Rostod, 18. Mai.
In diesen Tagen hält der Deutsche Lehrerverein in Rostock seine 40. Vertreterversammlung 1932 ab. Am Pfingstsonntag trat bereits der geschäftsführende Ausschuß im Rostocker Hof zu einer Vollfizung zusammen. Am zweiten Pfingstfeiertag fand die Tagung des Hauptausschusses statt. Am Dienstag wurde dann die erste öffentliche Vertreterversammlung, die von über 2000 Vertretern des Deutschen Lehrervereins besucht war, von dem Vorsitzenden Wolff Berlin eröffnet. Besonders begrüßt wurden von dem Vorsitzenden die auf der Versammlung anwesenden deutschen Lehrer des Memelgebiets. Von der Versammlung wurde an den Lehrerverein im Memelland ein Begrüßungstelegramm gesandt.
Nach den Begrüßungsansprachen ergriff der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Lehrer Wilhelm Flügel Berlin, das Wort zu seinem Vortrag über ,, Die Beamtenschaft in der Wirt schafts- und Finanzkrise". Als Grundthese seiner Ausführungen stellte der Redner fest, daß in erster Linie die Erhöhung des Realwertes des Beamtengehaltes von bestimmendem Einfluß auf die entscheidenden wirtschaftspolitischen Momente der Gegenwart sei. Die Abwehr des Deutschen Beamtenbundes richte sich gegen jede Sonderbelastung der Beamtenschaft und gegen die Rechtsverletzung der Notverordnungspolitik.
Als zweiter Vortragender sprach Lehrer Meyer Berlin von der Hauptstelle für Wirtschaftsfragen im Deutschen Lehrerverein über das Thema„ Die wirtschaftliche Lage der Lehrerschaft". Vor allem galten die Ausführungen der Notlage der Junglehrerschaft, der durch entsprechende Gesetzgebung gesteuert werden müsse.
In dem vom Vorstand erteilten Geschäftsbericht des Deutschen Lehrervereins wird darauf hingewiesen, daß durch die Aufteilung der schulpolitischen Aufgaben auf die Länder in einzelnen deutschen Staaten Spizenleistungen hervorgebracht werden konnten. Das Jahr 1931 hat die deutsche Volksschule aus einem Zustand hoffnungsvoller Entwicklung um Jahrzehnte zurückge= worfen. Trotzdem konnte manche wertvolle Abhilfemaßnahme geschaffen werden. Eine großzügige Junglehrerhilfe ist ins Leben gerufen worden. Wie aus dem vorliegenden Kassenbericht hervor geht, belief sich am Ende des verflossenen Geschäftsjahres der Ver mögensstand des Deutschen Lehrervereins auf rund 295 000 M., der Voranschlag für 1932 schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 721 000 m. ab.
Bühnenreformatorin Louise Dumont Louise Dumont , die jetzt dahingeschiedene Schöpferin der rheinischen Musterbühne, die das„ Düsseldorfer Schauspielhaus" solange dargestellt hat, war nicht nur eine große Schauspielerin, sondern auch eine bedeutende Frau, deren ganze Leidenschaft der Pflege der Bühnenkunst geweiht war. Mit tiefem Kummer sah sie den Zusammenbruch jener Ideale, denen sie unter der Führung von Otto Brahm und Reinhardt und dann als selb= ständige Bühnenleiterin nachgestrebt hat. Sie glaubte, daß eine grundlegende Reform der deutschen Bühne nur durch eine neue Gestaltung ihrer geistigen Grundsätze möglich sei, und dieses Bekenntnis hat sie niedergelegt in einem Geleitwort, das sie dem Werk ,, Das et statische Theater" von Felix Emmel mit auf den Weg gab. Um eine solche Idealbühne zu ermöglichen, müßte freilich die Erkenntnis der Zusammenhänge zwischen öffentlichem Leben und Theater bei den Hütern des Staates und den Lehrern des Volkes tiefer wurzeln, als sie es tut, dann aber müßte eine Umwälzung im geistigen Theaterförper selbst erfolgen. Louise Dumont spricht dann von ihrem Kampf um die Wiedergewinnung des sprachlichen Rhythmus für die deutsche Bühne". Ein deutsches Theater als reiner Ausdruck seiner eingeborenen geistigen Sprachgesetzlichkeit schwebte ihr vor, und sie sagt:„ Dieser freie, immer wechselnde Rhythmus, der unerklärbar wie jede elementare Bewegung, der gleich stark wie in der gebundenen Sprache auch in der Prosa deutscher Dichtung schwingt, ist immer das Wesensmerkmal deutscher Dichtung gewesen."
Aus dieser Vertiefung in den Sprachgeist wird man dem innersten Wesenstern der einzelnen Dichtung gerecht werden können und das Gesetz ihrer Inszenierung erfassen. So wächst ganz organisch die Bildforderung für den Bühnenraum auf", führte Louise Dumont aus, und es ist überhaupt kein Problem mehr, wenn das Wortgeheimnis gelöst und bezwungen ist. Das Wort schafft sich feine Umwelt in deutlichster Imagination und alles Störende wird beseitigt. Die Architektur des Dramas wird in jedem besonders zu gestaltenden Einzelfalle die Bühnenarchitektur flar aufzeigen, wenn ein guter Baumeister seine statischen Verhältnisse und den Grundriß prüft und erkennt. Je tiefer und konzentrierter die Dichtung, um so sparsamer fann, ia muß die entsprechende Raumgestaltung sein, und umgekehrt muß im entgegengesetzten Fall die Ergänzung des Wortes durch reichere Bildhaftigkeit folgen".
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Es gibt noch genug stumme Kinos. Der neuesten Statistik zufolge, gibt es mehr" stumme" Kinos in Europa als man denkt. In Frankreich sind von 3300 Kinos nur 1450 für den Tonfilm eingerichtet. In Italien ist das Tonfilmfino nur wenig verbreitet; man zählt dort 528 Tonfilmtinos bei 2700 stummen Kinotheatern. In Spanien gibt es sogar nur 452 Tonfilmtheater, dagegen 2148 stumme Kinos. In Deutschland sind 2500 Kinos für den Tonfilm eingerichtet, ift. während die Zahl der stummen Kinos etwas höher England ist das Dorado des Tonfilms, denn es befigt bei 4850 Rinotheatern 4100 Tonfilmtinos. Dagegen sind von den 20 000 Kinos der USA . nur 6000 für die Aufführung von Tonfilmen eingerichtet!
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Katastrophe an der Mofel
Im Gebiet der unteren Mosel ereignete sich am Pfingstmontag eine| massen schwemmten Häuser, Ställe und Scheunen schwere Ueberschwemmung. Ein Wolkenbruch mit einem Hagel- fort. Mehrere Tote sind zu beklagen. Unser Bild zeigt die Zerschauer, der gleichzeitig die ganze Ernte vernichtete, ließ den störung in Güls. Das Haus ganz rechts, von dem nur noch MauerGülfenbach übertreten, und die überflutenden Wasser- brödel stehen, ist voll tommen fortgeschwemmt worden.
Theater der Schauspieler in der Stresemannstraße
mit den Seemannsbeinen und den goldenen Herzen toben, je progiger die Kraftkerle sich boren, je verlaufter und philosophischer der Hafenvagabund redet, je pfiffiger der Polizist seine Bestechungsgelder einstreicht, desto ungeduldiger und verzagter wird der Zuschauer. Selbst die glutäugigen Barmädchen, die echten Bilderbuchfirenen mit den braunen Gesichtern und den klimpernden Schmuckflunkern, vertreiben diese schlechte Laune des Zuschauers nicht mehr. Zuviel Dosen Romantik werden verschwendet. Die Milly soll gleich und sie entpuppt sich trotzdem mit 13 Jungs hintereinander
Irgendwo im füdamerikanischen Hafen lauert die Milly aus| stimmungsvoller die Romantik angeheizt, je lärmvoller die Burschen Düsseldorf . Sie braucht junge Matrosen für ihr Schlafzimmer. Sie braucht Geld für ihre Kneipe. Sie verschafft den blauen Jungen die Heuer, wenn sie schlapp und arbeitslos find, und ist es auch Heuer für ein faules Stinkschiff, Heuer für eine Fahrthölle. Dann erst recht. Dann macht sie die Jungs durch Whisky besinnungslos, und ihre Barmädels schleppen die Schnapsleichen auf den Karren. Die Jungs erwachen als ernüchterte Stlaver eines Schinderkapitäns, doch jetzt ist es zu spät zum Weglaufen. Alles, was an solchen Geschäften beteiligt ist, wird von den Matrosen Haifisch genannt. Das Geschäft ginge nicht so gut, wenn die Milly aus Düsseldorf nicht mit dem Polizeihauptmann das Sündengeld teilte, wenn sie nicht so tüchtig und hilfsbereit sich selber als Hauptattraktion zur Verfügung stellte. Die Jungs, die bei ihr an Land gelegen haben, wollen nicht mehr aufs Schiff. Sie desertieren. Neue müssen herangeschafft werden, und das will die Milly gerade. Geld, Liebe, Besoffenheit, das ist Millys Hauptberuf. Sie braucht einen Zutreiber, der ihr die Leute in den Rachen und in die Kneipe jagt, und so entsteht die dramatische Komplikation.
Man weiß sogleich, was passieren wird. Die Milly will einen ihrer Haifische loswerden, weil er ein träge gewordener Schuft ist, fie will den zweiten loswerden, weil er ein brutaler Strolch ist. Sie schafft es bei beiden, obwohl eine Messerstecherei beinahe eine Hoch zeitsfeier in eine Haifischschlächterei verwandelt hätte. Und da sie alle weg sind, die Milly weghaben will, bleibt nur noch Joe für sie übrig, Joe, für den sie den ganzen Tamtam aufführte. Aber dies mal will Joe nicht. Er springt aus dem Bett und seinen ver schacherten Kameraden nach. Die Matrosen haben eben Ehre, und sie halten die Treue.
Warum wirken solche Matrosenstüde immer so tindisch? Je
" Der Prinz von Arkadien."
Atrium.
Nicht ganz so fad' und abgedroschen wie der übliche Operetten fitsch aus der Welt der Fürstlichkeiten ist dieser Luftspiel- Tonfilm. Der Manuskriptverfasser hat einen hübschen parodistischen Ton hineingebracht. Nachdem der Fürst sang. und flanglos auf seinen Thron verzichtet hat, siedelt er sich irgendwo in Dalmatien in einer Kolonie lauter abgedankter Fürstlichkeiten an und erlebt hier sein entscheidendes Abenteuer mit einer Schauspielerin, die wegen Majestätsbeleidigung aus seinem Lande ausgewiesen war und nun
als ein ganz naturfalsches und nicht etwa als ein lebensechtes Weibsbild. Kurz, Rollen sind da, vielleicht auch eine Wirklichkeit, aber alles wird Leierkasten und Kintopp. Und dazu noch die ganz fad flingenden Niggersongs. Das ist Hintertreppe, wenn auch mit Tranduft und Vollmond gearbeitet wird.
Das Stück wird von dem Theater der Schauspieler mit allen Ehrungen des Kitsches aufgeführt. Der Regisseur Lindtberg zieht die Szenen wie weißgewordenen Seemannspfriem auseinander. Speelmans, der den ordinärsten Haifisch spielt, Kemp, der den lustigsten Matrosen mimt, singt und tanzt, Preuß, der den Nigger torfelt und jault, sie tun alle ihr Bestes, doch sie tun zuviel des Guten. Dann fujoniert Bendig, betört und begaunert die entseglich schöne, herrlich aufgetakelte Milly der Renée Sto brama, als Haifischhäuptling, als Megäre, Messalina und Lady vom unersättlichen Unterleib, ihr Mannsvolk, und da sie mit den wildesten Allüren nicht spart, spielt sie nur auf dicke Knalligkeit.
Die Schauspieler schleppen ihren Dichter, der sonst ein tapferer Tagesschriftsteller ist, aber als Theatraliter vorläufig nur ein Windhund, begeistert auf die Bühne.
M. H.
prallen, dann entstehen Alphastrahlen. Dieser Versuch gelingt am leichtesten beim Lithium.
Man kann sich den Vorgang etwa so vorstellen, daß das Wasser. stoffteilchen, das einem Atomfern nahekommt, sich an diesen anlagert und mit ihm zusammen einen neuen Atomfern aufbaut. Dieser neue Atomtern ist nun aber nicht beständig, sondern zerfällt sofort wieder unter Aussendung von Alphastrahlen. Beim Lithium scheint sich dieser Vorgang ganz besonders intensiv zu gestalten, da aus sich dieser Vorgang ganz besonders intensiv zu gestalten, da aus
einem Hithiumfern und einem Wasserstoffteilchen anscheinend ein neuer Atomfern entsteht, der restlos in zwei Alphateilchen zerfällt. An eine praktische Verwertung dieser rein wissenschaftlichen
zu guter Letzt seine Frau wird. Es fehlt nicht an allerlei hübschen Bersuche ist aber im Augenblick noch nicht zu denken. Einfällen. Robert Stolz hat ein paar flüssige Schlager hineinkomponiert, der ganze Film ist unter der Regie Karl Hartls leicht und schmissig geraten, und wenn man dies Genre überhaupt noch zulassen will, so ist dieser Fall sicher nicht der schlechteste. Aber gibt es auf der Welt wirklich nichts anderes als die Liebesabenteuer charmanter junger Fürsten und entzückender Schauspielerinnen, und muß den bürgerlichen Ansprüchen auf Wohlanständigkeit immer dadurch Rechnung getragen werden, daß diese Verhältnisse in regelrechte Ehen verwandelt werden und der Skandal nur noch darin besteht, daß die Fürstlichen daran Anstoß nehmen? Diese ganze vermoderte und vermusste Welt ist freilich für die Lurusgefühle derer, die im Film die Verwirklichung ihrer Wunsch träume suchen, scheint's, immer noch unentbehrlich. Und so haben Willi Forst als wirklich entzückender, ebenso nonchalanter wie überlegener Liebhaber, und Liane Haid , die diesmal leichter und beweglicher ist als sonst, bald gewonnenes Spiel. In mizig char gierten Nebenrollen gefallen Hedwig Bleibtreu , Ingeborg Grahn und Albert Pa uly.
Deutscher Bolfsbildungstag. Vom 16. bis 19. Mai 1932 hält versammlung im Harnack- Haus in Dahlem ab. Im Hauptdie Gesellschaft für Volksbildung ihre 62. Hauptausschuß wurde der vorgelegte Haushalt für 1932/33 in Einnahme und Ausgabe mit 784 000 M. angenommen.
Die erste öffentliche Hauptversammlung leitete Dr. Pachnide, der Vorsitzende der Gesellschaft, mit einer Ansprache über Goethe und wir".
I.
fität ist eine von Prof. Hermann Hahn geschaffene Büste Profeffor Rutherford über Atomzertrümmerung.
Ehrung Lujo Brentanos. Im Lichthof der Münchener UniverLujo Brentanos aufgestellt worden, die allen Schichten der Be= völkerung angehörende Schüler und Freunde des unlängst verstorbenen Nationalökonomen gestiftet haben. Bei der Enthüllungsfeier sprach Prof. Walther Lotz als einer der ältesten Schüler des Meisters.
Im Tingel- Tangel" beginnt das literarische Kabarett it faß fäule" aus Leipzig am 19. Mai ein Gastspiel. Das Programm wird aus den erfolgreichsten Nummern der letzten Wochen, zusammengestellt.
Heute Reichsbanner Neukölln- Britz wichtige Versammlung aller Jungkameraden um 19.30 Uhr im Jugendheim Canner Straße 46. Pflichtveranstaltung für alle Rameraden unter 21 Jahren. Ohne Mitgliedsbuch kein Zutritt
Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bunsengesellschaft, die in Münster stattfindet, hielt Lord Rutherford- Cambridge einen Vortrag über die legten Forschungsergebnisse auf dem Gebiete der Atomzertrümmerung. Es handelt sich dabei um die Erzeugung von hochenergetischen Strahlen, die die Abhängigkeit von den radiumaftiven Stoffen beseitigen sollen. In seinem Laboratorium ist es der raftlosen Tätigkeit Cockerofts und Waltons gelungen, den entscheidenden Schritt zur Erzeugung solcher Strahlen zu tun. In elektrischen Feldern mit einer Spannung bis zu einer Million Volt hat man Wasserstoffkernen eine sehr hohe Beschleunigung zu verleihen vermocht. Wenn nun diese energiegeladenen Kerne auf andere Atome
Dr. Johannes Tews sprach über„ Die geistige Not unserer 3eit und daraus sich ergebende Erziehungs- und Bildungsaufgaben". Seine Ausführungen gipfelten in einer von der Versammlung einstimmig gebilligten Entschließung, in der angesichts der dauernden Ver minderung der Arbeitszeit und der Ausdehnung der Muße die Erziehung zu einer zweckmäßigen Ausnutzung der Mußestunden durch die Voltsbildungsvereine gefordert wird. Hierfür werden öffentliche Beihilfen und ein einheitliches Vorgehen durch eine Behörde, ein Ministerium als notwendig bezeichnet. Die Ausführung sollte vorwiegend freiwilligen Körperschaften anvertraut werden.
Wiffrisch in der Ariadne. Bei der Wiederholung der„ Ariadne "
in der Staatsoper fang gestern abend Marcel Wittriſch , der bei der ersten Aufführung verhindert war, zum erstenmal den Bacchus . Seine tenorale Virtuosität hatte in Zusammenklang mit Anni Kon negnis Klangfülle wundervolle Wirkung. Die auch sonst vollendete hatte wohl Aufführung Maria Ivo gün bezauberte alles verdienten Beifall.
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Die Goethe- Zelter- Feier des Zentralinstituts, auf der Professor Ernst Cassirer über„ Goethes Idee der Bildung und Erziehung", und Professor Arnold Schering über ,, Belter und sein Freundschaftsverhältnis zu Goethe" sprechen, wird durch eine Ansprache des ministers Adolf Grimme eröffnet werden. Die Feier findet Montag, den 23, 10 Uhr vormittags, im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht, Potsdamer Str. 120, statt.