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BEILAGE

Vorwärts

Abkehr von Pestalozzi  

Die pädagogische Reaktion marschiert

Der große Menschheitserzieher Pestalozzi  hat einmal ein Wort gesagt, das heute mehr denn je als Warnung und Verheißung über Europa  steht: ,, Es rettet Europa   nichts, als die Umkehr zu reiner Menschen­bildung." Ein Wort, das gegenwärtig, wo eine neue Welle des Völkerhasses und nationalistischer Kriegsheze über die Länder Europas   geht, beson­dere Bedeutung hat. Im legten Grunde ist es nichts anderes als die Abkehr von der Erziehung des Menschengeschlechts zu reinem Menschentum, die Schuld an diesen der Menschheit unwürdigen Sachverhalten trägt.

Der Volksstaat von Weimar   hat sich bemüht, der Idee der reinen Menschenbildung im Sinne Pestalozzis Eingang und Geltung in unserem öffentlichen Erziehungswesen zu verschaffen. Sein Erziehungsideal ist der freie, am Aufbau der Volksgemeinschaft beteiligte Staatsbürger, der im Geiste des deutschen   Volkstums und der Bölferversöhnung seine Persönlichkeit im Dienste des Ganzen entfaltet. Gegen dieses demo­tratische Bildungsziel haben die Vertreter des autoritären Staatsgedankens Don Hugenberg bis hitler einen jahre: langen Krieg geführt. Monarhie und Diftatur brauchen aus Gründen ihrer stenzsicherheit nicht freie Staatsbürger, fondern blind ge horchende Untertanen. Und es ist darum nur gine folgerichtige Entwidlungserscheinung, menn naa der gewaltsamen Entfernung der verfassungs­mäßigen Volksregierung und dem Beginn der autoritären Staatsführung in Deutschland   auch unsere gesamte neuzeitliche mit der Weimarer De­ mokratie   unlösbar verknüpfte Pädagogik um Jahrzehnte rüd märts geschraubt werden soll, auf die Erziehungsziele der Autori­tätsschule der Borkriegszeit.

Und nur in diesem Zusammenhange wird auch die rücksichtslose Entfernung aller fortschrittlichen Schulmänner aus der Schulverwaltung verständlich, wie sie in den letzten Wochen, nicht nur in Preußen, unter dem Deck­mantel von Sparmaßnahmen" vorgenommen morden ist. In diesen Männern, deren Berdienste selbst die Reaktion nicht zu schmälern wagt, ist der Schulfortschritt und das an Pestalozzi   orien­tierte Erziehungsprogramm der Weimarer Repu blik verkörpert Fallen sie, so hofft man in den Kreisen um Hugenberg und Hitler  , dann fällt mit ihnen das ganze Gerüst unserer neuen Erziehung zusammen, und der Weg ist frei für die pädagogische Reaktion, für die Er ziehung zum Untertanen, oder, wie Hitler und seine Pädagogen es nennen, zum, deut­schen Menschen".

Das deutsche   Volk wird sich sehr bald auf seine Aufgabe besinnen müssen: die Reaktion, die jetzt auch die Jugend unseres Volkes zum Geist von Potsdam   und D011 Potempa führen möchte, mit aller Entschiedenheit abzumehren. Es geht in diesem Kampfe um mehr als um Schul­reformen und theoretische Erziehungsfragen. Es geht vielmehr um die Frage: Wollen wir es dulden, daß unsere Kinder in den Schulen des ,, neuen" Deutschland   mit dem Gift bes Hasses und der Kriegsheze erfüllt werden, daß die Volksschule zur Armenschule des vergangenen Jahrhunderts herabfinkt, daß Freiheit und Menschenwürde aus der Erziehung verbannt werden?

Der gegenwärtige preußische Unterrichts. tommissar Schleichers, Prof. Kähler, hat por einiger Zeit das Schul- und Erziehungsprogramm der Deutschnationalen in einer Schrift veröffent­licht. Darin rückt er ganz deutlich und under­hohlen von jeglicher Erziehung zur Bölferversöh nung, wie die Reichsverfassung fie für alle Schulen verlangt, ab. Damit bewegt er sich also auf der gleichen Linie wie die nationalsozialistischen Er­ziehungsprogrammatiker, die den Gebanfen des Völkerfriedens als ,, undeutsch" ablehnen. An die Stelle der Völkerversöhnung tritt in den Schulen des Befehlsstaates die geistige und körperliche Wehrhaftmachung der Jugend. Weckung der Haß gefühle ist ein michtiges Teilziel diefer Erziehung zum ,, heldischen Menschen"( Hitler  ) oder zum, nationalen Selbst­behauptungsmillen"( Deutschnationaler bund) Aus ihnen soll jene geistige Grundhaltung erwachsen, die den jungen Menschen bedenken­los zu neuen Kriegen, zu Revanche und Lands= tnechtsruhm begeistert. Ueberall in Deutschland  , wo ,, nationale" Regierungen über die Volksschule zu bestimmen haben, finden wir diese Gedanken bereits verwirklicht. Sie führen die deutsche  Jugend aus der Kultur geradeswegs in die Bar­barei.

Lehrer­

Der erste Naziminister in Thüringen  . Frid. erblickte seine Hauptaufgabe darin, aus Thüringen  ein Zentrum des nationalen Widerstandes" zu machen. Er führte Schulgebete ein, die statt christ­licher Nächstenliebe den Unaeist des Hasses" at­meten. Der oldenburaische Minister Spange= macher hat eine Verfügung erlassen, wonach der Geschichtsunterricht nor allem der Chre ward Freiheit" zu dienen habe und den Schülern baupt­sächlich die Leistungen des Heeres und die Tribut­Dittate in lebendiger Erinnerung halte. Und der

Naziminister Wächtler in Thüringen   läßt zur Zeit alle Kinder von der 7. Volksschulklasse ab wöchentlich in Sprechchören gegen den Versailler Bertrag beten, die nicht den Protest gegen das Unrecht dieses Vertrages, sondern deutlich die Weckung des Haß- und Racheinstinktes in den Kindern bezwecken.

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Zur Wehrhaftmachung der Jugend im Sinn nationalistischer Unduldsamkeit gehört natürlich auch die planmäßige Förderung jener Kriegsromantik, wie sie zu Ausbruch des Weltkrieges Tausende junger Menschen in den Tod gelockt hat. In den Ländern Thüringen   und Braunschweig   und auch in Preußen ist das 31: erwarten sind alle Bücher, die den Krieg in feiner unverhüllten schredlichen Gestalt zeigen, aus den Schulbüchereien entfernt worden. Dagegen sind neue Geschichtslehrbücher und andere Werke für die Hand der Schüler ein­geführt worden, die kriegshegerische, zumindest aber friegsverherrlichende Tendenzen verfolgen. Der Krieg ist in diesen Schriften nicht etmas Schreckliches, Menschenunmürdiges, son­dern Ruhm, Glanz, Unsterblichkeit. Alle diese Maßnahmen stimmen durchaus mit dem Er­ziehungsideal des deutschen Faschismus überein, dem des deutschen Menschen und Kriegers. Wie­viel miderwärtigste, von allem Erziehertum meit entfernte Gesinnung offenbart sich in den Worten des nationalsozialistischen Kulturwarts Schemm,

der es wagen darf( nach unwidersprochenen Bressemeldungen), zu sagen: Von der für ihre Kinder sorgenden Mutter bis zum Schützen­graben geht eine Linie."

In Mecklenburg- Schwerin   hai Rechts- Ministerium den gesamten Schulsport ver Polizei unterstellt. Die Kinder werden dort unter der Leitung von Schupos zu militärischen lebungen, zu Marschübungen, handgranaten­merfen und Fechten herangezogen. Die Lehrer werden gezwungen, diesen Schulfport als verbind liches Lehrfach durchzuführen.

Erinnert nicht diese ganze offen propagierte und teilweise praktisch durchgeführte Kriegsvor bereitung an jenes Wort, das Mussolini   vor einiger Zeit an die faschistische Jugend Italiens  richtete: ,, Liebet das Gewehr, betet das Ma­schinengewehr an, und in dieser Tonleiter der Ge­fühle vergeßt auch den Dolch nicht!" Es ist die ganze untermenschliche Brutalität und Roheit eines fulturfernen Ge= walt menschentums, die hier zum Ausdruc kommt, und die man heute der deutschen   Jugend als neues Lebensgefühl" aufzwingen möchte. Die Früchte solcher Erziehung sind in der letzten Zeit eindringlich zutage getreten. In Koburg  schrieben Nazijungens am Tage nach Stresemanns Tod an die Schultafel: Stresemann   ist trepiert! Hurra!" Und die Hitler= jugend Braunschweigs richtete nach der Verurteilung der Potempaer Mordbestien ein

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Der Dichter des Schweik  "

Zu Jaroslav Hajcheks Todestage am 3. Januar

Jaroslav Haschef, der unsterbliche Dichter des ,, Braven Soldaten Schweit", dessen Heldentaten der passiven Resistenz gegen den Weltkrieg und die ..große Zeit", den Ruhm und die Lorbeeren der meisten glorreichen, ordensbehangenen Feldherren jener Epoche der menschlichen Schmach im Ge denten der Nachwelt überdauern werden, ruht also bereits seit einem Jahrzehnt im Grabe. seinen Braven Soldaten Schwejr" herrscht heute mohl kein Zweifel mehr: es ist eines jener Bücher, die ,, Weltliteratur" geworden sind.

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Das Geniale des Werkes besteht darin, daß es an den kleinen Episoden des Geschehens die Gemein­heit und die Sinnlosigkeit jener Zeit aufzeigt. Haschet bringt es mit einem naiven Humor, der der Ausdruck urmüchsigen tschechischen Volkstums ift, zuwege, in dem Schicksal eines einfachen Mannes das ganze Chaos des österreichisch­ungarischen Problems zu enthüllen und dabei gleichzeitig den Wahnsinn des Krieges widerzu­spiegeln. Dieser naive Humor seines Schwejt, dieses ganz gehauten Einfaltspinsels", ist der Grund, weshalb Haschets Schwejt so populär wurde. Schwejt wurde in zwölf Sprachen übersetzt

und mit Erfolg verfilmt und dramatisiert. Sein ,, Siegeszug" begann in dem Augenblick, da er ins Deutsche übertragen wurde. Bieder hat es sich bewiesen, daß die Literatur der fleinen Völker auf die Brücke des Deutschen   angewiesen ist, um vor iſt das Forum Europas   zu gelangen. Schwejt ift wie Remarques Im Westen nichts Neues" und Barbusses Feuer" eines der großen literarischen Kriegsbücher.

Je mehr aber der Schweif" bekannt wurde, desto weniger erfuhr man über seinen Autor Jaroslav Haschet. Der Dichter starb bereits im Jahre 1923, ohne nur einen Abglanz jenes Er­folges zu erahnen, den sein Buch nach seinem Tode haben sollte. Er teilt das Schicksal vieler Genies, zu ihren Lebzeiten von ihrer Mitmelt entweder misverstanden oder nicht nach ihrem Werte richtig eingeschätzt zu werden. Man nahm ihn als Spaßmacher und lustigen Zechkumpan eigentlich nie ganz ernst und rechnete ihn zur literarischen Boheme von Prag  . Schuld daran trug der Umstand, daß Haschef Alkoholiker war. Der Dichter gehörte zu jenen zartbejaiteten, mit­fühlenden Genies, die ein letztes Entrinnen aus

Normungsausschuß in der Küche

Das Reichsfuratorium für Wirtschaftlichkeit, dessen Normungsausschuß auf vielen Gebieten fchon recht fegensreiche Arbeit geleistet hat, ist der Meinung, daß es an der Zeit sei, einmal der Hausfrau etwas über die Schulter zu schauen. Die deutsche Hausfrau, die als die sparsamste in der ganzen Welt gilt, soll angeblich auch die wirt­schaftlichste sein. Ist sie es wirklich? Das Reichs­furatorium für Wirtschaftlichkeit ist auf Grund eingehender Untersuchungen zu einem etwas steptischen Resultat gekommen.

Die deutsche   Hausfrau ist nach dem Urteil dieser Behörde recht unprattijch, ja jogar verschwenderisch, allerdings ohne daß sie es weiß. So hat man zum Beispiel errechnet, daß ein Sechstel des ge­samten Wäschevorrats, der unter der Obhut der Hausfrauen ist, jährlich durch Unachtsamkeit und falsche Behandlung zugrunde geht und erneuert werden muß. Die Ursachen sind zumeist falsche Waschmethoden und unsachgemäße Behandlung der Derschiedenen Stücke. Das Reichskuratorium hat Das Reichskuratorium hat sich die Mühe gemacht, alle in Deutschland   ge­bräuchlichen Waschrezepte auf ihre Wirksamkeit und Schädlichkeit hin zu untersuchen. Wie ein gehend diese Untersuchungen gewesen sind, kann man daran erkennen, daß nicht nur die Wasch­mittel selbst, sondern sogar die Beschaffenheit des Wassers in den verschiedenen Gegenden Deutsch­ lands   einer eingehenden Analyse unterworfen worden sind.

Eine Hausfrau führt täglich viele tausend Be­megungen aus, zu den verschiedensten Zwecken, sie bückt sich, recht sich, fetzt sich, sie vollbringt alle in allem, sportlich gesehen, wahrhaft hertulisch Leistungen, für die es leider feinen Olympio­reford gibt.

wirklich alle nötig? Wird nicht sehr viel Kraft und Energie verschwendet? Wenn die Hausfrau ihre Arbeit von vornherein einem festen Pro­gramm unterwürfe und für eine genau inne­gehaltene Einteilung sorgte, fönnte sie ein volles Drittel ihrer täglichen Anstrengungen sparen. So lassen sich mit einem einzigen Handgriff eine ganze Reihe von Arbeitsleistungen vollführen, wenn man die einzelnen Arbeitsgänge vorher richtig durchdenkt. Hier ins Detail einzugehen, ist unmöglich. Aber das Reichskuratorium hat die Frau beim Kochen, beim Waschen und Bügeln beobachtet, es sind dem Vernehmen nach sogar feiner Filmaufnahmen gemacht worden, Täuschung zu unterliegen.

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Mit einigem Erfolg hat inzwischen der Normungsausschuß sich in der Küche zu schaffen gemacht. Ist es nötig, daß über 7000 verschiedene Kochtopfformen hergestellt und auf den Markt ge= bracht werden? Es würde völlig genügen und jeder Verwendungsmöglichkeit entsprechen, wenn man sich auf ein Dutzend verschiedener Größen und Formen beschränkte. Der Erfolg wäre eine fühlbare Preissenfung, ermöglicht durch Umsatz­fteigerung infolge Massenherstellung meniger ge normter Stücke. Her mit dem Din- Format für Küchengeräte, her mit dem Einheitstochtopf, mit der Einheitsbratpfanne, mit dem Einheitsteller und dem Einheitslöffel, sagt der Normungs­ausschuß!

Die Hausfrau sieht es aber äußerst ungern wenn man ihr in die Kochtöpfe schaut. Es wird daher, wenn die Arbeit des Reichskuratoriums Früchte tragen soll, noch mancher Aufklärungs­arbeit im fleinsten und größten Kreis bedürfen, bevor die Geburt der Din- Hausfrau vonstatten A. R.

Aber sind diese Bewegungen und Anstrengungen gehen kann.

DIENSTAG, 3. JAN. 1933

Telegramm an den Reichsinnenminister, in dem sie sich mit ihnen als ihren treuen und von echt deutschem Geist beseelten Kameraden solidarisch erflärte.

Soll auch die preußische Volksschule in ähnlicher Weise zu Kriegsheze und Nazipropa­ganda mißbraucht werden? Unser Volksschulmesen ist nach dem Kriege trotz aller Not und Ein­schränkungen durch die warme Fürsorge der preußischen Staatsregierung und ihrer republika­nischen Kultusminister zu einem Volksbildungs­instrument gewachsen, auf das die Welt mit Be= munderung und Achtung gesehen hat. Tausende ausländischer Pädagogen haben deutsche und vor allem preußische Volksschulen besichtigt und die hervorragenden Leistungen der Volks­schule als einer wahren Schule reiner Menschen­bildung anerkannt. Dieser Volksschule will man nun den Todesstreich versehen, indem man ihr die Männer entzieht, deren Werk sie ist, diese Schule will man zur bloßen Lern- und Drillschule umwandeln, indem man die Klassenfrequenzen erhöht und die Grundschulpflicht aufhebt.

Die gegenwärtige Schulreaftion rüdt mit ihren Taten und Plänen gänzlich von Pestalozzi   und der Idee reiner Menschenbildung ab. Sie erstrebt die Aufhebung aller Fretheit, wie sie mit dem Gedanken des Menschentums immer ge= geben ist. Der Befehlsstaat von vorgestern mit dem Gesicht der Diktatur zeichnet sich im Hinter­grund der pädagogischen Reaktion ab. Bewah­ren mir unsere Jugend und unsere Schulen vor diesen Angriffen des Ungeistes und der Barbarei auf die Erziehung unseres Volkes zu Menschenwürde und den unausrott­baren Ideen des Sittlichen! Unser Bolf, wie unsere Schule brauchen vor allem eines: Freiheit!

o. f.

der Qual der Zeit durch ein Narkotium zu finden glauben: Haschef ist also vom selben Holze mie Li- Tai- Bo, Baudelaire  , Peter Altenberg  , Jessenin  und andere Künstler, die glücklich sind, wenn sie ,, vergessen" können, daß es eine Gegenwart gibt und dazu als Lethe und auch als Stimulus zu ihrem Schaffen ein Narkotikum brauchen.

Daß Haschef ein echter, wirklicher Dichter mar, beweist schon sein literarisches Debut als Zwanzig­jähriger, als er eine Sammlung sozialer Lyrik unter dem Titel ,, Schreie des Mai" veröffent­lichte. Wie tief fozial er empfand, zeigt uns eine Heine Probe aus jener Gedichtſammlung:

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Frühling im Bergwert.

Von der Welt sie miteinander plauschten, Während sie im Schacht die Kohle brachen, Daß schon Winde über Felder rauschten, Und die Fluren ihre Kleider tauschten. Mit dem Lenzgewand: daß linde Lüfte wehen Und des Frühlings Spur schon überall zu sehen. Daß die Sträucher neue Blüten tragen, Auf den Bäumen grüne Blätter sprossen, Daß aus Aeckern   frische Saaten schlagen, Und daß alles schön sei, nicht zum sagen, Herrlich schön sei, wunderschön

ein paar hundert Meter über ihnen. Daß die Bächlein wieder fröhlich springen, Auf den Auen blaue Beilchen prangen, Daß schon Böglein ihre Lieder fingen, Die beinahe in den Himmel dringen, Und daß es noch Menschen gibt, die glücklich sind ein paar hundert Meter über ihnen.

Haschet schrieb ja auch wiederholt in der sozia­ listischen   Arbeiterpresse und war eine Zeitlang auch Redakteur des Ceffé Slovo". Aus dem jungen sozialen Lyriker wurde ein Humorist, der auf dem Prager Boden des beamteten alten Vor­friegsösterreichs reichlich Stoff zum Lachen fand und nicht selten öffentliches Aergernis erregte". Unzählig sind die Anekdoten, die man in den Prager Wirtshäusern über Hachsek zu erzählen weiß. Unter den jüngsten sei die erwähnt, welche sein Bekannter B. Safársch berichtet, wie Haschek einst in einem Wirtshaus allen Gästen ihren Wein ausgetrunken habe und er dem herbeigerufenen obrigkeitlichen Organ dann plausibel machte, daß er dies auf ärztliche Verordnung tue, weil ihm der Arzt geraten habe ,,, fremde Weine zu trinfen". Der Weltkrieg machte aus dem Feuilletonhumo­risten einen humoristischen Dichter von Welt­format. Haschet geriet in ruffische Gefangenschaft, und es zirkulierte über ihn das Gerücht, daß er in Rußland   eine Zeitlang Volkskommissar bei den Sowjets war. Im Jahre 1919 fehrte er wieder nach Prag   zurück. Nachdem er sich bei einem tommunistischen Berlage vergeblich bemüht hatte, eine Herausgabe seines Schwej" zu erlangen, nahm sich sein Freund Franta Sauer   des Werkes an und entschloß sich zur Verlagsnahme. Daß die zunftmäßige Literaturkritik, die über die Realistik seiner Darstellungskraft die Nase rümpfte, Schuld daran trägt, daß Haschets Werk nicht seinem wirklichen Werte nach als große, echte Dichtung eingeschätzt wurde und eingeschätzt wird, soll nicht unerwähnt bleiben.

Leider war es Haschef nicht vergönnt, auch etwas von dem materiellen Erfolge des Werkes zu genießen: schon im Jahre 1923 sant er, ein Opfer seiner Trinkerleidenschaft, nicht einmal ganz 40 Jahre alt, ins Grab. J. Reismann- Prag.