BEILAGE
Vorwärts
Arbeitsloser sucht Nachtquartier
Man schreibt uns:
Weshalb ich dies schreibe, weiß ich nicht. Bielleicht weil ich im Augenblick im Warmen size und bie Erinnerung an dieses herbstliche Erlebnis mich mit jähem Schrecken überfällt. Velleicht weil mir eine Angst im Nacken sitzt, das Schicksal könne mich Arbeitslosen in die Winterkälte, in die Winternächte hinausjagen. Genug. Die mögen es lesen, benen es besser geht. Vielleicht, daß ich damit Denen nüge, denen es geht wie mir.
Der Regen rinnt. Meine Umgebung- Schreber gärten und Lagerpläge scheint davon überzeugt zu sein, daß ihre Herrlichkeit für dieses Jahr vorbei st, und hat ihre Blüten- und Blätterpracht abe gelegt. Das Paradies des Bewohners von Berlin O ift eine trostlose Dede geworden. Ich habe nie geglaubt, daß man in der Millionenstadt so einsam und von jedem Lebewesen unbehelligt wandern fann. Es ist so still, daß man sich in die weiten Ebenen Nordwestdeutschlands mit seinen Mooren und Kanälen versezt glaubt. Die breite Asphalttraße zwischen den Gärten gleicht in ihrer regenhaffen Glätte einem Wasserlauf. Der Wind kämpft pfeifend und zischend mit den Bäumen um ihre legten, gelben, dürren Blätter, die flirrend vor Angst aufschreien. Sonst ist ergreifend dumpfe Einsamkeit.
Ich suche etwas zum essen und eine Unterkunft für die Nacht. Seit frühmorgens bin ich auf den Beinen, um durch Bitten und Klopfen an den Türen ein Stück Brot zu erhalten. Ohne Erfolg. Einmal bekam ich 5 Pfennig. Das sind in Nahungsmittel umgerechnet zwei trodene Schrippen, on denen man auch nicht den ganzen Tag leben ann, wenn man sie schön einteilt und nicht sofort aufißt, wie es ein Anfänger machen würde, der noch keine Erfahrung im Hungern hat. Diese Erahrung habe ich mir in den letzten Wochen reichich erworben. Solange ging es noch so leidlich. Ich hatte immer noch irgend etwas, um es zum Beihamt zu bringen. Aber jetzt ist das letzte Stück fort und ich bin ganz ohne Mittel. Seit einer Woche versuche ich nun schon mein Leben durch Betteln zu fristen. Es glückt mir nur selten, soviel zu erhalten, daß ich einigermaßen satt dabei werde. Die Konkurrenz ist zu groß und die meisten meiner Kollegen verstehen es besser, das Herz ihrer Mitmenschen zu rühren als ich, der betteln immer noch als eine Schmach empfindet. Mir sizt noch immer bie bürgerliche Anschauung in den Knochen die es als eine Schmach ansteht, seinen Unterhalt durch Die Mildtätigkeit anderer bestreiten zu lassen, und Die es mir immer noch nicht gestattet, so sehr ich mich auch deswegen ausschelte, meine Bitte so borzutragen, daß ich wirklich bedürftig erscheine. Aber ich werde es schon noch lernen... Für heute Nacht allerdings bin ich gezwungen, hungrig auf einer Bank zu schlafen. Und die nassen Kleider werden im Regen nicht trocken. Bis auf die Haut verde ich durchnässen und vor großer Kälte ittern. Aber ich fann nicht die ganze Nacht mherlaufen. Ich gebrauche etwas Ruhe. um für meine morgige Arbeit" wieder gerüstet zu sein. Also ich suche ein ruhiges Plätzchen.
Anscheinend gehe ich in verfehrter Richtung, denn Die Stille läßt hier schon nach, ich höre das Klin geln einer Straßenbahn und sehe Lichter, die im Regen trübe schimmern Die Lichter scheinen einem Hause zu gehören. Man kann es aber nur hnen. Vom Haus selbst ist nichts zu sehen. Nur Die Regelmäßigkeit der erhellten Flecke deutet auf einen jener großen Wohnblots hin, die in den ezten Jahren rund um die Stadt entstanden.
Ich habe mich nicht getäuscht, das Haus wächst nit undeutlichen Konturen aus dem Dunkel. Der große Blod, mit seinen hellerleuchteten Fenstern, erscheint wie ein Fels der Zuflucht, der Ruhe und Beborgenheit in diesem trüben und widerwärtigen Chaos, das mich umgibt.
Ich bleibe an eine Laterne gelehnt stehen und betrachte die vieredigen Lichtflecke. Dort die
hmalen Streifen scheinen dem Treppenhaus zu ehören und daneben drei Trepper hoch ist ein besonders helles Fenster, es hebt sich von den an= eren ab und scheint freundlicher, einladender zu ein. Es blickt auf mich herab, als wolle es mir vinten, heraufzukommen. Es iſt, als verheiße es nir eine Hilfe, ein Ende meines nuglosen Umherrrens. Soll ich dem freundlichen Fenster trauen, foll ich es wagen, an die Wohnung, zu der es ge= ört, zu klopfen? Vielleicht habe ich diesmal Blück.
Das Fenster macht mir noch einmal Hoffnung. Bei seinem siegesgewissen Leuchten vergesse ich alle bisherigen Enttäuschungen. Wie ein Leuchtfeuer, pei dessen Anblick der Echiffbrüchige Mut schöpft, rscheint mir das Fenster. Ich fühle mich plötzlich iegesficher. Menschen, die solch ein helles Fenster in die Nacht hinausstrahlen lassen, müssen ein gutes Herz haben. Sie werden mir helfen. Ich rauche nur hinzugehen, und ich bin geborgen. Eine ältere Dame, die mich an meine Mutter erinnert, wird mir öffnen. Ich werde sie um etwas Brot bitten. Sie aber wird mich einladen näherzutreten und mir in der Küche ein gutes, warmes Abendbrot geben. Fragen wird sie mich, was mich bedrückt. Ich werde ihr alles sagen. Auch, daß ich Angst davor habe, heute nacht im Freien
Bericht eines Bettlers
zu schlafen. O, sie bietet mir eine warme Kammer an. Ihr Mann kommt dazu. Ich erzähle mein Leben. Ich besorge dir eine Stellung", sagt der Mann, und in acht Tagen habe ich eine richtige Beschäftigung und Brot und Unterkunft.
Ich stehe an die Laterne gelehnt, und das Wasser rinnt am Hals entlang in den hochgeschlagenen Jackettfragen. Aber ich fühle mich gar nicht mehr so schrecklich unglücklich und verlaffen, ich komme mir schon wieder sehr gekräftigt und gehoben vor. Ich brauche ja nur hundert
Schritt zu gehen, und mein ganzes Elend ist be= hoben! Das Fenster ist mein Freund, mein wahrer Freund, mit fast zärtlicher Dankbarkeit betrachte ich seine heimelnde Helle und überlege, was ich mit dem ersten verdienten Geld anfangen soll. Ich werde mir vor allen Dingen einen neuen Anzug und dann einen Mantel taufen, aber vielleicht kaufe ich erst den Mantel, und dann den Anzug...
So. Jezt werde ich gehen. Sonst könnte das Haus geschlossen werden. Ich betrachte noch ein
MITTWOCH, 18. JAN. 1933
mal das Fenster, um mir die Lage der Wohnung genau zu merken, steige die drei Treppen hinauf und sehe mir nicht einmal das Türschild an, so eilig habe ich es.
Ich flingle zweimal wie ein guter Bekannter, und vor Erwartung zittern mir die Knie. Schlürfende Schritte. Die Tür wird einen Spalt weit geöffnet. Ein Frauentopf erscheint. Ich stammle meine Bitte und... eine Flut von Schimpfworten prasselt auf mich ein Frechheit, so spät noch zu betteln! Unverschämtheit, zweimal zu flingeln! Polizei!
Still wende ich mich ab und gehe. Mein Traum ist zu Ende.
Jezt stehe ich wieder draußen. Um vieles elender als vorher. Immer noch heult der Wind. Immer noch rinnt der Regen. Kurt Witt.
usa.
1.
Erster Polizeibericht 1933 aus New York : In der Nacht zum neuen Jahr wurden sechs Arbeitslose im Hafenviertel in einem Schuppen vollkommen entfräftet und vor Kälte erstarrt aufgefunden. Drei waren be= reits tot. Die anderen wurden in hoffnungslosem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert."
Da haben wir das Gesicht der Krise in USA . Denn es handelt sich hier keineswegs um einen Ausnahmefall. Solche furzen sachlichen Polizei< berichte fann man in diesem unerbitterlichen Winter in den amerikanischen Blättern fast täglich finden. Und nur die Toten tommen in den Polizeibericht Die, die vor Hunger und Kälte noch nicht ganz erstarrt sind, die sich noch müh selig bettelnd durch die Straßen von New York schleppen, die zu zählen, wer wollte sich dieser Mühe entziehen! Die Polizei bestimmt nicht!
2.
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New York Anfang Januar 1933. Die Blätter melden in Riefenlettern: Willkommene Kälte! New Yorks Gesellschaft fährt zum Wintersport! Aber auch der Sonne entgegen! Besonders zahlreiche Reisen! Nach Miami , nach Balmbeach, wo man noch im Meer baden kann!" ,, Meldung unseres Sonderforrespondenten aus Miami : Seit drei Jahren, seit dem Beginn der Krise, waren während der Wintersaison die Hotels dieses herrlichen Kurortes nicht so voll wie dieses Jahr. Viele Hotels müssen ihre Gäste in Salons und Gesellschaftsräumen unterbringen, da alle 3immer besetzt sind."
Hallo, was ist los? Meldete nicht soeben noch das amerikanische Finanzamt, wie schwer die Krise unter den Reichen des Landes aufgeräumt
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Notizen aus meinem Tagebuch
hat? Schwerste Verluste bei Morgan und Rocke feller ? Kursiert nicht das Schlagwort von Amerika als einem Lande der ,, armen Reichen"? Stimmt, stimmt! Stimmt alles! Viele Millionenvermögen sind durch die Krise halbiert worden, Millionenfontos zusammengeschrumpft. Man vergißt nur, daß das, was übrig blieb, noch sehr sehr viel ist! Mr. X. hat 50 Millionen Dollar verloren Katastrophe, Katastrophe!
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Katastrophe? 100 Millionen Dollar sind Mr. X. verblieben. Ihm wie Mr. H., fo Mr. Y. und Mr. 3.
Glauben Sie nicht auch, daß man mit dieser Summe seine furzen Tage noch ganz nett verbringen kann?
Was ist also natürlicher als eine gute Saison in den Millionärsbädern Amerikas ? Die oberen Zehntausend haben sich an die Krise gewöhnt, das goldene New York zählt noch einmal seine Guthaben, und siehe da: es hätte schlimmer kommen fönnen! Man denke gar nicht, daß sich die Preise in den Millionärsbädern dem furchtbaren zustand" der„ armen Reichen" angepaßt haben. Ein Zimmer in Miami fostet noch immer 50 Dollar täglich, ein Mittagessen in den Hotels soviel, daß davon eine New- Yorker Arbeitslosenfamilie fich viele Tage herrlich satt effen könnte.
Die New- Yorker Blätter sind in diesen Tagen voll von Meldungen aus den großen Millionärsbädern der Vereinigten Staaten . Riesige Rennen werden wieder veranstaltet, wie einst in den Zeiten der Prosperity. In Kuba fließt der Alfohol in Strömen, in Havanna genügen die Parkpläge nicht für die vielen Autos aus USA. , in Bermuda hat man wilde Tiere aus Afrika importiert, damit die Herren Millionärsföhne aus New York ihr Jagdfieber an mehrlosen Tieren
Eine Kunstschülerin erzählt.. mitgeteilt von Heinz Löwi
In einem kleinen Café im alten Berliner Westen. Wir figen zusammen, einige Freunde, debattieren, streiten; es ist wie immer. Plötzlich wird unsere Unterhaltung von einer Frauenstimme unterbochen: haben die Herren Interesse für Federaquarelle?" Ein junges Mädel steht vor uns und zeigt kleine bunte Tuschzeichnungen. Wir danken, die Geldknappheit zwingt dazu, auch ansehen wollen wir die Blätter nicht, um feire Hoffnungen zu erwecken. Sie geht, die Episode ist vorbei, unsere Unterhaltung wird wieder aufge
nommen.
Wenige Tage später besucht die fleine Zeichnerin uns wieder. Diesmal sind wir schon Bekannte, nicht ganz so ablehnend. wie beim ersten Male. Sie zeigt uns ihre Schäße, nennt die Preise, es entwickelt sich eine Unterhaltung. Ein Blick der Berständigung genügt uns Freunden, der eine zieht einen Stuhl herbei, ein anderer bestellt eine Tasse Kafee für unseren Gast, und schon sigt sie in unserem Kreis und erzählt von ihrer Arbeit. Wir schauen sie uns näher an, jung, frisch und nett aussehend, der Typ des Sportmädels, die Wangen gerötet von der Kälte. Unbekümmert und unbefangen, ja mit einem gewissen Stolz spricht sie von ihrem Leben und von ihrem Kampf. Den Vater hat sie im Krieg verloren, die Mutter ist frant in einem Heim untergebracht, völlig auf sich selbst angewiesen, verlebt sie eine Jugend, die feine Illusionen gestattet. Und doch glaubt sie mit der ganzen Kraft ihrer 20 Jahre an ihre Zukunft und an ihr Talent. Echon meiß fie, daß die Konkurrenz groß ist, daß wirkliches Können notwendig ist um etwas zu erreichen. Ein Gedanke beherrscht sie, sie will ihre Ausbildung ermöglichen. In Berlin gibt es die Reimann- Schule, eine Akademie für werdende Künstler. Deren Kurse zu besuchen ist ihr höchstes Ideal. Aber die Koften find sehr hoch, monatlich 75 M. Unterrichtsgebühren sind Riesensummen.
Um es doch zu schaffen, versucht sie ihr Talent schon jezt zu verwerten und geht Abend für Abend, oft schon am Nachmittag, durch die Restaurants und Cafés, ihre Bildchen zu vertaufen.
Welche Lokale besucht sie, wo findet sie Käufer? Gern gibt sie uns Auskunft. Von den Kneipen am Schlesischen Bahnhof , durch die Friedrichstadt führt sie ihr Weg zum feudalen Westen in die Bars und Tanzlokale. Immer gleichbleibend freund lich, fein leichter Weg für ein junges Mädel. Oft, in vorgerückter Stunde, wird sie die Zielscheibe häßlicher Witze und gemeiner Anspielungen derer, die glauben, mit ein paar Pfennigen nicht nur die Bilder, sondern auch ihre Herstellerin kaufen zu können. Menschen, die scheinbar Not und Sorgen nicht kennen, rufen den Geschäftsführer und verbitten sich laut schimpfend die Belästigung". Auch andere trifft sie, die gerne taufen und helfen möchten. gerade in den Arbeiterbezirken, denen aber alle Mittel fehlen. Manche Tour, die 4 bis 5 Stunden gedauert hat, war ohne Ergebnis. Sonnabend ist ein guter Geschäftstag. Pärchen und Ehepaare find ihre besten Kunden. Es ist ja ein netter und billiger Wandschmuck für das Heim. Stolz erzählt sie uns, daß sie vor wenigen Tagen 7 M. einnehmen konnte. Wahrlich wenig, wenn man bedenkt, daß allein zur Herstellung eines Bildchens etwa eine Stunde intensiver Arbeit notwendig ist.
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Unsere Frage nach ihren Zukunftsplänen beantwortet sie mit einem Achselzucken Wie Millionen andere hofft sie auf bessere Zeiten, dann will sie ein Atelier einrichten.
Bald wird sie unruhig und sieht nach der Uhr, einige Lokale sollen noch besucht werden. Wir laffen sie gehen, Hut ab vor einer solchen Jugend, Hut ab vor so einem Mädel, das mit verbiffener Energie den Kampf um das Dasein aufgenommen hat.
auslassen können! In Kalifornien hat ein NewDorfer Millionär eine Gesellschaft von 50 Leuten zu einem Ausflug nach China eingeladen. Auf einer eigenen Jacht, die er sich für einige Millionen Dollar hat bauen lassen( ein bißchen chinesischer Krieg gefällig zum Deffert oder so?)... Man könnte die Berichte zu einem dicken Buch zusammenfassen, zu einem Buch, daß..
Ach so, teine Aufreizung zum Klassenhaß, ihr lieben Millionäre, die ihr so um Weihnachten herum in euren New- Yorker Prachtvillen euer gutes Herz entdecktet. Ging nicht eine soziale Welle" durch eure Lurusviertel, wurde„ Soziale Arbeit " nicht zu einem emsig betriebenen Sport? Ich kann mich noch deutlich erinnern, ihr ver ehrten Bank und Industriefürsten, wie eure hohen Damen, die Damen der höchsten NemYorker Aristokratie( man denke) für Arbeitslose Strümpfe stridten.( Die Kinooperateure drehten wie wild: Frau Morgan beim Strümpfestricken, die Ladies des Hauses Rockefeller , Strumpfstrice Coctail Parties! Tätig, tätig! Sport, Sport, Sport! Die Herren Gemahle der Ladies waren so entzückt und so versunken in Be wunderung, daß sie vergaßen, Schecks auszuschrei ben für die Wohlfahrtsorganisationen.) Aber jetzt ruft Miami , die Wintersaison fordert ihr Recht und die New- Yorker Damen haben zur allgemeinen Befriedigung der Wohlfahrtsorganisationen das Strümpfestriden aufgegeben( denn jedes Baar mußte auf einer Dankadresse der hohen Lady bestätigt werden), um ihre Gesund heit in Miami wiederherzustellen, während der Herr Gemahl der Abstrich am Haushaltsbudget fängt natürlich beim Wohltätigkeitsposten an noch immer nicht daran denkt, die milde Hand ten Millionärsstrumpfempfängern auszustreden..
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3.
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In San Franzisto wurden während einer. Woche über 5000 vom Hunger auf der Straße zusammengebrochene Arbeitslose in Asyle eingeliefert. Die Asyle find so voll, daß die Arbeitslosen in furchtbaren Baraden übereinandergeschichtet schlafen müssen.
Die Belegschaft einer Fabrik in San Franzisko beschloß, als sie von diesem Elend erfuhr, 10 Prozent des ohnehin fargen Lohns an die ArbeitsLosen abzuführen.
Der Präsident des betreffenden Konzerns er Märte tags darauf:„ Wir müssen Lohnkürzungen vornehmen, da unsere Arbeiter in der Lage sind, freiwillig auf 10 Prozent ihres Einkommens für soziale 3wede zu verzichten."
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Bor zwei Wochen spendete ein New- Yorker Millionär für den Bau einer Kirche 12 Millionen Dollar. Es soll einer der schönsten Marmor Lurusbauten New Yorks werden. teuerster Art wird verwandt. Mit der Ausmalung der Wände sind die prominentesten Künstler be traut.( Ob der nach New York engagierte George Grosz unter ihnen ist, entzieht sich unserer Kenntnis.)
Derselbe Millionär gab für eine New- Yorker Kinderspeisung( 20 000 Rinder sind in der lezten Woche von den Schulbehörden nach Hause geschickt worden, weil sie entfräftet in der Schule zusammenbrachen und das
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nur allein in einem New- Yorker Bezirk) 120 Dollar( in Worten: Einhundertzwanzig Dollar). So viel ungefähr( was fag ich, viel mehr!) gibt die Frau dieses Herrn wöchentlich für fosmetische Artikel aus....
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Wohin geht Amerika ? Ein bekannter amerikanischer Volkswirtschaftler, der die Revolution in Rußland miterlebt hat, sagte fürzlich zu mir:„ Die Erbitterung bei uns ist fast eben so groß wie seinerzeit die Erbitterung gegen den Zarismus in Rußland . Das amerikanische Kapital ist der Zarismus des Geldes. Genau so unerbitterlich und genau so blind in sein Unglüc rennend. Man muß zuschauen, daß sein Unter gang dem Bolte zugute tommt!"