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Segen die Andersgläubigen und Fremden wenden könnten. Die fremden Uuterthanen bitten die Botschafter dringend um Inschutznahme. Von nichtösterreichischen Geschäften bezw. Bureaus wurden, wie konstatirt, drei englische, ein französisches, ein deutsches und mehrere italienische geplündert. Ein Schreiber einer Berstcherungs-Agentur, österreichischer Staatsangehöriger, soll erschlagen worden sein. Ueber die Ursachen der letzten Unruhen verlautet folgendes: Eine Aktion war schon lange vorbereitet. Schon im Juni dieses Jahres erhielten die Botschafter Avis vom armenischen Komitee, daß man zu Gewaltthätigkeite» schreiten werde. Nach Aussage des Hauptchess. welcher die Ottomanbank besetzte, sowie aus anderen Beweisen und Anzeichen waren von dem Komitee an verschiedenen Punkten der Stadt das Werfen von Bomben und Angriffe geplant, um einen allgemeinen Aufruhr her­beizufuhren, doch ist dies aus unbekannten Ursachen unterblieben. Für die im großen Maßstabe gedachte Aktion er- mangelte es wahrscheinlich an den geeigneten materiellen und persönlichen Mitteln. Viele Armenier halten im letzten Moment die ihnen zugewiesenen Aufgaben aufgegeben. In Wirklichkeit erfolgte nur der Angriff auf die Bank. Ferner wurde aus die Polizei aus vier Häusern in Galatageschossen. Eine Bombe wurde auf die Polizeidirektion, eine zweite aus eine vom Selamlik kam- mende Abtheilung Militär in der Vorstadt Dasaim geworfen, ohne daß die letztere Schaden anrichtete. Ein Angriff erfolgte in Stambul   auf das Haus Dschelal- Bey's und aus eine Schule in der Stambuler Vorstadt Psamatia und auf ein Wohnhaus am Goldenen Horn  . Durch die Ereignisse wurde so wie im Jahre 1895 die Erbitterung der Mohamedaner hervorgerufen; jedoch ist erwiese», daß die Polizei von den bevorstehenden armenischen Gewaltthätigkeite» theilweife avifirt und vorbereitet war, da kurz, nachdem der Angriff auf die Ottomanbank bekannt geworden war, in den türkischen Stadtvierteln die Parole zur Verfolgung der Armenier ausgegeben wurde. Es begann dann eine förmliche Razzia bei Tag und Nacht gegen die Armenier. Sie wurden in den Straßen und Häusern nieder- gemetzelt. Nur in wenigen Fällen konnten die Flüchtlinge ihr Leben retten. Einzelne Mitglieder der Botschaften waren Augen- zeugen von Todtschlägen. Das offiziöseWiener Fremdenblatt- mißt die Hauptschuld an den Konstantinopeler Grenelszencn der türkische» Re- gierung bei. Denn diese hätte die Rathschläge der Botschafter nicht befolgt und auch durchaus nichts gethan, um dem Anwachsen der.Erregung vorzubeugen. Die türkische   Regierung müsse unbedingt alles aufbieten, um die Ruhe wieder herzustellen. Nur unter dieser Voraussetzung könnten die Bestrebungen der europäischen   Mächte, den Frieden zu erhalten, von Erfolg sein. Kanea, 80. August. Da die Haltung der Mohamedaner auf Kandia immer drohender wird, zieht der Gouverneur Ver- stärkung von 2 Bataillonen in die Stadt; er hat Befehl gegebe», im Nothfall mit Gewalt vorzugehen. In der Provinz Selinos setzen die Mohamedaner die Feindseligkeiten fort! sie sind kürzlich in dem Gefecht von Apopighadi zurückgetrieben worden. Die den Kretern gemachten Zugeständnisse sollen erst dann in kraft treten, wenn die Aufständischen die Feindseligkeiten ein- gestellt haben. Die Besitzungen des englischen Vizekonsuls sowie mehrerer fremder Staatsangehöriger in der Nähe von Kandia wurden von den Türken geplündert und niedergebrannt. Die mehrfach er» folgten Reklamationen bleiben fruchtlos, da die Militär- kommandanten behaupten, von Konstantinopel   den direkten Befehl erhalten zu haben, die Feindseligkeiten nicht einzustellen. Die Pforte befahl den Eisenbahn-Verwaltungeu, sür die fremden Angestellten türkische Unterthanen einzustellen. Die Ost-Eisenbahnen weigern sich, die? zu thnn, und drohen, de» Betrieb einzustellen. Ostasten. Nach einer Meldung aus Tokio   seien in Schantung in China   Unruhen gegen die Christen ausgebrochen. Etwa 1000 Mitglieder eines Geheimbundes hätten 30 katholische Missionen zerstört. Die chinesische Regierung habe Truppen zur Unterdrückung der Un- ruhen entsandt. Ueber etwaige Verluste an Menschenleben sei noch nichts bekannt. Amerika  . New-Dork, 19. August.  (Eig. 83er.) In der letzten Woche sind aus zwei Plätzen des Landes höchst interessante Nachrichten eingegangen. Die eine betrifft daS in Tennessee City, Tennessee  , erscheinendeDdo Oowinx bsaikm-, welches mit seinen angeblich 40 000 Abonnenten eines der bedeutendsten Organe derPeoples Party  " war. Dasselbe enthielt kürzlich die Erklärung, daß die populistische Partei ihre Versprechungen, sie würde für die Befreiung der Arbeiter vom Joch der Lohnsklaverei eintreten, nicht gehalten, sondern sich den Silberkönigen und der Klein- bürgerklnffe in die Arme geworfen habe. Aus diesem Grunde bleibe den Arbeitern nichts anderes übrig, als sich dem Sozialismus zuzuwenden. Die andere Nachricht kommt aus Kansas City  , Missouri  , und betrifft das dortige bisher popu- listische Blatt.Axxeul to Eeason"(Appell an die Vernunft"), welches nach der Konvention der Volkspartei für die von der- selben beschloffene Nominativ» des demokratischen Präsident' schaftskandidate» Bryan eingetreten war. Die Leser des Blattes scheinen dies aber derart übel genommen zu haben, daß die Re» daklion völligumsattelte" und in der letzten Nummer erklärte. nicht Bryan-Sewell oder Bryan-Watsou seien die Kaudi- dalen, für welche die amerikanischen   Arbeiter stimmen sollten, sondern Matchett und Maguire, die Bannerträger der sozialistischen  Arbeiterpartei, der einzigen Partei, welche ein Programm besitze, das die Beseitigung des Kapitalismus und die genossenschaftliche Produktionsweise, die Uebernahme des Grund und Bodens und der Arbeitsmittel durch das Volk verlange. In Kansas City  bat unsere Partei schon seit Jahren festen Fuß gefaßt und ist dort also Gelegenheit gegeben, die Situation»ach Kräften aus- zunutzen. An dem anderen Ort dagegen existirt leine Organi- sation unserer Partei; immerhin dürfte aber auch dort ein Kern von Genossen vorhanden fein, welcher dnrch den unverhofften Sulkurs angespornt wird, die Bewegung in Fluß zu bringen. Zn deu   Differenzen in der Redaktion desVorwärts" bemerkt die antisemitische ZeitungDas Volk", dasHaupt der Opposition gegen Liebknecht" sei der Abg. E i n g e r. Dar­auf haben wir zu erwidern, daß unser Genosse Singer sowohl wie alle übrigen Mitglieder der Parteileitung während der ganzen Zeit, seitdem die Differenzen spielen, fern von Berlin  waren und noch sind, also schon auS diesem Grunde keinerlei Antheil an der fragliche» Redaktionsaiwelegenheit haben, sich daher auch nicht mündlich über die Sache äußern konnten. Ebenso wenig haben sie es bis jetzt brieflich gethan. Außerdem bedürfen Redakteure desVorwärts" keines Anführers, um ihre Meinung darzuthnn und zu vertreten. Parteikonferenz des KreiseS Ruppin-Tcmplin. Am 23. August wurde in Gransee   die 3. Parteikonferenz des Kreises giuppin-Templin abgehalten. Anwesend waren Dele- airte aus ld Orten, ferner der Reichstagskandidat Apelt. Redakteur H u t h von derBrandenburgischen Zeitung- und Genosse Rietz aus Berlin   von der Agilalionskommiision für die Provinz Brandenburg  . Der Kreisvertrauensmann K r a s e- m a n n führte im Bericht über seine Thätigkeit u. a. aus, daß dnrch die Reichstags-Ersatzwahl neue Begeisterung und neues Leben unter den Genossen geweckt worden ist, und auch mit dem Stjminergebniß könne man unter den obwaltenden Umständen zufrieden sein. Mehrfach erreichte in kleinen Orten unsere Partei die Majorität und nur wenige Orte sind es, wo keine sozialdemokratische Stimme abgegeben wurden. Im Jahre 1893 waren 17 pCt. der abgegebenen Stimmen sozialdemokratische, diesmal 21 pCt. Ein Beweis, daß auch in diesem vor» wiegend ländlichen Kreise die Sozialdemokratie Fortschritte macht. Versammlungen konnten im Ruppiner Kreise genügend abgehalten werden, während im Templiner   Kreise wegen der Maßnahmen der Behörden und der Junker nur eine einzige mög- lich war. Der Kassenbericht wies eine Einnahme von 866,40 M. und eine Ausgabe von 505,99 M. auf. Dem Kreis- Vertrauens- mann wurde auf Antrag der Revisoren Decharge ertheilt. Aus den Berichten der Bezirksvertrauenspersonen ist hervorzuheben, daß die Presse leider nur schwach verbreitet ist. Das Gesammt- resultat stellt sich folgendermaßen: Gelesen wird dieBranden- bnrger Zeitung" in ca. 50, dasVolksblatt" in ca. 40, der Wahre Jacob" in 220, derPostillon" in ca. 40 Exemplaren. Außerdem wird noch derVorwärts" und dieMecklenburgische Volkszeitung" in mehreren Exemplaren gehalten. Ueber den Punkt Presse" entspann sich eine rege Debatte. Genosse Hu th trat dafür ein, daß für das anerkannte Organ, dieBrandenburger Zeitung", energischer agitirt werden möge; auch wäre es wünschenswerth, wenn der Redaktion bedeutend mehr Korrespondenzen auS dem Kreise zugingen als bisher; ferner sei es zu bedauern, daß im Kreise zwei Parteiblätter gelesen werden, darunter hätten beide zu leiden; wolle man größere Er- folge, so müsse die Parteipresse in viel größerem Maße gelesen werden. In gleichem Sinne äußerten sich die Genossen Apelt K r a s e m a n n und Rieh. Letzterer hob noch hervor, daß es für diesen ländlichen Kreis schwer hält, ein täglich erscheinendes Parteiblatt einzuführen, daher erkläre eS sich auch, daß zwei Parteiblätter im Kreise gelesen werden. Die Agitations- Koni- Mission beabsichtigt, wenn die Provinzialkonferenz ihre Zustimmung giebt, allmonatlich oder vierteljährlich, namentlich in den schwachen Kreisen, sür rege Verbreitung der Parteiblätter Sorge zu tragen und glaubt, daß dies Erfolg haben werde. Mittag- Zehdenick sprach sich für dieBrandenburger Zeitung" aus. R a b e n o w- Rheinsberg meint, die Partciblätter seien zu theuer. die bürgerlichen Blätter billiger, insofern halte es schwer. Abonnenten auf unsere Presse zu be- kommen. Sämmtliche Redner waren darin einig, daß eine energische Agitation für die Presse entfaltet werden muß. Ein dahingehender Antrag wurde einstimmig angenommen. Als Delegirte zur Provinzialkonferenz wählte mau, nachdem noch Rietz auf die wichtige Tagesordnung derselben hingewiesen hatte, die Genossen Apelt- Berlin  , G ru b u s ch- Templin und D i e k o w- Neu- Nuppin. Von selbständiger Beschickung des Gothaer Parteitage- nahm man Abstand. Der Kreis-Vertrauens- mann wurde beauftragt, einem Delegirten des sechsten Berliner  Reichstags- Wahlkreises das Mandat sür Ruppin- Templin zu übertragen. Um für den nächsten Wahlkampf gerüstet zu sein, wurde den Genossen an allen Orten zur Psticht gemacht, eifrig für den Wahl- und Agitationsfonds zu sammeln. Nachdem Genosse Apelt sich bereit erklärt hat, die Kandidatur für den Reichstag   wieder anzunehmen, wurde er einstimmig als Kandidat aufgestellt. Zum Kreis-Vertrauensmann wurde K rase mann aus Neu-Ruppin   und als dessen Stellvertreter G r u b u s ch- Templin wiedergewählt. Die Wahl der Revisoren erfolgt dort, wo der Kreis-Vertrauensmailn seinen Sitz hat. Nachdem noch für einige Bezirke Vertrauensmänner ernannt waren, schloß K r a s e m a n n die Konferenz Imit einem Hoch auf die Sozial- demokratie. Die diesjährige Landeskonferenz, für das H e r z o g t h u m Brau n schweig und den 13. hannoverschen Reichstags- Wahlkreis Goslar  -Herzberg, die Sonntag, den 13. Sep- tember, vormittags II Uhr, im Vereinskasino in Blanken- bürg zusammentritt, hat folgende Tagesordnung: I. Jahresbericht. 2. Die ländliche Agitation(Referent W. W c n tz e l aus Königs- lutter). 3. Der Landbote(Referent A. Günther aus Braun- schweig). 4. Welche Stellung gedenkt die brannschweigische Sozialdemokratie der Welsen- resp. Rechtspartei gegenüber ein- zunehmen. 5. Die Wahlen zum deutschen   Parteitag. 6. Anträge. 7. Wahl des Landesverlranensmannes. Im Herzogthum Kobnra ist die Agitation für die Be- theiligung des arbeitenden Volkes an der Landtagswahl flott im Gange. Am 25, August hielt in der Residenz K o b u r g Reichs- und Landtags» Abgeordneter Wilhelm Bock   ans Gotha   in einer zahlreich besuchten Volksversammlung einen Vortrag über die Stellung der Sozialdemokratie zu den Landtagswahlen, von dem selbst ein bürgerliches Blatt Koburgs eingestehen mußte: Es wäre unrichtig, behaupten zu wollen, daß die Auseinander- setzungen des Reichstags-Abgeordneten Bock auf die Mehrzahl des Auditoriums ohne Eindruck geblieben sei." Mag das Er- gebniß der Landtagswahl im Koburgischen auch sei», welches es wolle, durch die Wahlagitation wird das Terrain gehörig' auf- gelockert und die Schaar unserer Anhänger wieder um ein beträchtliches vermehrt werden. A» die sozialdemokratischeu Vereine Badens erläßt der Vertrauens mann für den 10. badische» Reichstags-Wahlkreis, Genosse W. K olb in Karlsruhe  , Wielandstr. 4, einen Aufruf des In- Halts, sie möchten folgenden für den Parteitag zu Gotha   bestiminlen Antrag des Sozialdemokratischen Vereins in Karlsruhe   zu dem ihrigen machen:Der Parteitag möge beschließen: Der im Privatbesitz des Genossen 8l d o l f Geck in O s f e n b u r g drei- mal wöchentlich erscheinendeVolksfreund" geht ani 1. April 1897 in den Besitz der sozialdemokratischen Partei über lind erscheint von da an täglich und zwar in Karlsruhe  ." Zur Begründung des Antrags wird angeführt, das tägliche Erscheine» desVolksfreunds" in Karlsruhe   sei für die weitere Eiitwickelung der Partei in Baden ein dringendes Bedürfniß und der Wunsch danach werde seit Jahren von den Genossen des ganzen Landes gehegt. Todtcnlistc der Partei. In K i e l ist der H u t in a ch e r Neu in a ii n, seit der Lassallc'schen Zeit Mitglied der Partei, im Alter von 33 Jahren gestorben. So lange es seine Körper- kräfte gestatteten, hat der wackere Veteran für die Interessen des Proletariats gewirkt, und nie war er der letzte, wenn es galt, 'ür die gute Sache einzutreten. Polizeiliches, Gerichtliches ,e. In W a l d h e i m in Sachsen   hat der Bürgermeister Dr. H ü b s ch m a n n. der am 1. Mai sein Amt antrat. eine zum 30. August angemeldete Volksversammlung verboten, die ie Tagesordnung hatte:.1. Die sozialdemokratische Bewegung vor 30 Jahren und jetzt. 2. Debatte hierüber." Die Begrün- dung des Verbots lautet:Der unterzeichnete Stadtrath hat unter dem 27. d. Mts. eine vom Wahlverein für Maldheini und Umgegend für denselben Tag und denselben Ort angemeldete öffentliche Versammlung zum Zwecke einer Lassallefeier ver- boten. Wie die Vorstandsmitglieder des Wahlvereins ist auch der Herr Adressat ein offenkundiger Anhänger der Sozialdemokratie, der als solcher zu den Personen, die jene Laffallefeier geplant hatten, zweifellos in Beziehung steht. Es ist daher anziinehmen. daß die neuerdings angemeldete Versammlung ganz dieselbe» Zwecke und Slbsichten verfolgt, wie die zuerst angemeldete, und um einem Verbote derselben vorzubeugen, lediglich der erste Gegenstand der Tagesordnung anders bezeichnet worden ist. Dafür, daß dieser erste Punkt der Tagesordnung inhaltlich mit demjenigen der sür die geplante Lassallefeier aufgestellten Tages- ordnung sich deckt, spricht die Erwägung, daß Lassalle vor 32 Jahren starb und daher die Vergleichung der Sozialdemokratie, wie sie jetzt ist und wie sie vor 30 Jahren war, doch nur auf eine Verherrlichung Lassallc's und seiner Thätigkeit hinauslaufen würde. Der Zweck auch dieser Versaminlung ist daher zweifelsohne, den von der Sozialdemokratie, die ihre Erfolge hauptächlich der Verhetzung der Massen verdankt, großgezogenen Haß der arbeiten- de» gegen die besitzendcn Klassen zu nähren und die hiesigen An- Hänger unter Hinweis auf das Vorbild Lassalle   und die bis- herige Eulwickeluiig der Partei im Festhalten an den Grund- sähen der letzteren zu bestärken, bez. neue Anhänger zu ge» winnen." Gegen das Verbot ist selbstverständlich Beschwerde eingelegt. Es wird sich also herausstellen, ob die höheren Behörden eine so ungeheuerliche Verlünimerung des Versammlungsrechts billigen. (BewvMpsznMiiszes. SammUIche MlNheUungen von Organisationen, vor allem solche über Ausstände oder Aussperrungen, müssen stets den Dtempel der belressenden Organisation tragen. Au die Posamentire Deutschlands  ! In K o p e n h a g e n sind Lohnstreitigkeiten ausgebrochen. Es wird gebeten, bis auf weiteres Zuzug fernzuhalten. Achtung, Lederarbeiter(Portefcuiller) Berlins  !, Es wird dringend ersucht, in folgenden Geschäften nicht zu arbeiten: H. Ada Nl jnr., Prinzenstr. 33; R. Krasemann. Melchior- straße 7; H e y m a» u. Drcsdenerstr. 82183; I. Sommer, Reichenbergerstr. 181; E i ch l e r, Sebastianstr. 6; Borne- mann, Schmidtstr. 15; Lothu. Weinland, Dresdener­straße 88(89. Die Lohnkommission. An die Arbeiter und Arbeiterinnen der Tabakindustrie und an die gesammte Arbeiterschaft Deutschlands  ! Da immer mehr Berliner   Großfabrikanten ihre Fabriken wegen der niedrigen Löhne nach F ü r st e n w a l d e verlegen, wir Fürstenwalder aber den Berliner   Kollegen und Kolleginnen gegenüber nicht als Lohndrücker gelten wollen, so be- schloffen wir am 24. Aiigust in einer öffentlichen Versammlung einstimmig, den Fabrikanten einen Lohntarif vorzulegen. Dieser Tarif ist nach Berliner   Verhältnissen immer noch sehr niedrig. Für Roller, die bisher 4,50 M. Miuimallohn pro Tausend be- kamen, werden 50 Pf. mehr gefordert, und sür Wickelmacher 25 Pf. bei einem bisherigen Minimallohn von 2,25 M. pro Tausend. Die Fabrikanten lehnten aber diese gering- fügigen Mehrforderungei, rundweg ab. In drei Fabriken legten deshalb am 29. August sämmtliche Zigarren- und Wickelmacher sowie sonstige Tabakarbeiter die Arbeit nieder. In zwei anderen Fabriken besteht achttägige Kündigung. Wenn deren Inhaber im Laufe der Woche nicht bewilligen, so wird auch dort und zwar am 6. September die Arbeit eingestellt werden. Herr Krause junior, in Firma Ziesing u. Krause, wies die Lohnkommission mit dem Bemerken ab: Mein Papa ist im Bade und bewilligt nichts, wir setzen Mädchen. Als ihn eine Kistenmacherin fragte, was sie thun solle, wenn die Zigarrenmacher streiken, erwiderte er trocken: Sie können Gras rupfen gehen. Die Inhaber der Firmen Goldmann und Casper, Leopold Nachfolger(jetzt Bleken lind Krohn) ließen sich bei der Niederlegung der Arbeit nicht sehen. Die Herren Ellrich  , Witzke und K l a u ß, Kleinfabrikanten, die einen und zwei Mann beschäftigen, haben sich den großen Fabrikanten angeschlossen. Nun, deutsche Kollegen und Kolle- ginnen! Urtheill selber, ob wir eine ungerechte Forderung ge- stellt haben. Wir glauben nicht. Da sich die Fabrikanten ver- einigen, so werden wir wahrscheinlich einen schweren Kampf zu bestehen haben. Wir bitten Euch nun, den Zuzug nach Fürstenwalde   fern zu halten und uns in' unserem gerechten Kampfe beizustehen; besonders bitten wir die Arbeiterschaft Berlins   uns zu helfen, damit wir nicht unterliegen. Unterstützt uns, damit wir auch diejenigen Fachgenossen unterstüßen können, die unserer Organ, sation noch nicht angehören. Wir bitten nochmals um Unterstützung! Schnelle Hilfe thut noth! Die Lohnkommission. I.A.: A. Grünherz. Alle Briefe sind zu richten an 3l. Grün herz, alle Geld- sendungen an Otto Stahn  , beide in Fürsten   walde, pr. Adresse: Zentral-Herberge, Münchebergerstr. 30. Zlchtung, Schuhmacher! In der Schmalzried' schen Schuhfabrik i» Leonberg   in Württemburg haben sämmtliche Arbeiter und Arbeiterinnen(gegen 200 Personen) die Arbeit niedergelegt. Herr Schmalzried wollte den Schuhmacher» verein sprengen und entließ daher eine Anzahl Arbeiter, worauf das ganze Personal die Wiedereinstellung verlangte. Herr Schmalzried versprach der Kommission, sämmtliche Arbeiter wieder einzustellen und statt der llstündigen die lOstündige Arbeitszeit einzuführen, beide Versprechungen wurden aber ge- brochen, worauf die allgemeine Arbeitsniederlegung erfolgte. Zuzug ist fernzuhalten. Tabakarbeitcr, Achtuitg! Der Vorsitzende des schwedi- schen Zigarre nfabrikanten- Vereins. John A. B ä ck st r ö m. ist am 23. August mit de», Dampfschiff Svithiot" von Schwede» nach Deutschland   gereist, wo derselbe sich vermuthlich nach Orten mit zahlreicher Tabakarbeiter-Bevöl- keruug begeben wird, um dort Ersatzkräfte sür die schwedischen Tabatarbeiter anzuwerben, die bekanntlich mit den Fabrikanten in, Kampfe liegen. Es wird erwartet, daß kein deutscher   Tabak- arbeiter und keine deutsche Tabakarbeiterin den schwedischen Fachgenossen in den Rücken fällt! Tie Eiscnbahn-Arbeitcr des DircktiouSbezirkS Halle beschlossen in einer zahlreich besuchten Versammlung zu Halle, um eine allgemeine Lohnerhöhung eiuzukoMmen. Sie verlangen 20 pCt. Erhöhung, sowie Festsetzung des niedrigsten Tagelohns ans 2,50 M., der von Jahr zu Jahr um 10 Ps. bis zum Höchst  - betrage von 3 M. steigen soll. Staatsgefährlichc Protokolle. Aus Zeitz   berichtet daS Volksblatt für Halle": Im vergangene» Jahre hielten in Paris  die Handschuhmacher einen iuternalionale» Kongreß ab, über dessen Verhandlungen sie ein Protokoll herausgaben, das erst jetzt zur Versendung gelangte. Versandt wurde es von Brüssel aus. Dem hiesigen Bevollmächtigten der Handschuhmacher   ging nun die Nachricht zn, daß er die nach Zeitz   gehörenden Exemplare. zirka 100 Stück, beim Steueramt avzuholen habe. Dies wollte der betreffende auch thun. Wie erstaunte er aber, als ihm auf dem Steueramle die Nachricht zu thetl wurde, in dem Packet wären sozialistische Schriften, die erst der hiesigen Polizei zur Durchsicht übergeben werde» müßten. Er, der Bevollmächtigte, solle daher an, nächsten Tage wiederkommen. Aber auch an dem nächsten Tage waren die Schriften noch nicht zu be- komnien, weil angeblich die Polizeibehörde mit dem Studium der gefährlichen Schriften noch nicht fertig war. Und so werden sich die Handschuhmacher gedulden müssen, bis daS Studium beendet ist. Daß ein einfaches Protokoll, welches nur das wiedergiebt, was auf einem Branchenkongreß seitens der Delegirten vor- gebracht wurde, einer so fleißigen Beachtung unterliegt, ist auch wohl kaum dagewesen. Eine Mitglicderversammluna deS BezirkSbereinS der Buchdrucker Frankfurt   a. M. beschäftigte sich mit dem An- trag, die Mitglieder auszuschließen, welche dieBuchdrucker- Wacht" verbreite». Der Gauvorsteher gab die Erklärung ab, daß er und der gesammte Bezirksvorstand im Interesse des Friedens bereit wären, ihre Aemter sofort niederzulegen, falls die Opposition erkläre, für dieVerbreitung" derBuchdrucker-Wacht" nicht mehr wirken zu wollen! Die Abstiinmung hatte folgendes Resultat: Eine Resolution, worin das Versahren deS Zentral- Vorstandes in der Ausschlußaiigelcgenheit als ungerecht und ftatutenividrig verurtheill war, wurde mit 62 gegen 56 Stimmen abgelehnt. Eine weitere Resolution von feiten der Tariffreunde, welche sich mit dem Zentralvorstando voll und ganz einverstanden erklärt und dem Frankfurter   Bezirksvorstande das Recht giebt, Mitglieder, welche für dieBuchdrucker- Wacht" agitiren, ohne weiteres auszuschließen, wurde mit der gleichen Mehrheit angenommen. In beiden Fällen gaben die Stimmen deS Bor- äandes den Ausschlag. Nachdem dann die beiden Mitglieder Ernst D o m i n ä und R ö ck e l, die ausgeschlossen werden lallten, den erwähnten Vorschlag des Gauvorstehers aus taktischen Gründen angenommen und erklärt hatten, daß sie ür ihre Person aus die weitere Verbreitung des Blattes ver- zichtelen. sich aber das Lese» derBuchdrucker-Wacht" auch in