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Die SA.   ist los!

Gie prügelt Paffanten, die nicht, Heil Hitler!" schreien.

An der Kreuzung Wilmersdorfer  - und kantstraße in Charlottenburg   fiel heute früh gegen 5 Uhr eine größere Gruppe von S.- Ceufen über zwei Passanten her und schlugen fie zu Boden, weil sie ihren Faschistengruß nicht erwidert hatten. Drei Täter fonnten von der Polizei festgenommen werden.

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In der Alexandrinenstraße tam es in der vergangenen Nacht zu einer blutigen Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten. Das Handgemenge, an dem sich etwa 30 Personen beteiligten, spielte sich unweit der nationalsozialistischen Verkehrs­fneipe in der alegandrinenstraße 119 ab, bie fchon öfters Ausgangspunkt schwerer Schlägereien gewesen ist. Plöglich tauchte die Polizei auf. Bierzehn Mann wurden festgenommen und der Politischen   Polizei übergeben. Bei einem wurde eine scharfgeladene Pistole gefunden.

In der Mühlenstraße in Bantom bildete sich heute vormittag ein Demonstrationszug, der gegen die Notverordnungen der Barons­regierung protestierte und zum Rathaus nach der Breitestraße marschieren wollte. Polizei löste den Zug auf und nahm zwei Personen fest.

Skandal im Wohlfahrtsamt.

" Den Kerl schlage ich jest tot!"

In den Räumen des Wohlfahrtsamtes des Be­zirksamtes& reuzberg in der Bord str. 10 tam es heute vormittag zu turbulenten Szenen. Das Ueberfallkommando mußte eingreifen, um die Angestellten vor Uebergriffen einiger Wohlfahrtsempfänger zu schühen.

Gegen 10% Uhr erschien im Wohlfahrtsamt ein Unterstützungs­empfänger, der dort schon wiederholt Aufregung verursacht und des­halb mehrfach ein Hausverbot bekommen hat. Als in den letzten Tagen ein Gesuch des Mannes, der an epileptischen Anfällen leidet, abschlägig beschieden war, machte er sich heute vormittag auf den Beg ins Wohlfahrtsamt. Er ergriff in einem Zimmer einen Stuhl und rief: Den Kerl, der mein Gesuch abgelehnt hat, schlage ich jetzt tot!" Als mehrere Angestellte den Mann, der wieder einen Krampf anfall erlitt, festhalten wollten, rief er um Hilfe. Das hörten die auf dem Flur wartenden übrigen Wohlfahrtsempfänger. Sie zer­trümmerten furzerhand die Tür und schlugen auf die Angestellten ein. Das Durcheinander fonnte erst geklärt werden, als das alar­mierte Ueberfallfommando anrückte.

Zwei der Randalierenden hatten sich beim Einschlagen der Tür erhebliche Verletzungen zugezogen. Beide mußten auf der nächsten Rettungsstelle behandelt werden.

Die gewiß von schwerer Not bedrückten Wohlfahrtsempfänger sollten einsehen, daß solche Ausschreitungen nicht geeignet sind, ihre Lage zu verbessern.

Haftentlaffung Schönherr und Bene abgelehnt. Im Haftprüfungstermin für Dr. Schönherr und Bene. die in die Affäre der Stettiner ,, Bauhütte" verwidelt find, hat der Vernehmungsrichter beim Amtsgericht Mitte, nachdem gestern eine längere mündliche Verhandlung stattgefunden hatte. heute seine Entscheidung dahin gefällt, daß gegen beide der Haftbefehl aus den bisherigen Gründen, nämlich wegen drin­genden Tatverdachts und Berduntlungsgefahr, auf­rechterhalten bleibt. Die Berteidigung hat gegen diesen Be­schluß Beschwerde erhoben, wobei insbesondere vorgebracht wird, baß das Gericht die Zuständigteitsfrage in diefer Sache, nämlich ob für das Verfahren Stettin   oder Berlin   in Frage fomme, noch nicht entschieden habe.

Riefenversicherungsbetrug. Abgehackte Finger und verbrannte Autos.

Reichenberg, 17. Juni.  ( Eigenbericht.)

Die Oeffentlichkeit Deutsch  - Böhmens   wird durch einen Ber­ficherungsschwindel erregt, der sich in der Gegend von Turnau   abspielte und geradezu als Bandenbetrug bezeich­

net werden kann.

Die Untersuchung des unerhörten Betruges, der einen Schaden von mehr als 1 Million Kronen verursachte, ergab, daß bisher durch die Nachforschungen von 15 Gendarmen allein 70 Personen mit abgehadten Fingern ermittelt wurden. Der Mann, der diese Amputationen vornahm, soll dazu ein scharfes Instrument gehabt haben, so daß feine Komplitationen durch Bergiftung eintreten fonnten. Für einen Finger erhielt man etma 25 000 kronen gleich 3125 m. Die Unfallbetrüger" waren organisiert, und jede Organisation hatte ihren Obmann, der die ganze Gaunerei in richtige Wege leitete.

Auch Schwindeleien mit verbrannten Autos waren wohl ausgebaut und brachten für viele Besizer Bombengewinne und neue Wagen. Es soll sogar die Absicht bestanden haben, in nächster Zeit eine Falschmünzerwerkstatt zu eröffnen.

Reichsgericht zum Scheuenprozeß. Es bleibt beim Urteil: Zwei Jahre Gefängnis für Straube. Leipzig  , 17. Juni.

In dem seinerzeit viel erörterten Brozeß wegen der Vorgänge in der Berliner   Fürsorgeerziehungsanstalt in Scheuen bei Celle  hat das Reichsgericht sowohl die Revision des Hauptangeschuldigten, des Erziehungsdirektors Paul Straube, wie die der mit= angeklagten Jugendlichen als unbegründet verworfen. Damit ist das Urteil des Schwurgerichts Lüneburg   vom 4. Juli Damit ist das Urteil des Schwurgerichts Lüneburg   vom 4. Juli vorigen Jahres rechtsfräftig geworden, das gegen Straube wegen der von ihm herausbeschworenen und von ihm selbst vorgenommenen Mißhandlungen von revoltierenden Fürsorgezöglingen auf zwei Jahre Gefängnis und gegen seine mitangeklagten Helfer auf Gefängnisstrafe bis zu acht Monaten gelautet hat.

Bovone und Sbardelotto hingerichtet. Die von den faschistischen Offizieren des Sondergerichts zum Tode verurteilten angeblichen Attentäter Bovone und Sbardelotto sind heute früh im Fort Bravetto bei Rom   hingerichtet worden.

Einafter in der Städtischen Oper

Gianni Schicchi  "- Petruschka"

der mitreißt und nicht mehr losläßt. Dieser Rhythmus ist in seiner Wirkung deshalb so starf, weil er Ausdrud für die Lebensform eines Boltes ist. Volksmusit, vielmehr Musif aus dem Bolte ge boren, die Stärke slawischer Musit, hier in diesem noch ganz ,, un­affetischen", von jedem Intelleft freien Strawinsky   offenbart sie sich in ihrer ganzen suggestiven Kraft. Sie verfehlte auch bei dieser Auf­führung nicht ihre zündende Wirkung.

Die musikalische Leitung des Abends hatte Robert F. Denz Ier. Wenn auch hin und wieder, insbesondere, bei ,, Gianni Schicchi  ", die Tempi etwas verschleppend, verstand er es, Sänger und Orchester in den Bann seines Dirigentenstabes zu zwingen. Wilhelm Reinting zeichnet für die beiden geschmackvollen Bühnenbilder. F. L.

,, Gianni Schicchi  ", Buccinis einzige musikalische Ko-| der Rhythmus. Jener wilde, babarische, ursprünglichste Rhythmus, mödie, kennen wir bereits von der Staatsoper her. Nun hat sie uns Inapp vor Toresschluß die Städtische Oper beschert. Dieses frische, lebendige Werk des unvergeßlichen Maestro der Bohème", Losta", Butterfly" nimmt in seinem Gesamtschaffen eine Sonder­stellung ein. Finden sich in der ,, Bohème" und auch in der Ma dame Butterfly" Ansäge von Parodistischem, so entfaltet Buccini in diesem Einafterchen einen Humor, der unmittelbar an die alte opera buffa eines Donizetti   und Roffini anknüpft. Die unmittelbare Inspiration zu dem Werke dürfte aber von Verdis, Falstaff  " aus­gegangen sein, der ebenfalls auf der Höhe seines Schaffens den musikalischen Humoristen in sich entdeckt hat. Während aber der Falstaff  " sich durchaus zum Wagnerschen Musikdramastil bekennt, fommt ,, Gianni Schicchi  " von der Puccinis uretgenen Form der lyrischen Oper nicht los. Die Cantilene, wenn auch nicht wie in den früheren Werken Puccinis so breit und ausladend, dominiert. Trotz alledem aber überwiegt sie weder, noch stört sie den einheit lichen Charakter des Ganzen Die satirische, ironische und teils parodistische Linie bleibt gewahrt, die, wenn sie durch die Lyrik urterbrochen wird, nichts von ihrem Buffocharakter einbüßt. Es scheint fast, als hätte der Meister des überschäumenden, gefühlsüber­schwenglichen Melos sich selbst parodiert. Ueber den Weg zur Selbstparodie suchte der Meister nach einem neuen Stil, nach einer neuen Ausdrucksform, vielmehr nach dem Anschluß an das zu diefer Zeit bereits in seiner Entwicklung viel weiter fortgeschrittene deutsche Musifdrama( Strauß). Genau wie Verdi.

,, Gianni Schicchi  " hat sich von drei Einaftern als einziger auf den Opernbühnen behauptet. Und mit Recht! Denn er vereinigt alle Vorzüge der Kurzoper und fann geradezu als Musterbeispiel dafür gelten. Die musikalische Diktion einfach, klar und sauber, die Themen scharf profiliert und gegeneinander kontrastiert vereinigen sich im Finale zu einem funstvollen, fast sinfonischen Bau, ohne hierbei an dramatischer Schlagkraft zu verlieren. Das Libretto, das dem Werk zugrunde liegt, ist comedia dell'arte. Erbschleicherei, Testamentsfälschung sind abgebrauchte Themen. Und selbst der etwas sonderbare, oft ans Geschmacklose grenzende Gaunerstreich des Gianni Schicchi  " kann ein modernes Opernpublifum faum mehr erheitern.

Die Aufführung in der Städtischen Oper ist beste Ensemblefunst. Gerhard Hüsch   als Gianni Schicchi  , Hans Fidesser   als dessen angehender Schwiegersohn und Lobpreiser, Elisabeth Friedrich in der vom Autor etwas stiefmütterlich bedachten Rolle der Lauretta tragen das heitere Spiel sowohl stimmlich als auch darstellerisch zu einem vollen Erfolge. Den übrigen ,, Erbschleichern" ein Gesamtlob, wie es eben für eine Aufführung, die von einem einheitlichen ge­samten Kunstwillen getragen ist, gebührt. Die Inszenierung von Rudolf 3indler unaufdringlich, aber plastisch und einfallsreich.

Borher gab man Igor Straminstys wiederholt im Konzertsaal gehörte Balletſuite Petruschka". Immer wieder entzückt dieses Werk des frühen" Strawinsky  . Hier finden sich alle Merkmale des damals noch ganz unter dem Einfluß der impreffio­nistischen Tonmalerei stehenden Russen. Grellfarbig, ein wenig verspielt aber schon fündigt sich das revolutionäre Element an:

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Internationale Operette.

Rünfftertheater: Caramba"

Ein Bölkerbund von Autoren, Komponisten, Figuren und Dar­stellern. 3mei Spanier sind verantwortlich für den Tert. Sie wollen einen parodistischen Schwant machen. Die Parodie interessiert mehr die Geber als die Empfänger. Bitte Señores Seca und Fernandez, unternehmt feine Repressalien gegen euren Hauptsaisonschlager, das unsterbliche Alt- Heidelberg aus preußisch Berlin  ! Die Ungarn   und Deutschen Haberer, Helarco, Halton, Dransmann sind verdient um

das, was man liebenswürdig die Verdeutschung und Bertoming nennen könnte. Als der Mann, dem die ganze herrliche Handlung zu danken ist, tritt der steinreiche Operettenfümmeltürfe Ali Benamel auf. Der Darsteller dieser Bombenrolle, Herr Hans Behal  , singt, mimt und springt ihn mit allen Talenten, doch es ist gut, daß mimt und springt ihn mit allen Talenten, doch es ist gut, daß Kemal Bascha, der harte Diktator aller Türken, ihn nicht sieht. Der farbechte Neger Burroughs ist offenbar in Berlin   afflimatisiert, er fann sich auch in solcher Operette sehen lassen, ohne daß er hinter feinen Kolleginnen und Kollegen an Interessantheit zurüdbleibt.

Der schon genannte Türke glaubt, daß er mit seinen Millionen alle Leute, die am gleichen Tage und zur gleichen Stunde mit ihm geboren wurden, reich machen muß. Und das Märchen tommt zu dem Madrider   Lumpen Carrascosa. Wie die bessere Hälfte dieses Biedermannes, eine Carmen, die schon einige fünfzig Lenze gesehen hat, mit dem Türken anbandelt, wie die Tochter der Carmen ihren bildhübschen Jungen erhält, wie die Marquise Dolores, glutäugiges Monstrum, den Türken und seinen astrologischen Bruder neppt, das ist der mehr oder minder geistreiche Inhalt der Parodie.

Sie soll Parodie sein im Text, im Song, im Tanz. Der Parodie wäre mehr Salz zu wünschen, und man würde gern zu der jetzt verlangten Salzsteuer auch noch eine Pfeffersteuer zahlen, wenn man immer das schöne Gewürz in der Operette fände.

Julian Fuhs   rhythmisiert das Ganze mit Kopf und Händen. Er ist ein Fingerspigengenie von der befeuernden Gattung. Paul Henckels  , der gute Schauspieler, ist auch in der Operette der fünstlerisch Bertvollste. Im Programm stehen sonst noch die Damen

Krahn, Dent und Hilde Hildebrand  , die Herren Hörmann, Platte

und Mühlhardt. Sie sind Lieblinge der Operette. Sie müssen nach heutiger Mode ein Nottollektiv bilden. Ihr Chef ist der kluge, weit anspruchsvollen Schauspiel als meisterhafter Grotesffünstler gilt. mehr als durchschnittliche Julius E. Hermann, ber ja auch im Dantet allen! Geht zu ihnen! Caramba, sie haben es nötig.

M. H.

Nazis und Rundfunk. Die neue Nummer des reichillustrierten ,, Voltsfunk" zeigt die Zusammenhänge von Rundfunk und Dik­tatur" in Italien   und die kleine und große Politik, die die deutschen Faschisten mit dem Rundfunk beabsichtigen. Der unterhaltende Teil widmet sich den unternehmenden Frauen am Flugsteuer" und den Junge Generation" spricht von ihren, durch Rundfunk- Diskussionen nur schönen ,, Damen  ", den ,, Filmdiven, die sich frisieren lassen". Die bekannten Zielen. Der technisch Interessierte findet einen Schalt­plan für einen Gleichstrom- Negempfänger" und wird mit dem wich Volksfunt" zeigt die Zusammenhänge von Rundfunk und Dik­zu lesen.

Radio. Die Borgänge in der Chikagoer Kongreßhalle wurden über- tigen Problem des" fingenden und sprechenden Papiers" bekannt.

Präsident Hoover hörte seine und Curtius' Wiederaufstellung im tragen. Man hörte die Jubelrufe der Delegierten und die Musik­tapellen, die ihr möglichstes taten, um den Beifall, der angesichts der trüben Zeiten nicht so laut wie früher erscholl, zu verstärken. Der Vorsitzende verkündete als Kampfruf der Republikaner  : ,, Vor­märts mit Hooper!"

Otto Böttcher, Memel  , gestorben. Der frühere Präsident des Memel  - Direttoriums Otto Böttcher ist im Alter von 50 Jahren gestorben

Das 10. Internationale Musikfest für neue Musik wurde gestern in Wien   mit einer Ansprache des Bundespräsidenten   im Festsaale

des Rathauses eröffnet.

Im Rose- Garten finden neuerdings Kinder bis zu 12 Jahren in Be gleitung Erwachsener böllig freien Bulak. Der Billigfte Plak bes Rose­Gartens loftet 40 Pf., der bes Rose Theaters 50$ ẞf.

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" 1

Die tänzerische Gestaltung von Petruschka" ist ein überzeugender Beweis für Lizzie Maudrits fluge choreo graphische Begabung, die zum strengen fünstlerischen Aufbau eines Werkes zwingt, aber den seinen Linien angepaßten dekorativen Schnörkel nicht verschmäht. Ihr Betruschka"-Ballett wird nicht nur laut Programmanfündigung zu ,, burlesken Tanzszenen"; es bewegt fich heiter, bunt, in breiter Bewegung über die Bühne, als hübsches, sehr volkstümlich geformtes Schaubild. Diese gelentige, glänzend disziplinierte Tänzerschar gestaltet es wie in übermütigem Spiel aus den musikalischen Farben und Kontrasten. Man kann sich als un­beteiligter Zuschauer auf das angenehmste unterhalten lassen von den grotesken Sprüngen der Marionetten und den lebendigen Jahr­marktsszenen mit den prachtvoll durchgearbeiteten Tänzen der Ammen und Bauern. Besonders wirksam gegeneinander gestellt und miteinander verflochten ist hier das kichernd verliebte Wippen der Frauenbewegungen und die plumpe Gelenfigkeit des Bauern­chors.

Dach hinter dieser farbenfrohen Schauwelt geistert etwas an­beres, eine unwirkliche Wirklichkeit, die an die geistige Heimat von E. T. A. Hoffmann und Wedekind grenzt. Die zum Leben er­wachten Marionetten spielen, lieben, leiden puppenhaft- menschlich, menschlich- puppenhaft. Ihre fomisch primitive Kulissenwelt ist nicht so sehr verschieden von der Kulissenwelt des Jahrmarktes, die das puppenhafte Gebahren der Menschen umschließt. Petruschka, die verliebte Marionette, fämpft um die schöne Puppe des Theaters, die Ballerina, die sein Partner, der Maure, gewonnen hat. Er ist die menschliche Erscheinung unter Marionetten. Seine Gesten suchen, bitten, flagen in das neugierig dumme Starren, dem sein Tod, sein Zurückfinken in Puppenhaftigkeit, Befreiung von bösem Zauber be­

deutet.

In der tänzerischen Ausdeutung dieses Ausklanges hat Lizzie Maudrik das Beste geleistet; es wird ein leeres, müdes, refignie­rendes Abgleiten. Georg Grote, der Tänzer des Petruschka, hat hier ganz große Momente voll lautloser Tragit. Der Anfang des Spiels belastet ihn ein wenig zu sehr mit Zappelei. Hervorzuheben als Solisten: Ruth Abramowitsch  , Edgar Frank als Tanzpartner im Puppenspiel; unter den Ammen Erna Sydow und Alice Uhlen.

Frederik van Eeden  .

Tes.

In Bussum   bei Amsterdam   starb gestern ber holländische Dichter Frederik van Geden nach mehrmonatiger Erkrankung im 73. Lebensjahr. Als er vor zwei Jahren seinen 70. Geburtstag be­Heimat ein Fremdling geworden war. Er hatte von früh an ganz ging, da zeigte es sich, daß er schon zu Lebzeiten in seiner eigenen andere Bege eingeschlagen, als fie in dem realistischen Holland   üblich waren. Er gehörte jenem anderen Holland der Abwegigen und Ein­gänger an. Er wollte mit dem Holland   ,, der satten Selbstzufrieden­heit und des platten Berstandesdünkels" nichts zu tun haben. Gern

wollte er einer anderen Nation zugeteilt werden.

Frederik van Eeden  , der am 3. April 1860 zu Haarlem   geboren wurde, hatte Medizin studiert und war bis in die Mitte der neun­ziger Jahre Direttor einer Klinik für Psychotherapie. Dann ging fleine Johannes" internationalen Erfolg. Es war dies ein er ganz zur Literatur über und hatte mit seinem Roman ,, Der

"

reiner Seelenroman, die märchenhafte Gestaltung einer sich ent­

widelnden Kinderfeele. Weitab von der realistischen Wiedergabe des

Alltagslebens ging er hierin auf eine Wefensschau des Menschen aus, die er auch in den Fortsetzungen und den späteren Romanen nur noch weiter entwickelte.

Der geringe Erfolg, den er bei seinen Landsleuten erzielte, führte ihn immer weiter von den landesüblichen Bahnen ab und bestärkte ihn in seinen Neigungen zum Sonderling. Er gründete 1898 eine fommunistische Veredlungsideen dienende Siedlung Walden" bei Bussum  , die sich natürlich nicht halten konnte. Er setzte sich für den großen Eisenbahnerstreit von 1903 ein und beteiligte sich an einer Genossenschaftsbewegung, die ihn in schwere finanzielle Bedrängnis brachte. Schließlich trat er zum Katholizismus über. Das sollte der Schlußatford zur Symphonie seines Lebens" sein. In der Reihe der großen Abseitigen, zu denen auch sein Landsmann Multatuli   zu rechnen ist, wird van Eeden meiterleben.

Rundfunkmängel- auch anderwärts.

Die Rundfunksenider der Vereinigten Staaten   widmen im Durchschnitt 80 Proz. ihres Programms der Unterhaltung", 7 Broz. Lehrzwecken und 6 Broz. religiösen Dingen. Nach den An­find die Sender mindestens 16 Stunden am Tage in Tätigkeit. gaben des Vizepräsidenten der Buffalo Broadcasting Corporation Es gibt in den Bereinigten Staaten Hunderte von Sendestationen, deren Ausnutzung den Händen von Reklame- und Handelsfirmen überlassen bleibt. Man schäßt, daß rund 12 Millionen amerikanische Familien Empfänger im Hause haben. Auf Grund dieser Tatsachen hat der Vorsitzende des Schriftenverbandes des Nationalkongresses der Eltern und Lehrer" kürzlich die Deffentlichkeit auf die er­ziehungsfeindliche Tendenz des amerikanischen   Rundfunks auf­merkjam gemacht und erklärt, daß der Hollywoodismus" die Kultur ansehen," heißt es in dieser Erklärung, daß eine für die Nation mit der Ausrottung bedrohe. Wir fönnen es nicht länger mit so bedeutungsvolle Bildungsquelle wie der Rundfunk als Monopol reinen Handelsinteressen dient. Bei dem derzeitigen Stand der Dinge, der bei der Ausstellung der Programme dem geschäftlichen

Standpunkt die Vormachtstellung einräumt, haben die örtlichen über die Gedanken und Anschauungen, die dem Teilnehmer ver­Gemeindevertretungen und die Staaten so gut wie feine Kontrolle mittelt werden. Der Rundfunk arbeitet mit banalen und oft genug auch bedenklichen Darbietungen, in die nur selten einmal ein Licht­blick fällt, ständig an der Untergrabung des Erziehungs- und Bile bungsniveaus der Nation.