 Der Brest  - Prozeß im Gejm.

Warschau  , 7. November.  ( Eigenbericht.)

In der Budgetdebatte im Sejm   erflärte Niedzialfowiti ( Soz.), der Brozeß um Brest  - Litomft sei die beste Antwort auf die mehrfachen Erklärungen der Regierungsabgeordneten, daß die Zustände in Polen   stabilisiert seien. Der Prozeß habe bisher nur die eine

Unternehmermoral.

Wer opfert? Wer entbehrt? Wer leidet Not? Wir lefen in der Frankfurter 3eitung":

Fast täglich treten an uns Berichte heran, die mit Befremden fonftatieren, welch üppiges Leben insolvente Unter­nehmer und gescheiterte Konzerntönige noch zu führen in der Lage feien. Persönlichkeiten, die ihren Gläubigern Millionenbeträge schuldig geblieben sind oder die als Gläubigern Millionenbeträge schuldig geblieben sind oder die als Leifer von Affiengesellschaften an der Herbeiführung von Konzern­sandalen aktiv mitgewirkt haben, werden bald in erstklassigen Restaurants, bald auf teuren Theaterplätzen gesehen, oder man weiß, daß sie nach wie vor in der Cage find, pompose Haushaltungen in schloßartigen Villen komplexen aufrechtzuerhalten. Mit welchen Mitteln führen diese Leute ein solches Leben? Ein hohes Einkommen ist das berechtigte Ergebnis privatwirt fchaftlichen Erfolges, gerechtfertigt vor allem durch die Gewißheit, daß im Kapitalismus der Unternehmer auch das volle Risiko zu tragen, alfo mit dem ganzen Vermögen für seine Schulden oder für fchuldhaftes Berhalten einzustehen hat.( Regreßpflicht bei Unter­nehmungen mit Haftungsbeschränkung!) Wenn aber Attien­unternehmer, die sich zweifelsfrei an ihren unter. nehmungen verfündigt haben, ein Ceben weiterzuführen in der Lage find, das lediglich im Erfolg feine foziale Rechtfertigung finden faun, so muß man fragen, wo dann die kapitalistische Moral bleibt und wie man der Arbeitnehmerschaft gegenüber oder gar gegenüber den aus dem Arbeitsprozeß ausge­shiedenen millionen den tapitaliftischen Gewinn noch recht.

mit ruffischer Bevölkerung, ruffischer Schrift und, someit noch vor. handen, ruffischem Kirchenglauben. Die Ernennung Pilfubffis mar ber äußere Abschluß von Verhandlungen der beiden Generalftäbe zum Ausbau dieses Bündnisses. So hat der Adjutant Pilsudstis im polnischen Rundfunk diesen Triumph" feines Herrn und Meisters gefeiert und der Sowjetrundfunk hat selbstverständlich nicht unter. lassen, Bilsudsti als den Doppelmarschall des fommenden Antisowjet­frieges zu begrüßen."

fertigen will. Hier offenbart fich also eine gar nicht ernst genug zu nehmende Enfartung des Systems, eine Entartung, die mit der Ent­widlung zum Subventions- und Liebesgabenkapitalismus, wie er sich nach dem Krieg vollzogen hat, aufs engfte zusammenhängt.

Die Atmosphäre der staatlichen Eriftenzgaranfierung für Unter­nehmungen hat das Gefühl der Verantwortung zerstört. Es tomml anscheinend nicht mehr darauf an, wer sich bewährt; wer einmal auf der Unternehmerseite steht, der glaubt sich materiell bevor­rechtigt für alle 3eiten. Und ganz offen trägt man noch eine unangemeffene Lebenshaltung zur Schau, gestützt auf schwer­wiegende Mängel und Berschleppungen des Regreßrechtes. Ohue derartige Enfartung der Anschauungen über die Unternehmer­verantwortlichkeit wäre es, nebenbei bemerkt, auch kaum denkbar, daß im neuen Wirtschaftsbeirat der Reichs­regierung ein 3ndustrieller fäße, dessen berlinisches oder schlesisches Unternehmen nur durch das Entgegenkommen der Banken und die Subvention der Regierung vorm Konkurs bewahrt worden und noch heute als lebensunfähig anzusehen ist."

Geemannsstreif in Spanien  . Lebhafte Agitation auf den Schiffen.

Paris  , 7. November. Safen macht sich eine lebhafte Agitation auf den Havas melbet aus Madrid  : In fämtlichen spanischen  Schiffen bemerkbar. Die Schiffsbefagungen sind teilweise in ben Streit getreten. Im Hafen von Bilbao   sind auslaufende Schiffe vom Land aus beschoffen worden. In Gijon   verweigerten die Doder bie Löschung, ebenso in Almeria  .