Selbstschutz der Republik . Aufruf des AOBV. Der„Allgemeine Deutsche Beamtenbund" richtet folgenden Aufruf an alle staatstreuen Bevölkerungstreife: Durch die Mitteilungen, die der preußische Minister des Innern am 17, März 19ZZ der Oeffentlichkeit gemacht hat, ist die schon lange in zahlreichen Vorkommnissen zutage getretene Tatsache erneut in eindeutiger Weise erhärtet worden, daß nämlich die ASDAP. den Bürgerkrieg in Deutschland vorbereitet. Die Ausstellung einer militärisch gegliederten Privatarmee, ihre Ausrüstung mit Waffen die ständigen Uebersälle auf Andersdenkende, die Anwendung von Terror als politisches Kampfmittel, die geheime Mobilisierung und Alarmierung bezahlter Banden, alles das hat nichts mehr mit Politik und mit Betätigung der Staatsbürgerrechte zu tun. Es ist der Versuch gewaltsamer Unterdrückung von Freiheit und Demokratie und gleichzeitig ein Unternehmen, dessen ungehin- derte Fortsetzung die Staatsautorität und damit Deutschlands polt» tischen und moralischen Kredit im In- und Auslande aufs empfind» lichste schädigen muh. Allzulange ist dieses zum Bürgerkrieg führende Treiben geduldet worden. Es kann nicht angehen, daß durch längeres Zuwarten die Deutsche Republik sich selbst das Grab gräbt, Deshalb muß es von allen staatstreuen Deutschen aus das leb- hasteste begrüßt werden, daß die preußische Regierung durch die nunmehr begonnene Aktion ihren Willen zum Durchgreifen bekundet hat. . Hierbei ergibt sich die weiter« Frag«: Kanu jemand, der durch Zugehörigkeit zur ZkSDAP. oder durch ihre Auterftützuug iu irgendwelcher Form sich selbst au der Vorbereitung des Bürgerkrieges, au der veruichluug der De- mokratie und au der Errichtung einer verfassungswidrigeu Diktatur beteiligt, Beamter der Republik sein oder blelbeu? Wir sagen.„R e i n". Der Staat, der dieses duldet, gibt sich selbst auf. Freiheit der Meinungsäußerung und der staatsbürgerlichen, also auch politischen Betätigung des Beamten dürfen niemals, und erst recht nicht in der Demokratie, solchem Mißbrauch ausgeliefert werden. Deshalb fordern wir: Ealferuuug aller Persoueu aus dem vffeutllcheu Dienst in Reich, Staat, Gemeinden und sonstigen Sffent- llchen Körperschaften, die durch Zugehörigkeit zur NSDAP , oder durch ihre Unterstützung an der Vorbereitung von Bürgerkrieg und Umsturz mitwirken. Jedem Beamten und öffenllichen Angestellten ist gegen Unter» schrist zu eröffnen, daß Betätigung in diesem Sinne unverein- bar mit den übernommenen und beschworenen Pflichten ist und fristlose Entlassung ohne Pension zur Folge hat. Der Beamte oder Angestellte des demokratischen Staates hat nicht das Recht, auf den Sturz dieses Staates und auf die Er- richtung einer Diktatur hinzuarbeiten. Er muß jetzt vor die Ent- fchsidung gestellt werden, ob er als Organ des Staates diesem, seiner Erhaltung und Festigung dienen, oder außerhalb des E t a a t s d i e n st e s sich für die Ziele einer Bürgerkriegspartei einsetzen will.. Es ist ein Gebot der Selbstbehauptung des Staates. diese Klärung nunmehr herbeizuführen. Weitere Duldung bedeutet Selbstvernichtung, Vorbereitung zum zweiten Wahlgaug. Stimmlisten liegen in Preußen vom 30 März bis 3 April aus. Der Reichsminister des Innern hat durch Verordnung vom 14. März die Anordnungen für den Zwesten Wahlgang der Reichs- Präsidentenwahl getrossen. Mit Rücksicht darauf, daß inPreußen, Layern, Württemberg und Anhalt am 24. April Landtagswahle n stattfinden, ist mst den Regierungen dieser Länder vereinbart worden, daß die Stimmlisten gemeinsam für die beiden Wahlen vomZO. März bis 3. April zur Einsicht durch die Wähler ausgelegt werden. In allen anderen Ländern beschränkt sich die Auslegung für die Reichspräsidentenwahl wie im Jahre 1925 auf zwei Tage, nämlich Sonnabend, den 2., und Sonntag, den 3. April: doch kann in diesem Falle die Gemeindebehörde die Aus- legung schon früher beginnen lassen. Die Abstimmungszeit in den Sommermonaten April bis September wäre nach der Reichsstinunordnung 8 Uhr morgens bis S Uhr nachmittags. Um Mißverständnisse bei der Wählerschaft mög- llchst auszuschallen. hat der Reichsinneninirnsier angeordnet, daß beim Zwesten Wahlgang der Reichspräsidentenwahl dieselbe Ab- stimmungszeit wie beim ersten Wahlgang gilt, also 9 Uhr vormittags bis 6 Uhr nachmittags, ein« Maßnahm«, die auch bei der Reichspräsidentenwahl 1925 getroffen worden war. Die, Stimmzettel wie alle amtlichen Vordrucke werden, um Verwechslungen mst dem ersten Wahlgang zu oermeiden, auf hellgrünem Papier hergestellt. Im Anschluß an den Erlaß der Verordnung hat sich der Reichs- innenminister noch mit einem Rundschreiben an die Landesregie- xungen gewandt. Da die Frist sür die Auslegung der Stimmlisten in die Hauptumzugszeit fällt, sind besondere Vorkehrungen getroffen, damit die Umschreibung der Wähler in den Stimmlisten zu keinem Vertu st des Stimmrechts für die Wähler führt. Wähler, di« nach Bee.rdigimg der Auslegung der Stimmlisten aus ihrem bisherigen Stimmbezirk wegziehen, können noch nach Ablauf der Auslegung sich in der Stimmliste des Stimnchezirks ihrer neuen Wohnubg nachtragen lassen._ Tragödie einer kranken Krau. Mit Gas vergiftet. Die Mordkommission des Polizeipräsidiums wurde Sotmlag früh muh der W arlhe- S lra ße 56 in Neukölln gerufen. Dort war unter verdächtigen llmsiäuden die 55 öahre alte Frau M a r l h a des Löllchermeisters SchulzdurchGasvergislet von ihrem Sohn tot aufgefunden worden. Der Böttch-rm-ister Schulz bewohnt mit seiner Frau zwei Söhnen und einer Tochter eine Wohnung rm ersten Stockwerk. Als der eine der Söhn« in der Rächt nach Haus« kam, fand er seine Mutter in der Küche aus einem Stuhl sitzend tot aus. Die K a s h ä h n e w a r- n g e ö f f n e t und das Gas war ausgeströmt. Frau Schulz, die aus Gartz aus Nügen stammt, ist seit langer Zeit s ch w e r l e i d e n d. Sie war in der Nacht auf- gestanden, in die Küche gegangen und hatte dort die Gashähne geöffnet. Die Frau lebte mit>l"-em M"nne In nlücklicher Ehe. litt aber sehr unter einer schweren Kopfkolit und Rheumatismus . In einem solchen Anfall dürste sie den Entschluß gesaßt haben, ihrem L»ben«in Ende zu ber«st«n.
Goethe und kein Ende Ausstellungen, Feiern, Aufführungen
Goethe und seine well. Di« Luzstellimg der Sammlung Kippenberg in der Akademie derKünste wurde durch den Minister Grimme durch folgende Ansprache eröffnet: Der Herr Präsident der Akademie der Künste hat gleich zu Beginn seiner Begrüßung den allgemeinen und heroortretendsten Eindruck wiedergegeben, den diese Ausstellung auf jeden der Be- jucher macht. Max Liebermann hat es als ein besonderes Merk- mal. als ein Vorzugsmsrkmal der in diesen Räumen zu Anschau - ung gebrachten Goethe-Berehrung hingestellt, daß hier Goethe phrasenlos in Dokumenten aus seinem Leben gezeigt werde. Phrasenlos— in der Tat: so ist es. Keine Worte der Nach- geborenen über dieses erstaunlichste Phänomen der deutschen Geistes- gefchichte, keins der vielen gescheiten und der gewiß noch häufi- geren blassen Apergus von mehr als fünf Generationen über den Knaben, über den Jüngling, über den Mann, über den ungealterten Greis, es fei denn, daß sie Umweltatmosphäre schassen Helsen und Zeugnis ablegen sollen von der ungeheuren Trächtigkeit der Be- Ziehungen zu Mensch und Sachgebieten, die dieses erstaunlichste Wunder der deutschen Geistesgeschichte, dieses Persönlichkeitswunder, um mich der Wendung Thomas Manns zu bedienen, besessen hat. Sonst kein Wort über ihn: sonst nur er selbst und seine Atmo- sphäre. Und gerade deshalb oermag diese Ausstellung, besser als es irgendein« abgeleitete Beschreibung je vermöchte, zu vermitteln, was dieser für ein Mensch gewesen, und daß er alle seine Werke mit dem einen größeren, größten übergipfelt hat, mit dem der eigenen Gestalt. Wie es mir gegangen ist, wird es manchen, wird es vielen, ja wohl allen gehen: Ich empfinde es als ein Geschenk fürs ganze Leben, daß ich vor wenigen Tagen durch diese Räume in Stille und in wachsender Andacht habe gehen dürfen, und ich bekenne gern, daß mich seitdem das Gefühl nicht losgelassen hat: Diese hier ist von allen Ausstellungen, di« wir der Akademie verdanken, die menschlich erhebendste und ergreifendste zugleich. Und wieviel Feiern um Goethe auch diese Wochen bringen, kaum eine andere Festlichkeit führt so unmittelbar heran an die Gestalt wie diese. Hier begegnen wir noch hundert Jahre nach seinem Tode dem Lebenden. Hier wird Beleg, daß dieser vor hundert Jahren Gestorbene von allen geistigen Deutschen , die gewesen sind, noch immer der allergegenwärtigste ist: wenn einst vom Weltkrieg und von Locarno , vom Poung-Plan und von Abrüstungskonferenzen nur noch die Gelehrten sprechen, dann werden die Menschen in seinem„Faust" und seinem Leben immer noch sich selber lesen. Wir stehen in Dankbarkeit und Staunen vor dem Reichtum dieses Lebens und wissen doch, daß, was wir heute fassen können. nur ein Abglanz der Fülle seines wahren Seins ist. Denn, wie sagt er selbst?:„Die Literatur ist das Fragment der Fragmente; das Wenigst« dessen, was geschah und gesprochen, ward geschrieben: vom Geschriebenen ist das Wenigste übriggeblieben." Dies „Wenigste", was ist es viel! Scheint es uns nicht in seiner Weit- geschichtetheit und Tiefendimension der Seele noch heute und sür immer unerschöpflich und sieht uns nicht, wo wir einer Einzelheit des Ausdrucks dieses Lebens begegnen, der große Mensch in seiner Ganzheit an, und erfassen wir nicht an jeder seiner Aeußerungen die am vollendetsten Gestalt gewordene Idee des geistesgeformten Menschen, der lebt und niemals stirbt und immer wieder neues Leben zeugt? Ist nicht auch das wie ein Symptom dessen, daß jeder, der von Goethe ergriffen wird, nie wieder von ihm loskommt, wenn — anders zwar als Eckermann und doch in seiner Treue und Hin- gegebenheit ihm urverwandt— Professor Kivpenberg drei Jahr- zehnte seines Lebens die Dokumente, die wir hier schauen dürfen, gesammelt und gesucht, gefunden und nunmehr vor uns ausgebreitet hat? Was wir hier sehen, ist zugleich ein Dokument seines selbst- losen Dienstes am Geist. Diese Ausstellung der Sammlung Kippen- berg ist der Ausdruck der.Liebe der Nation zu Goethe. Well sie das ist, habe ich niemanden zu fragen brauchen und weiß es doch, daß ich nicht nur im Namen der preußischen Staats- regierung spreche, sondern aus dem Empfinden all derer, die hier heute stehen, und all der vielen Tausend unbekannter Besucher der nächsten Monate heraus handele, wenn ich diese Ausstellung der Liebe der Nation zu ihrem größten Sohn mit einem stillen Hände- druck des Dantes an Sie, verchrter Herr Professor Kippenberg, eröffne. Die Goelhe-Gedenkfeier in Weimar . Mit einer in jeker Meise glanzvollen Aufführung des„Ur- götz" gab das Staatliche Schauspielhaus Berlin am Sonntagabend den Auftakt zu einer Reihe von acht Gedenk- aufführungen, die das dramatische Lebenswerk Goethes lebendig machen sollen. Bis auf den letzten Platz war das Deutsche Rational - theater besetzt, und viele mußten, ohne Eintritt zu erlangen, um- kehren. Die von Ernst Legal in Szene gesetzte Ausführung war trotz des vielfachen Blldwechsels von eindrucksvoller Geschlossenheit und wurt« getragen von der überragenden Leistung Heinrich G e» o r g e s als Götz von Berlichingen . Maria Kopperchöfer als Elisa- bech, Alexander Granach als Lerfe. Klemens Hasse als Georg uno Bernhard Minetti als Weißlingen ragten aus der großen Anzahl trefflicher Leistungen heraus. Das Bühnenbild Theo Ottos wurde dem romantischen Grundton des Schauspiels gerecht und zeigte sich auch in technischer Beziehung als ein« vorbildliche Lösung. Der Beifall war außerordentlich stark. Goekhe-Feier in Leipzig . In Leipzig , der dritten der drei deutschen Goethe-Städte. hatte der Rat der Stadt, der akademische Senat der Universität und das Reichsgericht zu einer Goethe-Gedenkfeier auf SonntagmUtag ins N e u e T h e a t e r geladen. Als Vertreter der Reichsregierung war Reichswehrminister Dr. Groener. als Bertreter der sächsischen Regie- und war Ministerpräsident Schieck erschienen. Diese Leipziger Feier wurde eingeleitet durch Goethes Proemwn„Im Namen dessen, der sich selbst erschuf", das von der Unioersitätsfängerschaft St. Pauli zum Bortrag gebracht wurde. Dann begrüßte Oberbürgermeister Dr. Goerdeler die Festgäste. Leipzig ist für Goethe in Wirklichkell ein.Llein-Paris " gewesen Diese Stadt von 1765 ist mit ihren 25 969 Einwohnern noch für den Weimarer Goethe der Mittelpunkt des wirtschaftlichen Lebens und die geistige Hauptstadt Deutschlands gewesen, ja, die Großstadt, di« ihm eine Fülle von Anregungen übermittelt hat. die er sich immer wieder nutzbar machte. Die Fest- rede hielt Universitätsprofessor Dr. Korff. Als zweiter Redner sprach der Rektor der Universität Leipzig . Professor Dr. Litt. Austakt der Straßburger Goethe-Feiern. Am Sonntag fand in Straßburg eine Goethe-Feier statt, bei der der Rektor der Univerfllät, Dresch, die Festrede hielt. Dies« Bcr- anstaitung bildet den Auftakt zu einer Reihe von Erinnerungrfeiern, denen vor allem der Aufenthalt Goethes in Straßburg zugrunde liegt, und die u. a.«in« zweiwöchig« Goerhe. Ausstellung im
Städtischen Museum vorsehen, ferner Mufikabende, bei denen Goethesch« Gedichte vorgetragen werden, Vorträge französischer Germanisten sowie einen Besuch der Ortschaft Sesen- heim. Auch die in Frankreich geprägte Goethe »Gedenkmünze erinnert an den Aufenthalt Goethes in Straßburg . Außerdem werden im Straßburger Stadttheater Goethesch« Dramen zur Auf» führung gelangen. Aus der Rede des Rektors der Straßburger Universllät sei der Satz zitiert: Straßburg als Kreuzungspunkt der europäischen Zivi- lisation hat das wunderbare Vorrecht gehabt, zwei der größten Geister des 18. und 19. Jahrhunderts in seinen Mauern beherbergt zu haben, nämlich Goethe und Pasteur. Soethe-Gedenkfeiecu iu Wien . Alle Blätter bringen aus Anlaß des 100. Todestages Goethes zumeist illustrierte Sonder-Beilagen. Der PER.-Klub veranstaltete am Sonntag gemeinsam mit der Direktion des Deutschen Volks- theaters eine Goethe-Feier, auf der nach einführenden Worten durch Felix Salten Emll Ludwig die Festrede hielt und im Rahmen des künstlerischen Programms aus Goethes Werken vortrug. Am Nachmittag fand eine Goethe-Feier des Deutschen Schuloereins statt. In besonders sinniger Weise ehrten die Praterkinder Goethe . Etwa 200 Kinder zogen mit selbstgevflückten Veilchen aus den Prater- auen über den Ring zum Goethe-Denkmal, das sie unter Aufsagen von Gedichten mit den Veilchen schmückten. Goethe-Ausstellungen iu Holland . In der Amsterdamer Universitätsbibliothek ist eine Goethe» Ausstellung eröffnet worden, in der eine große Anzahl Werke, Zeichnungen. Lithographien, Manuskripte, Marmorbüsten und andere Gegenstände, die sich auf den Dichter beziehen, aus privatem holländischen und deutschen Besitz zusammengetragen wurden. Bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung hiell der Rektor der Uni» versttät, Prof. Paul Schollen,«ine Rede, in der er betonte, daß kein Angehöriger der heutigen jungen Generation an dem Schaffen Goethes achtlos vorübergehen dürfe. Auch in der Stadt Gr o n i n g e n ist von Privatleuten ein« Goethe-Ausstellung veranstaltet worden, die sich berells eines starken Besuches durch die Bevölkerung der Provinzen Groningen , Frieslond und Drenthe erfreut. 2220ma( Goethe. Goethes Werke wurden auf Berliner Theatern vom Jahre 1774, wo die Uraufführung des„Götz von Berlichingen " stattfand, bis auf den heutigen Tag nach einer Darstellung des Museums der preußischen Staatstheater rund 2220mal aufgeführt. Den Rekord erreichte der„Faust" mll mehr als 500 Aufführungen, von denen allein 408 im Staatstheater stattfanden.„Egmont " wurde 283mal aufgeführt, der„Goetz" 281mal,„Iphigenie " 263mal, der „Tasso" 191mal. Interessant ist eine Aufführung von Shakespeares „Romeo und Julia" im Jahre 1812„nach einer Bearbeitung durch Herrn von Goethe". Mehr als 700 Goethe-Vorstellungen fanden im „Deutschen Theater" statt. Die interessantesten„Mephistos" waren Pohl, Wegener und Jannings. Ein idealer junger„Faust" war Adalbert Matkowsky . Die berühmtesten„Gretchen" waren die schöne Friederike Unzelmann und in neuester Zeit Kille Dorsch. Auch Marie Riemann-Seebach wurde als„Gretchen" oft gefeiert. Ins- gesamt wurden 36 Werke Goethes in Berlin aufgeführt. „Turandot " und„Hugenoiten" neu befetzt. Maria D e m e t h. Star der neubesetzten„T u r a n d o t"-Auf- führung der Städtischen Oper, Halle keinen guten Tag. Bej aller Würdigung ihrer ungewöhnlichen Stimmittel, ihrer glänz- vollen Höhe, chrer Vühnenstcherheit und Spielbeherrschung muß doch angemerkt werden, daß sie merkwürdig gepreßt sang, flackernd, voll greller Akzente, daß sie die Mühclosigkell, Ausgeglichenhell und vor allem Kullivierchell vermissen ließ, die man von einer Sängerin solchen Formats wohl erwarten darf. Elisabeth Friedrich, die für eine erkrankte Kollegin eingesprungen war, erntete mit der prächtig gesungenen Arie der Liu verdienten Applaus auf offener Szene. Als Prinz Kalaf bot Josef Burgwintel eine sympathische. wenn auch in keiner Hinsicht überragende Leistung. Die Neubesetzung der„Hugenotten " in der Lindenoper macht die sehenswerte Aufführung erst wirklich vollkommen. Lotte Schöne sang den Pagen mit all der glitzernden Leichtigtell, perlenden Gleichmäßigkeit und spielerischen Anmut, die diese uner- hört schwierig« Partie verlangt. Helge Roßwaenge, wachsend von Akt zu Akt, war erst der richtige Raoul voll Kraft und samtener Fülle der dunklen Stimme, die mll der Valentinens, der ausgezeich- r.eten Violella de Strozzi, im Liebesduett des vierten Aktes zu wunderbarer Einhell verschmolz. Vorbildlich auch in Spiel und Stimme der Revers Fritz Krenns. A.W. Das Theater in der klosterstrahe geschlossen. Das Theater in der Klosterstraße hat schließen müssen, weil das Polizeipräsidium die hinterlegte Kaution für erschöpft erklärte. Direktor Franz Stau- d i n g e r, der sechs Jahre das Schifflein über Wasser gehallen hat, gedachte mll Lautensachs„Pfarrhauskomödie" einen Rot- Hafen zu erreichen: der Hauseigentümer— die französische Ge- memde— untersagte ihm jedoch weitere Aufführungen(Solidarität der Konfessionen). Was soll nun mll der Truppe werden? Generalstreikdrohung der französischen Theater. Heute findet in Paris eine außerordentliche Sitzung sämtlicher Direktoren der Französischen Theater, Varietes, Lichtspielhäuser usw. statt, die Maß- nahmen festlegen sollen, um die Regierung zur Herabsetzung der»er- schiebenen Steuern, die schwer auf den französischen Theatern lasten, zu zwingen. Sämllich« Zweige der Theaterinbustrie haben sich sali- dorisch erklärt. Sie betonen, den Generalstreik zu erklären, falls ihre Forderungen erneut von der Regierung abgelehnt würden. Robert-Koch-Plah in Berlin . Das preußische Staatsministerium hat aus Anlaß der Roberi-Koch-Ehrung die Genehmigung zur Um- benennung des in Berlin gelegenen Luisenplatzes in Robert-Koch- Platz ertellt. Der DLSB., S. Bezirk, veranstaltet am 2. Osterfeiertag eine Morgen- s e i e r. Zur Ausführung gelangen u. a. Chorwerke von Tießen, Knöchel, Gerster und Rosederh dÄrguto, auf dessen Gesangs-Bewegungz-Cher „Schritte im GefängniZhaf besonders hingewiesen sei. Diri- aenten: Rosebery d'Arguto und G. O. Schumann. Mrtwirkende: Kinder- chor und Martha John. Beginn 11 Uhr. Eintrittspreis 25 Pf. Ein« Schauipicler-Nachtvorftelluuq von„Vor Sonnenunter- g a n g" findet in der Premierenbesetzung Sonnabend, 11.45 Uhr, im Deutschen Theater statt. Karten gegen Ausweis im Bezirksverband Keichstr. 11. Im Museum für Raturluud« sprechen Mittw., k Uhr, Dr. Pohle über Pelz- werk und Pelzlieferanten: 8 Uhr Prof. Rawm« über Musikanten im Jnsektenreich. Sonderausstellung bis 28. März: Die Bogelwelt von Celebes . Da« Wallncr-Theatcr wird Tousilm-Kino und Variete. Die Wallners che» Erben wollen das Wollner-Theater in ei« Tonfilm-Kino mit Bariets um-- löttllbtllL