it un werde. Allein das deutsche   Volt ist seiner ungeheuren Mehrzahl

Ein nach kein Weizenbrot, weil ihm dieses zu theuer ist. Der eigen­rafter thümliche Troft des Reichs- Anzeigers" der dabei offenbar rübten die berühmte Rein- Rothstand- Rede des Herrn Reichskanzlers im Gebächtniß hatte, entspringt jener naiven Weltanschauung, welche weil die französische   Prinzessin einst während einer Hungersnoth vor eben der Revolution den schon einmal von uns zitirten Ausspruch haben un ließ: Wenn die armen Leute kein Brot haben, dann sollen 5 bere Kuchen essen." aften"

Das deutsche   Volk wird von diesem Weizentrost ebenso wenig 3 eine att werden, wie das französische von jenem Kuchentrost. Und Das wird in der Güte und Massenhaftigkeit des theueren ameri­Dien anischen und englischen Weizens teine Rechtfertigungsgründe Befehle dafür erblicken, daß ihm das Roggenbrot in dieser theuern Zeit daher noch um 25 pCt. vertheuert wird, damit die Herren Großgrund­Gelb befizer sich die Taschen mit Gold füllen können. Fort mit Dürdig den Kornzöllen! eraus

In Berlin   ist im verflossenen Jahre um 4 Millionen Mark rdung beniger Fleisch umgesetzt worden als im Vorjahre. In Mann­techtsheim wurden an Fleisch verbraucht im Jahre 1888 4877 000 Kilogr., r ben im Jahre 1889 4830 000 Kilogr und im Jahre 1890 4668000 nt als kilogramm. Die Frankf. 3tg." bemerkt dazu: Wir sehen hier tändige Abnahme des Fleischkonsums, trotzdem die Bevölkerung, einen wie die letzte Volkszählung ergab, einen jährlichen Zuwachs von Sozial 3500 Seelen aufwies. Legen wir diese wachsende Bevölkerungs­rdung fer einer Ermittelung zu Grunde, wie viel Fleisch auf den bas Kopf der Bevölkerung trifft, so erhalten wir für Nacht

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1888: 671/4

1889: 631/2 und 1890: 583/4 Rilogramm.

Gin Minderverbrauch also von 17 Pfund Fleisch pro Kopf olchen innerhalb drei Jahren.

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Auch die soeben veröffentlichte Statistik des Fleischverbrauchs in der Stadt Leipzig   liefert einen beachtenswerthen Beitrag zur Rothstandsfrage. Nach dieser Statistik ist in den letzten Jahren ganz bedeutender Rückgang des Fleischkonsums zu konstatiren. Während nämlich im Jahre 1888 täglich auf den Kopf der Bevölkerung 201 Gramm entfielen, beträgt der Minderverbrauch Jahre 1889 pro Ropf 26,7 pct. oder 53 Gramm.

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Bedenkliche Folge der Lebensmitteltheuerung. In Berlin  wurden in letzter Zeit und besonders auffällig in den letzten Bochen unverhältnißmäßig viel Kinder, hauptsächlich solche, welche Don den Eltern hülflos verlassen sind, der Armenverwaltung Jugeführt. Dr. Ludwig Fuld weist im Aprilheft der Illustr.

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Beitung" darauf hin, daß die neueste Statistit eine erhebliche Bermehrung der Bergehen gegen das Vermögen und Eigenthum achweise. Fuld bringt diese Vermehrung in Verbindung mit ben höheren Lebensmittelpreisen und weist dies nach durch graphische Darstellungen. Die Kurven der Lebensmittelpreise und Dieb­tähle bewegen sich wesentlich einander parallel.

Mai

Zittau  . Für den herrschenden Nothstand ein neuer Beweis die Thatsache, daß im Hauptzollamtsbezirk Zittau im Monat von Böhmen   33000 Brote, je sechs Pfund, die bekanntlich Reuerfrei über die Grenze gebracht werden können, eingeführt worden, und das nur in einem einzigen Hauptzollamtsbezirk. Aus Kunewalde marschiren täglich ganze Kolonnen mit Körben ach Böhmen  , um von dem Rechte der zollfreien Einfuhr den usgiebigften Gebrauch zu machen, und zwar befinden sich unter Denjenigen, welche sich billiges Brot und Mehl von jenseits der Brenze holen, auch viele Leute, die bei den letzten Wahlen lonservativ gestimmt haben.

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Aus Noth zur Diebin geworden. Mit dem Rufe: Haltet Diebin! wurde gestern in der Brunnenstraße eine Frau folgt und schließlich derart niedergeschlagen, daß sie eine schwere Shenwunde davontrug. Die Fran hatte von dem Wagen eines Reinickendorfer Bäders ein Landbrot gestohlen. Sie erzählte, fie Wittwe eines Tagelöhners sei, nicht einen Pfennig mehr um Leben gehabt, und, um ihren vier armen Kinderchen den Sunger stillen zu können, die Verzweiflungsthat begangen habe. Der Reinickendorfer   Landbrothändler beruhigte sich erst, als ihm in des Weges kommender Bauarbeiter 50 Pfennige für das Brot aus seiner Tasche gab. Derselbe veranstaltete nun unter der Menge eine Hutsammlung und in wenigen Minuten konnte der noch immer heftig Blutenden einen recht ansehnlichen Geldbetrag in den Schooß schütten.

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Die Kartoffelrevolte in Nowawes   wird möglicherweise noch ein Nachspiel vor Gericht haben, da einige Frauen, die dabei betheiligt, von den Gendarmen aufgeschrieben wurden. Als eine Frau arretirt werden sollte, rief sie dem Gendarmen zu: Dann holen Sie nur gleich noch meine sechs Kinder, die haben Hunger

und

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werden dann doch im Gefängniß gefüttert."

Die Preissteigerung der wichtigsten Lebensmittelpreise, sich auch vom Mai zu Juni 1891 fortgesezt hat, ergiebt

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fich aus den Durchschnittspreisen des preußischen Staates, welche Bureaus veröffentlicht. Darnach betrugen die Preise in Mark

,, Statistische Korrespondenz" des amtlichen statistischen

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für die Tonne 1000 Kilogr.( die Preise aus Mai 1891 sind Klammern hinzugefügt) für Weizen 235( 234), Roggen 208 1), Gerste 169( 168), Rocherbsen 240( 238), Eßkartoffeln ( 77,4), Richtstroh 51( 49,7), Eier Schock 292( 287), Weizen­( pro Kilo in Pfennigen) 40( 38), Roggenmehl 35( 34).

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wird, als die der Weber jetzt, die eben ständig dem Verhungern nahe find. Wenn die erwachsenen Weber nicht bereits so aus­gemergelt wären, so würde man zweifellos auch versucht haben, diese in den landwirthschaftlichen Betrieben anzustellen; aber ,, es lohnt nicht", deshalb fällt es den" Humanitätsaposteln" auch nicht ein, Zeit, Geld und Mühe für diesen Zweck zu verlieren.

Der Sklavenhandel.

Jm Bundesrathe ist beschlossen worden, dem Reichstage den Entwurf eines Gesezes, betreffend die Bestrafung des Sklavenhandels, vorzulegen. Es sind in dem Entwurfe äußerst strenge Strafen vorgesehen; die Theilnehmer und Veranstalter der Raubzüge sollen mit Zuchthaus bestraft werden, die Vers anstalter nicht unter drei Jahren; ebenso sollen alle Theil­nehmer mit Zuchthaus nicht unter drei Jahren bestraft werden, wenn bei dem Raubzuge der Tod einer der geraubten oder zu raubenden Personen herbeigeführt worden ist. Sklavenhändler und ihre Helfershelfer trifft Zuchthausstrafe von unbegrenzter Dauer; bei mildernden Umständen soll auf nicht weniger als brei Monate Gefängniß erkannt werden.

Wenngleich wir der Abschreckungstheorie in Afrika   noch weniger Wirkung zuschreiben, als im zivilisirten Europa  , so wollen wir wünschen, daß es gelingen möge, dem Sklavenhandel auf dem deutschen   Kolonialgebiete ein Ende zu machen, resp. ihn möglichst einzuschränken, damit die Zeitungen nicht wieder berichten können, dieses barbarische Unwesen bestehe dort nach wie zuvor. Wir haben mit den Menschenjägern und Menschen­händlern nicht das geringste Mitleid und gönnen ihnen die

Knechte

versende jede Bahnstation franco

zu billigen Preisen.

H. W. von Malczewski  .

Posen.

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Ein ,, Rittergutsbesizer" Kindler sucht für sein angeblich bei Rauen belegenes Gut ein Dienstmädchen. Ein solches meldete sich und wurde von der Nichte des Herrn von Berlin  abgeholt. Anstatt nach einem Rittergute brachte diese das un­erfahrene Mädchen in ein gewöhnliches Miethshaus zu Nauen  und von dort angeblich wegen Raummangels nach einem daselbst belegenen Restaurant mit Damenbedienung. Das Mädchen erklärte, daselbst nicht verbleiben zu wollen, wurde darauf nach dem erſterwähnten Hause zurückgebracht und dort in einem im dritten Stockwerk belegenen Zimmer eingeschlossen. Erst nach Verlauf von zwei Tagen gelang es der Gefangenen, fich Passanten bemerkbar zu machen und ihrer in Berlin   wohn­haften verheiratheten Schwester Nachricht geben zu lassen. Letz­tere reiste sofort nach Nauen   und veranlaßte die Rückkehr des Mädchens nach Berlin  . Der angebliche Rittergutsbesitzer" ent­puppte sich als der Gesindevermiether D., gegen welchen auf Grund der Anzeige des Mädchens die Untersuchung eingeleitet worden ist."

Wir glauben hiermit den Sklavenhandel in Deutschland  genügend nachgewiesen zu haben; auch die härtesten Kolonial schwärmer sollten hiernach einsehen, wie viel nöthiger wir im eigenen Lande eine strenge Untersuchung der angeführten Zus stände hätten.

härtesten, in dem Gesetze vorgesehenen Strafen. Leider fönnen Die Agitation unter den Kellnerinnen und die

wir uns keine Jufionen über die Wirkung des Gesetzes machen, denn der Sklavenhandel ist ein lohnender Erwerbszweig für eine ganze Bevölkerungsklasse gewesen und diese wird denselben Rampf gegen das Verbot des Sklavenhandels beginnen, wie etwa bei uns die Schmuggler gegen die Einfuhrverbote, womit wir die Schmuggler mit den Menschenhändlern natürlich nicht auf eine Stufe gestellt haben wollen.

Jm Uebrigen können wir uns in diesem Augenblicke, da wir von einer großen Theuerung bedroht sind, nicht gar so sehr für die Neger in Ostafrika   interessiren, und wir hätten es für viel angemessener gehalten, der Bundesrath hätte sich zu dem Entschlusse aufgerafft, de m ausländischen Getreide die Thore Deutschlands zu öffnen. Wenn wir billigeres Brot bekommen hätten, so wäre dies für ganz Deutsch­ land   bie Agrarier ausgenommen unendlich wichtiger und segensreicher gewesen, als die Bekämpfung des Sklavenhandels

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in Ostafrika  .

Aber das Gesetz hat in unseren Augen einen ungeheuren Fehler, den wir ganz befonders betonen müssen. Es ist zwar nicht ausdrücklich gesagt, daß sich seine Bestimmungen nur auf Ostafrit a beziehen, aber es geht dies aus dem ganzen Inhalt des Gesetzes hervor.

Wenn es nach unseren Wünschen ginge, so müßte das Gesez auch auf die Sklavenjäger und Menschenhändler in Deutschland   selber angewendet werden können, die weißen Sklaven stehen uns doch recht eigentlich näher als die schwarzen. Ganz entrüstet werden nun einige Tugendspiegel von Phi­listern sagen, bei uns gäbe es doch keine Sklaven.

Negerstlaven freilich nicht, und auch keine formelle Sklaverei, wie im Orient. Aber es giebt bei uns doch eine faktische Sklaverei und wir mollen den Tugendspiegeln einige Kategorien aufzählen.

Lamartine   nennt irgendwo die Abhängigkeit vom Kapitalis­ mus   ,, die moderne Sklaverei, gemildert durch den Arbeitslohn". Wir wollen aber von dem gesammten Proletariat gar nicht sprechen, sondern nur einige Beispiele von Menschenhandel   in der bürgerlichen Gesellschaft anführen.

Es giebt Händler mit ländlichen Arbeitern, die so unver schämt sind, ihre Waare" in den Blättern anzuzeigen. Daß die armen Tagelöhner dabei über den Löffel barbirt werden, versteht sich von selbst.

Aber das ist ein leichter Fall. Wir erinnern an die Menschenhändler, die es sich zum Geschäft machen, unglückliche Mädchen in öffentliche Häuser zu liefern. Diesem Menschenhandel kräftig zu steuern, läge mehr in Deutschlands   Intereffe, als den Stlavenhandel in Ostafrika  zu bekämpfen.

Der Menschenhandel   bringt auch in Deutschland   Zinsen nnd Renten ein. Ein flagranter Fall der Art spielte sich jüngst in Würzburg   ab, wo ein Haus, in dem sich ein Bordell befand, die Gerichte beschäftigt hat. Es stellte sich heraus, daß das Haus mit mehrfachen Hypotheken belastet war und daß die Hypothekenbesizer außer der 41/2 prozentigen Verzinsung auch noch eine besondere monatliche Abgabe von 100 bis zu 600 M bezogen, welche Summen natürlich ebenso wie die Zinsen da­durch aufgebracht wurden, daß die unglücklichen Weiber, die in dem Hause untergebracht waren, dem niedrigsten aller Gewerbe sich hingaben. Der Staatsanwalt sagte, für ihn stünde der Erwerb der Hypothekenbesitzer unter dem Erwerb der öffent­lichen Mädchen!

Auch die Fleischpreise sind im Monat Juni wieder in die Höhe gegangen. Dieselben betrugen pro Kilo in Pfennigen für Rind Meich 128( 127), Schweinefleisch 129( 128), Kalbfleisch 123( 122), Sammelfleisch 126( 125). Eine Preisminderung zeigten nur Qafer mit 173( 175), Linsen 420( 421), Heu 54( 54,9) und Gbutter 210( 231). Angefits der traurigen Ernteberichte aus Außland werden die Preise leider ihre steigende Tendenz auch öffentliche Häuser bestimmt waren. weiter beibehalten. Die Regierung wankt und weicht aber nicht.

Wir erinnern hier flüchtig an den Handel mit Kellnerinnen, die sich gänzlich in der Hand und Gewalt der sie ver- miethen­den Agenten befinden.

Wie den Agrariern bekanntlich Alles zum Besten dienen

Und ist doch kaum ein Jahr vergangen, daß man in Berlin  einen ganzen Transport von Mädchen aus Ostpreußen   auf­hielt, denen man vorgeredet hatte, sie sollen in gute Dienst­stellungen kommen, die aber in Wahrheit zum Verkauf an

Solcher Fälle könnten noch viele andere aufgezählt werden und es wäre wohl verdienstlich, wenn man den europäischen  

als bisher geschehen.

muß, um ihre Taschen zu füllen, so machen sich die schlesischen Menschenhändlern und Sklavenjägern energischer zu Leibe. ginge, Großgrundbesitzer auch die Noth unter den schlesischen Bebern zu Nuke. Diese zahlen, wie ihre Brüder in Ost- und Bestpreußen, Posen 2c., ihren Arbeitern bekanntlich solche Hunger­löhne, daß dieselben dabei nicht zu existiren vermögen und ihr feil im Westen fuchen. Die Sachsengängerei" hat den land wirthschaftlichen Arbeitgebern" in jener Gegend schon manche Ropfschmerzen verursacht, und man hat hin- und hergesonnen, Die bem Arbeitermangel abzuhelfen sei,

Löhne

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ohne daß man mehr

zu zahlen branche. Mehr kosten dürften etwa zu ergreifende

Raßregeln natürlich nicht; denn sonst verfehlten sie ihren Zweck. Jetzt ist es den schlesischen Grundmagnaten gelungen, ein neues Shlesischen Weberfamilien werden, wie der Provinzialausschuß die Absicht hat und wozu er einstweilen eine Summe von 2000 M.

1s

zu finden, das ihnen helfen soll. Die Kinder der armen

Versuchsspesen" auswarf, ihren Eltern für 30 Mark pro

opf und Jahr abgemiethet, zur Landwirthschaft überführt und finder auf diese Weise untergebracht werden. Natürlich verfehlen fort beschäftigt. Nach und nach sollen im Ganzen 500 Weber­bie Großgrundbesitzer nicht, sich dabei als Menschenfreunde, die dem Elend verfallene Proletarierfinder dem legteren zu entreißen Sumanität und Nächstenliebe. Ob sich aber diese unglücklichen Rinder eines degenerirten Voltes unter dem Joche dieser Herren späterhin viel besser stehen werden, als jetzt ihre Eltern, muß billigerweise erst abgewartet werden, wenn ja auch nicht ge= leugnet werden kann, daß ihre Lage nicht eine so traurige sein

opfermuthig sind, aufzuspielen; ste triefen förmlich von

So lange aber dies nicht geschieht, können wir uns weniger um Afrika   bekümmern. Wir wünschen den armen Regern alles Gute, da ihnen die" Zivilisation" ohnehin manchmal sonderbar genug vorkommen wird; aber in diesem Fall sind wir wahre Patrioten und Deutschland   liegt uns näher als Afrika  .

Zum weiteren Beweis lassen wir eine Notiz folgen, die beffer als alles Angeführte beweist, daß auch bei uns der Stlavenhandel noch in Blüthe steht.

" Bum Handel mit Menschenfleisch. Die Arbeiterpreffe hat sich in lezter Zeit viel mit den Geschäftspraktiken verschiedener Vermittler ländlicher Dienstboten, namentlich solcher aus den öftlichen Provinzen importirter, beschäftigt, wobei besonders ein Herr Romberg in Berlin   nicht gut weggekommen ist. So stan­dalös auch dessen Inserate, worin er Knechte, Mägde usw. ,, offerirte", waren, die nachfolgenden sind noch empörender. Hier werden die Arbeiter thatsächlich wie eine Waare, wie Ziegel­steine, Kartoffeln oder fette Gänse behandelt. Wir entdeckten die beiden Inserate zufällig in der Zeitung Industrie und Landwirthschaft" vom 18. März 1891.

Dort stand zu lesen:

Fabrik- Arbeiter find zu haben bei H. W. von Malczewski  . Posen. Gegründet im Jahre 1882.

bürgerliche Preffe.

-

Das Verhalten der bürgerlichen Presse gegenüber der von Seiten der Sozialdemokratie eingeleiteten Agitation unter den Kellnerinnen Berlins   hat diese Presse wieder einmal in ihrer ganzen Verkommenheit gezeigt. Es war längst bekannt, daß die Zustände im Kellnerinnengewerbe in wirthschaftlicher und sitts licher Beziehung sich allmählich zu einem Mißstand ausgebildet haben, welcher dringend der Abhülfe bedarf. Auch die Bours geoisie wußte das, und die besseren von den bürgerlichen Blättern hielten sich in früheren Jahren sogar für verpflichtet, gelegentlich einmal dagegen zu schreiben. Trozdem fiel es Niemandem ein, ernstlich Hand anzulegen, um Abhülfe zu schaffen. Die Zu­stände in den Kellnerinnentneipen wurden sorgfältig konservirt, denn sie waren ja unentbehrlich zum Amüsement der Bourgeois­söhne. Man verhielt sich dem Kellnerinnenunwesen gegenüber nicht anders als gegenüber der Prostitution, die man ja auch gelegentlich als Bestbeule" bezeichnet, um sie gleich darauf als Nothwendigkeit" zu vertheidigen. Und wer sich zur Kellnerin oder gar zur Prostitution hergiebt, sagt die Bourgeoisie-her­geben muß, möchten wir sagen, der ist ja gut genug dazu. Als endlich vor wenigen Wochen die Beseitigung der Miß­ftände im Kellnerinnengewerbe von der Sozialdemokratie ge­fordert und eine darauf abzielende Agitation begonnen wurde, da wurden die leitenden Personen von der bürgerlichen Presse nicht nur nicht unterstützt, sondern es wurde ihnen geradezu ent­gegengearbeitet. Die wirthschaftliche Lage der Kellnerinnen war mit einem Male gar nicht so schlimm, und über die sittlichen Bedenken suchte man sich dadurch hinwegzuhelfen, daß man das schamlose Treiben plöglich als liebenswürdigen Leichtsinn ansah. Die freikonservative ,, Post" begleitete die Ankündigung der ersten Kellnerinnen- Versammlung mit hämischen Bemerkungen, und das freisinnige" ,, Kleine Journal" ließ sich dadurch zu einer lüfternen Schilderung der berüchtigsten Berliner   ,, Damentneipen" begeistern. Die Ankündigung wurde auch von den meisten anderen bürger­lichen Blättern gebracht, nahm sich darin aber fast wie ein leiser Wink für den gebildeten" Mob Berlins   aus. Sie wurde denn auch als Wink aufgefaßt, und der gebildete" Mob that sich mit bem ungebildeten" zusammen, um die Versammlung zu stören. Fast die gesammte Presse Berlins   und der größeren Provizial­städte brachte sensationell zugeftugte Berichte, deren Absicht un­verkennbar war, die Bewegung zu diskreditiren. Sämmtliche Blätter, mit Ausnahme eines einzigen, brachten auch die vollen Namen der Kellnerinnen, welche in der Versammlung zu sprechen gewagt hatten; zum Glück waren die Namen aber meist in ver­stümmelter Form wiedergegeben worden. Ein einziges Blatt wagte, auf den tiefen Kern der in wirthschaftlicher wie sittlicher Beziehung berechtigten Bewegung hinzuweisen.

Die humoristisch" pikanten Berichte über die ersten Ver sammlung bewirkten, daß sich zur zweiten Versammlung, in welcher Frau Ihrer- Velten über die wirthschaftliche Lage der Frau im Allgemeinen und der Kellnerinnen im Besonderen" sprach, alle radaulustigen Elemente einfanden, welche den eigent­lichen Zweck der Versammlung dadurch zu vereiteln suchten und theilweise auch vereitelt haben, daß sie den Saal lange vor Er­öffnung besetzten und so den erst später von ihrer Arbeit frei werdenden Kellnerinnen den Zutritt unmöglich machten. Ueber die pöbelhaften Skandale, welche der gebildete" Mob in der Versammlung wie draußen auf der Straße verursachte, hat die bürgerliche Preffe aller Parteischattirungen, die Muckerpresse dies­mal nicht ausgeschlossen, gewissenhaft berichtet. Unter dem Schein sittlicher Entrüftung hat sie ihren Lesern einen gepfefferten Bericht vorgesetzt, von dem sie genau wußte, daß er die eigent­lich beabsichtigte Wirkung, dem sensationslüsternen Lesepublikum ein prickelndes Behagen zu verschaffen, nicht verfehlen würde. Die meisten Blätter hatten übrigens den Muth, einzugestehen, daß die Radaumacher dem sogenannten anständigen" Publikum angehört haben. Nur die Freifinnige Zeitung" hat die be­treffende Stelle in dem gleichlautenden Bericht gestrichen, ent weder weil sie ihre Leser, die jedenfalls mit Radau gemacht haben, nicht beleidigen wollte, oder weil sie den Glauben erwecken wollte, daß diese schamlosen Auftritte den Sozialdemokraten zu­zuschreiben seien. Das Kl. Journal" wird plößlich sittsam und giebt den Leitern der Bewegung gute Rathschläge, wie die Wiederholung solcher Szenen in Zukunft zu verhüten sei. Wir möchten das von pikantem Schmuz lebende Blatt gleich den anderen bürgerlichen Blättern bitten, uns mit ihren Rathschlägen zu verschonen und lieber in Zukunft über die Kellnerinnen­versammlungen teine sensationell zugeftuzten Berichte zu bringen, die das radauluſtige Publikum anlocken. Für die Skandale, die sich aus Anlaß der lezten Versammlung ab­gespielt haben, ist einzig und allein die bürgerliche Presse, die sich jezt so darüber entrüstet, verant wortlich zu machen.

Geradezu widerlich wirkte es, wenn Blätter, in deren Spalten fich fast täglich allerlei lüsterne Histörchen finden, ob der in der Versammlung gehaltenen Reden schamhaft ihr Gesicht bedecken zu müssen glauben. Der Berliner Börsen- Courier" schreibt z. B.: " Die Ausführungen sind nicht einmal anzudeuten, geschweige wiederzugeben." Ja, das beweist doch nur, daß die Agitation unter den Kellnerinnen berechtigt ist. Oder wünscht das Blatt vielleicht, daß diese Zustände, die ihm so häßlich dünken, daß es sie seinen zartfühlenden Lesern nicht einmal andeuten möchte, noch länger bestehen bleiben? Ein Herr, der mit einer Kellnerin ulfte", heißt es dann weiter, um das angeblich unzüchtige Treiben der Kellnerinnen zu kennzeichnen, sollte hinausgewiesen werden".