mit Hilfe einiger Prinzipale dem Manne übergeben der uns in unverantwortlichster Weise ausbeutete und bei Bergebung der Stellen schaltete und waltete wie er wollte. Wer von den Kolleginnen würde zu diesem Unwesen von Neuem die Hand bieten? Wir würden an der Einigkeit, die uns bisher beseelt, zweifeln, wenn sich auch nur eine Kollegin fände, welche sich durch Unterschrift oder Versprechen verleiten ließe, diesem neugeplanten Unterdrückungsversuch die Hand zu bieten, und ersuchen wir die Kolleginnen, die herunigehenden Liften zur Einzeichnung der Namen nicht zu unterschreiben. Zwar erzählt man, daß die selben zur Gründung eines unentgeltlichen Arbeitsnachweises seien; auch wir beschäftigen uns mit der Frage, den Arbeitsnachweis gratis einzuführen. Zu diesem Zwed, und um Klarheit in dieser Angelegenheit zu schaffen, findet eine öffentliche Versammlung aller in Buch- und Steindruckereien, sowie Schriftgießereien beschäftigen Silfsarbeiterinnen am Donnerstag, den 25. Juni, Abends 8 Uhr, bei Gratweils, Rommandantenstr. 77-79, ftatt. Tagesordnung: 1. Die Nothwendigkeit des Arbeitsnachweises. Referent Ph. Schmitt. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes. Indem alle Kolleginnen die Wichtigkeit dieser Versammlung anerkennen werden, hoffen wir auf einen zahlreichen Besuch. Der Vorstand. Bitte von Hand zu Hand zu geben." Hierzu wird uns noch mitge theilt, daß sich leider einige Mitglieder durch den Köder des un entgeltlichen Arbeitsnachweises haben täuschen lassen und ihre Namen zu diesem Unternehmen hergegeben haben. Wir können aber nur annehmen, daß jene Personen sich die Folgen ihrer Handlungsweise nicht überlegt, daß sie die wahren Absichten derjenigen nicht durchschaut haben, welche dahinter stehen. Dieselbe Günstlingswirthschaft u. s. w. würde auch bei dem neuen Unternehmen wieder zu Tage treten, wie es vor Gründung des jetzt bestehenden Arbeitsnachweises der Fall war. Deshalb, Kolleginnen, wenn Ihr Euch nicht ins eigene Fleisch schneiben wollt, gebt Euch nicht zu Manipulationen her, die ges eignet sind, Euer ganzes Vereinsleben zu untergraben. Wer aber bisher wirklich so naiv war zu glauben, daß es sich bei diesem Unternehmen nur um einen unentgeltlichen Arbeitsnachweis handele, würde sich bei Benutzung desselben bitter getäuscht sehen. Wie aus einem von dem Verein Berliner Buchdruckereibesider und von der Innung unterzeichneten Zirkular an die Hergen Prinzipale hervorgeht, müssen die Arbeitsuchenden bei ihrer Meldung 20 Pf. für einen Ausweisschein zahlen. Außerdem hat jeder Prinzipal für eine zugewiesene Punttirerin 50 Pf., eine Anlegerin 30 Pf. nnd eine Bogefängerin 20 Pf. zu zahlen. Der Verein hat bisher von seinen Mitgliedern 30, 20 und 10 Pf. verlangt, aber auch das wird fortfallen, da die Inanspruchnahme des Arbeitsnachweises, wie aus obenstehendem Birkular hervorgeht, unentgeltlich werden soll.
Leipzig . In der Grumbach'schen Offizin ist ein Konflikt der Punttirerinnen und Anlegerinnen mit dem Geschäft ausge brochen. Vierzehn Arbeiterinnen haben gekündigt. Grund; unwürdige Behandlung seitens der Leitung.
Der Verein Lehrkursus der Arbeiter und Arbeiterinnen zur ersten Hülfe bei Unglücksfällen" tagte am 26. Juli in Feuerfteins Salon, alte Jakobstr. 75. Der leitende Arzt, Herr Dr. Bernstein, sprach über Erkrankungen und deren Verhütung, über bie Ursachen des Unterleibs- und des Fleckentyphus, ferner über Luft, Licht und Reinlichkeit in den Wohnungen. Hieran schloß fich ein gemüthliches Beisammensein. Die nächste Bersammlung findet Montag, den 24. August, in Feuersteins Salon statt. Gäste, Damen und Herren, willkommen. Lezte Aufnahme zur Kremserpartie Freitag Abend bei Kanzow, kleine Kurstr. 10. ,, Neuer Kurs", alte Praxis. Salle. An die Borsigende des hiesigen Frauen- Vereins, Frau Grothe, ist folgendes Schreiben eingegangen:
Die diesseitigen Beobachtungen haben mit Bestimmtheit ergeben, daß der Verein für Frauen und Mädchen aus Halle a/ S. und Umgegend" die ausgesprochene Tendenz der Erlangung gleicher politischer Rechte mit den Männern hat, und fortgesett politische Gegenstände erörtert. Diese Vereinigung muß daher als ein politischer Verein im Sinne bes§8 des Vereinsgesetzes angesehen werden. Da aber nach§ 8 des Vereinsgesetzes vom 11. März 1850 Frauen ant ben Bersammlungen politischer Bereine nicht theilnehmen dürfen, so wird der Verein auf Grund des gedachten Paragraphen, vorbehaltlich des gegen die Betheiligten gesetzlich einzuleitenden Strafverfahrens, hierdurch für polizeilich geschlossen erklärt. Die Polizei- Verwaltung. J. V.: von Holly." Wann wird man aufhören, die größte Hälfte der Staatsbürger rechtlos zu machen? Jezt ist man ja sogar im gemüthlichen Sachsen bereits weiter fortgeschritten, dort dürfen Frauen nun Mitglieder politischer Vereine sein.
Amsterdam . Hier hat ebenfalls eine Versammlung von Frauen stattgefunden, deren Hauptaufgabe die Wahl einer Delegirten zum Brüsseler Rongreß war. Gewählt wurde hierzu Fräulein Drucker. Die Kosten hierfür sollen durch Sammeln auf Listen aufgebracht werden. Dann hielt Frl. D. einen Vortrag über" Frauenarbeit", der sehr beifällig von der Versammlung aufgenommen wurde.
Allerlei aus aller Welt.
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Köln . Verhaftung einer Engelmacherin". Großes Aufsehen erregte hier die Verhaftung der Wittwe Scholz. Die Frau machte ein Gewerbe daraus, Kinder diskreter Geburt" und Sonstige Kinder in Pflege zu nehmen. Schon eine Zeitlang schwirrten in der Gegend allerlei Gerüchte über das Treiben der Frau, welcher so auffallend viele Kinder, für deren Pflege fie bezahlt wurde, starben. Dem Gerüchte nach sollen in den letzten Monaten von 14 bei ihr in' Pflege gewesenen Kindern 6 ge= storben sein. Die letzten Wochen hatte sie vier kleine Kinder in Pflege, von welchen eins vor 14 Tagen, ein zweites vorgeftern starb. Nachbarn, welche die Frau beobachtet und denen das Aussehen der Kleinen aufgefallen war, hatten bei der Polizei den Verdacht ausgesprochen, daß die Frau eine„ Engelmacherin" sei. Die Leiche des zuletzt gestorbenen Kindes wurde gestern auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft amtlich untersucht und es stellte sich heraus, daß das Kind, welches vollständig abgezehrt war, aus Mangel an Nahrung gestorben sei. Die Kriminalpolizei forscht eifrig nach, um festzustellen, ob die Frau noch den Tod der früher verstorbenen Kinder in ähnlicher Weife veranlaßt hat. Jene ,, diskreten Kreise" sind aber vor allen Dingen ihre Kinder los. Wenn ein armes Mädchen aber ihr Kind ,, diskreter" Abkunft aus der Welt schafft, so ist sie eine Kindesmörderin und das von Rechts wegen.
Leipzig . Vor dem hiesigen Landgericht wurde einer jener Arbeitgeber zur Verantwortung gezogen, welcher durch seine soziale Stellung auch über den Leib des Arbeiters bezw. der Arbeiterin Herr zu sein glaubte. Der Kaufmann Julius Gattel stellte an die zu engagirende Verkäuferin unfittliche Ansinnen und wurde für die erste Beleidigung" eine Strafe von 5, für die zweite eine solche von 4 Monaten Gefängniß ausgeworfen; diese Strafen wurden in eine Gesammtstrafe von 7 Monaten umgewandilt.
Frankfurt a. M. Frl. Dr. med. Elisabeth H. Winter. halter, in Zürich approbirter Arzt, hat sich als Spezialiſtin
für Frauenkrankheiten und Geburtshülfe in unserer Stadt nieber. gelaffen. Der Ruf, hervorragende Kenntnisse und besondere Geschicklichkeit zu befizen, geht ihr voran und sichert ihr eine bedeutende Zukunft. Es dürfte von besonderem Interesse sein, daß fie in Stockholm unter Dr. Thure Brand: die Maffage für Frauenleiden eingehend studirt hat.
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Neue Kaffeefälschung. In dem legten Heft des Monats= blattes gegen Verfälschungen" berichtet Dr. van Hamel Roos folgenden merkwürdigen Fall der Kaffeeverfälschung: Bis jetzt haben wir wiederholt Gelegenheit gehabt, unsere Leser über Kunstkaffeebohnen zu unterhalten, d. h. über nachgemachte Bohnen, welche aus einem Teig verfertigt sind, in welchem ein wenig gemahlener Raffee vorkommt. Die Erfindungskraft des Betruges fennt aber keine Grenzen, und da sich die berufsmäßigen Vers fälscher sagten, daß sie mit der ferneren Lieferung fünftlicher Kaffeebohnen auf feinen weiteren grünen Zweig kommen würden, nachdem das Publikum einmal hinter diese Schliche gekommen ift, so schlugen fie einen anderen Weg ein, der sicherer zum Ziele führt. Sie lassen nämlich die Bohne in ihrem natürlichen Zustande, fügen derselben einen harmlosen und unschädlichen Firniß bei, entziehen ihr aber auf künstlichem Wege alle die Bestand theile, welche dem Kaffee den eigentlichen Werth geben. Solche Kaffeebohnen haben eine sehr dunkle Farbe, aber bei der mikrostopischen Untersuchung fällt es alsbald auf, daß trop der vollständig natürlichen inneren Struktur die in gutem Kaffee stets vorhandenen Delfügelchen gänzlich fehlten. Die chemische Analyse bewies sowohl durch den geringen Extraktgehalt als durch andere Bestimmungen, daß die Verfälscher auf sehr listige Weise zu Werke gegangen sind; denn der gebrannte Kaffee war augenscheinlich zuerst mit dem einen oder andern Extraktmittel be= hufs Fabrikation von Kaffee- Extrakt feiner öligen Bestandtheile beraubt, dann aufs Neue gebrannt( daher die schwarze Farbe) und mit ein wenig Zucker überfirnißt worden, um den Bohnen das echte Aussehen zu geben. Man müßte derartige Bohnen eigentlich als gefirnißter Kaffeesaz in natürlicher Bohnenform" bezeichnen. Da diese Art der Verfälschung noch sehr jungen Datums ist, wird es gut sein, jetzt schon darauf aufmerksam zu machen.
Lehne bei Panschwig. Die Dienstmagb Sbeschny beim Gutsbesizer Hanske tödtete am Sonntage ihr neugeborenes Kind. Die Mutter ist 41 Jahre alt.
Was ein Bourgeoissohn werth ist. Ein neunjähriges Mädchen in Künzburg( Schwaben ), das den sechsjährigen Knaben eines reichen Bourgeois vom Tod des Ertrinkens rettete, erhielt von demselben zehn fennige Belohnung!
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eine Rede, in der er den Gerüchten über baldige Neuwahl entgegentrat. Salisbury gab jüngst den Plan fund, die Unen geltlichkeit bes Schulunterrichts in England herbeizuführen, we halb man baldige Neuwahlen kommen sehen wollte, für weld der Plan eine Lockspeise Wahlparole für die Regieru sein sollte. Jezt könnte man indeß umsomehr die Behauptu des Ministers, daß Neuwahlen nicht so bald stattfinden würde bezweifeln, denn er ist bemüht, die Stellung des Kabinetts bu Reformvorschläge aller Art zu stüzen. In seiner Rede ftellte eine Wahlreformvorlage in Aussicht, nach welcher selbständig Frauen das Stimmrecht erlangen, des Lesens Schreibens untundige Wähler, welche in Irland von Priester beeinflußt würden, das Stimmrecht einbüßen würden. Homer für Irland habe im britischen Volte keine Fortschritte gema die jüngsten Ereignisse hätten Homerule unmöglicher gemacht je. An Stelle der agrarischen Spekulation in Irland wäre ei fleritale Berschwörung getreten. Leichter ist es dem Minis sich nach dem Parnellstandal und nach den Wahlniederlagen Barnelliten gegen Homerule zu wenden. In der That Barnell durch sein Verhalten der Pfaffenpartei Boden verscha Doch ist daraus noch keineswegs auf eine zukünftige klerita Partei im Parlament zu schließen.
Eine Milchpanscherin vor Gericht. Die ehemalige fizerin des Zscheckwißer Rittergutes und jezige Rentiere Blajewis, Marie Eifler, ist beschuldigt, Milch mit Spülwa versezt und verkauft zu haben. Ihre damalige Wirthschafte leistete ihr hierbei Hülfe. Die E. bestreitet, das Quantum 2--3 Liter Wasser der Milch zugesezt zu haben. Sie habe Milchgelten täglich mit frischem Wasser ausspülen lassen und dasselbe nachher in eine Milchkanne geschüttet worden. Zeugenaussage hat zur Genüge ergeben, daß frisches Waffer die gemolkene Milch gegossen wurde. Dieses Verfahren sei f regelmäßig und zwar fast jeden Tag wiederholt worden. muß bahingestellt bleiben, ob die Wirthschafterin im Einver ständniß oder auf Geheiß ihrer Herrin gehandelt habe. Straffammer verurtheilte die Eifler wegen Uebertretung wurde wegen Beihülfe hierzu za 30 M verurtheilt.
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Nahrungsmittelgefeges zu 300 M Strafe, die Wirthschafterin
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Eine für die ,, chriftliche Zivilisation" bezeichnende richt tommt aus Kharium am Nil, in welcher Stadt, wie französische Zeitschrift L'Afrique" mittheilt, die Araber rüftungs- Versammlungen abgehalten haben, in denen sie den Schnapshandel der„ Christen" protestirten. schlagten über Maßregeln, durch welche die Einfuhr von tuosen in Afrika verhindert werden könnte, wobei sie auf christlichen Völker schalten, welche hartnäckig das Land mit ih höllischen Getränken überschwemmen, und beschlossen, daß
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die bei diesem schändlichen Handel ertappt würden, ohne Gnabe
als Sklaven verkauft werden sollten.
Furchtbare Franenrache. Berichten aus Treviso zufo wurde der dortige Jahrmarkt durch eine blutige Schreckensfent
gestört. Ein an die 60 Jahre zählender Herr hatte sich gegen eine 29jährige, auffallend schöne Bäuerin einige Vertraulichkeiten erlaubt. Die Frau wurde dadurch derart in 3orn und Ent rüstung versetzt, daß fie plöglich auf offenem Markte mit ein scharf geschliffenen Sichel ihrem Verfolger den Kopf fast Rumpfe trennte. Derselbe blieb sofort todt.
Mustralien, dessen Frauen schon seit Jahren das Recht
Gemeindewahl befizen, dürfte dasselbe in nicht zu langer get auch auf die politischen Wahlen ausdehnen. Im Abgeordnete hause von Neuseeland ist ein von Sir John Hall eingebrad darauf bezüglicher Antrag mit großer Majorität angenom
worden.
Ein furchtbares Bild des Grauens und Elends wird der Boff. 3tg." aus Paris mitgetheilt: Ein Mitglied des Pariser Gemeinderaths, Berry, arbeitet an einem Bericht über die Aus: beutung armer Kinder in Paris . Aus den ermittelten Thatsachen schließt Berry, daß es hier eine Art Genossenschaft giebt, welche fich auf Ausbeutung der Kinder verlegt. Von 1881 bis 1890 wurden nicht weniger als 4040 Kinder unter 16 Jahren wegen Bettelei verhaftet, außerdem aber 13 732 Mädchen unter 16 Jahren wegen Prostitution. Jm Viertel Saint- Victor, unweit des Jardin des Plantes , nisten Unternehmer, welche armen Familien Kinder von 8-10 Jahren zu entleihen suchen, um sie als Bettelmufi: fanten auszubeuten. Innerhalb zwei Monaten etwa läßt man dieselben von Morgens bis Abends auf der Geige, Ziehharmo nita usw. einige Stücke einüben. Dann werden dieselben aus: gesandt, um in Kaffee-, Bier- und Wirthshäusern, auf Höfelt und Dor den Häusern durch ihre Musik Rupfermünzen herauszulocken. Die Ernte muß reichlich ausfallen, denn der Unternehmer, an welchen die Kinder dieselbe Abends abliefern müssen, zahlt den Eltern bis 5 Fr. für jedes Kind täglich, macht aber gute Geschäfte dabei. Meist sind es ausländische, besonders arme italienische, polnische und russisch jüdische Familien, welche ihre Kinder zu bieser Ausbeutung hergeben. Berry entdeckte eine wahre Höhle, in der etwa 40 Kinder auf diese Weise Musik lernten. In einem Kaffeehaus fragte Berry den Bettelmusikanten, warum er trinke? Weil mir geboten ist, stets ben Gästen zu gen, daß ich Durst habe, war bie Antwort. Der Unternehmer dieser Jungen erhält sicher von dem Kaffeewirth einen Antheil der Einnahme, versichert Berry. Andere Unternehmer befergen die Verleihung der Wickelkinder. Sie verschaffen sich dieselben von den Ammen, welche bei den Vermittlerinnen auf Stellen warten und froh sind, ihre Säuglinge Tags über oder Abends los zu werden. Auch an den Bahnhöfen werden mit Säuglingen ankommende Provin zialen angegangen. Anderseits bringen arme Mütter täglich ihre Säuglinge dem Unternehmer zum Ausleihen an gewerbsmäßige Bettlerinnen. Die Mütter erhalten 1-1,60 Fr. den Tag, an Festtagen bis 5 Fr. Der Unternehmer nimmt natürlich höhere Preise. Meist sind es dieselben Unternehmer, welche Mädchen von 10-16 Jahren anwerben oder leihen, um sie als Blumenhändlerinnen auf Beute auszuschicken. Dieselben verfallen meist schnell der Prostitution. Eine Anzahl Kupplerinnen und Schlep perinnen, welche meist im Viertel Clichy wohnen, verlegen sich darauf, junge Mädchen anzuwerben. Sie durchstreifen die besseren Stadtviertel zur Frühstücksstunde, um die jungen Näherinnen, Blumenmacherinnen 2c. auf den Gassen oder in den Frühstücksstuben anzureden und anzuwerben. Entweder verständigen sie sich mit den Mädchen selbst, oder aber sie gehen zu den Eltern, besonders den Müttern, um das Geschäft abzuschließen. Ein Mädchen erhält zehn Franken den Tag, wenn es einwilligt, in einen der vielen Puzmacher, Wäscherei- usw. Läden einzutreten, welche unter diesem Deckblatt nur der Prostitution dienen. Es hält daher schwer, derselben beizukommen, wie überhaupt der gesammten Prostitution.
Also läßt sich die" Tante Voß" aus Paris mittheilen. Und doch, wer ist es, der solche schauderhaften Verhältnisse schafft? Ist es nicht das System des Privatkapitalismus, dessen Hauptvertreter in der Klique des Vossischen Zeitungs- Freisinns zu finden sind, welches solche Unmenschlichkeiten erzeugt hat, welches bas Elend der Armen auf jene Spize getrieben hat, daß ihnen fein Mittel zu ekelhaft ist, um mit seiner Hülfe den Hunger zu überwinden? Das ist echte Freisinns- Art, in rührseligen Schilderungen über das menschliche Elend zu jammern, aber die Urs sachen dieses Elends als unantastbar zu hegen und pflegen. Das System der egoistisch kapitalistischen Ausbeutung der Gesammtheit durch einige wenige große Schmaroger ist die Wurzel, aus der der Kinderverkauf durch die eigenen Eltern und alle Lafter der Prostitution hervorgehen mußten. Wer jenes System nicht an rühren will, kann auch dieses Elend nicht beseitigen. Die Freifinns Maulhelden werden kein Tipfelchen daran ändern, denn ihr Befigerinteresse, ihr Klassenvortheil, ihre verlogene Ehewirthschaft haben das selbst geschaffen. Wer helfen will, der beseitige das System, vernichte die Trennung der Arbeiter von den Arbeitsmitteln, sei Sozialdemokrat!
Paris . Ein gutes Urtheil. Ein merkwürdiger Zwischenfall ereignete sich vor dem Ziviltribunal von La Flèche. Ein junges Mädchen verklagte ihren Verführer, welcher versprochen hatte, sie zu heirathen. Sie verlangte Alimente für ihr Kind. Der Präsident beschied beide Parteien zu sich und hielt ihnen eine so ergreifende Rede, daß Beide ihn unter Thränen baten, den Tag ihrer Hochzeit zu bestimmen. Der Präsident bestimmte den 2. Juni und strich die Klage aus den Akten.
England. Bei einem Bankett des United Klubs in der St. James- Halle hielt der englische Ministerpräsident Salisbury
Literarisches.
Mein Abschied von der Kirche, zwei Vorträge von Nieuwenhuis , aus dem Holländischen in's Deutsche überset H. Harders und E. Groth,
-
DON
das ist der Titel einer fleinen Broschüre, welche in gefälliger Ausstattung im Verlage Volkswacht" zu Bielefeld erschienen ist. Domela Nieuwenhuis
"
Name hat einen guten Klang unter den Sozialdemokraten
ber
aller
Länder. Der jetzige Führer unserer holländischen Parteigenoffen war bekanntlich Jahre lang evangelischer Geistlicher der hollän
feiner Dit
dischen Kirche, aus der er austrat, als er das Unverträgliche amtlichen Stellung mit seinen Anschauungen erkannt hatte. zweier Reden dargelegt, deren sachliche Sprache ebenso für Lautere Gesinnung, wie deren reiche Gedankenfülle von geiftigen Bedeutung des Redners zeugt.
Gründe dieses Austritts sind in dieser Broschüre in der Form
-
bie
Es kann feinem
Waffe
Zweifel unterliegen, daß diese Schrift sich als brauchbare auch in Deutschland gegen unsere Gegner im Talar erwe wird; gerade jezt dürfte eine von so berufener Seite
Begebene
Schilderung der Kirche, ihres Wesens und ihrer Bedeutung angesichts der erfolgten Mobilmachung des geistlichen Standes in Deutschland gegen die Sozialdemokratie ein ganz besonderes
Intereffe beanspruchen. Der geringe Preis von 25 Pfg. diese Agitationsschrift zur Massenverbreitung geeignet.
Jm Verlage der Buchhandlung des Vorwärts",
macht
SW., Beuthstr. 2, ist soeben erschienen: Gewerbe- Ordnung
H
für das Deutsche Reich. Mit erläuternden Anmerkungen
ausführlichem Sachregister. Preis gebunden 1 M. Das fog Arbeiterschuß- Gesez, das in der letzten Seffion des Reichstags zu so eingehenden Debatten Anlaß und unseren Abgeordneten
Gelegenheit zu wirksamer Kritik der gegenwärtigen verhältnisse bot, figurirt im Reiche nicht, wie in
Arbeits
anderen
einen Theil der deutschen Gewerbe- Ordnung. In der Gewerbe Staaten, als selbstständiges Fabrikgesetz, sondern bildet nut Ordnung werden bekanntlich folgende Verhältniffe geregelt: Stehender Gewerbebetrieb; Gewerbebetrieb im Umherziehen liche Arbeiter( Gesellen, Gehilfen, Lehrlinge, Betriebsbeamte, Werkmeister, Techniker, Fabrifarbeiter); Gewerbliche Hilfskaffen;
Marktverkehr; Tagen; Innungen von Gewerbetreibenden;
Statutarische und Strafbestimmungen.
Gewerb
Es ist dies Buch auch von ganz besonderer Wichtigkeit gewerbliche Arbeiterinnen und wird diesen gute Dienste
für
Leiften.
Es ist jedem Fachverein die Anschaffung desselben sehr zu
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Weg
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Dis
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Kleine Mittheilungen: Wie Fürsten sich amüfiren. Schmus als Grund zur Heiligung. Sittenlosigkeit im Batilan Zur Keuschheit der Nonnen. Geistliche Wissenschaft. Nußen i Beilage: Moderne Feuilleton: Bibliothet:
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