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Gerhart- Hauptmann- Ausstellung

Im Haus der Jurnfreien, Plaz der Republik 4, ist die von den Städtischen Museen Breslaus   veranstaltete Gerhart  - Hauptmann­Ausstellung zu sehen. Sie will alles zeigen, was irgendwie geeignet ist, das geistige Sein und Werden, die Entwicklung wie die Leistung und Wirkung des Dichters anschaulich zu machen. Sie begnügt sich also nicht etwa damit, das ge druckte Werf in der Mannigfaltigkeit der Ausgaben, der teuren und der billigen, daneben die Uebersetzungen, die in fast allen Sprachen, auch in japanisch, chinesisch und jiddisch, erschienen sind, und schließlich die bereits umfangreiche Biteratur, die sich mit Hauptmann befaßt, Dorzuführen. Die Ausstellung beschränkt sich auch feineswegs darauf, zu zeigen, wie Hauptmann auf die bildende Kunst gewirkt hat, wie er selbst dargestellt worden ist, oder wie seine Dra­men und Erzählungen die Künstler angeregt haben zu Illustrationen und selbständigen graphi­schen Blättern. Von dem Hierhergehörigen findet sich das Bedeutsamste vor: die Bildnisse von Liebermann, Orlik und Spiro, Co­rinths überwältigender Florian Geŋer, wie ihn Rittner spielte, und vor allem die leidenschaft­lichen Blätter, in denen Käthe Kollwig den Aufstand der Weber mit rebellischen Strichen mütterlich erfühlte.

Ein anderes Kapitel der bildenden Künste, das die Ausstellung besonders umfangreich behandelt, find die Entwürfe für die Szenenbilder und Dekorationen der Hauptmannschen Dramen, wie sie von ungezählten Theatern Deutschlands   und vieler anderer Völker, im be­sonderen der Russen, seit Jahrzehnten aufgeführt werden. Hier steht man vor einem abwechslungs­reichen Querschnitt durch eine vielgestufte, vom Naturalismus bis zur Mystik, von der harten und finstersten Wirklichkeit bis zur rauschenden

Volksfremder Funk

Gerhart Hauptmanns   70. Geburtstag murbe selbstverständlich auch vom deutschen Rund­funt nicht übersehen. Der Deutschland­Tandsender übernahm wie die meisten übrigen Sender aus Breslau   die Schlesische Sinfonie", eine Versdichtung von Hans Don Hülsen, mit Zwischenspielen aus Werken non Gerhart Hauptmann  ". Als Festaufführung in einer höheren Schule wäre gegen diese ,, Vers­bichtung" nicht sehr viel einzuwenden gewesen; fie hätte für fleißige Literaturstundenarbeit gezeugt. Aber glaubte irgendeiner der Funfintendanten im Ernst, mit dieser Sendung auch nur einen einzigen Hörer Gerhart Hauptmann   näherzubringen? Das aber wäre Aufgabe des deutschen Rundfunks ge mesen: diesem wahrhaft deutschen Dichter im Bolt, zu dem er sich von seiner Jugend an be­fannt hat, neue Freunde zu werben. Statt der Fegen aus einzelnen Werfen, die Hauptmanns schlesische Welt aufzeigen wollten, hätte der Rund­funt eine wahrhaft volkstümliche Hauptmann­Feier zu verbreiten die Pflicht gehabt. Im Mittel­punkt hätte die Aufführung eines Werkes stehen müssen; vortrefflich wäre hierfür der Biber­pelz" geeignet gewesen. Als Einleitung ein paar einfache warme Morte über den Dichter und sein Schaffen, vielleicht ein paar Tatte Mufit; es hätte mohl eine Sendung werden tönnen, die zahlreiche Zuhöhrer gefunden hätte.

Die Berliner   Funtstunde bot statt der Schlesischen Sinfonie" eine Wiederholung der für den Rundfunt bearbeiteten Dichtung Der Narr in Chrifto Emanuel Quint  ". Damit hatte Berlin   sicher das bessere Teil erwählt; volkstüm­lich ist auch der hier gezeigte Hauptmann nicht. Der Bußtag brachte unter dem Titel ,, Ju­gend findet Arbeit eine Reportage aus einem Bertheim, die, wie der Titel,

Leben und Wirken des Dichters

Phantastik greifenden Welt des Scheins, aus deren Bergänglichkeit die Fülle der Hauptmann­schen Figuren in strömender Mannigfaltigkeit der Auffassung uns entgegentritt. In die gleichen Zu­sammenhänge gehören all die Regisseure und Schauspieler, die Hauptmanns Dramatif, oft unter schweren Kämpfen, zum Siege geführt haben; auch diese Pioniere einer Kunst, die revo= lutionär hervorbrach, um sich in alle Breiten und Weiten der Menschlichkeit zu ergießen, sind voll­zählig versammelt und ordnen so ungezählte Er­innerungen der Theatergeschichte eines tnappen. aber prallen halten Jahrhunderts. Sonderliche Beachtung fordern die Figuren des Puppen= spiels, das Hauptmann 1913 für die Jahr­hundertfeier geschrieben hatte, und das, da es den Machthabern und den Hohenzollern   nicht gefiel, schnell verboten worden ist. Das Verbotsplakat ist auch zu sehen, und all die bunten Hampel. männer hängen melancholisch an ihren Fäden, Blücher   und Jahn friedlich neben Napoleon  , und marten scheinbar auf die Harletins, die damals noch etwas zu sagen hatten, inzwischen aber in die große Puppentiste gelegt worden sind.

Das alles aber, trotz seiner Mannigfaltigkeit und seines Reichtums, ist nicht der eigentliche Kern der Ausstellung; das eigentliche Thema weist auf die Wurzeln der Entwicklung des Dichters, sucht aufzuspüren, mie feine Schöpfungen Spiegelungen der Umwelt, Berdich­tungen von Erlebtem, pon erlebter Landschaft, er­lebtem Boltstum, erlebter und in Kunst ver= wandelter Erde und Heimat sind. Ausstellungs technisch ein sehr interessanter Versuch, der nur menige Vorgänger hat, etwa: die Breslauer Jahr­hundert- Ausstellung und die von der Berliner Akademie veranstaltete Goethe- Ausstellung der Sammlung Kippenberg. Es handelt sich darum,

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auch sonst vorschriftsmäßig auf Optimismus ge= stimmt war. Denn die arbeitslosen Jugendlichen, die in diesem Heim Tischlerarbeiten ausführen dürfen, genießen hier Fortbildung höchstens bis zu einem Vierteljahr. Dann müssen sie versuchen, anderswo unterzukommen oder sie sind wieder voll zurückgestoßen in das Elend ihrer Familie. Solange fie im Wertheim   arbeiten, erhalten die Jugendlichen hier auch Mittagessen und Vesper; nicht genug für die hungrigen Mägen. Der Re porter gab seine Anschauungen statt der vielleicht nicht ganz so rundfunkerwünschten der jungen Leute wieder; alles Elend wurde sorgfältig zu­gedeckt gehalten.

,, Buẞtagskonzert"

im Friedrichshain  

-1z.

Der Männerchor Friedrichshain  " unter seinem

sinnfällig darzustellen, wie die Landschaft. die Stadt, das Baterhaus, die Schule, die Bielfältigkeit des späteren Erlebens auf den Dichter eingewirkt haben, wie sich das Volkstum seiner Eltern, das in seinem Blute lebend blieb, wie sich die Buntheit des Volkes, in das hinein er geboren wurde, mit dem zusammen er auf­muchs, dessen Sprache und Seele ihn durch sein ganzes Leben begleitet, in die Gestalten seines Werkes umwandelt. Man darf sagen, daß die Ausstellung, an die außerordentlich viel sach­kundige, aber auch begeisterte Arbeit gewandt worden ist, gerade diese Aufgabe vortrefflich ge­löst hat. Ganz deutlich kann man sehen, mie Hauptmann aus dem schlesischen Land, seinem Gebirge, seinen Dörfern, seinen Elendshäusern, Gasthöfen, Bauernstuben, Weberkammern und Glashütten, wie er zugleich aus dem Geschlecht armer Leute heraufwuchs. Hier finden wir das Dorf, in dem sich sein Erstlingsdrama Bor Sonnenaufgang  " abspielt, mit der grauen­haften Verwüstung, die die hereinbrechende In­dustrie anrichtet. Hier sehen wir die Geschichte der Weberei, ihre Blüte und ihren grau­samen Zerfall, die Arbeitslosigkeit und die so be­dingte Ausbeutung, die dann zu den ruchlosen Vorbildern des Dramas geführt hat. Hier sehen mir auch im Geburtshaus des Dichters, im Salzbrunner Gasthof zur Krone, das ge­treue Ebenbild( richtiger: das getreu nachge­schaffene Vorbild) der Gaststube aus dem Fuhr­

weilt, hat denn auch ausdrüdlich die Verant mortung für die deutsche   Fassung abgelehnt. Troy dem sei uns auch in dieser Form dieser Anti­friegsfilm willkommen. Er wendet sich an das Gewissen des einzelnen, er zeigt die seelischen Verheerungen, die der Krieg in den Seelen der Menschen anrichtet, er predigt Liebe und Ber­söhnung. Aber in der englischen Fassung war das alles ausgesprochener und zwingender.

Ein junger Franzose hat einen Deutschen   im Kriege getötet. Aus seinen Papieren sieht er, daß der Deutsche  , wie er selbst, in Paris   Musik studiert hat und treubesorgte Eltern und eine innigst­geliebte Braut hinterläßt. Von Gewissensbiffen getroffen sucht er die Heimat seines Opfers auf und nun entfaltet Lubitsch   seine so oft bewiesene Kunst der Milieuzeichnung. Diefe fleine altertüm= liche deutsche   Stadt mit ihren Spießbürgern, Stammtischen und Nachbarngeschwäg ersteht außer ordentlich lebendig vor uns. Der junge Franzose besucht die Familie des Getöteten, wird anfänglich vom Vater schroff zurückgewiesen, erobert aber dann alle Herzen und wird von dem Vater gegen die nationalistischen Verleumdungen fräftig in Schutz genommen. Schließlich weiß sich der Schuldig- Unschuldige nicht anders mehr zu helfen, als indem er der Braut die Wahrheit sagt. Sie verzeiht ihm, er wird die Stelle des Gefallenen in den Herzen der Eltern und der Braut ver­treten. Wie das Milieu sind auch die deutschen Menschen sehr gut getroffen. Barrimore gibt den Vater höchst ausgeprägt, sehr sympathisch ist Nancy Carroll. Die etwas allzu sentimentale Rolle des jungen Franzosen weiß auch Phillips Holmes   nicht übermäßig glaubhaft zu gestalten.

r.

mann Henschel". Was man so oft bestaunte. Hubermann am Buẞtag

die genauen und genauesten Angaben, mit denen Hauptmann das Bühnenbild bis in alle Einzel­heiten hinein bestimmt, wird hier vollkommen begreiflich. Begreiflich wird so auch Hauptmanns Einfluß auf die Seele des Volkes: der Dichter und sein Volt sind eine Blut- und Schicksals= gemeinschaft.

Robert Breuer.

stil gefunden, der die Massen sofort mitreißt. Das Gewaltigste, Erschütterndste aber ist der Schluß des Programms: Oskar Frieds, des Halbver­schollenen ,,, Erntelied" für Kinder- und gemischten Chor mit Orchester.

Die Aufführung war würdig der großen Auf­gabe. Alfred Rosolled besitzt die ruhige, über­legene Routine, Weirauch den Fanatismus der Sache, der selbst die Kinder über sich selbst hinauswachsen läßt. Die Musikvereinigung, deren Streicher noch viel studieren müssen, übernahm sich mit der B- Moll- Fuge Bachs ganz entschieden, holte sich aber mit der warmen, wenn auch nicht perfetten Wiedergabe der Ouvertüre zu Robes­spierre" des genialen Vittolf einen schönen Sondererfolg, den auch ihre Begleitungen ver dient hätten. Sangesbruder RI ander fämpfte in einer furzen Ansprache gegen jegliche Art der Reaktion, namentlich auch in der Schulpolitik. H. M.

Es ist schon Tradition geworden, daß Bro­nislaw Hubermann, vielleicht der größte fer lebenden Geigenfünstler, am Bußtag in Berli  ein populäres Konzert in einem der größten Säle gibt. Diesmal entrückte er seine Hörer den Sorgen und Nöten des Alltags in der vollbesetzten Scala durch lauter flassische Musit ernster und tiefster Art. Es war nicht nur ein Genuß, dem Meister des seelenvollen Spiels zu lauschen, sondern auch dieses andächtige und hingegebene Publikum zu beobachten. Er war gewiß in seiner Masse nicht durchaus musikverständig in dem Sinne, daß es den Aufbau eines Bachschen Konzerts in allen Feinheiten hätte verfolgen können, aber es war versunken in die beseeligende Schönheit eines Mozartschen Adagios, es stieg mit empor in den jubelnden Hymnus eines Bachschen Orgelchorals, und es ließ sich einfangen von dem Gesang eines Schubertschen Andantes. Zum Schluß erstrahlte Beethoven   in seiner ganzen Kraft in der A- Dur­Sonate.

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d.

Der Bolta- Kongres. In Rom   begannen die Arbeiten des Bolta- Kongresses. Prof. Daineli hielt einen Vortrag über: Die geographische Grundlage einer einheitlichen europäischen 3ivili sation". Sir Petri berichtete über die grund­legende Einheit der europäischen Zivilisation". Professor Dauson behandelte die Zusammen­arbeit unter den Rassen als Faftor der euro­ päischen   Zivilisation" Sodann hielt Professor Brandenburg   einen Vortrag über: Die fulturelle,

Chormeister Alfred Rosolled, der Eltern Der Mann, den sein Gewissen trieb geistige und historische Einheit der Nationen"

chor der weltlichen Schulen Danziger Straße und ein Schulkinderchor unter Paul Weirauch, und die Neuköllner Musikvereinigung" unter Walter Indersleben taten diesmal für alle Sangesbrüder Buße, indem sie eine ausschließ­liche Vortragsfolge von Kampfliedern aufstellten. Allerdings war die Ernte nicht übermäßig reichlich. Unsere Neutöner halten sich immer noch allzu sehr an allerlei rhythmische Aeußerlichkeiten, anstatt nach einem gefunden, neuen Stil zu streben. So etwa Ottmar Gerster   in seinen Trommel­schlägen"( prachtvoll dagegen seine Bearbeitung des russischen Barum"), noch mehr alter Rein in Sonnenwende" oder Otto Sieglin seiner bedeutend höher stehenden Trozige Faust". Nur Heinz Thiessen hat in Arbeiter= rhythmus" und" Bormärts! Wagen!" den Meister.

Capitol

Vielleicht der größte Verlust, den uns Holly­ wood   zugefügt hat, ist es, daß Ernst Lubitsch  feine Tonfilme nicht in deutscher Sprache selber herausbringt. Solange der Film stumm mar, mochte es angehen, daß dieser Regisseur, der die beste Tradition des Theaters in den Film hinüber­rettete, amerikanische Filme betreute. Aber mas dieser Meister des Dialogs, der die geschliffene Pointe handhabt, der die intimsten Wirkungen des Kammerlustspiels beherrscht, uns schuldig bleibt, menn seine Tonfilme erst deutsch nachsynchroni­siert werden, das bewies aufs Deutlichste ein Ver­gleich der englischen   und deutschen   Ausgabe seines jüngsten Filmes. Lubitsch  , der zur Zeit in Berlin  

Schließlich sprach Graf Reinold über: Europa  als Einheit".

Die Lulas  - Passion nach einer Handschrift von Job. Seb. Ba ch mit Lichtbildern nach Tiroler Holzschnitten des 15. Jahrhunderts gelangt am Totensonntag, mittags 11.30 Uhr, im Theater am Bülowploß unter Leitung von Carl Orff  - München   zur Aufführung. Mitwirkende: Chor und Orchester Michael Taube  , ber Berliner   Volks- Chor und namhafte Solisten.

Ernst Friedrich   spricht Freitag, 8 Uhr, im Anti­Kriegsmuseum, Barochialstr. 29. intemann: Die Tragödie eines Kriegsverlegten, von Ernst Toller  . Arbeiterchorkonzert am Totensonntag. Der Ber­ liner   Sendvai Chor" beranſtaltet Sonntag, 7 Uhr, sein großes Herbstkonzert im Saalbau Friedrichshain". An ihm sind weiter beteiligt die Volkschöre Osten und Weißenfee. musikalische Leitung übernahmen die Chorleiter G.. Schumann und Musikdirektor. Knöche I. Ms Solift wirkt mit Fris Post, Harfe. Eintritt 60 f.

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SONDERN

Funo Raucher lassen sich nichts vormachen.

FUR EIN

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JUNO

QUALITAT

Jhr Geschmacksempfinden ist ein so feines, ihre Ansprüche sind so hoch, daß allein die

erlesene

Juno- Qualität

sie zufriedenstellt.

Von der Erkenntnis durchdrungen, daß Zugaben unsachlich sind und einkalkuliert werden müssen, lehnen alle Juno- Freunde müssen, lehnen einmütig Wertmarken, Gutscheine und Stickereien ab.

Denkende Raucher haben das erkannt!

Josetti

JUNO

O/ Mouna

6 STUCK 209

ΚΟΝ LINON