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DIENSTAG, 20. DEZ. 1932
Vorwurfs -- 0 Wach Sibirien  Sin Winder fchickfal/ Ton Q rigor if O/cheroff
in. 5n der Schule wollen die Kamerooen mu mir Nicht spielen. Sie schlmpsen mich Zuchthäusler. und Onkel Nathans Sohn Mraljamche schimpft auch mit. Unser Rabbi Benjamin, der Lehrer, warnt mich� ich soll die Schüler nicht angreisen, sonst wird er mich mit Ruten schlagen Aber ich bin es doch gar nicht, der angreift... Im chofe spielen die IungensKammerhaus". aber zu mir in mein Kammerhaus kommt keiner Ich bleibe allein stehen. Selbst Eschen, des Schneiders Elchanan Tochter, will nicht mehr mit mir spielen, und alle hassen mich. Ich lege mich traurig ins Gras, und erinnere mich, daß ich keinen Vater mehr habe. Wo ist mein Vater? Was ist das für ein Gefängnis, worin er sitzt, und warum kommt er nicht nach Haus zur Mutter? Die Mutter weint doch jeden Tag. Die Mutter kann doch keine Uhren und Büchsen reparieren. In der Esse brennt kein Feuer, und ich darf nicht am Blasebalg ziehen wie einst beim Bater. Ein Marienkäser kriecht itper meine Hand, rot mit schwarzen Punkten aus dem Rücken; nun klappt er die Flügel aus und stiegt davon. Ich sehe ihm nach und sehe in die �pnne, und die Sonne ist schwarz und dreht sich...Mörder. Mörder!" Im Cheder sitzen die Jungen« und lernen. Abrahamche leiert laut aus dem Jesaja, und ich habe keinen Lernkameraden und muß immer noch aus dem zweiten Buch der Könige wiederholen. Vor uns sitzt der Rabbi in Hemdsärmeln mit Gebctsäden und Käppi, blickt zum Fenster hinaus und tut, als sähe er mich nicht. Ich stehe aus und gehe nach Haus«. Auf dem Markt starren mich alle an. Hinter mir her weht ein Geflüster;Da geht Chatme Goldschmied sein Iungche, nicht hier gedacht, Crbormung, was wird werden aus ihm, ohne Vater!" Und alle Tage ist es so. Ich soll Abrahamches Schreibsedern ge- stöhlen haben, und ich habe sie wirklich nicht ge- nommen, aber der Rabbi   schlägt m'ch mit Ruten. Die Iungcns schreien mir nach;Dieb'", und alle sind sie meine Feinde Die Spielkameraden er- lauben mir nicht, wie früher zum Graßkaufmann Baruch auf die Speichcrböden mitzukommen, wo wir hinter Kisten versteckt verbotene Geheimnisse suchten... Besonders an den Sabbaten hatte ich nicman- den, mit dem ich spielen konnte und mußte zur Großmutter ans Ende des Städtchens pilgern. Di« Schkotzerlechs, die Chriftenjungens, hetzten Hunde auf mich und warfen mit Steinen nach mir. Die Großmutter bewirtete mich mit gebratenen Aepfeln und weinte stets, wenn sie mich ansah. Der Groß- vater las die Psalmen Davids und sprach kein Wort zu mir. Es war langweilig bei den Groß- eitern. Unheimlich viel Fliegen saßen auf der neuen Tischdecke und flogen>n der Stube herum. Tante Brana blätterte in einem Traumbüchlein und wahrsagte sich mit einem Brotkügelchen chre Träume. Wenn sie genug hatte, ging sie zu den Mädchen aus die Gasse hinaus. Auch ich ging und sah von weitem zu, wie die Iungens Ball spielten. Wenn ich den Ball ergriff und mitspielen wollte, hielten sie im Spiel>nne und warteten, bis ich den Boll wieder hinlegte. Ich machte mich aut den Weg nach Haus, traurig, niedergeschlagen, und starrte den Schatten unter meinen Füßen an. Blieb ich stehen, so stand auch er und sah mich wieder an. Er ging mit mir, ein Trauriger und Vaterloier wie ich IV Als ich einmal nach Haufe kam, saß m der Stube meine Tante Gold« mit einem Bauern namens Pjotor Sie tranken Wodka und aßen Weißbrot dazu. Die Mutter sagte mir, daß ich morgen mit der Tante in die Stadt fahren solle, zum Vater. Zum Vater! Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich wachte ganz früh auf und. betete laut und mit Inbrunst Bald daraus kam der Wagen mit der Tante Gold« vorgesahren. Ich wollte gleich losfahren, aber die Tante ging noch einmal ins Haus, und der Kutscher Pjotor fütterte und tränkte das Pferd. Endlich kam die Tante wieder und setzte sich umständlich in den Wagen. Pjotor rückte das Chumet und die Zügel zurecht, und wir fuhren langsam los. Die Mutter schaute uns aus dem Fenster nach und wischte sich mit dem Kopftuch die Augen. Schon viele Stun- den sahren wir, und die Stadt kommt noch immer nicht. Es ist heiß, die Sonne brennt, kein Baum, kein Schatten, nur Steppe Das Pferdchen zieht
mühselig den Wagen durch den gelben, trockenen Sand; die Räder ächzen und kreischen, die Tante schläft ein und schnarcht. An jedem Zugbrunnen tränkt Pjotor das Pferd. In einem großen Walde machen wir halt. Pjotor spannt aus Die Tante nimmt einen Korb vom Wagen und wir esien Mittagbrot  . Im Walde seh« ich viele Beeren, da gehe ich sammeln für den Vater. Ich dringe tief in den Wald ein, häufe rote und schwarze Beeren und esse keine einzige, nicht einmal eine wurmstichige alle sollen für Vater sein. Erst als es dunkel geworden'st. kommen wir in die Stadt. Die große, kupferrote Mondkugel liegt weit, weit im Felde. Burschen in roten Kitteln sitzen mit chren Mädchen auf den Bänken vor den Häusern, knacken Sonnenblumenkerne, singen, lachen und spielen Harmonika. Es riecht merk­würdig nach Wagenschmiere. Unser Wagen holpert schrecklich über die Steine. Wir sahren zu Ver- wandten, die ich nie vorher gesehen habe, und ich wundere mich, daß sie mich kennen. Sie ver- sammeln sich um mich und fragen mich nach der Mutler aus. Sie sprechen vom Vater und sagen alle, daß er der ganzen Verwandtschaft. Schande bereitet hat, und daß es ein Jammer ist um ineinc Mutter. Ich kann dies Gerede nicht vertragen, ich
Nachdem er der deutschen Jugend zwei wert- volle IndianerbücherDer fliegende Pfeil" und Der rote Sturm" geschenkt hat. tritt Fritz Steuden in diesem Jahre mit dem Buch Tecumseh und der Leder st rumps" auf den Plan sFranckhsche Verlagshandlung, Tuttgartf. Im Mittelpunkt des �Geschehens steht die Gefangennahme von dreißig weißen An- stedlern durch hundert Rothäute, an ihrer Spitze der junge geniale Führer Tecumseh. Unter den Weißen ober ist es vor allem Daniel Boon, unter dem NamenL e d e r st r u m p f" bekannt, eine historisch durchaus beglaubigte Persönlichkeit, für die Steuden die deutsche   Abkunft glaubt nach- weisen zu können, er ist der Entdecker und Er- oberer Kentuckys. Steuden sagt in bezug aui ihn;Ich habe mich bemüht, bei der Wahrheit zu bleiben, den Charakter Boons nicht zu ver- ändern und ihm auch nicht Abenteuer anzu- dichten, die er nicht erlebt hat." Mit derselben Wahrheitsliebe schildert Steuden auch die In- dianer, in denen er mit Recht die chrer freien Iagdgründe und überhaupt ihrer Freiheit be- raubten eigentlichen Herren Amerikas   sieht. In die uns immer noch verschlossene Welt des Zigeuners führt das Buch von F. H. I o- HansenKaschmir der Zigeuner­junge"(Franckhsche Verlagshandlungj ein. Wir werden Zeuge der erbitterten Kämpfe zwischen zwei Stammeshäuptlingen,, erleben die seltsame Kuckucksmesse mit. ein altes Stammessest der Zigeuner, und begleiten den kleinen braunen Helden Kaschmir   auf seinen verwegenen und oft irechen Streiszügcn. Immer befinden sich diese Menschen, alte wie junge, in Abwehrstellung zu ihrer Umwelt, die sie gar zu gerne zivilisieren möchte Eltern und Erzieher mögen ohne Sorge sein: bösartige und gemeine Streiche lehrt dos Buch nicht. Uebermächtiger Frecheitsdrang des Tieres ist das Leitmotiv eines ganz vortrefflichen Buches mit Tiererzählungcn von D. und L. P e a t t i e: , M i t dem Wind"(Franckhsche Verlagshand- lungs. Donald und Luise Peattie schreiben über das Tier sehr schlicht, sehr ernst und mit großer Liebe, gleich, ob sie über Mus, die graue Ratte berichten oder über Lop Kurzschwanz, das junge Kaninchen, das überhaupt nur aus Angst be- steht, ob über Peter, den herrlichen. Heimattreuen Kater, oder über Cit Earson, den kleinen, feiner Mutter beraubten Bären, der schließlich zuni Freund der Menschen wird. Einen afrikanischen Elefanten hat sich Niels M e y n in seinem BuchT e m b o" ausersehen. «Verlag K- Thienemann, Stuttgart  .) Von seiner szerde abgekommen, tritt Tembo einen einsamen gefahren- und abenteuerreichen Weg durch den afrikanischen Busch an, bis er endlich wieder zu
weigere mich zu esien und gehe zu Pjotor auf den Wagen schlafen. Am anderen Morgen schimpft die Tante auf mich, und die Verwandten sagen, ich sei ein großer Starrkops.., aber meines Vaters Ebenbild..., ein hübscher Junge..., aber was wird aus ihm werden..., nebbich, eine lebende Waise... Und ich hasse sie. Ich sehne mich nach dem Varer, und ich bitte die Tante, doch gleich zu gehen. Sie aber meint, es sei zu früh, und man werde uns nicht hinein- lassen. Wer wird uns nicht hineinlassen? Ich kann gar nicht begreifen, warum man mich nicht zu meinem Vater hineinlassen wird. Und als wir uns endlich auf den Weg machen, prüfe ich jedes Haus, ob nicht in ihm mein Vater wohnt. So viele Gassen, so viele Häuser, und vor jedem Hause ein Vorbau mit gewundenen Säulen. Endlich bleiben wir vor einem großen weißen Hause stehen; das aber hat ein eisernes Gitter und zwei gestreifte Schilderhäuschen Zwei Sol- baten mit geschullerten Gewehren gehen auf und ab, und die Taitte sagt;.Hier ist es." Ein Soldat führt mich in einen großen, halb- dunklen Raum mit einem kleinen Fensterchen hoch oben, vor dem ein Gitter ist. Bauern und Bäue- rinnen stehen herum und schwatzen... und mit
sinemmal kommt mein Vater herein und ruft nach mir. Ich blicke auf meinen Vater. Ich erschrecke. Ich fühle wohl, daß er sich irgendwo, in seiner Tiefe, vor mir geniert, daß er sich darum zu mir be- nimmt wie zu einem Erwachseneu. Ich fange an zu weinen und sichle dabei quälend, daß ich es mit Absicht tue, weil es mir die Tante so ein- geredet hat... und ich schäme mich. Dater bemerkt das läßt mich auf die Erde nieder und sieht mich zornig an Ich sei ein närrischer Junge, sagt er, und er liebe es nicht, wenn man weint. Er fragt nach Mutter, und ich erzähle ihm viel. Ich bitte ihn. doch mit mir nach Hause.zu sahren. zur Mutter, die jeden Tag weint, uno er sitzt hier, und warum... die Iungens in der Schule quälen mich, und ich will ja gut lernen, aber worum bleibt er hier und kommt nicht? Vater sagt, daß er bald kommen wird. Und es sei möglich, daß wir bald aus unserem Städtchen wegfahren werden weit, weit. Und ich soll der Mutter gehorchen. Er streichelt mir über die Backen und küßt mich und bedeckt die Augen mit der großen Hand. Da bemerke ich den verbundenen Finger. Es riecht so merkwürdig scharf. Und ich erinnere mich an damals, an jene Nacht.-- Plötzlich ein schrilles Läuten. Vater küßt mich noch schnell und geht weg. Ich rufe ihm nach, frage ihn, warum er denn iortgeht, sage ihm, daß ich doch für ihn noch Beeren habe, draußen bei der Tante, gleich werde ich sie holen.-- Aber da weist der Soldat mich hinaus, und ich sehe meinen Vater nicht mehr.(Forts, folgt.)
Ton Indianern und wnden Bieren WeihnachLslHeraiur für Wnaben/ Ton TCaUer Trojan
einer Herde kommt, die ihn aufnimmt. Sein« Riesengröße gibt ihm Ueberlegenhett über die anderen Tiere und damit eine gewisse gutmütige Gelassenhett, die erst, wenn er gereizt wird, zur Wildheit ausortet. Das Buch vermittelt ein« Vorstellung von dem, was Afrika   einst war und zum Teil noch ist: eines der seltenen Tier- Paradiese, die die Erde noch ausweist. Paul Möhler hat fein BuchDie Ur- menschen" dem viel umkämpften Problem der immer noch nicht lückenlos bewiesenen Mensch- werdung aus dem Tier bzw. dem Affen gcwid met(Steinfaustoerlag. Leipzig  ). Es bleibe dahin gestellt, ob die Darstellung des Uebergangs vom Affen zum Menschen nicht zu sehr vereinfacht wurde. Meisterhaft aber ist es, wenn Möhler schildert, wie dem Affenmenschen allein die Tat- fache, daß er Stein und Baumast als Wehr- und Kampfmittel erkennt und benutzt, die Ueberlegen- heit über die gesamte übrige Tierwelt sichert. Ausgezeichnet und fast dramatisch ist die Schilde- rung, wie der Urmensch Wesen und Bedeutung des Feuers allmählich begreift. Freidenkerische Eltern werden für chre Kinder im reiferen Alter kein schöneres Buch finden. In Viva LütkensW i r fahren in die Welt"(Franckhscher Verlag) schickt ein wett- herziger Vater seine beiden fünfzehnjährigen Zwillinge unbehütet in die lockende Ferne. Die Reise geht nach Tirol, uich die Kinder der nordi­schen Ebene lernen zum erstenmal die Zauber- well der Berge, aber auch ihre Gefahren kennen. Von einer Frau geschrieben, wird das Buch mit seinem frischen, freimütigen Ton auch ein Iungenherz erfreuen. In den wenig bekannten südlichsten Teil von Südamerika   führt uns eine Schllderung von Kurt Faber.  ,3 m wildesten P a t a- g o n i e n"(K. Thienemann, Stuttgart  ). Faber ist der Typ des ewig wandernden Deutschen  , der sich daheim nach der Ferne und in der Ferne nach der Heimat verzehrt. Wer selber in den Adern die Unrast und den Drang in die Ferne spürt, dem wird dieses Büchlein etwas sagen. Herbert Eckert läßtIn acht Tagen um den Aequator"(Franckhsche Verlags- Handlung) eine zeitgemäße Luftjagd um die alte Erde starten. Dr Ueberall: hinter dem drolligen Namen verbirgt sich ein liebenswürdiger junger Verfasser, der es glänzend ver- steht, dem jungen Volk die schwierigsten tech- nischen Dinge wie Elekttomotor, Telephon, Tele- graph, Radio, Stratosphäre in amüsanter Form plausibel zu machen. Ein Vater, der sich bei dem Versuch, seinem Sprößling das Wesen der Telegraphie oder des Radio begreiflich zu machen, blamiert hat, möge getrost zu Dr. Ueber-
alls schönem Buch300 000 Kilometer pro Sekunde" greifen.(Verlag Williams u. Co.. Berlin  .) In dem Jahrbuch für Nawr. Sport und TechnikDurch die weite Welt" «Franckhsche Verlagshandlung) findet die Jugend unserer Zeit alles das auf die knappste Formel gebracht,, woa. sie'ntcrAcrt; dazu praktisch- Basteleien und allerlei Lesefutter. Inhaltlose Nichtigketten wie dieTagebuchblätter eines Schiffsjungen" allerdings wären besser unter- blieben. Ein sehr gutes Heft desselben Ver- lagesAlle Mann an Bord!" gibt einen Einblick in das Schiffswesen. Das Buch van Werner Gräff  Ottos Photos"(Verlag K. Thienemann) ist wertvoll für unsere Knips- knirpse. Erwähnt sei nochDas Auto buch für Jungen"(Franckhsche Verlagsbuchhand» lung Stuttgart  ), das nicht nur für die Jungen aufschlußreich ist._ Neuerscheinungen Georg Fink  . Mich hungert, Volksausgabe (Bruno Cafsirer-Verlag, Berlin  ), 2, HS M Theodor ZNommsen, Römische Geschichte, mil einem Schlußwort von Prof. Eduard Norden  . Großes Format, lOOO Seiten, 150 Bilder nach antiken Borlagen(Phaidon- Verlag  , Wien  ). 1,80 M. Menschen, die Geschichte machten, 4000 Jahre Weltgeschichte in Zeit- und Lebensbildern, zweite verbesserte und erweiterte Auflage, 2 Bände(Ver- lag L. W. Seidel u. Sohn, Wien  (pro Band geb, ll' M). Oskar von lvertheimer. Kleopatra  , neue verbilligte Ausgabe mit 34 Illustrationen und 3 Karten(Amalthea-Verlag Zürich  ), in Leinen 3.75 M.
Spiele Elektrorennen, ein Würfelspiel, bei dem die Spielfiguren aus dem Spielbrett mtt elektrisch ge- ladenen Feldern zu kämpfen haben!(Frankhsche Verlagshandlung, Stuttgart  .) Eugen, der wandelbare, ein Legespiel, bei dem sich Eugen überraschend in seinen eigenen Vater. in ein Zirkusschwein, einen Neger und wer weiß noch was verwandelt!(Frankhsche Verlags- Handlung, Stuttgart  .)
Tafcheukalender Phönix- Kalender für die deutsche Jugend (Phönix-Verlag Karl Siwinna). Technik voran, Jahrbuch mit Kalender für die Jugend(Verlag Deutscher Ausschuß für technisches Schulwesen).