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Wilhelm, kehr' wieder! !ri Appell an die Deutschnationalen 5n der j)ugenbergpresse meldet sich zum 9� No­vember der Generalleutnant a. D. Wächter zum Worte> um von den Deutschnationalen die Wie- derherstellung der Monarchie zu ver- langen. Daß gerade der 9. November, der Tag des feigen Versagens der Monarchie, ein sehr ungeeignetes Datum für monarchistische Propaganda ist, empfindet der General nicht. Er ist gekränzt, weil Der deutschnationale Abgeord- nete v. Treytagh-Loringhoven in einem Artchel zu Gayls Verfassungsplänen ausgeführt bat, daß es sich bei ihnen nur um einen Aus- tef Weimarer Verfassung handeln könne. Davon will der General nichts wissen. Für ihn, den Vorsitzenden des Nationalverbandes Deutscher  Offiziere, kommt nur die Vernichtung der Wei- marer Verfassung und die Wiederherstellung der Monarchie in Frage. Immerhin scheint sich der General darüber klar zu sein, daß diese Forderung nicht gerade sehr populär ist, denn er schreibt: ..Wir haben bisher dazu(zu den Aus- führungen von Freytagh-Loringhoven) g e- schwiegen, weil wir vor dem Wahl- tage die Kreise der Deutschnationalen   Volks- parte! nicht stören wollten." Das war allerdings mehr vorsichtig als mann- Haft und aufrichtig. Aber nun. wo die Wahl vor- bei ist, kann man ja mit seinen innersten Gedanken herausrücken. Der General Wächter schreibt: cheute müssen wir an diese Partei die Frage richten, wie sie diese Auffassung in Einklang bringen will damit, daß sie die W i e d e r h e r- stellung der Monarchie sowohl im Parteiprogramm wie auch von vielen ihrer maßgebenden Persönlichkeiten durch Wort und Schrift verkünden läßt. Der General kommt mit seiner Gretchenfrage an die Deutschnationalen, wie sie es mit der Mon- archis hielten, reichlich spät. Er sollte doch zurück- denken an die Zeit, da die Deutschnationalen unter K e u d e l l und H e r g t in der Reichsregierung saßen. Damals haben sie für die V e r l ä n g e- rung des Republikschutzgesetzes ge- stimmt, einschließlich jenes Paragraphen, der dem Kaiser die Rückkehr nach Deutschland  verbot. Aber jetzt verlangt der General Wächter, daß die gleichen Deutschnationalen ohne Zeitverlust den Kaiser zurückrufen. Wenn jetzt die Zeit noch nicht gekommen sein soll, wie lange will man denn warten? Etwa auf eine neue Wahl? Oder gar bis der Kaiser aus dieser Zeitlichkeit abberufen ist?... Jetzt ist es Zeit, sie muß genutzt werden. Auf eine Frage läßt sich der politisierende General allerdings nicht ein: Wie fein Ziel ohne einen eklatanten Bruch der vom Reichs- Präsidenten und den Reichsministern beschwöre- nen Verfassung erreicht werden soll. Für ihn als deutschen   Recken scheint es sslbstverständ- lich zu sgin, daß sich seine Standes- und Klassen- kollegen um solche Dinge nicht kümmern. Die Herren von Papen und Gayl verbieten jedes Linksblatt, das ihnen irgendwie verfassungswidrige Absichten unterschrieb, aber bisher hat man noch niemals etwas davon gehört, daß der Rechtspresse wegen ihrer dauerndenAufsorderungen zum Verfassungsbruch auch nur ein Haar gekrümmt worden sei.
Der Kampf ums
Ein Studio für erwerbslose Schauspieler. Vom Bühnennochweis, der die Errichtung von Studios für erwerbslose junge Schauspieler beschlossen hat, ist die Einrichtung und Leitung eines solchen der Vereinigung künstlerischer Bühnenvorstände über- tragen worden. Zu Leitern ihres Studios hat diese den Oberregisseur Dr. Wolfs von Gordon und den Oberregisseur Erich Schönlank ernannt. Der Arbeitsplan des Studios sieht außer Sprech- und Atemtechmk und körperlichem Training Rollen- studium, die Einstudierung eines klassischen und eines modernen Werkes und eine Studioinszenie- rung vor. Tie Bühoenliinstler feiern Hauptmann. An Anwfi des bevorstehenden 70. Geburtstages Gerhart Haupt­ manns   bereitet die Bühnengenossenschait. deren Ehrenmitglied der Dichter ist, eine große Hauptmann. Fiier vor, die Montag, den lt. November, um 5H Uhr, in der Außstellungzhalle ll am Kaiserdamm, staUfindet. An der Veranstaltung wirken mit: Ma; von Schillings und Eugen Jochum   als Dirigenten, ferner Frida Leider   und Wilhelm Rod«. Ter Oberbürgermeister von Perlm wird den Dichter namens der Reichshaupt- stadt begrüßen. Carl Zuck maver hält die Fest- ansprach«. Eintrittskarten zu I bis 5 M. Bei der Tkoronel-Gedeulfeier der Volksbühne, die Sonntag, den l3. November, vormittags 11.30 Uhr, im Theater am Bülowplav. stattfindet, bringen ehemalige Schülerinnen unter Leitung von Berthe Drümvv fünf Tanzkompositionen der Verstorbenen zur Aufführung. Mary Wigman   tanzt aus ihrem ZhklusOpfer'. Bilma Mönckeberg spricht Sonette von Rilke  . Platz- karten tauch für NichtMitglieder) 1,50, 3, und 2,50 M. Kuustchromk. Ter Donkosaken  -Chor bringt in seinem einzigen Berliner   Konzert am 10. Novembßr in der Philharmonie ein neues Programm. I e h u d i M e n u h i n gibt am 11. November in der Philharmonie sein einziges Konzert. Eine Schauipieler-Nachtvorncllung von Happtmanus Gabriel Schillings Flucht" findet Freitag, abends ll.15 Uhr, im Staotli-Hcn Zchauspielbaus. Na». Karten im Bezirksverband.. Hans Albers   im Admiralspalast  . Ein Gastipiel von Hans Akbers im Theater im Admiralspalast   becünnt Donnerstag, den 10'November. Er spielt den L i l t o m in Franz Mvlnärs Vorstadtlegende. Regie: Karl Heinz Marlin. In den Kammerspielen wird die Neuiinstudi-rung von HauptmannsM ichael Krämer. die Dientz. tag zum ersten Male in Szene geht, am Geburtstage des Dichters(15. November) als Festvorstellung u»' 11 Uhr abends gespielt, um der Berliner   Schauivieler- sckail Gelegenheit zu geben, den persönlich anwesenden Dichter zu seiern.
�euxenvernehmunAen im Bullerjahn-Prozeß
Auch zu Beginn des voraussichtlich letzten Ber  - liner Verhandlungstages im Bullerjahn- Prozeß bleibt die Öffentlichkeit einschließlich der Presse wegen Gefährdung der Staatssicherheit aus- geschlossen, da immer noch die Frage erörtert wird, ob Bullerjahn tatsächlich Kenntnis von wichtigeren geheimzuhaltenden Lägern besaß, die nicht ver- raten worden waren. Nach Wiederherstellung der Oeffentlichkeit äußert sich Oberstleutnant D ü h r i n g als sachverständiger Zeuge über die bei den Berlin  -Karlsruher   Jndu- strie-Werken von der Interalliierten Kontroll- kommission beschlagnahmten Materialen. Der Zeuge, der sieben Jahre hindurch als deutscher  Verbindungsofsizier zwischen der Jnter- alliierten Kommission und den deutschen   Behörden sungiertc, wird dann vom Verteidiger Rechts- anwalt Dr. R o s e n f e l d gefragt, ob er nicht ge- legentlich versucht habe, dienstlich oder außerdienst- lich von den Engländern oder Franzosen einen
deutschen   Verräter herauszubekommen. Der Zeuge erklärt, das habe er mehrere Male versucht, aber es sei niemals gelungen. Bei Schilderung des ge- selljchaftlichen Verkehrs der ausländischen Osfiziere in Verlin erwähnt der Zeuge, daß in einem der englischen oder amerikanischen   Klubs auch Herr von Gontard   verkehrt habe. Der nächste Zeuge, Kriminalassistent K r i e s e l, hat vom 8. Januar 1920 an den Angeklagten Bullerjahn beobachtet. Cr will dabei den Eindruck gehabt haben, daß Vullerjahn sich bewacht fühlte. Das könne aber auch daraus zu erklären gewesen sein, daß Bullerjahn sich krank gemeldet hatte und eigentlich nicht ausgehen durfte. Der Werksicherheitsbeamte Schmidt erklärt als Zeuge, Bullerjahn sei an den im Werke vorge- kommenen Schrottschiebungen nicht be- t e i l i g t gewesen, habe aber von der Direktion einen Rüstet wegen dieser Borkonrmmsse be- kommen.
Der Angeklagte Vullerjahn betont, daß dieser Rüssel mit der Anlaß zu seinen Drohungen gegen das Werk gewesen sei, die jetzt sp belastend sür ihn seien. Die Drohung,er werde es der Firma schon anstreichen" hätte sich auch auf die Benutzung falscher Urkunden' zum Eigentumserwerb durch die Firma und auf onderc Unregelmäßigkeiten im Werk bezogen. Als der Vorsitzende den Angeklagten darauf hin- weist, daß er in seinen ersten Vernehmungen diese Gründe für die Drohungen nicht im Protokoll an- gegeben habe, ruft B. erregt:Ich kannte die Be­deutung eines Protokolls nicht. Wenn man das Strafgesetz nicht kennt und in die ZNaschinerie der Justiz gerät, dann ist man verraten und verkauft?" Dorf.  :Sie sind aber bei Ihren Vernehmungen nicht bei der Wahrheit geblieben!" Buller- j a h n:Weil ich zur Unwahrheit gezwungen wurde. Der Ertrinkende greift doch nach einem Strohhalm."
Erich Frey  :Meineid  " Theater am Schiffbauerdamm*
Der Berliner   Strafoerteidiger Erich Frey  , eben in China   zum Professor der Rechtswissenschaft ernannt, überträgt einen Teil seiner Aktivität auch auf das Theater. Sein Stück ist ein kurioses Ding. Der Mann, fönst doch sehr gescheit, gerät in die Kolportagegeschwätzigkeit, und zum Schluß bürdet er dem Kriminalbegebnis eine wacklige Tendenz auf. Inhalt: ein veralteter Musikant glaubt, daß die Nachwelt nur den verstorbenen Genies Denk- mäler baut. Um diese Unsterblichkeit zu retten, will er ins Dunkle gehen. Er ist aber nicht mehr tapfer genug. Ein Medizinstudent, Apostel des Verkannten, reicht ihm die nötige Dosis Arsen. Doch der Mörder aus Edelmut wird schnell ge- faßt. Er ist ein guter Junge, er fand das junge Mädchen, das seiner Tugend entspricht. Der Strafe wäre er verfallen, jener Strafe, die in solchen Stücken stets durch eine theatralische Ge- richtsverhanölung verkündet wird. Doch es kommt gegen den Willen des bissigen Staatsanwalts, daß die mutige Freundin, Tochter ehrenwertester Eltern, schwört, den Jungen während der tri- .tischen Nacht in ihrem Schlafzimmer beherbergt zu haben. Also schwor das Mädchen falsch. Jst dieser Meineid, nach dem Gesetzbuch ebenso strafbar wie der Mord, ein Verbreche», ist er nicht vielmehr auch eine Tat des Edelmuts, ebenso wie der Mord? Der Verteidiger will diese These durchsetzen. Das verspricht er, so wahr er eine Zierde seines Standes ist. Und er gibt alle Wege an, auf denen dieses Jugendpaar, tugendhaft vor der ewigen Moral, strafbar nur vor veralteten Paragraphen, sich retten kann. Auch dieser Eifer des dramatisierenden Straf- Verteidigers würde edel fein, argumentierte er nicht ins Leer«, ja sogar ins Lächerliche, stellte
er nicht die Personen des Stücks in ein Extrem, das ganz kindlich erscheint. Der Gerichtsfaal wird zur Meincidsfabrik dank der Anstrengung der staatlich betitelten Pora- graphenschuster. Das geschieht leider oft genug. Gut. Aber der ausgefallene Fall dieses Stücks gibt gar kein Anrecht auf die Tendenz, den Wild- schützen des Tribunals, die unschuldige Beute ab- zusagen. Das ist ein ausgeklügelter, doch kein allgemeingültiger Menschenfall. Der Jung« hat gemordet, wenn auch aus Anständigkeit. Aus gleichem Motiv hat das Mädchen falsch ge- schworen. Ihnen gebühren mildernde Umstände, gewiß, aber Grund, daß man die beiden in den Himmel des sicheren Liebesglücks schickt, ist gar nicht vorhanden. Dem Prachtjuristen fallen nur komisch wirkende, doch tragisch gemeint« Dinge ein. Wo wird ein Mensch, der unter Mordverdacht steht, gemüllich in die elterliche Wohnung geführt? Nur bei Frey, damit er die notwendige Figur zum Reden auf der Bühne hat. Wo kann sich ein solcher Misse- töter ohne- Gefahr ins benachbart« Ausland flüchten, ohne die Auslieferung zu fürchten? Nur bei Freiy, damit die Leute im Parkett baff und be- sriedigt werden. Und alle aus der Bühne reden in Repliken, die gar keine Antworten auf logisch zulässige Fragen, sonhern nur Spielereien mit Kolportagemätzchen sind. Schließlich verderben auch die Schauspieler das meiste durch ein Pathos, das ins Groteske aus- ichlägt, und das kommt daher, weil die Dar- steller, die Damen Grautoff, Till, Klokow, und die Herren Heilinger, Karl Ludwig Schreiber und die anderen j«des Wort dvs Papiertextes wie ein Heiligtum behandeln. Die Berliner   Rechtsanwaltschaft und andere Freunde des Verfassers bereitetem dem beliebten Mann stürmische Ehrungen. Max Hochdorf  .
Dichter und Tod Kammerspiele  :Michael Kramer" Bei diesem, zwischen phllisterhafter Selbst- gsrechtigkeit und demütigem Suchen, zwischen dem gütigen Willen eines Mannes und der Lebensangst des rettungslos verflogenen Jünglings sich halladenhast auswirkenden Schauspiel, das Gerhart Hauptmann   vor drei Jahrzehnten der Natur nach- schrieb, kommt es nicht auf die Handlung an, kaum auf die Personen, vielmehr und allein: auf dos Wort, auf die Sprache, auf den Geist, aus das Anschauen der Welt, auf das Erkennen des Sinnes von Leben und Tod Hier sprechen nicht einzelne vergängliche, gar willkürlich erfundene Menschen, hier wird der Mensch, der ewige, ge- sprachen:Wo sollen wir landen, wo treiben wir hin? Von irdischen Festen ist es nichts! Der Himmel der Pfaffen ist es nicht! Was wird es wohl sein am Ende?" So wandelt sich, wie Michael, der Maler, es fordert, Kunst in Religion. Der Dichter erzählt die beinahe alltägliche Ge- schichte eines Vaters, dem der Sohn entgleitet, die Geschichte eines Sohnes, dessen fressende Sehnsucht an der großgearteten, gestaltenden Menschlichkeit des Vaters kaum weniger zugrunde geht, als an dpr erbarmungslosen Gemeinheit des tierisch vege- tierenden Pöbels. Dann aber, vor der Leiche des Entwichenen, wenn das bleiche Antlitz die unoer- gänglichc Schönheit des verborgen gewesenen Traumes enthüllt spricht die Verkündigung in der Gestalt des über irdisches Maß hinausgewachsenen Vaters:Der Tod ist verleumdet worden. Der Tod ist die mildeste Form des Lebens: der ewigen Liebe Meisterstück." Und Raum und Körper musi­zieren; das Theater wird zum Tempel ungläubig Gläubiger. So geschieht es nach der orgelnden Partitur des Dichters in der Aufführung der Kammerspiele, die Karl Heinz Martin   mit rhythmisch rundendem Drang au» tönendem Sprachgut aufbaut. Eugen K l ö p s« r s seelisch getragener Baß hat die
Erlebte Kunst Die Palucca tanzt Man kann darüber streiten, gewiß, ob zeitloser Kunsttanz, ob zeitlos« Kunst überhaupt heute für mehr als einen kleinen Kreis Bedeutung hat. Die Palucca tanzt. Schön, sehr schön sogar. Was sagt da?, was hilft das uns? Das Publikum, das den B a ch f a a l wenn auch nicht bis auf den letzten Platz füsite, gab unbewußt die Antwort. Wenig Snobtum, wenig Garderobenglanz zeigte sich; den meisten Besuchern sah man es an. daß auch sie die Krise heimgesucht hat. Eine andere Künstlerin könnt« mit der gleichen meisterhaften Technik, getreu in jeder Geste, kopieren, den Sturm der Begeisterung würde sie nicht auslösen. Sie wären artistische Vollkommen- heit, artistisches Wunder manchmal, immer be- zaubernd in ihrer künstlerischen Geschlossenheit;
doch nur bei der Palucca sind sie Leben, echt bis in jede Nuance. Ein Mensch steht auf dem Podium, der lächelnden Schmerz, spielerische Ironie, beglückende Sehnsucht, wissende Resignation tanzt. Ein Mensch, heiter geworden im Erkennen, ein Mensch der bejaht aus seinem starken Lebens- willen heraus, trotz allem. Die Palucca tanzt einenW a l z e r" von Strauß, baut ihn auf in der Musik, Takt für Takt, in mädchenhafter Fraulichkeit, hingegeben an einige Minuten glückvaller Musik. Sie tanzt sich. in ihrer herben Leichtigkeit, imLeicht II"; sie tanzt ihre naive Glücksehnsucht in dem herbstlichen Lyrischen T ä n z", zärtlich und entsagend. Sie tanzt imFernen Schwingen" wie entkleidet aller Körperlichkeit, entwurzelt aller Erde, den Ruf ihrer Kunst. Sie tanzt, in ihrem klaren, zwingenden Willen nach Wahrheit, nach Echtheit, unsere Sehnsucht, sie tanzt für uns, sie tanzt uns. Jede einzelne Darbietung ist Glück. Ganz eigenartig war einFurios o", in dem die Palucca ihre geistige Verwandtschaft mit der Wigman   in überraschend starker Form doku- mentierte. Es waren keine Wigman  -Gesten, keine Imitation; aber es war die gleiche Kraft des düsteren Ausdrucks, die bisher die Palucca noch nicht gefunden hatte. Aus wild gespannter Zurück- Haltung bricht Raserei hervor, Kampf, hart,«n- sentimental: der Schluß des Tanzes ist kein Ende. Jede abschließende Pose würde dem Tanz seine Wahrhaftigkeit nehmen, würde ihn aus unserer Welt herauslösen. Und er gehört uns. gehört unserer Zeit, wie die Künstlerin Palucca. Tmd« E. Schuir.
Führung: ein Konzert aus Schmerz und Glauben verwandelt durch alle Stufungen des Erlebens das Thema vom arbeitenden Wollen und mündet in der Erkenntnis, daß der Tod ein unoerbrüch- liches Glied in der Kette des Daseins ist. Um Klöpfers Prophetensang klingen die weinende und sorgende Stimme der Irene T r i e s ch als Mutter, die enttäuscht zertropfende, aber doch strebende der Margarete M e l z e r, der Tochter, die müde, nur noch halb anschlagende Erwin K a l s e r s, der den Maler Lachmann gibt, morgen vielleicht auch ein Wanderer ins Nichts. In diese Harmonie schlagen grell da? verzweifelte Marobugekreisch Wolfgang Liebeneiners, des verlorenen Sohnes, und die wüste Orgie der besoffenen Bürger, aus deren Niederung sich Flockina von P l a t« n als Liese suchend in den Voxhof tastet. In solch wundersamem Gegeneinander und Zu- einander der Stimmen und der Geister einen sich Darstellung und Dichter. R. Br.
Bendows Familie Kleinkunst am Kottbusser Tor  Wilhelm Vendow braucht den Umzug vom Kurfürstendamm   zum Kottbuser Tor nicht zu be- reuen. Abend für Abend füllt ein prächtiges, dankbares Publikum sein neues Theater mit der vergangenen Renaisiancepracht. Die Leute im Parkett Helsen   tüchtig mit die lustige Stimmung zu schassen. Das Experiment, hier im Osten gutes Kabarett zu bieten, scheint geglückt. In dem Programm, das die äußere Form einer Berliner   Revue beibehalten hat, und dieses Mal unter der vertrauten Devise segeltHier können Familien Kaffee kochen", fehlt allerdings die politische Satire, der stramme An- griff. Aber hin und wieder weiß man doch recht gut zu zwicken und zu zwacken. So wenn Wilhelm Bendow   und Max Ehrlich   in, Bratenrock und Zylinder den Grabgesang aus den Zwickel, den Paul Morgan   verbrochen hat, zu stärkster Wirkung bringen. Vorher und nachher gleicht die Bühne mit den vielen Nackedeis dem Strandbad Wannsee   bei Massenbetrieb. Größte Freude bereiten dem Publikum einge- streute Varietenummern, unter denen der Musik- klown D ü ck e r und die vier E a st o n s, die sicher irgendwo auf dem Wedding   geboren sind, reifste Kunst zeigen. Ehrlich und Bendow   reißen das volle Haus zum Schluß noch zu Lachorgien hin, wenn der alte erfahrene Renntippser, den Ehrlich mit bewundernswerter Schnoddrigkeit hinzulegen weiß, den Neuling Bendüwaufklärt". So geht es sehr lustig und erfreulich zu. Schlimm wird es nur, wenn man sentimental wird: aber das geschieht während drei Stunden nur zweimal. Ein Recht, genannt zu werden, haben noch die beiden Mädchen Baby Gray   und Liselotte Krämer und nicht zuletzt die flotte Jazzband Rudi Günthers. Brdl.
Die Ortsgruppe Berlin-Brandenburg im Schutzverband Deutscher Schrift- st e l l e r veranstaltet zugunsten ihrer Kllnftlerhilse Mittwoch, 8 Uhr, Friedrich-Ebert-Str. 27, einen literarischen Abend. Aus eigenen Werken lesen: Gerda von Below  , Werner Bergengruen  , Dr. Carl Haensel, Georg Hermann  , Willy Sachse  , Georg Zemke. Heinrich Spiero   wird über die Dichter einleitende Worte sagen. Eintritt frei. Tr. Max Den spricht am Sonnabend, 8 Uhr. auf Einladung der Volksbühne überKunst upd V s» ch o I o g i e" im Kunstgewerbemuseum. Cinlatz» -arten 60 Pj.