Der neue Landtag. Engöltige Zusammensetzung: 94 Sozialdemokraten gewählt. Das endgültige Gesamtergebnis der Wahlen zum Preußischen Landtag liegt nunmehr vor. Danach betrögt die Gesamtzahl der Abgeordneten 423, und zwar sind gewählt worden 350 Abgeordnete direkt. 31 durch Verbindung ln den Wahltreisoerbänden und 42 aus Landesliste. Eine Aenderung in der Zahl der Abgeordneten tritt lediglich bej der Sozialdemokratie ein. Diese hat mit ihren 4 t)75 173 Stimmen nicht 93, sondern 9 4 S i h e errungen, und zwar S2 direkt. 6 durch Listenverbindungen und 6 durch die Landes. liste. Damit ist Genosse Siegfried Rosenfeld. Alinisterial. dirigenl im Zustizministerium, auf der Landesliste wiedergewählt. Zu der Liste der neuen sozialdemokratischen Fraktion tritt insofern eine Aenderung ein. als an Stelle des Genossen Hermann Aleye-Solingen s!Hisseldars-Osts der Genosse Wüller-Dui». bürg aus dem Wahlkreise Düsseldors-west in den Landtag einrückt. Die genauere Zählung der Stimmen hotte einen Aeberschuh der Reststimmen für den letzten Kreis ergeben.
Hoffnung auf die KPD . Kube plaudert aus der Koalitionsschule. Kassel . 7. Mai. Gestern abend sprach hier der Führer der preußischen Land- tagsfraktion der NSDAP. , Kube. über das Thema:„Was wird aus Preußen?". Nach den Ausführungen des Redners scheinen Stoalitionsverhandlungcn mit dem Zentrum aus- sichtslos oetlaufen zu sein. Kubes Rede war eine glatte Absage an den Gedanken einer Koalition mit dem Zentrum. Kube erklärte parteiamtlich:„Wenn auf Grund des durch die Wahl von 162 Abgeordneten zum Ausdruck gebrachten Willens der Nation der NSDAP , im neuen Preußenparlament nicht die Macht der Staatsführung übertragen werde, dann werde die Partei den Zandtag wieder auflösen. Sie be- nötige zu dieser Maßnahm« nicht die Hilfe der bürgerlichen Par- teien, gleichviel welcher Richtung. Sie werde sie allein mit den Kommunisten durchsehen, deren Unterstützung sie sicher sei. Das Zentrum habe sich durch die Duldung der Politik des Preußenparla- ments schwere moralische Belastung auferlegt. Der Kampf werde zu Ende geführt werden, auch gegen die, die mit dem Marx!,- mus im Bunde stünden und stehen würden.
Oer Llebersall auf Wels. Strafverfahren gegen Leh verschoben. Köln , 7. Mai. )ie Iustizpressestell« teilt mit: In dem Strafverfahren gegen den nationalsozialistischen Abgeordneten Dr. Ley wegen der Borfälle im Wein-Haus Deis in Köln ist der ursprünglich auf Freitag, 6. Mai, angesetzte Termin wieder aufgehoben worden. Der Reichstagsabgeordnete Wels hat nämlich, entgegen seinem ursprünglichen Vorhaben, sich vom 3. Mai ab dem Gericht als Zeuge zur Verfügung zu halten, neuerdings mitteilen müssen, daß er krankheitshalber noch nicht reissfähig fei. Dr. Ley berindet sich zur Zeit unbekannten Aufenthalts aus einer Vortrags- rerse im Saaraebiet. Es ist nach wie vor beabsichtigt, die Strafsache im Schnellverfahren baldmöglichst durchzuführen. Mchtlicher Raubüberfall. postfekretär von drei Mann niedergeschlagen und ausgeplündert. Die nächtlichen Sicherheitsverhältnlss« in der Gegend um das Kottbufser Tor lassen zur Zeit manches zu wünschen übrig. Als in der Rocht zum Sonnabend um 1)4 Uhr der 63 Jahre alte Postsekretär Karl R o a ck aus der Liegnitzer Straße 33 durch die Reichcnberger Straße ging, wurde er vor dem Hause 67 von drei Männern angerempelt und zu Boden gestoßen. Sie raubten ihm die Geldbörse mit 29 Mark und slüchte- ten. Der Ueberfallene raffte sich aber auf und lies unter lauten Hilferufen den Räubern nach. Polizeibeamte des 119. Reviers wurden auf ihn aufmerksam, verfolgten jetzt ebenfalls die Räuber und schließlich gelang es ihnen— nachdem siemehrereSchreck- s ch ü s s e abgegeben hatten— einen zu fassen. Er wurde als ein 34 Jahre alter Richard Münk« aus der Manteuffelstraße fest- gestellt. Seine Komplicen will er natürlich nicht kennen.
Goeihe-M und Opereiienparodie. Kabarett der Komiker. Di« Münchcner Studenten, die im Renaissance-Theater ihren Goethe-Beitrag„hier irrt Goethe" weiter exekutieren, haben Nach» falger gefunden. Besser gesagt, ihr Vorläufer: die Groteske „G o e t h e" von F r i e d e l l und P o i g a r, die vor Jahr und Tag im Wiener Kabarett„Fledermaus" Serienersoige erlebte, wird im Maiprogranmi des Kabaretts der Komiker erneuert. Aber der Witz und die Satire des Stückchens— Goethe fällt im Literatur- eramen, in dem er einen ängstlichen Kandidaten in seiner Güte vertreten will, restlos durch, weil die Literaturprosessoren sein Leben und seine Werk« viel besser verstehen als er selbst— sind doch ziemlich einseitig auf das Philologisch« eingestellt. Trotzdem fand es dank der guten Darstellung durch Hermann V a l l« n t i n(Goethe), Max Ehrlich und Andrö M a t t o n i und Peter L o r r e eine gute Aufnahme. Cigengewächs des Kabaretts ist die Operette(an- geblich) ohne Liebespaare:„Meine Frau, deine Frau", «ine Operettenparodie von Kurt Robitschck und Paul Mor- g a n, wozu Willi Rosen eine keineswegs überragende Musik ge- schrieben hat. Die Operette wirkt heutzutage selbst schon paro- distisch, so daß eine Parodie darauf mit viel stärkeren Mitteln ar- besten müßte wie die vorliegende. Aber natürlich entzücken Dar» steller wie Otto Wallburg , Lia Eibenschütz , die auch im Klavierspielen glänzt, und Paul Morgan . Im Baneleteil sichern außer dem ulkigen Drahtseilakt von C ollin s und Ray, dem ganz vorzüglichen karikaturistischen Marionettentheater der C h a r t o n s, dem Humor am laufenden Band von Erich Wolf und Otto Hoppe, die in ihrer Art un- oergleichliche, urberlinisch« Lotte Wertmeister mit neuem R«° pertoir«, und Hellmuth Krüger mit seinen witzigen Zeitglossen reichen Erfolg._ 6. Vorstandswahl im Säiutzverband. Zu Vorsitzenden des Schutz- Verbandes Deutscher Schriftfteller wurden gewählt Dr. Theodor B o h n e r und Dr. Karl h a e n s e l. Der Schutzverband Deutscher Schriftsteller weist bei dieser Gelegenheit noch einmal darauf hin. daß er unter strengster politischer Neutralität die beruflichen und wirtschaftlichen Interessen aller Schriftsteller vertritt.
Man muß sich erinnern, wie Frank Wedekind selbst Theater spielte, etwa den Zirkusdirektor, der seine Lulu dem höchstiöbiichen Publico vorführte. Er knallte wie ein Besessener die Knittelverse seines Prologs heraus. Am liebsten wäre er zwischen den Parkett- reihen herumgerast, um die Zuschauer in Stimmung hineinzu- peitschen. Ais er in Zürich nur einen Saal ohne Ränge zur Wer- fügung hatte, riet ich ihm, es zu tun. Und er schob sich, gespornt und gestiefelt, im roten Frack, in weißen Lederhosen, den Lack- Zylinder auf dem Cäjarenkopf, durch den Mittelgang des Saals. Er fauchte den Leuten die Reime und Pointen ins Gesicht, und angelangt bis zum Podium, sprang er, einem Akrobaten gleich, auf die Spielbretter. Zirkus, Zirkus, Zirkus eines Dichters, der in seiner Phantasie nicht die Guckkastenbühne mit Kulissenpomp sah, sondern die Manege. Oder konnte es nicht die Manege sein, so durften es ein paar Bretter sein, über einige Bierfässer gelegt. Dort sollte er Theater aufführen. Dort würden die Komödianten viel mehr aus sich herausholen und herauspressen, als wenn sie zwischen raffinierten und gedrechselten Möbelstücken herumstoiperten. Wedekind war Zirkusreklamechef gewesen. Er liebte die Stall- atmosphäre. Die schönen, die tollkühnen Menschen gedeihen dort, die riesigen Schauoriginale, die Barnum-Attraktionen mit dem wilden Schicksal. Eine einzige, großartige Zirkusattraktion ist auch der Schwank vom Liebestrank, eine tolle, bodenlos unwahrscheinliche, grotesk- herrliche, im Galopp hingeworfene Begebenheit, ein Satirspuk,«ine zynische Persiflage auf alle bürgerlichen Gefllhlskrämer. Das dreckigste, gedunsenste Menschenvieh,«in Manegen-Falstaff, kurz ein russischer Großfürst, wie ihn nur die bissigste Laune ausheckt, ver- narrt sich in das Menschengeschöpf, das echteste Wedekind -Blüte ist. Diese achtzehnjährige Amazone, dieses köstlichste Mädchentier, das die feurigsten Rösser in Grund und Boden reitet, diese Venus vom Stall, die nur die Sehnsucht kennt, sich einmal beim Salwmortale den f)al» zu brechen, sträubt sich nun, ohrfeigt nun das bizarre Ungeheuer. Und sie verfällt dem ewigen Manegeabenteurer, dem Akrobatenvagabunden, dem Don Juan vom Jahrmarktswagen, halb Asiat, halb Zigeuner, der es versteht, sie hineinzureißen in das Furioso der sandigen Reitbahn. Das ist der erhabenste Ulk, die sinnvollste Unstnnigkeit, wenn der Großfürst den Liebestrank schlürft, um durch Zaubermittel die widerspenstige Amazone zu gewinnen, wenn der Trunk nicht wirkt, weil der Fettwanst das Gebot nicht halten kann, beim Trinken nicht an einen Bären zu denken. Das ist unvergänglicher Spaß, wenn der Zirkushokuspokusmeister in der abgetakelten und aus- getakelten Großfürstin seine erste Gattin wieder erkennt, die sich die Bein« beim Sturz vom Trapiz brach, und die mit den Resten ihrer Reize Bauchtänzerin wurde, und die sich mit den allerletzten
Resten ihrer Reize gut in die Jungfrau vom chudsonriver ver- wandelte, daß sie als Ehejuwei mit Diamanten behängt und in das russische Großfürstenschloß verschleppt wurde. Ewig brennt aus der Bühne die Wut des Dramatikers, seine Einfälle hinzuschleudern, sich zu verschwenden in aufpeitschenden Absonderlichkeiten und schließlich doch hinter all dem Wirrwarr und Wahnsinn die Kühlheit und Nüchternheit des Spießerdaseins und zugleich die Buntheit und Energie der Lebensaußenseiter zu zeigen. Das Leben ein Zirkus, und am Ende donnert die Pauke, und es schrillt und schmettert die Trompete, damit versichert wird: nur diese Wildheit paßt zu uns, wenn wir nicht einschrumpfen wollen zu miesen, mikrigen Stubenhockern. Für solche Stücke, von denen es nicht viele gibt, ist Fehling der Regisseur. Er hetzt das Tempo. Drei Akte wirbeln. Er befiehlt den Schauspielern, mit keinem Maskenmittel zu sparen, Operette. Pantomime, tragisches Spiel durcheinander zu mischen. George ist eine anormmentale Bestie, ein Knutenmagnat, aus den fabei- haftesten Bilderbüchern geschnitten, dekoriert mit einem majestä- tischen Schnauzbart. Ueber seine Wulstlippen sabbert die bar- barische Leidenschaft, er schwingt die Reitgerte und den Prügelstock mit souveräner Grandezza. Frau Koppenhöfer, die Spezia- listin für spinnende Gewallsweiber, spaziert mit den Beinen des Straußes, sie deklamiert, als gälte es antike Tragik zu offenbaren, und plötzlich ist sie nichts als die Zirkusschlampe, die ganz vergessen macht, daß sie sich ihr Leben schon als mystische Megäre zurecht- gestutzt hatte. Bildt, der Zirkusdresseur, der unverwüstliche Manegenwüstling, wahrscheinlich Wedekinds geheimes Seelenoben- biid, spielt einen blendenden Boxer, Fechter, Verführer, Scharf- schützen mit Revolver und Hochstaplerpointen. Und Wäscher karikiert mit unübertrefflicher Schieimigkeit den Schmierenkomö- dianten, der seine mimische Hoheit im Steppenschloh paradieren läßt. Die dicken, roten Augendeckel klappt er wie riesige Nuß- schalen über die ermüdeten Pupillen, und alles ist an ihm nur Lakaienfettigkeit und Schlaffheit. Schließlich Lucie Mannheim , die Rossebändigerin, das achtzehnjährige Genie des Schenkels, Wede- kinds Liebiingsgestalt, die Parforceheroine, der aller Geist in die herrlichen Beine rutschte. Frau Mannheim ist die zierlichste Ama- zone, die unbändigste Bändigerin der Kraft, anzusehen wie eine mystische Göttin der Jagd. Für diese Wedekindschen Menschenkuriositäten hat Rochus Glieze eine Bühnenwohnung gebaut, die anzusehen ist wie die amüsanteste Raritätenkammer. Wände mit mörderischen Musketen behangen, Winkel und Türen überall, in denen und hinter denen das Ungeheuerliche hockt und wartet, das Abenteuer, der Urwald, die Halunken mit der Knute und Büchse. Und schlüpfen die Haus- sklaven aus diesen Ecken und Hecken, dann sind sie ausstaffiert und verfilzt wie der lausigste Gottseibeiuns. �lax Hochdorf.
Oreyers Vampir-Film. Ll.T. Kvrfürstendamm. Man ist immer froh, wenn im Film einer außer der Reihe hmzt, neue Stoffwelten bringt und andere Formen sucht. Ch. Th. D r e y e r, der nordisch« Techniker, hat in uns vor Jahren mit seiner„Jungfrau von Orleans" lebhafteste Aufmerksamkeit erregt. Dieser Film mit seinen wirbelnden Großaufnahmen war«in kühnes Experiment, das weitere von dem Regisseur erwarten ließ. Wir haben lange warten müssen, und jetzt bringt un» Dreyer einen Spuk- und Gespensterfilm voll grausigen Inhalts, gemildert da- durch, daß das Ganze als Traum eines mit Vampirvorstellungen erfüllten Kopfes erscheint. Das Traumhaft-Bisionäre wird auch dadurch unterstrichen, daß das Ganze in eine fahle Mondbeleuchtung gerückt ist, der die Photographie mancherlei Reize der Stimmung abzugewinnen weiß. Aber die Vorgänge selbst, die der Zuschauer nicht als Alpdruck des Träumenden, sondern als Wirklich leitender- lebt, sind allzu befremdlich für uns. Sie entstammen dem primi- Hosten Aolksaberglauben. Ein weiblicher Aampir treibt aus dem Grabe heraus weiter sein Wesen, versklavt sich einen Arzt und seinen Gehilfen und treibt mit ihrer Hilfe ihren Bluttribut«in. Der vampirgläubige junge Mann, der dies alles im Traume erlebt, an- geregt durch einen seltsam einsamen Gasthof, in den er geraten ist, spielt selbst«ine aktive Rolle in der Spukwelt. Mit seiner und eines alten Dieners Rolle, der aus einem hinterlassenen Buche des gemordeten Schlohherrn Einblick in das Vampirtum bekommen hat, wird der Vampir getreu dem Volksglauben durch einen Nagel im Sarg festgehalten und dadurch unschädlich gemacht. Der Arzt er- leidet einen mysteriösen Tod in der Mehlkammer einer Mühle, die krank« Tochter des Schlohherrn wird gerettet, und mit der anderen gesunden schreitet zum Schluß der phantastische junge Mann in den erwachenden Morgen. Der ursprünglich stumme Film ist nachträglich synchronisiert worden, aber die Worte sind neben den Titeln unwichtig und in dieser Gespensterwelt fast störend. Dreyer arbeitet vielfach mit aus dem Leben gegriffenen Personen und hat auch Bauten und Szenerien der Wirklichkeit für den Film verwendet. Trotz aller Hochachtung vor seinem Experimentiergeist und mancherlei ge- lungenen Effekten ist der Gesamteindruck doch peinigend und ab- stoßend. Auch gibt es große Längen, die durch die Musik Wolfgang Zellers keineswegs gehoben werden. Voran ging ein Farbenfilm„H e r b st in Sanssouci ", mit Rokokomusik unterlegt und wirklich sehr stimmungsvoll. Aber paßt dieser Film in die Frühlingszeit oder ist er«in verstüht-verspäteter Tribut des Fridericus an Hitler? r.
„Ein süßes Geheimnis." primus-palast. Friedrich Zelnik war bislang ausschließlich der Regisseur von Lia Maro. Es war erstaunlich, wie er es verstand, diese an »nd für sich nicht bedeutende Schauspielerin herauszustellen und ihr zu Erfolgen zu verhelfen. Er gab sich Mühe bei seiner Regie, hatte eigene Einfälle und baute manche kleine optischen Gefälligkelten in den Film. Jetzt hat er in Hans! Niese endlich einmal eine bedeutende Darstellerin und nun steht er ihr hilflos gegenüber. Er bekennt sich weder zu einer Opsretten- noch zu einer Thcaterregie und vernach- lässigt alles FUmische. Er läßt Haust Niese alles allein machen. Sie freilich ist refÄut genug, es für sich zu schaffen. Sie leitet mit kaufmännischem Geschick ihr.Geichäft, hält ihre Schwiegersöhne in Räson, sst eine ideale Gattin und gibt sich auch noch als die Mutter ihrer Zwillingsenkel aus, bis ihre Tochter den Mann bekommt, der ihr und den Zwillingen von Rechts wegen zukommt. Man Hot seine innige Freude an der Niese und ist entzückt über die natürliche Anmut, die diese rundliche Frau heute noch aufbringt. Wie farblos wirken dagegen Lia Eibenschütz . Else Elster und Grit Haid .
Nichts Persönliches hostet ihnen an, man kennt sie kaum ousein- ander. Ebenso wenig gelingt es Paul Heidemann , Andre M a t t o n i und Teddy Bill , ihre Rollen zu irgendwelcher Be- deutung zu erheben. Die einzige Ausnahme macht Bela Thai- mon, der ein famoses Faktotum ist. Das Textbuch, nach einem Theaterstück geschrieben, kennt keine Entwicklungen und keine Verbindungen, sondern nur lose Szenen. Ueber diesen allen aber steht der Krampf, ein Geschäft zum Muttertag zu machen. Erwähnt sei, daß in Fox tönender Wochenschau endlich auch einmal Arbeitersportler zu sehen sind. Di« Aufnahmen stammen au» Wien . e. d. „Leutnani Komma." Aufführung der Aerliner Funksiunde. Leutnant Komma, vom Zaren bestraft, begnadigt, verheiratet, ehrenvoll ausgezeichnet, ist ein Schreibfehler, geboren in der Militär- tanzlei.„Leutnant— Komma", wurde in einem Satz dem Regt- mentsschreiber diktiert und der machte einen„Leutnant Komma" daraus. Das Schriftstück wurde so vom Zaren unterschrieben und Leutnant Komma zur allerhöchsten Kenntnis genommen. Kann man den Zaren ungestraft eines von ihm anerkannten Offiziers be- rauben? Die hohen Würdenträger zitterten und lassen den Schreib- fehler am Leben. Rußland ist groß, und wenn ihn nicht kaiserliche Ungnade nach Sibirien verbannen will, so mag ihn kaiserliche Gnade im Kaukasus die militärische Rangleiter durchlaufen lassen: eines Tages soll er dann ehrenvoll den Heldentod sterben. Doch der Zar fordert unter Androhung schwerster Ungnade, daß seine Aerzte den Helden am Leben erhalten. Er will ihn am Krankenbett besuchen. Nun konnte man den nicht vorhandenen Leutnant Komma zwar verheiraten, er konnte zum Generai aufsteigen: aber um ihn dem Kaiser zu zeigen, dazu muß er doch leibhastigere Gestalt annehmen. Auch dafür findet sich Rat. Ein Happy end überstrahlt die Verwir- rungen. Das„s a t y r i s ch e Spiel" von Franz Maar wurde von der Berliner Funkstunde aufgeführt. Seinem Aufbau nach scheint es nicht sehr zum Hörspiel geeignet: denn die Unsichtbarkett von Leut- nant Komma, die dem Zuschauer natürlich immer wieder deutlich zum Bewußtsein gebracht wird, stellt für den Nur-Hörer kein be- sonderes Spannungsmoment dar. Daß die Aufführung trotzdem wirkungsvoll wurde, lag an der Herausarbeitung allerhand greif- licher Ereignisse. Tes. Die Bibliothek de» Deutschen Museum In München wird ew- geweiht. Der Reichspräsident, der verhindert war, der Eröffnung der Albstothek beizuwohnen, hat als Zeichen seines großen Jnter- esses an diesem Museum einer Reihe um das Deutsche Museum besonders verdienter Männer die Goethe-Medaille fiir Kunst und Wissenschaft überreichen lassen. Bei der Einweihung der Bibliothek des Deutschen Museums am Sonnabend hielt der Direktor der Deutschen Bücherei in Leipzig , Dr. Heinrich U h I e n d a h l, den Festvortrag über„Bibliotheken gestern und heute". Ein Rundgang durch da» Museum unter Führung Oskar von Millers machte die Gäste mit den neuen Ab» teilungen bekannt. Die Große Berliner Kunstausstellung 1932 wurde heute mittag im Schloß Bellevue eröffnet. Sie ist veranstaltet vom Kartell der vereinigten Verbände Bildender Künstler Berlins . Jeder dieser Ver- bände hat diesmal selbst die Verantwortung für sein« Einsendungen übernommen, sie selbst juriert und gehängt. Die Ausstellung ist auch in diesem Jahr sehr reich beschickt worden: über 400 Bilder von vielleicht 300 Künstlern sind zur Schau gelangt. Die deutsche Kunstausstellung in Kopenhagen wurde heute mittag eröffnet. Den Grundstock dieser Ausstellung neuerer deutscher Kunst bildet die Ausstellung, die vorher in Norwegen zu sehen war. Sie ist von Dr. Ludwig Thormaehlen in der Berliner Nationalgalerie zusammengestellt worden und für Kopenhagen um eine größere Reihe von Piastiken und einigen Malereien erweitert wort»«».