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Der Chauffeurmord.

Die Brieftasche aus dem Infanteriestiefelschaftt.

Die Berliner   Mordkommission veröffentlicht an den Säulen das bekannte Mordplakat", das sich diesmal auf den Fall Stadie bezieht. Die Anschläge zeigen auch das Photo des Ermordeten und die Tage, die er fuhr. Es wurde bisher ermittelt, daß Stadie mit einer 7,65 Selbstladepistole erschossen wurde.

Die Mörder erbeuteten kau m25 Mark und eine dunkelbraune, aus dem Schaft eines Infanteriestiefels angefertigte und bereits abgetragene Brieftasche. Es ist wichtig für die Kriminal­polizei, zu erfahren, wo etwa diese Brieftasche aufgetaucht ist, wer sie irgendwo in der Hand eines anderen gesehen hatte. Aus dem Umstand, daß die Mörder mit der Tage des von ihnen Getöteten nach Berlin   in rasendem Tempo zurückfuhren, vermutet man, daß es selbst Autofahrer waren. Kurt Stadie wurde am Mittwoch kurz vor 12 Uhr in der Prenzlauer Allee mit seiner Tare gesehen, in der fich jedoch kein Fahrgast zu diesem Zeitpunkt befand. Es ist weiterhin von besonderer Wichtigkeit zu erfahren, ob noch ein Chauffeur in der fraglichen Nacht aufgefordert worden ist, eine Fahrt nach 3ossen Telz zu machen, die dieser vielleicht abgelehnt hat. Ueber die Brieftasche des Ermordeten gab dessen Mutter noch an, daß sie Delflecke habe und dadurch besonders auffalle.

Zwei Tote bei Autobusunglück. Gegen ein Pferdegespann geraft.- Sieben Schwerverletzte.

Paris  , 1. August.

In der Nähe von Toulon   ereignete sich am Sonntag ein schweres Verkehrsunglüd, wobei zwei Personen getötet und sieben zum Teil sehr schwer verletzt wurden. Ein Ausflüglerautobus rajte in voller Fahrt gegen ein Pferdegespann und kippte um. Von den 15 Insassen des Autobus waren zwei auf der Stelle tot, während sieben andere durch Glas- und Holzsplitter sowie durch Knochenbrüche und Quetschungen zum Teil schwere Verletzungen davontrugen und in ein Krankenhaus überführt werden mußten.

Lübeck  , 1. August.

Am Sonntag fuhr der Kraftwagen eines Hamburger Möbel­händlers kurz vor Travemünde   gegen einen Baum. Die Frau des Wagenbesitzers war jofort to t. Ihr war der Schädel völlig zertrümmert worden. Der Möbelhändler selbst erlitt einen Schädel­bruch. Eine weitere Dame aus Hamburg   wurde erheblich verletzt.

Grubenunglück in Oberhausen  .

Bisher zwei Tote, mehrere Schwerverletzte.

Oberhausen  , 31. Juli. Auf der Zeche Concordia Schacht 4/5 Revier 20 ging gestern auf der sechsten Sohle die C- Rutsche zu Bruch. Bisher wurden zwei Tote und eine An zahl Schwerverletter geborgen. Bei den zwei Toten handelt es sich um die Bergleute Jansen und Katernberg   aus Oberhausen  . Die Bergungsarbeiten dauern noch an.

CTROS

Tragödie im Hochgebirge.

Bier Ausflügler zu Tode gestürzt.

Paris  , 1. Auguft. In den französischen   Alpen, in der Nähe von Chamonig, ereignete sich ein schweres Unglück, das vier italienischen Ausflüglern das Leben kostete. Eine Gruppe von sechs Italienern war zur Be­steigung des sogenannten Zahn des Riesen" aufgebrochen, als kurz vor dem Ziel das einzige Se il riß, das alle sechs miteinander ver­band. Die letzten vier stürzten in eine tiefe Schlucht, während es den beiden anderen im letzten Augenblick gelang, sich an einem vor­springenden Felsblock festzuklammern.

Wasserfatastrophe in China  . 200 Zodesopfer durch Ueberschwemmung. London  , 1. August.

,, Times" meldet aus Hongkong  : In Kanton kam es am Sonnabend infolge starcher Wolkenbrüche zu großen Ueberschwemmungen, bei denen schätzungsweise zwei hundert Personen ertranken, darunter die achtzig Insassen eines Altersheims. Hunderte von Häusern in den Außenbezirken wurden zerstört.

In Estland   hat anläßlich des Zusammentritts des neuen Par­laments der bisherige Parlamentspräsident Karl Einbund   die neue Regierung aus Vertretern der Agrarpartei und der nationalen Mittelpartei gebildet. Er selbst wird Staatsältester( Minister­präsident).

Rundfunk der Woche

Sie suchen die Seele

Am 26. Juli

schrieb der Völkische Beobachter" in einem Artikel Reform des Rundfunks": Der Referentenentwurf des Reichsinnenmini­steriums über Reform des Rundfunks soll... in nächster Woche bereits alle Instanzen passiert haben; das nenen wir Tempo! Für uns besteht kein Grund, eine so rasche Erledigung zu befürworten. Wir begnügten uns vorläufig z. B. schon mit der Erfüllung unserer seit Wochen erhobenen Forderungen betr. die sofortige Abbe= rufung der politischen leberwachungsausschüsse bei den einzelnen Sendegesellschaften und deren Neubesetzung mit zu­verlässigen deutschen   Persönlichkeiten.... Nach Einsetzung eines Reichskommissars für Preußen haben wir bei dieser Stelle erneut die Neubestellung der preußischen Landesvertreter in den Ueber­wachungsausschüssen der Sendegesellschaften in Preußen gefordert. Der Reichskommissar dürfte nun wohl nicht mehr zögern, die Neu­bestellung zu verfügen."

Am 29. Juli

teilte der Referent für Rundfunkangelegenheiten, Ministerialrat Scholz, den aufhorchenden Rundfunkhörern mit: Die derzeitigen politischen Ueberwachungsausschüsse fallen fort." Reichsregierung weiter bekanntgeben, diese Weberwachungsausschüsse Das nennen wir Tempo! Ersetzt werden, wie die Leitsäge" der durch den von dem zuständigen Lande im Einvernehmen mit dem Reichsminister des Innern zu ernennenden Staatsfommis a r", dem der vom Reichsminister des Innern ernannte Reichs tommissar als höchste Instanz in allen Programmfragen über­geordnet ist.

Da der dringendste Wunsch der Nationalsozialisten so umgehende Erfüllung fand, ist es nicht zu bezweifeln, daß die Regierung auch bemüht bleibt, die übrigen in diesem Artikel des Völkischen Beobach ters" vertrauensvoll geäußerten Wünsche weitgehend zu erfüllen. Es handelt sich um die Sicherung der Anerkennung unserer politi­schen und kulturellen Ansprüche an den Rundfunk.... Wenn bei den Wahlen zum Preußischen Landtag 47 Proz. der abgegebenen Parteien und der Rest von 16 Proz. auf die Kommunisten ent­Stimmen auf die NSDAP  . und DNVP., 37 Proz. auf alle übrigen

fielen,

so stünden demgemäß den Nationalsozialisten beinahe die Hälfte aller Rundfunkvorträge zu.

In Wahrheit verhält es sich aber im Vortragswesen der Sendege sellschaften in Preußen so, daß die Vorträge nach ihrer weltanschau lichen und politischen Tendenz zu 22 Proz. kommunistisch, zu 40 Proz. sozialdemokratisch und zu 25 Proz. in der weltanschaulichen Rich­tung der übrigen politischen Parteien verlaufen. Der Rest verteilt sich so, daß 12% Proz. deutschnational tendieren und nur ein halbes Prozent nationalsozialistischer Vortragsstoffe am Rundfunk berücksich tigt werden." Außerdem erklärt der Schreiber des Artikels namens der Reichsleitung der NSDAP.  , Abtlg. Rundfunk", seine höchste Unzufriedenheit darüber, daß die wirtschaftliche und technische Ver­waltung des Rundfunks beim Reichspoſtministerium verbleiben soll. Es beweist sein herzliches Vertrauen zum Reichsinnenminister, daß er die" Belange der Nazis bei ihm am besten gewahrt glaubt!

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Nun, die Programmzusammenstellungen werden ja fünftig von Herrn von Gayls wohlwollender Hand dirigiert werden, oder, in Vertretung, von der seines Sachreferenten, des Nationalsozialisten Scholz, der bereits wie es scheint, nicht ohne guten Grund für den Posten des Reichskommissars genannt wird. Dann wer­den die Programme wohl die erwünschte nationale" Richtung haben, die sie zwar in der letzten Zeit schon deutlich einschlugen, von der sie aber doch noch hier und da abirrten. Auf jeden Fall ist die von den Nationalsozialisten errechnete Vortragsverteilung ist die von den Nationalsozialisten errechnete Vortragsverteilung interessant. Wie sie die 22 Proz. kommunistischer Vorträge gefun­den haben, bleibt allerdings völlig dunkel, da der fommunistischen Weltanschauung das Mikrophon des deutschen Rundfunks bekannt­lich völlig gesperrt ist. Die sozialistische Weltanschauung durfte vor der Papenkreuzregierung in sehr seltenen Morgenfeiern noch längst nicht ein vierzigstel Prozent der Programmdarbietungen ausmach­ten, leise angedeutet werden. Also sind, nach nationalsozialistischer Anschauung, alle volksbildenden Vorträge, soweit sie ihrem Inhalt sozialdemokratisch; dann stimmt die Rechnung ungefähr, und wir nach nicht fleinbürgerlich begrenzt oder konfessionell eingestellt sind, Sozialdemokraten können mit der Anerkennung, die sie uns un­freiwillig ausspricht, zufrieden sein.

Vorträge und Veranstaltungen, die Parteianschauungen zum Ausdruck brachten, gab es bis vor kurzem im deutschen Rund­funk überhaupt nur in verhältnismäßig sehr geringem Maße. Die weitaus größte Anzahl dieser weltanschaulich abgestempelten Vorträge zeigten christlich konfessionelle Färbung; ein zeitweise recht erheblicher Teil war ausgesprochen nationalsozialistisch abgestimmt. Einen winzigen Raum nahmen die freireligiösen Morgenfeiern und Uebertragungen sozialistischer" Veranstaltungen ein meist Sängerveranstaltungen, die, im Gegensatz zu den von nationalisti­

scher Seite übernommenen, überhaupt keinen weltanschaulichen Stempel trugen.

Was jetzt werden soll, ist schon deutlich erkennbar. Die natio­

nalistische Linie hat sich von Woche zu Woche klarer entwickelt. Die Parteipropaganda, die bisher vom Rundfunk ferngehalten wurde, macht sich breit sofern sie die Nationalsozialisten und die ihr nahestehenden Kreise betrifft.

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stügt. Die objektiven Berichte geben täglich kunde von den Blut­Sie wird durch die Baronsregierung nach besten Kräften unter­taten der Nazis die Regierung preist die Nationalsozialisten bei­nahe täglich durch den Rundfunk als aufbauwillige und verfassungs­treue Kräfte" an. Es ist keine Frage, daß auf dem Lande diese hat, um so mehr, als die Regierung der Barone nicht versäumte, Wahlpropaganda ihre Früchte für die Nationalsozialisten getragen per Rundfunk die wirklich verfassungstreuen Parteien in Mißkredit zu bringen. Diese Bemühungen führten zu manchmal beinahe grotesken Formulierungen; so, wenn der großagrarische Landwirt­schaftsminister Freiherr von Braun einen siedlerfreundlichen Vor­trag hielt, in dem er jenen Parteien, die nicht nur in der Theorie der Wahlvorträge, sondern in der Praxis für die ländliche Siedlung schen Gegnern eins auszuwischen. Kräfte, die in Wahrheit aufbau­eingetreten sind, nachsagte, sie hätten das getan, um ihren politi­willig sind, wurden mit dieser ministeriellen Formulierung als de­ſtruttiv hingestellt. Wenn man auch verstehen kann, daß die Baron­regierung in den Kreisen, die sie stützen, erfahren hat, daß Haß= momente häufig die ausschlaggebende Triebkraft für sogenanntes politisches" Handeln sein können, so mutet es doch ungeheuerlich an, daß ein Reichsminister ohne irgendwelchen Beweis dafür geben zu können, Aufbauwillen in Zerstörungswillen umfärbt, weil er aus einer den Freiherren   nicht genehmen Richtung kommt.

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Die Weltanschauung  " der Rundfunkhörer wird weiterhin zweifellos nach besten Kräften in die den Nationalsozialisten und der Regierung genehmen Bahnen geleitet werden. Das Gefühl", das ohne vernünftiges Denken sich für Haß oder Begeisterung ent­schlag, die freie, vorurteilslose Bildung, wird weitgehend ver­scheidet, wird liebevoll gepflegt werden. Der sozialistische" Ein­

schwinden.

Herr Scholz

fagte in seiner Rede vor dem Mikrophon, der Rundfunk soll und muß die Seele des deutschen   Volkes zu erfassen suchen, wahre, echte, volksbildnerische Arbeit leisten und sich in flarer, zielbewußter Weise in den Dienst des deutschen   Volkstums und der nationalen Idee stellen". Der Kampf um die Seele des deutschen Volkes" ist der Titel einer

Programmschrift des Dinta

( Deutsches Institut für technische Arbeitsschulung), der in höchstem Maße sozialreaktionären Forschungsstätte", die sich die deutschen  Großunternehmer viel Geld kosten lassen; seine Hauptaufgabe ist, auf Zerschlagung des Gewerkschaftsgeistes und Errichtung einer ständisch scharf gestuften Fabrikbelegschaft hinzuarbeiten. Auch das Dinta beschäftigt sich sehr eingehend mit der Verbreitung von Volks­bildung", mit solcher nämlich, die die Arbeiterschaft von jedem Den­fen fernhalten soll. Geheimrat Arnold, der Kopf des Dinta, er­flärte: Letzten Endes soll die Erziehung der Belegschaften in un­serer Industrie Ersaz für das alte Heer sein. Der Arbei­ter muß begreifen lernen, daß im Produktionsprozeß mehr gedient als verdient werden muß. Wir sind der Ueberzeugung, daß uns der Herrgott an diese Stelle gesezt hat, und werden versuchen, die uns gestellten Aufgaben zu lösen." Wenn man statt in unserer Indu­strie" in Landwirtschaft und Industrie" liest, so könnte das aus einer der zahlreichen Mikrophonreden unserer Regierungsbarone sein. Die Parallelität der Anschauungen und der Ausdrucksweise ist verblüffend.

Es erübrigt sich nach Aufzeichnung dieser schön geschlossenen Kreislinie zwischen Nationalsozialismus  , Großindustrie, Baronen und Großagrariern jeder weitere Kommentar. Auch ohne die be­meisträftigen Beispiele der letzten Wochen ließe sich der neue Kurs, in den der Rundfunk von Regierungs wegen geleitet werden soll, voraussagen. Das deutsche   Volk hat am Wahltag gezeigt, daß der ständige Denken nicht verlernt hat. Es wird auch der ihm zuge größte Teil von ihm trotz aller schönen Worte von oben" das selb­dachten Rundfunt- ,, Erziehung" gegenüber wachsam sein.

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Tes.

Wetter für Berlin  : Veränderlich mit einzelnen Schauern und finkenden Temperaturen, westöstlichen Winden. Für Deutschland  : In West- und Mitteldeutschland veränderlich mit örtlichen Schauern, auch im Osten Abkühlung und Gewitterregen.

Verantwortl. für die Redaktion: Rich. Bernstein, Berlin  ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin  . Verlag: Borwärts Berlag G. m. b. H., Berlin  . Drud: Borwärts Buch  . druckerei und Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW 68. Lindenstr. 3. Hierzu 1 Beilage.

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