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Rr. 19649. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Mittwoch, 22. April 1932

Arbeit an allen Ecken und Enden!

Macht die Altwohnungen wieder menschenwürdig.- Arbeitshände wollen schaffen!

Der Krisenkongreß des Allgemeinen Deutschen Ge­ werkschaftsbundes   hat die Instandsetzung der Alt­wohnungen in den Vordergrund seiner Forderungen zur Arbeitsbeschaffung gestellt. Das gleiche hat der Reichswirtschaftsrat getan, der nach gewissen hafter Untersuchung zu dem Schluß kommt, daß allein hafter Untersuchung zu dem Schluß kommt, daß allein durch Hausreparaturen nicht weniger als 225 000 Ar­beiter wieder schaffen könnten. Erfreulicherweise hat die Reichsregierung diese Anregungen aufge­nommen. Wie der ,, Vorwärts" bereits mitteilte, hat das Reichsarbeitsministerium an die Länder regierungen Weisungen ergehen lassen, nach denen die Hausreparaturen in großem Maßstabe unter Ein­sak öffentlicher Mittel gefördert werden sollen.- Wir sind durch Berliner   Altwohnungen gegangen, fast überall jahen wir die Zeichen erschreckenden Verfalls. Sier wartet Arbeit der Erledigung in Hülle und Fülle. Zum Schaffen bereite Arbeitshände könnten hier wieder wirken..

Was neu tapezierte Stuben ausmachen.

Wie günstig auf das Wirtschaftsleben sich bereits ein paar tausend Umzüge auswirken, dafür Beweis genug ist das Beispiel der Tapetenindustri e. Von den 54 Tapetenfabriken Deutsch­ lands   lagen Ende 1931 10 Betriebe still und noch 24 arbeiteten voll. Die Vierte Notverordnung mit ihrem außerordentlichen Kün digungsrecht bescherte der Tapetenindustrie plötzlich eine will tommene Konjunkturwelle; fast alle April Umgezogenen ließen sich ihre Stuben neu tapezieren! Leider beträgt der Lohnanteil in der Tapetenindustrie nur 5 bis 10 Broz. der Produktionskosten, eine sichtbare Steigerung der Massentaufkraft war also nicht einmal zu

erwarten.

Aber das Beispiel mit den Tapeten zeigt einen Weg. Seit etwa zwanzig Jahren ist die große Mehrheit der Berliner   Be­völkerung nicht mehr umgezogen. Damit sind auch alle größeren Reparaturen in den Wohnungen unterblieben. Man könnte jetzt durch Berlin   gehen und Haus für Haus bezeichnen, das dringend der Instandsetzung bedarf. Dann würde man mit dieser Aufzählung in einem Monat noch nicht fertig sein. Und warum die Bonen- und die Bartelstraße erst in einen so traurigen Wettbewerb treten lassen. Man höre sich vielmehr nur an, was Wohnungsuchende, die billige Ginzimmerwohnungen haben wollen, erzählen. Manche dieser Menschen haben sich bereits 50 Wohnungen angesehen, aber immer sind sie davor zurückgeschreckt, fie zu beziehen. Kein Mensch regt sich heute mehr darüber auf, wenn der Fensterbecher fehlt, wenn der Gasschlauch mit Schnur angebunden ist, wenn feine Krume Kitt mehr am Fensterrahmen ist. Leider machen die Menschen erst den Mund auf, wenn die Rizen so groß in den Dielen sind, daß sie nicht mehr aufmischen können, weil feine Schüttung mehr ist und dem Nachbarn unten das Wasser auf den Kopf läuft. Oder wenn der Hängeboden durchgefallen, das Fensterspind durchgefault ist, dann gehen die Männer vielleicht zum Hauswirt, wenn sie sich nicht selber hinsegen und einen neuen Hängeboden zimmern. Allerdings, wenn die Kochmaschine halb zerfallen ist, dann müssen sie etwas sagen; mas sie noch nicht einmal tun, wenn topfgroße Löcher in der Wand sind, dann holen sie Gips und nehmen dem Hauswirt die Arbeit ab. Es sieht einfach grauenhaft in den Altwohnungen aus, die jahrzehntelang feinen Malerpinsel mehr gesehen haben.

Eine Armee Eleffrifer wartet auf Arbeit. Nach der letzten großen Reichswohnungszählung vom 16. Mai 1927 hatte Berlin   137 000 Wohngebäude. In diesen Ge­bäuden standen 1210 000 Wohnungen zur Verfügung. Man sollte nun annehmen, daß in jeder Berliner   Wohnung eine Gaslampe brennt oder ein Gaskocher steht. Weit gefehlt. Wie uns die Städtischen Gaswerke auf Anfrage mitteilen, haben 3 Proz. der Berliner   Wohnungen feinen Gasanschluß. Das sind immerhin 36 000 Wohnungen ohne Gas. Es handelt sich hier besonders um Hinterhäuser in den sechs Berliner   Innenbezirken. Die Gas­merke mürden das weiteste Entgegenkommen zeigen, wenn sich die in Frage kommenden Hausbefizer entschließen würden, die Leitungen legen zu lassen.

zwei tief und sieben Schichten hochwürde sich auf etwa 156 Mt. stellen und oft genug teilen sich Mieter und Hauswirte die Anlage= fosten, da allein durch die Ersparnis an Feuerungsmaterial die liegt ein Riesenfeld der Arbeitsbeschaffung. Kosten bereits in zwei Jahren herausgewirtschaftet sind. Auch hier

Das Reparaturkonto der Hausbefizer.

Weit mehr im argen liegt aber noch die Elektrizitäts-| wollen auch Arbeit haben!) Ein solcher Ofen drei Kacheln breit, versorgung Berlins  . Von den 1 210 000 Wohnungen haben erst 800 000 elettrisches Licht( dazu kommen 80 000 Ladengeschäfte), mas mit einer Berechnung der Bewag übereinstimmt, nach der erst Hier ergeben sich außerordentliche Arbeitsmöglichkeiten, die man, 65 Proz. der Berliner   Haushaltungen elektrischen Anschluß haben. trezdem die Zahl der Objekte einigermaßen feststeht, nur schwer ziffernmäßig berechnen kann, da allein schon der Preis für eine Steigeleitung in diesem und jenem Haus grundverschieden sein kann. Auch die Installation in der Wohnung hängt von vielen Faktoren ab, der Art der Zuleitung, der Zahl der Brennstellen usw. Welche Summen bei einer durchgreifenden Elektrifizierung der Berliner  Haushaltungen umgesetzt werden können, erfieht man daraus, daß die Preise in den Inseraten, die die Anlage elektrischer Beleuchtung in Zweizimmerwohnungen für 50 Mt. versprechen, viel zu niedrig gegriffen sind; irgendwo kommt dann schon das dicke Ende noch nach. Eine ganze Armee von Elektrikern wartet nur darauf, endlich wieder den blauen Kittel anziehen zu können.

Schluß mit den Ofen- Ungefümen!

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Eine Frage, über die man sich in Berlin   wieder einmal ernstlich unterhalten muß, find die altersschwachen Kochherde und die völlig unrentablen Defen. Diese Ungetüme in den Stuben der Altwohnungen verdienen nur ein Schicksal: rücksichtslos ab gerissen zu werden! 20 Briketts fressen sie mitunter und Kloben von Buchenholz noch dazu, ohne daß die Stube warm wird. Diesen Bauflößen sind die modernen, kleinen Schamotte Rachel öfen zehnfach überlegen. Erstmals sind sie mit ihrem farbig gla­sierten Kachelmaterial ein Zimmerschmuck. Zweitens genügen bei strenger Kälte sechs Briketts, um die Stube zu wärmen. Alle Er­fahrungen der Heizungstechnik find angewandt, um bei größter Brennstoffersparnis eine höhere Heizleistung zu erzielen; die kleinen Defen haben nämlich Rostfeuerung und dann stehen sie auf einem Sodel, der eine mirffame Fußbodenwärmung ermöglicht.( Jetzt werden die Rohrleger kommen, eine Faust machen und sagen: Warum brecht ihr feine Lanze für unsere Zentralheizungen; wir

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Männer und Frauen haben am 24. April 1932 in Berlin   für die

Nun gibt es aber, um auf das Tapetenbeispiel zurüdzukommen, noch unzählige kleinere Reparaturobjekte. Tausende Berliner  Höfe haben noch immer ein elendes Kopfpfiafter, find ausgefahren und ausgetreten; bei Regenfällen sind sie mehr ein See denn ein Hof. Auf den Treppen wadelt das Geländer und die Stufen find abgetreten, die Wasserrohre sind vor Altersschwäche fast jede Woche tapuft und vom Hauspuz gar nicht zu reden.

Dabei liegen die Dinge folgendermaßen: Seit dem 1. Januar 1932 werden in Preußen 16 Proz. der Miete für die laufenden Instandsehungsarbeiten in Ansah gebracht und 5% Proz. für die großen Instandsehungsarbeiten. Das sind zusammen 21% Prozent der Miele gegenüber 7 bis 8 Prozent, die vor dem Kriege für Reparaturen in Ansatz gebracht wurden. Preußen sagte mit Recht: Während des Krieges ist an den Altraumwohnungen fein Handschlag gerührt worden, deshalb muß der in der Miete enthaltene Reparatur­saz ein höherer sein. Darin enthalten sind übrigens die vierprozenti­gen Schönheitsreparaturen, die der Mieter zahlen kann oder nicht und die für das Instandhalten der Wände, Decken, Fuß­böden und Fenster Verwendung finden sollen. Aber was machen die Hauswirte mit den verbleibenden 17% Proz., über deren Ver­mendung sie im Februar und im August sogar einen Nachweis führen müssen! Gesetzt den Fall: ein Haus hat 300 000 m. Wert und bringt 20 000 m. Friedensmiete. Dann sind 17% Proz. von 3500 M., die für laufende Reparaturen anzumenden find. Und fede Mart, die die Hausbesitzer dem Reparaturkonto ent ziehen, jede Mark, die die Sechs- Dreier- Rentiers, die großenteils keine Ahnung von rationeller Hausbewirtschaftung haben, erübri­gen, ist füre sie bar verdientes Geld, weil sich kein Mensch darum fümmert.

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Deshalb werden mir in der Arbeitsbeschaffung bereits einen großen Schritt vorwärts fun, wenn die Berliner   Mieter es ver. stehen lernen, den Druck auf die Hausmirte so zu organisieren, daß diese das vorgeschriebene Reparaturfonto auch voll aufbrauchen und nicht sich in die Tasche stecken.

Das eigene Kind ertränkt.

Sozialdemokratie zugenähter Sad herausgefischt, in dem sich die Leiche eines 4 bis

gestimmt.

Wir sind stärkste

Partei in Berlin  !

Jetzt heißt es

werben!

Erfolgreiche Triminalpolizeiliche Ermittlungsarbeit. Vor einigen Wochen wurde aus der Elbe   bei Magdeburg   ein 5 Jahre alien Knaben befand. Die Polizei vermutete ein Kapital­verbrechen und nach langwierigen Ermittelungen ist es der Zu­sammenarbeit der Berliner  , Magdeburger  , Aachener und Ham­ burger   Polizei gelungen, den graujigen Leichenfund aufzuklären.

Die kleine Leiche wurde als der 4jährige Sohn des Kaufmanns Gustav Langanke aus Berlin   festgestellt. 2. mar 1927 nach 2 merita ausgewandert und hatte drüben geheiratet. Bei der Geburt des Kindes starb die Frau Langankes und der Mann kehrte nach Deutschland   zurück. In Berlin   wohnte er lange Zeit bei Ber­wandten. Zu Anfang Februar reiste L. mit dem nun 4 Jahre alten Jungen ab. Er erzählte, daß er wieder nach Amerika   wolle, um das Grab seiner Frau aufzusuchen. Statt dessen fuhr Langante nach Magdeburg  , wo er fein Kind betäubte, in einen mit Sand beschwerten Sad nähte und in die Elbe   warf. Er

Werbt alle für eure Zeitung, den felbst beging tags darauf Selbstmord in Aachen  . Auf Grund

,, Vorwärts

daktyloskopischer Spuren wurde durch Rundfrage bei den Polizei­stationen im Reich Langanke von Hamburg   aus identifiziert. Nun fonnte auch sehr schnell der Tod des Vierjährigen geklärt werden.

Der Vorwärts"-Leser wird bald Sprechchor für Proletarische Feierstunden. Donnerstag, den 28. April, 20 Uhr, lebungsstunde im Gesangssaal der Sophien­treuer Parteigenosse sein! schule, Weinmeisterstraße 16/17.

Man muß es einmal offen sagen:

Der Kenner verlangt nur­und das mit Recht:

Höchste Qualität

Es ist ein Trugschluß.zu glauben,

werden können. Zugaben müssen einkalkuliert werden, darüber soll man sich im klaren sein.

und volles Format: daß Gutscheine, Wertmarken oder Stickereien verschenkt

Unsere gute

Juno

mit derartigen Zugaben zu versehen, lehnen wir daher -im Jnteresse aller.unserer Freunde ab.

Josetti

JUNO

o/ M.rund

6 STÜCK 20%