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verfügt und, wie sich tu den letzten Jahren gezeigt hat, großer Ausdehnung fähig ist. Wie sehr ihnen anch die Ge- werkschaft zuwider sein mag, so kann man sich des Gedankens nicht verschlagen, daß irgend ein geheimer Nebenzweck ihrem Vorgehen zu gründe liegt. Der günstige Stand der Schiffs- Maschinenbau- Industrie, der jüngst eine große Firma in Accrington(Lancashire  ) ver­anlaßt hat, nnanfgefordert ihren Arbeitern eine Lohnaufbesserung zu bewilligen, hat die organisirtcn Arbeiter der verschiedenen Branchen dieser Industrie in Manchester   veranlaßt, eine Lohn- erhShung von 2 Shilling die Woche zu verlangen. Die Antwort der Unternehmer soll am S. September erfolgen. Auch an anderen Orten regt eS sich in der Industrie. Von sonstigen Lohnbewegungen, die sich im Moment hier abspiele», sei»och der Versuch der Zwischenmeister der Kon- feklionsschneiderei erwähnt, durch organisirleS gleichmäßiges Vorgehen bessere Arbeitspreife von den Koufektionsfirmen zu erlangen. Unter den Arbeitern herrschte bisher Meinungs- Verschiedenheit darüber, ob sie die Meister in diesem Kampfe unterstützen sollen oder nicht. Die einen, an deren Spitze der Agitator Lewis Lyons steht, waren von Anbeginn an dafür,«ine sehr starke Sektion aber erklärte sich sehr ent- schieden dagegen, für die Meister die Kastanien au? dem Feuer zu holen, bevor nicht ganz bestimmte Bürgschaften gegeben, daß dieselben nicht wiederum hinterher den Arbeitern ihr Wort brechen und die errungenen Vortheile für sich allein behalten. Jetzt macht die von Lewis Lyons geführte Organisation bekannt, daß die Meister sich bereit erklärt hätten: 1. die Arbeitszeit auf lOVe Stunden herabzusetzen, 2. nur organifirte Arbeiter zu bc- schäftigen, wogegen die organisirten Arbeiter nur bei Verbands- meistern arbeiten sollen, und 3. gemeinsam mit Vertrauensleuten der Arbeiter von Zeit zu Zeit Lohnlisten auszustellen. Es fragt sich aber, wie viele Meister hinter diesem Versprechen stehen. Dolikische Meberstchk. Berlin  , 31. August. Der russische Minister des Auswärtigen Fürst Lobanow Rostowski ist auf der Reise von Wien   nach Kiew  im Hofzuge plötzlich gestorben. Fürst Lobanow hat ein Alter von 71 Jahren erreicht. Er hat in der inneren Ver waltung wie im auswärtigen Dienste hohe Posten eingenommen. Bei fast allen Großmächten war er akkreditirt. Kurz nach seiner Ernennung zum Botschafter in Berlin   wurde er zum Mr nister des Auswärligen ernannt. Knapp V/t Jahre war er auf diesem Posten thätig. Er galt als ein Vertreter friedlicher Politik, und als geschulter und erfahrener Diplomat. Sein Tod fällt in den Anfang der großen Reisen des Zaren und wird deshalb in Rußland   doppelt unangenehm empfunden werden. Da aber von Personen die Haltung der Politik eines großen Reiches nicht abhängi ist, so wird der Tod Lobanow's eine Aenderung der Politi die Rußland   in der letzten Zeit befolgt hat, nicht herbei führen. Chronik der Majestätsbeleidigungs« Prozesse. Wegen MajestätSbeleidignng, deren sich. wie schon früher gemeldet, Genosse Jahn in einer Versammlung der Sattler schuldig gemacht haben sollte und deshalb vom Land. gericht I zu 4 Monaten Gefängniß verurtheilt wurde, fand gestern wieder Verhandlung statt vor der zweite» Strafkammer des Landgerichts II  , an welches die Sache vom Reichsgericht unter Aufhebung des Urtheils erster Instanz zurückverwiese» worden war. Da die von Jahn vorgeschlagenen Zeugen nicht geladen worden waren, wurde auf seinen Antrag hin die Ver- Handlung behufs Vernehmung der Zeugen vertagt. Wegen Majestätsbeleidigung vernrtheilte die Schneidemühler Strafkammer den Schuhmacher Franz Soltyflak aus Czarnikau  zu vier Monaten Gefängniß. Bei der Verhandlung war die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. »« Deutsches Reich  . Zur inneren Lag« schreibt der oft offiziös bedient« Hamb. Korrespondent": Man darf nicht verkenne», daß der springende Punkt der jüngsten Krisis, die das Ausscheiden des Kriegsministers v. Bronsart zur Folge hatte, n i ch t beseitigt ist: das Ver- hältniß zwischen verantwortliche» und unverantwortlichen Rath gebern der Krone, zwischen Miniftern und Militärkabinett hat zwar in einem Spezialfalls einen Ausgleich, aber keineswegs eine grundsätzliche und dauernde Lösung er- fahren. Darin liegen für die Zukunft die Keime neuer Krisen. lieber Vorbereitungen zum national­liberalen Parteitag berichtet derHannover  'sche Konrier": Parteigenossen auS dem Wahlkreise Hannover  . Linden erörtern eine Reihe Anträge: Der erste Antrag giebt dem Wunsche Ausdruck, daß auf dem Delegirtem tage die Stellung der Partei zur Regierung und de» anderen Parteien und besonders die Verhältnisse inner- halb der nationalliberalen Partei einer eingehe» den Erörterung unterzogen werden, und dies auch bei der Aufstellung der Tagesordnnng für den Delegirtentag zum Ausdruck gebracht werde. Die Besprechung dieses Punktes wurde als wichtigste Ausgabe des Delegirtentagcs bezeichnet. Ein zweiter Antrag deutet die Richtung an, in der nach der Meinung unseres Reichs. tags-Wahlkreises der Delegirtentag hierzu Stellung nehmen sollte. Ev wird darin betont, daß die nationalliberale Partei mit Rück. ficht auf die allgemeine politische Situation sowie die Ver. Hältnisse in den anderen Parteien ihre Unabhängigkeit nach recht? und links, wie der Regierung gegen- über wahren müsse, und daß ste die Vertretung der Grundsätze des gemäßigten Liberalismus als ihre Aufgabe betrachtet, die jede Verletzung der konstilutionellen Grundsätze ebenso ausschließt wie Konzessionen an den Ultramontanismus, zu denen sich die Regierung mit Rücksicht auf die parlamentarische Machtstellung des Zentrums ent- schließen könnte. Auf wirthschaftlichem Gebiete, so wird weiter ausgeführt, müsse die Partei ebenfalls ihren Charakter als Mittelpartei wahren und verlangen, ihre parlamentarischen Vertreter nicht extreme wirthschastliche Forderungen, agitatorischen Z,v ecken dienen, eintreten. weiterer Antrag zu der auf der vorläufigen Tages ordnung des DelegirtentageS vorgeseheneu Erörterung über die Finanz wirthschaft in Reich und Staat giebt dem Wunsche Ausdruck, daß die Finanzverwallung gegenüber den kulturellen Slaatsaufgaben in Zukunft weniger Zurück- Haltung zeige als bisher. Fernere Anträge beschäftigen sich mit der geplante» Abänderung des preußischen Vereins- gesetzes und der Reform der Militär-Straf- prozeß-Ordnung. Würden über diese Anträge ernste Debatten geführt, so wäre der Zerfall der nationalliberalen Partei unausbleiblich. Glück auf zun» nächsten Parteitage. Illustrationen zum zweierlei Recht in D e n l s ch l a n d. Rr. l. Letzten Sonntag wurde in Harburg   ein B i c y c l e- Preiskorso abgehalten, der eine Reihe Straßen passirte. Am Schlnsse der deswegen erlassenen polizeilichen Bekanntmachung heißt es:Ans grund des§ 13 der Straßen ordnung müssen alle Fuhrwerke, welclie geordneten Züg-ii begegnen oder ihnen folgen, denselben ausweiche» imd wenn der St a u m dazu fehlt, so lange st i l l h a l t e n. bis der Zug vorüber ist. Auch wird hierdurch an- daß für die Ein geordnet, daß während der Dauer des Passirens des KossoS in den engeren Straßen(Rofenstraße, Am Berge. Kleine Bäcker- straße, Auf dem Meere, Bei der St. Michaeliskirche, Aus der Alt- stadt, Grapengießerstraße), sowie auf den Brücken im Zuge der Schlachthausstraße und der Altenbrückerthorsiraße Fuhrwerke oder Berkehrshindernisse irgend welcher Art nicht aufgestellt sein dürfen. Die Polizeidirektion. Schlüter." Nr. 2. In deniselben Harburg sind in letzter Zeit den Arbeitervereinen alle Gesuche, im Zuge durch die Straßen der Stadt marschiren zu dürfen, mit der Begründung abgeschlagen worden, daß die Ordnung auf den Straßen da- durch gefährdet würde! Es ist doch merkwürdig, daß bei einem Bicycle  -Korso eine solche Gefährdung der Straßenordnung nicht zu erwarten ist. Bei einem Ausmarsch des Arbeiter-TnrnvereinS, der Sänger beim Sängerfest u. s. w. hätte die Polizei nicht einmal nöthig gehabt, das Ausweichen und Stillhallen der Fuhrwerke und die Räumung der Straßen von Verkehrshindernissen anzuordnen, nichtsdestoweniger hat sie den Arbeitervereinen verboten, einen Aufzug zu veranstalten, während sie dem Strainpel- Korso nicht nur keine Schwierigkeiten bereitet, sondern kraft der Polizeigewalt die Wege ebnet. Aber: Wenn zwcidasselbe thun, ist es nicht das. selbe, sagt Herr Schönstedt  , und er muß das als preußischer Justizminister doch genau wissen! Nach russischen Mustern. Massen-Ausweisungen russischer Unterthanen anläßlich des Zarenbesuches werden aus Breslau   gemeldet. Man schreibt derFrankfurter Zeitung  von dort:Das Polizeipräsidium übt anläßlich des Zareiibesnch andauernd eine scharfe Kontrolle über die Besucher Bceslau's aus Nussisch-Pole» aus. Die betreffenden Personen werde» ange. wiesen,»ach Protokollirung ihrer Personalien und de? Aufent. baltsortes, des Zweckes ihrer Anwesenheit und ihrer hiesigen Wohnung die Stadt bis zum 1. September zu verlassen." Ganz so wie im heiligen Rußland   selbst. Wenn der Zarin eine Stadt kommt, werden alle der Polizei irgendwie verdächtig erscheinenden Personen ausgewiesen bezw. eingesperrt. Wie kommt man aber in Preußen dazu, derartige Grundsätze a»zu< wenden? Eine außerordentliche Findigkeit auf dem Gebiete deS S t e u e r w e s e u s dokumenliren die Stadt verordneten von Koblenz  . Sie haben nämlich in ihrer letzten Sitzung beschlossen, Hühner und Hähne ebenfalls dem Steuerzwange zu unterwerfen, und zwar sollen für ei» Stück Federvieh über zwei Kilo 80 Pf. und für»in solches bis zn zwei Kilo 10 Pf. Steuer erhoben werden; für Krammetsvögel sind ferner pro Stück 3 Pf. zu zahlen. Nur noch die Tänbchen bleiben steuerfrei. Zwickau  , 31. August.(Eig. Bericht.) Mit Auflegung der Umsatzsteuern für Konsumvereine wird unerschrocken fortgefahren; so beschloß am 28. August der Gemeinderath von Marienthat mit S gegen 8 Stimmen die Grundsteuer um ö pCt. zu erniedrigen, dagegen die Konsumvereine und Aktiengesellschaften mit 4 pCt. vom Umsatz zn belegen. Getroffen wird hier die Filiale des Echedewitzer Konsumvereins. Wiirzbnrg, 28. August. Wie nothwendig eine größere Berücksichtigung der Psychologie bei der Ausbildung der Aerzte, besonders aber der Militärärzte ist, beweist wieder einmal die Behandlung eines geisteskranken Soldaten deS 4. bayerischen Infanterie- Regiments in Metz   als Simu lauten, dessen Geisteskrankheit jetzt ohne Zweifel feststeht. Dem Würzb. Journ." entnehmen wir darüber folgendes; Der Bäcker Bechtold aus Rineck(Unlerfranken) ließ, nachdem er einige Zeit beim Militär in Metz   gestanden hatte, nach Mitlheiliing seines Feldwebels an Bechtold's Vater Spuren von Geisteskrankheit er- kennen. Anstatt ihn nun zur Beobachtung in eine Irrenanstalt zn ver- bringen, wurde diese Beobachtung in der Kaserne angestellt. Das Ergebniß war, daß Bechtold als Simulant angesehen wurde, der durch entsprechenden Drill und Befirnfnng gebessert werden sollte. Die Osterfeiertage verbrachte der Unglückliche im Mittclarrest »nd während der Psingstfeiertage mußte er wegen Achtung Verletzung 13 Tage Dunkelarrest verbüßen. Aus dem Dunkelarrest entlassen, wurde er wieder zum Exerzierplatz geführt, woselbst er daS Gewehr weit von sich warf und den Versuch niachte, sich in den vorüberfließenden Moselkanal zu stürze». Er wurde noch rech! zeitig davon abgehalten, und nun erst brachte man ihn in die Irrenanstalt Saargemünd  , wo seine Geisteskrankeit auch thatsächlich festgestellt wurde. Was dem ganzen die Krone auf setzt, ist die Weigerung des Militärfikns. für die Unterbringung des beim Militär geisteskrank gewordene» Bechtold zu sorgen, da der Behandlung beim Militär nickt die Schuld an der geistigen Er- krankung zuzuschreiben sei. Und so soll denn der geisteskranke Bechtold ans Kosten seines Vaters und event. der Gemeinde in der unterfränkische» Kreisirrenanstalt Werneck untergebracht werden. Da die von dieser Verfügung Betroffene» bereits einen Rechtsanwalt mit der Klagestellung gegen den Mililärfiskus auf Alimentation des Bechtold betraut haben, wird die Sache zum gerichtlichen Austrag kommen. Schweiz  . Zürich  , 23. August.(Eigener Bericht). Daß der inter  - nationale Sozialistenkongreß in London   noch ein Nachspiel im waadtländtschen Großen Rathe(Landtag) haben werde, hat wohl keiner der Theilnehmer geahnt. Aber der kapitalistisch-konservative Politiker v.(?) Hakler hatte das Be dürfniß, die waadtländische Regierung anzufragen, ob sie unserem Genossen Major, der am Lehrerseminar als Professor der Geschichte wirkt, die Ermächtigung zur Theilnahme am Kongreß ertheilt habe. Erzieh nngsdirektor(Ministers R u ch e t antwortete, daß er um eine solche Autorisation nicht angegangen worden sei; Herr Major sei aber auch nichtRcchen- 'chaft über die Verwendung seiner Ferien ch u l d i g und die Behörden hätten nur zu interveniren, wenn Herrn Majors Unterricht gegen das Gesetz verstieße; Grund z» irgend welcher Klage liege»icht im geringsten vor. An der daran geknüpften Debatte betheiligten sich auch unsere Genossen F a u q u e z und P a n ch a u d. Erstem dankte dein Erziehungs direktor für seine Antwort und warf dem Interpellanten seine klägliche Rolle, die er im Rathe spiele, vor. Auch Universttätsproiessor Renard von Lausanne   habe am Londoner   Sozialistenkongreß theilgenommen, gegen ihn aber wagte man nicht vorzugehen. Natürlich seien die Frommen Herr» Professor Major nicht gewogen, weil er aus inneren Motiven dir Reihen des geistlichen Standes verließ. In räthsel- hafter Weise entgegnete v. Hall er, daß er nicht verlangt habe, daß Herr Major gehängt werde; was Herrn Rcnard, den ehe- maligen Komumnarde». betreffe, so werde derselbe, falls er nur einigen Takt besitze, Stillschweigen bewahren. Der penfionirte rofessor Paul V u i l l e t verlangte, daß die Freiheit deS Denkens, chretbens und RedenS de? Lehrerstandes nicht angetastet werde; Zeit wäre es endlich, mehr Toleranz zu entwickeln. Herr Major ei«in ausgezeichneter, von den Zöglingen geliebter Herr. Ge- nasse P a n ch a u d wandt« sich ebenfalls scharf gegen den Inter- pellnnte» und Couch epin hob hervor, daß man in den eid- genösstschen Rathen   doch toleranter sei als im Großen Rath der Waadt  »nd er protestire gegen die Haller'sche Interpellation. Deren blamirter und gegeißelter Urheber erklärte sich von der Antwort des Erziehungsdirektors befriedigt und die Angelegenheit war erledigt. Bern, 29. August. Der Regierun gSrath von Graubünden ersuchte den Bundesrath, zur Wiedereröffnung der feit April für die Bieh-Ausfuhr nach Bayern   geschlossenen Zollstellen Schritt« zu thun. Basel  . Die Vertrauensleute der sozialdemokratischen Partei stellen als offiziellen Kandidaten für die im Herbste stattfindenden Nationalraths-Wahlen de» Genosse» Wullschleger. Redakceur vom Vorwärts" aus. Dem Parteikomitee wird Austrag erlheilt, für die nächste VertrauenSmänner-Sstzmig weitere geeignete Kandi- baten vorzuschlagen. Basel   sendet vier Abgeordnete in den Nationalrath. Spanien  . Madrid  , 26. August.(Eig Ber.) Kubanische?. Aus Kuba   scheinen sich die Aufständischen und Spanier«inander in der gewaltsamen Verarmung des Landes zu überbieten; denn beide Parteien haben unter Androhung schwerer Strafen die Arbeiten auf den Zucker- und Kaffeeplantagen ver- boten; allerdings auS verschiedenen Gründen. Die Anfständischen würden die Bearbeitung der Plantagen gestatten, wenn die Besitzer derselben die ihnen von den Anfständischen auferlegte Steuer zahlen würden. Da ihnen das aber von den Spaniern verboten ist, und sie selbst es wohl auch nicht wollen, sind sie stets mit dem Tode dedroht»nd ihre Besitzungen den Verwüstungen der Insurgenten preisgegeben. Viele Besitzer kommen jedoch zur Einsicht, daß die Anfständischen thatsächliche Herren der Insel sind, und daß die Spanier ihnen keinen Schutz gewähren können. und sind bereit, die von den Insurgenten geforderten Steuer» zu zahlen. Aber darin sehen die Spanier eine materielle Unterstützung des Aufstandes, weil Mittel flüssig gemacht werden, um Waffen und Munition zu kaufen. Weyler will daher«ine Verfügung erlassen, in welcher er die Arbeit auf den Plantagen überhaupt verbietet, und stellt die härtesten Strafen in Aussicht, um seiner Verfügung Geltung zu verschaffen. Die Beobachtung, daß zahlreiche Besitzer sich in feiger Weise den Bedingungen der Anfständischen gefügt hätten, gäben ihm die Veranlassung zu dieser Maßregel. Freilich würde die Arbeitslosigkeit zunehmen; aber es sei ihm lieber, daß die Arbeiter zu de» Aus- ständischen übergingen, als daß diese Mittel erhielten, sich weiter zu verlheidige» und den Krieg fortzusetzen. Wie osfiziöS ver- sichert wird, soll die Verfügung Weyler's auf Kuba   allgemeinen Beifall finden. Canovas. der wohl etwas weiter sieht, bemüht sich, die bedenkliche Verfügung etwas abzuschwächen, indem er erklärt, daß sich unter dem Schutze Weyler's eine Liga von Plantagenbesihern gebildet habe, welche trotz der Drohungen der Insurgenten die Arbeit aufnehmen will. Aber diese Liga dürfte kaum Erfolg haben; denn schon jetzt heißt es, daß die Aufständischen mehr als 30 Kaffeeplantagen an de» verschiedensten Punkte» der Insel zerstört hätten, weil die französischen   Besitzer derselben sich ihren Bedingungen nicht fügen wollle». Entschädignngsgesuche, in denen es sich um Millionen handeln wird, stehen der spanischen   Regierung also wieder einmal in Aussicht. Die französische   Regierung wird wohl freilich etwas höflicher sein, als die amerikanische, und die spanische nicht sofort drängen. Mit dem Aufhören der Regenperiode werden die Auf- ständischen wohl ihre Operationen wieder in größerem Etil auf- nehmen; ihre gegenwärtige Thätigkeit läßt wenigstens darauf schließen. So haben sie wieder zwei Eisenbahnzüge in die Luft gesprengt, einen zwischen Mangas und St, Cristobal, den anderen in der Nähe von Matanzas  . Wie die Zeitungen zu berichten wissen, ist der Eisenbahnzng im ersten Falle fast vollständig zerstört; und die Zahl der Verwundeten soll eine ziemlich be­deutende sein, von Tobten spricht man bekanntlich nienials. Obwohl man sofort die Aufständischen verfolgte, hat man nichts erreicht; dagegen sind während der Verfolgung ein Lieutenant gen. Auch der Eisenbahnzug, 'lerwnndeten zu holen, hatte und ein Telegraphist verloren welcher ausgeschickt wurde, um die mit oen Feindseligkeilen der Aufständischen große Schwierigkeiten zu bestehen. In dem anderen Falle handelte eS sich nur um einen Güterzug und Menschenleben sollen nicht zu beklagen sein. Weiter wird berichtet, daß es dem Jnsurgentenführer Qnintin LandereS gelungen ist, aus der Provinz PinaS del Rio zu enlkommen und den spanischen Kriegsschiffen, welche die Güdknste der Insel überwachen,«in Schnippchen zu schlagen; denn er hat sich jenseits der miliiärischen Linie Mania-Batalano mit zahl- reichen Aufständischen eingeschifft, um diesseits der genannten Linie zn landen. Jetzt besindet er sich mit seinen Truppen auf dem Marsch nach dem Osten der Insel. Endlich berichten die spanischen   Zeitungen, daß da? revo- lutionäre Komitee in New-York   mit der Taktik der Zerstörung auf Kuba   nicht«inverstanden sein soll. Der Auf st and auf den Philippinen läßt sich nicht mehr ableugnen. DieFranks. Ztg." meldet auS San Sebastion: Einer zuverlässigen Information zufolge ist aus den Philippinen der Aufstand von neuem ausgebrochen. Eine bewaffnete Schaar von etwa 4000 Mann wurde von den spanischen   Truppen, unter Verlust von vier Tobten, fünf Verwundeten und sechs Gefangenen zurückgeschlagen. Der Statthalter der Philippinen bittet um Truppenverstärkungen. Der Premierminisler hatte deshalb mit dem Kriegsminister eine Unterredung, wobei sie festsetzten, daß am 2. September tausend Mann und am 7. September weitere tausend Mann nach der gefährdeten Kolonie abgehen sollen. Der Ministerpräsident Canovas del Castillo erklärte in einer Unterredung, der Aufstand aus den Philippinen sei sehr ernster Ratur, er habe jedoch die Zuverficht, daß die Anfständi- scheu bereits zerstreut seien. Des weiteren erkannte der Minister- präsideni an, daß die Lage Spaniens   noch nie so ernst war seit dem Unabhängigkeitskriege, man könne aber auf den Patriotismus aller Parteien zählen. Der Ministerpräsident wird 2000 Mann nach Manilla   an stelle der erbetenen 1000 Mann schicken. Eine amtliche Depesche des Gouverneurs der Philippinen  meldet, daß ein Hanfe von etwa 1000 Separatisten von den Truppen geschlagen worden sei. Die Zahl der an dem Ans- stände Betheiligten übersteige 4000. Der Gouverneur forderte Verstärkung; derselbe hat bereits ein Freiwilligen- Bataillon gebildet. Die Regierung entsendet 1000 Mann Marine-Jnfanterie, welche sich in Cadix eingeschifft haben und 1000 Jäger, welch« sich in Barcelona   nach Manilla   einfchiffen werden. In Manilla   ist ein Aufstand ausgebrochen. Der Krieg?» zustand ist erklärt worden. Bulgarien  . Eine schwere Niederlage hat Fürst erdinand zu verzeichnen, er mußte den KriegSmimfter «troff, den er gern verdrängt hätte, im Amte belassen. Türkei  Konstantinopel  , 31. August. Der gestrige Tag und die ver- gangen« Nacht sind ruhig verlaufen. Man hegt die Hoffnung. daß dank der getroffenen Maßregeln die Ruhe erhalten bleibe. Bis jetzt sind 400 Mohamedaner verhaftet. Ein Offizier und 2 Gendarmen der Wache in Therapia   sind anläßlich deS Zwischenfalls vom 29. d. M. ebenfalls verhastet worden. Nach Meldungen ans Konstantinopel   erhielt die Pforte zestern eine Mittheilung des armenischen Komitees des Inhalts, ) die Revolutionäre ihre Thätigkeit mit allen Kräften sofort von neuem beginnen werden, wenn die Niedermetzelung der Un- chuldigen nicht binnen zwei Stunden aufhören würde. Eine gleiche Mittheilung sollen auch alle Botschafter erhalten haben. Nach einer Depesche aus Konstantinopel   vom Sonnabend wurde die Zahl der armenischen Opfer bereits aus Tausende ge- Schätzt, was jedoch schwer zu prüfen ist. Nach gewissenhaften Nach- orschungen aber scheint erwiesen zu sein, daß mehrere Hunderte nach dem Friedhofe gebracht, sowie inS Meer geworfen sind. Auf türkischer Seite zählt man über 40 Tobte und Ver- wundste, darunter nach offizieller Angabe, auch vier Frauen, welche während de? Angriffs ans die Ottoman» dank im Vorüberfahre,« von einer geworfenen Bombe getroffen wurden. Die Fremden- Kolonien sind wieder mehr beunruhigt. Die allflemeine Ansicht geht dahin, daß, wenn der mohamedauische Pöbel nicht mit den strengsten Mitteln im Zaum gehalten wird, die Ausschreitungen nach einige» Tagen fort- gesetzt werden und die ausgeregfen Volksinstinkte sich auch