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Das Muster einer Fälschung.

Wie die Deutsche Zeitung" zitiert.

Die Deutsche Zeitung" beschäftigt sich mit unserem Artikel über den Oberreichsanwalt. Sie zitiert uns folgendermaßen:

,, Weiter heißt es in der blumenreichen Sprache des ,, Bor­wärts": In Leipzig  , wo man mit Militärprismengläsern nach den Mikroben des Landesverrats ausspäht, übersieht man die Elefanten des Hochverrats. 3war   nicht immer und überall. Wir bescheinigen dem Reichsgericht, daß es auf fommu­nistischen Hochperrat mit der Ueberempfindlichkeit einer überheizten Radioröhre reagiert, so daß die Schwingungen des gesunden Rechtsempfindens verzerrt und freischend an unser Ohr gelangen... Das ist das Gez appel der Füchse im Eisen! Eine Lüge schlägt die andere tot!"

Der letzte Satz ,, Das ist das Gezappel der Füchse usw." stammt nicht aus dem Artikel über den Oberreichsanwalt, sondern aus einem völlig anderen Artikel, der sich mit den faulen Aus­reden der NSDAP  . beschäftigt. Die Deutsche Zeitung" hat also eine glatte 3itatenfälschung begangen.

Wer für die Blutdokumente eines Best schwärmt, für den ist eine fleine Fälschung eine Bagatelle!

Abrüftungskongreß in Paris  

Die Friedenskundgebung dieses Abrüstungskongresses wurde am Freitag durch französische   Nationalisten gestört und ge= schändet. Unser Bild zeigt einen Teil des Büros: von links nach rechts( stehend) Frh. von Rheinbaben, Frau Dr. Lüders ( Deutschland  ), Limburg  ( Holland  ) und Zentrumsabgeordneter Brälat Schreiber( Deutschland  ).

" Der Hochtourist." Gloria- Palast.

Benn er auf einen Stuhl steigt, wird dem Herrn Stadtrat  schon schwindiig und wenn er, noch eben vor seiner Abreise, bereits in voller Bergausrüstung eine Standuhr aufzieht, kommt ihm der Eispidel zum Festhalten sehr gelegen.

Trotz dieser Unbeholfenheit gilt er als Hochtourist. Will er sich in München   einmal gründlich amüsieren, so eilt er angeblich in die hehre Bergwelt. Er schreibt auch herrliche Tagebuchblätter an seine

Das geht

Frau, das heißt, er schreibt sie aus einem Buch ab. folange gut, bis feine ehrgeizige Frau diese Tagebuchblätter als Buch herausgibt. Obwohl dann alles über dem Schwindler zu sammenbricht, ist doch das gute Ende nahe; denn der Schriftsteller, der wirkliche Sänger der Berge, wird sein Schwiegersohn.

Dieser Hochtourist ist die gewollte Bombenrolle für Otto Ballburg. Er ist köstlich. Am ulkigsten wirkt er als Hochtourist

wider Willen. Er ist dann nur noch ein dampfender Fettkloß, der durch die herrliche Natur gezogen, gestoßen und gezerrt wird. Eine treffliche Unterstützung findet Wallburg bei Eugen Reg, der als Bürofaftotum jede Sache mit gefährlich werdender Wichtigkeit erledigt. Mar Ehrlich ist der jüdische Theaterintendant und Trude Berliner   spielt wieder eine ihrer üblichen frech tessen Rollen. Theo Shall   hat als Liebhaber nicht viel zu spielen, sehr gut hingegen gefällt seine Partnerin Maria Solveg  . Alfred Zeisler   wendet eine anständige Regiearbeit an ein Textbuch, das nur für kurze Zeit lachen macht, um dann schnell vergessen

zu werden.

e. b.

Der Neubau des Münchener   Glaspalastes. Das bayerische   Kul tusministerium hat Professor Adolf Abel   beauftragt, einen Vor­entwurf für den Neubau eines Kunstausstellungsgebäudes mit den Nebenanlagen herzustellen. Die Frage eines Wettbewerbs bleibt

offen.

Parteibuchbeamte?"

Diskussion um ein Schlagwort

=

Einer Aussprache über das Schlagwort Parteibuch| auch niemals der Beweis erbracht werden. Gerade aus der Ar= beamter", das heute besonders von der Rechten gegen bestimmte beiterschaft, gegen die sich dieser Vorwurf meist richtet, sind Kreise der republikanischen Beamtenschaft gebraucht wird, diente die letzte Rundfunkabhörstunde. Zugrunde lag ein Rundfunk- Bortrag des Genossen Dr. Pfirrmann, der etwa sagte:

In der Reichsverfassung sind die Grundsäße, die für die Ge­staltung des Beamtenverhältnisses im Volksstaat gültig sind, fest gelegt. Die Beamten sollen Diener der Gesamtheit, nicht einer Partei sein; ihre Staatsbürgerrechte werden gewährleistet. Ein Vorwurf, der heute erhoben wird, sagt nun, daß an Stelle der Aus­lese der Tüchtigen lediglich das Parteibuch maßgebend sei. Dem liegt die richtige Erkenntnis zugrunde, daß in der Tat jede Ver­und eine Diktatur fann überhaupt nur auf der Grundlage einer fassung eine Beamtenschaft braucht, die in ihrem Geiste verwaltet. aus ihren Anhängern bestehenden Beamtenschaft durchgeführt werden. Im Obrigkeitsstaate war das Parteibuch die Grund­lage für die Beamtenauslese. Das alte Preußen hat diesen Gesichts­punkt strickte durchgeführt, die höheren Posten waren einer gesellschaft: lich gleichen Oberschicht vorbehalten. Eine große Rolle spielte die Zugehörigkeit zu einer farbentragenden Studentenver­bindung und gesellschaftliche Beziehungen. Der Adel war in besonderem Maße bevorzugt. Die Kommandohöhen waren einer fleinen privilegierten Schicht vorbehalten. Aber auch die untere Beamtenschaft wurde durchaus nach konservativen Ge­sichtspunkten ausgewählt, Anhänger demokratischer Barteien waren grundsäßlich ausgeschlossen.

Anders sieht das Bild im Volksstaat aus. Er bedarf der Parteibuchbeamten nicht, da er sich nicht auf die Gewaltherrschaft einer Partei stützt. Grundsätzlich werden alle Boltsteile zur Mitarbeit herangezogen. Das Bewußtsein, daß der Staat nichts für sich Bestehendes ist, muß zur Grundlage der Auslese genommen werden. Ein vorgeschriebener Bildungsweg und die sogenannie ,, Ochsentour" können nicht allein bei der Auslese maßgebend sein. Menschliche Qualitäten, im modernen Wirtschaftsleben erprobte Kenntnisse müssen berücksichtigt werden. Das Parteibuch darf selbst verständlich niemals entscheidend sein, aber für diesen Vorwurf ist

ausgezeichnete Beamte hervorgegangen. Niemand wird bestreiten, daß nach dem Zusammenbruch gewaltige Arbeit von diesen Leuten geleistet worden ist. Der Beamte ist im modernen Volksstaat Diener der Gesamtheit. Er ist im Besis politischer Freiheiten, die er jedoch nicht dazu benutzen darf, die Verfassung zu bekämpfen. Die Republik   braucht keine Parteibuchbeamten, aber aufrechte Men­schen, die ihre Verbundenheit mit dem neuen Staate befundet haben.

An der Diskussion unter der Leitung des Genossen Mi­nisterialrat Falkenberg beteiligte sich eine Anzahl führender Genossen aus den verschiedenen Beamtenzweigen und Gewerk­schaften. Betont wurde vor allem, daß durch das politische Schleppen­trägertum das Thema Parteibuchbeamter" aktuell gemacht wurde. Das Parteibuch darf die Beamtenstellung nicht ausschließen, wenn Der gemachte Vorwurf trifft mit Recht eine ganze Reihe von Be­die betreffende Partei nicht den Staat bekämpft. amten, die durch eine Partei groß geworden sind, ohne mit ihr innerlich zusammenzuhängen. Bielfach haben es auch die hohen politischen Beamten nicht verstanden, den neuen Geist in die Ver­erlegen. Der Staat muß dafür sorgen, daß an den Stellen, an denen waltung hineinzutragen, sondern sind ihren reaktionären Ratgebern Entscheidungen zu fällen sind, Leute fizen, die beispielgebend für die andern sein können. Der Beamte muß auch den Mut haben, sich zu exponieren, damit man seine Stellung kennt und in schweren Beiten auf ihn bauen kann. Gefordert werden muß von dem Be­amten, daß er den heutigen Staat in seiner Grund­form bejaht.

Abschließend stellte Genosse Psirrmann fest, daß es eine große Unterlassungsfünde der Republik   sei, auf dem Gebiete der Ver­waltung nicht halb soviel Energie aufgebracht zu haben, wie auf anderen Gebieten. Im übrigen jedoch haben wir durchaus ein Recht, zu betonen, welche gewaltige Leistungen die von unten herauf­gekommenen Beamten aufzuweisen haben.

R. I.

50 Jahre Hoffmanns Erzählungen  ". den zu laffen und die seelischen Nöte der jungen Mädchen uns mit­

Ein halbes Jahrhundert ist jetzt vergangen, seit Offenbachs  Meisteroper Hoffmanns Erzählungen  " zum erstenmal das Licht der Rampe erblickte, und so ist die Inszenierung, die jeßt Reinhardt dem Wert angedeihen läßt, zugleich eine Jubiläumsfeier. Aus diesem Anlaß ist bei der Deutschen Buchgemeinschaft in Berlin   unter dem Titel Hoffmanns Erzählungen  " ein Sonderdruck erschienen, der die wichtigste, dem Text der Oper zugrunde liegende Geschichte Die Abenteuer der Silvesternacht" enthält und in einer ganzen Reihe von Beiträgen die Bedeutung des Werkes in der Theatergeschichte und in der Geschichte des Nachruhms E. T. A. Hoffmanns behandelt. Offenbachs   geniales Spätwert, das heute als die Höhe seines Schaffens gefeiert wird, stand lange Zeit unter einem Unstern, den sein abergläubischer Verfasser schon lange gefürchtet. Offenbach   hatte gegen Ende seines Lebens beinahe seinen Ruhm überlebt; er fühlte sich selbst, ewig tränkelnd, auf dem Abstieg, und nun wollte er noch einmal zeigen, daß er nicht nur der frivole Spötter and Barodist, sondern ein tiefer und ernster Mufifer sei. Daher setzte er seine letzte Kraft, seine ganze Innigkeit an die Gestaltung von Hoffmanns Er­ zählungen  ", an die Heraufbeschwörung dieses deutschen   Romantikers, der in Frankreich   so leidenschaftliche Berehrer gefunden hatte. 1877 sollte die Oper im Pariser Theater Lyrique zur Uraufführung ge­langen, aber die Bühne machte bankrott. Da suchte Offenbach   sein Werk dadurch bekanntzumachen, daß er es in einem Hauskonzert 1879 vorführte, und damit hatte er solchen Erfolg, daß sich nun­mehr die Opéra Comique   darum bewarb. Doch als die Erstauf­führung 1881 stattfand, da war Offenbach   bereits tot, und die deutsche Uraufführung im Wiener Ring- Theater wurde schon bei der ersten Wiederholung durch die furchtbare Brandkatastrophe in ein tragisches Licht gerückt. Diese furchtbare Feuersbrunst vom 8. De zember 1881 stand wie ein Menetekel über dem Werk, und mehr als 20 Jahre wagte sich niemand mehr an diese Unglücksoper".

Wie Felix Salten   erzählt, war es der Wiener   Theaterdirektor Karczag, der schließlich doch den Mut fand, sich an die verpönte Oper zu wagen. Er war aber gläubisch wie eine alte Lotterieschwester, doch auch kühn wie ein Teufel. Trotzdem hatte er Herzklopfen, als der Vorhang sich hob. Ich saß bei ihm in seiner Loge, und wir fühlten beide ganz deutlich, wie das ganze Publikum im Zuschauer­saal des Theaters an der Wien   von einem nervösen Angstgefüh! durchzittert war. Nun geschah gleich zu Anfang etwas merkwürdi ges. Hoffmann hatte eben sein Lied begonnen, da entzündete sich ein Lampion und brannte lichterloh. Ein kleiner Ruck überzuckte alle Anwesenden. Aber bevor noch jemand sich recht besinnen konnte, hatte der Darsteller, immer weiter singend, den flackernden Lampion heruntergerissen und am Boden zertreten. Erleichtertes Aufatmen im ganzen Hause. Die letzte Erinnerung an das Ring- Theater, der. waren Nichts geworden. Niemand dachte mehr daran, hingeriffen vom Reichtum, von der edlen Klangfülle des Werkes, das mun end­lich zum Erfolg aufstieg. Bald nachher erschien die Oper, unter Gustav Mahlers Leitung, strahlend an der Wiener Oper, und damit war der Welterfolg dauernd besiegelt."

der Sammlung Graphische Blätter vom Theater des 18. und 19. Jahr- lehte Aberglaube, sie waren vor aller Augen verkohlt, waren Asche,

Im Museum der Staatstheater( Oberwallstraße 22) ist die Ausstellung hunderts" bis zum 4. Dezember täglich von 11 bis 13 Uhr geöffnet.

Museumsführungen. Sonntag 10 Uhr spricht Prof. Chelolf über Die Babyloniale" im Vorderasiatischen Museum, Tr. Segall" über Frühgriechische Bildwerke" im Alten Museum  , Dr. Kunze über Die Italiener der Hochrenaissance und des Barod" im Kaiser- Friedrich- Museum.

Gymnastik und Tonfilm- Matinee. Die Körperkulturschule Adolf Koch  , die ihre Biele in engſter Verbindung mit den Zielen der Arbeiterschaft ver­folgt, veranstaltet Sonntag, 6. Dezember, vormittags 11.30 Uhr in Atrium", Kaiserallee, eine Matinee. Sie beginnt mit einem Lichtbilder­vortrag Adolf Kochs über das Thema adtfultur als Pflicht und Freude". Anschließend Uraufführung des medizinischen Tonfilms Seilende Hände". Der 2. Teil zeigt auf der Bühne Freikörper­fulturgymnastik von Jugendlichen. Karten nur gegen Vorlegung von Mitgliedskarten in der Diez  - Buchhandlung, Lindenstr. 2, und im Büro der Körperkulturschule. Friedrichstr. 218( einschließlich Steuer und Pro­gramm 1 M. und 1,80 m.).

Kundgebung für die künstlerische Erziehung in der Schule. Der Abbau der Kunstfächer an den höheren Schulen Preußens hat Schulmänner, Künstler, Kunstschriftsteller und vor allemt die Kunstlehrer selber auf den Tlan gerufen zur Verteidigung der Kunsterziehung der Jugend und zum Protest gegen die Berkürzung des Musik- und besonders des Zeichen- und Kunstunterrichts. Der Reichsbund deutscher   Kunsterzieher lädt zu der Kund­gebung ein, die Montag im Bürgerfaal des Berliner   Rathauses, nach­mittags 5.30 Uhr, beginnt. Die Veranstaltung wird durch Rundfunk über­tragen.

In Berlin   war es dann Gregor, der in der Komischen Oper" durch eine prachtvolle Inszenierung den magischen Zauber dieser Dichtung vertiefte, in der die deutsche   Romantik mit dem Pariser  Raffinement des zweiten Kaiserreiches eine so wundersame. Ver­bindung eingegangen ist.

Mädchen in Uniform."

Capitol.

als im Theater ist es ihr gelungen, das ganze Mileu lebendig wer­fühlen zu lassen. In Potsdam  , dem klassischen Ort des Militaris­mus, spielt der Film, die militärischen Embleme der Garnisonstadt werden mit symbolischer Bedeutung gezeigt. Es sind fast lauter adlige Mädchen, die hier unter adliger Zucht, mangelhaft beföſtigt, nach den Grundsätzen einer Kadettenanstalt zu fünftigen Offiziers­müttern erzogen werden. Natürlich rebellierten die jungen Mäd­chen auf ihre Weise gegen den Zwang, aber das Gewaltregime bringt sie immer wieder zur Unterwürfigkeit. Die steifleinene Oberin, die nicht umsonst am Krückstock geht, weiß jeden freien Atemzug zu unterdrücken. An dem Beispiel der jungen Manuela erleben mir die Konsequenzen dieser Zucht. Boll Sehnsucht nach) Liebe und Verständnis hat sie sich an ihre Lehrerin angeschlossen, die sie mit Güte und Liebe erzieht. Ein unbedachtes Wort von ihr wird zum Skandal aufgebaut, den seelischen Torturen, die über sie verhängt werden, sucht sich das Mädchen durch einen Selbstmord­perjuch zu entziehen. Und nun erfolgt der Solidaritätsausbruch des ganzen Pensionats, der im hohen Treppenhause sich kraftvoll entfaltet.

Das Leben und Treiben in dem Pensionat wird aufs ein­dringlichste vorgeführt, das militärische System wird in seiner ganzen Lächerlichkeit enthüllt. Keine einzige männliche Person tritt auf, und fein einziger Star wirkt mit. Trotzdem ist die Wirkung außer­ordentlich start. Die jungen Menschen, die sich hier zu einer Film­gemeinschaft zusammengeschlossen haben und sozusagen auf Teilung spielen, bilden ein wirkliches Ensemble. Es gibt viele markante Köpfe und eine rauschende Lebendigkeit. Wir verdanken dieser neuen Methode die Entdeckung einiger neuer Kräfte. Hertha Thiele   ist in ihrer weichen Anschmiegsamkeit ein hervorragender Typ. Dorothea Wieck  , ihre Beschüzerin, übt mit ihrem feinen Gesicht und den

ausdrucksvollen Augen start suggestive Wirkung aus. Starr und steif, die verkörperte Unnatur, charakterisiert Emilia Unda  , die Oberin.

Es gehört zu den Vorzügen des Films, daß er sich von einer allzu billigen Satire fernhält, wenn er sich auch solche Köstlichkeiten, wie die Parade im Hemd, die Aufführung des Don Carlos und den. Besuch einer föniglichen Hoheit nicht entgehen läßt und sie mit leiser Parodie umspielt.

Der Schlemiht."

Atrium.

D.

Ein Schlemihl ist ein Mensch, der sogar über seinen eigenen Schatten fällt, wenn er nicht wie bei Chamisso das Unglück hat, den Schatten zu verlieren. Vor allem: ein Schlemihl findet sich in der Welt nicht zurecht, er ist schüchtern, wo er anmaßend sein muß, und er kehrt die Haltung des Herrenmenschen heraus, wo ein Kon­junkturverständnis für Situationen zarte Unterwürfigfeit als un bedingt notwendig erkennen würde. Ein Schlemihl liegt in ständigem Kampf mit den Tücken lebloser Dinge. Einen derartigen ausge­wachsenen Schlemihl verarbeitet Hans Rameau   zum Gegenstand eines Films, und Kurt Bois, in der Maske manchmal an Buster Keaton   erinnernd, gibt diesem Unglücksraben eine vollendete schau­spielerische Ausdeutung in schillernden Nuancen.

Kurt Bois, Vorführer moderner Möbel auf einer Ausstellung, ohne Pfennig in einem vornehmen Restaurant sitzt, will ein russischer Fürst in ihm durchaus einen alten Freund umarmen. Selbstver­ständlich ist dieser Fürst märchenhaft reich, und jetzt beginnt das Tohumabohu der Verwechslungen. In der Villa spielen sich die merk­würdigsten Ereignisse ab, denn der Russe ist eigentlich ein internatio­naler Hochstapler und hat die Villa mit allerlei Geheimnissen aus­gestattet.

stolpert in ein Abenteuer mit geschlossenen Augen hinein. Als er

Die amerikanische   Groteske, vielfach nachgeahmt und nie erreicht, liefert das Vorbild, und tatsächlich nähert sich dieser Film der er­sehnten Sphäre. Ueberspizzung der Szenen, die aber trotzdem im Wirklichen verankert bleiben, groteske Formung der einzelnen Men­schen, die in Chmara, Schlettom, Meyrink   und besonders in Ehrlich fast ideale Vertreter finden, ein wildes Tempo und eine große Virtuosität in der Verknüpfung und Entwicklung der Vorgänge.

Wenn zum Schluß die Oberin des feudalen Mädcheninstituts langsam in dem Hall dunkel des langen Korridors verschwindet, so hat jeder das Gefühl, daß damit ein System gerichtet und eine falsche Methode zu Grabe getragen ist. Auf der anderen Seite aber be­mühen sich hundert junge Mädchen, solidarisch geeint, um den Mit­tögling Manuela, der fast ein Opfer dieses Systems geworden wäre. Und an ihrer Stelle steht die einzige Lehrerin, die Verſtänd­nis und Gefühl für die ihr anvertrauten jungen Mädchen hat. Dieser Film, der nach dem Bühnenstück Gestern und Heute" von Christa Winsloe   gearbeitet ist, es aber an Wirksamkeit weit über­trifft, bringt den Ungeist und die falschen Erziehungsgrundsähe einer nur auf Zucht und stramme Disziplin lossteuernden Drill­anstalt in prachtvoller Anschaulichkeit zur Darstellung. Leontine Sagan   hat unter der fünstlerischen Leitung von Karl Froelich 1. Bod, Bertheim und auf der Geschäftsstelle, Lüneburger Straße 21 diesen ersten Gemeinschaftsfilm regiemäßig betreut, und viel besser fitsches gelöst hat.

Filmfest im Clou. Für die Wohltätigkeitsveranstaltung des Filmpresse­rerbandes, die unter dem Titel Filmstars sehen dich an", Dienstag 8 Uhr int Clou stattfindet, sind Ausschnitte aus den neuesten Tonfilmen zur Ver­fügung gestellt. Bekannte Komponisten dirigieren ihre beliebtesten Schlager­tänze. Der Tanzrotor bringt als Sonderpreise Theater- und Kinofarten. Eintrittspreis 1. Der flämische Dichter Felix Timmermans   wird Montag, 8.15 Uhr, im Herrenhaus, auf einer Veranstaltung des Groß- Berliner Vortragsbundes und des Verbandes Deutscher   Erzähler aus seinem Leben und Schaffen erzählen und Proben aus seinen Büchern geben. Eintrittskarten bei Bote

( Hansa 7310).

Der Regisseur Hans Nossad geht sparsam mit dem ge­sprochenen oder gesungenen Wort um. Er holt die fomischen Wirkun gen aus dem Sichtbaren. Das Wort begleitet nur das Geschehen. Spolianskis Mufit unterstreicht dezent die Handlung. Endlich ein Film, der wirklich lustig ist und sich vom Schema des Operetten. F. Sch.